Ehrgefühl

Aus Yogawiki
Version vom 14. Juli 2017, 10:38 Uhr von Sukadev (Diskussion | Beiträge) (Textersetzung - „Kategorie: D“ durch „Kategorie:D“)

Ehrgefühl ist die emotionale Bewusstheit seiner Ehre. Ehrgefühl bedeutet das Gefühl, wie andere über einen denken. Ehrgefühl ist die Einbeziehung der Meinung anderer über einen. Ehrgefühl ist mit Selbstachtung und Selbstbewusstsein verbunden. Ehrgefühl ist ein Ausdruck, der in früheren Zeiten häufiger verwendet wurde.

Krishna und Arjuna zu Beginn der Bhagavad Gita

Ehrgefühl geht einher mit einer inneren Abhängigkeit von der Meinung anderer. Wenn man Selbstbewusstsein, Selbstachtung und Gottvertrauen kultiviert, kann man sich von der Sklaverei eines Ehrgefühls befreien. In früheren Zeiten ging Ehrgefühl oft einher mit Fehden, Blutrache, Rache etc.

Heutzutage wird Ehrgefühl auch positiver verwendet dafür, dass man sich an seinen ethischen Prinzipien orientiert, und eben nicht an der Meinung anderer oder seine eigenen Wünsche. Aus Ehrgefühl hält man sich an seine Grundsätze, auch wenn es einem kurzfristig Nachteile verschafft und man sich bei anderen unbeliebt macht. In diesem Sinn ist Ehrgefühl ein hohes Gefühl der Selbstachtung.

Ehrgefühl - eine Tugend. Was versteht man unter Ehrgefühl? Woher kommt das Wort? Wozu ist Ehrgefühl gut? Welche anderen Substantive, welche Adjektive und Verben stehen im Zusammenhang mit dem Wort Ehrgefühl?

Ehrgefühl als hilfreiche Tugend

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

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Ehrgefühl, allzu oft ein Hindernis auf dem spirituellen Weg. Ehrgefühl klingt erstmal gut, Ehre zu haben, ein Gefühl von der Ehre. Ehrgefühl ist auch eine gewisse Selbstachtung, Ehrgefühl heißt auch, einen gewissen Respekt für sich selbst zu haben, Ehrgefühl heißt auch, dass man will, dass andere einen respektieren.

Aber auf dem spirituellen Weg ist Ehrgefühl allzu oft auch ein Hindernis, Ehrgefühl trennt einen nämlich von anderen und Ehrgefühl heißt auch, dass man denkt: "Um etwas wert zu sein, müssen andere mich achten." Ehrgefühl heißt auch, wenn man die Ehre verloren hat, dann hat man sehr viel verloren. In früheren Zeiten, z.B. im Mittelalter, galt Ehre eine ganze Menge, da hieß auch Ehre nochmal etwas anderes.

Da gab es die ehrlichen Berufe und die unehrlichen Berufe. Unehrlich hieß jetzt nicht, Berufe, wo Menschen nicht die Wahrheit sagen, sondern die unehrlichen Berufe, das war z.B. der Scharfrichter und auch der Totengräber und verschiedene andere Berufe. Wenn man einen solchen Beruf hatte, dann hatte man keine Ehre und das hieß, dass man bestimmte Rechte nicht hatte.

Es ist wie eine Art Unantastbarkeit, also die Kastenlosigkeit mit der Unantastbarkeit, die es in Indien gab, zum Teil auch heute immer noch gibt, gab es auch im christlichen Mittelalter. Da gab es die ehrbaren Berufe und die unehrbaren Berufe und da gab es ein gewisses Ehrgefühl. Natürlich, in späteren Jahrhunderten gab es immer mehr Berufe, die auch als ehrliche Berufe angesehen wurden, vielleicht, heutzutage sind alle Berufe ehrbar, Prostitution gehört vielleicht auch aus guten Gründen nicht dazu, kriminelle Berufe gehören in jedem Fall nicht dazu, aber ansonsten, heutzutage ehrlich ist ja eher wahrhaftig und gesetzlich.

Und so ist also die Ehre nicht mehr aus der Tätigkeit heraus und aus dem Ansehen, sondern es kommt mehr, dass man eben gesetzmäßig etwas macht, ethisch etwas macht. Trotzdem ist so etwas wie Ehrgefühl geblieben. Im Lauf der Jahrhunderte war es auch wichtig, dass andere einem die Ehre erweisen und dass sie einem die Ehre geben und wenn man in der Ehre gekränkt war, dann gab es z.B. im 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts, eigentlich war es dort schon verboten, aber 18./19. Jahrhundert gab es dann auch Duelle.

