Kali

Aus Yogawiki

1. Kali (Sanskrit: काली Kālī f. "Die Schwarze") ist im Hinduismus die Göttin mit dem Aspekt des Todes und der Zerstörung, aber auch der Erneuerung. Sie ist eine Form der Durga. In manchen Shakti und Tantra Traditionen (Shaktismus) wird Kali als die Höchste Göttin bzw. einfach als "Göttliche Mutter" verehrt.

Shiva muss Kali bremsen.

In vedischen Zeiten brachte man ihren Namen mit Agni (Feuer) in Verbindung. Agni hatte sieben flackernde Zungen, die gerne Opfergaben aus Butter verschlangen. Von diesen sieben Zungen verkörperte Kali die schwarze oder fürchterliche Zunge. Diese Bedeutung ist in der Welt nicht mehr so verbreitet, dafür hat sie sich in die Göttin Kali gewandelt, die kämpferische und blutrünstige Gattin von Shiva.

2. Kali (Sanskrit: कलि kali m.) Streitigkeit, Krieg, Zwist, Dunkelheit; das letzte und schlechteste der vier Weltzeitalter, das Kali Yuga. Kali (mit kurzem a) gilt auch als der "Geist" des Kali Yuga, wird manchmal auch als "Kali Purusha" bezeichnet. Es heißt dass Kali Purusha die Menschen zu Egoismus, Verblendung und unethischem Verhalten bringt.

Die Göttin Kali

Der gebärende, nährende Aspekt Durgas, der großen Mutter, Mahadevi, findet seinen Gegenpol in der Gestalt von Kali (die Schwarze). Kali ist die Macht, die die Zeit (Kala) beherrscht und vergehen lässt. Alles entsteht aus ihr und wird auch wieder von ihr verschlungen. Sie ist die fleischgewordene Kraft der Vernichtung, die göttliche Weisheit, die jede Illusion beendet.

Kali hat eine dunkelblaue oder auch schwarze Hautfarbe. Es ist die Farbe der Erde, die ebenfalls Leben aus Vernichtung hervorbringt. Pflanzen sterben, um als Nährboden für neue Pflanzen zu dienen. Samen werden von dem neuen Leben, das ihnen entspringt, zerstört. Obwohl auch Darstellungen von Kali als mütterliche Göttin existieren, erscheint sie meist als eine bis zum Skelett abgemagerte alte Frau, die ausgemergelt ist, weil sie ständig Leben gebären und nähren muss, die einen unersättlichen Hunger nach Leben hat und deshalb alles verschlingt, was sie findet. Oft hat sie Hauer oder es hängt die vom Blut der Schlachtopfer tropfende Zunge heraus; sie behängt sich gerne mit Schädeln. Manchmal erscheint sie mit zehn Köpfen. Als Ehefrau Shivas hat sie ihn völlig unter dem Pantoffel. Beliebte Darstellungen zeigen, wie sie auf seinem Körper tanzt.

Kali als eine der Mahavidyas

Kali Yantra

Kali, die große dunkle geheimnisvolle Göttin, ist im Mahavidya Tantra System eine der 10 Mahavidyas. Die Mahavidyas sind Weisheitsgöttinnen. Sie gelten als Manifestationen von [1] Durga bzw. von Parvati und/oder Sati. Über den Ursprung der Mahavidyas siehe unter dem Begriff Mahavidyas.

Im System der Mahavidyas ist Kali die erste der 10 Maahvidyas. Sie gilt hier als Zerstörerin. Sie löst feste Sicherheiten auf, festgefügte Meinungen, bringt den Menschen aus seiner Bequemlichkeit. Oft kommen Menschen erst durch äußere oder innere dramatische Ereignisse auf den spirituellen Weg - oder verlassen ihre Konfortzone, um zu einer neuen Stufe der spirituellen Entwicklung angeregt zu werden.

