Dvaitadvaita: Unterschied zwischen den Versionen

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Ein starker [[Wind]] bewegt die See und es entsteht eine Welle. Diese Welle unterscheidet sich vom Ozean und ist doch ein Teil von ihm. Legt sich der Wind, dann legt sich auch die Welle und ist nun nicht mehr von der See zu unterscheiden. So wird auch der [[Geist]] von [[Wunsch|Wünschen]] und [[Begierde]]n bewegt. Der Geist richtet sich mit den Sinnen auf die Objekte und wird sich seiner getrennten Individualität bewusst. Das [[Ego]] oder das begrenzte [[Selbst]] betrachtet die relative Welt mit ihren Erscheinungen und macht Erfahrungen. Wird der Geist hingegen durch Entwurzelung der Wünsche ruhig und heiter, dann stellt er seine Tätigkeit ein und alle Vrittis oder Gedankenwellen legen sich. Dann verschwindet die Welt mit ihren Erscheinungen und das begrenzte Selbst verwirklicht das Unbegrenzte Selbst oder Brahman.  
Ein starker [[Wind]] bewegt die See und es entsteht eine Welle. Diese Welle unterscheidet sich vom Ozean und ist doch ein Teil von ihm. Legt sich der Wind, dann legt sich auch die Welle und ist nun nicht mehr von der See zu unterscheiden. So wird auch der [[Geist]] von [[Wunsch|Wünschen]] und [[Begierde]]n bewegt. Der Geist richtet sich mit den Sinnen auf die Objekte und wird sich seiner getrennten Individualität bewusst. Das [[Ego]] oder das begrenzte [[Selbst]] betrachtet die relative Welt mit ihren Erscheinungen und macht Erfahrungen. Wird der Geist hingegen durch Entwurzelung der Wünsche ruhig und heiter, dann stellt er seine Tätigkeit ein und alle Vrittis oder Gedankenwellen legen sich. Dann verschwindet die Welt mit ihren Erscheinungen und das begrenzte Selbst verwirklicht das Unbegrenzte Selbst oder Brahman.  


==Die Einzelseele Jiva und Ihre Attribute ==
==Der Jiva und Seine Eigenschaften ==
Die Zahl der Seelen ist unbegrenzt und sie sind von atomarer Größe. Ein Jiva ist winzig (Anu). Er besteht aus [[Wissen]] ([[Jnanasvarupa]]), jedoch nicht im Sinne von [[Shankara]]. Der Jiva ist Wissen und zugleich auch derjenige, der das Wissen besitzt, so wie auch die Sonne zugleich [[Licht]] und [[Lichtquelle]] ist.Die Beziehung der Seele zu ihren Attributen entspricht der des Dharmin (der Erwählte) zu seinem Dharma (den Attributen). Die Beziehung ist ebenfalls von Unterschied und Nicht-Unterschied (Bhedabheda) gekennzeichnet.  
Die Zahl der Seelen ist unbegrenzt und sie sind von atomarer Größe. Ein Jiva ist winzig (Anu). Er besteht aus [[Wissen]] ([[Jnanasvarupa]]), jedoch nicht im Sinne von [[Shankara]]. Der Jiva ist Wissen und zugleich auch derjenige, der das Wissen besitzt, so wie auch die Sonne zugleich [[Licht]] und [[Lichtquelle]] ist.Die Beziehung der Seele zu ihren Eigenschaften entspricht der des Dharmin (der Erwählte) zum Dharma (dem Attribut). Es ist eine Beziehung von Unterschied und Nicht-Unterschied (Bhedabheda).  





Version vom 9. März 2013, 14:59 Uhr

Dvaitadvaita ist die Philosophie des dualistischen Monismus.

Sri Krishna

Einführung

Dvaitadvaita ist die Philosophie des dualistischen Monismus. Dvaitadvaita ist eine der Hauptrichtungen der indischen Philosophie. Sie wird auch als Dvaitadvaita Vedanta bzw. als Bhedabheda Schule bezeichnet. Das Dvaitadvaita System wurde von Nimbarka begründet und ausgearbeitet. Nimbarka war ein Telugu Brahmane und hing dem Vaishnava Glauben an. Er lebte etwas später als Ramanuja und vor Madhva, also ungefähr im elften Jahrhundert nach Christus. Er wird als Inkarnation der Sonne angesehen.

Nimbarka, auch Nimbarkacharya genannt, schrieb einen kurzen Kommentar zu den Brahma Sutras. Dieser Kommentar wird auch als Vedanta-Parijata-Saurabha, oder auch als Dashasloki bezeichnet. Sein Kommentar entwickelt das Konzept der Transformation (Parinama) von Brahman.

