Indifferent

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Indifferent bezeichnet wörtlich die "unterschiedslos". Different ist unterschiedlich, differere bedeutet unterscheiden. Indifferent kann bedeuten, dass man keine besonderen Präferenzen hat. Auf dem Gebiet der Spiritualität ist Indifferenz eine spirituelle Haltung, in der man gegenüber der Verwirklichung Gottes alles andere als zweitrangig sieht. In diesem Sinn ist indifferent gelassen und gleichmütig. Man erkennt, dass alles Wille Gottes ist. In der Psychologie hat indifferent eine weniger positive Bedeutung: Hier bedeutet indifferent allgemein interesselos, gleichgültig. Auf dem Gebiet der Politik und Gesellschaft beklagt man manchmal die indifferente Jugend oder die Indifferenz breiter Gesellschaftsschichten gegenüber den brennenden sozialen Fragen.

Freude spürt der Mensch oft wenig, der indifferent ist oder so erscheint.

Was versteht man unter indifferent? Wie ist es zu verstehen, indifferent zu sein? Woher stammt dieses Adjektiv? In diesem Artikel erfährst du einiges zur Eigenschaft indifferent: Indifferent bedeutet, gleichgültig / interessenlos zu sein oder sich zwischen mehreren Möglichkeiten nicht entscheiden zu können. Indifferente Menschen sind manchmal auch neutral und unvoreingenomen, sie legen sich nicht fest und betrachten die Dinge erst einmal objektiv und wertfrei.

Indifferent Etymologie

Indifferent ist ein Lehnwort aus dem Französischen. Das französische Wort "indifférent", keinen Unterschied habend, gleichgültig, wurde im 17. Jahrhundert aus dem Französischen in die deutsche Sprache übernommen. Indfférent kommt aus dem lateinischen Partizip Präsens indifferens. Das lateinische Wort differe bedeutet "auseinandertragen, sich unterscheiden, verschieden sein". Differenz ist Meinungsunterschied, oder auch das Wegnehmen. Indifferenz, französisch indifférence (Gleichgültigkeit) kommt vom Lateinischischen indifferentia, ist Gleichheit.

Heute bedeutet das Wort indifferent im Deutschen gleichgültig, neutral, uncharakteristisch, reaktionslos, unentschieden, teilnahmslos.

Indifferent Volkswirtschaftslehre

In der Volkswirtschaftslehre bezeichnet Indifferenz die Erwartung der gleichen Bedürfnisbefriedigung einer zusätzlichen Mengeneinheit eines Gutes oder Güterbündels gegenüber einem anderen. Mit anderen Worten: Wenn einem zwei Güter gleich viel oder gleich wenig bedeuten, ist man indifferent gegenüber ihnen. Bekannt sind z.B. Indifferenzkurven.

Indifferenz in der Wirtschaft, in Unternehmen

Heutzutage wollen Personaler gerne sehr engagierte Mitarbeiter einstellen. Wenn sie sehen, dass jemand sehr indifferent ist, gilt das als Einstellungshindernis.

Andererseits sollen sich Mitarbeiter in das Unternehmen eingliedern. Dazu wäre ein hohes Maß an Indifferenz notwendig gegenüber den Prozessen und Vorgehensweisen eines Unternehmens. Die Vorstellung, dass ein neuer Mitarbeiter alles gut findet, was er im Unternehmen vorfindet, ist reichlich naiv. Ein Grundengagement in Verbindung mit einer Indifferenz gegenüber dem vielen anderen kann hilfreich sein.

Natürlich hoffen Unternehmen darauf, dass neue (und auch alte Mitarbeiter) Missstände sehen und nicht indifferent auf Missstände reagieren. Wer aber ständig sich über alles Mögliche aufregt, kommt nicht zur eigentlichen Arbeit. Oder er/sie erfährt ständig Widerstände, was schließlich in die Resignation, innere Kündigung und eine frustrierte Indifferenz führt.

Im Grunde genommen ist eine Mischung hilfreich aus Engagement, Indifferenz und Aufregung:

  • Engagement braucht es für das was wichtig ist
  • Indifferenz braucht es gegenüber dem, was üblich ist, nicht so wichtig ist, die Rahmenbedingungen
  • Aufregung, auch aktiven Ärger kann hilfreich sein, um das, was behindert, zu ändern.

Indifferent sein in der Beziehung

In der Liebe, in der Liebesbeziehung, mögen es die Partner oft nicht, wenn der andere allzu indifferent ist. Partner erwarten, dass der andere Anteil an ihnen nimmt.

