Gemüt

Aus Yogawiki

Gemüt ist eine Bezeichnung für den menschlichen Geist, die Psyche. Das Gemüt bezeichnet die Gesamtheit des Denkens und Fühlens. Im Yoga bezeichnet man das Gemüt als Chitta, als Denkprinzip, als etwas, das aus dem Bewusstsein kommt (Chit=Bewusstsein). Eine zweite Bezeichnung für Gemüt ist Antahkarana, inneres Instrument. Heute werden häufiger die Worte Geist bzw. Psyche verwendet.

Meditiere und mache Yoga um dein Gemüt zu beherrschen, statt sich von ihm beherrschen zu lassen

Sukadev über das Gemüt

Was ist mit dem Ausdruck Gemüt gemeint? Woher kommt der Ausdruck Gemüt? Was hat Gemüt mit Mut zu tun?

Darüber möchte ich heute sprechen. Mein Name ist Sukadev und ich begrüße dich herzlich zu diesem Vortrag aus dem Persönlichkeitslexikon von www.yoga-vidya.de

Gemüt kommt von dem Ausdruck Mut. Meist denkst du, dass Mut etwas mit Kühnheit, Tapferkeit usw. zu tun hat. Aber eigentlich ist es etwas, was mit der Psyche, dem Denken und Fühlen zu tun hat. Es gibt den Kleinmut, den Großmut und natürlich noch viele andere.

So gibt es eben auch das Gemüt; es heißt grundsätzlich: Alles was mit Mut zusammenhängt und Mut ist hier eher die Psyche.

Tatsächlich finde ich, dass z.B. der Ausdruck Gemüt eine gute Übersetzung für Psyche oder auch für den englischen Begriff mind oder auch das, was im Sanskrit als Antahkarana oder im Yoga-Sutra als Chita bezeichnet wird, ist; das Gemüt.

Alles Denken und Fühlen zusammen ist das Gemüt. Die Psyche, mit ihren Emotionen, mit ihren Gedanken und Wünschen ist das Gemüt.

Jetzt kann man eine Grundstimmung des Gemütes haben. So kann man gerade ein freundliches Gemüt haben oder man kann gerade eher kleinherzig sein (Kleinmut) oder man kann gerade Großmut haben, d.h. also sehr groß und weit denken. Natürlich kann man auch noch Hochmut haben, d.h. man denkt, dass man mehr kann, als man tatsächlich kann. Es heißt ja auch: „Hochmut kommt vor dem Fall.“

Grundsätzlich gehört zum Raja-Yoga, an seinem Gemüt zu arbeiten. Du kannst lernen deine Gedanken und Stimmungen zu kontrollieren bzw. eine Auswirkung auf sie zu haben und so deine Stimmungen beeinflussen. Das ist eines der Themen des Raja-Yoga und eines der Themen auch von dem ganzen Yoga-System. Es gibt die direkten Weisen auf das Gemüt zu wirken; eben z.B. mit Autosuggestion, Affirmation, bewusster Gestaltung des inneren Dialoges, Visualisierungen usw.

Patanjali schlägt auch vor, die sog. Pratipaksha-Bhavana-Methode, also das bewusste Hervorrufen des entgegengesetzten Gemütszustandes. Wenn du beispielsweise in dir Feigheit und Ängstlichkeit entdeckst, dann kultiviere Mut und Tapferkeit und Großmut, was dir dann hilft, darüber hinauszuwachsen.

Patanjali empfiehlt auch, wenn du irgendwo in deinem Gemüt Leiden entdeckst, so führe das Leiden zurück zu ihrem Ursprung. Erkenne, dass vielleicht dein Gemüt irgendwo Ängste hat, die Ängste beruhen auf bestimmte Wünsche und Abneigungen, diese beruhen auf Identifikationen, diese beruhen auf Unwissenheit, wer du wirklich bist.

So kannst du auf dein Gemüt Einfluss nehmen, indem du mit Swatyaya (Selbststudium) herausfindest, woher das kommt.

