Gleichnis

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Gleichnis‏‎ - erläutert vom Yoga Standpunkt aus

Ein Gleichnis‏‎ ist eine kurze Erzählung, in der ein abstrakter Gedankengang oder auch eine ethische Empfehlung klar gemacht werden soll.

Gleichnis

Mit einem Gleichnis will man meistens dem Zuhörer zur Erkenntnis bringen oder auch zu einer ethischen Verbesserung führen. Gerade in der Bibel spricht man von Gleichnissen, in dem neuen Testament gibt es viele Gleichnisse, die Jesus gebraucht hat, um seinen Jüngern spirituelle religiöse Lehren zu zeigen. Und natürlich nicht nur seinen Jüngern, sondern seiner ganzen Zuhörerschaft. Bekannt sind zum Beispiel das Gleichnis vom verlorenen Sohn, das Gleichnis vom Sämann, das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter und viele andere.

Gleichnisse als Textform

Man kann ein Gleichnis erzählen oder gebrauchen. Es gibt auch anderes, was als Gleichnis bezeichnet wird, z.B. eine Allegorie oder auch eine Parabel. Man kann also sagen, dass ein Gleichnis eine bildhafte rhetorische Figur ist, zur Veranschaulichung eines Sachverhaltes mittels eines Vergleichs. Gerade in der Literatur ist also ein Gleichnis ein kurzer Text, mit didaktischem Anspruch, um einen komplexen theoretischen Sachverhalt in Form einer bildhaften und konkreten Darstellung abzubilden.

Gleichnisse im Yoga

Auch im Yoga gibt es viele Gleichnisse, die dann jedoch nicht als Gleichnis sondern gerne als Nyaya oder Analogie bezeichnet. So gibt es zum Beispiel das Gleichnis von Schlange und Seil. Wenn man in der Dunkelheit auf ein Seil tritt, kann man die Angst haben, dass dies eine Schlange ist und dann vor Schreck wegrennen. Und dieses Gleichnis von Schlange und Seil ist ein Gleichnis dafür, dass die Welt, so wie wir sie sehen, so nicht ist. So wie das Seil nie zur Schlange geworden ist, ist auch Brahman die höchste Wirklichkeit, nie zur Welt geworden. Und so ähnlich wie du einen anderen Menschen siehst, er so aber nicht ist, so ist es eben auch mit der Schlange und dem Seil.

Es gibt auch die Analogie zwischen Mann und Pfosten. In der Dunkelheit kann ein Pfosten für einen Menschen gehalten werden und man kann Angst davor haben. Wenn ein Mann eine ganze Zeit irgendwo steht und scheinbar lauert, kann man es mit der Angst zu tun bekommen. Aber vielleicht ist es nur ein Pfosten. Auch das kann wiederum verdeutlichen, dass man durchaus Angst vor etwas haben kann, was es nicht gibt. Es gibt auch das Gleichnis von Spinne und Spinnennetz. Die Spinne webt ihr ganzes Spinnennetz und sie kann sich auf dem Spinnennetz gut bewegen und ist vollkommen frei. Sie kann das Spinnennetz auch wieder auffressen und in sich hinein verleiben. Aber andere, die nicht die Spinne sind, die werden sich im Spinnennetz verheddern.

So ähnlich ist es mit Gott. Gott ist wie die Spinne. Gott schafft die ganze Welt und schafft das ganze Netz der Maya. Gott Ishwara kann sich in dieser Maya frei bewegen und ist vollkommen ungebunden. Die Lebewesen verheddern sich in diesem Netz und Gott kann dieses Netz der Maya, das Netz dieser Verhaftungen und auch das Netz dieser Welt auch wieder auflösen. Und so gibt es gerade im Vedanta viele, viele Gleichnisse und Nyayas, ähnlich wie sie auch Jesus in der Bibel im neuen Testament gebraucht hat.

Gleichnis‏‎ Video

Hier findest du ein Vortragsvideo zum Thema Gleichnis‏‎:

Einige Infos zum Thema Gleichnis‏‎ in diesem kurzen Vortrag. Sukadev spricht hier über Gleichnis‏‎ vom einem Yogastandpunkt aus.

Auf einem Wagen

Alles hat seinen Sinn

- Ein Artikel aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 42 Frühjahr 2021 von Dirk Gießelmann -

Der Meister erzählte seinen Schülern ein Gleichnis:

„Vier Bauernsöhne saßen auf einem Wagen und fuhren die Ernte ein. Da blitzte es und Donner schallte über alle Maßen laut, sodass der Lenker vor Schreck in Ohnmacht fiel. Die Zügel hingen lose und die Pferde rannten, was das Zeug hielt. Die Räder des Wagens gerieten aus der Spur.

Da jammerte einer von den Vieren mit großer Sorge: »Oje, wir sind verloren!«,

worauf ein anderer entgegnete: »He da, Gott wirds schon richten!«.

