Impulstanz

Aus Yogawiki

Impulstanz hat als Grundlage, dass sich die Tanzbewegung aus einem inneren oder äußeren Impuls entwickelt, der organisch und authentisch ausgetanzt wird, bzw. dem gefolgt wird. Es geht also nicht in erster Linie darum, eine bestimmte ästhetische Form zu erreichen oder eine Choreografie abzutanzen.

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Seminare

Tanz und Bewegung

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Grundlage von Tanz

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Tanz ist wohl eine der ältesten Methoden, um sich mit dem Göttlichen zu verbinden – ein körperlicher Ausdruck der jeweiligen Kultur. Doch waren Kultur, Religion und Spiritualität in den frühen Gemeinschaften vor unserer Zeitrechnung nicht so getrennt wie wir es heute wahrnehmen. Alles gehörte eher zusammen – war mehr vereint. Dieses auf Einheit gerichtete Leben finden wir auch heute noch in alternativen Wohn- und Gemeinschaftsprojekten, Klöstern oder auch Ashrams –wie z.B. in den Zentren und Ashrams von Yoga Vidya.

Ein Besipiel: Der tanzende Shiva

Ein sehr bekanntes Besipiel für Tanz als Mittel, um sich mit dem Göttlichen zu verbinden findet sich in der hinduistischen Figur des tanzenden Shiva, – in dieser Erscheinung wird Shiva als Nataraja oder Nataraj bezeichnet. Bildnisse des tanzenden Shiva finden sich schon im 5. und 6. Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Da sich nach hinduistischer Auffassung in jedem einzelnen Menschen das göttliche manifestiert, hat auch jeder Mensch das Potential sich durch den Tanz zu verbinden.

Und so passierte Tanz als ritualhafte Verehrung in den frühchristlichen Gesellschaften sowohl im Kollektiv der Menschen als auch durch den Priester oder die Priesterin. Erst später etablierte es sich, dass Dienende des Tempels stellvertretend für die Gemeinde tanzten – die Grundlage des Bühnentanzes – bis der Tanz nahezu ganz aus dem Gottesdienst eliminiert wurde und auch nur noch männliche Priester stellvertretend die Verbindung zu einem dann auch als patriarchal konnotierten alleinigen Gott darstellten.

Tanz heute

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Heute wird Tanz von vielen Menschen als einende, beruhigende Technik wiederentdeckt, die Menschen zu sich selbst finden lässt. Doch ist das bei jedem Tanz so? Welche Bedingungen sind für diese Art des Tanzens wichtig? Und wie entsteht eigentlich die Bewegung im Tanz? In Bezug auf die Bewegung lässt sich erst einmal eine grundlegende Unterscheidung zwischen sogenannten choreografierten und freien Bewegungen treffen.

Choreografie und Form

Auf der einen Seite orientiert sich die Bewegung an einer vorgegebenen Form, wie z.B. in einer Choreografie in der Bewegungsablauf und –formen vorgegeben und sozusagen nachgetanzt werden. Hier geht es darum, bestimmte Bewegungsmuster zu üben, um sie idealerweise in Perfektion zeigen zu können. Dies drückt sich ganz besonderes in klassischen Tanzformen wie z.B. dem klassischen Ballett, dem klassischen indischen Tanz, sowie im klassischen modernen Tanz, allen standardisierten Paartänzen und auf eine bestimmte Weise auch in den Gurdieff Movements aus.

Impuls und Freiheit

Auf der anderen Seite kann sich Bewegung an einem äußeren oder inneren Impuls orientieren, beziehungsweise aus ihm entstehen. Ein Impuls also, der aus dem Außen oder Innen kommt initiiert hier irgendeinen Bewegungsablauf mit freien Formen. Hier geht es darum, neue Bewegungen zu finden und dabei auch die in den Körper eingeprägten Muster idealerweise aufzulösen, zu umgehen oder sie beginnend erst einmal bewusst zu machen.

Hier geht es also um Improvisation, die momentan häufig eher als Erlebensprozess für Gruppen angewendet wird und nicht als Bühnentanz gilt. Auf der Bühne kann sich Improvisation bruchstückhaft als Komposition innerhalb von choreografierten Stücken wiederfinden. Impuls und Improvisation sind die Grundlage zeitgenössischer Tanzformen wie dem modernen Ausdruckstanz, der zeitgenössischen Contact Improvisation, aber auch dem argentinischen Tango – dem einzigen Improvisationstanz unter den Paartänzen.

Ausdruckstanz

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Der Ausdruckstanz entwickelte sich als bewusster Gegenentwurf zum klassischen Ballett Anfang des 20.Jahrhunderts. Ziel war die Befreiung des Körpers aus den festgeschriebenen klassischen Formen, um zu natürlich-organischen Formen von Bewegung zurückzufinden. Diese Kritik an den klassischen Formen kann gerade im Kontext des Ausdruckstanzes auch als Gesellschaftskritik und einer Kritik an den Beschränkungen der Gesellschaft verstanden werden. Die Entwicklung des Ausdruckstanzes ist eng mit gesellschafts-politischen Diskursen der damaligen Zeit verknüpft.

Isadora Duncan

Erste bekannte Vertreterin war Isadora Duncan, die explizit Körper, Seele und Geist in ihrem Tanz verbinden wollte. Sie beschrieb den Tanz als „göttlich“ und „heilig“. Isadora Duncan thematisierte auch Nacktheit und die Befreiung der Frau und des Weiblichen. Ihr Wirken fällt zeitlich mit dem Beginn der Frauenbewegung und der Bildung von Feminismus zusammen.

