Eine unausweichliche Beziehung

Aus Yogawiki
Version vom 2. August 2022, 10:27 Uhr von Shankara (Diskussion | Beiträge) (Textersetzung - „Hier erscheint demnächst wieder eine Seminarempfehlung: url=([^ ]*)type=2365 max=([0-9]+)“ durch „<rss max=${2}>https://www.yoga-vidya.de/seminare/${1}type=1655882548</rss>“)
Du bist die göttliche Essenz

Eine unausweichliche Beziehung - Wir können nicht vor uns selbst weglaufen. Wir spielen nur verschiedene Rollen, die endlich sind. Da wir alle die gleiche göttliche Essenz in unterschiedlichen Rollen sind, macht es Sinn in jedem das Gute zu sehen und jedem liebevoll und mitfühlend zu begegnen.

Eine unausweichliche Beziehung

Ich habe mich immer dabei

- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der Liebe von James Swartz -

Stell dir vor, jede Handlung ist eine Blume und mit jeder Ausführung dieser Handlung legst du die Blume zu Füßen des Herrn. Fortwährend kommen die Resultate deiner Handlungen auf dich zu; das Leben besteht aus den Resultaten von Handlungen, interpretiert von īśvara, dem dharma-Feld. Jeder Moskitostich ist ein Resultat von karma. Doch was immer auch passiert – ich sollte es als ein von Gott geweihtes Geschenk betrachten. Eine ehrerbietige Haltung verwandelt mein Leben in eine unaufhörliche Übung der Hingabe.

Im Grunde genommen bin ich ein bhakta, der vorübergehend das Mutter-, Vater-, Bruder-, Schwester-, Freund-, Ehemann- oder Ehefrau-Kostüm überstreift. Die Rollen des Lebens kommen und gehen, doch meine Rolle als bhakta ist gleichbleibend und unausweichlich.

Vers 36 warnt uns vor einer ichbezogenen Hingabe. Stattdessen sollten wir wunschlos und ohne Erwartungen die vom Herrn erschaffene Pracht würdigen, so wie es im zehnten Kapitel der „Bhagavad-gītā“ angedeutet wird. Dieses Kapitel besagt, dass wo auch immer dir etwas Außergewöhnliches im Leben widerfährt, solltest du es als eine von Gottes vielen Herrlichkeiten würdigen. Selbst winzige Mikroben und Flechten auf Felsen sind wundersam.

Wenn du überhaupt einen Grund für deine Hingabe haben musst, dann lasse ihn großzügig und rein sein, wie die Stimmung in diesem Friedens-mantra:

„Mögen alle Wesen wohlhabend und glücklich sein. Mögen alle Wesen frei von Krankheit sein. Möge ein jeder nur das erstreben, was spirituell und erhebend ist. Möge niemand leiden und möge überall Frieden herrschen.“ [Kīrtana 801]

Gleichmäßige, wunschlose Hingabe lässt die deprimierenden Einschränkungen des Egoismus, das Besitzstreben und die Anhaftung an den Körper, an die Familie und die Freunde, langsam schwinden.

Narada Bhakti Sutra - Vers 37

loke 'pi bhagavad-guṇa-śravaṇa-kīrtanāt ॥ 37॥  
Vers 37: „Man erlangt Hingabe durch das Hören und Sprechen über die besonderen Eigenschaften des Höchsten Herrn, in allen Beziehungen.“

Menschen sind soziale Wesen. Alles was uns begegnet, gut und schlecht, kommt von anderen: erst von unseren Eltern, dann von den Nachbarn, Lehrern, Freunden, Arbeitgebern etc. Ein Mensch, der seine innersten Gefühle nicht mitteilen kann, wird unglücklich sein. Stelle also dein Licht nicht unter den Scheffel; suche in den unausweichlichen sozialen Situationen, die uns das Leben bietet, nach Möglichkeiten, eine Atmosphäre zu schaffen, die dem Herrn huldigt.

Kṛṣṇa sagt:

„Weil ihr Geist und ihre Sinne vollkommen auf mich gerichtet sind und sie ihr Wissen über mich teilen und sie von mir sprechen, sind nonduale bhaktas immer zufrieden und glücklich.“ [BhG 10.9]

Eine kürzlich durchgeführte Studie enthüllte die traurige Tatsache, dass 68% der menschlichen Gespräche Tratsch sind. Es ist offensichtlich, dass Tratsch, negative Beurteilungen anderer, spirituell kontraproduktiv ist, auch wenn die Schlechtigkeit der Menschen ein reizvolles Thema ist. Verleumdung und das Suchen von Fehlern bei anderen wird in den Schriften verurteilt. Es irritiert den Geist, weil jeder eine strahlende Reflexion der Herrlichkeit Gottes ist.

Natürlich ist es unangebracht, anderen die eigene Verehrung Gottes aufzudrängen. Es gibt nichts Ermüdenderes, als von anderen bekehrt zu werden, das muss man sich immer vor Augen halten, denn es erzeugt nur Abneigung; es ist besser zu schweigen. Dennoch gibt es in jeder Situation immer auch Menschen, die spirituelle Neigungen haben. Suche sie heraus und trachte nach Gelegenheiten, das Gespräch in eine spirituelle Richtung zu lenken, wann immer es möglich ist. Spreche von den Stärken, den Tugenden und Leistungen der anderen, immer in dem Wissen, dass diese Tugenden allein īśvaras Werk sind. Von anderen gut zu sprechen ist dasselbe wie den Namen des Herrn zu preisen. Inspirierende Kommentare zu machen und zu bestärken ist eine praktische Form der Verehrung in weltlichen Situationen. Aber ein bhakta sollte auch merken, wenn es keine Möglichkeit gibt, das Gespräch in die richtige Richtung zu lenken und sich aus dem Gespräch zurückziehen.

