Gheranda Samhita

Aus Yogawiki

Gheranda Samhita, Sanskrit gheraṇḍasaṁhitā घेरंडसंहिता, die "Sammlung von Gheranda", ist einer der vier Grundlagentexte des Hatha Yoga. Aufgezeichnet vermutlich im 17. Jhdt. n.Chr. beschreibt die Gheranda Samhita die wichtigen Hatha Yoga Praktiken. Die Gheranda Samhita gebraucht für Hatha Yoga den Begriff Ghatastha Yoga, d.h. den auf Ghata beruhenden Yoga. Ghata=Topf, Körper; astha=beruhend auf.

Gheranda, Hatha Yoga Meister

Die Gheranda Samhita umfasst, je nach Ausgabe, 300-450 Verse, aufgeteilt in 4 Kapitel. Sie ist damit die ausführlichste der klassischen Hatha Yoga Schriften. Zwar umfasst die Shiva Samhita insgesamt mehr Verse - aber ein großer Teil der Verse der Shiva Samhita beschreiben Vedanta und Bhakti Yoga. Die Gheranda Samhita befasst sich dagegen ausschließlich mit Hatha Yoga. Die Gheranda Samhita legt dabei besonderen Wert auf die subtilen Wirkungen von Hatha Yoga.

Autor der Gheranda Samhita

Guru und Schüler

Die Gheranda Samhita wird dem Heiligen Gheranda zugeschrieben. Seine Lebensdaten sind nicht genauer bekannt. Vermutlich war ein Vaishnava aus Bengalen. Der Text selbst ist geschrieben als Zwiegespräch zwischen dem Schüler Chanda Kapali und dem Meister Gheranda. Es kann also sein, dass Gheranda sehr viel früher gelebt hat - und dieses Zwiegespräch sehr viel später aufgeschrieben wurde.

Die 7 Praktiken der Gheranda Samhita

Die Gheranda Samhita beschreibt sieben Sadhanas, 7 Praktiken. Entsprechend ist die Gheranda Samhita eingeteilt in 7 Kapitel:

Kriyas, Reinigungstechniken

Die Gheranda Samhita legt besonderen Wert auf die Reinigung des physischen Körpers. Es werden 21 verschiedene Kriyas (Reinigungsübungen) beschrieben. Wie die Hatha Yoga Pradipika beschreibt die Gheranda Samhita 6 Hauptkriyas (Shatkarma bzw. Shatkriyas). Dabei werden die Reinigungstechniken erheblich differenzierter beschrieben als in der Hatha Yoga Pradikpika. Gheranda beschreibt im ersten Kapitel, genannt Shatkarmasadhana:

Dhauti ist also ein besonderer Schwerpunkt der Gheranda Samhita. Dabei wird besonderer Wert darauf gelegt, dass die Kriyas nicht nur für den physischen Körper reinigend wirken, sondern auch geistige Kräfte aktivieren und spirituelle Erfahrungen bewirken.

Asanas

Das zweite Kapitel, genannt Asanaprayoga, beschreibt die Asanas. Gheranda sagt, dass es 8.400.000 Asanas gibt, wovon 84 wichtig sind. Davon sind 32 besonders wichtig. Diese beschreibt Gheranda recht ausführlich.

Mudras

Das dritte Kapitel, genannt Mudraprayoga beschreibt 25 Mudras. Die Mudras sind besondere Energie-lenkende und erweckende Übungen. Zu den Mudras gehören auch die Bandhas.

Pratyahara

Pratyahara heißt die Fähigkeit des Zurückziehens der Sinne. Gherandha beschreibt im zweiten Kapitel, genannt Pratyaharaprayoga, 5 verschiedene Techniken des Pratyahara.

Pranayama

Pranayama sind die Atemübungen zur Steuerung (Ayama) der Lebensenergien (Prana). In der Gherandha Samhita werden im fünften Kapitel, genannt Pranayamaprayoga, 10 Pranayama Praktiken beschrieben. In der Systematik der Praktiken weicht Gheranda von der Hatha Yoga Pradipika ab: In der Hatha Yoga Pradipika wird erst Yama, Niyama, Asana, dann Pranayama, Kriyas, dann Mudra, dann Dharana, Dhyana Samadhi beschrieben. Yogi Swatmarama lehnt sich in der Hatha Yoga Pradipika etwas enger an Patanjalis Yoga Sutra an.