Wenn jemand das Gefühl hatte, dass er in seiner Ehre gekränkt war, hat er den anderen zum Duell herausgefordert und einer von beiden ist dann erschossen worden. Nur weil jemand ein falsches Wort gesagt hat, wurde er zum Duell herausgefordert und dann wurde einer erschossen und da wurden Kinder vaterlos, Waisenkinder sind aufgewachsen.

Es gibt ja einen großartigen Arbeiterführer, ich glaube, es war Ferdinand Lassalle, der so viel Positives bewirkt hat und dann hat er sich auf irgendein Duell eingelassen, wegen irgendeiner Ehrstreitigkeit. Wie viel hätte er noch bewirken können, wenn er nicht dieses dumme Duell gemacht hätte? Vielleicht wäre das ganze 20. Jahrhundert anders verlaufen, wenn Ferdinand Lassalle weiter existiert hätte, vielleicht.

Also, auf diesem ursprünglich von Berufen Ehrgefühl gab es nachher den Wunsch, dass andere einen gut behandeln und wenn nicht, hat man sich dagegen gewehrt. Und bis heute haben Menschen ein Ehrgefühl und fühlen sich gekränkt, es ist unter ihrer Ehre und unter ihrer Würde, anderen zu helfen. Und wenn sie beleidigt werden, dann ist das nicht einfach nur eine Beleidigung, sondern man ist in der Ehre gekränkt und deshalb muss das irgendwie gut gerichtet werden, der andere muss sich entschuldigen und muss um Entschuldigung bitten und muss es auf die richtige Weise machen.

Wenn er es nicht in der richtigen Weise macht, dann kann man ihm das nicht vergeben, denn man ist ja in der Ehre gekränkt, man verliert sein Gesicht und dieses ganze Brimborium. Vom Spirituellen her ist am klügsten, man nimmt diese ganze Ehrgefühlfrage und wirft es zum Fenster raus und sagt: "Ich bin das unsterbliche Selbst, ich bin der Atman, ich will mich mit Gott verbunden fühlen, ich will diese Einheit fühlen, ich will andere Menschen lieben. Und wenn andere mich kritisieren, was soll’s."

Swami Sivananda hat gerne gesagt: "Bear insult, bear injury, trage Beleidigungen, trage Kränkungen, trage Schmähungen, das ist der höchste Yoga." Wenn dich jemand beleidigt, was soll’s? Atme einfach tief durch und wünsche ihm Gutes. Ich kannte einen großen Yogameister namens Swami Nityananda, wenn er gefragt wurde: "Was macht man, wenn Menschen einen beleidigen oder kränken?" Dann hat er gesagt: "Wishes to them good. Wünsche ihnen Gutes."

Also, nicht versuchen, sich zu rächen, nicht versuchen, irgendwo sich zur Wehr zu setzen, einfach freundlich sein und das bewirkt oft mehr und es führt auch dazu, dass andere dich mehr respektieren, als wenn du probierst, deine Ehre dadurch herzustellen, dass du gegen den anderen auch schimpfst und das Ganze zurechtrückst.

Natürlich, angenommen, jemand setzt Gerüchte über dich in die Welt, die nicht stimmen und da vielleicht dann irgendwo etwas hängenbleibt, ok, dann kannst du ja schauen, ob du das zurechtrückst und das sagst, was richtig ist. Aber du brauchst jetzt keine Genugtuung, du musst dich nicht rächen, du brauchst nicht diesen veralteten Ehrbegriff zu haben, du kannst nur überlegen: "Das, was der sagt, wird es künftig meine Fähigkeit, Gutes zu bewirken, reduzieren oder nicht?"

Wenn es deine Fähigkeit, künftig Gutes zu tun, reduziert, musst du eventuell etwas tun, aber um Ehre sollte es beim spirituellen Aspiranten nicht wirklich gehen. Sei ehrlich, sei ethisch, das ist wichtig, das ist am besten, nicht im Sinne von Ehrgefühl. Du könntest ein anderes Ehrgefühl erzeugen in dir und vielleicht ist dieses ein positives Ehrgefühl.

Ein gutes Ehrgefühl würde besagen: "Ich will mich ethisch verhalten. Ich will Ahimsa üben, Mitgefühl und anderen Gutes tun. Ich will Satya üben, Wahrhaftigkeit. Ich will Asteya üben, auf ehrliche Weise meinen Lebensunterhalt verdienen. Ich will Brahmacharya üben, kein sexuelles Fehlverhalten begehen. Ich will Aparigraha üben, unbestechlich sein und ich will andere nicht bestechen."