Narada Bhakti Sutra - Vers 38

mukhyatas tu mahat-kṛpayaiva bhagavat-kṛpā-leśād vā ॥ 38॥
Vers 38: „Die vorrangige Methode, Hingabe zu entwickeln, ist jedoch eine Verbindung mit großen Seelen.“

Eine „große Seele“ muss nicht unbedingt ein Mensch sein, der vollkommen selbstverwirklicht ist, da solche Menschen sehr selten sind und nur in unser Leben treten, wenn wir ein außergewöhnliches Maß an Verdiensten angehäuft haben. Eine große Seele kann jede kultivierte Person sein, die sich höheren Werten verschrieben hat und sich dem Herrn hingibt. Wenn man irritierende Worte und Konzepte vermeidet, kann man sogar mit engstirnigen religiösen Menschen vernünftig kommunizieren, die glauben, dass ihr Weg der einzige zur Erlösung ist.

In Śaṅkarācāryas „Bhaja-govindaṃ“ heißt es:

„In der Gesellschaft jener zu sein, die der Wahrheit lauschen, über sie nachzudenken und sie verinnerlichen, führt zur Nichtanhaftung. Nichtanhaftung führt zur Freiheit von Verblendung und Irrglauben. Freiheit von Verblendung führt zur Stabilität des Geistes. Stabilität des Geistes führt zur Befreiung.“ [Bhaja-govindaṃ 9]

In materialistischen Gesellschaften ist es schwierig, den Geist rein zu halten. Swami Paramarthananda hat dafür eine interessante Metapher. Er sagt:

„Es ist wie mit der weichen Zunge, die wir zum Sprechen benötigen, wenn sie versucht, den zweiunddreißig scharfen Zähnen auszuweichen und nicht gebissen zu werden. Manchmal passiert es doch, was sehr schmerzhaft ist, meistens aber schafft sie es, geschickt auszuweichen. Möge es euch gelingen, nicht von der materialistischen Geisteshaltung gebissen zu werden. Dieses Geschick zu kultivieren bedarf der Gnade Gottes; gute Freundschaft ist ein seltener und großer Segen und die Gesellschaft von mahātmās ein noch viel größerer.“

Die Gesellschaft von Materialisten zerstört Hingabe, das Zusammensein mit kultivierten bhaktas gewährt ein momentanes Aufleuchten im Geist und die Verbindung mit kommunikativen, selbstverwirklichten Wesen befreit den Geist.

Narada Bhakti Sutra - Vers 39

mahat-saṅgas tu durlabho'gamyo'moghaś ca ॥ 39॥
Vers 39: „Der Kontakt mit großen Seelen ist kostbar und selten, schwer zu verstehen und wirkt sich unfehlbar positiv aus.“

Auch wenn satsaṅga, die Verbindung mit großen Seelen, etwas Großartiges ist, ist sie doch schwer zu erreichen und obwohl wir von einem Meer selbsternannter spiritueller Experten umgeben sind, sind weise Menschen sehr selten in dieser Welt. In diesem Vers bezieht sich Nārada auf vollkommen selbstverwirklichte, freie Menschen und nicht auf kultivierte bhaktas oder Leute, die das Selbst erkannt haben. Die Großartigkeit einer solchen Verbindung ist tiefgehend, unergründlich, unbeschreiblich und beinahe unvorstellbar. Wie beschreibt man den Geschmack einer reifen Mango?

Wenn eine weltliche Person auf einen solchen Menschen trifft, wird sie unfehlbar in einen bhakta verwandelt, ein Atheist wird zu einem Theist, ein leidender bhakta zu einem positiv denkenden Sucher, ein spiritueller Materialist zu einem ernsthaften Selbsterforscher und ein ernsthaft Forschender zu einem weisen, nondualen bhakta. Das Leben von Materialisten ohne Urteilskraft, die von rajas und tamas bestimmt werden, ist voller Unzulänglichkeiten, doch ein Leben, welches durch die Beziehung. zu einem mahātmā transformiert wird, scheitert nie. Ein solches Leben ist unfehlbar. Nach großen Seelen zu suchen funktioniert selten. Du brauchst dafür eine ungewöhnliche Anhäufung von Verdiensten. Wie erlangt man solche Verdienste?

Sat ist ein Sanskrit-Wort und bedeutet „die Wahrheit, das Selbst“; saṅga bedeutet „Verbindung“. Satsaṅga ist also eine Diskussion, die sich ausschließlich der Wahrheit widmet, wie sie von den Schriften gelehrt wird. Vedānta, der von einem qualifizierten mahātmā gelehrt wird, ist satsaṅga. Der Begriff ist in der spirituellen Welt des Neo-advaita sehr beliebt, doch die Praxis, die von westlichen Suchern, die mit der Tradition nicht vertraut sind, stark verändert wurde, ist weitgehend untauglich, wenngleich sie für einen Einsteiger auch hilfreich sein kann.

Narada Bhakti Sutra - Vers 40

labhyate 'pi tat-kṛpayaiva ॥ 40॥
Vers 40: „Die Verbindung zu großen Seelen geschieht nur durch die Gnade Gottes.“

Gnade ist kein Zufallsergebnis. Sie wird verdient durch ein authentisches Leben, das der kompromisslosen Suche nach Wahrheit verschrieben ist.

