Die Verwirklichung des Absoluten - Kapitel 6 - Eintritt in die Befreiung

Aus Yogawiki
Swami Krishnananda beim Arati

Die Verwirklichung des Absoluten - Kapitel 6 - Eintritt in die Befreiung

Die Verwirklichung des Absoluten - Kapitel 6 - Eintritt in die Befreiung

Die Natur von Sadyo-Moksha

Alle Bemühungen richten sich auf das gemeinsame Ideal mit dem Ziel der fortwährenden Aufhebung aller Sorgen und der Erfahrung Unendlicher Wonne. Wahre Wonne ist nur im Unendlichen und Sorgen stets im Endlichen zu finden. Daher ist der Erwerb des Unendlichen Lebens der Höchste Zweck im endlichen Leben. Das teuerste Ziel von 'Wissen' und 'Meditation’ ist die Verwirklichung des Absoluten. Moksha (Befreiung) ist die höchste Ausdrucksform des Selbst in seiner ursprünglichen Natur der Höchsten Vollkommenheit. Wahre Emanzipation (Befreiung) ist das Bewusstsein von der Wirklichkeit und weder das Gefühl, irgend etwas zu werden, was vorher nicht vorhanden war, noch in eine andere 'Welt der größeren Freude' zu reisen. ES ist die Erkenntnis der Ewigen Existenz, die Bewusstheit der innewohnenden Natur des Reinen Sein. ES ist die Freiheit, die durch das Wissen davon, dass wir immer frei sind, gewonnen wird. Wissen ist nicht nur die Ursache für Freiheit; ES ist die Freiheit Selbst. Moksha ist in Jnana (Wissen) enthalten und somit nicht die Wirkung oder das Produkt von Jnana. Jnana ist Existenz in Sich Selbst und kann daher nicht ein Mittel zum Erwerb von Jnana, beziehungsweise vom Wissen von der Existenz, welche Moksha ist, sein, da sich ein existentes Ding nicht selbst erreicht (sondern 'ist'). 'Chit ' (Wissen) ist dasselbe wie 'Sat ' (Sein). Moksha ist 'das zu sein, was ist'. Das eigene Selbst, - das Selbst-Sein - , ist zu verwirklichen, und Selbst zu sein, heißt, Alles zu sein.

"Es gibt kein Bewusstsein nach dem Tod (der Individualität)," sagt Yajnavalkya. Da Bewusstsein allein die Gesamtheit des Wesens ist, gibt es im Höchsten Zustand kein Bewusstsein von irgend etwas Objektivem. ES ist die Fülle der Vollkommenen Existenz. ES ist, doch ES ist nicht irgend etwas; ES sieht, doch ES sieht nicht irgend etwas; ES hört, doch ES hört nicht irgend etwas; ES erkennt, doch ES erkennt nicht irgend etwas. ES begibt Sich nirgends hin, wo ES nicht bereits ist, und ES bekommt nichts, was ES nicht schon hat. Selbst der Ausdruck "ES kennt nur Sich Selbst" (Brih. Upanishad, I.4.10) ist nur eine Verlautbarung über die Wahrheit, die Selbstbewusstheit anzeigt, was typisch ist für Ishvara, jedoch nicht für Brahman. Brahman weiß nicht, denn ER ist Wissen; ER erfreut sich keiner Dinge, denn ER ist die Freude; ER 'existiert' nicht, denn ER ist 'Existenz'. ER ist nicht-körperlich und hat keine Berührung mit irgendeinem Objekt. "ER isst nichts und niemand isst IHN". ER ist das Höchste "Unverkörperte, das unberührt von Leid und Freuden ist". Die Verwirklichung des Selbst ist vergleichbar mit der strahlenden Sonne, die von keinen Wolken mehr verdeckt wird. ES ist die Wiedergewinnung der Ursprünglichkeit im absoluten Sinne. ES ist "das Löschen der Flammen des Todes mit dem Wasser der Erkenntnis" (Brih. Upanishad, III. 2.10). ES ist die Unpersönlichkeit der bewussten Natur - frei von Tod -, die nicht nur als Ewige Person lebt. Eine Person, selbst die Absolute Person (Ishvara) ist nicht-ewig. In der Verwirklichung der Wahrheit geschieht nicht wirklich eine Veränderung, aber es scheint so, als sei alles verändert! "Auch wenn aus der Fülle die Fülle entnommen wird, verbleibt die Fülle unverändert". Selbst das höchstmögliche Auslöschen der Persönlichkeit bewirkt nicht die geringste Veränderung in der wahren Existenz. ES ist das einfache Wissen, das große Wissen, geheimnisvoll und kompliziert, das immer ungelöste Problem, das einzige Problem des gesamten Universums, - und dennoch ist ES die einzige Wahrheit für den Wissenden. Irgendwie lässt dieses kuriose Rätsel das Gefühl aufkommen, dass im Unendlichen wahrhaftig nichts 'geschieht', obwohl sich Welten in IHM aufrollen. DAS, was so einfach mit 'Existenz-Bewusstsein' bezeichnet wird und DAS so leicht zu verstehen ist, ist letztlich eine harte Nuss, die geknackt werden muss, - niemals verstanden, niemals erkannt, durch kein Individuum verwirklicht, die Höchste Identität der größten Positivität und der größten Negativität in einem. Das Absolute ist wahrhaftig über-relativ, über-geistig, über-rational. Was immer gesprochen oder gedacht wird, ist nicht die Wahrheit, wie Sie IST. Wahrheit ist die Vereinigung von Kosmischem Denker und Kosmischem Denken.