Nimbarkas Betrachtung ist dabei sehr stark von den Lehren Bhaskaras beinflußt. Dieser lebte und wirkte in der ersten Hälfte des neunten Jahrhunderts. Er interpretierte das Vedanta System vom Standpunkt des Dvaitadvaita oder des Dualistischen Non-Dualismus aus. Diese Lehre war keine neue Entdeckung von Bhaskara. Sie beruht auf den Arbeiten des frühen Lehrers Audulomi, auf den sich schon Sri Vyasa in seinen Vedanta Sutras bezieht.

Grundlagen der Dvaitadvaita Philosophie

Gott, die Seele und die Welt

Gleichheit im Unterschied, Einheit in der Vielfalt

Nimbarka erläutert, dass die Beziehung von Gott zur Seele und zur Welt eine von Gleichheit im Unterschied ist. Die Seele und die Welt unterscheiden sich von Gott, denn sie sind mit Eigenschaften ausgestattet, die sich von denen Gottes unterscheiden. Zugleich sind sie aber nicht von Gott getrennt, denn Gott ist allgegenwärtig und sie beruhen vollständig auf Ihm.

Nimbarkas Dvaitadvaita Philosophie erkennt Brahman als die Höchste Wirklichkeit ohne ein Zweites an. Die Welt und die Jivas sind nur Teilmanifestationen seiner Kraft (Shakti).

Jiva (hier - die Einzelseele) und Brahman sind sich ihrer selbst bewusst. Jiva ist dabei begrenzt. Brahman hingegen ist unbegrenzt. Brahman ist die unabhängige Wirklichkeit. Jiva und die Prakriti sind abhängige Wirklichkeiten. Jiva ist der “Erlebende“ (Bhokta). Die Welt ist das Erlebte (Bhogya) und Brahman ist der Höchste Gestalter (Niyanta).

Gott, Jiva und die Welt sind auf der absoluten Ebene nicht unterschiedlich. Unterschiede sich das Höchste Wesen auf der absoluten Ebene von der individuellen Seele und der Welt, dann könnte es nicht allgegenwärtig sein. Es wäre dann so begrenzt wie die individuelle Seele und die Welt. Und dann könnte es auch nicht als der Gestalter angesehen werden. Nimbarka sagt, dass beides – das Sich-Unterscheiden wie auch das Sich-Nicht-Unterscheiden - wirklich sind. Die Seele und die Welt unterscheiden sich von Brahman, denn sie sind mit Merkmalen und Eigenschaften ausgestattet, die sich von denen Brahmans unterscheiden. Sie sind aber insofern nicht unterschiedlich, als sie nicht allein bestehen können und vollständig von Brahman abhängen. Eine ähnliche Beziehung besteht zwischen der Sonne und ihren Sonnenstrahlen, oder dem Feuer und seinen Funken. Seelen und Materie unterscheiden sich von Gott, sind aber doch eng mit Ihm verbunden, wie Wellen mit Wasser oder Schlaufen eines Seiles mit dem Seil selbst. Sie sind beides – unterschiedlich und doch nicht unterschiedlich.

Das höchste Wesen und seine Eigenschaften

Nach der Dvaitadvaita Philosophie wird Brahman sowohl als wirkende wie auch als materielle Ursache der Welt angesehen. Brahman ist damit beides - Nirguna und Saguna. Brahman erschöpft sich nicht in der Erschaffung der Welt, sondern transzendiert sie.

Die vier Formen der Ultimativen Wirklichkeit

Es existieren vier Formen der Ultimativen Wirklichkeit. In ihrer ersten Form ist Sie unbedingt, unveränderlich, Höchster Brahman. In Ihrer zweiten Form ist Sie Isvara, Herr des Universums. In Ihrer dritten Form wird Sie Jiva oder die individuelle Seele genannt. Und in Ihrer vierten Form manifestiert Sie sich als das Universum der Namen und Formen. Das Universum mit seinen Erscheinungsformen ist Teil Brahmans. Es existiert nicht getrennt oder unabhängig von Brahman. Die Beziehung zwischen der Welt und Brahman ist damit auch eine Bhedabheda-Beziehung. Das Universum unterscheidet sich nicht von Brahman.

Krishna — das Höchste Wesen

Das Höchste Wesen ist völlig frei von Unzulänglichkeiten. Es verfügt über eine Fülle glückverheißender Eigenschaften. Es hat einen göttlichen Körper. Es erstrahlt in Schönheit, Liebe, Freundlichkeit und Liebreiz.

Krishna und Radha

Nimbarka setzt den Höchsten Brahman mit Krishna gleich. Er verkörpert alle glückverheißenden Eigenschaften und ist frei von Egoismus, Unwissenheit, Leidenschaft und Anhaftung. Er erscheint in den vier Formen (Vyuhas), diese sind: Vasudeva, Sankarshana, Pradyumna und Aniruddha. Er manifestiert sich selbst außerdem als Avatar (Inkarnationen).

