Geheimnis der Katha Upanishad - Vortrag 6

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Geheimnis der Katha Upanishad - Vortrag 6

Vortrag 6

Die größte Schwierigkeit im Yoga beginnt dann, wenn man versucht, sich über Vijnana-Atman oder die eigene Intelligenz hinaus zu erheben. Die Stufe im Yoga, wo sich der individuelle Mensch bemüht, mit dem Universalen in Einklang zu kommen, ist am schwierigsten. Bei den Bemühungen auf dem Pfad des Spirits gibt es die verschiedensten Schwierigkeiten, dabei kann man diese Schwierigkeiten in zwei Gruppen einteilen: die natürlichen und die übernatürlichen Schwierigkeiten.

Die natürlichen Schwierigkeiten sind in gewisser Weise durch den menschlichen Geist erfassbar. Es handelt sich dabei um jene Probleme, denen man bis zur Ebene der Konzentration und Meditation begegnet, bis der Intellekt seine Grenzen erreicht hat. Wenn die Grenzen des Intellekts erreicht werden, erreichen wir auch die Grenzen unserer Macht. Unsere Fähigkeiten stoßen an ihre Grenzen. Alles, was uns in die Wiege gelegt wurde, haben wir verbraucht. Selbst die Reservemächte sind beschäftigt, und ein weiteres Bemühen ist undenkbar. Das menschliche Individuum hat seine letzten Festungsmauern rationaler Macht erreicht, was in der Upanishad als Vijnana-Atman oder einfach als Vijnana bekannt ist. Doch wie kann das Vijnana sich zu Mahat-Atman erheben? An dieser Stelle ist das normale menschliche Bemühen wenig hilfreich, weil der Eintritt des Individuellen in das Universale mit dem Aufhören aller Möglichkeiten jenseits aller Vorstellungskraft des menschlichen Bemühens liegt. Unsere Vorstellungen über das Bemühen befinden sich immer in den Grenzen der Organe, der Glieder, des Körpers oder der Sinne des Wissens und der Handlungen. Wann immer wir an irgendein Bemühen denken, denken wir immer unter den Bedingungen von Körper und Individuum. Doch welches Bemühen benötigen wir, wenn wir mit dem Universalen, das wir in den höheren Reichen der Meditation suchen, verschmelzen wollen? Hier wird weder der Geist mit all seinen Funktionen, noch der Intellekt, noch irgendetwas benötigt, woran wir in unserem normalen Leben denken. Etwas Ungewöhnliches, Undenkbares, Übernatürliches beginnt zu wirken. In einer oder zwei Passagen der Chhandogya und der Brihadaranyaka Upanishad wird berichtet: auf dem Weg, wo die Seele, wie es heißt, durch Archiradi-Marga oder auf dem nördlichen Weg zu Brahmaloka wandert, wird die Stufe erreicht, wo ein menschliches Bemühen aufhört. Die Upanishad weist symbolisch darauf hin, was mit der Seele geschieht, wenn ihr ein persönliches Bemühen nicht mehr möglich ist. Ein Bemühen ist nur solange möglich, wie ein persönliches Bewusstsein vorhanden ist. Wenn dieses oder jenes existiert, wir oder andere existieren, findet ein Veränderungsdruck im relativen oder empirischen Sinne statt. Doch es wird, wie es in der Upanishad heißt, ein Zustand beim Aufstieg der Seele erreicht, wo sie ihre individuelle Isolation aufgibt. In diesem Zustand existiert nicht mehr länger der suchende Drang, um in eine höhere Wirklichkeit aufzusteigen. In philosophischer Weise erklärt uns die Upanishad, dass ein übermenschliches Sein kommt und die Seele von diesem Punkt aus weiter zu ihrem höheren Ziel führt. Eine Amanava Purusha, d.h. es ist kein menschliches Sein. Niemand war bisher in der Lage herauszufinden, wer dieser Übermensch ist. Einige glauben, es sei der Guru, der als Übermensch in Erscheinung tritt. Die Beziehung zwischen dem Guru und seinem Schüler zerbricht nicht mit dem Körper. Selbst, wenn der Guru seinen Körper verlässt, oder der Schüler stirbt, besteht die Beziehung fort, denn die Guru-Schüler-Beziehung ist nicht auf nur von physischer oder sozialer Natur. Es ist ein spirituelles Band, das solange besteht, bis das Individuum mit dem Absoluten verschmilzt. Darum wird von einigen geglaubt, dass dieser Übermensch Amanava Purusha der Guru selbst sei, der daherkommt und die Seele auf den Pfad zum Absoluten geleitet. Andere glauben, dass Gott selbst an dieser Stelle in Erscheinung tritt.

