Geduld

Aus Yogawiki

"Geduld"ist die Fähigkeit, Dinge zu initiieren und dann abzuwarten. Geduld heißt auch, widrige Lebensumstände zu dulden. Geduld mit anderen heißt, sie so zu nehmen wie sie sind und ihnen Zeit für Entwicklung zu geben. Mit Geduld kann man auch mit unerfüllten Wünschen und Sehnsüchten umgehen. Geduld steht in Zusammenhang mit Besonnenheit, Standhaftigkeit, Vergebung, Sanftmut. Geduld ist eine Tugend, die man entwickeln kann. Andererseits kann zuviel Geduld verhindern, dass man aktiv wird und gestaltet. So ist es wichtig, dass Geduld einher geht mit Entschlossenheit, Aktivität, Durchsetzungsvermögen und Spontanität. Manche Menschen verkörpern mehr die Geduld, andere mehr die Spontanität, wieder andere mehr die Entschlossenheit. Ein geduldiger Mensch kann entweder selbst auch Durchsetzungsvermögen und Spontanität in sich entwickeln, oder sich umgeben mit Menschen, die kreativer und durchsetzungsstärker sind. Im Team sind Kreativität, Spontanität, Entschlossenheit und Geduld unschlagbar. Der Sanskritname für Geduld ist Kshanti.

Buddhistische Unterweisungen zur Geduld

Unterweisungen durch Meister Gampopa, durch Lehrer Mönch Garchen Rinpoche, frei formuliert von Tri Ratna Dharmadhatu

Nachteile und Vorteile von Geduld

Wenn es uns an Geduld mangelt, werden Ärger und Zorn in uns entstehen, auch wenn wir Hingabe und Disziplin besitzen. Und ein einziger Augenblick von Zorn kann alles Positive vernichten, das über lange Zeit durch Freigebigkeit, Disziplin und dergleichen aufgebaut wurde.

Wenn wir uns nicht in Geduld üben, können unsere Gefühle leicht aufgewühlt werden und dadurch können wir die Situation, in der wir uns befinden, nicht so gut einschätzen; so dass das erkennen von Glück, Freude, Frieden kaum möglich ist.

Freunde und Verwandte, mit denen wir glücklich und in Frieden lebten, können uns nicht mehr verstehen, auch wenn wir es wieder gut machen möchten, glauben sie uns nicht.

Durch mangelnde Geduld zornig zu werden, bringt andere auch zornig zu werden.

Ohne Geduld sind die andern Tugenden, die zur Klarheit führen, mangelhaft und wir können die höchst geistigen Erkenntnisse nicht erreichen.

Kein Übel ist wie Zorn und keine Stärke wie Geduld. Daher üben Yogis und Bodhisattvas ernsthaft mit allen Mitteln in Geduld.

Wer geduldig ist, erlangt die vortreffliche Erkenntnis des immer währenden Glücks und Zufriedenheit im Leben.

Wer entschlossen den Ärger mit dem Bewusstsein erkennt und befriedet, ist jetzt - und später glücklich.

Die höchste Erkenntnis wird erlangt, wenn Ärger als der Weg erkannt wird - der nicht zu Befreiung führt und damit auch zu höchsten Erkenntnissen.

Die Essenz von Geduld

Die Essenz von Geduld ist, durch nichts aus der Ruhe gebracht zu werden, daher ist der Geist frei von streben nach persönlichem Vorteil und ist voller Tugend.

Drei Formen der Geduld

  • die Geduld gleichmütig zu bleiben bei Leid, das uns andere zufügen, entsteht aus dem untersuchen der Wesen die uns Leid Zufügen.
  • die Geduld im annehmen von Leid, das ohne das Zutun anderer auftaucht, entsteht durch das Untersuchen der Natur von Leid.
  • Die Geduld im Streben nach Verwirklichung der höchsten Erkenntnis, entsteht durch das einführender Untersuchen der Phänomene in der Natur des Geistes.

Die ersten beiden Formen der Geduld gehören zu relative Ebene, die dritte zur höchsten Ebene.


Merkmale der Geduld

Geduld, gleichmütig zu bleiben bei Leid, das uns andere zufügen.

Gleichmütige Geduld ist, geduldig zubleiben, wenn wir oder unsere Angehörige beleidigt, beschimpft, bloßgestellt oder geschlagen werden, wenn andere unsere Wünsche vereiteln und dergleichen unangenehme Dinge passieren. Was bedeutet hierbei Geduld? Sich nicht aufzuregen, Leid nicht zurückzuzahlen und unter keinem Umständen Ärger festzuhalten – das bedeutet Geduld.

Die Wirkung der Geduld

Die Wirkung der Geduld ist zweifach, das vorläufige und das letztendliche.

Die vorläufige Wirkung ist, das wir – in allen künftigen Leben eine schöne äußere Erscheinung haben, gesund sind, Ansehen genießen, lange leben und höchste Erkenntnis erlangen. Das bedeutet: Solange wir noch im Kreis der Geburt weilen, bewirkt Geduld Schönheit, Gesundheit, guten Ruf und ähnliches, wodurch wir lange leben und das große Glück der höchsten Erkenntnis erlangen.