Wenn das die Grundlage deines Ehrgefühls ist, das ist dann gut. Und dann kannst du auch sagen: "Mein Ehrgefühl verbietet mir, unethische Handlungen zu begehen." Das ist das richtige Ehrgefühl. Das brauchst du nicht instand zu setzen, indem du andere schimpfst, du kannst auch gar nicht in deiner Ehre gekränkt sein, es liegt an dir, ein ehrbares, ehrliches Leben, im Sinne von ethisches Leben, zu führen und dann hast du ein gutes, sattviges Ehrgefühl, das nicht von anderen in Frage gestellt werden muss.

Überlege selbst, hat das etwas mit deinem Leben zu tun, was ich eben gesagt habe? Gibt es vielleicht etwas, was du überdenken kannst oder solltest? Oder, vielleicht genauso gut, bist du bestätigt worden in einem, was du gedacht hast?

Ehrgefühl - Antonyme und Synonyme

In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Ehrgefühl in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Ehrgefühl - Synonyme

Ähnliche Eigenschaften wie Ehrgefühl, also Synonyme zu Ehrgefühl sind z.B. Ehre, Erhabenheit, Würde, Hochgefühl, Selbstachtung, Unbeugsamkeit.

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Ehrgefühl übertrieben kann ausarten z.B. in Einbildung, Hochmut, Stolz. Daher braucht Ehrgefühl als Gegenpol die Kultivierung von Schlichtheit, Einfachheit, Gottergebenheit.

Gegenteil von Ehrgefühl - Antonyme

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Ehrgefühl, Antonyme zu Ehrgefühl :

Ehrgefühl Antonyme

Antonyme Ehrgefühl, also Gegenteile, sind Schlichtheit, Einfachheit, Gottergebenheit, Unwürdigkeit, Verachtung, Würdelosigkeit.

Ehrgefühl im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Stärkung von Ehrgefühl

Ehrgefühl ist eine positive Eigenschaft, die dem Charakter gut tun kann. Vielleicht willst du ja Ehrgefühl in deinem Charakter, in deiner Persönlichkeit, stärker zum Vorschein zu bringen. Hierzu einige Tipps:

  • Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Ehrgefühl in dir wachsen zu lassen, stärker zum Ausdruck zu bringen.
  • Fasse den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die die Eigenschaft Ehrgefühl ganz besonders kultivieren. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein ehrfürchtigerer Mensch zu sein."
  • Nimm dir vor, jeden Tag mindestens etwas zu tun, was Ehrgefühl ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt.
  • Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: Ich entwickle Ehrgefühl.
  • Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie z.B.: Ich bin ehrfürchtig.

Affirmationen zum Thema Ehrgefühl

Hier einige Affirmationen für mehr Ehrgefühl. Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr zu Funktion und Wirkungsweise von Affirmationen.

Klassische Autosuggestion für Ehrgefühl

Hier die klassische Autosuggestion:

  • Ich bin ehrfürchtig.

Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:

  • Ich bin ehrfürchtig. Om Om Om.
  • Ich bin ein Ehrfürchtiger, eine Ehrfürchtige OM.

Entwicklungsbezogene Affirmation für Ehrgefühl

Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin ehrfürchtig " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:

  • Ich entwickle Ehrgefühl.
  • Ich werde ehrfürchtig.
  • Jeden Tag werde ich ehrfürchtiger.
  • Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Ehrgefühl.

Dankesaffirmation für Ehrgefühl

  • Ich danke dafür, dass ich jeden Tag ehrfürchtiger werde.

Wunderaffirmationen Ehrgefühl

Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren:

  • Bis jetzt bin ich noch nicht sehr ehrfürchtig. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Ehrgefühl entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
  • Ich freue mich darauf, bald sehr ehrfürchtig zu sein.
  • Ich bin jemand, der ehrfürchtig ist.

Gebet für Ehrgefühl

Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Ehrgefühl:

  • Lieber Gott, bitte gib mir mehr Ehrgefühl.
  • Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein ehrfürchtiger Mensch werde.
  • Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Ehrgefühl mehr und mehr zum Ausdruck bringe.

Frage dich: Was müsste ich tun, um Ehrgefühl zu entwickeln?

Du kannst dich auch fragen:

  • Was müsste ich tun, um Ehrgefühl zu entwickeln?
  • Wie könnte ich ehrfürchtig werden?
  • Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Ehrgefühl.
  • Angenommen, ich will ehrfürchtig sein, wie würde ich das tun?
  • Angenommen, ich wäre ehrfürchtig, wie würde sich das bemerkbar machen?
  • Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Ehrgefühl kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als ehrfürchtiger Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?

Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor Ehrgefühl

Eigenschaften im Alphabet nach Ehrgefühl

Literatur

Weblinks

Seminare=

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