Gopala: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Gopala''' ([[Sanskrit]]: गोपल gopāla ''m.'') [[Kuh]]hirte; Beiname [[Krishna]]s; Be[[schutz|schützer]] der Kühe; Beschützer aller Wesen.
[[Datei:Baby Krishna.jpg|thumb|Baby [[Krishna]] mit Flöte und Schale]]
'''Gopala''' ([[Sanskrit]]: गोपाल go-pāla ''m.'') wörtl. "Beschützer ([[Pala]]) der Kühe ([[Go]])", [[Kuh]]hirte; Beiname [[Krishna]]s; Beschützer aller Wesen; der jugendliche Krishna, der inmitten von Kuhherden in [[Vrindavana]] lebte.
 
Erfahre mehr über Gopala, einen der populären Namen von Krishna. [[Go]] heißt Kuh, Rind. Pala heißt Beschützer. Krishna gilt als Gopala, manchmal auch abgekürzt Gopal. Gopala ist der [[Sanskrit]] Begriff, Gopal ist [[Hindi]]. Warum wird Krishna als Gopala bezeichnet? Darüber erfährst du mehr in diesem Vortragsvideo von und mit [[Sukadev]] Bretz. Die Symbolik des Hirten findest du nicht nur in Indien. Auch im Alten Testament und in der jüdischen Bibel findest du die Analogie, dass Gott der gute Hirte ist. Und [[Jesus]] gebraucht in seinen Gleichnissen die Analogie von [[Indischer Gott|Gott]] als dem Hirten. Die ersten Darstellungen von Jesus sind auch die eines Hirten. So ist auch Krishna der gute Hirte. Er kümmert sich um alle Lebewesen. Gopala ist auch "derjenige, der sich um alle Lebewesen kümmert".  Dieser Vortrag ist Teil des [http://www.yoga-vidya-kompakt.de/yoga-vidya-infos/ Yoga Vidya] Lexikons zu [https://www.yoga-vidya.de/yoga/ Yoga], [https://www.yoga-vidya.de/meditation/ Meditation], [https://www.yoga-vidya.de/ayurveda/ Ayurveda], indischer Philosophie, indischer Mythologie und  [[Spiritualität]]. Diese Vorträge sind eine Mischung aus Information, Unterhaltung, spiritueller Unterweisung und [[Inspiration]] für den [[Alltag]].
     
==Sukadev über Gopala, Gopala Krishna==
 
''Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Gopala''
 
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Gopala – Kuhhirte, Beschützer der [[Kuh|Kühe]], Beiname von [[Krishna]]. Vielleicht hast du das schon gehört, einen der vielen Gesänge: „Gopala Gopala Gokulanandana Gopala.“ Gopala, ein Name von Krishna. So wie auch Gokulanandana, also derjenige, der in [[Gokula]] lebt oder auch Herr von Gokula. [[Pala]] heißt hier „der sich kümmert um, der beschützt“. Und [[Go]] ist Kuh und Kühe. Im weiteren Sinn sind Gos nicht nur die Kühe, sondern alle Lebewesen. Und Krishna ist Gopala. Warum? Weil er alle Lebewesen schützt, sich um alle Lebewesen kümmert.
 
Krishna, Manifestation, Inkarnation [[Gott]]es. Gott kümmert sich um alle. Gott kümmert sich um dich. Gott kümmert sich um alle Lebewesen, also nicht nur um die Menschen, sondern auch um die Tiere. Und Go als Kuh und Rind steht symbolisch für alle Lebewesen, Gopala. Du kannst auch selbst eine Art Gopala werden. Du kannst dich um andere Menschen kümmern. Du kannst dich um die Tiere kümmern. Du kannst sagen: „Ich will dazu beitragen, dass es Menschen gut geht, dass es Tieren gut geht, dass es allen Wesen gut geht. Ich werde mich so verhalten, dass ich keinem Lebewesen [[Leid]] zufüge oder mich zumindest darum bemühen.“
 
In diesem Sinne, werde zu einem Gopala. Auch [[Jesus]] hat gesagt: „Was ihr getan habt dem Geringsten unter euren Brüdern und Schwestern, das habt ihr mir getan.“ Und auch das Gleichnis vom barmherzigen Samariter geht ja auf die Frage hinaus: „Wer ist der Nächste?“ Denn Jesus hat das rezitiert, was im Alten Testament schon steht oder in der jüdischen Bibel: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Er wurde gefragt: „Wer ist mein Nächster?“ Und daraufhin hat er diese Antwort gegeben mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter, wo es insbesondere hieß: „Derjenige, dem es schlecht geht, derjenige, der leidet, der ist der Nächste. Diesen sollst du im besonderen Maße lieben, du solltest ihm im besonderen Maße deine [[Liebe]] zuteilwerden lassen.“
 
So werde zum Beschützer von denen, die deine Hilfe brauchen, werde zum Gopala. Wörtlich bedeutet Gopala Kuhhirte, Beschützer der Kühe, und es gibt einige [[Veganismus|vegane]] Aktivisten, die wollen sich auch zum Beschützer von Kühen und anderen Tieren machen oder engagieren sich dafür und das ist sehr lobenswert. Du kannst dir in jedem Fall sagen: „Ich will Pala werden, jemand, der beschützt. Und ich will Menschen beschützen, Tiere beschützen, [[Pflanze]]n beschützen, die [[Welt]] beschützen, soweit ich es kann. Ähnlich wie Gott selbst. Und ich bitte darum, als Teil von Gott das zu tun, was ich tun kann, um Lebewesen zu schützen.“ Werde zum Gopala, zu einem, der Lebewesen schützt und sich um andere kümmert.
 
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== Gopala गोपाल go-pāla Aussprache==
 
Hier kannst du hören, wie das Sanskritwort Gopala, गोपाल, go-pāla ausgesprochen wird:
 
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<html5media>https://sanskrit-woerterbuch.podspot.de/files/Gopala.mp3</html5media>


==Der große Bruder==
==Der große Bruder==
Indische Geschichte aus einer Nacherzählung von Heinrich Zimmer aus seinem Buch "Indische Weisheiten".
Indische [[Geschichte]] aus einer Nacherzählung von [[Heinrich Zimmer]] aus seinem Buch "[[Weisheit]] [[Indien]]s. [[Märchen]] und [[Sinnbild]]er" 1938 im L.C. Wittich Verlag in [[Darmstadt]] erschienen. S. 13-17.


