Die Verwirklichung des Absoluten - Kapitel 5 - Der Prozess der Wahrheitsverwirklichung: Unterschied zwischen den Versionen

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Diese Eine Substanz ist das Höchste Wesen, - Gott - , das Objekt der andächtigen Meditation. Liebe zu den Objekten des Samsara hat einen selbstsüchtigen Ursprung, wodurch sie zur Fessel wird, die das Selbst an Geburt, Leben und Tod innerhalb einer vorübergehenden Existenz bindet. Die Liebe zu Gott ist ein wahrhaftiges Selbst-Opfer, das dem Universellen dargebracht wird und das erlösend auf das phänomenale Bewusstsein wirkt. Die Liebe zum Universalen Wesen ist der Höhepunkt der Liebe. Das Ego kann sich (auf Dauer) nicht selbst behaupten, denn Gott ist überall. Das Geistorgan kann sich nicht in verschiedene Gedankenbewegungen aufteilen, da es letztlich kein anderes Objekt als Gott gibt. Wo immer es sich hinbewegt, fühlt es die Gegenwart des Einen Wesens. Die gesamte Welt ist bedeckt von der Herrlichkeit Gottes. ER, der höchst Machtvolle und Weise, durchdringt auf einen Streich die Erde und den Himmel. Das Denkorgan, das nicht mit sinnlicher Nahrung gefüttert wird, stirbt von selbst, so dass das Selbst Gott, die Vollendung aller Wünsche und Bestrebungen erreicht.
Diese Eine Substanz ist das Höchste Wesen, - Gott - , das Objekt der andächtigen Meditation. Liebe zu den Objekten des Samsara hat einen selbstsüchtigen Ursprung, wodurch sie zur Fessel wird, die das Selbst an Geburt, Leben und Tod innerhalb einer vorübergehenden Existenz bindet. Die Liebe zu Gott ist ein wahrhaftiges Selbst-Opfer, das dem Universellen dargebracht wird und das erlösend auf das phänomenale Bewusstsein wirkt. Die Liebe zum Universalen Wesen ist der Höhepunkt der Liebe. Das Ego kann sich (auf Dauer) nicht selbst behaupten, denn Gott ist überall. Das Geistorgan kann sich nicht in verschiedene Gedankenbewegungen aufteilen, da es letztlich kein anderes Objekt als Gott gibt. Wo immer es sich hinbewegt, fühlt es die Gegenwart des Einen Wesens. Die gesamte Welt ist bedeckt von der Herrlichkeit Gottes. ER, der höchst Machtvolle und Weise, durchdringt auf einen Streich die Erde und den Himmel. Das Denkorgan, das nicht mit sinnlicher Nahrung gefüttert wird, stirbt von selbst, so dass das Selbst Gott, die Vollendung aller Wünsche und Bestrebungen erreicht.
=== Der Umstand andächtiger Meditation ===
Meditation sollte sitzend in einem Asana, vorzugsweise im sog. Padmasana praktiziert werden, wobei entweder die Finger das Chinmudra formen und die Arme dabei, geradeaus gestreckt, die Knie berühren oder aber die geöffneten Handflächen bei angewinkelten Armen noch oben zeigen und übereinandergelegt zwischen den beiden Fersen (im PADMASANA ) liegen sollten. Obwohl es für die Praxis des JNANA-YOGA keinerlei Beschränkungen hinsichtlich der jeweiligen Stellung gibt, ist es hilfreich, zu Beginn der MEDITATION oder von MANANA (Reflexion) und NIDIDHYASANA (Eintauchen in den Gegenstand der Reflexion) im PADMASANA zu sitzen. Die MEDITATIONS-Praxis sollte bis zum physischen Tod oder bis zum Aufsteigen der SELBST-ERKENNTNIS fortgesetzt werden. Am Anfang ist es ratsam, sich einen geeigneten Platz und die notwendige Zeit für die MEDITATION auszusuchen, und zwar in dem Ausmaß, wie dies den psychologischen Faktoren, die die MEDITATION unterstützen, dienlich ist. Wenn der SADHAKA jedoch fest verankert ist in der MEDITATION, kann diesedurch bloßen Rückzug des Denkorganes vom Bewußtsein der Äußerlichkeiten zu jeder Zeit und an jedem Ort praktiziert werden.
Erfahrungsbedingte Vernunft ist nicht in der Lage, in geeigneter Weise über ihre eigene Unabhängigkeit nachzudenken. Es geschieht nicht immer, daß der analytische Intellekt von der richtigen Erfahrung geleitet wird, und solange dies der Fall ist, passiert es häufig, daß man am Rande der Grube wandelnd, in Selbstbetrug und Täuschung verfällt. Allein ein sorgfältig bewachter Intellekt kann die Fackel der korrekten Unterscheidung halten, um den Pfad zum HÖHEREN BEWUSSTSEIN sicher ausleuchten und fortsetzen zu können. Der Glaube scheint die unbeholfene Vernunft zu transzendieren. Der Glaube kann direkt an der, in den SHRUTIS (Heiligen Schriften) verkündeten WAHRHEIT festhalten, während die theoretische Vernunft dies, - ohne das Durchschreiten der niederen Phänomene in Form von wissenschaftlichen Erklärungen darüber, was stets durch den Intellekt gefordert wird -, nicht kann.  Der Intellekt will selbst Täuschung und Phantasie verstehen. Der formalistische Intellekt ist wie ein ungezogenes Kind, das nicht auf die Worte der Älteren hören will. Er wünscht immer selbständig zu sein. Doch diese Autonomie bestrebte Haltung ist nicht immer erfolgreich, zumal, wenn es sich um Dinge handelt, die zu den übersinnlichen und transempirischen Bereichen gehören. Vernunft, die sich gegen die angenommene Tradition der intuitiven Offenbarungen der SHRUTIS wendet, muß abgelehnt werden, - wie gerecht solch eine Vernunft auch erscheinen mag! Vernunft ist dazu gedacht, den Glauben, den wir in die Erklärungen der Heiligen Schriften haben, zu stärken. Wenn die philosophische Untersuchung zu einer anderen Schlußfolgerung kommt, die diesen Offenbarungen der Schriften nicht entsprechen, kann man durchaus davon ausgehen, von irgendwelchen Schatten in die Irre geführt worden zu sein. Ausgenommen von jener seltenen HÖHEREN UND REINEN VERNUNFT, die unabhängig über der Ursache und den Kategorien (von Raum und Zeit) angesiedelt ist, liegt selbst in der sogenannten Vernunftmäßigkeit, mit der der Mensch in der Welt im allgemeinen ausgestattet ist, ein verstecktes Element des Glaubens, der Hingabe und der Unterwerfung gegenüber den, - durch 'Beziehungen', die zu Erfahrungen im Individuum führten -, hervorgebrachten eigenen Überzeugungen und Ansichten. Die niedere logische Vernunftmäßigkeit wird nicht durch die REINE UNABHÄNGIGE VERNUNFT, sondern durch die instinktive Erfahrung kontrolliert, die wiederum untrennbar von der Kausalkette und den Kategorien ist, die den Lebensgrund des Individuums formen. Vernunftmäßigkeit geht von Erfahrungen aus, die ihrerseits nicht als vernünftig zu bezeichnen sind. Sinnliche Wahrnehmung formt die Basis der 'relativen' Vernunftmäßigkeit und der Logik, welche in Begriffen der Ursache-Wirkung-Beziehung argumentieren. Die Gültigkeit dieser Art von Wahrnehmung kann nicht durch die Vernunft begründet werden. Wahrhaftig, unsere Sinneserfahrungen halten uns jederzeit zum Narren, wobei wir noch stolz darauf sind, diesen Täuschungen nachzulaufen. Unsere gestrigen wohldurchdachten Tatsachen und Überzeugungen werden durch die heutigen widerlegt und die heutigen durch diejenigen von morgen. Wo ist dann die Gewißheit, daß das, was wir intellektuell annehmen und instinktiv glauben, nicht ein Irrtum des verdrehten Geistorganes ist? Das, mit großem Aufwand an Ernsthaftigkeit und wirklichem Eifer vollzogene, intellektuelle und sorgfältige Durchsieben der empirischen Kategorien ist in sich selbst Beweis genug dafür, wie der Intellekt und der Instinkt uns täuschen, indem sie uns etwas lieben und tiefes Interesse an etwas haben lassen, was in einer HÖHEREN und WAHREN EWIGEN ERFAHRUNG vollständig widerlegt und verneint wird. Der GLAUBE in das IDEAL, wie es durch die intuitive Eingebung, - den SHRUTIS -, empfangen wurde, scheint die einzige Zufluchtsstätte für das Individuum zu sein, das das HÖHERE LICHT nicht direkt erschauen kann. Die GNADE des HÖCHSTEN WESENS wird herabsteigen und ...
"Derjenige, der vom persönlichen Willen befreit ist, wird IHN erschauen und frei von allen Sorgen sein, - durch die GNADE des SCHÖPFERS wird er die Herrlichkeit des SELBST erschauen."
-KATHA UPANISHAD, II.20.
SHRI Shankaracharya erläutert den letzten Teil des MANTRAS folgendermaßen: "Wer wunschlos ist, d.h., wessen Intellekt keine äußeren Objekte, - zu sehende gleichermaßen wie nicht zu sehende - , mehr wahrnimmt, und in wem, wenn er in diesem Zustand ist, die DHATUS (Elemente/Lebenskraft) oder die Organe wie Verstand usw., die den Körper aufrechterhalten, befriedet sind, - derjenige erblickt, aufgrund des durch diese DHATUS erreichten Friedens, die Herrlichkeit des SELBST, welches frei ist von Veränderungen, die von KARMAS (Handlungen) hervorgerufen werden und erkennt direkt 'ICH BIN DAS', frei werdend von allen Sorgen."
Die angeborene Natur aller vereinzelter Wesen beruht in der Liebe zu einem äußeren Wesen. Ein Individuum kann nicht leben, ohne irgend etwas oder irgendeinen Zustand das es bzw. der es nicht selbst ist, zu lieben. Die Liebe zu äußeren Dingen ist ein unwillkürlicher innerer Drang, der, um die Kluft im eigenen Wesen aufzufüllen, die Vereinigung mit allem (außerhalb) sucht, um dadurch zur WAHRHEITS-ERFAHRUNG zu finden. Doch dies ist ein nutzloser Versuch, da die EINE WAHRHEIT nicht durch objektiven Kontakt, gleich welcher Art, erfahren werden kann. Der Mensch ist mit einer Art 'objektiver Neigung' bestraft. "Der SCHÖPFER legte die Sinne mit nach außen gerichteter Handlungsweise an" (KATHA UPANISHAD, IV.1), und diese KOSMISCHE BEWEGUNG wird in allen Individuen, ihrer ungeachtet, empfunden. Allein der Denkapparat ist das wahre Sinnesorgan aller Wahrnehmungen, und seine Freude beruht daher im objektiven Streben. 
Unsere Torheit beruht darin, diesem Denkapparat (bzw. Geistorgan) zu erlauben, in alle Richtungen zu eilen. Die zerstreuten Strahlen des Geistorganes sind an zahllosen Objekten des Universums interessiert, - sowohl den sicht- als auch den hörbaren. Die dem Geistorgan innewohnende KRAFT offenbart Sich Selbst nur dann, wenn Sie in das Objekt namens 'UNENDLICHKEIT' zentriert wird. Es ist der, durch eine Linse fallende, konzentrierte Sonnenstrahl, der die im Brennpunkt vereinigten Dinge verbrennen läßt und weniger die Strahlen, die in alle Richtungen verstreut sind. Das Geistorgan sollte auf die EINE SUBSTANZ konzentriert sein, die nicht im Raum angesiedelt ist, sondern die gesamte Existenz ausfüllt. Diese EINE SUBSTANZ ist das HÖCHSTE WESEN, - GOTT - , das Objekt der andächtigen MEDITATION. Liebe zu den Objekten des SAMSARA hat einen selbstsüchtigen Ursprung, wodurch sie zur Fessel wird, die das Selbst an Geburt, Leben und Tod innerhalb einer vorübergehenden Existenz bindet. Die Liebe zu GOTT ist ein wahrhaftiges Selbst-Opfer, das dem UNIVERSELLEN dargebracht wird und das erlösend auf das phänomenale Bewußtsein wirkt. Die Liebe zum UNIVERSALEN WESEN ist der HÖHEPUNKT der LIEBE. Das Ego kann sich (auf Dauer) nicht selbst behaupten, denn GOTT ist überall. Das Geistorgan kann sich nicht in verschiedene Gedankenbewegungen aufteilen, da es letztlich kein anderes Objekt als GOTT gibt. Wo immer es sich hinbewegt, fühlt es die Gegenwart des EINEN WESENS. Die gesamte Welt ist bedeckt von der Herrlichkeit GOTTES. ER, der höchst Machtvolle und Weise, durchdringt auf einen Streich die Erde und den Himmel. Das Denkorgan, das nicht mit sinnlicher Nahrung gefüttert wird, stirbt von selbst, so daß das Selbst GOTT, die VOLLENDUNG aller Wünsche und Bestrebungen erreicht.
"ER ist das letztendliche ZIEL, von DEM sie (die Seelen) nicht zurückkehren; ER ist der Endpunkt (des SAMSARA )."
-PRASH.UPANISHAD, I.10.
Dies ist das Selbst-Ertränken im WAHRHEITS-BEWUSSTSEIN. Dies ist das Eintauchen ins MEER der WONNE. Dies ist das Baden im SEE des AMBROSIA. Dies ist das tiefe Trinken der UNSTERBLICHEN ESSENZ.
MEDITATION auf das EWIGE WESEN ist die Höchste Liebesform. Durch den Umstand, daß das Universum als eine stufenweise Verkörperung des GEISTES erscheint, ist der Glaube in die Stufen der WAHRHEIT und der WIRKLICHKEIT notwendig. Auf ein vollständig transzendentes, mit dem Meditierenden Unverbundenes SEIN zu meditieren, ist unmöglich, da eine anfängliche Verneinung der Dualität eine Hemmung der Denkfähigkeit und somit einen trägen Zustand hervorbringt, der sich frustrierend auf den meditativen Prozeß auswirkt. MEDITATION beginnt in der Dualität und endet in der EINHEIT; sie beginnt mit der Anbetung GOTTES und mündet in das SEIN GOTTES.
Die PURUSHA-SHUKTA der RIG-VEDA beschreibt eine der größten Visionen des HÖCHSTEN WESENS (RIGVEDA, X.90), welches das Höchste Formhafte Objekt der spirituellen MEDITATION ist und in der VISHNU-SHUKTA folgendermaßen zum Ausdruck kommt: 
"Wie das Auge sich in den Raum ausbreitet (und die Ausdehnung sieht), so schaut der Weise immer DAS, - VISHNUS HÖCHSTEN ZUSTAND. Die weisen BRAHMANEN, die stets spirituell erwacht sind, singen davon in unterschiedlicher Weise und erleuchten DAS, - den HÖCHSTEN ZUSTAND VISHNUS."
-RIGVEDA, I.22. 20,21.
Eine spätere, diese RIGVEDA-Verse erwähnende UPANISHAD (SKANDA) sagt, "dies ist die Lehre der VEDAS zum Erwerb der BEFREIUNG, und dies ist die geheime Lehre." Viele andere kleinere UPANISHADEN führen diese Verse als Zusammenfassung ihrer Belehrungen am Ende auf; und ebenso finden sie als Schlußakkord vieler Vedischer Hymnen Verwendung. Die oben zitierte und die berühmte PURUSHA-Hymne mit der NASADIYA-SHUKTA sind sozusagen die Summe und Substanz der VEDISCHEN VISIONEN vom HÖCHSTEN WESEN, ausgestattet mit den besten konzeptionellen Qualitäten und auf die Stufe der VOLLKOMMENHEIT emporgehoben. Eine der Methoden, auf das HÖCHSTE WESEN zu meditieren, geschieht durch den Rückzugsprozeß aller Wirkungen in die HÖCHSTE URSACHE. Die ERDE wird durch WASSER aufgelöst; das WASSER wird durch FEUER ausgetrocknet; das FEUER erlischt durch die LUFT; die LUFT wird im RAUM (Äther) absorbiert; der RAUM verliert sich im VIRAT-PURUSHA oder dem GOTT des Universums. Selbst dieser PURUSHA ist ein Ausdruck der Kosmischen Feinstofflichen ENERGIE, die wiederum ein Ausdruck des KOSMISCHEN GEISTES ist. Der KOSMISCHE GEIST verschmilzt in der KOSMISCHEN INTELLIGENZ, die wiederum in das UNMANIFESTIERTE, - jene Unbeschreibliche, Uranfängliche NATUR, genannt MULA-PRAKRITI, die Undifferenzierte Transzendentale KRAFT der OBJEKTIVITÄT -, eintaucht. Das Überschreiten dieses letzten Kausalzustandes enthüllt das REINE SEIN-BEWUSSTSEIN und somit das ABSOLUTE, - BRAHMAN. Diese Meditationspraxis zeichnet sich unter Aufbietung einer unaufhörlichen und ernsthaften Beständigkeit durch eine fortschreitende Transzendenz der niederen Stadien und dem Versuch, andauernd in einem tieferen und weiteren Bewußtsein zu verweilen, aus. Jedes menschliche Wesen hat die Fähigkeit dies zu vollbringen, doch hängt der Erfolg weitgehend davon ab, inwieweit sich jemand damit zufrieden geben kann, daß dies seine einzige Pflicht im Leben ist.
Es dürfte nicht verkehrt sein, an dieser Stelle die Essenz dessen, was PATANJALI (ind. Philosoph) über YOGA (Einheit mit GOTT) gesagt hat, verdichtet anzumerken:

Version vom 6. Mai 2022, 13:07 Uhr

Swami Krishnananda beim Arati

Die Verwirklichung des Absoluten - Kapitel 5 - Der Prozess der Wahrheitsverwirklichung

Die Verwirklichung des Absoluten - Kapitel 5 - Der Prozess der Wahrheitsverwirklichung

Die Methode der reinen Erkenntnis

Die philosophische Untersuchung und das angeborene Verlangen des Herzens stimmen darin überein, dass der eine absolute Brahman die alleinige Wirklichkeit ist. Wenn Brahman die Wahrheit ist, dann können alle äußeren Formen der Erfahrung nur Erscheinungen sein. Brahman ist kein zu erreichendes Objekt, das im Raum angesiedelt ist, denn ES ist das Selbst und kein äußeres Sein, das als zweites neben dem Selbst existiert. ES ist nicht einmal das Objekt der Erkenntnis, denn ES allein ist das ewige Subjekt der Erkenntnis und jeglicher Erkenntnisprozess ist lediglich eine Gedankenbewegung, das heißt eine bloße Erscheinung. Es gibt nichts, was Brahman erkennt, da der Brahman-Erkennende nicht getrennt von IHM sein kann. ES ist kein Objekt der Meditation, denn Meditation ist Gedanke, der in eine duale Funktion verwickelt ist und Brahman ist kein duales Wesen. Brahman wird nicht durch das Denken erreicht.

