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Halte Körper und Geist rein. Nur wenn die Gedanken rein sind, kann ein seelisches [[Gleichgewicht]] entstehen. Wenn der Körper schmutzig ist, verlottert auch der Geist. Zufriedenheit ist ein Ergebnis reifen Verstehens und kein Zustand der [[Resignation]]. Halte dein Herz in Frieden und diene Gott mit deinen Händen, das heißt, diene deinen [[Nächstenliebe|Mitmenschen]].
Halte Körper und Geist rein. Nur wenn die Gedanken rein sind, kann ein seelisches [[Gleichgewicht]] entstehen. Wenn der Körper schmutzig ist, verlottert auch der Geist. Zufriedenheit ist ein Ergebnis reifen Verstehens und kein Zustand der [[Resignation]]. Halte dein Herz in Frieden und diene Gott mit deinen Händen, das heißt, diene deinen [[Nächstenliebe|Mitmenschen]].


Selbst auferlegte Strenge heißt nicht nur, den [[Körper]] bis zu einem gewissen Grad für Hitze und Kälte unempfänglich zu machen, sondern auch geistigen [[Gleichmut]]  in [[Freude]] und [[Schmerz]] anzustreben. Askese und Disziplin sind aber, wie Asanas und Pranayama, nur ein Instrument und sollten nicht zu einem [[Fetisch]] erhoben werden.
Selbst auferlegte Strenge heißt nicht nur, den [[Körper]] bis zu einem gewissen Grad für Hitze und Kälte unempfänglich zu machen, sondern auch geistigen [[Gleichmut]]  in [[Freude]] und [[Schmerz]] zu emtwickeln. Askese und Disziplin sind aber, wie Asanas und Pranayama, nur ein Instrument und sollten nicht zu einem [[Fetisch]] erhoben werden.


===Gottesverehrung===
===Gottesverehrung===

Version vom 26. Februar 2013, 16:59 Uhr

Fortschritt ist der Gedanke, dass die Welt schrittweise verbessert werden kann im Bereich der Spiritualität, Lebensqualität, Wissenschaft, Technologie, Freiheit, Demokratie, usw.

Vedamurti-Kirtan-2.jpg

Zum Fortschritt im spirituellen Sinn nachfolgend die von Swami Sivananda nacherzählte Anekdote (aus: Practice of Karma Yoga):

Die fröhliche Ameise

Einmal traf eine Ameise, die in einem Zuckerberg lebte, eine andere Ameise, die in einem Salzberg lebte und sagte: „Hallo, mein lieber Freund! Guten Tag!“ Sie antwortete: „Ich bin nicht so fröhlich wie du. Mein Mund ist immer salzig, da ich in einem Salzberg lebe.“ Die fröhliche Ameise sagte; „Komm nur mit mir zu meiner Unterkunft. Ich mache dich froh. Ich lebe in einem riesigen Zuckerberg. Ich sorge dafür, dass deine Zunge immer süß ist.“ Die unglückliche Ameise folgte der fröhlichen Ameise zum Zuckerberg und lebte dort eine Woche lang. Die fröhliche Ameise fragte ihren Freund: „Wie geht es dir nun, mein liebenswerter Kamerad.“ Sie antwortete: „Mein Schicksal ist immer noch gleich, mein guter Freund.“ Die fröhliche Ameise entgegnete: „Spüle deinen Mund mit dieser Zuckerlösung. Bürste deine Zunge gut mit dieser Zuckerseife. Deine Zunge muss gut gebürstet werden. Du lebtest mehrere Jahre im Salzberg.“ Sie folgte den Anweisungen der fröhlichen Ameise. Nach dem achten Tag wurde ihre Zunge süß. Da wurde auch sie sehr fröhlich.