Der kleine Gopala fürchtete sich vor seinem Schulweg ins Dorf; er mußte auf ihm ganz allein ein Stück durch den Dschungel und kam auf dem Heimwege in die Dunkelheit.
Der kleine Gopala fürchtete sich vor seinem Schul[[weg]] ins Dorf; er musste auf ihm ganz allein ein Stück durch den Dschungel und kam auf dem Heimweg in die [[Dunkelheit]].


Aber seine Mutter konnte ihm nicht helfen, sie war ans Haus und an die Hausarbeit gefesselt, seit ihr Mann sie mit dem kleinen Jungen in der Welt allein gelassen hatte. Ihre kleine Hütte lag abseits von den runden Strohdächern des Dorfs auf einer Lichtung im Dschungel, zwischen Reisfeld und Gemüsegarten, die der junge Brahmane beide selbst angelegt hatte, als er die Hütte errichtete und seinen bescheidenen Hausstand begründete. Er sollte nicht alt darin werden; ein paar von den Kokospalmen und Mangos, die das Haus überragten, waren von ihm selbst gepflanzt: sie wuchsen noch geschwinder als sein kleiner Sohn, der eben ins Leben getreten war, als er selbst so früh daraus scheiden mußte.
Aber seine Mutter konnte ihm nicht helfen, sie war ans Haus und an die Hausarbeit gefesselt, seit ihr [[Mann]] sie mit dem kleinen [[Junge]]n in der [[Welt]] allein gelassen hatte. Ihre kleine Hütte lag abseits von den runden Strohdächern des Dorfes auf einer Lichtung im Dschungel, zwischen Reisfeld und Gemüsegarten, die der junge [[Brahmane]] beide selbst angelegt hatte, als er die Hütte errichtete und seinen bescheidenen Hausstand begründete. Er sollte nicht alt darin werden; ein paar von den Kokospalmen und Mangos, die das Haus überragten, waren von ihm selbst gepflanzt: Sie wuchsen noch schneller als sein kleiner Sohn, der eben ins [[Leben]] getreten war, als er selbst so früh daraus scheiden musste.


Statt des erhabenen Singsangs heiliger Sprüche und Litaneien, die der Vater als heiligen Wissensschatz in sich getragen hatte und sich vor-zusagen pflegte, klang nur mehr das eintönige Surren des Spinnrads, an dem die Mutter saß, — das Lied der Armut, dessen unablässige Melodie die Not beschwören soll.
Statt des erhabenen Singsangs heiliger [[Spruch|Sprüche]] und Litaneien, die der [[Vater]] als heiligen [[Wissen]]sschatz in sich getragen hatte und sich vorzusagen pflegte, klang nur mehr das eintönige Surren des Spinnrads, an dem die [[Mutter]] saß, — das Lied der [[Armut]], dessen unablässige [[Melodie]] die [[Not]] beschwören soll.


Daneben vernahm der kleine Gopala im Halbschlaf, wie seine Mutter vor Tagesanbruch in ihrem Bett aufsaß und halblaut mit Sprüchen und Anrufungen der Götter ihre erste Andacht verrichtete. Kam sie dann vom morgendlichen Bad im nahen Fluß nach Haus in einem frisch¬gewaschen weißen Baumwollgewand, so brachte sie ein paar Blumen mit, die sie gepflückt hatte, und trug sie in den kleinen Raum mit dem Hausaltar. Unter einem winzigen Baldachin von grellem Seiden¬stoff lag dort auf einem Samtflecken die kleine Bronzefigur des lieb¬lichen Gottkindes Krischna, das in Armut und Wildnis aufgewachsen war, wie ihr eigenes Kind, — als ein „Gopala" —, ein Kuhhirt bei Kühen und Hirten verborgen, ehe er in die Welt auszog, sie von Dämonen zu erlösen und glücklich zu machen.
Daneben vernahm der kleine Gopala im Halbschlaf, wie seine Mutter vor Tagesanbruch in ihrem Bett aufsaß und halblaut mit Sprüchen und Anrufungen der [[Indische Götter|Götter]] ihre erste [[Andacht]] verrichtete. Kam sie dann vom morgendlichen Bad im nahen [[Fluss]] nach Haus in einem frischgewaschen weißen Baumwollgewand, so brachte sie ein paar [[Blume]]n mit, die sie gepflückt hatte, und trug sie in den kleinen Raum mit dem Haus[[altar]]. Unter einem winzigen Baldachin von grellem Seidenstoff lag dort auf einem Samtflecken die kleine Bronzefigur des lieblichen [[Gott]]kindes [[Krishna]], das in Armut und Wildnis aufgewachsen war, wie ihr eigenes [[Kind]], — als ein „Gopala" —, ein Kuhhirt bei Kühen und Hirten verborgen, ehe er in die Welt auszog, sie von [[Dämon]]en zu erlösen und glücklich zu machen.


Frömmigkeit und Mutterschaft, Glaube und Liebe, Himmlisches und Irdisches flossen bei ihr in eins, wenn sie das kleine Götterbild mit Sandel, Blumen und duftenden Tulsiblättern verehrte. Sie tat das Übliche : sie badete den kleinen Gott, kleidete ihn frisch und brachte ihm Weihrauch dar; sie weckte die verborgene Gottheit in der kleinen Figur mit Sprüchen und feierte ihre Nähe wie die Ankunft eines hohen lieben Gastes. Da war ihr der göttliche Hirt wie ein großer Bruder ihres kleinen Gopala: weltumfassend, riesengroß und ungreifbar fern, und doch so nahe wie ihr eigener Herzschlag.
[[Frömmigkeit]] und Mutterschaft, [[Glaube]] und [[Liebe]], Himmlisches und Irdisches flossen bei ihr in eins, wenn sie das kleine [[Götterbild]] mit Sandel, Blumen und duftenden [[Tulsi]]blättern verehrte. Sie tat das Übliche : Sie badete den kleinen [[Gott]], kleidete ihn frisch und brachte ihm [[Weihrauch]] dar; sie weckte die verborgene [[Gottheit]] in der kleinen Figur mit Sprüchen und feierte ihre Nähe wie die Ankunft eines hohen lieben Gastes. Da war ihr der göttliche Hirt wie ein großer [[Bruder]] ihres kleinen Gopala: weltumfassend, riesengroß und ungreifbar fern, und doch so nahe wie ihr eigener [[Herz]]schlag.