Die letztendliche Wirkung ist das Verwirklichen der höchsten Erkenntnis. Das bedeutet: Grenzenlose, unermessliche Geduld bringt die Wirkung der höchsten Erkenntnis und ihre Verwirklichung zutage. Diejenigen die sich in Geduld üben, erlangen die höchste Erkenntnis und ihre Verwirklichung.


Die Geduld im Annehmen von Leid

Diese Form der Geduld ist eine Einstellung von Freude im Annehmen von allem Ungemach, das beim Verwirklichen der höchsten Erkenntnis entsteht, ohne sich je zu beklagen. Das bedeutet: Die Leiden, die wir für das Verwirklichen der höchsten Erkenntnis zu ertragen haben, sind begrenzt. Sie sind wie die Leiden einer Operation, die eine schmerzhafte, innere Krankheit beendet.

Wenn wir die Schwierigkeiten der Yogapraxis auf uns nehmen, besiegen wir die Armeen des Daseinskreislaufes. Wir bezwingen unsere eigene emotionale Verblendung und erlangen tiefes Vertrauen auf dem spirituellen Weg. Das bedeutet: Diejenigen, die aus ihrem und dem Leid der anderen Mitgefühl entstehen lassen, sind wahre Helden.

Die Geduld des Strebens nach Gewissheit über den Weg der höchsten Erkenntnis Das bedeutet: Geduld zu erlangen durch das Streben nach höchster Erkenntnis im Rückblick auf die Existenz, diese wird dadurch frei von den beiden Arten der Bewusstseinsschleier

Entwickeln von Geduld

Eine gewisse Veranlagung zu Geduld mag da sein. Auch durch Erziehung und Erfahrungen in Kindheit und Jugend wird Geduld entwickelt - oder auch nicht. Menschen werden im Lauf des Lebens meist geduldiger. Es ist auch möglich, Geduld bewusst zu entwickeln.

Entwicklung der Geduld durch einsichtsvolle Betrachtung

Wir können Geduld entwickeln, indem wir beherzigen, daß diejenigen, die uns Leid zufügen, unfrei und nicht glücklich sind, daß unser handeln aus Selbstwillen verantwortlich ist für unser Leid. Und daß unser Körper und unser Geist verantwortlich sind, daß es in solchen Situationen, diejenigen, die uns Leid zufügen, uns einen großen Dienst der Güte uns erweisen, das die Praxis von Geduld freudevoll nutzen für die Höchste Erkenntnis entstehen lässt. Wir können Geduld entwickeln durch folgende Betrachtungen:

  • Die Betrachtung der Unfreiheit jener, die uns Leid zufügen

Aufgrund von Hass sind wir nicht mehr Herr über das Bewusstsein. Dadurch können sie nicht verhindern, daß Abneigung durch die Begegnung mit etwas Unangenehmen in ihnen entsteht. Da sie selbst also unfrei sind, ist es nicht gerechtfertigt, auf das von ihnen zugefügte Leid mit Vergeltung zu antworten. Das bedeutet: Diejenigen sind unter dem Einfluss von etwas anderem und unter diesen Einfluss sind sie selbst machtlos. Wenn wir das verstehen, werden wir uns nicht mehr wie eine Schlange über alles aufregen.

  • Die Betrachtung, daß unser Karma verantwortlich ist

Alles was wir jetzt an Unangenehmen erfahren ist die Folge ähnlicher Handlung unsererseits. Da eigentlich unsere eigenen schädlichen Handlungen verantwortlich sind, ist es nicht gerechtfertigt, auf zugefügtes Leid mit Vergeltung zu zu rechtfertigen. Das bedeutet: Da wir früher Lebewesen ähnliches Leid zugefügt haben, ist es begreiflich, daß wir dementsprechend Leid nun selbst erfahren.

  • Die Betrachtung, daß unser Körper verantwortlich ist

Wenn es diesen Körper nicht gäbe, wäre es gar nicht möglich, daß ihm andere schaden könnten. Da Schmerzen nur entstehen können, weil wir diesen Körper haben, ist es nicht gerechtfertigt, uns zugefügtes Leid mit Vergeltung zu antworten. Das bedeutet: Die Waffe und der Körper sind Voraussetzungen für Leid, auf wenn sollen wir da Böse sein.

  • Die Betrachtung, daß unser Geist verantwortlich ist

Das Bewusstsein hat einen verletzbaren, empfindlichen Körper angenommen, der Schmerzen erleiden kann. Für den ist unser Bewusstsein Verantwortlich und aus diesem Grund ist es nicht gut, auf von anderen uns zugefügtes Leiden mit Vergeltung zu antworten. Das bedeutet: Da wir es waren, der diesen Körper angenommen haben, auf wenn sollen wir denn zornig werden.