Einige Aspiranten verbergen in sich unterschwellige Wünsche, Gier, Moha und Stolz. Diese Doshas kleben an ihrem Geist genauso wie die alte Salzschicht an der Zunge der unglücklichen Ameise. Sie beschweren sich wie die Ameise aus dem Salzberg: „Wir machen keinen spirituellen Fortschritt. Wir verwirklichen uns nicht selbst. Wir genießen keine spirituelle Wonne.“

Bürstet euren Geist und euer Herz mit der Seife des Japas und des selbstlosen Dienens. Beseitigt alle Wünsche und Unreinheiten des Geistes. Dann werdet ihr höchste Wonne im Paramatman (höchstes Selbst) genießen.

Hilfen für den spirituellen Fortschritt

Von Swami Sivananda

Einleitung

Aufrichtigkeit ist eine grundlegende Voraussetzung auf dem spirituellen Weg, doch die falsche Anwendung kann gefährlich sein. Aufrichtigkeit ohne rechte Einsicht ist von geringem Nutzen und rechte Einsicht oder unterscheidendes Verstehen können sich nur durch Erfahrung, Studium, Meditation und die Gegenwart weiser Menschen entwickeln.

Manche Aspiranten neigen, wenn sie ein paar vedantische Texte oder das Tao Te King gelesen haben, zu Größenwahn und verbauen sich so den Weg zum Fortschritt mit Granitmauern.

Gott in allem sehen

Gott in allen Dingen zu sehen, Seine Gegenwart überall zu spüren, ist nur bei verwirklichten Seelen eine dauerhafte Erfahrung (und es ist kaum möglich, auch nur eine einzige unter Millionen von Seelen zu finden). Dieses Ziel kann nur Teil unserer spirituellen Bemühungen sein, doch wenn der Aspirant sich einbildet, Gott in allem zu sehen, macht er in Wirklichkeit nur Bekanntschaft mit seinem aufgeblähten Ego.

Wenn im Herzen so viel Unreinheit ist und der Geist so sehr verwirrt ist, wenn Selbstsucht das Ruder führt, dann ist es absurd, davon zu sprechen, dass man Gott in allem sieht. Du kannst nicht den Everest besteigen, ohne die Vorgebirge überwunden zu haben.

Wenn der Geist dann reiner wird und die Sinne zurückgezogen werden, dann könnte man die Gegenwart Gottes im Innen und Außen wohl einige Augenblicke lang wahrnehmen, doch das ist nur eine vorübergehende Erfahrung, deren Dauer von der Intensität des Sadhana (der spirituellen Praxis) abhängt; sobald der Geist wieder auf die physische Ebene absinkt – und das muss er, da er von der Kraft der Karmas nach unten gezogen wird – kann man nicht anders als nach diesen Eigenschaften zu handeln.

Die Bedeutung von Disziplin

Aus diesem Grund ist spirituelle Disziplin für jeden Aspiranten von grundlegender Bedeutung. Wir sprechen von der absoluten Wirklichkeit, doch der Wilde in uns fährt bei der kleinsten Provokation aus der Haut. Ebenso unglaublich ist es zu sagen: „Ich bin weder Mann noch Frau, ich bin eine unsterbliche Seele“, wenn man im Innern nicht einmal ein menschliches Wesen ist, sondern ein wildes Tier, angetrieben von Neigungen und Abneigungen, krankhafter Ichbezogenheit, Hass und Verblendung.

Vergiss niemals die Bedeutung von Selbstdisziplin. Sie bedeutet nicht, dass man das Tier in einem unterdrückt, sondern dass man es zähmt. Sie bedeutet Vermenschlichung des Tieres und Spiritualisierung des Menschen. Sie bedeutet Reinigung von Unreinheiten und Sublimierung niederer Bedürfnisse, nicht ihre Unterdrückung.

Patanjali begann in seinen Yogasutras nicht mit Lektionen über Samadhi oder Überbewusstsein. Vergiss das nicht. Er sprach noch nicht einmal über Konzentration und Meditation (Dharana und Dhyana), ohne Pratyahara oder den Rückzug der Sinne von den äußeren Objekten ausdrücklich betont zu haben. Er dachte nicht an Pratyahara ohne die Festigkeit der Asana und die Regulierung der Atmung (Asana und Pranayama) mit einzubeziehen. Er dachte nicht an ein spirituelles Leben ohne Yamas und Niyamas. Vergiss das niemals.