Brahman ist kein Objekt der Liebe, der Anbetung oder Verehrung, da all diese Dinge relative Kategorien voraussetzen, die der sich verändernden Welt angehören, die wiederum nicht der essentielle Brahman sein kann. Das Wirkliche kann niemals der Gegenstand irgendeiner Spekulation sein. ES kann weder gesehen, gehört, verstanden oder erkannt werden, - auch nicht nach Millionen von Jahren schwerer objektiver Bemühungen in der Raum-Zeit-Welt. Das Absolute transzendiert jede Funktion, jedes Werden und jeden Prozess. ES ist über dem Denken, Fühlen, Wollen, Empfinden, Feststellen, und über Name, Form und Handlung. Ein Individuum kann als Individuum niemals erkennen, was kein Individuum ist. Wir können nicht erkennen, was wir nicht im Kern unserer Herzen sind. All das, was wir erkennen und erfahren, reicht nicht über das hinaus, was wir potentiell oder offenbar sind. Jedes Wesen ist im Käfig seiner eigenen Erfahrung eingesperrt und kann nichts anderes als sich selbst erkennen. Doch 'Erkennen ' und 'Sein ' sind ein und dasselbe und daher können wir ein Ding nicht erkennen, ohne dieses Ding zu sein. Alles, was außerhalb von uns ist, ist eine Reflexion unseres Bewusstseins, und es gibt letztendlich nichts, was nicht unser Bewusstsein ist.


Was immer wir sind, das allein ist alles. In der Bewusstseinswelt des relativen Individuellen ist diese Art der Ausdehnung 'psychologischer', vom Standpunkt des BEWUSSTSEINS Selbst aus 'metaphysischer' Natur. Entsprechend den Handlungsweisen seiner eigenen erkennenden Organe, ist für ein relatives Subjekt die Form, in der ein Objekt erkannt wird, eigentümlich, während die der Form zugrundeliegende Wirklichkeit nicht von den Kategorien beherrscht wird, mittels derer die erkennenden Organe des Subjektes operieren, um die Form zu erkennen. Die Existenz der Person, die wahrgenommen wird, ist weder in den Bedingungen, denen das auf Objekte ausgerichtete Bewusstsein der wahrnehmenden Person unterworfen ist, enthalten, noch wird sie von ihnen beherrscht. Die Welt ist nicht die Schöpfung von irgendeinem besonderen individuellen Denkprozess, obwohl all die Besonderheiten, die das erkennende Subjekt vom erkannten Objekt erhalten hat, genau den Merkmalen entsprechen, die in die Gussform der inneren Organe des erkennenden Subjektes geschüttet worden sind. Obwohl es da eine objektive Wirklichkeit gibt, die durch das Subjekt mittels einer psychologischen Veränderung als 'geformt' erkannt wird, muss es, soweit es das Subjekt betrifft, akzeptiert werden, dass seine Erfahrung auch seine (vermeintliche) Wahrheit darstellt, ob nun äußere Objekte als Wirklichkeiten in sich selbst vorhanden sind oder nicht. Von der Ebene des relativen Subjektes aus gesehen wird deutlich, dass die, vom objektiven Bewusstsein dieses Subjektes untrennbaren Erfahrungen dessen private Bedingungen sind, wobei dennoch von seinem Standpunkt aus gesehen äußere Objekte existieren, da ohne deren Zulassung seine eigenen Erfahrungen keine Erklärung fänden. Wo kein wirkliches Objekt ist, kann auch kein wirkliches Subjekt sein. Der Wirklichkeitsgrad, der durch das Subjekt offenbart wird und der die Existenz des Subjektes beweist, ist in seinem Objekt ebenso gegenwärtig, obwohl diese relative Wirklichkeit des Objektes ausgelöscht sein mag, wenn diese Bedingung, in der das Subjekt das Objekt wahrnimmt, durch eine höhere Erkenntnis mit tieferer Essenz ersetzt wird. Dies ist die individuelle Bedeutung der Abhängigkeit des Objektes vom Subjekt.

Im Bewusstsein hat die gesamte objektive Natur der Welt keinen Bestand, und es existiert auch nicht die geringste Spur von Unwissenheit in Form der Vorstellung einer zweiten Wirklichkeit zum Bewusstsein Selbst. Was immer erkannt wird, ist BEWUSSTSEIN und nichts anderes. Bewusstsein ist das Absolute und folglich kann IHM auch keine objektive Wirklichkeit gegenüberstehen. Obwohl vom Standpunkt des Subjektes aus eine objektive Welt, die der Wirklichkeit des relativen Subjektes entspricht, als existent erkannt wird, - was auch immer der, durch diese objektive Welt offenbarte Wirklichkeitsgrad sein mag, und ungeachtet der Kategorien, in die das Subjekt eingebunden ist, aufgrund derer allein es seine Erfahrung hat -, kann eine solche äußere Welt nicht für das reine Bewusstsein existieren, da ES weder durch das Verstandesorgan noch den Intellekt oder die Sinne erkennt und wahrnimmt, - denn Seine Erfahrung ist Unmittelbar und Nicht-relativ. ES ist Selbst-Erkenntnis und nicht die Erkenntnis eines Objektes oder eines Erfahrungszustandes. Im ABSOLUTEN gibt es weder ein äußeres Bewusstsein, noch einen objektiven psychologischen Prozess und auch keine duale Wirklichkeit. Im Zustand des Individuums gibt es jedoch eine subjektive Erfahrung von einer objektiven Wirklichkeit, die von zweigeteilter Natur ist, nämlich die der Erkenntnis oder der Erfahrung des Subjektes von seinen eigenen Bedingungen und den Bedingungen der äußeren Welt, wobei die äußere Welt unabhängig von den Erfahrungen des Subjektes ist. Diese äußere Welt hat nur für das Individuum einen Wert, nicht aber für das Absolute.

Somit beruht die 'Vorstellung ' von der Natur der Wirklichkeit auf einer Veränderung innerhalb des inneren (erkennenden) Organs, das im Rahmen der Kategorien von Raum, Zeit und Ursächlichkeit arbeitet. In dem Augenblick, wo ein Gedanke diese Kategorien kreuzt, ist es kein (reiner) Gedanke mehr und die erkennende Funktion setzt aus. Solange wir fühlen, dass wir nicht Brahman sind, ist Brahman für uns lediglich das, was wir von IHM denken. Deshalb sind all diese 'Prozesse ', die dazu gedacht sind, uns zur Wahrheits-Verwirklichung zu führen, begrenzt und in sich nicht vollständig.

"Das EWIGE wird nicht durch das Nicht-ewige erreicht"
-Katha Upanishad, II.10. "
So wie jene, die immer wieder über einen verborgenen Goldschatz laufen und ihn nicht finden, weil sie den Ort nicht kennen, genauso gehen täglich diese Wesen zum Aufenthaltsort BRAHMANS und finden IHN nicht; denn wahrlich, sie werden beständig durch das Falsche abgelenkt".
-Chh. Upanishad, VIII.3.2.

Jene, die im Reich der Gedanken leben, können die Tiefen der Wirklichkeit nicht ergründen. Da Gebundenheit aus der bloßen Unwissenheit von einer gegebenen Tatsache resultiert, besteht Befreiung im reinen Wissen von der Wahrheit. Dieses Wissen ist nicht das 'Apara-Vidya' oder das 'geringere Wissen', das mit dem Denkprozess zusammenhängt, sondern 'Para-Vidya', das 'Höhere Wissen', "durch das Das Unzerstörbare Eine erreicht wird", was wiederum gleichbedeutend mit der direkten Nähe des Selbst-Identischen Bewusstseins ist. Reines Wissen ist nicht eine 'Vritti ' (Gedankenbewegung) des 'Manas' (Denkapparat), sondern das 'Svarupa' (die Form) Atmans (des Selbst). ES ist nicht so sehr 'erkennen', sondern 'sein ' und keinesfalls ein 'werden'. Falsches Wissen kann man nicht durch dessen Verehrung und Anbetung beseitigen, - auch nicht durch Meditation auf das falsche Wissen. Das Missverständnis (beim Anblick) des Seiles, das als Schlange angesehen wird, kann nicht durch Meditation auf die Form der Schlange oder über deren Verehrung aufgehoben werden. Unwissenheit, mit Furcht und Schmerz im Gefolge, wird ausschließlich durch Wissen beseitigt. Unter Wissen, das Unmittelbare Befreiung, - 'Sadyo-Mukti'-, verschafft, ist ein von allen Handlungen und Objekten befreites Wissen gemeint. Brahman ist durch keinerlei Mittel, die irgendeinem Zweck dienen, erkennbar. Reines Wissen ist nicht 'Mittel zum Zweck', sondern der Zweck Selbst. ES ist nicht das 'Wissen von etwas', sondern einfach 'Wissen'. In dem Moment, wo Reines Wissen aufsteigt, findet gleichzeitig eine Erleuchtung der Existenz und das plötzliche Verschwinden von Unwissenheit und Fesselung statt.