Was Wunder, daß sie mit ihm, dem verborgen Allgegenwärtigen, dem Heiland und Gespielen der Menschen, den kleinen Gopala tröstete, als er sich bangte, allein durch die abenddunkle Wildnis zu laufen. „Hab keine Angst", sprach sie ihm zu, „im Walde ist ein großer Gopala, der hütet im Dickicht die Kühe. Das ist dein großer Bruder. Denk immer an ihn, wenn dir bang wird; er ist dir nahe, daß dir kein Leid geschieht. Du mußt ihn rufen, dann wird er dir antworten."
Was [[Wunder]], dass sie mit ihm, dem verborgen Allgegenwärtigen, dem Heiland und Gespielen der Menschen, den kleinen Gopala tröstete, als er sich bangte, allein durch die abenddunkle Wildnis zu laufen. „Hab keine [https://www.yoga-vidya.de/psychologische-yogatherapie/einsatzbereiche/beschwerdebilder/angst/ Angst]", sprach sie ihm zu, „im Walde ist ein großer Gopala, der hütet im Dickicht die Kühe. Das ist dein großer Bruder. Denk immer an ihn, wenn dir bang wird; er ist dir nahe, dass dir kein Leid geschieht. Du musst ihn rufen, dann wird er dir antworten."


Gopala glaubte ihr, und als er sich im Abenddunkel auf dem Heim-wege fürchtete und nach dem großen Bruder rief, vernahm er wirklich eine Stimme : „Sei nicht bang, kleiner Bruder, — ich bin da. Geh nach Haus und fürchte dich nicht."
Gopala glaubte ihr, und als er sich im Abenddunkel auf dem Heimwege fürchtete und nach dem großen Bruder rief, vernahm er wirklich eine Stimme : „Sei nicht bang, kleiner [[Bruder]], — ich bin da. Geh nach Haus und fürchte dich nicht."


Ganz aufgeregt und begeistert erzählte Gopala der Mutter von dieser ersten Begegnung mit dem großen Bruder: er hauste wirklich im Dschungel ganz nahe und weidete die Kühe und hatte ihm geantwortet. Das Rufen nach dem großen Bruder wurde zu einer Gewohnheit auf dem Heimweg, zu einer Art Beschwörung. Alle Abende rief Gopala wie beim erstenmal die Frage in den dunkelnden Busch, „Bruder Kuhhirt, bist du da ? Die Mutter sagt, du wärst da, darum rufe ich nach dir. Ich fürchte mich so allein." Und jedesmal antwortete ihm die tröstende Stimme.
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Gopala war beseligt, die unsichtbare Nähe des großen Bruders füllte ihn mit einem großen, ungekannten Glück; ihm war, als habe er sich immer schon nach ihm gesehnt, ohne zu wissen, was ihm fehle. Die Mutter teilte sein Geheimnis und schien von einem zarten Glück überhaucht. Aber wie sah der große Bruder aus ? Die Mutter mußte es wissen. Sie mußte ihn Gopala schildern, ganz genau, und sie tat es, wie die Legen den den göttlichen Hirten schildern, die ihr von klein auf vertraut waren. Sollte Gopala seinen großen Bruder nie zu sehen bekommen, — daß er einmal aus dem Dickicht hervortretend sich ihm zeigte ? — diese Frage bewegte beide, seit sie zugleich in ihnen aufgestiegen war, als Gopala wie alle Abende von seinem Gespräch mit dem Bruder erzählt hatte.
Ganz aufgeregt und begeistert erzählte Gopala der [[Mutter]] von dieser ersten Begegnung mit dem großen Bruder: Er hauste wirklich im Dschungel ganz nahe und weidete die Kühe und hatte ihm geantwortet. Das Rufen nach dem großen Bruder wurde zu einer [[Gewohnheit]] auf dem Heimweg, zu einer Art [[Beschwörung]]. Alle Abende rief Gopala wie beim ersten Mal die Frage in den dunkelnden Busch, „Bruder Kuhhirt, bist du da? Die Mutter sagt, du wärst da, darum rufe ich nach dir. Ich fürchte mich so allein." Und jedes Mal antwortete ihm die tröstende Stimme.


Und als Gopala wieder durch den Dschungel lief, bat er den großen Bruder nach dem gewohnten Ruf- und Antwortspiel, „zeig dich mir, daß ich dich sehe". Aber des Bruders Stimme verwies ihn: er habe keine Zeit. Doch Gopala drängte; er bat und beschwor ihn, und wahrhaftig, auf einmal trat der große Bruder aus dem Dickicht und erschien im dunkelnden Schatten der Bäume: ein schlanker junger Hirt, ganz wie die Mutter ihn beschrieben hatte, mit dunkler Haut und dunklen Träu¬meraugen, eine Pfauenfeder im schwarzen Lockenschopf und eine Flöte in Händen, auf der er bezaubernd blies.
Gopala war beseligt, die unsichtbare Nähe des großen Bruders füllte ihn mit einem großen, ungekannten [[Glück]]; ihm war, als habe er sich immer schon nach ihm gesehnt, ohne zu wissen, was ihm fehle. Die [[Mutter]] teilte sein [[Geheimnis]] und schien von einem zarten Glück überhaucht. Aber wie sah der große Bruder aus? Die Mutter musste es wissen. Sie musste ihn Gopala schildern, ganz genau, und sie tat es, wie die [[Legende]]n den göttlichen Hirten schildern, die ihr von klein auf vertraut waren. Sollte Gopala seinen großen Bruder nie zu sehen bekommen, — dass er einmal aus dem Dickicht hervortretend sich ihm zeigte? — diese Frage bewegte beide, seit sie zugleich in ihnen aufgestiegen war, als Gopala wie alle Abende von seinem Gespräch mit dem Bruder erzählt hatte.