Das Eingeständnis eines Kosmischen Denkers oder Ishvara ist zweifellos notwendig, um eine Erklärung des Universums der Erfahrung und der darin bestehenden Übereinstimmung anzubieten. Die Existenz Ishvaras kann nicht als eine Vorstellung JIVAS oder des empirischen Individuums angesehen werden, da sie in der Existenz Ishvaras inbegriffen ist. Die Argumente, die die Existenz Jivas begründen, können wie folgt, kurz angemerkt werden: Es gibt eine Welt der Erfahrung. Wer (oder was) ist die Ursache dieser Welt? Ist es der individuell Erfahrende? Das kann nicht sein, da das Individuum nicht die Macht über die anderen Individuen hat, die den größeren Teil der Welt bilden; außerdem wird der individuell Wahrnehmende zu einem Großteil durch die äußere Welt der Wahrnehmung beeinflusst. Es gibt da etwas außerhalb, - wo aber ist es? Das Individuum weiß es nicht. Wenn es keine Wirkung ohne Ursache geben kann, und wenn die Welt aufgrund ihrer veränderlichen Natur als eine Wirkung wahrgenommen wird, müsste die Welt eine Ursache haben, die vollständiges Wissen und Macht über die Welt hat. Dass diese Ursache intelligent und nicht träge ist, steht über jedem Zweifel; ansonsten würde die Welt als Wirkung blind und selbst das 'Bewusstsein von der Welt als einer Erscheinung' nicht möglich sein. Diese Ursache, die notwendigerweise aufgrund der Gegenwart der Welt erforderlich ist, wird mit Ishvara oder Gott, der Allwissenheit und Allmacht besitzt und der Höchste Herr von allem Geschaffenen ist, bezeichnet. Die Endlichkeit der Erkenntnis bezüglich der Welt zeigt, dass es einen Unbegrenzten Welt-Kenner gibt, der identisch ist mit der Unendlichen Welt-Erkenntnis, das heißt der Allwissenheit oder dem Kosmischen Bewusstsein. Wenn ich als Individuum existiere, sollte Ishvara als der Universale Kenner ebenfalls existieren. Die Tatsache, dass 'ich bin', beweist, dass Gott als die Wechselwirkung des Bewusstseins von meiner Existenz da ist. Wenn Gott oder Ishvara nicht ist, kann weder ich noch die Welt sein. Weder meine Existenz noch die Existenz der Welt und die gegenseitigen Beziehungen zwischen uns ergeben einen Sinn, wenn Ishvara nicht existiert. Meine Existenz als Subjekt beweist, dass die Welt als ein Objekt existiert, und dass Ishvara als das VEREINIGENDE BEWUSSTSEIN, das meinem Sein und dem Sein der Welt zugrunde liegt, existiert. Wenn eine letztendlich ursachenlose Ursache all dieser Dinge nicht existiert, kann nichts, was bewirkt wird, existieren oder dem Bewusstsein erscheinen. Aber es dürfte klar sein, dass die ganze Beweisführung auf der Tatsache des Bewusstseins vom individuellen 'Ich' und der objektiven Welt beruht. Die objektive Welt erscheint mir, weil ich ein bewusstes Wesen bin. Wenn ich also mein BEWUSSTSEIN erkenne, dann erkenne ich auch, warum und wie mir die Welt erscheint, und wie Ishvara notwendigerweise in Beziehung zu mir und der Welt gefunden wird. Die Welt kann mir nur dann erscheinen, oder Ishvara irgendeine Beziehung zu uns beiden haben, wenn ich ein individuell Erkennender bin. So mündet die Frage letztlich wieder in, "was bin ich?" ein. Während das 'Ich' normalerweise im Zustand der Nichtunterscheidung auf ein Individuum angewendet wird, drängen sich die rätselhafte Welt und Ishvara ganz von selbst in die Erfahrung des Individuums. Durch eine korrekte Analyse ist jedoch herauszufinden, dass das 'Ich' kein Individuum, sondern das Absolute Bewusstsein ist, weshalb die Welt und Ishvara nur empirische Notwendigkeiten und keine Absoluten Wirklichkeiten sein können.

Die Ansicht, dass Ishvara eine tatsächliche Reflexion Brahmans und keine rein experimentelle Erfordernis für Jiva ist, lässt Jiva nach dem Transzendieren der Individualität zu Ishvara aufsteigen, womit die Möglichkeit des Sadyo-Mukti verleugnet wird. Aus diesem Grund kann der Hinweis, dass Ishvara eine unabhängige Reflexion Brahmans im Kosmos ist, nicht angenommen werden. Nun sind wir aber genötigt, einige Erläuterungen zum Charakter Ishvaras anzubieten. Folgendes scheint als Tatsache zu gelten: Die Grundlage oder Hypothese, auf der alles Denken oder Spekulieren sich aufbaut, beruht auf der Annahme, dass JIVA tatsächlich 'ist', dass die Welt 'ist', und dass Ishvara die notwendige Ursache der Welt sein sollte. Es gibt kaum eine Gelegenheit, einmal die Frage aufzugreifen, wer die Welt erschaffen hat, denn es entspricht dem vordersten Postulat aller Philosophien und Religionen, dass die Welt eine Ursache haben sollte, welche alle Jivas umfasst. Die Ideen von JIVA, JAGAT und Ishvara sind die Regel und die Bedeutung des Universums der Erfahrung aufgrund der Arbeitsweise unseres Bewusstseins, das diese drei Kategorien in solchen Begriffen benutzt, um damit den ersten Gedanken als solchen überhaupt ermöglichen zu können. Diese drei Kategorien haben keinerlei transzendente Bedeutung, da sie lediglich praktische Kunstgriffe zur Ermöglichung von Erfahrung darstellen und der wahre Lebensatem und -stoff unseres Erkenntnis-Prozesses sind. Die Logik erklärt diese drei Kategorien nicht, baut aber auf ihnen auf und ist aus ihnen, - den anfänglichen Vorstellungen oder Bewegungen der Erkenntnis heraus -, geboren. Logik kann uns keine metempirische (aus der Erfahrung gewonnene) Erkenntnis vermitteln. Logik ist der Name, der dem Gedanken-System und der Auftrag des Universums als mögliche Erfahrung irgendeines Individuums gegeben wurde.

Somit nimmt Ishvara als eine Kosmische Realität Seinen Platz nicht deshalb ein, weil ER als unabhängige Ursache der Welt existierend erkannt wird, sondern weil ER eine der Erkenntnis-Kategorien und somit einen äußerst notwendigen UNIVERSALEN WERT darstellt, der allein die Werte und Existenzen innerhalb der gesamten Offenbarung und der in ihr vorzufindenden Harmonie und Einheit erklären kann. Ohne einen Ishvara kann es keine Religion geben, so dass ER als eine Stufe innerhalb der Verwirklichung der Nicht-Dualität handelt. Es ist kein Wunder, dass der Mensch als ein Zentrum des endlichen Bewusstseins den Ewigen Brahman als ein Objekt der Anbetung benutzt, indem er IHN zum Beschützer des Universums macht.

