Erwachen: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Yogawiki
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 25: Zeile 25:


In der [[Katha Upanishad]] findest Du einen sehr schönen Ausdruck: uttishthata jagrata – Erwache! Niemand anders kann dies für Dich tun. Du kannst der Schüler von [[Gott]] dem Allmächtigen selbst sein, aber nicht einmal er kann dir das Erwachen abnehmen. Wenn Du Hunger hast, musst Du selbst essen. Der [[Guru]] wird nicht für Dich essen. Er wird Dir Anweisungen geben, doch sie umzusetzen ist Dein Problem. Und erst wenn Du erkennst, dass es Dein Problem ist, erwachst Du, dann kannst Du Dich wachen Sinnes mit dem Problem befassen.
In der [[Katha Upanishad]] findest Du einen sehr schönen Ausdruck: uttishthata jagrata – Erwache! Niemand anders kann dies für Dich tun. Du kannst der Schüler von [[Gott]] dem Allmächtigen selbst sein, aber nicht einmal er kann dir das Erwachen abnehmen. Wenn Du Hunger hast, musst Du selbst essen. Der [[Guru]] wird nicht für Dich essen. Er wird Dir Anweisungen geben, doch sie umzusetzen ist Dein Problem. Und erst wenn Du erkennst, dass es Dein Problem ist, erwachst Du, dann kannst Du Dich wachen Sinnes mit dem Problem befassen.
Daher ist für einen Yoga-Praktizierenden die [[Erkenntnis]] immens wichtig, dass niemand verantwortlich ist für den Zustand, in dem er sich befindet. Niemand kann das spirituelle Erwachen in Dir hervorrufen. Zwar kann Dir jemand helfen, jeder kann Dir helfen, doch tun musst du es selbst. Das Leben selbst bringt das spirituelle Erwachen mit sich, doch selbst für das durch unser Leben herbeigeführte Erwachen sind ein gewisses Maß an [[Gnade]] und eine gewisse innere [[Wachsamkeit]] notwendig.
Aufzuwachen ist einfach, aber wach zu bleiben ist schwer. Diejenigen unter euch, die schon einmal versucht haben, am frühen Morgen aufzustehen, um zu meditieren, werden dies nachvollziehen können. Du stellst dir den Wecker, er klingelt und Du wirst wach. Doch danach auch wach zu bleiben ist nicht gar nicht so einfach. Der Geist schläft viel zu gern. Warum? Weil der Geist aus [[Unwissenheit]] geboren ist, liebt er den [[Schlaf]] und eine dicke psychologische Decke.

Version vom 13. Januar 2013, 13:49 Uhr

Das Erwachen bezeichnet im allgemeinen Sprachgebrauch die Phase, die die Phase des Schlafs beendet. Das Wort Buddha leitet sich vom Sanscrit budh, 'zum Bewusstsein gelangen', 'erwachen', ab, und bezeichnet im Buddhismus ein Wesen, das die Erleuchtung (bodhi) und insbesondere deren höchsten Grad (Samyaksambodhi) erreicht hat.

Sri Shankaracharya

Erwache! von Sri Swami Venkatesananda

Was sind die heiligen Schriften oder Texte? Wo liegt ihr Ursprung und für wen sind sie bestimmt? Diese Frage erscheint banal, aber sie ist sehr interessant, denn die Schriften begleiten uns seit Tausenden von Jahren, doch unser Leben ist unverändert, als ob es die Wahrheit gar nicht gäbe, als ob es nichts gäbe, woran wir uns halten könnten. Was geschieht mit den Schriften? Gewöhnlich schmücken sie unsere Bibliotheken, und kaum jemand wirft je einen Blick hinein.

Vielleicht ist Euch aufgefallen, dass, wenn man jemanden bittet, aus der Bibel oder einem anderen Text zu lesen, er immer zu seinem Lieblingsabschnitt blättert und diesen vorträgt. Dieses Verhalten erinnert an das Tragen von Scheuklappen. Wir sehen nicht die ganze Wahrheit, daher haben die Schriften offenbar keinen sonderlich großen Einfluss auf uns.

