Ichbezogenheit

Aus Yogawiki

Ichbezogenheit - Umgang mit einer der Schattenseiten der menschlichen Existenz. Ichbezogenheit in ungesundem Maße führt zu Egoismus. der Mensch wird blind für die Bedürfnisse der Anderen. Gemeinschaftssinn kann dem entgegenwirken und die Praxis des uneigennützigen Dienens kann Ichbezogenehiet ins rechte Maß zurückführen.

Liebe ist die Sehnsucht aller, auch bei Ichbezogenheit

Von der Ichbezogenheit zum Gemeinsinn

Sukadev Bretz in einem Vortrag

Flüchtlingshilfe ist Gemeinschaftssinn

Ichbezogenheit und Gemeinschaftssinn sind keine Gegensätze

Ichbezogenheit und Gemeinsinn sind zwei Worte, die scheinbar entgegengesetzt sind. Es gibt manche Menschen, die sind sehr stark auf sich selbst bezogen. Und es gibt andere, die sind mehr auf andere bezogen. Es gibt Menschen, bei denen kreist alles Denken und Fühlen nur um sich selbst. Und es gibt andere, deren Denken und Fühlen kreist um andere und das was ihre Aufgabe ist, was ihre Pflicht ist. Sie überlegen: „Was soll ich tun?“. Ichbezogenheit und Gemeinsinn scheinen entgegengesetzt zu sein.

Es gibt allerdings mehrere Probleme, wenn man sich nur auf eines bezieht. Angenommen, du beziehst dich nur auf dich, du wirst niemals zufrieden sein, denn der Mensch tief im Inneren weiß, er ist verbunden mit anderen. Evolutionsbiologen sagen sogar, der Mensch ist programmiert auf Kooperation. Der Mensch konnte in der grauen Vergangenheit nur überleben, indem er mit anderen zusammen war. Ausgestoßen zu sein von der Gruppe führte notwendigerweise zum Tod. „Mensch“ ist ein verletzbares Wesen. Er hat nicht diese Krallen wie andere Tiere. Er hat keine langen Hörner und er hat auch keine langen Eckzähne. Er hat kein dickes Fell und er kann sich nicht unsichtbar machen. „Mensch“ konnte nur überleben in der Gemeinschaft mit anderen. Und so ist der Mensch darauf gepolt, mit anderen verbunden zu sein. Und somit ist mit das Schlimmste, wenn man das Gefühl hat, von anderen getrennt zu sein.

Aber Yogis würden sagen, das ist nicht nur von der Evolutionsbiologie her. Letztlich tief im Inneren gibt es ein Bewusstsein. Und die Liebe ist Ausdruck, dass wir uns wieder eins fühlen wollen. Der Mensch kann nur zufrieden sein, wenn er sich mit anderen verbunden fühlt. Deshalb die Ichbezogenheit, wo man alles tun will, um sich selbst glücklich zu machen, führt notwendigerweise zum Unglück, denn das wahre Ich ist eben nicht getrennt von anderen.

Umgekehrt wenn aber der Mensch nur Gemeinsinn hat und ständig nur überlegt, was wollen die anderen von mir, was ist mein Platz bei den anderen, dann verliert er sich auch.

Die eigenen Fähigkeiten in den Dienst der Gesellschaft stellen

Letztlich, um seinen Platz in der Gesellschaft zu finden, um das Gute zu tun, ist es auch wichtig, das man überlegt, was sind meine Fähigkeiten? Was sind meine besonderen Möglichkeiten? Was ist vielleicht die Aufgabe, die ich hier habe? Und so ist Ichbezogenheit und Gemeinsinn letztlich etwas, was auch zusammen gehört.

Mann kann sagen, kümmerst du dich um andere, dann hilft dir das auch, zu deinem wahren Selbst zu kommen, welches eins ist mit anderen. Umgekehrt, wenn du dich um dich selbst kümmerst, dann kannst du deine Fähigkeiten kultivieren, du kannst mehr Energie bekommen, du kannst mehr Selbstbewusstsein bekommen und das kannst du wiederum nutzen für andere.

In Wahrheit sind ich, also Individuum und Allgemeinheit nicht so unterschiedlich. Uneigennütziges Dienen und sich um sich selbst zu kümmern, ist nicht so unterschiedlich. Im Yoga lernen wir, dass wir uns darum kümmern, dass es uns gut geht, dem Körper gut geht, der Körper gesund ist; dass wir Prana haben, Lebensenergie; dass wir mehr erkennen, was unsere eigenen Fähigkeiten sind; dass wir wissen, was ist vielleicht unser Temperament?; dass wir lernen, was sind vielleicht noch schlafende Fähigkeiten?; dass wir lernen, diese noch schlafenden Fähigkeiten noch weiter zu kultivieren; dass wir lernen unsere Psyche zu entwickeln, Konzentration, Mut, Willenskraft, Liebesfähigkeit zu entwickeln; dass wir lernen, Freude und Liebe in uns selbst zu entfalten; Zugang zu finden, zu einer Intuition.

