Gegenwart

Aus Yogawiki

Gegenwart kann unterschiedlich definiert werden. Altertümlich wurde die Bedeutung mit Anwesenheit gleichgesetzt. In der modernen wissenschaftlichen Betrachtung wurde das Verständnis um viele Facetten erweitert, was im Wesentlichen auf zwei Richtungen aufbaut. Einerseits wird Zeit als eine lineare Abfolge verstanden, zum anderen, als ein gleichzeitiges Phänomen.

Praktizierst du in der Gegenwart Yoga?

Gegenwart

Nimmt man Zeit als einen linearen Prozess wahr, wie z. B. in der klassischen Physik üblich, der nach dem Prinzip der Kausalität die materielle Welt evolutionär prägt, ist die Gegenwart in Vergangenheit und Zukunft eingebettet. Jede reflektierende, analysierende Betrachtungsweise wird den Menschen zu einem linearen Verständnis von Zeit führen, wobei sich die Gegenwart durch die Vergangenheit und Zukunft definiert.

Zu allen Zeiten, im Altertum sogar noch mehr als Heute, gab es aber auch ein anderes Verständnis von dem Phänomen Gegenwart. Denn aus philosophischer, religiöser, spiritueller Sichtweise verschiedener Quellen, wie auch nach den Erkenntnissen der neuen Physik, gemäß Einsteins Relativitätstheorie oder Heisenbergs Unschärferelation, ist Zeit eine flexible Größe, die in eine andere Dimension führen kann. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft können hier in der Gleichzeitigkeit aufgelöst werden und sind nicht mehr auf das lineare Kausalitätsprinzip reduzierbar. Da dieses Verständnis dem yogischen Ansatz entspricht, versucht dieser Artikel etwas expliziter und bildlicher diesen Gedanken zu vermitteln:

Beispielsweise benötigt ein Sonnenstrahl ca. 8 min. 20 sec., um sein Licht auf die Erde zu scheinen, was man mit der großen räumlichen Distanz der Sonne zur Erde begründen kann. Entsprechend sind alle unsere sinnlichen Wahrnehmungen zeitversetzt. Alles was wir hören, fühlen, sehen etc. ist in der Vergangenheit – es mögen Nanosekunden sein, die es uns von der Jetzt-Zeit trennt – doch es ist bereits Vergangenheit. Der Mensch ist mit seinen Körpersinnen ein komplett unbegabtes Wesen das Phänomen „Jetzt“ wahrzunehmen. Unser einziger Zugang zur Jetzt-Zeit ist die Intuition, und darin kennen wir uns alle besser, als unsere Sinne es vermitteln. In der yogischen Betrachtungsweise geht es darum, mit der Intuition sehen zu lernen, wofür das dritte Auge symbolisch steht.

Buddha gebrauchte die Metapher von der Lotusblüte, um den Zustand zu erklären: eine Lotusblüte, die im Wasser ist, aber gleichzeitig unberührt vom Wasser. Jesus benutzte die Ausdrucksweise: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Aus dem 20. Jahrhundert stammt die Metapher, von einer Kinoleinwand, auf der ein Film abgespielt wird. Wobei der abgespielte Film für die linear verlaufende Zeit steht, die ohne Substanz Illusionen erscheinen lässt. Die Leinwand symbolisiert die Gegenwart, die unberührt von diesen Bildern, die zu Grunde liegende Substanz bildet, welche über die Zeit hinausgeht. Diese Bilder der spirituellen Meister wurden ursprünglich gebraucht, um Realität und Täuschung dazustellen, doch ist dies auch ganz eng mit der Zeit zusammenhängend. Die Gegenwart ist eine unabhängige Größe. Es gibt eigentlich keine Berührung, keine Schnittstelle zu den Projektionen der Vergangenheit und Zukunft.

In dem Zusammenhang soll noch auf die Verbindung der Gegenwart mit Licht hingewiesen werden, so als wäre die Gegenwart der Altar Gottes, auf dem man alles Karma, alle Verhaftung an die Welt verbrennen kann. Philosophische, spirituelle Quellen sprechen von Lichterfahrungen, z.B. bedeutet das Sanskrit Wort Dhyana (eine Vorstufe der Meditation) „brennen oder glühen“; im christlichen Kontext wurde sehr oft ein Heiligenschein verwendet, um auszudrücken, dass ein Mensch mit Gott verbunden ist. Oder umgekehrter Weise verwendet die Psychologie, die einen reflektierenden Ansatz hat, beispielsweise terminologische Ausdrücke wie „psychologischen Schatten“, was besagt, dass ein Mensch durch Traumas in der Vergangenheit gefangen ist und somit das Licht der Gegenwart verdunkelt. (Quelle: Dt. Wikipedia)

Viveka Chudamani - In der Gegenwart von Brahman verschwinden alle Wünsche

Sei immer im Hier und Jetzt

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 445 von Sukadev Bretz -

atyanta-kāmukasyāpi vṛttiḥ kuṇṭhati mātari |
tathaiva brahmaṇi jñāte pūrṇānande manīṣiṇaḥ || 445 ||

Selbst bei einem ausgesprochenen Lüstling vergehen in der Gegenwart der eigenen Mutter alle sexuellen Gedanken. Ebenso verliert der Weise alle Begierden/ weltliche Neigungen, wenn er die absolute Wonne (purnananda) im Brahman erfahren/erkannt hat.

Sei dir bewusst, hinter allem ist Brahman

Das ist ein etwas krasses Beispiel. Aber es mag Menschen geben, die besonders sexuell gierig sind, aber selbst sie sind nicht ständig sexuell gierig. In der Gegenwart der Mutter verschwinden diese sexuellen Begierden. So ähnlich wenn du dir Brahman bewusst machst, sind keine Wünsche oder Begierden mehr von Bedeutung. Das ist jetzt auch etwas ganz Praktisches. Angenommen du hast irgendwo einen großen Wunsch nach etwas, bist sehr verärgert, dass du nicht bekommst, was du willst, halte einen Moment inne und sei dir bewusst, dass hinter allem Brahman ist. Im Himmel ist Brahman. In der Erde ist Brahman. Tief in dir ist Brahman. Überall ist Brahman.

Dehne dein Bewusstsein aus, spüre Verbindung

Du kannst entweder tief nach innen gehen und in dir selbst Brahman spüren und du könntest auch sagen: „An der Oberfläche meines Geistes sind jetzt Wünsche und Begierden. Ich bin jetzt frustriert, dass ich es nicht bekomme. Aber in der Tiefe meines Wesens jetzt und jederzeit ist Sat Chid Ananda, Sein Wissen Glückseligkeit.“

Oder du kannst sagen: „An der Oberfläche meines Geistes sind Wünsche, aber ich weiß, dass ich in der Tiefe meines Wesens das Bewusstsein hinter dem ganzen Universum bin. Alles ist in diesem Universum eingeschlossen.“ Und wenn du dein Bewusstsein so weit ausdehnst, dann ist da Freude. Oder selbst wenn du nur dein Bewusstsein in die Tiefe von jemandem oder in eine Landschaft bringst, dann ist sofort Freude da.

Göttliche Gegenwart

Wenn du ganz in der Gegenwart bist, kann du etwas Göttliches wahrnehmen. Im Hier und Jetzt, in der Gegenwart, ist das Göttliche erfahrbar. Wie das geht? Dazu lausche folgendem Video Vortrag:

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Siehe auch

Literatur

Seminare

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