Jetzt gab es zu Hause immer mehr zu erzählen von den Begegnungen im Walde: wie sie miteinander vertraut wurden, der Große und der Kleine; sie spielten zusammen und streiften durch die Wildnis, stiegen in die Bäume und pflückten Früchte und Blumen, bis Gopala lieber beim großen Bruder im Busch als in der Schule war.
Und als Gopala wieder durch den Dschungel lief, bat er den großen Bruder nach dem gewohnten Ruf- und Antwortspiel, „zeig dich mir, dass ich dich sehe". Aber des Bruders Stimme verwies ihn: Er habe keine [[Zeit]]. Doch Gopala drängte; er bat und beschwor ihn, und wahrhaftig, auf einmal trat der große Bruder aus dem Dickicht und erschien im dunkelnden Schatten der [[Baum|Bäume]]: ein schlanker junger Hirt, ganz wie die Mutter ihn beschrieben hatte, mit dunkler Haut und dunklen Träumeraugen, eine Pfauenfeder im schwarzen Lockenschopf und eine Flöte in Händen, auf der er bezaubernd blies.


Die Mutter fühlte das Wunderbare, das mit dem großen Bruder ins Leben getreten war; aber sie verlangte nicht, ihn im Busch zu sehen; sie dankte ihm am Hausaltar, wenn ihre Lippen in stummem Spiel nach einem neuen Gebet, das sie noch nicht wußte, tasteten.
Jetzt gab es zu Hause immer mehr zu erzählen von den Begegnungen im Walde: wie sie miteinander vertraut wurden, der Große und der Kleine; sie spielten zusammen und streiften durch die Wildnis, stiegen in die Bäume und pflückten Früchte und Blumen, bis Gopala lieber beim großen Bruder im Busch als in der Schule war. Die Mutter fühlte das Wunderbare, das mit dem großen Bruder ins Leben getreten war; aber sie verlangte nicht, ihn im Busch zu sehen; sie dankte ihm am [[Hausaltar]], wenn ihre Lippen in stummem [[Spiel]] nach einem neuen [[Gebet]], das sie noch nicht wusste, tasteten.


Und dann begab sich die Geschichte mit dem Geschenk für den Schulmeister, der ein Familienfest feierte.
Und dann begab sich die Geschichte mit dem Geschenk für den Schulmeister, der ein Familienfest feierte...


Der Lehrer im Dorf sah nie ein Schulgeld, aber zu Festtagen und besonderen Anlässen erwartete er Geschenke. Die Kinder erörterten eine solche bevorstehende Gelegenheit, ihm eine Gabe von zu Hause zu bringen, lebhaft unter sich; ein paar aus wohlhabenderen Häusern taten sich mit den mutmaßlichen Geschenken ihrer Eltern wichtig, Gopala aber war traurig und ratlos. Ihm fiel nichts ein, um was er die Mutter in ihrem armseligen Haushalt hätte bitten können. Auch die Mutter wußte nichts, was als Geschenk hätte bestehen können; aber sie sah die Not des Kleinen und tröstete ihn in der Nacht: vielleicht wüßte der große Bruder Rat, der große Gopala im Busch. Der Kleine solle ihn bitten, ihm etwas zu geben, was er dem Lehrer als Geschenk bringen könnte.
Der [[Lehrer]] im Dorf sah nie ein Schulgeld, aber zu Festtagen und besonderen Anlässen erwartete er Geschenke. Die [https://www.yoga-vidya.de/kinderyoga/ Kinder] erörterten eine solche bevorstehende Gelegenheit, ihm eine Gabe von zu Hause zu bringen, lebhaft unter sich; ein paar aus wohlhabenderen Häusern taten sich mit den mutmaßlichen Geschenken ihrer Eltern wichtig, Gopala aber war traurig und ratlos. Ihm fiel nichts ein, um was er die Mutter in ihrem armseligen Haushalt hätte bitten können. Auch die Mutter wusste nichts, was als Geschenk hätte bestehen können; aber sie sah die Not des Kleinen und tröstete ihn in der Nacht: Vielleicht wüsste der große Bruder Rat, der große Gopala im Busch. Der Kleine solle ihn bitten, ihm etwas zu geben, was er dem Lehrer als Geschenk bringen könnte.


Andern Tags war das Fest im Hause des Lehrers. Auf dem Weg ins Dorf rief Gopala den wunderbaren Kuhhirten wie immer im Walde;er erschien, und Gopala klagte ihm seinen Kummer. — „Brüderchen Gopala", sagte der Große, „ich bin nur ein Kuhhirt und habe kein Geld; aber nimm hier den Topf voll Sahne und bringe ihn deinem Lehrer als Geschenk eines armen ,Kuhhirten`."
Andern Tags war das Fest im Hause des Lehrers. Auf dem [[Weg]] ins Dorf rief Gopala den wunderbaren Kuhhirten wie immer im Walde; er erschien, und Gopala klagte ihm seinen [[Kummer]]. — „Brüderchen Gopala", sagte der Große, „ich bin nur ein Kuhhirt und habe kein Geld; aber nimm hier den Topf voll Sahne und bringe ihn deinem Lehrer als Geschenk eines armen ,Kuhhirten`."


Gopala lachte über den Witz, den der große Bruder mit seinem Namen machte: er gab der bescheidenen Gabe einen besonderen Sinn und eine Art Berechtigung. Überdies dünkte ihm alles herrlich und wunderbar, was mit dem herrlichen großen Bruder im Walde zusam-menhing. Jubelnd nahm er den Topf mit Sahne und eilte ins Dorf zum Hause des Schulmeisters.
Gopala lachte über den Witz, den der große Bruder mit seinem Namen machte: Er gab der bescheidenen Gabe einen besonderen Sinn und eine Art Berechtigung. Überdies dünkte ihm alles herrlich und wunderbar, was mit dem herrlichen großen Bruder im Walde zusammenhing. Jubelnd nahm er den Topf mit Sahne und eilte ins Dorf zum Hause des Schulmeisters.