Wenn das Vijnana-Atman von sich aus mit dem Mahat-Atman kommuniziert, hat es kein weltliches Bewusstsein mehr. Es nimmt nicht mehr die Welt wahr, sondern sieht irgendetwas anderes. Dieses ist vielleicht das Wunder, das die Yoga-Vasishtha als Padartha-bhavana-tyaga bezeichnet, eines jener Stufen des Wissens oder der Erfahrung im spirituellen Leben. In der Sprache der Yoga-Vasishtha bedeutet Padartha-bhavana das Erkennen der Substanzen der Dinge. Wenn wir den Begriff Padartha-bhavana verwenden, können wir ihn als das Erkennen der Substanz oder des absoluten Stoffes der Dinge bezeichnen, was in dieser Stufe beginnt. Wenn wir ihn als Padartha-abhavana oder Padartha-bhavana-tyaga verwenden, ist damit die Verschleierung des ‚in Objekten zu Denken und Sehen‘ gemeint. Dieses Vorgang findet statt, wenn die Vijnana-purusha, das individuelle Zentrum, von sich aus mit Mahat kommuniziert. Was geschieht hier wirklich? Was trägt uns zu Mahat? Es ist nicht das eigene Bemühen. Doch was ist es dann? Wörter können es nicht ausdrücken, der Geist schweigt still, die Sprache bricht ab und eine neue Form der Stille obsiegt, wenn man dieses Mysterium verstehen will. Auf die Seele wird eine Anziehung ausgeübt. Was ist das für eine Anziehung? Man kann dieses als die Anziehungskraft aus dem Zentrum des Universums ansehen. Wenn man einen Stein in die Luft wirft, fällt dieser durch die Anziehungskraft auf die Erde zurück. Wenn man die Erdanziehungskraft überwindet, fällt man nicht auf die Erde zurück, wird aber von irgendwelchen anderen Planeten oder Sternen, die der Reisende passiert, angezogen. Das Anziehung der irdischen Persönlichkeit, der Drang des Individuums, das Ablenken durch die Objekte hält uns davon ab, in unserer Spiritualität voranzuschreiten und höher hinauf zu gehen. Welche Anstrengungen wir auch in der Meditation machen, wir kommen mit unserem Geist immer zurück auf die Erde. Er denkt an Familie, Verwandten, Büro und andere irdische Erfahrungen. Das Individuum versucht immer wieder seinem inneren Drang nachzukommen oder zu folgen. Wenn wir diesen persönlichen Drang überwinden, obwohl es außerordentlich schwierig ist, werden wir, wie durch ein Wunder, durch die Gnade Gottes in den Anziehungsbereich des Universalen gelangen. Dann ist man nicht mehr seiner selbst. Dann ist man nicht mehr länger Meditierender, Sadhaka oder Sucher. Man scheint nichts zu sein, denn man versucht alles zu werden. Das Mahat-Atman nimmt uns in sein Fach auf. Man wird zum Bürger verschiedener Bereiche der Wirklichkeit gleichzeitig. Man wird von einer Regierung einer anderen Art von Existenz beschützt und bewertet. Der Inhalt des Universums das Mahat-Tattva wird dann unsere Aktivitäten und die Anforderungen des Individuums, das in dieses Reich eingetreten ist, lenken. Alles wird nach eigenem gut Dünken geschehen, und es gibt keine Aktivitäten darüber hinaus. Alle Dinge geschehen spontan. Sie werden von keinem individuellen Menschen ausgeführt. Man kann in diesem Reich weder das Wort ‚tun‘ noch ‚arbeiten‘ benutzen, denn der eigentlich aktive Mensch hat aufgehört zu existieren. Wenn der Agent des Handelns allmählich schmilzt, so wie Kampfer sich durch Selbstverbrennung zerstört, dann hört auch die Meditation auf, mit der alle Mühe begann, und die Individualität beginnt zu verdunsten. Sie wird im Feuer des Universalen