Wir hören die Wahrheit so häufig, doch selbst dann, wenn sie von einem Weisen, einem Heiligen, einem Yogi oder einem Buddha verkündet wird, haben wir für diese Wahrheit nicht mehr als ein zustimmendes Nicken. Die folgende Erfahrung habe ich in Indien gemacht: Jemand hörte eine Rede und sagte bewundernd: “Oh, das war großartig, sehr inspirierend!” Es soll aber nicht inspirierend sein, es soll aufrütteln! Ich habe witzige Bemerkungen nach einer Rede gehört, mit der ein Yogi z.B. das Übel des Reichtums erläutert hatte, und der Großteil der Zuhörer waren wohlhabende Leute. Die Rede hat sie überhaupt nicht berührt!

Wie kann es sein, dass trotz dieser großartigen Weisen und ihrer Lehren keine Veränderung in unserem Leben stattgefunden hat? Wir sind immer noch auf dem gleichen Karussell gefangen. Der Grund dafür könnte sein, dass wir eine wesentliche Voraussetzung noch nicht erfüllt haben: Unser inneres Erwachen steht noch aus. Äußerlich scheinen wir ständig wach zu sein, in unserem Inneren jedoch schlafen wir fest. Wir kaufen uns dicke Wälzer über verschiedene Schriften und benutzen sie als Kopfkissen in der Hoffnung, die Botschaft möge irgendwie aus dem Bettzeug in unsere Köpfe gelangen. Doch das wird nicht geschehen. Und wenn wir zu Vorträgen großer Menschen gehen, dann dringt der Sinn ihrer Worte nicht zu uns durch und oft schlafen wir auch physisch ein!

Was ist die erste und wichtigste Bedingung oder Qualifizierung dafür, ein wirklicher Anhänger, ein wirklicher Schüler zu sein, oder auch dafür, sich eine Schrift ernsthaft vorzunehmen? Eine sehr schöne Definition finden wir in der wundervollen Schrift mit dem Namen Yoga Vasishtha. Die wesentliche Voraussetzung ist ein klares Verständnis und die Erkenntnis: „Ich bin gefangen, und ich möchte aus meinem Gefängnis befreit werden.“ Wenn diese Erkenntnis nicht gegeben ist, dann haben Schriften und Lektüre keinerlei Wirkung auf uns. Wenn du den Gedanken hegst: „Ich bin gefangen, aber ich denke, ich kann einen Ausweg finden“, dann wird ebenfalls kein Erwachen stattfinden. „Ich bin gefangen“ bedeutet „Ich bin auf jeden Fall gefangen, ohne Erlösung, ohne Fluchtmöglichkeit.“

Wenden wir uns beispielsweise dem Problem der Einsamkeit und Langeweile zu. Was tun wir, um Langeweile und Einsamkeit zu überwinden? Wir versuchen, uns in etwas zu flüchten, das uns unsere Einsamkeit nur bestätigt. Wir suchen uns einen Freund (zu dem wir keine Bindung aufbauen können) und beginnen eine Beziehung. Nun haben wir gemeinsam Langeweile und sind zusammen einsam. Oder wir stellen den Kassettenrecorder oder Plattenspieler an, aber das nimmt uns nicht die Langeweile. Wir verstecken unsere Langeweile, unsere Einsamkeit, und versuchen, ihr zu entfliehen. Doch so gelangen wir nur in eine tiefere, gefährlichere, tödliche Falle. Wenn einem das nicht klar ist, kann kein inneres Erwachen stattfinden.

Können wir sehen, dass wir in der Falle sind, was auch immer wir tun? Alles, was unser Geist erschafft, ist eine Falle. Wenn das innere Erwachen kommt, dann werden wir von den Schriften und von unserer Lektüre profitieren - wenn wir nicht völlig beschränkt sind und nicht zugleich erleuchtet. Das sind die Voraussetzungen. Sehr beschränkte Menschen haben keine Probleme und erleuchtete ebenfalls nicht. Wir zwei, Du und ich, sind die, die irgendwo dazwischen liegen und von Problemen heimgesucht werden.