"Wer IHN alleine kennt, erreicht das UNSTERBLICHE; es gibt keinen anderen Weg"
(Svet. Upanishad, III.8).
WISSEN allein ist 'MOKSHA ' (Befreiung). "Derjenige, der den Höchsten BRAHMAN kennt, wird BRAHMAN"
-Mund. Upanishad, III.2.9.

Wenn jemand wünscht, sich selbst zu erreichen, bedarf dies nicht einer Bewegung hin zu sich selbst oder eines Annäherungsversuches an sich selbst mittels irgendwelcher relativer Funktionen. Sich zu erreichen, heißt, Sich zu erkennen, wobei 'erkennen' nicht ein Mittel ist, um sich selbst zu erreichen; vielmehr ist das 'sich erkennen' identisch mit 'erreichen', was vergleichbar ist mit einem schlafenden Menschen, der aufwacht, sich (als Person) erkennt und somit auch sofort er selbst ist. Im Fall der Erkenntnis von Etwas, das das Wesenhafte von demjenigen ist, der ES zu erkennen versucht, sind Mittel und Zweck identisch. Dieses Wissen ist nicht abhängig von dem erkennenden Subjekt, sondern von der Natur des Objektes namens 'Brahman', das ewig Wirklich ist. Keine Handlung, die in eine objektive Tätigkeit verstrickt ist, kann die zugrundeliegende Unwissenheit beseitigen, da eine solche Handlung der Unwissenheit nicht zuwiderläuft. Unwissenheit kann Unwissenheit nicht beseitigen, wie auch wenig Dunkelheit durch Dunkelheit nicht beseitigt werden kann. Die Methode der reinen Erkenntnis ist der absolute Weg zur Verwirklichung des Absoluten. Hier sind Weg und Ziel dasselbe. Bewusstsein, selbst wenn es im Zustand scheinbarer Begrenzung ist, wird durch das absolute Gesetz Seiner Höheren, Wirklichen Natur beherrscht, die nicht innerhalb der Sphäre individueller Bedürftigkeit angesiedelt ist. Alle Gedanken beruhen notgedrungen auf dem Prinzip der bewussten Integration der Existenz. Das Richten von Gedanken gegen die absolute Notwendigkeit, die, den Vollkommenheits-Regeln der Existenz gemäß, jeden Zustand des individuellen Bewusstseins zur Anpassung an Sich Selbst verlangt, bewirkt Schmerz. Reine Erkenntnis erleuchtet uns, ohne uns dazu aufzufordern, etwas bestimmtes nach dieser Erleuchtung zu tun.

Reine Erkenntnis ist keine Handlung, denn sie ist nicht unabhängig von dem, was es zu erkennen gilt. Selbst 'Shravana' (das Hören der Schriften) 'Manana' (das Reflektieren über das Gehörte) und 'Nididhyasana' (tiefe Meditation über das Gehörte und Reflektierte) sind keine Handlungen im wirklichen Sinne, denn sie setzen die Erkenntnis dessen, was ihr Ziel ist, voraus. Die Natur der Wirklichkeit zu ermitteln, stellt bereits in sich selbst den Beginn des Prozesses der Wahrheits-Verwirklichung dar. Intellekt und Intuition sind nicht gegensätzlich, sondern unterscheiden sich nur im Grad und der Natur ihres Verständnisses von der Wahrheit. Die direkte Erkenntnis der Wirklichkeit ist der Höhepunkt der Erfahrung, die ihren Höhepunkt im Aufleuchten des Höheren Gereinigten Intellektes hat, was jedoch nicht heißt, dass die intellektuelle Würdigung der Wirklichkeit das Ziel der Philosophie ist, denn die Suche nach der Wahrheit endet hier nicht. Dennoch kann nicht verleugnet werden, dass unsere Wahrnehmung von der Wirklichkeit irgendwie einen direkten Bezug dazu hat, inwieweit wir die Überzeugung, dass die Welt als Erscheinung wirklich ist, abzuschütteln vermögen. Der Intellekt wird in der Intuition erhoben und nicht außer Kraft gesetzt. 'Viveka' ist nicht die Institutionelle Wahrheit, sondern eine intellektuelle Unterscheidungsfähigkeit, die dennoch als gereinigte Wahrnehmung den Weg zur Höchsten Intuitions-Erfahrung ebnet. Viveka verschmilzt in 'Jnana' (Wissen). Die intellektuelle Erkenntnis der Wirklichkeit ist der fundamentale Bestandteil zur Auflösung der Gedanken im Intuitionellen Wissen der Wahrheit. Allein das rein entschlossene und intelligente Erfassen von der Natur der Wahrheit, verändert den Geist des Menschen im Leben und lässt seine Empfindungen in jedem Moment tiefer, weiter und feiner werden. Der Intellekt ist die Pforte zur Intuition. Die Vernunft ist notwendig, um den Glauben in die Wahrheit zu rechtfertigen. Metaphysischer Scharfsinn ist die Grundlage, auf der das Gebäude der transzendentalen Erfahrung des Absoluten errichtet ist. Der wahre Philosoph ist kein Geschöpf seines Intellektes, sondern ein aufbauender Weiser. Seine Methode kann in drei aufeinanderfolgende Hauptpunkte eingeteilt werden; der vierte Punkt ist die letztendliche Verwirklichung selbst:

Integrales Verständnis von der Natur der Wirklichkeit; Wiederholtes Festhalten am Integralen Verständnis; Fortschreitende Auflösung des Integralen Gedanken' im Integralen Bewusstsein; Absolute Erfahrung, die alle Beziehungen transzendiert. Dies entspricht den folgenden Stufen der Vedanta-Terminologie:

'Shravana',
'Manana',
'Nididhyasana' und
'Sakshatkara'.

Jede weiterführende Stufe ist hier die vertiefte und erweiterte Wirkung der vorangegangenen Stufen. Selbst der Integrale Gedanke oder die Unendliche Gedankenbewegung (Brahmakara-Vritta) der dritten Stufe ist nur eine 'Stufe', ein 'Schritt', der die Unwissenheit und schließlich sich selbst auch in DEM auflöst, was über dem Sein und Nicht-Sein, über Wissen und Unwissenheit, über Freuden und Sorgen, über Substanz, Qualität und Verhältnismäßigkeit, über Raum, Zeit und Ursache, - über allem ist.

"Derjenige, der durch den Frieden der Erkenntnis das Reine Licht geworden ist, das durch die Behauptung des eigenschaftslosen Sein' erreicht wird, schaut ES".
-Mund. Upanishad, III.1.8.

Das Wissen von Brahman entspringt keiner Handlung, sowenig Brahman das Ergebnis einer Handlung oder einer Wirkung ist, die durch eine Veränderung im Wesen dessen, der ES erkennt, hervorgerufen wird. Das Seil, das aufgrund der Auflösung der Unwissenheit, die die 'falsche Schlange' heraufbeschworen hat, als solches wahrgenommen wird, ist nicht das Ergebnis irgendeiner Handlung, vielmehr ist es bloße Unberührte Existenz, wie sie bereits vor der Auflösung der Unwissenheit und deren scheinbaren Beziehung zu ihr, war. Das Wissen von Brahman ist unabhängig von menschlicher Anstrengung und kann deshalb nicht mit irgendeiner Handlung in Verbindung gebracht werden, die von Natur aus relativ ist, die immer als das 'erkannt' wird, was außerhalb von Erkenntnis ist, und die niemals dasselbe ist wie bzw. verwandt ist zum Bewusstsein, welches von Natur aus über-empirisch und unveränderlich ist. Auch steht Brahman in keinerlei Beziehung zu einer Handlung als dem Objekt einer Wissens-Handlung, da Wissen keine Tätigkeit ist. Wissen ist Sein. Wenn Wissen zu einer Handlung wird, wer ist es dann, der diese Wissens-Handlung erkennt? Der Versuch, solch einen Erkennenden zu erkennen, würde zu einer unendlichen Wiederholung ohne jegliche Aussicht auf Befreiung führen. Brahman zu 'kennen ' ist Brahman 'sein', was Moksha oder Befreiung ist. Moksha ist nicht herstellbar, da ES ewig ist. Die Verwirklichung von Brahman ist die Verwirklichung von Atman oder dem Inneren Selbst, und da im Erkennen von sich selbst keinerlei Handlung hilfreich ist, ist Moksha oder Selbst-Verwirklichung auch nicht das Ergebnis irgendeiner Handlung. Handlung oder Bewegung hat nur eine Bedeutung, wenn etwas außerhalb im Raum erreicht oder bewirkt werden will; wenn es aber darum geht, etwas zu erreichen, was der Erreichende selbst ist, - der wiederum nicht irgend etwas ist, das irgendwo im Raum angesiedelt oder dem Zeitenlauf unterworfen ist, sondern wenn es das Bewusstsein ist, das erreicht wird und Selbst der Erreichende ist -, dann ist Handlung oder Bewegung völlig ungeeignet. Der Erkennende kann nicht durch eine Erkenntnis-Handlung erkannt werden, außerdem kann es keinen Erkenner des Erkennenden oder einen Erkenner der Erkenntnis geben. Individuelle Erkenntnis ist eine geistige Handlung, doch die Absolutheits-Erkenntnis, die das Sein Selbst ist, kann keine Handlung sein. Erkenntnis erscheint im Erkennen eines äußeren Gegenstandes als ein geistiger oder intellektueller Prozess, doch da Brahman nicht irgend etwas Äußerliches ist, kann ER auch nicht durch irgendeinen Prozess oder Handlung erkannt werden. Erkenntnis, die Brahman erkennt, ist Brahman Selbst; der Erkennende, die Erkenntnis und das Erkannte sind Eins in Brahman.