Es gibt da kein getrenntes Denkobjekt und nichts, über das nachgedacht wird, denn das Denken selbst ist das Denkobjekt; der Gedanke denkt sich selbst, alle Objekt sind nur Prozesse des Kosmischen Denkens und haben keine eigene Existenz. Der Gedanke und sein Objekt, Erkenntnis und das Erkannte, Sehen und das Gesehene, Beziehung und das darauf bezogene Objekt, Geist und Universum sind mit der Universalen Essenz identisch. Das bewusste Transzendieren der fortgesetzten doppelten Beziehung im Kosmos, d.h. zum einen 'der Denker ', der identisch mit dem Denken ist, und zum anderen 'das Denken ', das identisch mit dem Gedachten ist, ist Befreiung. Das Universum hat keine von seinem Universellen Kenner unabhängige Wirklichkeit. Die ursprüngliche Täuschung bezüglich der Unterscheidung zwischen dem Denker und dem Denken ist nicht nur größer als die nachfolgende Täuschung bezüglich der Unterscheidung zwischen dem Denken und dem Gedachten, - sie ist auch deren Ursache. Das Denken hängt vom Denker und das Gedachte vom Denken ab. Das Denken ist das Objekt des Denkers, das Gedachte ist das Objekt des Denkens. Egoismus oder das Dualitäts-Bewusstsein sind die jeweiligen Wirkungen aus dem Fehler, dass in beiden Fällen das Objekt unabhängig und verschieden vom Subjekt ist. Samsara (Kreislauf aus Geburt und Tod) ist die Beziehung von Kenner zur Erkenntnis und dem Erkannten. Doch muss daran erinnert werden, dass zum Einen die Unterscheidung zwischen dem Denker und dem Denken, und zum Anderen die Unterscheidung zwischen dem Denken und dem Gedachten im Kosmischen Bewusstsein von Ishvara keine Gültigkeit hat. Diese Unterscheidung wird Ishvara vom Individuum genau dann übergestülpt, wenn es als individueller Kenner seine eigene Verschiedenheit und die Vielfalt der Weltoffenbarung wahrnimmt (und als wirklich erachtet). Beziehungen sind nur für das Individuum von Bedeutung, nicht jedoch für das Universale Sein. Diese Unterscheidungen sind selbst in übermenschlichen Individuen gegenwärtig und sei dies in 'Brahmaloka' oder dem feinst möglichen Zustand, der innerhalb der Reichweite des individualistischen Bewusstseins ist. DAS, was über allen Unterscheidungen und Beziehungen ist, ist Brahman, das Wissen dessen, was weder Denken noch Schlafen ist. DIES ist DAS, was durch endlose Verneinungen geltend gemacht wird, das unbeschreiblich und nicht vorstellbar ist, das Nichts ist und doch Alles! Die einzig annähernde Definition von der Natur der Wirklichkeit ist vielleicht "DAS, was nicht irgend etwas , jedoch nicht Nichts ist; DAS, was Alles ist und nichts als Sich Selbst kennt". DAS ist Brahman! Deshalb sind 'Fesselung' und 'Befreiung' lediglich Mittel der 'Vergesslichkeit' und der 'Bewusstheit' hinsichtlich dieser Tatsache und keine wirkliche Veränderung im SEIN. Die vollständige Transzendenz der eigenen Individualität bewirkt sogleich die Verwirklichung des Absoluten. In dem Moment, wo JIVA (individuelle Seele) verneint wird, ist das Kosmische Spiel erklärt und Kosmos und Ishvara versinken in Brahman. Moksha ist weder eine Bewusstseinsmasse noch Selbst-Bewusstsein. ES ist das immer gegenwärtige und unveränderliche wahre Leben und die Ordnung des Universums. ES transzendiert selbst den Sinn der Unsterblichkeit, der ebenso konzeptionell ist. Das Licht des Absoluten setzt jeder relativen Existenz ein Ende, so dass die Welt nicht einmal als Erinnerung Bestand hat. So etwas wie träge, unbelebte und tote Materie oder blinde Kraft gibt es dort nicht. Alles ist Höchste Kraft, Wissen und Wonne ohne Bewegung oder Denktätigkeit. Es gibt dort keine Existenz-Ebenen, keine Bewusstseins-Zustände, keine abgestufte Wirklichkeit. ES ist der Gesegnete und Höchste Zustand Absoluter Freiheit und des Bewussten Ewigen Lebens, und dies nicht nur als eine Überzeugung, sondern als tatsächliches Sein. ES ist die eindrucksvolle Aufhebung von aller Begrenzung und Erfahrung der Unendlichkeit und nicht bloß die Fortsetzung des persönlichen Lebens. ES ist die vollständige Gedankenauflösung in einfache Existenz, welche das mächtigste Nichts ist! ES ist ein unmittelbares 'hier' und 'jetzt' der Raum- und Zeitlosigkeit; das Unausdrückbare, weit über 'Freude und Sorgen', 'Wissen und Unwissenheit', 'Leben und Tod', ja über allem, was darüber ist! ES ist die vollste Wirklichkeit, das Vollkommenste Bewusstsein, die Ungeheuerste Macht, die Intensivste Wonne. Wahrheit, Wissen, Kraft, Glückseligkeit und Unsterblichkeit sind bloße Schatten. Ungesehen, transzendent, unvermischbar, undenkbar, nicht verständlich, unbeschreiblich, unzerstörbar; das Luftigste, das Tiefste, die Wahrheit, das Große, - DAS ist das Absolute. In Seiner Gegenwart ist das Licht einer unbegrenzten Anzahl von Sonnen reine Dunkelheit. ES überschreitet die Grenzen des Seins und hebt alle Ideen von der Existenz auf. ES ist der Riesen-Geist, der das Denkorgan und das Ego verschluckt und das individuelle Bewusstsein bis zum äußersten Extrem auslöscht. ES ist der Donner, der das Herz des Universums bricht; das Aufblitzen, das alle Sinne der empirischen Wirklichkeit hinwegschmilzt. Die Blase zerspringt im Ozean und der Fluss betritt das Meer! Die Seele versinkt in der äußersten Wirklichkeit.

Die Erhabenheit des Absoluten ist größer als alle anderen Erhabenheiten. ES ist das krönende Gebäude der Wahrheit und Herrlichkeit. ES ist weder Form, noch Inhalt, noch Existenz. Die Seele versinkt im Absoluten mit einer Erfahrung der All-Erfüllheit, - und ist weder Essenz noch Königreich, weder Stillstand noch Bewegung, weder Ungleichheit noch Gleichheit, weder sitzend noch ruhend, weder eins noch zwei, weder wahr noch falsch, weder Dies noch Das, weder etwas uns Bekanntes noch sonst irgendeinem Wesen bekannt. ES hat keinen Namen und es gibt keine Definition für ES! ES ist DAS, was IST! Es ist weder Liebe noch Gnade, weder Welt noch Seele, weder Gott noch Freiheit oder Licht, denn all diese Dinge sind relative Vorstellungen. ES ist nicht 'Sat-Chit-Ananda' (Existenz-Wissen-Wonne), was nur ein Ideal ist, das 'anders ist' als das, was wir hier erfahren. Satchitananda ist nur das logisch Höchste, ein rein intellektueller Anhaltspunkt. Die Wirklichkeit reicht über Satchitananda hinaus. ES ist Selbst, die Ewige Sonne, die im unendlichen Himmel der absoluten Welt scheint! ES transzendiert das Kosmische Bewusstsein. ES ist die über-essentielle Essenz. Ewigkeit und Unendlichkeit umarmen sich, um Sein Zentrum der Erfahrung zu sein. ES ist ein Ozean, der die Erde, den Himmel und die Unterwelt hinwegschwemmt. Sonne, Mond und Sterne lösen sich in IHM auf. Brahma, Vishnu und Shiva verschwinden in IHM. ES ist das Leben des Lebens, die Weisheit der Weisheit, die Freude der Freude, die Kraft der Kraft, das Wirkliche des Wirklichen, die ESSENZ der Essenz. Geburtslosigkeit und Todlosigkeit fließen in IHM wie Wellenkronen. ES ist der Höchste Tod von allem und trotzdem der Höchste Gipfel wirklichen Lebens. Die Gesamtheit aller Freuden des Universums sind lediglich ein verdrehtes Fragment Dieses Höchsten. ES macht dem Teufelskreis des vorüberziehenden Lebens ein Ende.

