Hatha Joga

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Hatha Joga (Sanskrit, m., हठ योग, haṭha Joga, von hatha „Kraft, Hartnäckigkeit“) ist die körperbetonte Form des Joga. Ha bedeutet Sonne, Tha bedeutet Mond, Joga bedeutet (den Körper an die Seele) anjochen, anbinden und auch Einheit, Harmonie. Beim Hatha Joga werden also die beiden Hauptenergien (Mond- und Sonnenenergie) in unserem System durch vorwiegend körperliche Übungen zur Einheit gebracht. Als Grundlagen dienen die 5 Säulen des Hatha Joga.

Historie

Seinen Ursprung hat die Hatha-Tradition wahrscheinlich im 6./7. Jh. mit dem legendären indischen Heiligen Matsyendra und seinem Schüler Goraksha und im 14 Jhd. entstand die Hatha Joga Pradibika von Svatmarama. Sie ist neben den Joga Sutras des Patanjali die wohl bekannteste Jogaschrift und ist unterteilt in 4 Kapitel:

Shiva, als Vater des Hatha Joga, übermittelte diesen, laut Überlieferung, seiner Frau Parvati. Doch erst in der Hatha Joga Pradibika wurden zum ersten Mal ausführlich und schriftlich die einzelnen Techniken beschrieben. Sie gilt als Grundlage für den heute im Westen bekannten und praktizierten Joga. Bis dahin herrschte das Gurukhula-System vor, innerhalb dessen die Weisheiten des Joga ausschließlich vom Guru an den Schüler, der 10 bis 12 Jahre bei diesem lebte, weitergegeben wurden. Daraus folgt, dass die in der Hatha Joga Pradibika beschriebenen Übungen nicht unbedingt für Anfänger geeignet sind und von einem erfahrenen Jogalehrer unterrichtet werden sollten.

Laut Hatha Joga Pradibika ist der Hatha Joga die Grundlage für alle anderen Jogapfade mit dem Hauptzweck die Herrschaft über den Geist zu erlangen, also die Befähigung zum Raja Joga.

Weitere wichtige schriftliche Werke des Hatha Joga sind

Ganzheitlicher oder integraler Joga

Hatha Joga ist ein Teil des von Swami Sivananda wieder belebten und gelehrten ganzheitlichen Joga, bei dem die Betonung auf die Entwicklung aller yogischen Aspekte gelegt wird, die sich im

  • Raja Joga (Joga der Geisteskontrolle)
  • Jnana Joga (Joga des Wissens)
  • Bhakti Joga (Joga der Hingabe)
  • Karma Joga (Joga der Tat)
  • Hatha Joga (körperlicher Joga)
  • Kundalini Joga (Joga der Energie)

wiederfinden. Der Begriff „Einheit“ für Joga drückt sich hier in einer harmonischen Entwicklung der Persönlichkeit des Praktizierenden aus.

Ganz so einfach wie die oben gemachte Unterteilung auf den ersten Blick erscheint, ist sie jedoch nicht.

Raja Joga, auch Ashtanga Joga nach Patanjali (nicht zu verwechseln mit dem fließenden athletischen Jogastil) fußt auf die folgenden 8 Glieder:

Kundalini chakras.jpg

Kundalini Joga besteht aus

  • Mantra Joga (Klangenergien von Worten und Buchstaben)
  • Nada Joga (Klangenergien von Tönen und Instrumenten)
  • Yantra Joga (Meditation auf geometrische Figuren und Symbole)
  • Laya Joga (Auflösung grobstofflicher Energien)
  • Hatha Joga (Körperbetonter Joga)

Beide Jogaarten bestehen zu einem großen Anteil aus Hatha-Joga Aspekten, so dass hier ein Vermischen bzw. eine Ergänzung vorzufinden ist.

Die 5 Säulen des Hatha Joga

Gesunde und richtige Ernährung als eine der wichtigen Säulen im Hatha Joga

Asanas sind Körperstellungen, die eine Weile (ab ca. 1 Minute bzw. 10-12 Atemzüge) gehalten werden. Sie fördern Muskelkraft, Flexibilität, Gleichgewichtssinn und ein gutes Körpergefühl, tragen somit zu allgemeinem Wohlbefinden bei und können bei Erkrankungen jeglicher Art unterstützend wirken. Durch das ruhige Halten der Stellungen können sich innerlich Blockaden lösen und somit kann die Lebensenergie (Prana) wieder freier fließen.

Natürlich eine sehr fortgeschrittene Stellung und witzig anzuschauen

Asanas sind gekennzeichnet durch bewusstes Hineingehen, bewusstes Atmen, bewusstes Halten und bewusstes Auflösen. Dadurch entsteht ein enger Kontakt des Praktizierenden zu sich und seinem Körper. Durch regelmäßiges und hartnäckiges (hatha) Praktizieren entsteht nach und nach die Fähigkeit zum Wahrnehmen immer subtilerer Empfindungen und Energieströme.

Die offizielle Zahl der Asanas schwankt von 8.4 Mio., die Shiva angeblich für jede erdenkliche Lebensform gelehrt hat, über 84000 bis zu 84 in den verschiedenen Schriften und sogar noch weniger. Es gibt Asanas in vielen möglichen Schwierigkeitsgraden, Variationen und Vorübungen, sodass Hatha Joga für Personen jeden Alters geeignet und förderlich ist.

Der Sonnengruß (Surya-Sonne, Namaskar-Gruß, Gebet) ist eine besondere Hatha-Joga Übung. Hier handelt es sich um eine dynamische Abfolge (Karana) von verschiedenen, nacheinander eingenommenen Asanas in Verbindung und im Einklang mit dem Atem. Dieser Bewegungsablauf wärmt den Körper des Praktizierenden gut auf und bereitet auf die nachfolgenden Körperstellungen vor.

Pranayama umfasst die verschiedenen Atemübungen im Hatha-Joga. Es setzt sich aus den beiden Worten Prana und Ayama zusammen. Prana kann man als Lebensenergie bezeichnen. Die eigentliche Bedeutung geht aber weit darüber hinaus, da Prana überall ist und z.B. auch mit der Nahrung aufgenommen werden kann. Ayama bedeutet kontrollieren, erweitern. Pranayama steht also für die bewusste Atemkontrolle.

Zu den Pranayamas gehören u.a.

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Meditation als Königsdisziplin. Nicht nur auf dem Kissen sondern auch später im Alltag. In jeder Tat, in jedem Wort, in jedem Sein.

Regelmäßiges Üben von Pranayamas befähigt den Praktizierenden den Atem nach und nach immer ruhiger, feiner und subtiler werden zu lassen und bewusster wahrnehmen zu können.

Nach Patanjali (ca.200-400 v.Chr.), dem Verfasser der Joga Sutras, welche die Grundlage des Raja Jogas darstellen, ist Joga „das zur Ruhe bringen der Gedanken im Geiste“ (Joga chitta vritti nirodha). Da der Atem eng mit dem Geist verbunden ist, geht die Kontrolle des Atems mit der Kontrolle des Geistes einher und unterstützt diese.

Entspannung bedeutet im körperbetonten Hatha-Joga vor allem den Körper zu entspannen. Ist der Geist unruhig, wirkt sich dies durch Anspannungen auf den Körper aus. Ist der Körper entspannt, entspannt sich somit auch der Geist. Eine Hatha Joga Übungseinheit wird in der Regel begonnen mit einer eher kurzen Anfangsentspannung, unbedingt aber beendet mit einer Endendspannung. Die Anfangsentspannung dient dem Praktizierenden zum Ankommen, zur Kontaktaufnahme mit sich und seinem Atem.

Die Endentspannung schließt die aktive und eventuell vor allem physisch fordernde Asanafolge ab und gibt Raum für die Beruhigung des vegetativen Nervensystems, Blutdruck, Atem- und Herzfrequenz. Sie bildet die Voraussetzung für ein intensives Nachspüren und die Erfahrung von reinem Wohlbefinden und Erholung. Techniken wie progressive Muskelrelaxation, Fantasiereisen und Joga Nidra (der Schlaf des Yogi) werden hier angewendet. Bei letzterer liegt der Praktizierende in der Rückenentspannungslage (Shavasana) und geht geistig durch den gesamten Körper. Dabei wird jeder einzelner Körperteil gefühlt und benannt. Es kann eine tiefe Entspannung entstehen, während der Geist weiterhin klar und bewusst bleibt.

Gesunde Ernährung heißt im (Hatha-)Joga mindestens vegetarische, wenn nicht sogar vegane Ernährung. Eines der yogischen Grundprinzipien, Ahimsa (Nichtverletzen, Gewaltlosigkeit), welches die Beziehung und Verbindung (Joga – Einheit) zu allen Lebewesen einbezieht, kommt hier zum Tragen. Auch vom karmischen Gesichtspunkt wird auf fleischhaltige Nahrung verzichtet um Konsequenzen für das eigene Leben zu verhindern. Als Nebeneffekt wird einer Ausweitung der Massentierhaltung und somit einer Tieraufzucht zum Zwecke des Konsums entgegengewirkt.

Im Joga gibt es tamassige (träge), rajassige (unruhig) und sattwige (rein) Nahrung, entsprechend den 3 Gunas, den grundlegenden Eigenschaften der Natur. Die sattwige Nahrung teilt sich auf in 5 Untergruppen:

steht für reine und leichte Nahrung und versorgt den Hatha-Yogi mit ausreichend Prana für ein kraftvolles und vitales Lebensgefühl. Sattwige Nahrung und eine unterstützende Esskultur wirken sich äußerst positiv auf die Meditations- und Asanapraxis aus.

Shavasana mit den Beinen im Lotus. Entspannung ist ein wesentlicher Bestandteil im Hatha Joga

Auch das Thema Fasten fällt unter den Oberbegriff gesunde Ernährung. Hierunter ist regelmäßiges Fasten für gesunde Yogis von einigen Stunden bis hin zu dem bekannten Heilfasten von mehr als einer Woche gemeint. Es können solch positive Auswirkungen wie u.a. Entgiftung, Verjüngung des Körpers, Leichtigkeit und Erholung der Verdauungsorgane festgestellt werden.

Meditation und Positives Denken beziehen sich auf den Aspekt der Geisteskontrolle als Mittel zur Entspannung und zum Stressabbau und somit auch zur Beruhigung des Körpers. Genau genommen ist Meditation ein Zustand (Dhyana), dessen Erreichung mittels Rückzug der Sinne (Pratyahara) und Konzentration (Dharana) bzw. Achtsamkeit (Mindfulness) erreicht werden kann. Dafür gibt es die verschiedensten Techniken, die grob in passiv (Kontemplation im stillen Sitzen) und aktiv (lautes Rezitieren, körperliche Bewegung) eingeteilt werden können und ohne (Zen und mit Einschränkung Vipassana) und mit Meditationsobjekt (Atem, Chakras, Mantra, Affirmation) daher kommen.

Selbst wenn es dem Praktizierenden gelingt eine Zeit lang ohne Gedanken in der Meditation zu verweilen, werden Gedanken während der Handlungen des alltäglichen Lebens zwangsläufig auftauchen. Diese können mit der Kraft des Geistes in eine positive Richtung gelenkt werden. Das bedeutet nicht, dass die rosarote Brille aufgesetzt wird. Es geht vielmehr darum, die Dinge die auftauchen ohne Bewertung anzunehmen und sich nicht im Negativen und Lamentieren zu verlieren, sondern in Missständen auch mögliche Chancen zu suchen und zu erkennen.

Wirkungen und Anwendungen

Sarvangasana - auch bekannt als Schulterstand. In der Schule sagte man Kerze.

Die vielen positiven körperlichen Auswirkungen von Hatha-Joga sind durch eine hohe Anzahl an wissenschaftlichen Studien, mittlerweile gibt es mehr als 2000, bestätigt worden. Darunter fallen:

  • Rückgang von Stress, Entzündungen, Depressionen, Angstzuständen, Prostatakrebs, Brustkrebs
  • Erhöhung von Schlafqualität und Gehirnleistung
  • Rückgang von Herzrhythmusstörungen
  • Besserer Umgang mit Belastungssituationen
  • Medikamentenreduktion im Zusammenhang mit Bluthochdruck und Rücken- und Nackenschmerzen

Dies alles wurde bei Studienteilnehmern festgestellt, die regelmäßig Joga praktizierten (ab 1 Mal pro Woche) und sich teilweise auf eine rein vegetarisch Kost umstellten.

Mit diesem Hintergrund gibt es somit eine Reihe von Lebensbereichen, in denen Hatha-Joga sehr sinnvoll angewandt werden und unterstützend sein kann.

  • Krankheitsvorbeugung
  • Therapie und Heilmethode (Jogatherapie)
  • Stressvorbeugung und Abbau von Stress
  • Fitnesstraining
  • Hochleistungstraining (Deutsche Fußball Nationalmannschaft)
  • Körperorientierte Psychotherapie
  • Spirituelle Disziplin
  • Mittel zur Entwicklung parapsychologischer Fähigkeiten, Siddhis

Der Rat eines Arztes ist vor Beginn eines Jogaprogrammes einzuholen bei Unsicherheit und vorhandenen Erkrankungen wie

Grundsätzlich kann jedoch jeder Mensch in den Genuss der Vorteile einer regelmäßigen Jogapraxis kommen.

Siehe auch

Meditation Bewusstheit.jpg

Weblinks

Die Chakras im Menschen

Seminare

Yogalehrerausbildung 4 Wochen Intensiv

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Mantras und Musik

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Bhakti Yoga

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Die acht Stufen des Raja Yoga nach Patanjali (Ashtanga Yoga)