Jede Tätigkeit ist eine Offenbarung der fehlerhaften Natur des unvollkommenen Individuums. Eine Handlung, die ein Mittel zum Erreichen eines unerreichbaren Zieles ist, ist unvereinbar mit der Vollkommenheit, die höchste Erfüllung ist. Handlung ist nicht die innewohnende Natur der Dinge; vielmehr ist das, was Handlung genannt wird, der Aufstand der täuschenden Verschleierungen, in die die Dinge eingehüllt sind. Den Verlauf einer Handlung zu verändern ist möglich, doch Selbst-Erkenntnis ist stets unveränderlich. Handlung ist relativ; Erkenntnis ist Absolut. Handlung ist abhängig vom individuellen Täter; Erkenntnis ist unabhängig vom Individuum und ruht allein im unveränderlichen Erkenntnisobjekt 'Brahman', mit dem sie identisch ist.

Erkenntnis ist nicht wie die Handlung und deren Ergebnis dem Prozess der Entstehung, Aufrechterhaltung, Reinigung oder Wandlung unterworfen. Die Folge einer Handlung ist etwas, das als etwas anderes als die (vorausgegangene) Handlung erkannt oder erreicht wird; wird jedoch Erkenntnis erreicht, dann braucht nichts mehr getan oder erreicht zu werden. Handlung stammt aus der Anziehung oder Anregung durch irgend etwas außerhalb; doch Erkenntnis ist ERLEUCHTUNG, die unverzüglich als Erfahrung der Vollkommenheit des Absoluten die Fesseln des 'Samsara' (Kreislauf von Geburt und Tod) durchbricht. Da er auf eine Verschmelzung der Mittel mit dem Zweck hinzielt, ist 'Jnana-Marga' oder der 'Pfad der Erkenntnis' für diejenigen extrem schwer zu begehen, die nicht mit der notwendigen Ausrüstung ausgestattet sind. Die Schwierigkeiten kommen in solchen Hinweisen wie "auf des Messers Schneide" und "der pfadlose Pfad" und so weiter zur Geltung, was darauf hinweisen will, dass Erkenntnis auf einer eigenen und einmaligen Fährte voranschreitet, die weder vom Denkapparat noch dem Intellekt erkannt wird, da beide mit dem Material arbeiten, das ihnen die Sinne liefern. "Der Pfad der Erkennenden ist unauffindbar wie die Fährte der Vögel am Himmel und die der Meerestiere im Wasser."

Der große Acharya Shankara sagte:

"Diejenige intelligente und gelehrte Person, die ein Experte in der Beweisführung zugunsten der Wahrheit und im Widerlegen dessen ist, was falsch und der Wahrheit abträglich ist; diese, mit den oben erwähnten Qualitäten ausgestattete Person ist zur Wahrnehmung der Selbst-Erkenntnis fähig. Nur derjenige hat die Fähigkeit, Brahman zu erforschen und zu erkennen, der im Besitz der Unterscheidungsfähigkeit zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen ist, dessen Bewusstsein vom Unwirklichen abgewendet ist, der die innere Gelassenheit und die anderen Tugenden besitzt, und der nach Befreiung verlangt"
-Viveka Chudamani, 16, 17.

Nur diejenigen, die eine durchdringende Einsicht haben und vollständig leidenschaftslos sind, können den Pfad der Erkenntnis gehen.

Die Verneinung und die Bejahung

Der Strebende sollte eine tiefgründige Meditation auf das Nicht-duale Bewusstsein mittels der 'Verneinung' des objektiven Bewusstseins, das mit der Ewigkeit des Wirklichen unvereinbar ist, praktizieren. Das Meditierende Bewusstsein sollte sich fest in seiner Quelle gründen, und zwar durch das klare Verständnis davon, dass Dualität nicht wirklich sein kann, und die Unterscheidung zwischen Jiva, Jagat und Ishvara unwahr ist, da

1. all diese Dinge relativ sind und aus Gründen der empirischen Existenz nichts aus seiner Vereinzelung heraus unabhängig oder tatsächlich existent ist, sondern das Eine vom Anderen abhängt;
2. alles einen darstellenden oder objektiven Charakter hat; alles in Raum, Zeit und Ursächlichkeit verwickelt ist und nicht wirklich mit dem Ewig Erfahrenden Bewusstsein verknüpft ist; und dass nichts sicher oder ohne Zweifel ist, außer dem tiefsten Bewusstsein von der eigenen Existenz;
3. die Wach-Zustands-Erfahrungen alle den Charakter von Traum-Erfahrungen haben und umgekehrt, - ungeachtet einer Höheren Wirklichkeits-Stufe, wie sie in der Wach-Zustands-Welt offenbar ist;
4. keine empirische Erfahrung für alle Zeiten besteht, sondern einer jeden durch eine andere widersprochen wird;
5. Ursächlichkeit lediglich ein Glaube ist, der sich auf praktische, relative Erfahrungen stützt und weder logisch verbürgt, noch durch irgendeinen gewichtigen Beweis begründet werden kann, und
6. in der Selbst-Verwirklichung das gesamte duale Universum verneint wird.

Der oben beschriebene dreiteilige Prozess der Wahrheits-Verwirklichung wird von den Methoden der 'Verneinung' und der 'Bejahung' getragen. Die 'Verneinung' ist die verstärkte Leugnung der mikro- und makrokosmischen Objektivität, die sich als eine Transzendenz der übergestülpten phänomenalen Hüllen darstellt, und zwar in Form der physischen, vitalen, mentalen, intellektuellen und unbekannten Ebenen der Existenz, welche sich sowohl individuell als auch kosmisch aus den groben, feinen und kausalen Offenbarungen, die sich im Grad der Intensität ihrer auf Objekte ausgerichteten Kraft voneinander unterscheiden, zusammensetzen. All diese Dinge werden als

"nicht dies, nicht das"

verneint, denn, - DAS, was das Wirkliche ist, ist nicht Das, was gesehen wird und was scheinbar einen Unterschied in der Existenz hervorruft. Selbst die Verehrung von Gott als außerhalb des Verehrers befindlich, ist letztendlich unzulässig, da GOTT auf diese Weise zu einem Objekt wird, das dem verehrenden Subjekt gegenübersteht. Alles, was ein Objekt von Erkenntnis ist, ist letztlich unwirklich, - ein 'Nicht-DAS' - ,

"derjenige, der eine zweite Gottheit neben seinem eigenen Selbst verehrt und dabei denkt 'Ich bin das Eine, ES ist das Andere', kennt (die Wahrheit) nicht; derjenige ist wie ein Opfertier"
(Brih. Upanishad, I. 4.10)

und

"Allein das Selbst sollte als das Liebste verehrt werden"
(Brih. Upanishad, I.4.8). 

Selbst ein objektiver Gott ist eine Selbstbegrenzung des Absoluten und somit ein Wesen, das der subjektive Kenner einer objektiven Existenz und das objektive Ideal des subjektiven Devotees (Gottesverehrer) ist. Gott ist die Kosmische Vollständigkeit des physischen, feinstofflichen und kausalen Universums, wohingegen der Mensch eine, in den physischen, feinstofflichen und kausalen Körper hinein begrenzte individuelle Teilselbständigkeit darstellt. Deshalb sind sowohl Ishvara als auch das Individuum phänomenale Wesen, wobei Ishvara weitaus wirklicher als das Individuum ist. Jedenfalls sind alle objektiven Wesen, ob individuell oder kosmisch, durch die Kraft des ergänzenden Gedankens, der sich auf die Einheit der Existenz zubewegt, zu verneinen. Die Taittiriyopanishad (II.8; II.2-6) erklärt diese Methode der Selbst-Transzendenz, mit der die fünf objektiven Schichten des Bewusstseins zum Zweck der Erfahrung des Absoluten zu durchqueren sind. Jede innere Schicht ist feiner und ausgedehnter als die äußeren und durchdringt diese als deren Selbst oder wahres Sein. Wenn durch diese Methode der negativen Behauptung, unterstützt von Glaube und Vernunft, all die äußeren Bewusstseinsschichten durchschritten werden, wird das innere wirkliche Selbst, - Brahman - , das all diese Dinge als das Einzige Sein in Sich einschließt und transzendiert, verwirklicht. Hier werden der Körper und die Welt in all ihren Stufen der Offenbarung gleichzeitig verneint, womit die Wirklichkeit in Ihrer Essenz erfahren wird.