Die anderen Kinder umdrängten den Lehrer schon in einem dichten Haufen, um eins nach dem anderen ihm die Gaben der Eltern zu über-reichen. Gopala mit seinem Topf Sahne nahm sich neben besser ge-kleideten Kindern mit reicheren Geschenken etwas armselig aus und empfand das selbst. Mit einemmal war aller Jubel in ihm wie ausge-blasen; seine großen dunklen Augen kämpften mit schweren Tränen, wie er da stand, den Sahnetopf andächtig gegen die kleine Brust gepreßt, und wartete, daß endlich auch an ihn die Reihe käme, unter den gering-schätzigen Blicken anderer Kinder seine ärmliche Gabe darzubringen.
Die anderen Kinder umdrängten den Lehrer schon in einem dichten Haufen, um eins nach dem anderen ihm die Gaben der Eltern zu überreichen. Gopala mit seinem Topf Sahne nahm sich neben besser gekleideten Kindern mit reicheren Geschenken etwas armselig aus und empfand das selbst. Mit einemmal war aller Jubel in ihm wie ausgeblasen; seine großen dunklen [[Augen]] kämpften mit schweren Tränen, wie er da stand, den Sahnetopf andächtig gegen die kleine Brust gepresst, und wartete, dass endlich auch an ihn die Reihe käme, unter den geringschätzigen Blicken anderer Kinder seine ärmliche Gabe darzubringen.


Der alte Lehrer bemerkte sein schmerzlich zuckendes Gesicht und winkte ihn mit seinem Geschenk heran. Er nahm ihm den kleinen Topf Sahne aus den Händen und leerte ihn in ein Gefäß, das neben ihm stand. Aber wie er den leeren Topf dem Kinde zurückgeben wollte, quoll es innen neu in ihm auf und der Topf war wieder voll Sahne. Ver-wundert leerte der Schulmeister ihn wieder in das Gefäß, aber er hatte gut ausschütten und leeren soviel er wollte, — augenblicks war der Topf wieder voll.
Der alte Lehrer bemerkte sein schmerzlich zuckendes Gesicht und winkte ihn mit seinem Geschenk heran. Er nahm ihm den kleinen Topf Sahne aus den Händen und leerte ihn in ein Gefäß, das neben ihm stand. Aber wie er den leeren Topf dem Kinde zurückgeben wollte, quoll es innen neu in ihm auf und der Topf war wieder voll Sahne. Verwundert leerte der Schulmeister ihn wieder in das Gefäß, aber er hatte gut ausschütten und leeren soviel er wollte, — augenblicklich war der Topf wieder voll.


Alle standen herum und staunten über das Wunder; der Lehrer zog Gopala in seine Arme — es geschah zum erstenmal, und Gopala wußte es wohl — und fragte ihn, wo er den wunderbaren Sahnetopf herhabe. Da strahlte Gopala und erzählte, indes die Kinder und die Festgesell-schaft um den Lehrer verwundert lauschten, von seinem großen Bruder im Walde, der nicht bloß wie er Gopala heiße, sondern ein richtiger Kuhhirt sei mit einer Pfauenfeder in den dunklen Locken, und wie schön er auf der Flöte bliese. „Soll ich dich zu ihm führen?" rief er und nahm den Schulmeister bei der Hand; der folgte ihm zweifelnd und verwun-dert, um zu sehen, was an der Geschichte des Kleinen sei.
Alle standen herum und staunten über das Wunder; der Lehrer zog Gopala in seine Arme — es geschah zum erstenmal, und Gopala wusste es wohl — und fragte ihn, wo er den wunderbaren Sahnetopf herhabe. Da strahlte Gopala und erzählte, indes die Kinder und die Festgesellschaft um den Lehrer verwundert lauschten, von seinem großen Bruder im Walde, der nicht bloß wie er Gopala heiße, sondern ein richtiger Kuhhirt sei mit einer Pfauenfeder in den dunklen Locken, und wie schön er auf der Flöte bliese. „Soll ich dich zu ihm führen?" rief er und nahm den Schulmeister bei der Hand; der folgte ihm zweifelnd und verwundert, um zu sehen, was an der Geschichte des Kleinen sei.


Die beiden kamen in den Dschungel; Gopala rief seinen Bruder, — er rief ihn hin und her; nichts regte sich. Sie schlugen sich durchs Dickicht, traten an Stellen, wo der Große dem kleinen Bruder erschienen war und mit ihm gespielt hatte, suchten kreuz und quer und erfüllten den Wald mit ihrem Rufen, — niemand zeigte sich.
Die beiden kamen in den Dschungel; Gopala rief seinen Bruder, — er rief ihn hin und her; nichts regte sich. Sie schlugen sich durchs Dickicht, traten an Stellen, wo der Große dem kleinen Bruder erschienen war und mit ihm gespielt hatte, suchten kreuz und quer und erfüllten den Wald mit ihrem Rufen, — niemand zeigte sich.


Der Lehrer verlor die Geduld und blieb ungläubig, Gopala war dem Weinen nahe. In seiner Verzweiflung beschwor er den Bruder, der sich nicht blicken ließ, wenigstens mit einem Laut auf sein Rufen zu ant-worten, damit der Lehrer ihm Glauben schenken könne.
Der Lehrer verlor die [[Geduld]] und blieb ungläubig, Gopala war dem Weinen nahe. In seiner [[Verzweiflung]] beschwor er den Bruder, der sich nicht blicken ließ, wenigstens mit einem Laut auf sein Rufen zu antworten, damit der Lehrer ihm Glauben schenken könne.


Da kam aus dem reglosen Dickicht von fernher die Stimme : „Gopala, du und deine Mutter habt mich mit eurem Glauben und eurer Liebe zu euch gezogen, — aber dem Schulmeister sag: bei ihm hat es noch gute Weile, bis er mich zu sehen bekommt."
Da kam aus dem reglosen Dickicht von fernher die Stimme: „Gopala, du und deine Mutter habt mich mit eurem Glauben und eurer Liebe zu euch gezogen, — aber dem Schulmeister sag: Bei ihm hat es noch gute Weile, bis er mich zu sehen bekommt."


==Siehe auch==   
==Siehe auch==   
*[[Gopala Tapani]]
*[[Gopalakarkati]]
*[[Gopali]]   
*[[Gopa]]     
*[[Gopa]]     
*[[Gopavalli]]
*[[Gopavalli]]
*[[Gopi]]  
*[[Gopati]]
*[[Gopi]]  
*[[Gokula]]
*[[Go]] 
*[[Bhupala]]
*[[Jayapala]]
*[[Madanapala]]
*[[Shishupala]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 107]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 108]]
*[[Heinrich Zimmer]]
*[[Indische Geschichten]]
*[[Bettler]]
*[[Chamäleon]]
*[[Edelstein]]
*[[Einweihung]]
*[[Geruch]]
*[[König]]
*[[Leise]]
*[[Lendenschurz]]
*[[Maya]]
*[[Name]]
*[[Projektion]]
*[[Rätsel]]
*[[Schaf]]
*[[Tun]]
*[[Verliebtheit]]
*[[Wasser]]
*[[Wunschbaum]]
 
==Literatur==
*[[Heinrich Zimmer]]: "[[Weisheit]] [[Indien]]s. [[Märchen]] und [[Sinnbild]]er" 1938, L.C. Wittich Verlag, [[Darmstadt]].
*[https://www.yoga-vidya.de/shop/product_info.php?info=p115_Spirituelles-Woerterbuch---Sanskrit-Deutsch/&XTCsid=a793ba3e94d6e68c68e3244b0615a13f Martin Mittwede, Spirituelles Wörterbuch Sanskrit-Deutsch]
*[https://www.yoga-vidya.de/shop/product_info.php?info=p848_Das-Yoga-Lexikon/&XTCsid=a793ba3e94d6e68c68e3244b0615a13f Wilfried Huchzermeyer, Das Yoga-Lexikon]
 
==Seminare==
===[https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/sanskrit-und-devanagari/ Sanskrit und Devanagari]===
<rss max=2>https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/sanskrit-und-devanagari/?type=2365</rss>
===[https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/mantras-und-musik/ Mantras und Musik]===
<rss max=2>https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/mantras-und-musik/?type=2365</rss>


[[Kategorie:Glossar]]
[[Kategorie:Glossar]]
[[Kategorie:Sanskrit]]
[[Kategorie:Sanskrit]]
[[Kategorie:Indische Geschichten]]
[[Kategorie:Zimmer Indische Geschichten]]

Version vom 16. März 2020, 11:58 Uhr

Baby Krishna mit Flöte und Schale

Gopala (Sanskrit: गोपाल go-pāla m.) wörtl. "Beschützer (Pala) der Kühe (Go)", Kuhhirte; Beiname Krishnas; Beschützer aller Wesen; der jugendliche Krishna, der inmitten von Kuhherden in Vrindavana lebte.

Erfahre mehr über Gopala, einen der populären Namen von Krishna. Go heißt Kuh, Rind. Pala heißt Beschützer. Krishna gilt als Gopala, manchmal auch abgekürzt Gopal. Gopala ist der Sanskrit Begriff, Gopal ist Hindi. Warum wird Krishna als Gopala bezeichnet? Darüber erfährst du mehr in diesem Vortragsvideo von und mit Sukadev Bretz. Die Symbolik des Hirten findest du nicht nur in Indien. Auch im Alten Testament und in der jüdischen Bibel findest du die Analogie, dass Gott der gute Hirte ist. Und Jesus gebraucht in seinen Gleichnissen die Analogie von Gott als dem Hirten. Die ersten Darstellungen von Jesus sind auch die eines Hirten. So ist auch Krishna der gute Hirte. Er kümmert sich um alle Lebewesen. Gopala ist auch "derjenige, der sich um alle Lebewesen kümmert". Dieser Vortrag ist Teil des Yoga Vidya Lexikons zu Yoga, Meditation, Ayurveda, indischer Philosophie, indischer Mythologie und Spiritualität. Diese Vorträge sind eine Mischung aus Information, Unterhaltung, spiritueller Unterweisung und Inspiration für den Alltag.

Sukadev über Gopala, Gopala Krishna

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Gopala

Gopala – Kuhhirte, Beschützer der Kühe, Beiname von Krishna. Vielleicht hast du das schon gehört, einen der vielen Gesänge: „Gopala Gopala Gokulanandana Gopala.“ Gopala, ein Name von Krishna. So wie auch Gokulanandana, also derjenige, der in Gokula lebt oder auch Herr von Gokula. Pala heißt hier „der sich kümmert um, der beschützt“. Und Go ist Kuh und Kühe. Im weiteren Sinn sind Gos nicht nur die Kühe, sondern alle Lebewesen. Und Krishna ist Gopala. Warum? Weil er alle Lebewesen schützt, sich um alle Lebewesen kümmert.

Krishna, Manifestation, Inkarnation Gottes. Gott kümmert sich um alle. Gott kümmert sich um dich. Gott kümmert sich um alle Lebewesen, also nicht nur um die Menschen, sondern auch um die Tiere. Und Go als Kuh und Rind steht symbolisch für alle Lebewesen, Gopala. Du kannst auch selbst eine Art Gopala werden. Du kannst dich um andere Menschen kümmern. Du kannst dich um die Tiere kümmern. Du kannst sagen: „Ich will dazu beitragen, dass es Menschen gut geht, dass es Tieren gut geht, dass es allen Wesen gut geht. Ich werde mich so verhalten, dass ich keinem Lebewesen Leid zufüge oder mich zumindest darum bemühen.“

In diesem Sinne, werde zu einem Gopala. Auch Jesus hat gesagt: „Was ihr getan habt dem Geringsten unter euren Brüdern und Schwestern, das habt ihr mir getan.“ Und auch das Gleichnis vom barmherzigen Samariter geht ja auf die Frage hinaus: „Wer ist der Nächste?“ Denn Jesus hat das rezitiert, was im Alten Testament schon steht oder in der jüdischen Bibel: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Er wurde gefragt: „Wer ist mein Nächster?“ Und daraufhin hat er diese Antwort gegeben mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter, wo es insbesondere hieß: „Derjenige, dem es schlecht geht, derjenige, der leidet, der ist der Nächste. Diesen sollst du im besonderen Maße lieben, du solltest ihm im besonderen Maße deine Liebe zuteilwerden lassen.“

So werde zum Beschützer von denen, die deine Hilfe brauchen, werde zum Gopala. Wörtlich bedeutet Gopala Kuhhirte, Beschützer der Kühe, und es gibt einige vegane Aktivisten, die wollen sich auch zum Beschützer von Kühen und anderen Tieren machen oder engagieren sich dafür und das ist sehr lobenswert. Du kannst dir in jedem Fall sagen: „Ich will Pala werden, jemand, der beschützt. Und ich will Menschen beschützen, Tiere beschützen, Pflanzen beschützen, die Welt beschützen, soweit ich es kann. Ähnlich wie Gott selbst. Und ich bitte darum, als Teil von Gott das zu tun, was ich tun kann, um Lebewesen zu schützen.“ Werde zum Gopala, zu einem, der Lebewesen schützt und sich um andere kümmert.

Gopala गोपाल go-pāla Aussprache

Hier kannst du hören, wie das Sanskritwort Gopala, गोपाल, go-pāla ausgesprochen wird:

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Der große Bruder

Indische Geschichte aus einer Nacherzählung von Heinrich Zimmer aus seinem Buch "Weisheit Indiens. Märchen und Sinnbilder" 1938 im L.C. Wittich Verlag in Darmstadt erschienen. S. 13-17.

Der kleine Gopala fürchtete sich vor seinem Schulweg ins Dorf; er musste auf ihm ganz allein ein Stück durch den Dschungel und kam auf dem Heimweg in die Dunkelheit.

Aber seine Mutter konnte ihm nicht helfen, sie war ans Haus und an die Hausarbeit gefesselt, seit ihr Mann sie mit dem kleinen Jungen in der Welt allein gelassen hatte. Ihre kleine Hütte lag abseits von den runden Strohdächern des Dorfes auf einer Lichtung im Dschungel, zwischen Reisfeld und Gemüsegarten, die der junge Brahmane beide selbst angelegt hatte, als er die Hütte errichtete und seinen bescheidenen Hausstand begründete. Er sollte nicht alt darin werden; ein paar von den Kokospalmen und Mangos, die das Haus überragten, waren von ihm selbst gepflanzt: Sie wuchsen noch schneller als sein kleiner Sohn, der eben ins Leben getreten war, als er selbst so früh daraus scheiden musste.

Statt des erhabenen Singsangs heiliger Sprüche und Litaneien, die der Vater als heiligen Wissensschatz in sich getragen hatte und sich vorzusagen pflegte, klang nur mehr das eintönige Surren des Spinnrads, an dem die Mutter saß, — das Lied der Armut, dessen unablässige Melodie die Not beschwören soll.

Daneben vernahm der kleine Gopala im Halbschlaf, wie seine Mutter vor Tagesanbruch in ihrem Bett aufsaß und halblaut mit Sprüchen und Anrufungen der Götter ihre erste Andacht verrichtete. Kam sie dann vom morgendlichen Bad im nahen Fluss nach Haus in einem frischgewaschen weißen Baumwollgewand, so brachte sie ein paar Blumen mit, die sie gepflückt hatte, und trug sie in den kleinen Raum mit dem Hausaltar. Unter einem winzigen Baldachin von grellem Seidenstoff lag dort auf einem Samtflecken die kleine Bronzefigur des lieblichen Gottkindes Krishna, das in Armut und Wildnis aufgewachsen war, wie ihr eigenes Kind, — als ein „Gopala" —, ein Kuhhirt bei Kühen und Hirten verborgen, ehe er in die Welt auszog, sie von Dämonen zu erlösen und glücklich zu machen.

Frömmigkeit und Mutterschaft, Glaube und Liebe, Himmlisches und Irdisches flossen bei ihr in eins, wenn sie das kleine Götterbild mit Sandel, Blumen und duftenden Tulsiblättern verehrte. Sie tat das Übliche : Sie badete den kleinen Gott, kleidete ihn frisch und brachte ihm Weihrauch dar; sie weckte die verborgene Gottheit in der kleinen Figur mit Sprüchen und feierte ihre Nähe wie die Ankunft eines hohen lieben Gastes. Da war ihr der göttliche Hirt wie ein großer Bruder ihres kleinen Gopala: weltumfassend, riesengroß und ungreifbar fern, und doch so nahe wie ihr eigener Herzschlag.

Was Wunder, dass sie mit ihm, dem verborgen Allgegenwärtigen, dem Heiland und Gespielen der Menschen, den kleinen Gopala tröstete, als er sich bangte, allein durch die abenddunkle Wildnis zu laufen. „Hab keine Angst", sprach sie ihm zu, „im Walde ist ein großer Gopala, der hütet im Dickicht die Kühe. Das ist dein großer Bruder. Denk immer an ihn, wenn dir bang wird; er ist dir nahe, dass dir kein Leid geschieht. Du musst ihn rufen, dann wird er dir antworten."

Gopala glaubte ihr, und als er sich im Abenddunkel auf dem Heimwege fürchtete und nach dem großen Bruder rief, vernahm er wirklich eine Stimme : „Sei nicht bang, kleiner Bruder, — ich bin da. Geh nach Haus und fürchte dich nicht."

Ganz aufgeregt und begeistert erzählte Gopala der Mutter von dieser ersten Begegnung mit dem großen Bruder: Er hauste wirklich im Dschungel ganz nahe und weidete die Kühe und hatte ihm geantwortet. Das Rufen nach dem großen Bruder wurde zu einer Gewohnheit auf dem Heimweg, zu einer Art Beschwörung. Alle Abende rief Gopala wie beim ersten Mal die Frage in den dunkelnden Busch, „Bruder Kuhhirt, bist du da? Die Mutter sagt, du wärst da, darum rufe ich nach dir. Ich fürchte mich so allein." Und jedes Mal antwortete ihm die tröstende Stimme.

Gopala war beseligt, die unsichtbare Nähe des großen Bruders füllte ihn mit einem großen, ungekannten Glück; ihm war, als habe er sich immer schon nach ihm gesehnt, ohne zu wissen, was ihm fehle. Die Mutter teilte sein Geheimnis und schien von einem zarten Glück überhaucht. Aber wie sah der große Bruder aus? Die Mutter musste es wissen. Sie musste ihn Gopala schildern, ganz genau, und sie tat es, wie die Legenden den göttlichen Hirten schildern, die ihr von klein auf vertraut waren. Sollte Gopala seinen großen Bruder nie zu sehen bekommen, — dass er einmal aus dem Dickicht hervortretend sich ihm zeigte? — diese Frage bewegte beide, seit sie zugleich in ihnen aufgestiegen war, als Gopala wie alle Abende von seinem Gespräch mit dem Bruder erzählt hatte.

Und als Gopala wieder durch den Dschungel lief, bat er den großen Bruder nach dem gewohnten Ruf- und Antwortspiel, „zeig dich mir, dass ich dich sehe". Aber des Bruders Stimme verwies ihn: Er habe keine Zeit. Doch Gopala drängte; er bat und beschwor ihn, und wahrhaftig, auf einmal trat der große Bruder aus dem Dickicht und erschien im dunkelnden Schatten der Bäume: ein schlanker junger Hirt, ganz wie die Mutter ihn beschrieben hatte, mit dunkler Haut und dunklen Träumeraugen, eine Pfauenfeder im schwarzen Lockenschopf und eine Flöte in Händen, auf der er bezaubernd blies.

Jetzt gab es zu Hause immer mehr zu erzählen von den Begegnungen im Walde: wie sie miteinander vertraut wurden, der Große und der Kleine; sie spielten zusammen und streiften durch die Wildnis, stiegen in die Bäume und pflückten Früchte und Blumen, bis Gopala lieber beim großen Bruder im Busch als in der Schule war. Die Mutter fühlte das Wunderbare, das mit dem großen Bruder ins Leben getreten war; aber sie verlangte nicht, ihn im Busch zu sehen; sie dankte ihm am Hausaltar, wenn ihre Lippen in stummem Spiel nach einem neuen Gebet, das sie noch nicht wusste, tasteten.

Und dann begab sich die Geschichte mit dem Geschenk für den Schulmeister, der ein Familienfest feierte...

Der Lehrer im Dorf sah nie ein Schulgeld, aber zu Festtagen und besonderen Anlässen erwartete er Geschenke. Die Kinder erörterten eine solche bevorstehende Gelegenheit, ihm eine Gabe von zu Hause zu bringen, lebhaft unter sich; ein paar aus wohlhabenderen Häusern taten sich mit den mutmaßlichen Geschenken ihrer Eltern wichtig, Gopala aber war traurig und ratlos. Ihm fiel nichts ein, um was er die Mutter in ihrem armseligen Haushalt hätte bitten können. Auch die Mutter wusste nichts, was als Geschenk hätte bestehen können; aber sie sah die Not des Kleinen und tröstete ihn in der Nacht: Vielleicht wüsste der große Bruder Rat, der große Gopala im Busch. Der Kleine solle ihn bitten, ihm etwas zu geben, was er dem Lehrer als Geschenk bringen könnte.

Andern Tags war das Fest im Hause des Lehrers. Auf dem Weg ins Dorf rief Gopala den wunderbaren Kuhhirten wie immer im Walde; er erschien, und Gopala klagte ihm seinen Kummer. — „Brüderchen Gopala", sagte der Große, „ich bin nur ein Kuhhirt und habe kein Geld; aber nimm hier den Topf voll Sahne und bringe ihn deinem Lehrer als Geschenk eines armen ,Kuhhirten`."

Gopala lachte über den Witz, den der große Bruder mit seinem Namen machte: Er gab der bescheidenen Gabe einen besonderen Sinn und eine Art Berechtigung. Überdies dünkte ihm alles herrlich und wunderbar, was mit dem herrlichen großen Bruder im Walde zusammenhing. Jubelnd nahm er den Topf mit Sahne und eilte ins Dorf zum Hause des Schulmeisters.

Die anderen Kinder umdrängten den Lehrer schon in einem dichten Haufen, um eins nach dem anderen ihm die Gaben der Eltern zu überreichen. Gopala mit seinem Topf Sahne nahm sich neben besser gekleideten Kindern mit reicheren Geschenken etwas armselig aus und empfand das selbst. Mit einemmal war aller Jubel in ihm wie ausgeblasen; seine großen dunklen Augen kämpften mit schweren Tränen, wie er da stand, den Sahnetopf andächtig gegen die kleine Brust gepresst, und wartete, dass endlich auch an ihn die Reihe käme, unter den geringschätzigen Blicken anderer Kinder seine ärmliche Gabe darzubringen.

Der alte Lehrer bemerkte sein schmerzlich zuckendes Gesicht und winkte ihn mit seinem Geschenk heran. Er nahm ihm den kleinen Topf Sahne aus den Händen und leerte ihn in ein Gefäß, das neben ihm stand. Aber wie er den leeren Topf dem Kinde zurückgeben wollte, quoll es innen neu in ihm auf und der Topf war wieder voll Sahne. Verwundert leerte der Schulmeister ihn wieder in das Gefäß, aber er hatte gut ausschütten und leeren soviel er wollte, — augenblicklich war der Topf wieder voll.

Alle standen herum und staunten über das Wunder; der Lehrer zog Gopala in seine Arme — es geschah zum erstenmal, und Gopala wusste es wohl — und fragte ihn, wo er den wunderbaren Sahnetopf herhabe. Da strahlte Gopala und erzählte, indes die Kinder und die Festgesellschaft um den Lehrer verwundert lauschten, von seinem großen Bruder im Walde, der nicht bloß wie er Gopala heiße, sondern ein richtiger Kuhhirt sei mit einer Pfauenfeder in den dunklen Locken, und wie schön er auf der Flöte bliese. „Soll ich dich zu ihm führen?" rief er und nahm den Schulmeister bei der Hand; der folgte ihm zweifelnd und verwundert, um zu sehen, was an der Geschichte des Kleinen sei.

Die beiden kamen in den Dschungel; Gopala rief seinen Bruder, — er rief ihn hin und her; nichts regte sich. Sie schlugen sich durchs Dickicht, traten an Stellen, wo der Große dem kleinen Bruder erschienen war und mit ihm gespielt hatte, suchten kreuz und quer und erfüllten den Wald mit ihrem Rufen, — niemand zeigte sich.

Der Lehrer verlor die Geduld und blieb ungläubig, Gopala war dem Weinen nahe. In seiner Verzweiflung beschwor er den Bruder, der sich nicht blicken ließ, wenigstens mit einem Laut auf sein Rufen zu antworten, damit der Lehrer ihm Glauben schenken könne.

Da kam aus dem reglosen Dickicht von fernher die Stimme: „Gopala, du und deine Mutter habt mich mit eurem Glauben und eurer Liebe zu euch gezogen, — aber dem Schulmeister sag: Bei ihm hat es noch gute Weile, bis er mich zu sehen bekommt."

Siehe auch

Literatur

Seminare

Sanskrit und Devanagari

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Mantras und Musik

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