Es gibt keinen Stein, der von den Upanishaden in dem Versuch, dieser majestätischen Absolutheits-Erfahrung den besten Ausdruck zu geben, nicht aufgehoben, umgedreht und verworfen worden wäre:

"Der Kenner des Selbst überquert die Sorgen." "Derjenige, der diesen Höchsten Brahman kennt, wird Brahman selbst." "Der Kenner von Brahman erreicht das Höchste ." "Wer in Brahman ruht, erreicht das Höchste." Wer in Brahman ruht, erreicht Unsterblichkeit." "Niemand kehrt zurück, niemand kehrt zurück."

"Nur wer IHN kennt, gelangt zu DEM, was über dem Tod ist. Das Höchste Wesen kennend, schüttelt der Weise sowohl Freude als auch Sorgen ab. Nur diejenigen, die IHN, den Selbst-Existenten, sehen, haben ewigen Frieden, - niemand sonst. Alle Wünsche lösen sich bei demjenigen ganz von selbst auf, dessen Wünsche vollständig zufriedengestellt sind und der vollkommen ist. Der Befreite wird einfältig, dreifältig, fünffältig, siebenfältig, neunfältig, elffältig, einhundertundelffältig, zwanzigtausendfältig! ER begibt sich vom Ufer der Dunkelheit ans andere Ufer (des Lichtes). Dort ist andauernde Erleuchtung und immer Tag. Furchtlosigkeit kennzeichnet den Zustand der Brahman-Wonne. Selbst die Götter fürchten ihn (den Befreiten); selbst Indra und Prajapati können ihn, den zum Selbst-Herrscher werdenden, nicht zerstören. Der Herzensknoten ist durchtrennt, alle Zweifel sind verschwunden und jegliche (relative) Handlung erlischt, wenn DAS gesehen wird, was das Höchste und das Tiefste ist. Seine Lebensgeister verscheiden nicht, vielmehr versammeln sie sich hier. Schon Brahman seiend, wird Er nun Brahman Selbst. Er macht alles, Er ist der Schöpfer von allem, das Universum ist Ihm, Er Selbst ist das Universum. Dies ist der Höchste Schatz. Die befreiten Seelen betreten das ALL, sie treten in Brahman ein und sind von der sterblichen Natur befreit. Die gesamte Konstitution der Individualität wird mit dem Höchsten Unzerstörbaren vereinigt. Wie die Flüsse, ihre Namen und Formen verlierend, in das Meer eintreten, so erreicht der Weise, von Name und Form befreit, das Transzendentale Göttliche Sein. Das ist Unsterblichkeit."

Dies ist die Unmittelbare Befreiung (Sadyomukti), die, - aufgrund der Auflösung durch Avidya (Unwissenheit), Kama (Wunsch) und Karma aufgebauten Persönlichkeits-Fabrik -, augenblickliche Erfahrung des Absoluten. Karma ist des Wunsches Kind, welches erst zufriedengestellt wird, wenn seine Quelle, - die Unwissenheit, -durch die Verwirklichung Brahmans, - die Unübertroffene Vollkommenheit -, vernichtet wird. Wie kann durch das Wissen um eine Sache, die andere erreicht werden? Erreichen und Wissen sind hier dasselbe, sie sind selbst-identisch. Das Höchste Brahman ist Alles.

Sadyomukti ist die Prozesslose Unmittelbare Erfahrung Brahmans, die aufgrund der Gewöhnung an die nicht-duale Erkenntnis des Selbst raum- und zeitlos stattfindet. Es ist nur wenigen Auserlesenen vergönnt, Brahman auf diese Weise zu verwirklichen, da die Mehrzahl der Anwärter ohne eine Art von objektivem Inhalt in ihren Meditationen nicht fortschreiten können. Die schnelle und plötzliche Erleuchtung im Sadyomukti ist eine einzigartige Erfahrung, die den relativen Vorstellungen hinsichtlich Ishvara (Gott mit Eigenschaften), Jiva (individuelle Seele) und Jagat (Welt) ein Ende bereiten. Somit gibt es in der Befreiung weder die stufenweise Erfahrung von Erscheinungen noch das Ruhen im Reich Ishvaras oder Brahmaloka. Befreiung ist das sofortige Sein Brahmans.

Fortschreitende Befreiung

Wir finden in den Upanishaden Andeutungen zu Krama-Mukti oder dem fortschreitenden Prozess der Seelen-Befreiung.

Entsprechend den Brahma Sutras (Aphorismen zur Beschreibung Brahmans) werden nur diejenigen durch das Übermenschliche Wesen zu Brahmaloka (Wohnstätte Brahmans) geführt (siehe auch die Chhandogya- und die Brihadaranyaka-Upanishad), die keinerlei Symbol oder Pratika in ihrer Meditation auf das Qualifizierte Brahman benutzen. Diejenigen, die auf Symbole meditieren, haben ihre Erkenntnis auf das Symbol reduziert, denn es ist die Regel, dass die Erfahrung identisch mit der Art der Meditation ist, so dass derjenige, der auf ein Symbol meditiert, Brahmaloka (Wohnstätte Brahmas) nicht erreichen kann. Die Verehrer des 'Panchagnis' oder der 'fünf Feuer' (siehe auch Chhandogya Upanishad) jedoch gelangen zum Brahmaloka, von wo sie wieder zurückkehren müssen und somit das Höchste Brahman nicht erreichen können. Die in der Meditation verwendeten verschiedenen Symbole geben zu verschiedenen, mit ihnen korrespondierenden, Erfahrungen Anlass. Der auf das Qualifizierte Brahman Meditierende erreicht Saguna Brahman (das Formhafte Brahman) und fährt von dort aus weiter zum Höchsten (Formlosen) Brahman (Nirguna Brahman). Wenn die Shrutis (Heilige Schriften) sagen, dass die befreiten Seelen bis zum Ende des Weltzyklus im Brahmaloka warten und am Ende der Zeit zusammen mit Brahma in das Höchste Brahman eingehen, kann dies nur bedeuten, dass die Erfahrung in Brahmaloka

a) nur eine Stufe in der Abgeltung der Ergebnisse früherer Wünsche oder qualifizierter Meditationen ist,

oder

b) die Fortsetzung des Lebens aus einem früheren Existenzzustand aufgrund der Abgeltung der Wirkungen solcher Wünsche oder Meditationen beziehungsweise relativer Erfahrungen ist, welche die Ursachen der Erfahrung von Brahmaloka sind, und wo nichts mehr vorhanden ist, was die Seele an relative Erfahrungen bindet, so dass sie Brahmaloka transzendieren und das Absolute verwirklichen kann. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Seele, trotz erreichter Selbst-Erkenntnis, auf das Erwachen einer anderen Person warten müsste. In dem Moment, wo die Erkenntnis aufsteigt, erfährt die Seele das Absolute und nichts, - selbst das gesamte Universum nicht - , kann sie dann von dieser Erfahrung abhalten.