Die 'bejahende Methode' ist ein direkter Versuch, sich selbst mit dem Absoluten zu identifizieren. Sie beginnt mit der bewussten Übereinstimmung von sich selbst mit jedem Wesen des Universums und setzt sich fort mit den Ideen der Ewigkeit, Unendlichkeit, Unsterblichkeit, Unveränderlichkeit, Vollkommenheit, Unabhängigkeit und Absolutheit. Hier handelt es sich um eine weitaus kühnere Methode als die der verneinenden, da Positives im Gegensatz zu Negativem immer eine schwieriger zu erfassende Wirklichkeit ist, die einen weitaus größeren Aufwand an Mut, Ausdauer, Geduld, Standhaftigkeit und strenger Willensstärke erfordert.

(1) "Ich bin das Absolute"

und

(2) "All dies ist das Absolute", 

sind die beiden Formen der positiven Behauptung der Wirklichkeit. Das sind die beiden Formen der positiven Behauptung der Wirklichkeit, wobei die letztgenannte (2) der erstgenannten (1) folgt. Die erste bezieht sich auf das Individuum und die folgende enthält die endgültige Gewissheit. Die erste entsteht in Beziehung zum subjektiven Körper, während die zweite in Beziehung zum gesamten Universum steht. Zuerst stellt sich (1) die Erfahrung ein: "ICH BIN die Wirklichkeit" und nachfolgend (2) die erweiterte Erfahrung: "All dies ist die Wirklichkeit; Ich bin das alles; Allein die Wirklichkeit IST".

(1) "Aham Brahmasmi"

und

(2) "Sarvam Khalvidam Brahma"

(1) und (2) (siehe auch oben!) bilden den großen 'bejahenden Prozess' der SELBST-VERVOLLKOMMNUNG, in dem selbst die UNENDLICHE GEDANKENBEWEGUNG (BRAHMAKARAVRITTI) , die durch die erste Erfahrung ausgelöst wird, im REINEN EXISTENZ-BEWUSSTSEIN, das durch die zweite Erfahrung erreicht wird, aufgelöst wird. Dies ist eine Art von Versuch, sich sogleich selbst im ABSOLUTHEITS-BEWUSSTSEIN zu ertränken, indem alle fremden dualen Gedanken (VIJATIYAVRITTINIRODHA) angehalten werden und dem ESSENTIELLEN VEREINIGENDEN BEWUSSTSEIN erlaubt wird, sich selbst voll zu behaupten (SAJATIYAVRITTIPRAVAHA). Gedanken werden in bewusster ABSOLUTHEIT durch die Abwehr der Idee von jeglicher Vielfältigkeit und Dualität zu Grabe getragen. Die individuelle Bemühung endet mit der 'ERFAHRUNG von der UNENDLICHEN GEDANKENBEWEGUNG', denn hier beginnt die Auflösung des individuellen Getrenntheit-Bewusstseins im BEWUSSTSEIN der UNENDLICHEN VOLLKOMMENHEIT. Über dieser Ebene der UNENDLICHEN ERKENNTNIS kann nur das Wirken von der KRAFT der WAHRHEIT der ABSOLUTEN EINHEIT, die den Wechsel der Erfahrungen verursacht, funktionieren, denn anders kann eine solch mühelose Transformation nicht erklärt werden. Bemühung ist solange erforderlich, bis die objektive Vervollkommnung oder die Vervollkommnung des wahrnehmbaren Universums bewirkt ist; die ABSOLUTE VERVOLLKOMMNUNG dagegen, in DER selbst die Persönlichkeit oder das Individuum in das UNENDLICHE SEIN aufgesaugt wird, kann nicht die Wirkung irgendeiner Bemühung seitens des Individuums sein. Dies ist ein, über der Vernunft angesiedeltes Geheimnis und folglich kein Thema für philosophische Diskussionen.

Die Ideen vom ABSOLUTEN MEER des LICHTES, der MACHT, WEISHEIT, WONNE, UNBEDINGTER VOLLKOMMENHEIT, UNBEGRENZTER ZUFRIEDENHEIT und des FRIEDENS sind die Wege der 'positiven BEJAHUNG'. Es gibt zahllose Sätze in den UPANISHADEN, die diesen Prozess der WAHRHEITS-VERWIRKLICHUNG herausstellen. Gedanken materialisieren sich durch intensive Bejahung selbst in die (erwünschte) Wirkung, so dass ein höherer und ausgedehnterer Bewusstseinszustand, der durch die Bejahung der „über-individuellen“ WAHRHEIT erfahren wird, zur Entfaltung des unmittelbar darüber befindlichen Zustandes verhilft, was zum Erreichen und zur VERWIRKLICHUNG der ABSOLUTEN VOLLKOMMENHEIT führt. Dies ist die Methode des 'BRAHMABHYASA' oder 'BRAHMABHAVANA', der UNVERZÜGLICHE BEFREIUNG bewirkt, - hier und jetzt.

"Derjenige erfährt hier BRAHMAN".
-KATHA UPANISHAD, VI.14.
"Seine LEBENSENERGIEN scheiden nicht dahin; vielmehr verschmelzen sie genau hier (und jetzt)".
-BRIH.UPANISHAD, IV.4.6., III.2.11.

Der BRAHMAN-KENNER durchschreitet nicht verschiedene Ebenen oder Regionen; - Er 'IST '.

Brahmakara- Vritti oder der Unendliche Gedanke

Das BRAHMAKARA-VRITTI ist der feinste, reinste und ausgedehnteste Zustand des Höheren Verstandes, der in sich das BRAHMAN-BEWUSSTSEIN reflektiert. Selbst dieses VRITTI, obwohl das Höchste von allen psychischen Funktionen, ist letztlich relativ, da es dazu gedacht ist, die anfängliche Unwissenheit, welche ebenso relativ ist, zu zerstören. Es kann keine Beziehung zwischen dem Zerstörer und dem Zerstörten geben, es sei denn, beide nehmen denselben relativen Platz ein. Ein ABSOLUTES PRINZIP kann nicht zerstört werden, noch kann DAS, was ABSOLUT und BEZIEHUNGSLOS ist, der Zerstörer von irgend etwas sein. Unwissenheit ist nicht absolut, sondern relativ. Es ist 'VRITTI-JNANA' oder die psychische Intelligenz, die ein Objekt vor sich hat und die somit auch der Zerstörer von Unwissenheit ist, im Gegensatz zu 'SVARUPA-JNANA' oder dem ESSENTIELLEN BEWUSSTSEIN, das nichts Zweites neben SICH hat. Wenn sein Werk der auflösenden Unwissenheit vollendet ist, versinkt im BRAHMAKARA-VRITTI der Wunsch nach einem Objekt und es verbleibt einzig die ABSOLUTHEITS-ERFAHRUNG.

'BRAHMAKARA-VRITTI' ist die Höchste Ausdehnung der Gedankenkraft in die Unendliche NATUR des ABSOLUTEN, in der die Gedankentätigkeit des Geistes von der Wahrnehmung einer Vielheit und Dualität zurückgezogen wird und in die Wahrnehmung des UNENDLICHEN fixiert ist. Dies ist der Höchste Geisteszustand, das Ende all seiner Veränderungen, wo er die Form unbegrenzter, raum- und zeitloser Existenz annimmt, und wo nichts mehr neben der grenzenlosen Ausdehnung des BEWUSSTSEINS besteht. Es ist nicht nur das bloße Empfinden eines UNENDLICHKEITS-Zustandes, sondern eine POSITIVE UNMITTELBARKEIT, wo das denkende Subjekt sich ins UNENDLICHE ausdehnt. Dort verschwindet die Individualität gänzlich und die Erkenntnis der ESSENZ findet statt. Es ist das Spirituelle Auge, die intuitive Einsicht, die durch die wiederholte Praxis der ABSOLUTHEITS-BEJAHUNG erlangt wird. Es ist die letzte 'VRITTI' (Gedan­kenwelle), deren Objekt ihre eigene unendliche Form ist, die durch nichts gestützt wird, die nichts außerhalb kennt und die allein auf der KRAFT ihrer potentiellen und gegenwärtigen Inhalte ruht. Selbst diese Erfahrung wird durch die ABSOLUTHEITS-ERFAHRUNG, welche auch das ZIEL der 'BRAHMAVRITTI' ist, transzendiert, indem sich die VRITTI selbst, aufgrund der Erschöpfung ihrer Inhalte mittels dieser Erfahrung, durch sich selbst auflöst und somit in EINHEIT mit dem ABSOLUTEN ist.

BRAHMASAMSTHO-AMRITATVAMETI "Derjenige, der in BRAHMAN gegründet ist, erreicht UNSTERBLICHKEIT."
-CHH.UPANISHAD, II.23.1.