Bevor Gheranda auf die eigentlichen Pranayamas zu sprechen kommt, beschreibt er in 33 Versen Vorbereitungen zum Pranayama. Er beschreibt den idealen Ort, an dem man intensives Pranayama üben soll, und welches die besten Jahreszeiten sind. Zwar beziehen sich diese Verse auf das Indien vor 1700 n.Chr. Aber aus den Ausführungen kann jeder Übende die Prinzipien ableiten, die auch heute noch gültig sind. Gheranda spricht über Ernährung, die selbstverständlich vegetarisch, sattvig und leicht verdaulich sein soll.Er empfiehlt das Meiden von Alkohol, von zu kalten, zu warmen, zu bitterer, saure, salzige, blähende und abgestandener Nahrung.

Folgende Pranayamas beschreibt Gheranda:

Dhyana

Dhyana heißt [Meditation]. Die Gheranda Samhita beschreibt 3 verschiedene Meditations-Techniken.

Samadhi

Samadhi heißt Überwbewusstsein. Samadhi führt zur Befreiung. Gheranda beschreibt 6 Weisen, in Samadhi einzugehen.

Inhalt der Gheranda Samhita im Detail

Auszüge aus dem Buch "Gheranda Samhita", erscheint im Jahr 2013 im Yoga Vidya Verlag

Gheranda Samhita Veröffentlichungen

Die GHERANDA SAMHITA wurde zuerst herausgegeben von Bhuvanan Chandra Vasaka in Kalkutta im Jahre 1877. Dieselbe wurde übersetzt und die Einführung auf deutsch vorbereitet von Richard Schmidt, Berlin. Die 2. Ausgabe erschien 1921 unter dem Titel „Fakire und Fakirtum“. Tattva Vivecaka Press, Bombay, veröffentlichte eine Ausgabe 1985. Kaliprasanna Vidyarantna kam 1886 mit einer Übersetzung in Bengali heraus. Eine weitere Ausgabe in Bengali von Rasika Mohan Chattopadhyaya wurde in den Arunodaya Bengalischen Monatszeitschriften 1890 veröffentlicht. In den Serien der heiligen Bücher der Hindus wurde eine Ausgabe mit englischer Übersetzung vom Panini Office, Allahabad 1914 herausgegeben. Früher, 1898, veröffentlichte Laxmivenkateswar Press eine Ausgabe mit Hindiübersetzung. Ein besserer und sorgfältiger behandelter Text wurde vom Theosophical Publishing House Adyar, Madras 1933 herausgegeben. Laufend wurden weitere Ausgaben veröffentlicht. Aber keine dieser Veröffentlichungen war kritisch überarbeitet. Jede schien nur auf einem einzigen Manuskript ungewisser Herkunft zu basieren. Einzelheiten waren nicht zu erfahren.

Über die Gheranda Samhita

Die Gheranda Samhita ist ein systematisch geschriebener Text über Yoga in der Form eines Dialogs zwischen Gheranda dem Lehrer und Chandakapali dem Schüler. Es unterscheidet sich sehr von der Hatha Yoga Pradipika und anderen Texten über Hatha Yoga. Das Wort Hatha wird in der Form von Yoga hier nicht benutzt. Der Yoga, der in der G.S. behandelt wird, wird Ghatasthayoga genannt. Wir begegnen diesem Begriff in anderen Yogaabhandlungen nicht. Ghata bezieht sich auf den Körper und Ghatasthayoga bedeutet Yoga, der auf dem basiert, was durch den Körper erscheint. Natürlich befasst sich Ghatasthayoga oder Ghatayoga mit den hathayogischen Praktiken. G.S. ist eine wichtige Handschrift über Yogapraktiken. Es beschreibt mehr als 100 unterschiedliche Yogapraktiken, die wie folgt eingeordnet werden können:


21 Kriyas

insgesamt 102 Yogapraktiken

In diesen Yogapraktiken ist eine allmähliche Entwicklung des Fortschritts vom Physischen zum Metaphysischen (Spirituellen) durch psychische Vorgänge. Die Leiter hat sieben Stufen, das Ziel wird immer im Auge behalten während der aufeinander folgenden Stufen. Zuerst muss der Körper gereinigt werden. Dann werden Shatkarmas durchgeführt, um Krankheiten zu beseitigen. Durch die weiteren Vorgänge soll der Körper ein Gefäß werden, geeignet Mukti (Befreiung) zu erlangen.