Rudolf von Laban

Besonders für den Ausdruckstanz im deutschsprachigen Raum steht aber Rudolf von Laban, der in seiner Schweizer Schule in Ascona seine berühmten Sommerkurse durchführte. Laban steht für die Zurück-zur-Natur-Bewegung und Tanz als Ausdruck des seelischen Erlebens. Er entwickelte als erster ein strukturiertes Modell seiner Bewegungslehre (Choreutik) und der damit verbundenen Antriebslehre (Eukinetik).

Im Rahmen dessen war er auch der erste, der eine Notation für Bewegungen entwickelte, die noch heute viel genutzte Laban-Notation. Laban steht auch für ein stark chorisches Arbeiten mit ganzen Gruppen – eine Methode mit starker Wirkung für ein Publikum. Dies gefiel auch in den Anfängen des Nationalsozialismus der nationalsozialistischen Führung und so bekam Laban 1936, also relativ kurz nach der Machtübernahme, den Auftrag eine chorische Choreografie für die Eröffnung der Olympischen Sommerspiele vorzubereiten. Dies tat er auch, flüchtete dann aber 1937 vor den Nationalsozialisten nach England und gründete dort in der Nähe von London eine neue Schule, in der er unterrichtend bis zu seinem Tod im Jahr 1958 tätig war.

Mary Wigman

Als Schülerin von Rudolf von Laban machte Mary Wigman des Ausdruckstanz - auch bekannt als New German Dance – besonders in der Hochzeit des Ausdruckstanzes in den 1920er und Anfang der 1930er Jahren international bekannt.

Contact Improvisation

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Contact Improvisation hat sich als Improvisationstechnik aus dem zeitgenössischen Tanz zu einer eigenen Tanzform entwickelt. Primär wurde Contact, wie die Tanzform heute auch gern genannt wird, von Profitänzer*innen in den 1970er Jahren entwickelt und genutzt, um das Verhältnis von Balance und Gewicht intensiver zu beobachten und zu erforschen. Zu dieser Gruppe gehörten vor allem Steve Paxton und Nancy Stark Smith, die Contact auch heute weiter entwickeln und unterrichten. Ein anderes Ziel war es, mit Contact neues Material für die Bühne zu erschaffen.

Mit der Zeit wurde besonders das Konzept des Rolling Point zentral, bei dem sich zwei Tanzende auf einen einzigen gemeinsamen Berührungspunkt fokussieren, der im Verlauf des Tanzes „rollend“ in Bewegung gehalten wird. Das Wichtige ist also nur der Punkt als Impuls der gemeinsamen Bewegung, die in diesem Sinne absichtlos mit vollkommener Achtsamkeit passiert.

Contact-Tänzer*innen berichten immer wieder von intensiven Flow-Erlebnissen, die sich mit einem meditativen Zustand vergleichen lassen. Die gemeinsame achtsame Bewegung kann also starke Einheitsgefühle und die Verbundenheit mit dem Hier und Jetzt erzeugen.

Argentinischer Tango

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Als einziger Improvisationstanz unter den Paartänzen ist der argentinische Tango einzigartig. Und doch gibt es auch im argentinischen Tango Bewegungsmuster, die sich etabliert haben und so den klassischen Tango formen. 2009 ist er von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt worden und so sehen es auch viele Tänzer*innen es als ihre Aufgabe, die bewährten Bewegungsformen des Tango zu bewahren und zu zeigen. Nichtsdestotrotz gilt die Improvisation als die höchste Kunst des Tanzes und das eigentliche Kernstück.

Im argentinischen Tango gibt es ein Tanzpaar, welches scheinbar das Führen und Folgen unter sich aufgeteilt haben. Doch gerade diese Aufteilung kann sich im Rahmen der Improvisation insoweit auflösen, dass eher eine Art von Ping-Pong-Effekt entsteht – beide Führen und Folgen sozusagen gleichzeitig und die Impulse entwickeln sich gemeinsam und gleichwertig.

Es ist das genaue Gegenteil von der Vorstellung eine vorgegebene Schrittfolge abzutanzen, so wie es im europäischen Standardtango vorgegeben ist. Grundlage dieser gemeinsamen Bewegung ist die absolute Achtsamkeit und Aufmerksamkeit, die man dem jeweiligen Gegenüber im Moment entgegenbringt. Daraus entstehen können intensive Momente von Gemeinsamkeit und Flow-Erlebnisse. Tangotanzende berichten von Erlebnis einer Bewegungsmeditation mit starken Momenten von Herzöffnung, bei der viel Energie aufgenommen werden kann. Viele Tangotanzende gehen mehrmals pro Woche oder täglich tanzen.

Tanzfestivals in Auswahl

Zeitgenössischer Tanz:

Impulstanz, jährliches Festival in Wien <https://www.impulstanz.com> und Tanz im August, jährliches Festival in Berlin < http://www.tanzimaugust.de/>

Contact Improvisation:

verschiedene Festivals pro Jahr in Berlin, Goa, Ibiza und Barcelona http://in-touch.es/

Argentinischer Tango

Contemporary Tango Festival < https://www.facebook.com/contemporarytangofestival/> und Embrace Community Tango Festival, beide in Berlin < http://www.embrace-berlin.de/>

Literatur

Weblinks