Patanjali empfiehlt auch die sog. Nichtkooperation, was auch als Tapas bezeichnet wird. Wenn dein Gemüt also etwas will, heißt es noch lange nicht, dass du es auch umsetzen musst. Im Gegenteil: Wenn du häufiger mal das Gegenteil von dem tust, was dein Gemüt dir sagt, dann entwickelst du geistige Stärke; dann entwickelst du geistige Kraft.

So kannst du dein Gemüt beherrschen. Wenn es dir nicht gelingt, dein Gemüt zu beherrschen, dann hast du immer noch Gebet, Gotteshingabe - Ishvara pranidhana. Du gibst dich ganz Gott hin. Und dann sagst du: „Oh Gott, ich kann mein Gemüt nicht beherrschen. Bitte hilf du mir.“ Wenn du dich so ganz an Gott richtest, dann wird Gott dafür sorgen, dass dein Gemüt wieder positiver wird.

Das sind einige Gedanken, die mir so gekommen sind. Ich bereite diese Vorträge nicht vor, sondern ich habe irgendwelche Stichwörter, die mir jemand gegeben hat und die irgendwo ausgesucht worden sind, weil Menschen denken, dass es andere interessieren könnte. Und dann gebe ich einfach spontan einen Vortrag.

Wenn du etwas ergänzen willst, dann schreib es doch in die Kommentare. Wenn dir dieser Vortrag gefallen hat, dann klicke schnell auf „gefällt mir“, „Daumen hoch“ oder gib mir fünf Sterne.

Wenn du mehr wissen, mehr Vorträge hören oder mehr über die verschiedenen Aspekte der Persönlichkeit lesen willst, dann schau in unserem Yoga-Vidya-Persönlichkeitslexikon nach www.wiki.yoga-vidya.de



Video Gemüt

Hier findest du ein Vortragsvideo zum Thema Gemüt :

Autor/Sprecher: Sukadev Bretz, Seminarleiter zu Kundalini Yoga und Chakras.

Gemüt Audio Vortrag

Hier die Audiospur des oberen Videos zu Gemüt :

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Gemüt und Ego

Es ist wie es ist

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Kommentar zum vierten Kapitels des Yoga Sutra von Patanjali, Vers 4 - 6

Vers 4:

Chittas/Gemüter werden vom Ego geschaffen.

Vers 5:

Obwohl die Erscheinungsformen der vielen Chittas variieren, werden sie von einem gelenkt.

Vers 6

Von diesen ist der Geist der aus Dhyana geboren ist, frei von vergangenen Eindrücken.

Hallo und herzlich Willkommen zu einem Vortrag aus der Reihe Yoga Sutra. Diese Verse sind Verse die ganz unterschiedlich kommentiert werden und ich habe auch dazu einen mehrseitigen Kommentar geschrieben in meinem Buch: Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von heute.

Durch Identifikation entsteht das Gemüt

Zunächst einmal Chitta, das Gemüt, ist geschaffen vom Ego. Also durch das Ego, die Identifikation entsteht Chitta. Chitta ist das Gemüt mit allen Gedanken den Vrittis, mit den Samskaras, den Eindrücken im Unterbewusstsein, mit den Vasanas, mit den Wünschen. Mit der persönlichen Prakriti die auch aus Doshas besteht, vom Ayurveda her was ja auch von dem Sankhya herkommt. Also über das Ego kommt die Identifikation mit einem Gemüt. Und jetzt gibt es die verschiedensten Chittas, die verschiedenen Gemüter. Aber hinter den verschiedensten Gemütern gibt es das eine Purusha, das eine Bewusstsein.