Wie Śaṅkarācārya es im „Viveka-cūḍāmaṇi“ ausdrückt:

„Diese drei Segnungen sind selten, sie sind nur schwer zu erlangen und werden nur durch die Gnade Gottes erlangt: eine menschliche Geburt, das Verlangen nach Befreiung und die Verbindung zu einem großen Weisen.“ [Viveka-cūḍāmaṇi 3]

Ein richtiger mahātmā ist ein selbstverwirklichtes Individuum, durchdrungen von der vedischen Tradition. Nicht-vedikas werden nicht als mahātmās bezeichnet, weil sie ohne das Wissen der vedischen Tradition die dualistischen Vorstellungen präsentieren, wie wir sie von yoga und den traditionellen Schulen kennen, welche die dualistische Hingabe sowohl als Mittel als auch als Ziel ansehen und informelle, dualistische Hingabe als einen direkten Weg zur Befreiung betrachten.

Diese Schulen sind der Erkenntnis abgeneigt und behaupten vehement, dass das Studium von vedānta unnötig sei. Sie gehen sogar so weit zu behaupten, dass es ein Hindernis zur Befreiung darstellt, weil sie irrtümlicherweise glauben, vedānta besitze kein „Herz“; sie meinen damit Gefühle, doch nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Vedānta ist den Gefühlen nicht abgeneigt insoweit Gefühle und Emotionen ein essenzieller Aspekt der Existenz sind. In der Tat, dieser Text unterweist uns darin, wie wir unsere Liebe – das einzige Gefühl, das wirklich zählt – positiv verwenden können. Vedāntas Analyse des emotionalen Aspekts menschlicher Existenz ist unübertroffen.

Die nichtvedischen Schulen der Hingabe haben die Tendenz, ernsthafte, erfahrungsfixierte, moralisch aufrechte, emotional fokussierte, übersensible, romantische Menschen mit geringem Selbstwertgefühl anzuziehen, die anfällig sind für magisches Denken. Das Leben durch einen überwiegend emotionalen Filter zu sehen stellt ein ernsthaftes spirituelles Hindernis dar. Heutzutage sind Hinz und Kunz Experten für Befreiung und nonduale Hingabe, nur weil sie eine drittklassige Offenbarung vorzuweisen haben. Mögest du daher mit einer Verbindung zu einer weisen Person gesegnet sein, die der Tradition der upaniṣads folgt, denn die Wirkung einer solchen Verbindung ist unermesslich.

Traditioneller satsaṅga wird einen Suchenden zur Erforschung von vedānta führen, während nichttraditioneller satsaṅga den Suchenden von einer disziplinierten Herangehensweise fern hält. In der traditionellen Lehre verschreibt sich der bhakta in zunehmendem Maße den Schriften, was darin mündet, die Identitäts-mantras des vedānta (v. a. tat-tvam-asi, „Das bist du“) zu kontemplieren. Heutzutage sind in der spirituellen Welt so viele falsche Konzepte im Umlauf, dass der sich Hingebende lernen muss, zwischen verfälschten und unverfälschten Ideen zu unterscheiden. Vedānta ermutigt zu kritischem Denken, auch wenn es nicht einfach ist.

Deshalb sagt der Vers, dass die Verbindung mit großen Seelen, die häufig kritische und provokante Denker sind, schwer zu erlangen ist.

Weil Sucher in einem spirituellen Dämmerzustand leben und Betrüger im Überfluss vorhanden sind, ist es schwierig zu sagen, wer ein echter mahātmā ist und wer nicht. Eine Person, deren Lehre aus der persönlichen Interpretation ihrer eigenen spirituellen Erlebnisse besteht, oder aus zufälligen Ansichten, die aus der Verbindung mit Nicht-mahātmās und unkritischen Auslegungen spiritueller Bücher abstrahiert wurden, ist vielleicht qualifiziert, diese mit anderen zu teilen, aber nicht, sie zu lehren. Eine Lehre vermittelt den Schülern eine systematische Methode, mit der sie in der Lage sind, Unwissenheit zu beseitigen. Weil Suchende bezüglich dem Wesen der Befreiung unsicher sind, wissen sie nicht, wie sie suchen sollen. Wenn sie wüssten, was Erleuchtung ist, würden sie gar nicht erst zu suchen beginnen, also sind sie allgemein unfähig zu entscheiden, ob ein Lehrer echt ist oder nicht. Unter den Blinden ist der Einäugige ein König. Suchende sind in einem Dilemma: eine Verbindung mit großen Seelen verleiht Gnade, doch nur die Gnade führt uns zu solchen großen Seelen.

Daher ist Beten das einzige was wir tun können.

Narada Bhakti Sutra - Vers 41

tasmiṃs taj-jane bhedābhāvāt ॥ 41॥
Vers 41: „Es besteht kein Unterschied zwischen der Gnade des Herrn und den großen Seelen, die diese Gnade manifestieren.“

Wie können wir die Gnade īśvaras und die Gnade von mahātmās in einen Topf werfen? Weil mahātmās die unumstößliche Erkenntnis besitzen, dass īśvara ihre ureigene Essenz ist. Selbst mahātmās, die eine dualistische Form der Hingabe pflegen, berufen sich zu jeder Zeit auf īśvara. Wenn du einen solchen mahātmā verehrst, geht diese Verehrung direkt über auf īśvara; sie bleibt niemals beim Lehrer. Eine Person, die dich auffordert dich ihm oder ihr zu „ergeben“, ist ein Scharlatan, kein echter mahātmā, der nur der Lehrtradition ergeben ist.