Die Brahma-Sutras bemerken, dass die erlöste Seele in Brahmaloka ihren, wie auch immer befindlichen, Zweck allein durch Reinen Willen erreicht, ohne irgendein anderes Instrument oder operative Hilfe. Diese befreite Seele hat keinen anderen Meister (obwohl sie nicht im Sinne von Ishvara allmächtig ist); sie ist so weit ihr eigener Meister, soweit ihre möglichen Erfahrungen gehen. Diese Seele kann mit oder ohne Körper existieren, ganz wie es ihr gefällt. Selbst der Körper, den sie durch ihren Willen annimmt, ist nur die Geist-Substanz, die diese Form trägt; tatsächlich hat sie aber weder Körper noch Sinnesorgane, sondern nur diese Geist-Substanz für sich selbst, über die sie diese Manifestationen zu verschiedenen Zeiten für bestimmte Zwecke annehmen kann. Die befreite Seele kann gleichzeitig, ihrem Willen gemäß, mehrere Körper annehmen und beseelen, und durch diese gleichzeitig arbeiten und sich erfreuen; sie kann jedes Wesen beeinflussen oder in ihm arbeiten und sich erfreuen, und zwar in jeder Welt, wie sie es mag, - denn sie ist nahezu so allmächtig und allwissend wie Ishvara. Wahrnehmung von Verschiedenheit und Freuden in Brahmaloka gelten für jene, die nicht das siebte Bhumika oder Erkenntnis-Stufe erreicht haben. In einem anderen Zustand als dem des siebten Bhumika ist die Erkenntnis und die Macht einer befreiten Seele in Brahmaloka begrenzt und nicht absolut, da dort noch das Bewusstsein der Persönlichkeit oder Individualität besteht. Die Meditation auf das Qualifizierte Brahman basiert auf der Erkenntnis der relativen Erscheinung des Höchsten Brahman und führt somit zur begrenzten Erfahrung und nicht unmittelbar zum siebten Bhumika oder der Absolutheits-Erfahrung.

Die Möglichkeit der Rückkehr des Videhamukta zu einer verkörperten Existenz, um die Funktionen einer Schaltstelle im relativen Zustand des Bewusstseins zu erfüllen, kann nur verstanden werden, wenn der Videhamukta als jemand gesehen wird, der seinen Körper verlassen hat und weiterhin in einem relativen Zustand des Bewusstseins entweder in Brahmaloka oder in einer der anderen über-physischen Reiche, - im vierten, fünften oder sechsten Erkenntnis-Bhumika -, verweilt und nicht ins Höchste Brahman eingetaucht ist. Hat jemand das Höchste Brahman verwirklicht, ist die Rückkehr zu irgendeiner Verkörperung bedeutungslos. Eine Verkörperung ist für jemand möglich, der im vierten, fünften oder sechsten Bhumika der Erkenntnis verweilt, wo dann das geschieht, was er sich früher im Aufstieg der Erkenntnis gewünscht hatte, nämlich in irgendeinem Körper zu existieren und nach dem Verlassen des physischen Körpers damit fortzufahren, entweder im Zustand des Shuddha-Sattva (Reines Sein) oder eines niedrigeren Zustandes, der jedoch über der materiellen Welt angesiedelt ist, zu verweilen. Diese Möglichkeit der verkörperten Erfahrung durch den Videha (jemand, der den physischen Körper verlassen hat) kann auf gewisse Weise mit den Prarabdha-Karmas des Jivanmukta verglichen werden, der im Körper befindlich, noch weiterlebt. Doch die verkörperte Erfahrung des Videha ist verschieden vom Prarabdha, wie es gemeinhin verstanden wird, da es nach der Aufgabe des physischen Körpers erfahren wird, obwohl es dem Prarabdha als dem Ergebnis der Möglichkeit einer feinen geistigen Erfahrung, wie im Falle der unfreiwilligen Fortdauer des Prarabdha im JIVANMUKTA, ähnlich ist. Shri Shankaracharya verweist darauf, daß diese Pflicht des Videha als selbstgewählt angesehen werden muss, da sie zu den Wünschen gehört, die vor dem Aufstieg der Erkenntnis vorhanden waren. Dieser Videha kann in dem Moment das Höchste Brahman erfahren, wo die erwünschte Funktion ausläuft und das siebte Bhumika der Erkenntnis erreicht wird. Die Erfahrung einer Pflicht kommt nach dem Abschütteln des physischen Körpers, weshalb man dies auch Videha (körperlos) nennt. Obwohl sich die nächste Verkörperung in ein Körpergerüst hinein ereignen mag oder nicht, wird sie nicht mit Allwissenheit oder All-Macht ausgestattet sein, es sei denn, die Seele hat zu dieser Zeit das siebte Bhumika der Erkenntnis erreicht und ist sich des verharrenden Körpers nicht bewusst.

Dass die befreite Seele in Brahmaloka von einem individualistischen Bewusstsein besetzt ist, kann nur durch die Annahme erklärt werden, dass dort Jivanmuktas des vierten, fünften oder sechsten Bhumikas der Erkenntnis in ihren geistigen Körpern leben. Die Chhandogya Upanishad sagt ausdrücklich, dass sich die befreite Seele den Objekten des Universums erfreuen mag, diese Freuden jedoch frei vom Körper-Bewusstsein sind. So werden wir zu der Schlussfolgerung geführt, dass diese Erfahrungen von der Seele im siebten Zustand der Erkenntnis gemacht werden, in dem der Körper, allein vom Standpunkt des außerhalb des Körpers befindlichen Beschauers aus, dem Anschein nach in Handlungen und Freuden verstrickt ist, obwohl der Mukta selbst den Körper nicht fühlt und all seine Handlungen und Freuden die automatische Selbst-Erschöpfung des verbleibenden Restes vergangener Wünsche und Handlungen sind, die gegenwärtig nicht mit dem Bewusstsein verbunden sind. Dieser Rest benötigt nun nicht die Hilfe des Bewusstseins, da während der Fesselung des Jiva, die, der Hilfe durch das Bewusstsein beraubten Eindrücke ausreichen, um weiterzuarbeiten. Jene Wissende, die ihre Körper vor dem Erreichen des siebten Jnana-Bhumika verlassen haben, sind zweifellos Videhas, aber sie sind nicht im Höchsten Videhamukti angelangt, das nur nach der Erkenntnis-Vollendung erreicht werden kann. Es handelt sich hier um jene Personen, die nicht im siebten Bhumika sind und wegen der Möglichkeiten weiterer Erfahrungen im Universum die zugehörigen Formen oder Pflichten annehmen und mittels Erfahrung bis zu deren Erschöpfung ausarbeiten. Wie auch immer, diese Seelen verlieren nicht ihre Persönlichkeits-Identität oder ihre Übereinstimmung mit Brahman, selbst wenn sie sich von einem zum anderen Körper bewegen, denn selbst während des Ex- und Inkarnationsprozesses verweilen sie aufgrund der Erkenntnis, die sie erreicht haben, ungetäuscht. Ihre Erfahrungen basieren auf dem Wahrheits-Bewusstsein und sind lediglich die letzten Spuren der Objektivität vor dem Eintauchen in Brahman.

