Gottesliebe

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Gottesliebe

Höchste Wonne – die höchste Frucht der Gottesliebe Von Sri Swami Krishnananda

Gottesliebe ist Mittel und Frucht von Bhakti Yoga. Die Shrutis, wie die Veden und Upanishaden genannt werden, heben das Prinzip des Göttlichen über den Bereich der Schöpfung und lassen es am Firmament der absoluten Vollkommenheit weit über den Staub des Irdischen hinaus hell erstrahlen, sie erzeugen ein Gefühl von Hochachtung und furchteinflößender Ergebenheit und Hingabe an den ewigen Machthaber. Die Epen und Puranas dagegen sind freudig bestrebt, uns den Richter des Universums in eine trauliche Beziehung zu bringen, zu einem Freund, einem Philosophen und zu einem Führer der Menschheit in turbulenten Zeiten. Über Gottesliebe entsteht diese tiefe Beziehung von Mensch zu Gott.

Während Gott der mächtige Vater und Herrscher über alle Dinge ist, dem alle Abhängigen und Diener unterworfen sind, ist er dennoch der Freund des Menschen, wie in der Vorstellung von Narayana (Gott) und Nara (Mensch), die in Gottesliebe miteinander verbunden sind. Gott ist nicht zu trennen vom Wohlergehen des Menschen, Krishna lässt Arjuna nie im Stich, leistet ihm Beistand und hilft ungefragt und sogar unerwünscht. Denn häufig weiß der Mensch selber nicht, dass er Gottes Hilfe benötigt, aber Gott weiß es im Voraus. Es ist diese Vertrautheit, Innigkeit und Barmherzigkeit, mit der Gottesliebe in den epischen und Purana Texten charakterisiert wird. Die Kameradschaft zwischen Gott und Mensch ist das besonders rührende Element, das hier verkündet wird im Unterschied zur alles übersteigenden Erhabenheit von Brahman, wie er in den Upanishaden beschrieben wird und zu den Göttern, wie sie in den Samhitas verehrt werden. Es ist der Sinn dieser besonderen Lehren, Religion nicht nur einfach praktikabel, sondern auch zu angenehmen und erfreulichen Mitteln des Dialogs mit Gott zu machen; mit Gott, der stets bei uns ist und auf die Bedürfnisse seiner Anhänger achtet. Die Beziehung zwischen Mensch und Gott in der Gottesliebe ist nun die Verklärung und Vergötterung der Gefühle, der Liebe und der Sehnsucht des Menschen, und die Sehnsucht und das Verlangen des Menschen werden konzentriert und auf die Gestalt Gottes gerichtet. Die Beziehung zwischen Krishna und Arjuna ist gezeichnet von Erhabenheit, Würde und Verwunderung und wie das kosmische und irdische Wesen im Einklang wirken.

Die innigste und vertrauteste Beziehung der Menschen mit Gott findet man laut Bhagavata Purana in der Gottesliebe der Gopis von Vrindavana, die dort ihren Höhepunkt erreicht. Während die Vater-Sohn-Beziehung, die Herr-Diener-Beziehung und die Mutter-Kind-Beziehung in der Tat Meisterstücke menschlicher Beziehungen sind, wird das Liebeserlebnis der Seele in der Verzückung der Gottesschau als der höchste Punkt betrachtet, den Liebe und Hingabe erreichen können. In der Brihadaranyaka-Upanishad wird die Innigkeit und Ekstase der Vereinigung der Seele mit dem Absoluten verglichen mit der Transzendenz-Erfahrung, wie sie vom Liebenden gefühlt wird, der sich in einer schnellen Umarmung mit der Geliebten vereinigt. Selten im Leben erhebt sich die Seele zur vollen Größe. Meistens arbeiten bei den täglichen Beschäftigungen der Menschen Verstand, Geist und Sinne mit voller Wucht, Heftigkeit und Leidenschaft. Man erwartet von der Seele, dass sie sich bei Bedarf an der Oberfläche zeigt und dabei ausnahmslos die gesamte Persönlichkeit mitzieht, bei Hunger, Schlaf und Sex. Die Totalität, die man in diesen Stadien erlebt, ist ein billiger Abklatsch der ganzen Größe, die man bei der Verschmelzung in der Gottesvereinigung erfährt. Gott ist nicht nur das furchteinflößende Gericht des Universums, sondern eine Quelle der Schönheit und des Zaubers, die die ganze Welt entzücken kann. Gott übersteigt jede Form von Schönheit und Liebenswürdigkeit, die irgendwo wahrnehmbar ist und lässt die Herzen der Dinge verschmelzen allein durch Seinen Anblick oder allein durch den Gedanken an seine Schönheit. Gott ist die Schönheit hinter aller Schönheit - sakshat manmath-manmathah.