Kṛṣṇa sagt:

„Derjenige, der für mich arbeitet, der mich verehrt, der mich als das höchste Ziel sieht, der frei von Anhaftung ist und frei von Hass gegenüber allen, derjenige erreicht mich.“ [BhG 11.55]

Lehrer, deren Lehre sich mit der Zeit ändert, sind keine qualifizierten Lehrer. Das Selbst ändert sich nicht und die Mittel zur Erkenntnis des Selbst haben sich seit tausenden von Jahren nicht geändert, warum sollte sich also eine Lehre ändern? Menschen, deren Charisma auf eine bestimmte Offenbarung zurückzuführen ist, können Anhänger um sich scharen und diesen beibringen, was scheinbar für sie funktioniert hat. So lange, bis ihre Anhänger unzufrieden werden und anfangen sich anderen gurus zuzuwenden. Meist bewirkt das ein verzweifeltes Festhalten an den Schülern, „neue“ Techniken werden ausgegraben, häufig obskure tibetische oder schamanische Rituale, und diese dann als die höchste Wahrheit angepriesen, um den satsaṅga am Leben zu erhalten.

Ein richtiger Lehrer ist bestrebt, den Schüler loszuwerden – aus guten Gründen. Ein moderner Lehrer der jüngeren Zeit sprach andauernd von der „letzten“ Lehre, weigerte sich aber, sie zu offenbaren, weil es nur ein Trick war, um seine Schüler in atemloser Erwartung zu halten.

Narada Bhakti Sutra - Vers 42

tad eva sādhyatāṃ tad eva sādhyatām ॥ 42॥
Vers 42: „Strebe nur nach der Gnade Gottes. Strebe nur nach der Gnade Gottes.“

Manchmal wissen Suchende noch nicht einmal, dass mahātmās existieren und noch viel weniger, was sie sind; speziell im Westen ist dies der Fall. In Anbetracht der Tatsache, dass du irgendwo anfangen musst, solltest du den Lehrer und die Lehre nehmen, die sich anbieten, aber den gesunden Menschenverstand nicht ausschalten. Wenn ein Lehrer behauptet, dass Gott nicht existiert und/oder er keine Hingabe an Gott hat, wie die meisten modernen Nondualisten, dann sei sehr vorsichtig.

Weil Gott in diesen Tagen einen schlechten Ruf besitzt, wegen des Elends, das der Welt in seinem Namen zugefügt wird, sind unerfüllte Individuen mit starken spirituellen vāsanās oft versucht, eine göttliche Rolle im Leben von gleichermaßen unerfüllten Suchern einzunehmen. Zusammen mit der Idee, dass Freiheit die Freiheit von den Einschränkungen der dharma-Regeln bedeutet, ist dies eine Einladung zur Katastrophe. Selbst solche Lehrer, die sich zur Hingabe an Gott bekennen, sind ohne weiteres in der Lage, bhaktas in die Irre zu führen, ganz zu schweigen davon, sie auf vorhersehbare Weise zu missbrauchen. Wenn du also einen Lehrer haben musst, dann wappne dich mit starker Selbstachtung und ergebe dich nur Gott mit gesundem Menschenverstand und Vernunft.

Śaṅkarācārya betont diese Vorstellung in der „Bhaja-govindaṃ“:

„Nichtanhaftung kommt aus der Verbindung mit weisen, tugendhaften Seelen (sat-saṅga) und die Freiheit von Täuschung entsteht aus der Nichtanhaftung. Stetige Hingabe entsteht, wenn der Geist nicht länger verblendet ist und Befreiung in diesem Leben (jīvanmukti) ist das Ergebnis der stetigen Hingabe.“ [Bhaja-govindaṃ 9]

Narada Bhakti Sutra - Vers 43

duḥsaṅgaḥ sarvathaiva tyājyaḥ ॥ 43॥
Vers 43: „Verzichte unter allen Umständen auf Beziehungen mit ignoranten, negativen, selbstsüchtigen Menschen.“

Dieser Vers bedeutet nicht, dass man schlechte Menschen hassen soll, denn jeder ist Gott. Stattdessen empfiehlt es sich, Distanz zu halten und dafür zu beten, dass die Bösen ihre Güte erkennen, dass die Guten Frieden erlangen, dass die Friedfertigen Befreiung erlangen und dass die Befreiten anderen helfen, frei zu werden. Niemand macht sich von Anfang an auf den Weg, ignorant, selbstsüchtig und böse zu werden; manche sind jedoch über längere Zeit hilflos ihrem schlechten Umfeld ausgeliefert.

Schlechte Menschen bedeutet in diesem Kontext nicht Kriminelle, obwohl der Umgang mit Kriminellen selbstverständlich auch für weltliche Menschen unvernünftig ist. Damit sind zynische, atheistische Nörgler und Meckerer aller Art gemeint. Viele ganz und gar ehrliche, respektable Menschen fühlen sich von der Welt schlecht behandelt und tragen, wo immer sie auch hingehen eine negative Aura mit sich herum. Der Umgang mit ihnen verunreinigt nur das Herz. Ein bhakta sollte seinen Kontakt mit Materialisten, speziell mit Atheisten, auf ein Minimum beschränken. Atheisten sind häufig sehr intelligente Menschen und bringen manchmal Argumente, die sich für den skeptischen Anteil in uns sehr verlockend anhören. Außerdem sollte die Definition von „schlechten“ Menschen auch Lehrer mit einbeziehen, die moralisch „gut“ sind, aber einer Selbsttäuschung unterliegen.

In unserer Tradition nennt man Atheismus cārvāka16, das von cāru kommt, was „attraktiv“ bedeutet, und von vak, was soviel wie „Rede“ bedeutet. Atheisten werden sagen: „Was kümmert dich gut oder schlecht? Schau dir die Welt an: gute Menschen sitzen am kürzeren Ast, während die schlechten bestens gedeihen. Denke praktisch.“ Wenn sich Leiden anhäuft, beginnt der Geist sich zu fragen, ob Gott Mitgefühl hat. Daher ist die wichtigste Bedingung für sat-saṅga, den Umgang mit Menschen zu pflegen, die auf Gott vertrauen.