Manchmal gibt es in der Entwicklung einer Liebesbeziehung verschiedene Stadien:

  1. Die Liebenden erfahren eine große Verliebtheit. Sie idealisieren den anderen, drücken es ihm/ihr aus. So erfahren beide eine große Bedeutsamkeit, fühlen sich gewertschätzt.
  2. Die Partner kommen aus der Wolke der Verliebtheit raus, erkennen plötzlich alles Mögliche, was sie am anderen ärgert, regen sich übereinander auf, streiten sich
  3. Die Partner lernen zu akzeptieren, dass der/die andere erstens nicht ganz so ideal ist, wie man das am Anfang gedacht hat, dass man zweitens vom anderen nicht ganz so viel Lob und Wertschätzung mehr erfährt, dass drittens der andere nicht so einfach änderbar ist. In dieser Situation ist die Trennungsgefahr hoch. Die zweite Gefahr ist die Gefahr, indifferent zu werden, sich zu arrangieren, aber die Liebe nicht mehr zu spüren.
  4. Das Liebespaar lernt eine gesunde Mischung aus Liebe/Wertschätzung, Indifferenz/Gelassenheit und Ärger/Streit: Sie geben sich gegenseitig Wertschätzung, zeigen ihre Liebe. Sie akzeptieren die vielen kleinen und größeren Besonderheiten des Partners, werden indifferent ihnen gegenüber. Und sie sind bereit, ihre Bedürfnisse auszudrücken, sich auch zu streiten, wenn ihnen etwas wichtig ist.

Dieses vierte Stadium der Partnerschaft kann man als reife Liebe bezeichnen.

Indifferent Videos

Hier ein Videovortrag zum Thema Indifferenz, Gleichgültigkeit und Gelassenheit. Indifferent zu sein, kann ein Zeichen tiefer Gelassenheit sein - oder ein Zeichen von Resignation:

Und hier ein Videovortrag zum Thema Indifferenz und Depression. Denn indifferent zu sein, kann mit Depressivität zu tun haben:

Indifferent Bedeutung in den Naturwissenschaften

Das Wort indifferent ist ein Wort, das in verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen eine spezifische Bedeutung hat. Hier findest du ein paar davon:

Indifferent Physik: Indifferentes Gleichgewicht

In der Physik gibt es den Ausdruck Indifferentes Gleichgewicht, auch Grenzstabilität genannt. Dieser Ausdruck stammt aus der Stabilitätstheorie.

Ein indifferentes System ist ein System, das in einem Gleichgewicht ist, aber nicht in einen stabilen Zustand übergeht.

Indifferent Chemie

In der Chemie bezeichnet das Wort indifferent die Eigenschaft eines Stoffes, mit anderen Stoffen keine Verbindung einzugehen.

Indifferent Medizin

In der Medizin gilt ein Stoff indifferent, der keine spezifische Wirkung hat. In einem Medikament gibt es z.B. den Wirkstoff und den Füllstoff. Der Füllstoff soll indifferent sein, also keine bestimmte Wirkung haben. Indifferent bedeutet hier also das Gleiche wie "neutral". Ein Medikament hat typischerweise eine erwünschte Wirkung, die hoffentlich geringer ist als die unerwünschte Nebenwirkung.

Indifferenz ist auch eine Einstellung eines Arztes und des Pflegepersonals gegenüber dem Patienten. Oft wird vom Ideal des zugewandten Arztes, der zugewandten Krankenschwester gesprochen. Tatsächlich haben Ärztinnen, die als empathisch empfunden werden, höhere Heilerfolge als indifferente. Und die Unzufriedenheit eines Patienten entzündet sich oft weniger an der mangelnden Qualität der Behandlung sondern häufiger an der wahrgenommenen Indifferenz der Ärzte und Krankenpfleger.

Allerdings sieht das medizinische Personal so viel Leid, dass ein gewisses Maß an Indifferenz durchaus notwendig ist.

Auch hier gilt: Eine gewisse Mischung aus Anteilnahme/Engagement, Indifferenz/innere Losgelöstheit und Aufregung über Missstände ist auch für medizinische Fachkräfte wichtig.

Indifferent und Spiritualität

Der Begriff indifferent hat auch in der Spiritualität eine gewisse Bedeutung. Gerade im Englischen hat der Begriff "indifferent" eine positivere Bedeutung als im Deutschen. Indifferent gilt hier als ein Ideal für einen spirituellen Menschen. Es gilt, indifferent zu sein gegenüber den Wechselfällen des Lebens. In der Yoga Spiritualität gibt es einige Ausdrücke, die mit Indifferenz zu tun haben:

  • Upeksha bedeutet Heiterkeit, Gelassenheit, die nicht von Objekten abhängt, von einer Indifferenz gegenüber den Hochs und Tiefs des Lebens zu tun haben
  • Vairagya bedeutet Loslassen. Die Bhagavad Gita empfiehlt, indifferent zu sein gegenüber dem Ergebnis einer Handlung
  • Tyaga bedeutet Verzicht, insbesondere Verzicht auf die Ergebnisse eines Karma
  • Sama, geistige Ruhe, bedeutet indifferent zu sein gegenüber den Entwicklungen des Schicksals
  • Dama, Sinneskontrolle, ist die Indifferenz gegenüber Sinnesobjekten
  • Titiksha, Duldungskraft, ist die bewusste Kultivierung von Ruhe und Gelassenheit im Angesicht von widrigen Umständen

Aber auch in der Spiritualität ist es nicht immer gut, indifferent zu sein.

In der Meditation ist es zu Anfang wichtig, erwartungslos, indifferent zu werden gegenüber der Meditationstiefe. Wer zu Anfang zu viel erwartet, kann enttäuscht werden. Es gilt als wichtige Aufgabe des Anfängers, aus Leistungsdenken und Anspruchshaltung herauszukommen.