Es gibt nur ein Bewusstsein

Es mag also sein, du hörst mir gerade zu, Nanda der Kameramann nimmt hier alles auf und Nanda schneidet es auch später. Jemand anderes wird es ins Internet setzen und vielleicht noch jemand wird es dann beschriften und jemand anderes wird es dir empfehlen. So viele sind daran beteiligt, jeder mit seinem eigenen Chitta und jeder mit seiner eigenen Identifikation. Aber das Bewusstsein hinter allem ist das gleiche. Es gibt nur ein einziges Bewusstsein. Auch im deutschen gibt es nicht Bewusstseine, es gibt nur Bewusstsein. So wie es auch heißt Ayam Atma Brahman. Dieses Selbst ist Eins mit Brahman. Brahman entspricht Purusha. Und Atman ist das Selbst. Auch Patanjali spricht ja an mancher Stelle vom Atman, vom Selbst. Es gibt also nur ein unendliches Selbst, ein Purusha. Dieses manifestiert sich durch so viele verschiedene Chittas. Und dann sagt er noch: Von denen ist der Geist, der aus Dhyana geboren ist, frei von vergangenen Eindrücken.

Löse dich von Eindrücken in tiefer Meditation

Wenn du also in tiefe Meditation gehst, dann kannst du dich lösen von vergangenen Eindrücken. Die meisten Menschen interpretieren die Welt ständig sehr subjektiv, ständig Reizreaktionsketten von ihren eigenen Erfahrungen aus usw. Menschen projizieren das was sie selbst erfahren haben auf andere. Menschen projizieren ihre eigenen Wertvorstellungen auf andere. Das gilt es zu überwinden. Wenn du in tiefe Meditation gehst kannst du vorurteilsfrei die Dinge sehen und anschauen.

Regelmäßige Meditation gibt dir Klarheit

Patanjali hat ja schon mehrmals im dritten Kapitel von Samyama gesprochen, volle Aufmerksamkeit, ohne Nachdenken, ohne Überlegen, ohne zu reagieren, ohne zu beurteilen. Und so auch, wenn dein Geist regelmäßig in Dhyana, Meditation trainiert wird, dann bist du weniger subjektiv und du kannst eher das sehen was tatsächlich ist. Das ist die, meiner Ansicht nach, wichtigste Interpretation dieser drei Verse. Weitere Interpretationen findest du in meinem Buch: Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von heute. Mein Name ist Sukadev von Yoga Vidya.

Letztlich sind wir alle Eins

Vielleicht magst du dir heute oder morgen bewusst machen, alle Menschen haben zwar unterschiedliche Chittas, unterschiedliche Gemüter, unterschiedliche Psyche, unterschiedliche Samskaras Eindrücke, Vasanas Wünsche. Aber das Bewusstsein von allen ist Eins. Du existierst nicht als Bewusstsein, nur in diesem Körper und Psyche, du existierst als Bewusstsein hinter jedem Körper und jeder Psyche. Letztlich sind wir alle Eins.

Video - Gemüt und Ego

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Antahkarana, die vier Teile des menschlichen Gemütes

Hier ein Videovortrag von und mit Sukadev Bretz über das Gemüt:

In diesem Video erfährst du darüber, wie das menschliche Gemüt funktioniert, wie du es steuern kannst und die Kraft des menschlichen Geistes gut nutzen kannst.

Gedicht über das Gemüt

Erschlage das auf Sinneseindrücken beruhende Gemüt Gedicht von Swami Sivananda

Wie kann ich mich auf diese Welt verlassen!
Sie besitzt kein wirkliches Dasein.
Der Körper ist gleich Schaum oder gleich einer Wasserblase.
Alles ist vergänglich.
Könige, Dichter, Gelehrte sind zu Staub geworden.
Diese Welt ist nur ein langer Traum.
Tage und Nächte gehen dahin.
Sinne und Wahrnehmungen unterliegen der Täuschung.
Ich habe den Betrüger entdeckt.
Dieser Betrüger ist das Sinnliche.
Ich kann mich jetzt nicht mehr täuschen.
Ich habe die Sinneswahrnehmungen erschlagen.
Mit dem Schwert der Unterscheidungsgabe habe ich sie erschlagen.
Ich habe die atmische Perle gefunden.
Ich genieße ewige Glückseligkeit;
Sivoham, Sivoham, Shivoham.

Siehe auch

Literatur

Raja Yoga, Positives Denken, Gedankenkraft

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