Regelmäßigkeit ist angezeigt, um die einführenden Praktiken mit dem Erreichen höherer Erfahrung zu verbinden. Im Folgenden einige Beispiele:

Kriyas (Shatkarmas)

Die Kriyas werden in der Gheranda Samhita auch als Karmas bzw. Shatkarmas (6 Handlungen) bezeiczhnet. Hier ein paar Besipiele:

1. Karnadhauti wird durchgeführt, um die Ohren zu reinigen. Aber das beabsichtigte Ziel ist, die Fähigkeit zu erreichen, mystische innere Klänge zu hören (1-33).

2. Nadiniramlata soll Divyadristi bewirken (1-35).

3. Netikarma vertreibt ein Übermaß an Kapha Dosha, führt zu Khechari und bewirkt Divyadrishti.

4. Trataka beseitigt Augenkrankheiten, bewirkt Divyadristi und führt zu Shambhavi.


Auf diese Weise wird man sogar während des ersten Yogalehrgangs, insbesondere Shatkarma, das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Die Gheranda Samhita ist vielleicht der einzige erreichbare Text, der ausgearbeitete Praktiken des Dhauti und mehr Einzelheiten persönlicher Hygiene vermittelt. 21 Kriyas wurden in diesem Text unter Shatkarmas beschrieben.

Beispiele von Asanas in der Gheranda Samhita

Das allererste Asana, nämlich Siddhasana, wird beschrieben als moksakavatabhedanakara (welches die Türen der Verwirklichung öffnet). Die Beschreibung von Shavasana (II-19) als Cittavishrantikaranam berührt den Rand der psychischen Ebene, um in dem Versuch, das metaphysische Ziel zu erreichen, von einer zur anderen Ebene erhoben zu werden. Die Beschreibung von Bhujangasana geht einen Schritt weiter durch ihre Verehrung vor dem Erwachen der Kundalini II-43.

Vom Psychischen her gesehen ist hier ein Aufstieg in eine spirituelle Ebene.

Mudras in der Gheranda Smahita

Die Reihe der 25 Mudras, die dritte Sadhana des Ghatastha Yoga einschließlich Panchadharana kennzeichnet einen Übergang vom Physischen zum Psychischen. Im Einklang mit den Werten der Mudras, die zum Vertreiben von Krankheiten und Erlangen von Fähigkeiten führen, gibt es im Falle einiger Mudras einen Hinweis zu Mukti (Befreiung) der zeigt, dass das Ziel nicht aus den Augen verloren wurde. Zum Beispiel Uddhiyana Bandha ist mrityumatangakeshari und durch mukti svabhaviki Mulabandha führt zu samsarasagaratarana durch Mahabandha sadhayet sarva (III-20). Varchitam.

Die Beschreibung der Ergebnisse, die aus Khechari und Yonimudra erwachsen, wenn ihnen Shaktichalana folgt, hebt den Leser hoch über die physische Welt und scheint ihn direkt in die spirituelle Welt zu geleiten. Shambhavi Mudra steht noch höher. Hier betritt der Anwärter die metaphysische Ebenen. III-67

Die Panchadharana Mudras gewähren, was Patanjali Bhutajaya Siddhi nennt.

Pratyahara

Die drei Sadhanas (Shatkarma, Asana, Mudra), die vorher beschrieben wurden, bewirkten einen gelegentlichen Zugang zur psychischen und manchmal zur metaphysischen Ebene, aber sie waren hauptsächlich auf der physischen Ebene begründet. Mit Pratyahara betreten wir die psychische Ebene wirklich wie die allerersten Verse der Gheranda Samhita sagen. IV-I.