Da ergriff der Dritte im Bunde die Zügel und brachte den Wagen zum Stehen. Erleichterung stellte sich allenthalben ein und auch der Ohnmächtige erlangte mit der Zeit sein Bewusstsein wieder.

»Siehst du, ich habe es dir ja gesagt«, sprach der Gottesfürchtige.

»Rein gar nichts hast du verstanden«, haderte der Sorgenvolle mit dem frommen Bruder und fuhr fort: »Hätte der mutige Bruder nicht die Initiative ergriffen, so wäre uns gar Schreckliches widerfahren!«.

Da sprach der Held des Tages: »Ihr Lieben, streitet nicht! Wo ich doch sah, dass in der Not unter euch nur Angst und Tatenlosigkeit walteten, da wurde mir das Tun zur Pflicht.« 

Da schwiegen alle Viere auf dem Weg zurück zum Gut des Herrn, und jeder dachte nur bei sich: »Wer hat wohl recht?«. Zu Hause angekommen befragten sie den Vater, der wie folgt zu ihnen sprach:

»Geheimnisvoll und unergründlich sind die Wege, die uns das Leben gehen lässt. Jeder von euch in dieser Geschichte hat eine Bedeutung, und niemand von euch handelte nicht recht. Weil es dem Ängstlichen an Glauben fehlte, so gab es den, der glaubte. Da keiner von euch beiden sich zu helfen traute, so gab es den, der handelte. Wo keine Not vorhanden ist, da ist auch Hilfe nicht vonnöten. Ich sage euch: Belehrt euch nicht, beschimpft euch nicht! Es hat doch alles seinen Grund. Lasst eurem Nächsten bei einer Sache, wie sie auch steht, stets seinen Platz, den ihm das Schicksal auf des Lebens Waage hat gewährt. So sitzt der Einzelne mit allen anderen zusammen in einer Schale, die das Leben für das große Gleichgewicht mit jedem Einzelnen beschwert.«“

Das Mädchen aus der goldenen Lotusblume

Einst lebt im fernen Indien der weise und gültige König Vrishabhanu mit seiner keuschen Königin Kirtika. Das Königspaar führte ein gläubiges und religiöses Leben und bei allem, was sie taten, stand Gott im Mittelpunkt. Ihr sehnlichster Wunsch war, dass die Glücksgöttin Lakmidevi als Tochter zu ihnen käme und dies war auch der Inhalt ihrer täglichen Gebete. Schon in früheren Leben haten Vrishabanu und Kirtida dieses Wunsches wegen grosse Entsagungen auf sich genommen.

Der Königspalast stand in Raval nahe dem heiligen Fluss Yamuna und jeden Morgen gingen sie hinunter zum Strand, um in den klaren Wellen ihr reinigendes Bad zu nehmen. Die Wasser der Yamuna reinigen den Menschen nicht nur von irdischem Staub, sondern waschen auch sein Herz rein, damit darin die Liebe zu Gott mehr und mehr wachsen kann. ä So begab es sich eines Tages, als König Vrishabhanu gerade in der Yamuna badete, dass er in der Mitte des Flusses ein überirdisches Strahlen bemerkte. Er watete tiefer ins Wasser hinein, um zu ergründen, woher dieser wunderbare Glanz käme. Schon von weitem sah er, dass das Strahlen von einer goldenen Lotusblüte ausging, die sanft auf den Wellen des Flusses schaukelte. Je näher er der Blüte kam, desto mehr steigerten sich auch seine Erwartung und seine Ehrfurcht. Als er an der goldenen Blüte angelangt war, das Wasser reichte ihm inzwischen bis zu den Achselhöhlen, reckte er sich auf die Zehenspitzen, um über den Rand dieser wundersamen Wasserrose zu spähen. Was er sah, überwältigte ihn. Ein wunderschönes, zartes kleines Mädchen lag schlafend auf dem Blütenbett. Sein Herz schlug höher beim Anblick ihrer Lieblichkeit und er faltete unwillkürlich die Hände.

Da erschien Brahma, der mächtige Schöpfer unseres Universums und Vater aller Lebewesen und sprach: "Vrishabhanu, von Gott unserem Herrn gesegnet und geliebt. Dein Wunsch wurde erhöht und Kirtida und du, ihr sollt dieses Mädchen, welches Laksmidevi selbst ist, als eür Kind zu euch nehmen. Ihr Name ist Radha, diejenige die Gott in vollkommener Weise dienen kann, Radharani, die Königin aller Diener Gottes. Sie wird euch Segen und Glück bringen." Mit diesen Worten übergab Brahma dem König das kleine Mädchen und entschwand.