Die Seele erreicht Karya-Brahman oder Parameshvara, der selbst die Dreieinigkeit von Brahma, Vishnu und Shiva transzendiert. Dieser große Herr des Universums wird Parama-Purusha genannt. ER ist das Absolute Individuum, die als Höchster Brahman Ursache für die Entstehung, Aufrechterhaltung und Auflösung des Universums offenbart ist. Die Upanishaden erklären ausdrücklich, dass derjenige, der durch selbstlose Meditation und Wissen diese Höchste Ursache erreicht, nicht mehr auf die sterbliche Ebene zurückkehrt, sondern sich weiter zur Absoluten Wirklichkeit hinbewegt. Die Mundaka Upanishad sagt, dass die Weisen in der Welt Brahmas (Schöpfer-Gott) über den Tod hinaus, am Ende der Zeiten, befreit sind. Jene, die die Welt des Karya-Brahman erreichen, verweilen dort bis zur Auflösung des Universums und erfreuen sich der Wirkungen ihrer 'Satyakamas' und 'Satyasankalpas', das heißt den Früchten ihrer, auf der Wahrheit beruhenden Wünsche und Absichten. Was immer sie sich dort wünschen, entsteht dann sofort, da sie sich in Harmonie mit dem Universalen Sein befinden. Sie erfreuen sich der Höchsten Nähe zur Wonne des Herrn des Universums. Ihre Wünsche unterscheiden sich von denen der Sterblichen (im Kreislauf) des Samsara', da deren Wünsche wie Flammen krankhafter Leidenschaften sind, die auf der Unwahrheit beruhen, die aus intensiver Selbstsucht und Egoismus heraus entstehen und die meist im Widerstreit zu den anderen Individuen des Universums sich befinden, wohingegen die zuerst erwähnten Wünsche absolut wahrheitsstrebend und auf das Gesetz des Universalen Gottes abgestimmt sind, trotz der von ihnen dort aufrechterhaltenen Individualität. Praktisch ist der Wunsch einer befreiten Seele kein Wunsch im allgemeinen Sinne, da er nicht die Wirkung von Avidya (Mischung aus getäuschter Leidenschaft und Dunkelheit), sondern von Maya (Schleier vor dem Licht der Wahrheit und Erkenntnis) ist. Der Wunsch einer befreiten Seele kann nicht im Widerspruch zu dem Wunsch einer anderen befreiten Seele stehen, da sie alle mit dem Einen Gott zusammenwirken; ganz im Gegensatz zu den Wünschen eines Menschen, die sich meistens gegen andere Individuen richten, da diese, - aufgrund der abgespaltenen Egos, deren Ursprung die Dunkelheit der Unwissenheit ist -, alle verstreut und voneinander abgeschnitten sind. Die befreiten Seelen denken und arbeiten durch den Höheren Spirituellen Gedanken und nicht durch den des Verstandes- und die Sinnesorgane der niederen Natur. Sie atmen das Universelle Leben und existieren als Teilhaber an den Freuden des Herrn des Universums. Sie besitzen die nicht endende Unmittelbarkeit des Bewusstseins von allem, eine Bewusstheit von den innersten objektiven Essenzen des vollständigen Universums. Ihre Erfahrungen sind zweifellos objektiv, da sie nicht mit dem Absoluten identisch sind, doch können sie anhand von Selbstidentifikation mit allem und zu jeder Zeit ein umfassendes Wissen vom Universum haben, obwohl sich dieses Wissen von dem gleichzeitig bestehenden Kosmischen Bewusstsein Gottes oder Ishvaras unterscheidet. Sie sind dem Sein Gottes nicht entgegengesetzt, sondern arbeiten wie Gott arbeitet, leben wie Gott lebt und wollen wie Gott will, obgleich dies alles ganz spontan geschieht. Sie sind die spielerischen Formen des Absoluten Selbst. Sie wünschen nichts und sind mit sich selbst zufrieden. Sie sehnen sich nicht nach einem zweiten Wesen neben sich, vielmehr verlangen sie einzig nur nach Sich Selbst. Selbst wenn sie sich der Objekte des Universums erfreuen, dann geschieht dies mit einem allumfassenden Einheitsbewusstsein. Sie sind wie verschiedene Kreise mit einem gemeinsamen Zentrum und gleichlangen Radien innerhalb des Großen Kreises des Unendlichen. Die Unterschiede zwischen diesen Seelen sind dem Unendlichen nicht abträglich, da sie völlig auf ES abgestimmt sind. Trotzdem können selbst Wahrheitswille und Freuden mit dem Bewusstsein der Identität von Dingen nicht als die Höchste Befreiung, sprich Brahmanubhava, herangenommen werden.