Die zweite Bedingung ist der Respekt für dharma, obwohl es nicht immer leicht zu bestimmen ist, welche Handlung richtig und welche falsch ist, weil die Realität aus Graustufen besteht.

Drittens sollten jene, die sich selbst erforschen, die vedische Tradition wertschätzen, weil der sanātana dharma, welcher sowohl die Texte über dharma als auch über Befreiung beinhaltet, das Wissen über die Existenz vollständig ausgearbeitet hat und jeden existenziellen Zweifel im Lichte der nondualen Realität ausräumen kann. Um Antworten zu bekommen, muss ein bhakta aufmerksam und systematisch die Schriften analysieren.

Wenn du Hingabe zu īśvara hast, dann wird īśvara Beziehungen mit moralisch korrupten Lehrern beenden, mit solchen die der Selbsttäuschung erliegen ebenso wie mit vergleichsweise harmlosen Lehrern, die nur über ihre eigene Erfahrung sprechen. Über Befreiung zu sprechen beseitigt nicht die eigene Ignoranz bezüglich dessen, wer man ist. Selbst wenn es anfangs inspirierend ist und ein Verlangen nach Befreiung erzeugt, ist es letztendlich frustrierend, weil Lehrer, die über das Selbst im Zusammenhang mit ihrer Erfahrung sprechen, nicht in der Lage sind dem bhakta das größte Geschenk weiterzugeben: eine systematische Methode, um die Ignoranz zu beseitigen. Indirektes Wissen ist nicht nutzlos, doch das Selbst ist kein Objekt des Wissens, daher benötigt ein Lehrer eine vollständige Lehre, die auch das Lehren durch Schlussfolgerung und Vernunft einbezieht, wenn direkte Erkenntnis nonduale Hingabe erzeugen soll. Tatsächlich ist direkte Erkenntnis nonduale Hingabe. Vedānta ist spirituell gesehen das Ende des Weges, das „Wissen, welches die Suche nach dem Wissen (wer du bist) beendet“. Fast jeder, den īśvara zu vedānta bringt, hat bereits zuvor bei vielen Lehrern „studiert“. Wenn der bhakta den Wert eines bewährten Mittels zur Erkenntnis und die Notwendigkeit für einen qualifizierten Lehrer verstanden hat, wird er oder sie nirgendwo anders mehr suchen. Tatsächlich endet deine Suche, wenn du dich vedānta ergibst, weil die Lehre dir sehr klar zeigt, wer du bist. Von diesem Moment an, besteht die Arbeit nur noch darin, alle Hindernisse zu beseitigen, die dich davon abhalten, dein nonduales Selbst wertzuschätzen.

Narada Bhakti Sutra - Vers 44

kāma-krodha-moha-smṛti-bhraṃśa-buddhi-nāśa-sarva-nāśa-kāraṇatvāt ॥ 44॥
Vers 44: „Der Umgang mit Materialisten verursacht Wut, Verwirrung, Vergesslichkeit, Verlust von Intelligenz und totales spirituelles Unglück.“

Sag mir, wer deine Freunde sind und ich sage dir, wer du bist. Löse dich zuerst von negativen Beziehungen und kultiviere danach positive. Du kannst aber auch beides gleichzeitig tun. Wenn du versuchst beides zu haben, wird das einen inneren Konflikt auslösen.

Wenn du dich nicht von negativen Beziehungen löst, wirst du dich rückwärts entwickeln, weil unwissende Materialisten ausschließlich Sicherheit und Genuss schätzen, nicht Freiheit, von der sie glauben, dass sie empirisch nicht nachprüfbar und ganz bestimmt nicht profitabel ist. Der Umgang mit ihnen nährt egoistische Impulse.

Wie die „Bhagavad-gītā“ sagt:

„Wenn du dich auf Sinnesobjekte konzentrierst, wird deine Fantasie angeregt. Aus der Fantasie wird das Verlangen geboren. Verlangen verursacht Wut und Wut verursacht Verwirrung. Die Verwirrten verlieren ihr Ziel aus den Augen. Wenn du dein Ziel aus den Augen verlierst, kannst du nicht mehr richtig unterscheiden. Ohne Unterscheidungsfähigkeit ist deine Seele verloren.“ [BhG 2.62-63]

Egozentrische Konsumenten materieller Güter und frivoler Erfahrungen, sind nicht an Schriften und sat-saṅga interessiert. Mein Lehrer, Swami Chinmayananda, sagte: „Es gibt Tier-Menschen, Mensch-Menschen und Gott-Menschen. Menschen sind Mensch-Menschen und können sich zu Gott-Menschen entwickeln oder sich zu Tier-Menschen zurück entwickeln. Sich den weltlichen vāsanās zu ergeben macht aus Mensch-Menschen Tier-Menschen.“

Narada Bhakti Sutra - Vers 45

taraṅgāyitā apīme saṅgāt samudrāyante ॥ 45॥

Vers 45: „Wie Wellen aus der Verbindung mit Objekten aufsteigend, sammeln sich diese negativen Effekte in einem großen Ozean des Elends an.“

Tendenzen von rajas und tamas (vāsanās) sind verborgene Krebszellen, die oft erst erkannt werden, wenn es fast schon zu spät ist, um irgendetwas gegen sie zu tun. Du könntest zum Beispiel denken, du seist ein sehr angenehmer Mensch, doch in gewissen Situationen bist du nicht in der Lage, deine Wut zu kontrollieren. Oder du könntest denken, du hättest dein Trinken unter Kontrolle, obwohl du tatsächlich ein Alkoholiker bist. Oder du leidest vielleicht unter Pseudo-Erleuchtung, denkst aber, du seist der demütigste Mensch.