Völlige Beschränktheit kann unterschiedliche Formen annehmen, doch eine typische Eigenschaft ist die Fähigkeit, wie ein intelligenter Mensch zu funktionieren. Diese Menschen scheuen davor zurück, die richtigen Fragen zu stellen und können alle falschen beantworten. Sie sind Philosophen, die einen intelligenten Eindruck erwecken können, ohne intelligent zu sein. Doch was sind die richtigen Fragen? Das ist der entscheidende Punkt. „Wohin ich auch schaue und wie immer ich es wende, ich bin gefangen. Von Tagesanbruch bis in die Nacht strebe ich nach Glück und finde nur Unglück.“ Die bloße Tatsache, dass wir nach Glück suchen, zeigt, dass wir unglücklich sind. Blicke dieser Tatsache ins Gesicht. Was auch immer wir tun, um unser Glück zu fördern, zerstört es doch nur.

Und doch fahren auch intelligente Menschen mit ihrer Suche fort. Sie wünschen sich Frieden des Geistes und kämpfen dafür. Dieser Kampf lässt jedoch den Geist zerbrechen. Dann erhaschen sie ein kleines Stück und denken, sie seien im Frieden! Das ist der ganze Witz. Ist das intelligent? Warum spielen wir dieses Spiel weiter, obwohl wir doch die Abfolge unglücklicher Ereignisse begriffen haben?

Wenn feststeht, dass es unmöglich ist, Frieden und Glück zu erlangen, gib auf. Ist das möglich? Nein. Immer noch regt sich etwas in unserem Inneren: „Ich bin gefangen, es muss möglich sein, da raus zu kommen, ich will da raus!“ Wenn dieser doppelte Sog da ist, und Du nicht völlig beschränkt oder erleuchtet bist, dann kannst Du beim Studium der Schriften im Verständnis weiter vordringen. Und wenn die Schrift einmal für Dich nicht aussagekräftig ist, kannst Du sie Dir von einem Lehrer erläutern lassen.

In der Katha Upanishad findest Du einen sehr schönen Ausdruck: uttishthata jagrata – Erwache! Niemand anders kann dies für Dich tun. Du kannst der Schüler von Gott dem Allmächtigen selbst sein, aber nicht einmal er kann dir das Erwachen abnehmen. Wenn Du Hunger hast, musst Du selbst essen. Der Guru wird nicht für Dich essen. Er wird Dir Anweisungen geben, doch sie umzusetzen ist Dein Problem. Und erst wenn Du erkennst, dass es Dein Problem ist, erwachst Du, dann kannst Du Dich wachen Sinnes mit dem Problem befassen.

Daher ist für einen Yoga-Praktizierenden die Erkenntnis immens wichtig, dass niemand verantwortlich ist für den Zustand, in dem er sich befindet. Niemand kann das spirituelle Erwachen in Dir hervorrufen. Zwar kann Dir jemand helfen, jeder kann Dir helfen, doch tun musst du es selbst. Das Leben selbst bringt das spirituelle Erwachen mit sich, doch selbst für das durch unser Leben herbeigeführte Erwachen sind ein gewisses Maß an Gnade und eine gewisse innere Wachsamkeit notwendig.

Aufzuwachen ist einfach, aber wach zu bleiben ist schwer. Diejenigen unter euch, die schon einmal versucht haben, am frühen Morgen aufzustehen, um zu meditieren, werden dies nachvollziehen können. Du stellst dir den Wecker, er klingelt und Du wirst wach. Doch danach auch wach zu bleiben ist nicht gar nicht so einfach. Der Geist schläft viel zu gern. Warum? Weil der Geist aus Unwissenheit geboren ist, liebt er den Schlaf und eine dicke psychologische Decke.