Verwechslung des kleinen ich mit dem wahren Ich

Sukadev lebt seit seinem 16. Lebensjahr in spirituellen Gemeinschaften und weiß um das Thema Ichbezogenheit und seinen Wirkungen

Dann öffnen wir uns zum Göttlichen. Wir öffnen uns zu einer höheren Wirklichkeit. Und wenn wir uns so zum Göttlichen öffnen, wenn wir uns so öffnen zu einer höheren Wirklichkeit, dann fällt es auch leicht, sich um andere zu kümmern. Und so ist es gut, sich um sich selbst zu kümmern, eine gewisse Ichbezogenheit ist natürlich auch gut, aber nicht als Selbstzweck, sondern indem man sich um sich selbst kümmert, kann man anschließend Gutes bewirken für andere. Daher zuerst sich um sich selbst kümmern und dann Gutes tun für andere.

Umgekehrt in dem Maße, in dem du etwas für andere tust, also dich um das Gemeinwohl kümmerst, einen Gemeinsinn entwickelst, in dem Maße findest du auch mehr zu dir selbst. Der Mensch findet im Umgang mit anderen auch zu sich selbst. Und in dem er lernt sein Herz zu öffnen, Liebe für andere zu empfinden, in dem Moment, in dem er immer wieder bittet: „Wie kann ich meine Fähigkeiten zum Wohle der anderen einsetzen?“ oder wie auch Jesus gesagt hat: „Nicht mein Wille sondern dein Wille geschehe.“ – im Sinne von Gott.

Oder auch man findet es in den Psalmen: „Sende mir dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten.“. Diese Bitte: „Lass mich meine Mission finden. Möge ich das, was ich tue, zum Wohl anderer tun und als Dienst Gottes.“. Wenn du so denkst, dann wirst du auch deine persönliche Mission finden. Von daher Ichbezogenheit und Gemeinsinn sind nicht so getrennt voneinander. Das eine dient dem anderen und beides zusammen lässt dich ein erfülltes Leben führen.

Das waren einige Gedanken zum Thema „Von der Ichbezogenheit zum Gemeinsinn“. Mehr Informationen auf unseren Internetseiten www.yoga-vidya.de . Dieser Vortrag ist zunächst als Videoaufnahme aufgenommen, dann wird es auch als Audiodatei ins Internet gestellt, es wird auch transkribiert, also niedergeschrieben und all das wird dann auf dem Wiki gefunden, www.wiki.yoga-vidya.de . Du kannst all diese Vorträge eben als Audio, Video, Niederschriften finden. Nicht alles auf einmal sondern es wird eines nach dem anderen ins Internet gestellt, aber so hast du tausende von Vorträgen, aus denen du aussuchen kannst, die dir helfen können, deinen eigenen Weg zu finden.

Umgang mit Ichbezogenheit anderer

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

Es gibt andere Menschen, die beziehen alles gerne auf sich. So wie man irgendetwas sagt dann fühlen sie sich angegriffen. Wie gehst du damit um?

Es ist nicht ganz so einfach, wenn du meinst ein anderer Mensch sei sehr ichbezogen. Denn das ist schon mal ein großes Urteil. Und letztlich maßt du dir an, über einen Menschen zu urteilen. Aber manchmal ist es offensichtlich und manchmal magst du auch damit überhaupt nicht Recht haben. Es ist nicht ganz so einfach.

Manchmal musst du einfach sagen und um Entschuldigung bitten: Ich wollte das nicht auf dich beziehen. Als ich das und das gesagt hatte, hat dies einen anderen Hintergrund gehabt. Manchmal musst du das explizit machen. Oder du kannst sagen, ja ich möchte das und das anmerken und ich möchte klar sagen das dies mit dir nichts zu tun hat, es bezieht sich auf das und das. Wenn du weißt, dass ein Mensch eine große Neigung zur Ichbezogenheit hat, dann wäre es klug, schon vorher zu sagen, worauf es sich bezieht. Manchmal wirst du aber auch die Ichbezogenheit einfach ignorieren. Und selbst wenn der andere Mensch das auf sich bezieht, wirst du einfach weiter fortfahren und das ganze sachlich zu behandeln.

Aber wenn du weißt, jemand hat ein schwaches Selbstwertgefühl und fühlt sich deshalb immer schnell angegriffen und bezieht deshalb schnell etwas auf sich, dann gilt es damit sorgsam umzugehen. Man muss dann einfühlsamer und mit größerer Sorgfalt äußern was du äußern willst, man muss dann aufpassen dass der andere das nicht auf sich beziehen kann.