Negative Tendenzen beginnen als kleine Kräuselungen, können sich aber zu einem riesigen Tsunami auswachsen, der schließlich deinen Geist zerschmettert. Ersticke die Begierde im Keim, bevor du sie ausagieren kannst. Erst denkst du nur, dass ein bestimmtes Objekt reizvoll ist, doch aus reizvoll wird schnell eine Anziehung und eine Anziehung wird zu einem Wert. Wenn du etwas wertvoll findest, dann möchtest du es haben. Und wenn du auf den Geschmack kommst, möchtest du mehr davon. Je mehr du es willst, desto unerreichbarer scheint es und desto mehr leidet deine Selbstachtung; du fühlst dich als Versager, weil du unfähig bist, es nach deinem Willen zu kontrollieren. Wenn deine Selbstachtung leidet, gerätst du auf den schlüpfrigen, abwärtsgleitenden Pfad der Besessenheit und der Sucht und letztendlich der lebenzerstörenden Depression, insbesondere dann, wenn du versuchst, deine Depression mit Medikamenten zu behandeln. Du könntest an den Punkt kommen, an dem du das Gefühl hast, dein „Überleben“ hänge von dem Objekt ab. Heute stand ein Artikel in der Zeitung, der sagte, dass ein Mann seine ganzen Ersparnisse – 780 000 Dollar – an zwei Wahrsager verloren hat die ihm versprochen hatten, ihn wieder mit der Frau zu vereinen, die er einmal liebte.

Treffe beim ersten Anzeichen von Verlangen die Entscheidung (saṅ-kalpa), ihm nicht zu folgen und intensiviere deine Selbsterforschung. „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.“ Halte dich fern von nicht spirituellen Menschen, einschließlich grandioser, narzisstischer spiritueller Lehrer, die nicht dem dharma folgen.

Narada Bhakti Sutra - Vers 46

kas tarati kas tarati māyām yaḥ saṅgāṃs tyajati yo mahā-nubhāvaṃ sevate nirmamo bhavati ॥ 46॥
Vers 46: „Wer geht über māyā hinaus? Wer geht über māyā hinaus? Nur derjenige, der die materiellen Verbindungen hinter sich lässt, den Weisen dient und selbstlos wird.“

Māyā, die Ursache von saṃsāra, der Glaube, dass die Realität eine Dualität ist und dass die Objekte Freude in sich bergen, ist eine wunderbare, intelligente Kraft, eine machtvolle Verführerin, welche die Welt anziehend und aufregend erscheinen lässt.

In der „Bhagavad-gītā“ warnt Kṛṣṇa:

„Diese, meine göttliche māyā, bestehend aus drei guṇas, ist wahrlich schwer zu begreifen. Nur jene, die sich mir ergeben, können sie überwinden.“ [BhG 7.14]

Achte auf deine Beziehungen. Wenn deine Freunde lieber shoppen gehen und tratschen, unablässig arbeiten oder ausgiebig Partys feiern, nie auch nur ein Wort über Gott verlieren, dann ist es an der Zeit, neue zu finden. Suche Verbindung zu weisen bhaktas oder ernsthaften Selbsterforschern.

Halte dich von religiösen oder spirituellen Leuten fern, welche die Selbsterforschung dazu benutzen, ihre materiellen Ziele zu erreichen. Manche, die sich nur unzureichend der Befreiung verpflichten – Psychologen, Lebensberater und Helfer im Allgemeinen – verwenden vedānta häufig, um sich Ideen herauszupicken, mit denen sie ihre Karrieren voranbringen können, was eine unangemessene Verwendung von Spiritualität darstellt. Obwohl es nicht der Kuss des Todes ist, ist es besser, Gott zu benutzen, um angesichts weltlicher Schwierigkeiten Stärke zu entwickeln. Spiritualität ist das noble Unterfangen jene Qualifikationen zu erlangen, welche für die Befreiung notwendig sind und nicht um das Leben und die Welt besser zum Funktionieren zu bringen. Die Welt funktioniert gut, wenn du ein gleichmütiger, unterscheidungsfähiger, ausdauernder und hingebungsvoller Mensch bist.

Verringere dein Bedürfnis, dich als Urheber oder Besitzer von Taten und Dingen zu sehen, indem du jedes Objekt Gott aushändigst. Betrachte dich als einen Verwalter, nicht als einen Besitzer. Um dein Bedürfnis des Besitzergreifens zu reduzieren, übe dich darin, in allem das Selbst zu sehen.

Dein von Gott bereitgestelltes karma bringt dich in eine Art Vertragsverhältnis mit Gott, ob es dir gefällt oder nicht. Hier auf Erden in einen Körper einzuchecken ist so, als würdest du in ein Hotel einchecken. Gott stattet dich aus und verpachtet dir die Lebensumstände, damit du dein karma ausarbeiten kannst, doch wenn die Pacht abgelaufen ist, musst du alles wieder zurückgeben. Ein altes Sprichwort sagt: „Familie, Haus und Hof sind das Resultat der Bindungen aus früheren Geburten. Wenn die Schuld getilgt ist, gibt es keine Beziehung mehr und somit auch kein Leid mehr in diesem saṃsāra.“ Deine Frau und deine Kinder sind eigentlich īśvaras Frau und Kinder. Diese Tatsache mag sich irritierend anfühlen, nichtsdestotrotz ist es eine Tatsache. Nutze Hingabe, um Anhaftungen aufzugeben und nicht um irdische Dinge zu bekommen.