Bei Nimbarka stehen Krishna und Radha auch für Narayana und Lakshmi. Radha ist dabei nicht einfach die Anführerin der Gopis (Kuhhirtinnen), sondern Krishnas ewige Gemahlin.

Warum Brahman sowohl die materielle als auch die wirkende Ursache der Welt ist

Brahman ist zugleich die materielle und die wirkende Ursache der Welt. Seine Kräfte des Chit und Achit in ihren feinstofflichen Formen manifestieren sich selbst als Universum. Daher ist Er die materielle Ursache. Er verursacht ebenso die Vereinigung der individuellen Seelen mit ihrem jeweiligen Karma und dessen Früchten. Und er versorgt sie mit den passenden Instrumenten für ihre jeweiligen Erfahrungen. Somit ist Er auch die wirkende Ursache.

Brahman benötigt keine Ausgangsstoffe, um die Welt zu erschaffen. Ebenso benötigt er keine Hände oder andere Instrumente. Er ist allmächtig. Aus seinem bloßen Willen entsteht die gesamte Welt. Sein Satsankalpa formt alle Objekte oder materialisiert sich als Universum. So wie eine Spinne ihr Spinnennetz aus sich selbst heraus spinnt, so erschafft auch Brahman das Universum aus sich selbst heraus. Indem er so das Universum formt, ist Brahman sowohl materielle als auch wirkende Ursache. Das ist die Aussage der Upanishaden. Da Brahman allmächtig ist, liegt es in Seiner Macht, die entwickelte Form zu verkörpern und zugleich jenseits dieser entwickelten Gestalt zu bleiben. Diese Ansicht finden wir in den Upanishaden und auch in den Brahma Sutras. Brahman hat sich selbst in die Welt verwandelt, ohne dass Sein nicht mit den Sinnen erfassbarer, göttlicher Aspekt hierdurch beeinträchtigt würde. Dies geschieht durch seine unergründliche schöpferische Kraft, die der Natur Brahmans innewohnt.

Die Beziehung zwischen der individuellen und der Höchsten Seele

Unterschied in der Form und wesentliche Einheit

Die individuelle Seele ist Teil der Höchsten Seele. Sie ist damit auch identisch mit der Höchsten Seele oder mit ihr gleichzusetzen. So wie eine Welle sich sowohl vom Ozean unterscheidet (da sie nur ein Teil von ihm ist) als sie auch identisch mit ihm ist (da beide aus Wasser bestehen), so unterscheidet sich einerseits auch die individuelle Seele von der Höchsten Seele (da sie Teil der Höchsten Seele ist) und ist doch eins mit ihr (da beiden die Natur von Chaitanya oder Bewusstsein eigen ist). Zwischen der individuellen Seele oder Jiva und der Höchsten Seele oder Brahman besteht ein Unterschied in der Form, doch im Wesen sind sie identisch. Der Natur nach besteht somit kein Unterschied zwischen Jiva und Brahman, es gibt lediglich graduelle Unterschiede.

Die Einzelseele Jiva unterscheidet sich von Brahman hinsichtlich des Aspekts beobachtbarer Erscheinungen / Sinneserfahrungen oder der Idee von einem Körper. Sie ist identisch oder gleichzusetzen mit Brahman hinsichtlich des nicht durch die Sinne erfahrbaren Aspektes als unteilbares Ganzes. Diese Auffassung wird als Bhedabheda bezeichnet.

Ein starker Wind bewegt die See und es entsteht eine Welle. Diese Welle unterscheidet sich vom Ozean und ist doch ein Teil von ihm. Legt sich der Wind, dann legt sich auch die Welle und ist nun nicht mehr von der See zu unterscheiden. So wird auch der Geist von Wünschen und Begierden bewegt. Der Geist richtet sich mit den Sinnen auf die Objekte und wird sich seiner getrennten Individualität bewusst. Das Ego oder das begrenzte Selbst betrachtet die relative Welt mit ihren Erscheinungen und macht Erfahrungen. Wird der Geist hingegen durch Entwurzelung der Wünsche ruhig und heiter, dann stellt er seine Tätigkeit ein und alle Vrittis oder Gedankenwellen legen sich. Dann verschwindet die Welt mit ihren Erscheinungen und das begrenzte Selbst verwirklicht das Unbegrenzte Selbst oder Brahman.

Der Jiva und Seine Eigenschaften

Die Zahl der Seelen ist unbegrenzt und sie sind von atomarer Größe. Ein Jiva ist winzig (Anu). Er besteht aus Wissen (Jnanasvarupa), jedoch nicht im Sinne von Shankara. Der Jiva ist Wissen und zugleich auch derjenige, der das Wissen besitzt, so wie auch die Sonne zugleich Licht und Lichtquelle ist.Die Beziehung der Seele zu ihren Eigenschaften entspricht der des Dharmin (der Erwählte) zum Dharma (dem Attribut). Es ist eine Beziehung von Unterschied und Nicht-Unterschied (Bhedabheda).