Aber der geübte Meditierende muss aufpassen, dass er nicht zu indifferent wird gegenüber der Tiefe seiner Meditation. Es gilt Mumukshutva zu kultivieren, die tiefe Sehnsucht nach Befreiung, Erleuchtung. Und es ist notwendig, sich auch schmerzhaft der eigenen Unvollkommenheit zu stellen und Mittel zu suchen, diese zu überwinden in den Aspekten, die man ändern kann.

So braucht es auch in der Spiritualität die gesunde Mischung aus intensivem Streben, Indifferenz und Gestörtfühlen.

Auch hier gilt der alte Mystikerspruch:

Oh Gott, gib mir den Mut und die Kraft zu ändern, was ich ändern kann. Gib mir die Gelassenheit, das anzunehmen, was ich nicht ändern kann. Gib mir die Weisheit, zwischen beiden zu unterscheiden.

Indifferent - Verwandte Begriffe

Erfahre im weiteren Artikel mehr zum Eigenschaftswort indifferent, wie es verwendet wird. Du erfährst hier auch einiges über Wortbildungen, die mit indifferent einen ähnliche Wortstamm haben. Erfahre auch einiges zu Synonymen zu indifferent. Interessant sind auch Gegenteile, Antonyme, von indifferent. Der Begriff indifferent ist eine Eigenschaft, die man auch kultivieren, entwickeln kann, z.B. durch Yoga Übungen und Meditation. Hilfreich sind auch Autosuggestionen. Daher findest du im unteren Teil dieses Artikels auch Affirmationen zu indifferent. Überlege selbst, wie stark diese Eigenschaft in dir und deinen Mitmenschen wirksam ist - und ob du sie gerne mehr zum Ausdruck bringen willst oder auch nicht. Indifferent steht im Kontext des Substantivs Indifferenz. Sehr viel mehr Denkanstöße zur Tugend indifferent, einen umfangreicheren Artikel, viele Tipps und ein Vortragsvideo, findest unter dem Haupteintrag, Stichwort Indifferenz.

Hier ein paar Wörter, die mit indifferent im Zusammenhang stehen. Zunächst ein paar Wörter, die den gleichen Wortstamm haben:

  • Das Substantiv zu indifferent ist Indifferenz.
  • Das Substantivus Agens, also das Wort, das den Handelnden bezeichnet, ist Indifferenter.
  • Ein Verb dazu ist differieren.

Gegenteil von indifferent - Antonyme

Ein Antonym ist ein Gegenteil. Manchmal versteht man Tugenden am besten, indem man sie in Verbindung setzt mit ihrem Gegenteil. Manchmal ist das Gegenteil einer Tugend auch eine Tugend, manchmal auch ein Laster bzw. eine Untugend. Hier also einige Gegenteile von indifferent, also Antonyme:

Ausgleichende Tugenden

Vieles, was ins Extrem geführt wird, wird zur Untugend. So braucht auch indifferent einen Gegenpol. Hier einige Gegenpole, also positive Antonyme zu indifferent:

Antonyme, negative Eigenschaften

Hier einige Beispiele von Gegenteilen, Antonymen, von indifferent, die man als Laster, bzw. negative Eigenschaften ansehen kann:

Ähnliche Wörter wie indifferent - Synonyme

Synonyme sind Wörter mit ähnlicher Bedeutung. Hier einige Synonyme zu indifferent. Manche der Synonyme haben positive Bedeutung. Allerdings gilt auch: Eine Tugend in einem anderen Kontext, oder auch eine Tugend, die übertrieben wird, kann auch negative Bedeutung haben.

Positive Synonyme zu indifferent

Hier also einige Beispiele von positiven Synonymen zu indifferent:

Negative Synonyme zu indifferent

Eine eigentlich positive Eigenschaft übertrieben oder in einem anderen Kontext kann negativ sein. Man kann auch die gleiche Eigenschaft sowohl positiv als auch negativ sehen. Hier einige Beispiele von negativen Synonymen zu indifferent:

Indifferenz Affirmationen

Willst du die Eigenschaft Indifferenz in dir entwickeln, stärker werden lassen, kultivieren? Hier findest du ein paar Tipps dazu:

  • Klassische Autosuggestion: Ich bin indifferent.
  • Entwicklungsbezogene Affirmation: Ich entwickle Indifferenz.
  • Wunder-Affirmation: Angenommen, ich wäre indifferent, wie würde sich das anfühlen, was würde sich ändern, wie würde ich reagieren?

Hilfreich ist natürlich auch eine Meditation, in welcher du diese Eigenschaft in dir stärker werden lassen kannst. Mehr Infos findest du dazu unter dem Stichwort Eigenschaftsmeditation. Schaue auch nach unter dem Stichwort Kultivierung positiver Eigenschaften.

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Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor und nach indifferent

Hier einige Eigenschaften, die im Alphabet vor oder nach indifferent kommen:


Hier einige Eigenschaften als Substantive mit ähnlichem Anfangsbuchstaben:

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