Die „Bhagavad-gītā“ sagt:

„Gib alles Handeln auf und nimm Zuflucht zu mir, der nondualen Realität. Ich werde dich von allen Sünden befreien. Sorge dich nicht.“ [BhG 18.66]

Narada Bhakti Sutra - Vers 47

yo vivikta-sthānaṃ sevate yo loka-bandham unmūlayati nistraiguṇyo bhavati yoga-kṣemaṃ tyajati ॥ 47॥
Vers 47: „Wer geht über māyā hinaus? Derjenige, der die Gesellschaft meidet, der das Alleinsein liebt, der den Glauben aufgibt, dass es in 

irdischen Situationen Sicherheit gibt und der die guṇas hinter sich lässt.“

Halte dich fern von Alltagsritualen und Objekten wie Smartphone und Fernsehen. Die Gesellschaft hat Luxusgüter zu Dingen des täglichen Gebrauchs gemacht und damit das moderne Leben fast unmerklich in ein schickes Gefängnis verwandelt. Heutzutage ist es nichts Ungewöhnliches für einen normalen, mittelständischen Haushalt, drei Fernsehgeräte zu haben. Andauernd sorgen wir uns um Massenvernichtungswaffen, während wir langsam aber sicher an den zahllosen Waffen der Massenablenkung zugrunde gehen.

Hin und wieder werde ich gefragt, ob ich eine spirituelle Praxis empfehle und wenn es angebracht ist, empfehle ich dann manchmal ein Medienfasten. Bis heute hat niemand meinen Rat befolgt. Wenn du nicht in der Lage bist, deine eigene Gesellschaft zu genießen, dann musst du ein wenig an dir arbeiten. Wenn du spirituell wachsen möchtest, sollte der folgende geheime mantra unablässig wiederholt werden: „Weniger ist mehr.“ Dieser Spruch bedeutet: „Weniger Geschäftigkeit, einschließlich denken und reden, bedeutet mehr Geistesfrieden.“

Versuche die Tatsache zu würdigen, dass du immer alleine bist, auch wenn du mit anderen zusammen bist. Es gibt nur einen von uns. Wir leben im Bewusstsein als Bewusstsein. Zu denken, dass du getrennt bist, erzeugt den Wunsch nach Gesellschaft in dir. Wenn du mit jemandem scheinbar zusammen bist, bist du eigentlich nur mit dem Gedanken über diese Person in deinem Geist zusammen. Sie sind nie „da draußen“ in dem Körper, den sie zu bewohnen scheinen. Sie sind in dir. Und der Gedanke über sie wird aus dir, aus der reinen Liebe heraus erzeugt. Wenn du daher ein Objekt liebst, dann liebst du nur dich selbst.

Wenn du dich nach einem Partner sehnst, dann sehnst du dich nur danach, dich selbst kennenzulernen. Warum einer Gruppe angehören, wenn du dir selbst gehören kannst, dem glücklichen Club eines einzelnen, ohne Mitgliedsbeiträge?

Lerne deine eigene Gesellschaft zu lieben, in Form der sich in dir widerspiegelnden Schönheit stillen Gewahrseins. Kultiviere Stille. Wir lenken uns ständig ab, weil unser Gedankenleben so unbefriedigend und ein solches Durcheinander ist. Der Geist eines saṃsārī ist wie ein Mülleimer, vollgestopft mit dem stinkenden Müll gesellschaftlichen Abfalls. Habe den Mut, den Gedanken zu begegnen, die sich in der Stille zeigen. Schau sie dir an und verwerfe jene, die nicht auf die Wahrheit verweisen und organisiere mithilfe von vedānta die, die es tun und binde daraus einen schönen Strauß nondualer Sinnhaftigkeit.

Anhaftungen zerbrechen nicht von alleine; sie müssen zerbrochen werden. Die große Geste – aussteigen und nach Indien abhauen – ist nicht die richtige Lösung. Du wirst früher zurück sein, als dir lieb ist, deinen spirituellen Schwanz schön brav eingezogen. Arbeite an den Gedanken, Schritt für Schritt. Natürlich kannst du īśvara bitten, sie verschwinden zu lassen, aber wie soll īśvara dein karma ändern, wenn du dir keine Mühe gibst? Īśvara ist nicht der große, alles kontrollierende Vater, der sich irgendwo in der Ferne aufhält. Er ist nur ein Mechanismus in dir, der dein karma ermöglicht. Entgegen allgemeiner Ansicht muss Gnade verdient werden.

Wachstum, einschließlich spirituelles Wachstum, bringt auch einen gewissen Anteil an Schmerz mit sich. Ein von tamas dominierter Geist wird sich wehren, wenn du dich gegen deine Begierden auflehnst und dich weigerst, deinen Ängsten nachzugeben.

Ein Gefühl normaler Eigenständigkeit zu kreieren ist nicht so schwer, wenn du dir die Nachteile von Beziehungen ansiehst. Nichts hält ewig. Wo sind all die Leute jetzt, die dir einmal ewige Treue geschworen haben? Sobald sich ihre Ideen änderten, waren sie fort und suchten andere Beziehungen, die ihnen mehr Inhalt versprachen. Īśvara ist nicht nur der Teil von dir, der deine Entscheidungen ermöglicht, sondern auch der Teil von dir, der frei sein möchte – weil er ewig frei ist. Wenn du mit diesem Teil von dir kooperierst und den Ratschlägen der Weisen folgst, die nicht von īśvara getrennt sind, dann wird īśvara mit dir kooperieren. Darüber gibt es keinen Zweifel.