Shri Shankaracharya erläutert den letzten Teil des Mantras folgendermaßen: "Wer wunschlos ist, das heißt, wessen Intellekt keine äußeren Objekte, - zu sehende gleichermaßen wie nicht zu sehende - , mehr wahrnimmt, und in wem, wenn er in diesem Zustand ist, die Dhatus (Elemente/Lebenskraft) oder die Organe wie Verstand und so weiter, die den Körper aufrechterhalten, befriedet sind, - derjenige erblickt, aufgrund des durch diese Dhatus erreichten Friedens, die Herrlichkeit des Selbst, welches frei ist von Veränderungen, die von Karmas (Handlungen) hervorgerufen werden und erkennt direkt 'Ich Bin Das', frei werdend von allen Sorgen." Die angeborene Natur aller vereinzelter Wesen beruht in der Liebe zu einem äußeren Wesen. Ein Individuum kann nicht leben, ohne irgend etwas oder irgendeinen Zustand das es bzw. der es nicht selbst ist, zu lieben. Die Liebe zu äußeren Dingen ist ein unwillkürlicher innerer Drang, der, um die Kluft im eigenen Wesen aufzufüllen, die Vereinigung mit allem (außerhalb) sucht, um dadurch zur Wahrheits-Erfahrung zu finden. Doch dies ist ein nutzloser Versuch, da die Eine Wahrheit nicht durch objektiven Kontakt, gleich welcher Art, erfahren werden kann. Der Mensch ist mit einer Art 'objektiver Neigung' bestraft. "Der Schöpfer legte die Sinne mit nach außen gerichteter Handlungsweise an" (Katha Upanishad, IV.1), und diese Kosmische Bewegung wird in allen Individuen, ihrer ungeachtet, empfunden. Allein der Denkapparat ist das wahre Sinnesorgan aller Wahrnehmungen, und seine Freude beruht daher im objektiven Streben. Unsere Torheit beruht darin, diesem Denkapparat (beziehungsweise Geistorgan) zu erlauben, in alle Richtungen zu eilen. Die zerstreuten Strahlen des Geistorganes sind an zahllosen Objekten des Universums interessiert, - sowohl den sicht- als auch den hörbaren. Die dem Geistorgan innewohnende Kraft offenbart Sich Selbst nur dann, wenn Sie in das Objekt namens 'Unendlichkeit' zentriert wird. Es ist der, durch eine Linse fallende, konzentrierte Sonnenstrahl, der die im Brennpunkt vereinigten Dinge verbrennen lässt und weniger die Strahlen, die in alle Richtungen verstreut sind. Das Geistorgan sollte auf die Eine Substanz konzentriert sein, die nicht im Raum angesiedelt ist, sondern die gesamte Existenz ausfüllt.

Diese Eine Substanz ist das Höchste Wesen, - Gott - , das Objekt der andächtigen Meditation. Liebe zu den Objekten des Samsara hat einen selbstsüchtigen Ursprung, wodurch sie zur Fessel wird, die das Selbst an Geburt, Leben und Tod innerhalb einer vorübergehenden Existenz bindet. Die Liebe zu Gott ist ein wahrhaftiges Selbst-Opfer, das dem Universellen dargebracht wird und das erlösend auf das phänomenale Bewusstsein wirkt. Die Liebe zum Universalen Wesen ist der Höhepunkt der Liebe. Das Ego kann sich (auf Dauer) nicht selbst behaupten, denn Gott ist überall. Das Geistorgan kann sich nicht in verschiedene Gedankenbewegungen aufteilen, da es letztlich kein anderes Objekt als Gott gibt. Wo immer es sich hinbewegt, fühlt es die Gegenwart des Einen Wesens. Die gesamte Welt ist bedeckt von der Herrlichkeit Gottes. ER, der höchst Machtvolle und Weise, durchdringt auf einen Streich die Erde und den Himmel. Das Denkorgan, das nicht mit sinnlicher Nahrung gefüttert wird, stirbt von selbst, so dass das Selbst Gott, die Vollendung aller Wünsche und Bestrebungen erreicht.

Der Umstand andächtiger Meditation

Meditation sollte sitzend in einem Asana, vorzugsweise im sog. Padmasana praktiziert werden, wobei entweder die Finger das Chinmudra formen und die Arme dabei, geradeaus gestreckt, die Knie berühren oder aber die geöffneten Handflächen bei angewinkelten Armen noch oben zeigen und übereinandergelegt zwischen den beiden Fersen (im PADMASANA ) liegen sollten. Obwohl es für die Praxis des JNANA-YOGA keinerlei Beschränkungen hinsichtlich der jeweiligen Stellung gibt, ist es hilfreich, zu Beginn der MEDITATION oder von MANANA (Reflexion) und NIDIDHYASANA (Eintauchen in den Gegenstand der Reflexion) im PADMASANA zu sitzen. Die MEDITATIONS-Praxis sollte bis zum physischen Tod oder bis zum Aufsteigen der SELBST-ERKENNTNIS fortgesetzt werden. Am Anfang ist es ratsam, sich einen geeigneten Platz und die notwendige Zeit für die MEDITATION auszusuchen, und zwar in dem Ausmaß, wie dies den psychologischen Faktoren, die die MEDITATION unterstützen, dienlich ist. Wenn der SADHAKA jedoch fest verankert ist in der MEDITATION, kann diesedurch bloßen Rückzug des Denkorganes vom Bewußtsein der Äußerlichkeiten zu jeder Zeit und an jedem Ort praktiziert werden.

Erfahrungsbedingte Vernunft ist nicht in der Lage, in geeigneter Weise über ihre eigene Unabhängigkeit nachzudenken. Es geschieht nicht immer, daß der analytische Intellekt von der richtigen Erfahrung geleitet wird, und solange dies der Fall ist, passiert es häufig, daß man am Rande der Grube wandelnd, in Selbstbetrug und Täuschung verfällt. Allein ein sorgfältig bewachter Intellekt kann die Fackel der korrekten Unterscheidung halten, um den Pfad zum HÖHEREN BEWUSSTSEIN sicher ausleuchten und fortsetzen zu können. Der Glaube scheint die unbeholfene Vernunft zu transzendieren. Der Glaube kann direkt an der, in den SHRUTIS (Heiligen Schriften) verkündeten WAHRHEIT festhalten, während die theoretische Vernunft dies, - ohne das Durchschreiten der niederen Phänomene in Form von wissenschaftlichen Erklärungen darüber, was stets durch den Intellekt gefordert wird -, nicht kann. Der Intellekt will selbst Täuschung und Phantasie verstehen. Der formalistische Intellekt ist wie ein ungezogenes Kind, das nicht auf die Worte der Älteren hören will. Er wünscht immer selbständig zu sein. Doch diese Autonomie bestrebte Haltung ist nicht immer erfolgreich, zumal, wenn es sich um Dinge handelt, die zu den übersinnlichen und transempirischen Bereichen gehören. Vernunft, die sich gegen die angenommene Tradition der intuitiven Offenbarungen der SHRUTIS wendet, muß abgelehnt werden, - wie gerecht solch eine Vernunft auch erscheinen mag! Vernunft ist dazu gedacht, den Glauben, den wir in die Erklärungen der Heiligen Schriften haben, zu stärken. Wenn die philosophische Untersuchung zu einer anderen Schlußfolgerung kommt, die diesen Offenbarungen der Schriften nicht entsprechen, kann man durchaus davon ausgehen, von irgendwelchen Schatten in die Irre geführt worden zu sein. Ausgenommen von jener seltenen HÖHEREN UND REINEN VERNUNFT, die unabhängig über der Ursache und den Kategorien (von Raum und Zeit) angesiedelt ist, liegt selbst in der sogenannten Vernunftmäßigkeit, mit der der Mensch in der Welt im allgemeinen ausgestattet ist, ein verstecktes Element des Glaubens, der Hingabe und der Unterwerfung gegenüber den, - durch 'Beziehungen', die zu Erfahrungen im Individuum führten -, hervorgebrachten eigenen Überzeugungen und Ansichten. Die niedere logische Vernunftmäßigkeit wird nicht durch die REINE UNABHÄNGIGE VERNUNFT, sondern durch die instinktive Erfahrung kontrolliert, die wiederum untrennbar von der Kausalkette und den Kategorien ist, die den Lebensgrund des Individuums formen. Vernunftmäßigkeit geht von Erfahrungen aus, die ihrerseits nicht als vernünftig zu bezeichnen sind. Sinnliche Wahrnehmung formt die Basis der 'relativen' Vernunftmäßigkeit und der Logik, welche in Begriffen der Ursache-Wirkung-Beziehung argumentieren. Die Gültigkeit dieser Art von Wahrnehmung kann nicht durch die Vernunft begründet werden. Wahrhaftig, unsere Sinneserfahrungen halten uns jederzeit zum Narren, wobei wir noch stolz darauf sind, diesen Täuschungen nachzulaufen. Unsere gestrigen wohldurchdachten Tatsachen und Überzeugungen werden durch die heutigen widerlegt und die heutigen durch diejenigen von morgen. Wo ist dann die Gewißheit, daß das, was wir intellektuell annehmen und instinktiv glauben, nicht ein Irrtum des verdrehten Geistorganes ist? Das, mit großem Aufwand an Ernsthaftigkeit und wirklichem Eifer vollzogene, intellektuelle und sorgfältige Durchsieben der empirischen Kategorien ist in sich selbst Beweis genug dafür, wie der Intellekt und der Instinkt uns täuschen, indem sie uns etwas lieben und tiefes Interesse an etwas haben lassen, was in einer HÖHEREN und WAHREN EWIGEN ERFAHRUNG vollständig widerlegt und verneint wird. Der GLAUBE in das IDEAL, wie es durch die intuitive Eingebung, - den SHRUTIS -, empfangen wurde, scheint die einzige Zufluchtsstätte für das Individuum zu sein, das das HÖHERE LICHT nicht direkt erschauen kann. Die GNADE des HÖCHSTEN WESENS wird herabsteigen und ...