Die ersten Schritte zuerst

Vedanta verlangt von Dir nicht, Shivoham (Ich bin Shiva) oder Soham (Ich bin er) zu denken, solange du die „vier Instrumente“ oder Sadhana Chatushtaya noch nicht hast. Diese „vier Instrumente“ bilden einen großen Teil des Sadhana, und erst nach Erlangen kann man sich als Vedantin betrachten.

Beim Weg der Hingabe liegt das Gewicht nicht auf Para Bhakti (ein Zustand, in dem der Meditierende und der Gegenstand der Meditation eins sind), außer, wenn jemand sich stark weiterentwickelt hat durch Reinigung seines Herzens dank der Wiederholung von Gottes Namen, durch Festigung des Geistes in der Meditation auf Seine Gestalt und durch Reinigung von Unreinheiten durch Gottesverehrung und Dienen.

Ohne Yamas und Niyamas oder die „vier Instrumente“ Gebet, Rezitation des Heiligen Namens, Dienen und Kultivierung von Tugenden ist es unsinnig, in höchstem Überschwang von Selbstverwirklichung zu sprechen, oder zu behaupten, man sei weder Mann noch Frau oder man liebe gleichermaßen das Selbst in allen Wesen.

Yama - Niyama

Vergiss nie die Bedeutung von Yamas und Niyamas. Yama bedeutet Selbstbeherschung, Selbstbeschränkung, Zähmung des inneren Tiers. Patanjali nennt fünf Yamas oder Selbstbeschränkungen, nämlich: (1) niemals andere in irgendeiner Art verletzen oder ihnen Gewalt antun (2) Wahrhaftigkeit; (3) Mäßigung; (4) niemals anderen etwas nehmen, was ihnen gehört oder gebührt und (5) frei sein von Geiz und Habgier (Ahimsa, Satya, Brahmacharya, Asteya, Aparigraha).

Selbstbeschränkung spielt im Yoga eine grundlegende Rolle. Der Geist kann ohne Beschränkung und Sublimierung der niederen Bedürfnisse nicht ausgeglichen sein. Es gibt so viel Gewalt im Leben – in Gedanken, Worten und Handlungen. Kein einziger Tag vergeht, ohne dass sich Menschen auf die eine oder andere Weise verletzen. Ein einziger Akt der Verletzung zerstört einen beträchtlichen Teil des eigenen Sadhana.

Gewalt ist unentschuldbar

Auch bei Heiligen ist Gewalt unentschuldbar. Solche seltenen Vergehen bei Heiligen kann man nur als vorübergehenden Verlust des Gleichgewichts betrachten, wie Dr. Radhakrishnan es nennt, als er sich auf die Episode bezieht, wie Jesus Christus die Geldverleiher strafte. In einer individuellen Beziehung ist es unentschuldbar, sich der Gewalt zu bedienen, um einen sogenannten spirituellen Grund zu rechtfertigen.

Anders sieht es aus, wenn man aus Selbstverteidigung heraus handeln muss oder wenn Lebensgefahr besteht, oder wenn jemand sein Land verteidigen muss; doch Gewalt im Namen der Spiritualität zu rechtfertigen ist abscheulich.

Selbstbeherrschung

Selbstbeherrschung ist nicht einfach ein physisches Zölibat. Sie steht vor allem für die Reinheit eines Gott geweihten Lebens (Brahmacharya). Halte Dein Herz frei von Böswilligkeit und Hass. Der Geist muss frei sein von unreinen Gedanken. Zügele das Verlangen nach Sex auf intelligente Weise. Es sollte keine Unterdrückung, sondern Sublimierung stattfinden.

Für einen Sannyasin bedeutet Brahmacharya ein lebenslanges Gelübde der Enthaltsamkeit; für einen Familienmenschen bedeutet es Regulierung und Disziplinierung seiner vitalen Bedürfnisse, die er im notwendigen Maß befriedigt, ohne jedoch ihr Sklave zu sein.