Religion verblasst zu einer eintönigen Beschäftigung, wenn sie zu einem Sammelsurium von Regeln und Gesetzen wird. Dadurch wird sie des Erschauerns beraubt, das man in der Gegenwart des Geliebten spürt. Religion ist nicht nur Disziplin, sondern auch Liebe, Gottesliebe, Liebreiz und Gnade. Einerseits ist das Beispiel von den Gopis eine Veranschaulichung von der überindividuellen Art des Verlangens der Seele nach Gott. Andererseits zeigt es, auf welche Art und Weise Gott durch Gottesliebe Sein Parlament und Seinen Rat, Seine Verordnungen und Regeln außer Kraft setzt, um ganz persönlich zu Seinem Anhänger zu eilen, ohne anderweitige Hilfsmittel einzusetzen. Im 22. Vers im 9. Kapitel der Bhagavad Gita ist das Versprechen Gottes, dass Er sich persönlich um Seine Verehrer kümmern wird, die untrennbar mit Ihm verbunden sind. Spirituelle Verzückung ist das Thema von 5 Versen im 10. Kapitel der Bhagavata, im dem Krishnas Tanz der Liebe beschrieben wird. Hier erklimmt die Verehrung eine Höhe bis zu dem Punkt des Zusammenbruchs, an dem das Individuum zerrinnt zu einem glückseligen Strom im Meer Gottes. Verehrung dieser Art ist Ragatmika-Bhakti , also die Verehrung durch Ekstase, im Gegensatz zu Gauna-Bhakti, einer formellen und disziplinierten Form der Verehrung. Ragatmika-Bhakti beginnt mit einer Erregung der Seele, einem Reiz, den sie wahrhaftig tief im Inneren und nicht durch den Verstand, den Geist oder die Sinne verspürt. Dies geschieht, wenn der Verehrer als erstes nach Gott ruft in einem Moment der Verlassenheit; als zweites wird er vorübergehend ohnmächtig durch die Erschöpfung, die durch die Intensität des brennenden Verlangens hervorgerufen wird; und drittens verfällt er in einen Zustand, in dem er voller Verzückung Gott imitiert, Seine Eigenschaften und Seine Taten. Und dann tanzt er im Zustand der Besessenheit, als ob das, was er imitiert, sich in ihm manifestiert hätte.

Die besten Darsteller in einer dramatischen Vorführung sind jene, die ihre eigene Identität verlieren und quasi mit der Rolle verschmelzen, die sie spielen. Die Gopis waren auf dieser vorletzten Stufe zur Vereinigung mit Gott. Dies führte sie später dann in einen Zustand, in dem sie alle erfahrungsgemäßen Bindungen an die Persönlichkeit, das Bewusstsein und alle äußeren Beziehungen nieder rissen in einem wahrlich verrücktmachenden Erlangen Schwindel erregender Höhen. Von dort strebt nicht nur der Verehrer nach Gott, sondern Gott höchstpersönlich eilt zum Verehrer; Gott hat mehr Verlangen nach dem Menschen als die Menschen nach Gott. Bei der Gottesliebe ist es nicht genug, wenn der Verehrer nach Gott verlangt; die höchste Verehrung ist, wenn Gott den Verehrer liebt und sich so verhält, als ob ER der Diener dessen wäre, der IHN liebt. Die Beispiele von Heiligen, die solch ein Leben der Gott-Besessenheit gelebt haben, können in der Geschichte religiöser Gedanken und Praktiken gefunden werden.