Empathie

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Empathie ist die Fähigkeit Emotionen zu erkennen, die durch ein anderes fühlendes oder erdichtetes Wesen erfahren werden. Jemand mag einer bestimmten Menge von Empathie bedürfen, bevor er fähig ist, wahre Sympathie oder Mitgefühl zu erfahren. Das Wort wurde 1909 durch den Psychologen Edward B. Titchener geprägt, als er versuchte das deutsche Wort „Einfühlungsvermögen“ zu übersetzen. Ein neues Phänomen, das am Ende des 19. Jahrhunderts hauptsächlich durch den Philosophen Theodor Lipps erforscht wurde. Es wurde später in die deutsche Sprache als „Empathie“ wieder zurück übersetzt.

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Empathie in der Hirnforschung

Die Neurowissenschaftlerin Tania Singer erforschte die neurologischen Vorgänge im Gehirn bei menschlichem Mitgefühl. Mittels Hirnscan wurden Paare beim Empfinden von Schmerzen untersucht. Beim Vergleich der Gehirnaktivitäten zeigte sich, dass auch beim Beobachten, wie jemandem Schmerzen zugefügt werden, Hirnregionen teilweise wieder aktiviert werden, die auch bei der eigenen Schmerzverarbeitung aktiv waren.

Jedoch ist Empathie kein Gefühl, dass sich immer einstellt, wenn andere Menschen oder Lebewesen leiden. Vielmehr spielt der persönliche Bezug zum Gegenüber eine große Rolle. Wenn das Gegenüber z.B. durch soziales Fehlverhalten geringgeschätzt wird, können Gefühle auch relativ neutral oder gar schadenfroh sein. Das aktuelle Wirtschaftssystem fördert zudem die Sucht nach Abgrenzung und danach, immer mehr für sich selbst zu haben. Leistung und Wettbewerb bestimmen alltägliche Handlungen. Kritiker aus der Neuroökonomie äußern seit jeher, ein Wirtschaftssystem sei nicht tragfähig, wenn es sich um die Belange anderer kümmere. Jedoch scheint die aktuelle Neurowissenschaft auch zu zeigen, dass die gesamte Bedürfnisgemengelage anderer jedem Menschen körperlich und gedanklich innewohnt.

Das sogenannte Caring-System könnte laut Singer sogar Basis für ein gesundes Wirtschaftssystem werden. Meditation kann den entscheidenden Aspekt des Mitgefühls trainieren, sodass sich das eigene Wohlbefinden und ein für andere als positiv empfundenes Verhalten steigern und sich das Herz öffnet. Dies sei insbesondere für Ökonomen eine Herausforderung, jedoch können Liebesfähigkeit und Dankbarkeit wie auch soziales Miteinander größere Leistungsmotive darstellen, als Macht und Gewinn und letztlich dafür sorgen, dass Wirtschaft zu dem wird, was es eigentlich auch ist: ein menschengemachtes System, das Menschen versorgt. Einige Manager haben bereits begonnen, firmeninterne Meditations-Workshops anzubieten, um präventiv etwas gegen Stress und Burnout zu unternehmen.

Das Wertesystem zu verändern und den Akteuren seines sozialen Feldes Vertrauen entgegenzubringen ist im Moment zumeist noch nicht möglich, sondern mit Angst überlagert, die Konkurrenz könnte überholen und das eigene Unternehmen in den Ruin treiben. Das Interessante sei aber die Beobachtung, dass derjenige, der vertraut, häufig auch Großzügigkeit und Vertrauen entgegengebracht bekommt.

Was augenblicklich noch in Disbalance ist und sich hauptsächlich um Leistung, Macht und Konsum dreht, kann jeder einzelne für sich, aber auch die Gesellschaft in Balance bringen, indem man sich auch wieder kümmert, an andere denkt und mitfühlt. Nach Singer sollten darüber hinaus auch Faktoren wie die individuelle Zufriedenheit und seelische Gesundheit eine Rolle in der Wohlstandsberechnung eines Staates fließen. Sie hofft, dass auch Politiker und CEOs die Erfahrung machen, wie sich Bewusstsein erweitert und das Herz öffnet, damit sich ein echter moralischer Wandel vollziehen kann. Hirnforscherin Tania Singer: Wir müssen mehr fühlen, Zeit-Online, 12.06.2013

Tania Singer, geboren 1969, Hirnforscherin und Direktorin des Max-Planck-Instituts Leipzig, ist eine global anerkannte Fachfrau für soziale Gefühle wie Empathie. In Deutschland studierte sie Psychologie, dann lernte sie in London das Handwerk der Hirnforschung und erforschte danach in Zürich zusammen mit dem Ökonomen Ernst Fehr das wirtschaftliche Entscheidungsverhalten. 2010 ging sie nach Leipzig und hatte gleichzeitig eine Honorarprofessur an der Berliner Humboldt-Universität.

Siehe auch

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