Wenn nicht du der Grund bist, weshalb jemand sich gekränkt fühlt und du weißt das ein anderer sich wegen einen noch anderen Menschen gekränkt fühlt. Dann könntest du vielleicht auch während dem Meeting andeuten, auf wen sich das bezogen hat was der andere gesagt hat. Und dann wird der andere etwas sagen, was vielleicht den, der gerade sich gekränkt fühlt, entlasten wird. Eventuell wirst du auch nach dem Meeting mit dem anderen kurz sagen, ich glaube du hast da etwas auf dich bezogen, was der andere gar nicht auf dich bezogen hat. Manchmal kann es helfen dass du dem Menschen sagst: Das hatte jetzt nichts mit dir zu tun, mindestens habe ich es so verstanden. Und manchmal wird man auch damit leben müssen dass Menschen sich gekränkt fühlen, die gar nicht gemeint sind. Du musst dich nicht ständig zum Fürsprecher anderer aufspielen.

Ichbezogenheit in Beziehung zu anderen Persönlichkeitsmerkmalen

Ichbezogenheit gehört zur Gruppe der Persönlichkeitsmerkmale, Schattenseiten, Laster und Tugenden. Um dieses Charaktermerkmal besser zu verstehen, wollen wir es in Beziehung setzen mit anderen:

Synonyme Ichbezogenheit - ähnliche Eigenschaften

Synonyme Ichbezogenheit sind zum Beispiel Narzissmus, Selbstsucht, Selbstsicherheit, Eigenliebe, Selbstliebe .

Man kann die Synonyme in zwei Gruppen einteilen, solche mit positiver Konnotation und solche mit negativer Konnotation:

Synonyme mit negativer Konnotation

Synonyme, die gemeinhin als negativ gedeutet werden, sind zum Beispiel

Synonyme mit positiver Konnotation

Synonyme mit positiver Konnation können helfen, eine scheinbare Schattenseite auch positiv zu sehen. Synonyme mit positiver Konnotation sind zum Beispiel

Antonyme Ichbezogenheit - Gegenteile

Ganesha als ein Aspekt Gottes hilft Widerstände - auch die inneren- zu überwinden

Antonyme sind Gegenteile. Antonyme, also Gegenteile, von Ichbezogenheit sind zum Beispiel Nächstenliebe, Barmherzigkeit, Mitgefühl, Helfersyndrom . Man kann auch die Antonyme, die Gegenteile, einteilen in solche mit positiver Konnotation und solche mit negativer Konnotation.

Antonyme mit positiver Konnotation

Antonyme, also Gegenteile, zu einem Laster, einer Schattenseite, einer negativen Persönlichkeitseigenschaft, werden gemeinhin als Gegenpol interpretiert. Diese kann man kultivieren, um das Laster, die Schattenseite zu überwinden. Hier also einige Gegenpole zu Ichbezogenheit, die eine positive Konnotation haben:

Antonyme mit negativer Konnotation

Nicht immer ist das Gegenteil einer Schattenseite, eines Lasters, gleich positiv. Hier einige Beispiele von Antonymen zu Ichbezogenheit, die aber auch nicht als so vorteilhaft angesehen werden:

Eigenschaften im Alphabet davor oder danach

Hier einige Eigenschaften, die im Alphabet vor oder nach Ichbezogenheit stehen:

Eigenschaftsgruppe

Ichbezogenheit kann gezählt werden zu folgenden beiden Eigenschaftsgruppen:

Verwandte Wörter

Verwandte Wörter zu Ichbezogenheit sind zum Beispiel das Adjektiv ichbezogen , sowie das Substantiv Egomane.

Wer Ichbezogenheit hat, der ist ichbezogen beziehungsweise ein Egomane.

Siehe auch

Mit Burnout umgehen und Burnout überwinden lernen Yoga Vidya Seminare

Seminare zum Thema Umgang mit Burnout: Der RSS-Feed von https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/burnout/?type=2365 konnte nicht geladen werden: Fehler beim Parsen von XML für RSS

Weitere Informationen zu Yoga und Meditation

Zusammenfassung

Ichbezogenheit und Gemeinsinn sind nicht so getrennt voneinander. Das eine dient dem anderen und beides zusammen lässt dich ein erfülltes Leben führen. So könnte man behaupten, Ichbezogenheit ist nur die eine Seite der Medaille. Gemeinsinn die andere. beide sind unweigerlich in einer dualen Welt wie der unseren miteinander verbunden. Beide ich Harmonie zu bringen führt zu Glück und zu einem festen Platz in der Gesellschaft. So kann ein leben erfolgreich gelingen. Die Betonung nur auf eine Seite führt zu Dysbalancen und somit zu Leid.