Jagrat

Aus Yogawiki

Jagrat (Sanskrit: जाग्रत् jāgrat adj. und n.) wach; Wachheit, Wachzustand; einer der vier Avasthas oder Bewußtseinszustände. In der Mandukya Upanishad wird dieser Zustand als jāgarita bezeichnet.

Sukadev über Jagrat

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Jagrat

Jagrat – wach seiend oder auch der Wachzustand. In der Vedanta-Philosophie werden die drei Bewusstseinszustände gerne als Analogie genommen für den vierten Bewusstseinszustand, nämlich den Turiya-Zustand, den höchsten Zustand. Und da gibt es eben Jagrat, Svapna und Sushupti. Jagrat ist der Wachzustand. Wenn du jetzt z.B. diesem Vortag zuhörst, dann bist du in Jagrat, du bist wach. Daher hörst, siehst und schmeckst du, fühlst du Dinge, die in der äußeren Welt sind. Du scheinst also im Wachzustand zu sein, alles erscheint wirklich.

Wenn du aber in den Traumzustand gehst, in Svapna, bist du in einer anderen Welt, du erlebst auch wieder etwas, du siehst, hörst, riechst, schmeckst, fühlst etwas, du denkst usw., aber es ist eine andere Welt, es ist nicht die Wachwelt, es ist eben die Traumwelt. Was in der Wachwelt ist, muss in der Traumwelt nicht so sein. In der Traumwelt kann es passieren, dass du fliegen kannst, es kann passieren, dass du durch Wände gehen kannst, du kannst die Gestalt wechseln usw. Also, im Traum ist Vieles möglich.

Dann gibt es noch Sushupti und Sushupti bezeichnet den Zustand des Tiefschlafs. Im Tiefschlafzustand ist die Wachwelt nicht da und auch die Traumwelt nicht. So kannst du sagen, die Jagrat, die Wachwelt, ist nur vorübergehend da. Nicht umsonst ist ja auch Jagrat, daraus leitet sich auch Jagat ab, diese Welt, die sich verändert. Jagrat ist eben der Wachzustand. Diese Wachwelt existiert nur im Wachzustand, bist du im Traumschlaf, ist die Wachwelt weg. Bist du im Tiefschlaf, sind Wach- und Traumwelt weg. Daher ist all das relativ.

In allen drei Zuständen, Jagrat, Swapna und Sushupti, gibt es nur ein Bewusstsein. Das Bewusstsein ist ewig, Jagrat verändert sich. Nicht nur verändert sich die Welt in sich, sondern sie verändert sich auch, weil plötzlich die Welt weg ist und du im Traum bist. Und auch die Traumwelt ist plötzlich weg, wenn du in den Tiefschlaf hineingehst. Wenn du darüber nachdenkst, erkennst du, es muss etwas geben, was jenseits dieser relativen Welt ist. Dieses Jenseits, das ist Brahman, das ist Atman, das ist das Absolute, das ist das Selbst. Und dieses zu erfahren, das ist letztlich der Turiya-Zustand.

Manchmal wird gesagt, die Selbstverwirklichung ist Atman Jnana, die Erkenntnis des Selbst. Aber die Erkenntnis des Selbst ist nicht nur eine Erkenntnis, im Sinne von intellektuellem Wissen, die wahre Weisheit ist letztlich die Selbstverwirklichung. Daher Turiya, ein vierter Bewusstseinszustand. Bewusstsein der Einheit, das alle anderen mit einschließt. Wenn du weißt, „ich bin das höchste Selbst“, dann wirst du es auch merken, wenn du aus Samadhi herauskommst und in den Wachzustand zurückkommst. Wenn du weißt, „ich bin das höchste Selbst“, dann wird diese Bewusstheit sogar im Traum aufrechterhalten werden, sogar im Tiefschlaf weißt du, „Aham Brahmasmi, ich bin Brahman“.

Der vierte Bewusstseinszustand durchdringt daher die anderen drei. Die anderen drei Bewusstseinszustände sind unabhängig voneinander. Wenn du in einem Bewusstseinszustand bist, bist du nicht im anderen. Aber der vierte Bewusstseinszustand ist zum einen ein Bewusstseinszustand an sich, Samadhi, in dem du weder wach bist, noch träumst, noch im Tiefschlafzustand bist, aber er ist gleichzeitig ein Zustand, aus dem du neu herauskommst. Wenn du einmal wirklich vollständig in diesem Turiya-Zustand warst, in der vollen Befreiung, in diesem vollen Überbewusstsein, dann wird selbst die Wachwelt eine andere werden. Jagrat – wach seiend. Jagrat – der Wachzustand.

Siehe auch

Literatur

Seminare

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