Mit Tränen des Glücks in den Augen nahm Vrishabhanu das liebliche Kind auf seine starken Arme. Am Ufer hüllte er sie in seinen königlichen Umhang und eilte zu seiner Frau, um mit ihr die Freude über dieses wundersame Geschenk Gottes zu teilen. Als nun der glückliche Vrishabhanu und die selige Kirtida sich die Freudentränen aus den Augen wischten, und das Kindchen näher betrachteten, wurden sie gewahr, dass es die Augen überhaupt nicht aufschlug. Da ergriff beide große Traurigkeit. Ihre geliebte Tochter war blind, was mochte das bedeuten? Eilig schickten sie nach dem Priester Narada Muni, ihn wollten sie um Rat bitten. Narada Muni schaute die kleine Prinzessin lange an, dann wandte er sich an den König und sagte: "Ihr solltet ein großes Fest zu ihrer Ankunft feiern. Ladet alle Kuhhirten und ihre Familien aus der ganzen Umgebung ein und bewirtet alle königlich."

König und Königin wunderten sich über diesen Ratschlag, doch mit den Vorbereitungen wurde sogleich begonnen. Boten mit Einladungen wurden in alle Richtungen entsandt und im Palast wurde eifrig gekocht und alles zur Bequemlichkeit der Gäste bereitet.

Als nun der grosse Tag herangekommen war, strömten alle Geladenen dem Palaste König Vrishabhanus entgegen. Aus Vraja war der Hirtenkönig Nana Maharaj mit seinem ganzen Gefolge gekommen. Yasoda und Rohini begleiteten ihn und auch alle Kinder waren nach Mukheravali mitgekommen. Unter den Kindern befanden sich auch Nanda Maharajas Sohn Krsna und dessen Bruder Balarama.

Jeder wollte die kleine Prinzessin Radharani sehen, wie sie in ihrem mit Seide ausgeschlagenen Körbchen lag, und allen staunten und waren von ihrem Liebreiz entzückt. Die Eltern freuten sich über die zahlreichen Gäste und über die guten Wünsche, die alle aussprachen, und doch war ihre Freude wegen der Blindheit des Kindes getrübt.

Krsna war zu dieser Zeit noch ein Krabbelkind und Yasoda hatte ihn im Hof bei den anderen Kindern abgesetzt, bevor sie ins Haus ging, die kleine Radha anzuschaün. Da kam plötzlich der kleine Krsna angekrabbelt, zog sich am Körbchen der Prinzessin hoch und Seine kleine Nase schaute kaum über den Rand des Bettchens. Da hob Yasoda ihren kleinen Liebling hoch, damit er besser sehen könne und sagte: " Schau, ist sie nicht hübsch? So ein sanftes, liebliches Wesen und ihre Haut schimmert wie geschmolzenes Gold." Da klatsche Krsna in die Hände und lachte. Und die kleine Radharani roch Seine Sandelholzpaste und den Geruch Seines Körpers. Als er sein Gesicht über sie beugte, öffnete si ihre Augen zum ersten Mal.

Anmerkung: In den heiligen Schriften wird beschrieben, dass Radharani die Gestalt gewordenen innere Freudenenergie Gottes, Krsnas ist. Sie ist die Königin der Bhakti, der dienenden, hingebungsvollen Liebe zu Gott. Sie gilt als die Urgestalt aller Liebe. Sie personifiziert die reine, selbstlose, bedingungslose Hingabe und Liebe zu Gott, die Verkörperung aller Prema.


Krsna spricht: "Durch sie vollbringe ich die Schöpfung,
durch sie erschaffe ich die devas,
durch sie erschaffe ich das Weltall,
ohne sie wäre die Welt nicht.
Sie ist das Brennen im Feuer,
der Glanz in der Sonne,
das Leuchten im Mond.
Das Kühle im Wasser,
die Kraft, die das Korn hervorbringt,
Sie ist die Hingabe und Liebe.


Alle Lebewesen in Vrindavan, einem der heiligsten Plätze dieser Erde preisen ständig ihren Namen. Was gibt es zu sagen über die Tiere und Menschen, wenn schon jeder Zweig und die Blätter der Bäume unentwegt: "Radhe, Radhe" singen.

Quellen zusammengestellt: Mit Kindern durch das Vaisnava Jahr,
Raja- vilasa stava,
Vrindavan Dhama ki jaya.

Siehe auch

Weitere Begriffe im Kontext mit Gleichnis‏‎

Einige Stichwörter, die vielleicht nur sehr lose etwas zu tun haben mit Gleichnis‏‎, aber für dich von Interesse sein könnten, sind unter anterem Gleichmäßig‏‎, Gleichgesinnt‏‎, Gleichartig‏‎, Gleichzeitigkeit‏‎, Glut‏‎, Grabmal‏‎.

Literatur

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Zusammenfassung

Das Substantiv Gleichnis‏‎ kann gesehen werden im Kontext von Literatur, Sprache, Musik, Kunst und kann interpretiert werden vom Standpunkt von Yoga, Meditation, Ayurveda, Spiritualität, humanistische Psychologie.