"Derjenige, der vom persönlichen Willen befreit ist, wird IHN erschauen und frei von allen Sorgen sein, - durch die GNADE des SCHÖPFERS wird er die Herrlichkeit des SELBST erschauen." -KATHA UPANISHAD, II.20.

SHRI Shankaracharya erläutert den letzten Teil des MANTRAS folgendermaßen: "Wer wunschlos ist, d.h., wessen Intellekt keine äußeren Objekte, - zu sehende gleichermaßen wie nicht zu sehende - , mehr wahrnimmt, und in wem, wenn er in diesem Zustand ist, die DHATUS (Elemente/Lebenskraft) oder die Organe wie Verstand usw., die den Körper aufrechterhalten, befriedet sind, - derjenige erblickt, aufgrund des durch diese DHATUS erreichten Friedens, die Herrlichkeit des SELBST, welches frei ist von Veränderungen, die von KARMAS (Handlungen) hervorgerufen werden und erkennt direkt 'ICH BIN DAS', frei werdend von allen Sorgen."

Die angeborene Natur aller vereinzelter Wesen beruht in der Liebe zu einem äußeren Wesen. Ein Individuum kann nicht leben, ohne irgend etwas oder irgendeinen Zustand das es bzw. der es nicht selbst ist, zu lieben. Die Liebe zu äußeren Dingen ist ein unwillkürlicher innerer Drang, der, um die Kluft im eigenen Wesen aufzufüllen, die Vereinigung mit allem (außerhalb) sucht, um dadurch zur WAHRHEITS-ERFAHRUNG zu finden. Doch dies ist ein nutzloser Versuch, da die EINE WAHRHEIT nicht durch objektiven Kontakt, gleich welcher Art, erfahren werden kann. Der Mensch ist mit einer Art 'objektiver Neigung' bestraft. "Der SCHÖPFER legte die Sinne mit nach außen gerichteter Handlungsweise an" (KATHA UPANISHAD, IV.1), und diese KOSMISCHE BEWEGUNG wird in allen Individuen, ihrer ungeachtet, empfunden. Allein der Denkapparat ist das wahre Sinnesorgan aller Wahrnehmungen, und seine Freude beruht daher im objektiven Streben.

Unsere Torheit beruht darin, diesem Denkapparat (bzw. Geistorgan) zu erlauben, in alle Richtungen zu eilen. Die zerstreuten Strahlen des Geistorganes sind an zahllosen Objekten des Universums interessiert, - sowohl den sicht- als auch den hörbaren. Die dem Geistorgan innewohnende KRAFT offenbart Sich Selbst nur dann, wenn Sie in das Objekt namens 'UNENDLICHKEIT' zentriert wird. Es ist der, durch eine Linse fallende, konzentrierte Sonnenstrahl, der die im Brennpunkt vereinigten Dinge verbrennen läßt und weniger die Strahlen, die in alle Richtungen verstreut sind. Das Geistorgan sollte auf die EINE SUBSTANZ konzentriert sein, die nicht im Raum angesiedelt ist, sondern die gesamte Existenz ausfüllt. Diese EINE SUBSTANZ ist das HÖCHSTE WESEN, - GOTT - , das Objekt der andächtigen MEDITATION. Liebe zu den Objekten des SAMSARA hat einen selbstsüchtigen Ursprung, wodurch sie zur Fessel wird, die das Selbst an Geburt, Leben und Tod innerhalb einer vorübergehenden Existenz bindet. Die Liebe zu GOTT ist ein wahrhaftiges Selbst-Opfer, das dem UNIVERSELLEN dargebracht wird und das erlösend auf das phänomenale Bewußtsein wirkt. Die Liebe zum UNIVERSALEN WESEN ist der HÖHEPUNKT der LIEBE. Das Ego kann sich (auf Dauer) nicht selbst behaupten, denn GOTT ist überall. Das Geistorgan kann sich nicht in verschiedene Gedankenbewegungen aufteilen, da es letztlich kein anderes Objekt als GOTT gibt. Wo immer es sich hinbewegt, fühlt es die Gegenwart des EINEN WESENS. Die gesamte Welt ist bedeckt von der Herrlichkeit GOTTES. ER, der höchst Machtvolle und Weise, durchdringt auf einen Streich die Erde und den Himmel. Das Denkorgan, das nicht mit sinnlicher Nahrung gefüttert wird, stirbt von selbst, so daß das Selbst GOTT, die VOLLENDUNG aller Wünsche und Bestrebungen erreicht.

"ER ist das letztendliche ZIEL, von DEM sie (die Seelen) nicht zurückkehren; ER ist der Endpunkt (des SAMSARA )." -PRASH.UPANISHAD, I.10.

Dies ist das Selbst-Ertränken im WAHRHEITS-BEWUSSTSEIN. Dies ist das Eintauchen ins MEER der WONNE. Dies ist das Baden im SEE des AMBROSIA. Dies ist das tiefe Trinken der UNSTERBLICHEN ESSENZ.

MEDITATION auf das EWIGE WESEN ist die Höchste Liebesform. Durch den Umstand, daß das Universum als eine stufenweise Verkörperung des GEISTES erscheint, ist der Glaube in die Stufen der WAHRHEIT und der WIRKLICHKEIT notwendig. Auf ein vollständig transzendentes, mit dem Meditierenden Unverbundenes SEIN zu meditieren, ist unmöglich, da eine anfängliche Verneinung der Dualität eine Hemmung der Denkfähigkeit und somit einen trägen Zustand hervorbringt, der sich frustrierend auf den meditativen Prozeß auswirkt. MEDITATION beginnt in der Dualität und endet in der EINHEIT; sie beginnt mit der Anbetung GOTTES und mündet in das SEIN GOTTES.

Die PURUSHA-SHUKTA der RIG-VEDA beschreibt eine der größten Visionen des HÖCHSTEN WESENS (RIGVEDA, X.90), welches das Höchste Formhafte Objekt der spirituellen MEDITATION ist und in der VISHNU-SHUKTA folgendermaßen zum Ausdruck kommt:

"Wie das Auge sich in den Raum ausbreitet (und die Ausdehnung sieht), so schaut der Weise immer DAS, - VISHNUS HÖCHSTEN ZUSTAND. Die weisen BRAHMANEN, die stets spirituell erwacht sind, singen davon in unterschiedlicher Weise und erleuchten DAS, - den HÖCHSTEN ZUSTAND VISHNUS." -RIGVEDA, I.22. 20,21.

Eine spätere, diese RIGVEDA-Verse erwähnende UPANISHAD (SKANDA) sagt, "dies ist die Lehre der VEDAS zum Erwerb der BEFREIUNG, und dies ist die geheime Lehre." Viele andere kleinere UPANISHADEN führen diese Verse als Zusammenfassung ihrer Belehrungen am Ende auf; und ebenso finden sie als Schlußakkord vieler Vedischer Hymnen Verwendung. Die oben zitierte und die berühmte PURUSHA-Hymne mit der NASADIYA-SHUKTA sind sozusagen die Summe und Substanz der VEDISCHEN VISIONEN vom HÖCHSTEN WESEN, ausgestattet mit den besten konzeptionellen Qualitäten und auf die Stufe der VOLLKOMMENHEIT emporgehoben. Eine der Methoden, auf das HÖCHSTE WESEN zu meditieren, geschieht durch den Rückzugsprozeß aller Wirkungen in die HÖCHSTE URSACHE. Die ERDE wird durch WASSER aufgelöst; das WASSER wird durch FEUER ausgetrocknet; das FEUER erlischt durch die LUFT; die LUFT wird im RAUM (Äther) absorbiert; der RAUM verliert sich im VIRAT-PURUSHA oder dem GOTT des Universums. Selbst dieser PURUSHA ist ein Ausdruck der Kosmischen Feinstofflichen ENERGIE, die wiederum ein Ausdruck des KOSMISCHEN GEISTES ist. Der KOSMISCHE GEIST verschmilzt in der KOSMISCHEN INTELLIGENZ, die wiederum in das UNMANIFESTIERTE, - jene Unbeschreibliche, Uranfängliche NATUR, genannt MULA-PRAKRITI, die Undifferenzierte Transzendentale KRAFT der OBJEKTIVITÄT -, eintaucht. Das Überschreiten dieses letzten Kausalzustandes enthüllt das REINE SEIN-BEWUSSTSEIN und somit das ABSOLUTE, - BRAHMAN. Diese Meditationspraxis zeichnet sich unter Aufbietung einer unaufhörlichen und ernsthaften Beständigkeit durch eine fortschreitende Transzendenz der niederen Stadien und dem Versuch, andauernd in einem tieferen und weiteren Bewußtsein zu verweilen, aus. Jedes menschliche Wesen hat die Fähigkeit dies zu vollbringen, doch hängt der Erfolg weitgehend davon ab, inwieweit sich jemand damit zufrieden geben kann, daß dies seine einzige Pflicht im Leben ist.

Es dürfte nicht verkehrt sein, an dieser Stelle die Essenz dessen, was PATANJALI (ind. Philosoph) über YOGA (Einheit mit GOTT) gesagt hat, verdichtet anzumerken: