Gottesverehrung: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Verehrung des überpersönlichen Höchsten Wesens soll dazu helfen, daß du nie vergißt »ich bin das Unbedingte (brahman)«; diese Meditation schließt Opfer, Gaben, Askese, Ritual, Gebet, Yoga und Verehrung in sich. Der Weg, alle Hindernisse zu überwinden, die dir in der Meditation begegnen können, ist, dem Gemüt zu verbieten, bei ihnen zu verweilen, ist weiter, das Gemüt einwärts ins Selbst zu kehren und alles, was um dich herum geschieht, teilnahmlos vorüber gleiten zu lassen; — es gibt keinen anderen.
Die Verehrung des überpersönlichen Höchsten Wesens soll dazu helfen, daß du nie vergißt »ich bin das Unbedingte (brahman)«; diese Meditation schließt Opfer, Gaben, Askese, Ritual, Gebet, Yoga und Verehrung in sich. Der Weg, alle Hindernisse zu überwinden, die dir in der Meditation begegnen können, ist, dem Gemüt zu verbieten, bei ihnen zu verweilen, ist weiter, das Gemüt einwärts ins Selbst zu kehren und alles, was um dich herum geschieht, teilnahmlos vorüber gleiten zu lassen; — es gibt keinen anderen.
Sammle das Gemüt auf das Selbst oder das ICH im Herzen, das ist Vollkommenheit in Yoga, Meditation, Weisheit, gläubiger Hingabe, Gebet und Verehrung. Meisterst du das Gemüt, ist alles gemeistert. Das Gemüt ist der Lebensstrom, von dem die Unwissenden sagen, er sei wie eine Schlange, die in sich selbst geringelt liegt. Aber die sechs feinstofflichen Lotoszentren (subtle centres) sind nur geistige Bilder, die für den Anfänger bestimmt sind. Die Anhänger des Vedânta, die nur ein höchstes Wirkliches gewahren und die Vielfalt aller Namen (Begriffe) und Gestalten als dessen Schein erkennen, achten es für eine Entheiligung des einen höchsten Selbst, das alles hervorbringt, trägt und wieder in sich schlingt, es sich unter individuellen Göttergestalten vorzustellen, wie die Anhänger des Kundalinîyoga tun, wenn sie die sechs Lotoszentren des Leibes und deren Meditation der Andacht zu den sechs großen Gottheiten unterstellen, nämlich (in aufsteigender Reihe) Ganapati, dem »Herrn der Scharen«, Shivas Sohn, dann Brahmâ, dem Schöpfer, Vishnu, dem Erhalter, und den drei Gestalten Shivas: Rudra, dem Vernichter, Maheshvara, dem »Großen Herrn«, der die Welt als Mâyâ verhüllend um sein Wesen schlingt, und Sadâ-Shiva, dem »Allzeit-Gnädigen«, dessen Gnade den Schleier der Mâyâ zerteilt und Erlösung schenkt. Diese sechs sind nach der Lehre des Kundalinî-Yoga die Schutzgottheiten der sechs Lotoszentren (chakra) im Leibe, durch welche die Schlange Kundalinî vom untersten ins oberste Zentrum aufsteigt zur Vereinigung mit Sadâ-Shiva, — aber das ist eine stoffliche Anschauung. In Wahrheit ist Kundalinî nichts anderes als das Gemüt. Erforschung des Selbst ist der unmittelbare Zugang zur geistigen Wirklichkeit. Wir strahlen uns selbst aus auf Götterbilder und -gestalten und erweisen ihnen Verehrung, weil wir uns nicht auf wahre innerliche Verehrung verstehen. Daher ist Innewerden des Selbst, das aller Dinge inne ist, vollkommenes Innewerden oder Vollkommenheit der Erkenntnis.
Sammle das Gemüt auf das Selbst oder das ICH im Herzen, das ist Vollkommenheit in Yoga, Meditation, Weisheit, gläubiger Hingabe, Gebet und Verehrung. Meisterst du das Gemüt, ist alles gemeistert. Das Gemüt ist der Lebensstrom, von dem die Unwissenden sagen, er sei wie eine Schlange, die in sich selbst geringelt liegt. Aber die sechs feinstofflichen Lotoszentren (subtle centres) sind nur geistige Bilder, die für den [https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/anfaenger/ Anfänger] bestimmt sind. Die Anhänger des Vedânta, die nur ein höchstes Wirkliches gewahren und die Vielfalt aller Namen (Begriffe) und Gestalten als dessen Schein erkennen, achten es für eine Entheiligung des einen höchsten Selbst, das alles hervorbringt, trägt und wieder in sich schlingt, es sich unter individuellen Göttergestalten vorzustellen, wie die Anhänger des Kundalinîyoga tun, wenn sie die sechs Lotoszentren des Leibes und deren Meditation der Andacht zu den sechs großen Gottheiten unterstellen, nämlich (in aufsteigender Reihe) Ganapati, dem »Herrn der Scharen«, Shivas Sohn, dann Brahmâ, dem Schöpfer, Vishnu, dem Erhalter, und den drei Gestalten Shivas: Rudra, dem Vernichter, Maheshvara, dem »Großen Herrn«, der die Welt als Mâyâ verhüllend um sein Wesen schlingt, und Sadâ-Shiva, dem »Allzeit-Gnädigen«, dessen Gnade den Schleier der Mâyâ zerteilt und Erlösung schenkt. Diese sechs sind nach der Lehre des Kundalinî-Yoga die Schutzgottheiten der sechs Lotoszentren (chakra) im Leibe, durch welche die Schlange Kundalinî vom untersten ins oberste Zentrum aufsteigt zur Vereinigung mit Sadâ-Shiva, — aber das ist eine stoffliche Anschauung. In Wahrheit ist Kundalinî nichts anderes als das Gemüt. Erforschung des Selbst ist der unmittelbare Zugang zur geistigen Wirklichkeit. Wir strahlen uns selbst aus auf Götterbilder und -gestalten und erweisen ihnen Verehrung, weil wir uns nicht auf wahre innerliche Verehrung verstehen. Daher ist Innewerden des Selbst, das aller Dinge inne ist, vollkommenes Innewerden oder Vollkommenheit der Erkenntnis.


Die Vielheit der Vorstellungen zerstreut uns; sammeln wir uns ständig auf die Betrachtung des Selbst, das selber Gott ist, so wird diese Anschauung im Lauf der Zeit an die Stelle der Zerstreuung treten und zuletzt selber verschwinden, — das reine Innesein, das schließlich übrig bleibt, ist die Wirklichkeit Gottes und wir sind ihrer wirklich inne, Das ist die Befreiung.
Die Vielheit der Vorstellungen zerstreut uns; sammeln wir uns ständig auf die Betrachtung des Selbst, das selber Gott ist, so wird diese Anschauung im Lauf der Zeit an die Stelle der Zerstreuung treten und zuletzt selber verschwinden, — das reine Innesein, das schließlich übrig bleibt, ist die Wirklichkeit Gottes und wir sind ihrer wirklich inne, Das ist die Befreiung.

Version vom 14. Mai 2014, 09:27 Uhr

Gottesverehrung, Meditation, moralischer Wandel

Ausschnitt aus dem Buch "Der Gesang des Heiligen. Eine philosophische Episode des Mahabharatam". Eine Übersetzung der Bhagavadgita von Paul Deussen. Leipzig. F.a. Brockhaus. 1911. S. 86-89. So lautet in der Bhagavadgita die Hingebung an die Verehrung (Bhakti Yoga).

Krishna und Arjuna mit dem Streitwagen

Arjuna sprach:

1. (1302.) Die, welche in dieser Weise immerfort hingegeben dir in Verehrung huldigen, und die, welche dem Unvergänglichen, Unoffenbaren huldigen, welche von diesen sind am meisten der Hingebung (Yoga) kundig?

Der Heilige sprach:

2. (1303.) Die, welche ihren Geist in mich vertiefen und mich in beständiger Hingebung verehren, erfüllt von dem höchsten Glauben, diese sind es, welche ich für die mir am meisten Hingegebenen erachte.
3. (130!.) Die hingegen, welche das Unvergängliche, Unaussprechliche, Unoffenbare verehren, das Allgegenwärtige und Unausdenkbare, das Allerhöchste, Unwandelbare, Feste,
4. (1305.) indem sie die Schar der Sinnesorgane bändigen und auf alle Dinge mit Gleichmut blicken, auch diese an dem Wohlsein aller Wesen sich Freuenden gelangen sicherlich zu mir.
5. (1306.) Aber größer ist die Mühe derer, welche ihren Geist an das Unoffenbare anhängen, denn nur schwer ist der unoffenbare Weg für die Verkörperten zu erlangen.
6. (1307.) Die aber, welche alle ihre Werke auf mich werfen und mich für das Höchste erachten, mich mit einer auf nichts anderes gerichteten Hingebung meditieren, verehren,
7. (1308.) für diese, die ihren Geist in mich versenken, werde ich, o Sohn der Pritha, alsbald zum Erretter aus dem Ozean des Todes und der Seelenwanderung.
8. (1309.) Mir also gib deinen Sinn hin, in mich vertiefe deinen Geist, so wirst du bei mir Wohnung nehmen nach diesem Dasein, daran ist kein Zweifel.
9. (1310.) Kannst du aber dein Denken nicht dauernd in mich versenken, dann suche mich, o Beutemacher, wenigstens durch Hingebung an die Übung zu erreichen.
10. (1311.) Bist du aber auch zu dieser Übung nicht fähig, so halte dich an die mir geweihten Werke, denn auch, wenn du um meinetwillen die Werke vollbringst, wirst du die Vollendung erreichen.
11. (1312.) Bist du aber auch dieses zu tun und der Hingebung an mich zu leben nicht imstande, so bezwinge deinen Geist und leiste wenigstens Verzicht auf die Frucht aller Werke.
12. (1313.) Denn höher als die Übung steht das Erkennen, höher als das Erkennen die Meditation, höher als die Meditation die Entsagung in betreff des Lohnes der Werke, der Entsagung folgt der Friede auf dem Fuße.
13. (1314.) Wer gegen alle Wesen ohne Hass, freundschaftlich gesinnt und mitleidvoll ist, frei von Selbstsucht und Ichbewusstsein, gleichmütig in Lust und Leid, geduldig,
14. (1315.) zufrieden, immer hingegeben, bezähmten Selbstes und festen Entschlusses auf mich gerichtet mit Sinn und Geist und mir ergeben ist, der ist mein Freund.
15. (1316.) Von dem die Menschen nicht beunruhigt werden und wer von Menschen nicht beunruhigt wird, wer frei von den Beunruhigungen der Freude, des Verdrusses und der Furcht ist, der ist mein Freund.
16. (1317.) Wer, ohne die Welt zu beachten, rein, tüchtig, gleichgültig, frei von Erregung, auf alle Zwecke verzichtend sich mir hingibt, der ist mein Freund.
17. (1318.) Wer nicht sich freut und nicht hasst, nicht trauert und nicht begehrt und verzichtend auf Angenehmes und Unangenehmes voll Hingebung ist, der ist mein Freund.
18. (1319.) Wer gleichgültig ist gegen Feind und Freund, gegen Ehre und Schande, gegen Kälte und Hitze, gegen Lust und Schmerz, frei von Anhänglichkeit,
19. (1320.) wer gleichmütig ist bei Tadel und bei Lob, still, zufrieden mit allem, wie es kommt, ohne Heimat, festen Glaubens und voll Hingebung, der ist mein Freund.
20. (1321.) Die aber, welche dieses heilige, von mir mitgeteilte Amritam (Ambrosia) verehren und im Glauben mir anhängen und huldigen, die sind vor allen meine Freunde.

Gottesverehrung ist Selbsterforschung

Auszug aus den Richtlinien über das Forschen nach dem Selbst vom Heiligen Ramana Maharshi aus „Der Weg zum Selbst“ von Heinrich Zimmer

Die Verehrung des überpersönlichen Höchsten Wesens soll dazu helfen, daß du nie vergißt »ich bin das Unbedingte (brahman)«; diese Meditation schließt Opfer, Gaben, Askese, Ritual, Gebet, Yoga und Verehrung in sich. Der Weg, alle Hindernisse zu überwinden, die dir in der Meditation begegnen können, ist, dem Gemüt zu verbieten, bei ihnen zu verweilen, ist weiter, das Gemüt einwärts ins Selbst zu kehren und alles, was um dich herum geschieht, teilnahmlos vorüber gleiten zu lassen; — es gibt keinen anderen. Sammle das Gemüt auf das Selbst oder das ICH im Herzen, das ist Vollkommenheit in Yoga, Meditation, Weisheit, gläubiger Hingabe, Gebet und Verehrung. Meisterst du das Gemüt, ist alles gemeistert. Das Gemüt ist der Lebensstrom, von dem die Unwissenden sagen, er sei wie eine Schlange, die in sich selbst geringelt liegt. Aber die sechs feinstofflichen Lotoszentren (subtle centres) sind nur geistige Bilder, die für den Anfänger bestimmt sind. Die Anhänger des Vedânta, die nur ein höchstes Wirkliches gewahren und die Vielfalt aller Namen (Begriffe) und Gestalten als dessen Schein erkennen, achten es für eine Entheiligung des einen höchsten Selbst, das alles hervorbringt, trägt und wieder in sich schlingt, es sich unter individuellen Göttergestalten vorzustellen, wie die Anhänger des Kundalinîyoga tun, wenn sie die sechs Lotoszentren des Leibes und deren Meditation der Andacht zu den sechs großen Gottheiten unterstellen, nämlich (in aufsteigender Reihe) Ganapati, dem »Herrn der Scharen«, Shivas Sohn, dann Brahmâ, dem Schöpfer, Vishnu, dem Erhalter, und den drei Gestalten Shivas: Rudra, dem Vernichter, Maheshvara, dem »Großen Herrn«, der die Welt als Mâyâ verhüllend um sein Wesen schlingt, und Sadâ-Shiva, dem »Allzeit-Gnädigen«, dessen Gnade den Schleier der Mâyâ zerteilt und Erlösung schenkt. Diese sechs sind nach der Lehre des Kundalinî-Yoga die Schutzgottheiten der sechs Lotoszentren (chakra) im Leibe, durch welche die Schlange Kundalinî vom untersten ins oberste Zentrum aufsteigt zur Vereinigung mit Sadâ-Shiva, — aber das ist eine stoffliche Anschauung. In Wahrheit ist Kundalinî nichts anderes als das Gemüt. Erforschung des Selbst ist der unmittelbare Zugang zur geistigen Wirklichkeit. Wir strahlen uns selbst aus auf Götterbilder und -gestalten und erweisen ihnen Verehrung, weil wir uns nicht auf wahre innerliche Verehrung verstehen. Daher ist Innewerden des Selbst, das aller Dinge inne ist, vollkommenes Innewerden oder Vollkommenheit der Erkenntnis.

Die Vielheit der Vorstellungen zerstreut uns; sammeln wir uns ständig auf die Betrachtung des Selbst, das selber Gott ist, so wird diese Anschauung im Lauf der Zeit an die Stelle der Zerstreuung treten und zuletzt selber verschwinden, — das reine Innesein, das schließlich übrig bleibt, ist die Wirklichkeit Gottes und wir sind ihrer wirklich inne, Das ist die Befreiung.

Dass wir uns niemals von unserem eigenen allvollkommenen reinen Selbst hinweg verlieren, ist der Gipfel des Yoga, der Weisheit und aller geistlichen Uebung, Auch wenn das Gemüt rastlos schweift, mit äußeren Dingen befaßt, und so des eigenen Selbst vergißt, sollen wir wach sein in dem Gedanken: »ich bin nicht der Leib, — wer bin ich?« Dieses Fragen kehrt das Gemüt einwärts auf seinen Quell und ursprünglichen Stand. Das Fragen »wer bin ich?« ist das einzige Verfahren, allem Leid ein Ende zu machen und höchste Seligkeit an sich zu ziehen. Man mag das ausdrücken, wie man will, — das ist mit einem Wort die ganze Wahrheit (the whole truth in a nutshell).

Die Verehrung des überpersönlichen Höchsten Wesens soll dazu helfen, daß du nie vergißt »ich bin das Unbedingte (brahman)«; diese Meditation schließt Opfer, Gaben, Askese, Ritual, Gebet, Yoga und Verehrung in sich. Der Weg, alle Hindernisse zu über¬winden, die dir in der Meditation begegnen können, ist, dem Ge¬müt zu verbieten, bei ihnen zu verweilen, ist weiter, das Gemüt einwärts ins Selbst zu kehren und alles, was um dich herum ge¬schieht, teilnahmlos vorüber gleiten zu lassen; — es gibt keinen anderen. Sammle das Gemüt auf das Selbst oder das ICH im Herzen, das ist Vollkommenheit in Yoga, Meditation, Weisheit, gläubiger Hingabe, Gebet und Verehrung. Meisterst du das Gemüt, ist alles gemeistert. Das Gemüt ist der Lebensstrom, von dem die Un¬wissenden sagen, er sei wie eine Schlange, die in sich selbst geringelt liegt. Aber die sechs feinstofflichen Lotoszentren (subtle centres) sind nur geistige Bilder, die für den Anfänger bestimmt sind. Die Anhänger des Vedânta, die nur ein höchstes Wirkliches gewahren und die Vielfalt aller Namen (Begriffe) und Gestalten als dessen Schein erkennen, achten es für eine Entheiligung des einen höchsten Selbst, das alles hervorbringt, trägt und wieder in sich schlingt, es sich unter individuellen Göttergestalten vorzustellen, wie die Anhänger des Kundalinîyoga tun, wenn sie die sechs Lotoszentren des Leibes und deren Meditation der Andacht zu den sechs großen Gottheiten unterstellen, nämlich (in aufsteigender Reihe) Ganapati, dem »Herrn der Scharen«, Shivas Sohn, dann Brahmâ, dem Schöpfer, Vishnu, dem Erhalter, und den drei Gestalten Shivas: Rudra, dem Vernichter, Maheshvara, dem »Großen Herrn«, der die Welt als Mâyâ verhüllend um sein Wesen schlingt, und Sadâ-Shiva, dem »Allzeit-Gnädigen«, dessen Gnade den Schleier der Mâyâ zerteilt und Erlösung schenkt. Diese sechs sind nach der Lehre des Kundalinî-Yoga die Schutzgottheiten der sechs Lotoszentren (chakra) im Leibe, durch welche die Schlange

Kundalinî vom untersten ins oberste Zentrum aufsteigt zur Vereinigung mit Sadâ-Shiva, — aber das ist eine stoffliche Anschauung. In Wahrheit ist Kundalinî nichts anderes als das Gemüt. Erforschung des Selbst ist der unmittelbare Zugang zur geistigen Wirklichkeit. Wir strahlen uns selbst aus auf Götterbilder und -gestalten und erweisen ihnen Verehrung, weil wir uns nicht auf wahre innerliche Verehrung verstehen. Daher ist Innewerden des Selbst, das aller Dinge inne ist, vollkommenes Innewerden oder Vollkommenheit der Erkenntnis, Die Vielheit der Vorstellungen zerstreut uns; sammeln wir uns ständig auf die Betrachtung des Selbst, das selber Gott ist, so wird diese Anschauung im Lauf der Zeit an die Stelle der Zerstreuung treten und zuletzt selber verschwinden, — das reine Innesein, das schließlich übrig bleibt, ist die Wirklichkeit Gottes und wir sind ihrer wirklich inne, Das ist die Befreiung. Daß wir uns niemals von unserem eigenen allvollkommenen reinen Selbst hinweg verlieren, ist der Gipfel des Yoga, der Weis¬heit und aller geistlichen Uebung, Auch wenn das Gemüt rastlos schweift, mit äußeren Dingen befaßt, und so des eigenen Selbst vergißt, sollen wir wach sein in dem Gedanken: »ich bin nicht der Leib, — wer bin ich?« Dieses Fragen kehrt das Gemüt einwärts auf seinen Quell und ursprünglichen Stand. Das Fragen »wer bin ich?« ist das einzige Verfahren, allem Leid ein Ende zu machen und höchste Seligkeit an sich zu ziehen. Man mag das ausdrücken, wie man will, — das ist mit einem Wort die ganze Wahrheit (the whole truth in a nutshell).

Siehe auch

Literatur

  • Der Weg Zum Selbst von Heinrich Zimmer, Rascher Verlag Zürich, 1944, 1. Auflage.
    • Paul Deussen: "Der Gesang des Heiligen. Eine philosophische Episode des Mahabharatam". Übersetzung der Bhagavadgita. Leipzig. F.a. Brockhaus. 1911.

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