Alleine in der Stille zu stehen bedeutet nicht, dass du zu einem einsamen Leben verdammt bist. Doch erst musst du dich von dem Bedürfnis nach Beziehungen entwöhnt haben und lernen, dich deiner selbst zu erfreuen. Vielmehr ist es so, dass wenn du eigenständig bist, dann wirkst du anziehend und die Leute wollen in deiner Nähe sein. Hast du erst einmal dein immer gegenwärtiges Alleinsein angenommen, kannst du dich ohne Anhaftungen unter die anderen mischen. Entsagung bedeutet nicht die Freiheit von Objekten – Beziehungen sind Objekte – es bedeutet Freiheit von der Anhaftung an Objekte. Wenn du Menschen deshalb liebst, weil du sie brauchst, dann bist du nicht frei. Wenn du sie nicht mehr brauchst, bist du frei sie für das zu lieben, wer sie sind.

Nāradas letzte Anweisung in diesem Vers ist, dich langsam von allen Wünschen zu entwöhnen, ausgenommen dem Wunsch nach Freiheit. Spirituelles Wachstum ist eine Psychologie des Umsetzens. Du kannst nicht einfach alle deine Wünsche nach irdischen Dingen auf einmal loswerden. Das Verlangen nach Objekten muss geduldig umgewandelt werden in das Verlangen, die Wahrheit deiner nondualen Natur zu erkennen, indem du eine Praxis der Hingabe kultivierst.

Diese letzte Anweisung ist von einem der wichtigsten Verse in der „Bhagavad-gītā“ entliehen und ist die Grundlage von karma-yoga:

„Die vedas beschäftigen sich mit der Welt der drei guṇas. Mache dich frei von rajas (Leidenschaft) und tamas (Ignoranz). Weile immer in sattva (Achtsamkeit). Sei frei von Gegensätzen und sei frei vom Wunsch, Dinge bekommen und festhalten zu müssen.“ [BhG 2.45] Hier bezieht sich das Wort „veda“ auf jenen Teil der vedas, der sich damit befasst, wie man in der Welt leben soll, nicht auf den vedānta-Teil. Die guṇas sind materielle Energien, die das Individuum an die Welt binden. Obwohl alle drei Vor- und Nachteile haben, sind im Kontext der Hingabepraxis zwei von ihnen, rajas und tamas, generell nicht hilfreich und der dritte, sattva, ist hilfreich. Tamas (āvaraṇa-śakti) verbirgt die Natur der Objekte vor uns und erlaubt damit rajas (vikṣepa-śakti), Leidenschaft für sie zu entwickeln. Sattva, die enthüllende Kraft, erlaubt uns die Dinge klar zu sehen und weise zu unterscheiden.

Karma-yoga ist ein grundlegendes spirituelles Prinzip und ist nützlich sowohl für weltliche Menschen, die Stress abbauen möchten, um sich besser ihren Objekten widmen zu können, aber kein Interesse an Freiheit haben, als auch für karma-yogīs, die dem Teil der vedas folgen, der sich mit dem Handeln befasst und die sich mit seiner Hilfe auf die Selbsterforschung vorbereiten, um sich von allen drei guṇas zu befreien.

„Bekommen“ oder „Erwerben“ ist eine der wichtigsten Definitionen des Begriffs yoga und bezieht sich auf das Bedürfnis, unsere Lebensgrundlagen in Bezug auf Familie, Besitz, Geld, Status, Anerkennung, etc. zu erweitern. Alles gut und schön, aber Dinge zu bekommen (yoga) hat eine offensichtliche und knifflige Kehrseite: nämlich sie zu behalten (kṣema). Abnehmen zum Beispiel ist gelinde gesagt eine Herkules-Anstrengung, aber das Gewicht dann zu halten ist noch viel schwieriger. Wenn du eine Beziehung beginnst, besonders wenn es eine „Liebesbeziehung“ ist, dann fühlst du dich erstaunlich gut. Dieses gute Gefühl wird aber auch von Verlustangst begleitet. Solange du von der Angst des Bekommens und Behaltens beherrscht bist, ist kein Platz für die Schriften.

Unterm Strich gilt: konzentriere deine Aufmerksamkeit nicht darauf, deine Zukunft abzusichern. Objekte aufzugeben bedeutet nicht physisches Aufgeben, sondern die Anhaftung an den „Gegensatzpaaren“ loszulassen, die Vorlieben und Abneigungen, die der Geist mit den Objekten verbindet.

Die „Bhagavad-gītā“ sagt:

„Einer, der weder hasst noch begehrt, der jenseits aller Gegensätze ist, befreit sich ohne Anstrengung von den Fesseln.“

Damit du dir keine Sorgen um irdische Dinge machst, wenn du dich verpflichtest sie loszulassen, gibt die „Bhagavad-gītā“ eine Zusicherung:

„Mit einem Herz, das nichts anderes kennt, halte deinen Geist nur auf das Selbst gerichtet, dann werde ich mich um dein Bekommen und Behalten kümmern.“

Sorge ist überflüssig, denn die Resultate deiner Handlungen liegen nicht in deiner Hand. Wenn du eine schwierige Phase durchmachst, wird īśvara dir die Kraft geben das zu bewältigen, was auch immer im Leben auf dich zukommt. Die beste Lebensversicherung ist Hingabe, Ergebenheit auf der karma-yoga-Ebene.

Siehe auch

Literatur

Seminare

Indische Schriften

Der RSS-Feed von https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/indische-schriften//?type=1655882548 konnte nicht geladen werden: Fehler beim Parsen von XML für RSS