Beim Fortschreiten auf dem spirituellen Weg wirst du lernen, welche Bedeutung die verschiedenen Arten von Einschränkung haben und welche segensreichen Auswirkungen sie generell auf dein Leben haben.

Spirituelle Gebote

Yama und Niyama gehören zusammen. Niyama bedeutet Einhaltung, Befolgung von Geboten, die die spirituelle Entfaltung unterstützen. Patanjali nennt fünf Gebote: (1) innere und äußere Reinheit, (2) Zufriedenheit, (3) selbst auferlegte Strenge / Askese / Disziplin, (4) Studium der Schriften, (5) Gottesverehrung und Hingabe an Gott (Saucha, Santosha, Tapas, Swadhyaya, Ishwarapranidhana).

Halte Körper und Geist rein. Nur wenn die Gedanken rein sind, kann ein seelisches Gleichgewicht entstehen. Wenn der Körper schmutzig ist, verlottert auch der Geist. Zufriedenheit ist ein Ergebnis reifen Verstehens und kein Zustand der Resignation. Halte dein Herz in Frieden und diene Gott mit deinen Händen, das heißt, diene deinen Mitmenschen.

Selbst auferlegte Strenge heißt nicht nur, den Körper bis zu einem gewissen Grad für Hitze und Kälte unempfänglich zu machen, sondern auch geistigen Gleichmut in Freude und Schmerz zu emtwickeln. Askese und Disziplin sind aber, wie Asanas und Pranayama, nur ein Instrument und sollten nicht zu einem Fetisch erhoben werden.

Gottesverehrung

Es ist unnötig, im Detail zu erklären, wie wichtig es ist, seinen eigenen Wissenshorizont durch Studium, Beobachtung, Meditation und die Gegenwart eines Weisen zu erweitern.

Gottesverehrung ist, passend zum jeweiligen Temperament, jede Form der Anbetung. Die Kultivierung von mit Gott assoziierten Eigenschaften wie Gnade, Mitgefühl, Vergebung, Gerechtigkeit, Toleranz usw. ist eine der subtilsten Formen der Gottesverehrung.

Hingabe oder Selbstaufgabe bedeutet nicht Verantwortungslosigkeit oder Trägheit, sondern es bedeutet, dass man sich dem Göttlichen darbietet, was einen vollständigen Prozess der Selbstreinigung und Freiheit von Ichbezogenheit, Eitelkeit und Stolz einschließt.

Die vier Instrumente

Beim Weg des Jnana Yoga sind viele der Yama- und Niyama-Prinzipien Teil der vier Instrumente. Viveka oder das unterscheidende Verstehen, die Unterscheidungskraft, wird als das wichtigste angesehen; dann folgt Vairagya oder die Verhaftungslosigkeit an Dinge der Sinne. Ohne sie ist ein spirituelles Leben nur eine Farce.

Das dritte Instrument wird als Shatsampat, oder die sechs Tugenden, bezeichnet, nämlich: Shama, Dama, Uparati, Titiksha, Shraddha und Samadhana.

Shama ist die Ruhe des Geistes, die entsteht, wenn man die Begierde entwurzelt und auf weltliche Wünsche verzichtet. Shama hängt mit Dama zusammen, der Kontrolle über die Sinne.

Uparati bezeichnet einen Zustand der Übersättigung, entstanden aus unterscheidendem Verstehen; es ist ein Zustand des Rückzugs in sich selbst, in dem der Geist nicht auf externe Objekte reagiert.

Titiksha, die physische und mentale Duldungskraft, haben wir bereits erwähnt. Sich in folgender Maxime zu üben ist wahres Titiksha: "Anpassen, sich arrangieren, annehmen; Beleidigung ertragen, Verletzung ertragen".

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Multimedia

Sukadev Bretz spricht über Sadhana

Sukadev Bretz spricht über Japa als Weg zu Gott