  • Die Betrachtung, daß es keinen Unschuldigen gibt

Aus Verblendung tut der eine Negatives, ein anderer wird zornig aus Verblendung. Keiner von beiden ist frei von Fehlern, wie soll es da einen Unschuldigen geben. Das bedeutet: Wir vermeiden Fehler durch das Üben von Geduld.

  • Die Betrachtung, der Nützlichkeit der Widersacher

Dank anderer, die uns Schwierigkeiten bereiten, können wir Geduld üben. Durch Üben von Geduld, wird unsere Negativität gereinigt. Indem unsere Negativität gereinigt wird, vervollständigen wir unsere Sammlung und erlangen die höchste Erkenntnis. Diejenigen, die uns Schwierigkeiten bereiten, sind von großem Nutzen, daher üben wir Geduld mit ihnen. Das bedeutet: Indem wir Geduld mit denjenigen üben, reinigen wir unser Bewusstsein von Negativität.

  • Die Betrachtung der großen Güte derer, die uns Probleme machen

Ohne die befreiende Qualität der Geduld können wir nicht die höchste Erkenntnis Verwirklichen. Und ohne die, die uns Schwierigkeiten bereiten, können wir keine Geduld üben. Da die, die uns Schwierigkeiten machen, gütige Helfer sind in unserer Yoga- und Dharmapraxis, üben wir Geduld in Schwierigkeiten. Das bedeutet: Wir sollten uns freuen, Feinde zu haben, denn sie helfen uns, tugendhaftes Verhalten zu üben. Dank ihrer können wir Geduld praktizieren und so sollten die Wirkung derer, zuallererst zu gute kommen, denn sie sind die Quelle unserer Geduld.

  • Die Betrachtung, wie unsere Geduld die Buddhas und Götter erfreut

Was wären wir ohne die Hilfe, der unerschütterlichen Helfer, ihnen gebührt unser Dank, die unermessliche Hingabe bewirken, gebührt Dank.

  • Die Betrachtung, welch großer Nutzen durch Geduld entsteht

Indem wir die Wesen immer wieder glücklich machen, erlangen wir die Höchste Verwirklichung.

Geduld üben durch das Bewusst werden von fünf Dingen

Werde dir der folgenden Dinge bewusst - dann wirst du Geduld entwickeln:

Diejenigen, die uns Leid zufügen, sind unsere nächsten Angehörigen Unter den Wesen, die uns Leid zufügen, waren sie uns Vater, Mutter, Bruder, Schwester, Freund und Lehrer. Und die Güte, die wir von ihnen erfahren haben ist unschätzbar. Aus diesem Grund sollten wir liebende Geduld mit ihnen üben, wenn sie uns Leid zufügen.

Diejenigen die uns Leid zufügen, sind eine Abfolge von Karma Die, die uns Schwierigkeiten machen, sind Ausdruck des Zusammentreffens momentaner Bedingungen. Sie sind nichts als Wahrnehmungen in unserem Geist, Phänomene. Die uns schlagen, provozieren oder unsere Fehler bloßstellen, existieren von daher gar nicht als ein Bewusstsein, konkretes Wesen, Persönlichkeit oder als Individuum. Daher bedenken wir dies und üben uns in Geduld.

Diejenigen die uns Leid zufügen, sind vergänglich Lebewesen sind dem ständigen Wandel unterworfen und daher dem Tod. Ihnen das Leben zu nehmen, ist das Schlimmste was sie erfahren können, und der Tod setzt ihrem Leben letztendlich auf natürliche Weise ein Ende. Daher bedenken wir, wie unangebracht es ist, Lebewesen zu töten, und üben uns in Geduld.

Diejenigen die uns Leid zufügen, leiden selbst Alle Wesen sind unterschiedlichen Arten von Leiden unterworfen. Wir besinnen uns darauf: Wir sollten ihnen helfen - sich daraus zu befreien und ihrem Leid kein weiteres hinzufügen, so entwickeln wir ein Bewusstsein für ihr Leid und entwickeln Geduld in Schwierigkeiten.

Das völlige annehmen jener, die uns Leid zufügen Wir sollten Mitgefühl entwickeln: Wir entwickeln den Erkenntnisgeist, und sollten daher auf das Wohlergehen der Wesen ausgerichtet sein. Wir sollten uns aller Wesen vollständig annehmen, so als wären sie unsere spirituellen Freunde. Nehmen wir sie vollständig derart an, ist es absurd, ihnen etwas heimzuzahlen. Bedenken wir dies und üben uns in Geduld.

Das Verstärken der Geduld

Das Verstärken der Geduld geschieht, so wie bei Hingabe beschrieben ist, durch achtsames Gewahrsein, Weisheit und Hingabe.


Das Reinigen der Geduld

Das Reinigen der Geduld wird, wie in der Hingabe beschrieben ist, durch Weisheit und Mitgefühl bewirkt.





P.S. von... Hari Om: Geduld auch sich selbst gegenüber...

Siehe auch

Tratsch