Es heißt, dass diese Seelen sich aller Kräfte außer denen der universalen Schöpfung, Erhaltung und Auflösung, die allein zu Gott gehören, erfreuen, und dass Handlungskonflikte dann entstehen könnten, wenn alle mit derselben Kraft ausgestattet wären. Diese Erklärung ist nur verständlich, wenn das Verhältnis zwischen Gott und den befreiten Seelen nicht auf Identität, sondern auf Unterscheidung beruht. Wenn Befreiung das Höchste Wissen von Gott ist, dann kann das Leben in derselben Welt Gottes, das Leben in der Nähe Gottes oder die ähnliche Form Gottes zu haben und trotzdem verschieden von Gott zu sein, nur ein geringerer Zustand als der der Befreiung sein, denn Gott ist nicht eins von vielen Individuen, kein Samsari (im Kreislauf befindlich), sondern das einzig bestehende Absolute Individuum. Mit IHM in irgendeiner Beziehung zu sein, heißt IHN zu kennen, und IHN zu kennen, bedeutet Eins mit IHM zu sein und folglich keine Dualität wahrnehmen zu können. Das Wissen von Gott oder Ishvara, welches diese Seelen im Brahmaloka auf dem Weg des Krama-Mukti haben, ist lediglich eine Annäherung an das Ishvara-Bewusstsein, jedoch nicht identisch mit diesem. Deshalb sind diese Seelen weder allmächtig noch allwissend, obwohl sie volle Freiheit genießen, - soweit dies die Freuden anbelangt, die sie innerhalb ihrer Kreise genießen. Wenn alle Seelen eins sind mit Ishvara, dann entsteht nicht die Frage nach dem Konflikt, der ansonsten zwischen den befreiten Seelen, die mit der Kraft der Schöpfung, Erhaltung und Auflösung ausgestattet sind, auftauchen könnte. Mit derselben Kraft und dem Wissen Gottes ausgerüstet zu sein, heißt, unterschiedslos eine Einzige Gesamtheit namens Gott zu formen. Und da keine zwei Individuen das identische Wissen haben können, ohne dadurch selbst ihre verschiedenen (individuellen) Formen aufzulösen, um ein einziges Sein zu sein, werden wir zu der Annahme geführt, dass es einen Unterschied in der Erfahrung zwischen diesen Seelen gibt. Weiterhin ist der Aussage, dass die befreiten Seelen erst am Ende des Universums die Absolutheits-Erfahrung erreichen, zu entnehmen, dass sie die Absolutheit solange nicht erfahren können, solange Ishvara als ein Selbst-Bewusstes Wesen existiert, was wiederum bedeutet, dass sie noch immer eine objektive Erfahrung machen, die nicht identisch mit Ishvara ist. Andererseits gibt es keinen Grund, warum sie ihre Individualitäten bis zur Auflösung des Universums aufrechterhalten sollten. Die richtige Sichtweise scheint jedoch die zu sein, dass all jene, die durch Positive, Qualitative Konzepte auf das Absolute Individuum meditieren, in IHM ruhen, wobei ER am Ende der Zeiten Seinen Raum-Zeit-Universum-Körper und Sich Selbst in der Bewussten Kraft des Absoluten, die nicht verschieden vom Absoluten ist, auflöst. Diese relativ befreiten Seelen haben ihre Individualitäten hier noch nicht aufgelöst, sondern leben in der Welt Ishvaras, das heißt, Ishvara wird nicht direkt von ihnen erfahren, sondern als ein 'objektiv bewusstes' Universum, von dem sie integrale Aspekte sind. Diese Selbst-Auflösung Gottes ähnelt in einigen Beziehungen dem Tiefschlaf des weltlichen Individuums, das ebenso am Ende des Tages sein Körper-Be­wusst­sein aufhebt und sich in die Unbewusste Kraft, die Atman zugrunde liegt und Atman übergestülpt ist, auflöst. Der Unterschied zwischen den beiden Auflösungen ist im Falle Gottes, dass es kein weiteres Drängen zurück zum Universums-Bewusstsein gibt und auch keinen späteren Traum- und Wachzustand, sondern die Erfahrung des Absoluten, wohingegen im Fall des weltlichen Individuums der Drang zurück zum Körperbewusstsein zum nachfolgenden Traum- und Wachzustand führt und nicht zur Selbst-Erfahrung. Kama (Wunsch) und Karma (Handlung) sind aufgrund von Avidya (Un­wis­senheit) im Individuum. In Gott jedoch ist allein Vidya (Wissen), Universales Bewusstsein oder Absolutes Selbst-Bewusstsein und daher kein begleitendes Kama und Karma, welche die Ursachen des objektiven Vielheits-Bewusstseins und der Handlungen sind.

Wunsch und Handlung im Individuum sind der Ausfluss der dunklen Unwissenheit. In Vidya, dem Licht des Wissens kommen diese Dinge nicht vor. Die Seelen, die in der Welt Ishvaras oder dem Absoluten Individuum sich befinden, erfahren ES in Abhängigkeit zu ihren eigenen Persönlichkeiten, die aus derselben Substanz bestehen, als eine Intelligenz-Welt des Shiddha-Sattva (Reinste Reinheit). Es wird gesagt, dass die Seele auf dem Weg über die Sonne zu Gott gelangt (Mund. Upanishad, I.2.11), um schließlich das Absolute zu erreichen. Das scheinbare Problem der Möglichkeit einer vielfachen Herrschaft von befreiten Seelen resultiert einzig aus der Möglichkeit der Existenz vieler Absolutheiten und Ewigkeiten. Wo Individualität ist, ist keine Allwissenheit oder Allmacht, doch wo diese vorherrschen, hat Individualität keinen Platz. Wenn wir für diejenigen Sätze empfänglich sind, die uns erklären, dass die befreiten Seelen "lachend herumgehen, spielen, sich mit Frauen, Fahrzeugen und Freunden vergnügen, sich dabei des Körperanhängsels nicht erinnern" (Chh. Upanishad, VIII. 12.3), dann können wir daraus nur die Überzeugung gewinnen, dass es sich dabei nicht um das Absolute Bewusstsein oder um den Zustand des Jivanmukta handeln kann, der geheimnisvolle und unverständliche Dinge tut, und der, obwohl ohne Körperbewusstsein, aufgrund einer schwachen Spur von (noch) vorhandenem Egoismus, - der keine Verbindung zum Spirituellen Bewusstsein hat-, dennoch seinen Körper beseelt. Hier handelt es sich um den restlichen Anteil seines Prarabdha-Karma (gegenwärtiges Karma), das dem Wissen nicht abträglich ist. Der Zustand des Jivanmukta hat keine Verbindung mit dem physischen Körper; es ist ein Bewusstseinszustand, der auch noch erfahren werden kann, wenn der physische Körper abgefallen ist, - also auch noch in Brahmaloka. Der Jivanmukta mit seinem physischen Körper in dieser physischen Welt, ist in seinem Bewusstsein in Brahmaloka, obwohl der Körper in dieser Welt weilt. Diejenigen, die in dieser Welt kein Jivanmukta erreicht haben und unmittelbar nach der Beendigung des Prana-Flusses (Lebensatem) innerhalb des gegenwärtigen physischen Körpers nicht auf Sadyo-Mukti vorbereitet sind, erreichen diesen Zustand nach dem Tod des physischen Körpers durch Krama-Mukti (fortschreitende Befreiung). Dies verdeut­licht, dass ein Videha-Mukti niemand ist, der in Brahma-Loka existiert, sondern der mit dem Absoluten verschmolzen ist. Ansonsten müssen wir eine theoretische Unterscheidung machen zwischen zwei Definitionen des Videha-Mukti:

(1) derjenige, der eine Individualität entweder in einer niederen übermenschlichen Erfahrung oder in Brahma-Loka hat, und der sich am Rande der Absolutuheits-Erfahrung im sich erschöpfenden Prarabdha-Karma bewegt, welches die Ursache seiner übermenschlichen Erfahrung und der Erfahrung in Brahma-Loka ist (dem Aufstieg aus dem Zustand, der das 'Erwachen Brahmas' oder 'Hiranyagarbhas' (Kosmische Intelligenz) genannt wird), und
(2) derjenige, der tatsächlich in Brahman eingetaucht ist. In Brahmaloka ist die Seele wie ein perfekter Jivanmukta dieser Welt und all ihre Handlungen sind spontane Äußerungen der reinen Satsankalpas im Gegensatz zu den bewussten Willensäußerungen, wie sie aus einer bedachten egoistischen Persönlichkeit geboren werden. Wenn wir den Anforderungen an den Jivanmukti gerecht werden wollen, müssen wir bedenken, dass selbst die Satyakamas und Satyasankalpas, das heißt die Wünsche und Willensäußerungen, die auf der Wahrheit beruhen, in der befreiten Seele des Brahmaloka nicht wirkliche bewusste Handlungen, sondern spontane Ausflüsse der gegebenen Handlungsmomente sind, wie sie früher im Aufstieg zur Selbsterkenntnis ausgeführt worden sind und in diesem Prozess nicht hinderlich waren. Sollten wir jedoch denken, dass die Handlungen der Seelen in Brahmaloka bewusst und überlegen ausgerichtete Handlungen sind, dann hätte dies zur Folge, dass diese Seelen nicht so entwickelt sind wie ein Jivanmukta der kein Identitätsbewusstsein mehr hat. Das Prarabdha (auslaufendes Karma) im Jivanmukta wird nicht durch dessen Bewusstsein erfahren; es existiert lediglich für die unwissenden Jivas (Ein­zel­seelen), die die körperliche Existenz oder die Bewegungen seines Körpers wahrnehmen.

Es gibt eine Passage Chh.Upanishad, VIII,14), in welcher über den Eintritt der Seele in die Wohnstatt und Empfangshalle Prajapatis (anderer Name für Brahma) gesprochen wird. Die von der Seele erfahrene Freude im Gottes-Bewusstsein kommt in glühenden Worten zum Ausdruck. Die Taittiriyopanishad (II.1.) sagt, dass sich der Kenner Brahmans im Brahman-Bewusstsein gleichzeitig all dessen erfreut, nach dem er verlangt. Die Schwierigkeit, die oft unser Verständnis von der exakten Natur der verschiedenen Ebenen im Prozess der fortschreitenden Befreiung behindert, nimmt durch die Tatsache noch zu, dass sich die Upanishaden kaum darüber auslassen, sondern Freude daran finden, Andeutungen über die Unsterblichkeit zu machen, - selbst in Bezug auf einen Zustand, bei dem wir sehr zögerlich sein müssen, ihn als den Höchsten anzusehen, wenn wir überhaupt in unserer Verständnis- und Urteilsfindung irgendeine Vernunft anwenden wollen. Oftmals ist es schwierig zu erkennen, ob die Upanishaden eine metaphorische Erklärung über die Erfahrung des Absoluten, oder ob Sie eine wirkliche Beschreibung von jemandem im Brahma-Loka-Zustand, der sich auf dem Weg zu Krama-Mukti befindet, abgeben. Die im Absolutheits-Bewusstsein vorherrschende, unverzügliche Freude muss als ein Hinweis auf Ishvara Selbst gedeutet werden, denn in Brahma-Loka kann jemand nicht die gleichzeitige Erfahrung der gesamten Existenz haben; es sei denn, es handelt sich um einen freudevollen Ausbruch des Brahmanubhava (Höchste Befreiung).

Eine Sache ist zumindest wahr, nämlich, dass das Kriterium für die Befreiung darin liegt, dass

"Im Gotteswissen ein Abfallen aller Fesseln erfolgt, alles Leid aufgelöst wird, Geburt und Tod ihr Ende finden, die Individualität (oder die körperliche Natur) zerbricht, Universale Herrschaft und Absolutheit erwächst und alle Wünsche befriedigt sind."

-Svet. Upanishad, I.11.

Wir können mit unserem Intellekt nicht verstehen, warum noch Wünsche und Freuden vorhanden sein können, wenn jedes Verlangen befriedigt worden ist. Es heißt, dass dies "einfach das LILA" oder Spiel des Göttlichen ist, was keine (intellektuell befriedigende) Erklärung des Geheimnisses ist, sondern eher ein Eingeständnis dessen, dass der Mensch Gottes Wege nicht kennen kann. Für uns bedeutet der geringste Wunsch oder die geringste Handlung, wie universal diese auch sein mögen, einen Zustand unterhalb des Höchsten Sein. Es ist klar, dass sich all die verschiedenen Verlautbarungen bezüglich der unterschiedlichen Erfahrungen, - von denen gesagt wird, dass sie die befreite Seele hat -, auf eine objektive Erfahrung beziehen muss, die sie in den einen oder anderen der drei Zustände des Virat, Hiranyagarbha und Ishvara, oder aber in die Verwirklichung Brahmans Selbst einführt. Die Upanishaden benutzen das Wort 'Brahman' jedoch, um auf irgendeinen dieser vier (Zustände) hinzuweisen, und das ist auch der Grund dafür, warum es uns nicht gestattet wird, eine angemessenes Wissen über das, was sie tatsächlich als die endgültigen Stufen der Wahrheits-Verwirklichung definieren, zu haben. Es erscheint uns zumindest so, als würde es sich um vier Hauptschwellen handeln, die es zu überschreiten gilt:

das Universelle, objektive Vielfalts-Bewusstsein
das Universelle, subjektive Vielfalts-Bewusstsein
das Universelle Selbst-Bewusstsein
die Transzendentale Erfahrung

Die Mandukyopanishad bezeugt die Existenz dieser vier Zustände. Die ersten drei Erfahrungen sind relativ und scheinen nur solange zu existieren, solange jemand als Erfahrender mit einer Spur von räumlicher Vorstellung im Universalen verweilt. Jenseits einer dualen Position kann es keinen logischen Beweis für die Existenz dieser drei objektiven Zustände geben. Wie ein späterer Vedantin (Vedanta-Schüler) sagte:

"Jene uneinsichtigen Menschen, die unfähig dazu sind, den Unbedingten Ewigen Brahman zu verwirklichen, zeigen Leidenschaft in der Beschreibung des Qualifizierten Brahman'. Wenn deren Denkorgan durch die Meditationen auf den Qualifizierten Brahman, - das Eine Sein - , von allen Begrenzungen befreit wird, offenbart ER Sich Selbst."

© Divine Life Society

Siehe auch

Literatur

Seminare

Jnana Yoga, Philosophie

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