verzehrt, und hier wird das Bemühen zum Bestandteil des universalen Prozesses. Die Handlung ist im Gesetz des Seins aufgelöst und alles wird zur Handlung des Ewigen. Das Ewige beginnt unerbittlich mit seiner Arbeit, und der Suchende, der Meditierende, hat hier weder etwas zu bestimmen noch zu tun. Wir können zu unserer eigenen Überraschung hinzufügen, dass die Mächte, die uns durch ihre Anziehungskraft des Universalen zwingen, weit größer sind als die Mächte, die wir überhaupt in dieser Welt erahnen können. Alle Kräfte dieser Welt zusammen genommen haben dem nichts entgegenzusetzen. Es ist die Macht, die das Universum auf sich lenkt. Wie zieht Gott die Welt auf sich selbst? Aristoteles, der griechische Philosoph, sagt an einer Stelle, dass die Welt genauso durch Gott bewegt wird, wie das Herz des Liebenden zur Geliebten hin bewegt wird. Es ist eine Handlung, die keine ist. Es ist eine Bewegung, die man als solche nicht bezeichnen kann. Es ist ein Ereignis, das sich von allen anderen vorübergehenden Ereignissen unterscheidet. Die Arbeitsweise der Ewigkeit ist undenkbar, unvorstellbar, denn all unsere Arbeit ist nur vorübergehend; doch es gibt eine Art von Handlung, die die Ewigkeit wach hält. Die Kraft der Ewigkeit ist keine Körperkraft, nicht die Kraft von Elementen, nicht die Kraft, die sich in Richtung auf die Objekte zubewegt, sondern es ist eine Kraft, die zu Selbstbewusstsein wird. Es ist Shakti, was mit Shakta identisch ist. Das ist die Natur von Mahat, und wenn der Vijnana-Atman dieses Reich betritt, beginnt er ein vollkommen neues Licht wahrzunehmen, einen völlig neuen sonnendurchfluteten Tag der Ewigkeit. Die Chhandogya Upanishad spricht von einem ewig herrschenden Tag, - Sakrid vibhato hi brahmalokah. Damit ist nicht unser Sonnenlicht gemeint. Diese Sonne ist damit nicht gemeint, auch nicht die Sterne oder das uns bekannte Feuer, heißt es in der Kathopanishad. Es scheint ewig so, als wäre ständiger Tag. Es scheint, als würde selbst das ehrenwerte Licht unserer Sonne erleuchtet. Das ist die Heimstatt von Mahat-Tattva, welches von Vijnana-Atman betreten wird. Das Universale verzehrt das Besondere. Man beginnt Mitglied des ganzen Universums zu sein. Jede Ecke der Schöpfung empfängt uns gastfreundlich. Alles beginnt uns, mit der Zufriedenheit, auf höchsten Befehl hin, anzulächeln. Wo immer man hingeht, wird man gastfreundlich, mit Freundlichkeit, Sympathie und einer liebenden Güte aufgenommen. Jeder fühlt uns als sein Eigentum, Steine schmelzen und Bäume verneigen sich. Dieses geschah auch im Fall von Suka Maharishi. Solche Erfahrungen machen Yogameister, die gesegnet sind und das Glück haben, in Mahat-Tattva eintreten zu dürfen. Sie werden nicht als Gottmenschen bezeichnet. Sie sind mehr. Man kann nicht erklären, was sie wirklich sind.

Doch ist das alles? Die Upanishad geht noch weiter. Wir werden bereits schwindlig, wenn wir an Mahat denken. Gibt es darüber hinaus noch etwas? Ja; es gibt noch etwas. Nun gut! Für den Geist ist dies unfassbar. Er sollte besser nicht darüber nachdenken. Die Upanishad geht noch weiter über das Mahat hinaus.

Tad yachhed santa atmani.


© Divine Life Society

Siehe auch

Literatur

Seminare

Jnana Yoga, Philosophie

Hier erscheint demnächst wieder eine Seminarempfehlung: url=interessengebiet/jnana-yoga-philosophie/?type=2365 max=4