Auf Kali folgt Tara. Im System der Mahavidyas symbolisiert Tara die heilende Energie, oft auch den Rückzug vom Alltag. Danach folgt Sundari bzw. Tripura Sundari - die Schöne der drei Welten. Manchmal ist auch Chinnamasta die dritte der Mahavidyas. Sie symbolisiert Opferbereitschaft. Dann folgt Bhuvaneshvari - die Göttin der Erde, die Natur als Göttin. Die nächste ist Bagalamukhi - welche wiederum Rückzug und Schweigen symbolisiert. Dhumavati, die nächste der Mahavidyas, steht für Wachstum auch in der Not - und für uneigennütziges Dienen an den Armen und Bedürftigen, den Leidenden und Kranken. Dadurch gereinigt, kommt Kamalatmika - die Erfüllung und Überwindung aller Wünsche, Matangi als Göttin des Wissens, der Intuition und der Künste. Dies führt zu Sundari - großer Freude und Schönheit. Dann leitet Bhairavi, die Furcherregende, die Ehrfuchtgebietende, einen neuen Zyklus des spirituellen Wachstums an. Denn sie ist gefolgt von Kali - die wiederum alle Sicherheit auflöst, außer der einen Sicherheit: Die Sicherheit, die auf der Hingabe an Gott bzw. an die Göttin beruht.

Kali als Höchste Göttin im Kalikula System

Kali tanzend auf Shiva

Das Kalikula System gilt als eine der Hauptformen des Shaktismus. Kalikula heißt "Familie der Göttin Kali". Ein anderer Zweig des Shaktismus ist das Shrikula System, in welchem die Göttin Shri verehrt wird - z.B. in der Shri Vidya Tradition.

Im Kalikula System wird Kali als die Höchste Göttin verehrt. Kali wird auf den meisten Darstellung tanzend auf Shiva dargestellt. Im Kalikula System wird das wie folgt interpretiert:

Shiva ist das Höchste Bewusstsein. Daher liegt Shiva auf dem Rücken - er ist ewig, unendlich, bewegungslos. Shiva bedeudet im Kalikula System des Tantra bzw. Shaktismus das gleiche wie Brahman im Vedanta. Kali tanzt - sie ist die Kosmische Shakti, die Kosmische Energie. Sie ist die Schöpferin, Erhalterin, Zerstörerin von allem. Kali symbolisiert den Tanz der Schöpfung: Nichts ist beständig, alles ist im ständigen Wandel. Hänge dich an nichts: Alles wird aufgelöst werden. Gib dich der Göttlichen Mutter hin - sie wird mit dir tanzen, du wirst ein erfülltes, ekstatisches Leben haben. Sie wird dir alle Verhaftungen und Identifikationen nehmen - und dich zur Einheit mit Shiva führen.

Kali Mantras

Das Haupt-Mantra von Kali ist Om Shri Mahakalikayai Namaha

Hier findest du dieses Mantra rezitiert:

Und hier einige Erläuterungen zum Kali Mantra:

Jaya Mata Kali - Kirtan-Singen:

Kali als eine der Navadurgas

Navadurga heißt neun Manifestationen von Durga. Diese sind:

Im Herbst gibt es das Fest Navaratri: Dabei wird die Göttliche Mutter neun Tage bzw. Nächte verehrt. In der Navadurga Tradition wird dabei jeden Tag bzw. jede Nacht ein anderer Aspekt von Navadurga verehrt.

Heinrich Zimmer über Kali

Ein Ausschnitt aus „Die indische Weltmutter“ von Heinrich Zimmer

Als Kali, die »Schwarze« steht sie mit abgeschlagenen Köpfen und Händen ihrer Opfer bekränzt — statt mit Blumenketten — auf dem tot daliegenden Shiva, eine geöffnete Lotosblüte, den Schoß des Lebens, und das Schwert des Todes (oder die Schere der Parze) in Händen. Ohne sie ist Shiva nur ein Leichnam (Shava): Seine Kraft hat sich über ihn hinaus erhoben, so liegt er leblos unter ihr; aber ihr Fuß berührt ihn, so kann er auf tantrischen Miniaturen dieser Allegorie verdoppelt erscheinen: am Boden ein bärtiger Asket in Todesstarre: Das In-sich-ruhen des Göttlichen, das nicht geschieht; darüber aber, der Göttin zugewandt von ihrem Fuße leis belebt, eine Jünglingsgestalt, des Gottes ewige Jugend: Sie reckt den Arm wie im Traum und rührt leis das Haupt, — in ihr begegnen sich die todgleiche Ewigkeit des weltentrückten Gottes und die ewige Lebendigkeit der göttlichen Kraft als Spiel der Welt.

Siehe auch

Siehe auch zu den 10 Mahavidyas

Die 10 Mahavidyas

Weblinks