Pranayama

Es ist eine Besonderheit der Gheranda Samhita dass Pranayama Sadhana in diesem Text nach Pratyahara kommt. Ganz klar wird im Pranayama das Element von Dhyana eingeführt in der Sagarbha-Variante des Sahita Kumbhaka.

Pranayama vertreibt nicht nur Krankheiten und bewirkt Kundalinibodhaka sondern bringt außerdem mit den fortschreitenden Sadhanas Ergebnisse in Manonmanibhava. Das Bhramari Kumbhaka befähigt den Anwärter, verschiedene Klänge zu hören, die immer subtiler werden, bis der Anahatadhvani gehört wird. Man sieht Jyoti und wenn er seine Gedanken darauf konzentriert, erreicht er den Paramapada von Vishnu. Dieser Erfolg in Bhramari führt leicht zu Samadhi.

Dhyana

Das sechste Sadhana, welches in der Gheranda Samhita behandelt wird, handelt direkt von Dhyana. Einige Elemente von Dhyana wurden schon besprochen in den früheren Sadhanas. Die drei Arten Dhyana: Sthula, Jyoti und Sukshma sind graduiert und erheben sich eins über das andere. Das letzte endet in Atma pratyadsam (Cf. VI-22). Sthula Dhyana hat ein konkretes Objekt wirklich oder vorgestellt für die Konzentration. Jyoti hat Licht, während Sukshma Dhyana Konzentration auf Brahman als Bindu oder die große Göttin Kundalini bedeutet. Erfolg in Sukshma Dhyana erreicht man durch Shambhavi Mudra. Tejodhyana ist hundert Mal höher als Sthula, während Sukshma hundert Mal höher ist als Tejodhyana. Das Ziel des Dhyana Yoga ist direkte Wahrnehmung des Selbst.

Durch diesen Dhyana-Yoga wird der Atma offenbart. Hat man durch Dhyana-Yoga das Selbst erkannt, ist natürlich der nächste Schritt Samadhi, wodurch man seine Einheit mit Brahman verwirklicht.

Samadhi

Das siebte Sadhana, von dem die Gheranda Samhita spricht, ist Samadhi, welches ein sinnverwandtes Wort zu Raja Yoga ist. Dieses ist sechsfach. Zuerst führt es durch Shambhavi Mudra zu Dhyana und endet in Samadhi. Als zweites führt es durch Khechari Mudra zu Rasananda und mündet in Samadhi. Als drittes führt es durch Bhramari zu Nada und endet in Samadhi. Viertens führt es durch Yonimudra zu Laya und endet in Samadhi. Fünftens führt es durch Bhakti zu Ashtasatvikabhava und endet in Samadhi. Und sechstend führt Manomurccha zum Zurückziehen der Sinne und endet in Samadhi.

Durch Samadhi wird die Eigenschaft von Nirliptatva oder Loslassen erreicht und anschließend Mukti (Befreiung). Samadhi ist beides, ein Vorgang und auch das Ergebnis dieses Vorgangs. Als Ablauf bedeutet Samadhi intensive Gedankenkonzentration frei von allem sankalpa und Anhaften an weltliche Dinge, die man mit Ahamta und Mamata bezeichnet. Das Ergebnis dieses Vorgangs ist die Vereinigung des Jiva mit dem Paramatma.

Siehe auch

  • Hatha Yoga Pradipika - der bekannteste klassische Hatha Yoga Text, geschrieben von Yogi Swatmarama
  • Goraksha Shataka - die Hundert Verse des Goraksha - dre kürzeste der Hatha Yoga Texte
  • Shiva Samhita - Die Sammlung des Shiva - ein ausführlicher Text, der Hatha Yoga und Vedanta miteinander verbindet

Literatur

Ausgaben der Gheranda Samhita

Weblinks

  • Hatha Yoga Pradipika online: Text auf Sanskrit (Devanagari und Umschrift), Übersetzung, Erläuterungen von Swami Vishnu-devananda und Sukadev