Dhyana

Aus Yogawiki

Dhyana (Sanskrit: dhyāna n.) Nachsinnen; innere Schau; Versenkung; Meditation; eines der acht Angas (acht Glieder) im Raja Yoga System.

Eine Frau sitzt meditierend und macht das Chinmudra.

Die Yoga Sutras von Patanjali

तत्र प्रत्ययैकतानता ध्यानम् || 3.2 ||

tatra pratyayaika-tānatā dhyānam || 3.2 ||

Diesbezüglich (d.h. im Zustand der Dharana) ist die (zeitliche) Ausdehnung einer einzigen Vorstellung (Pratyaya) Meditation (Dhyana).

Meditation

Auszug aus dem Buch „Tantra Yoga, Nada Yoga and Kriya Yoga“ von Swami Sivananda, Buch III - KriyaYoga, 5. Auflage, 2000, Shivanandanagar, S. 157-160. Divine Life Society

"Dhyanam Nirvishayam Manah" -- Meditation ist der Geisteszustand, in dem keine sinnlichen Gedanken oder Vishaya vorkommen. Das stetige Fließen von Wahrnehmung oder Denken ist Dhyana oder Meditation. Es gibt im Geist ein ständiges Strömen hin auf ein Objekt, wie das Fließen des Wassers in einem Fluss. Meditation ist die Wahrung des unaufhörlichen Fließens von Gottesbewusstsein. Sie ist der ständige Gedankenstrom hin auf ein Ding oder auf Gott oder Atman. Meditation folgt nach Konzentration. Meditation ist der geregelte Gedankenfluss im Hinblick auf den Gegenstand der Konzentration.

Meditation ist der einzige Weg, um Unsterblichkeit und ewigliche Glückseligkeit zu erlangen. Es gibt zwei Arten von Meditation: die Saguna (konkret) Meditation und die Nirguna (abstrakt) Meditation. In der konkreten Meditation konzentriert sich der Schüler auf die Gestalt von Lord Krishna, Rama Shiva, Hari, Gayatri oder Shri Devi. In der abstrakten Meditation konzentriert er seine gesamte Geistenergie auf die Vorstellung von Gott oder Atman und vermeidet Gedankenvergleiche und alle anderen Ideen. Nur diese eine Vorstellung erfüllt den gesamten Geist.

Die Saguna Meditation ist Meditation auf eine Murti oder Gestalt Gottes. Das ist die konkrete Form von Meditation für Menschen mit einem hingebungsvollen Temperament. Dies ist Meditation mit Gunas oder Attributen, Eigenschaften Gottes. Wiederhole den heiligen Namen des Herrn. Denk an Seine Eigenschaften, seine Allwissenheit, seine Allmächtigkeit, seine Allgegenwärtigkeit usw. Dein Geist wird von Reinheit erfüllt werden. Setze den Herrn auf den Thron in dem Lotos deines Herzens inmitten von loderndem Licht. Vergegenwärtige dir geistig Seine Füße, Beine, seine Brust, seinen Kopf, seine Hände, seine Bekleidung mit den Verzierungen, und komme immer wieder auf Sein Gesicht zurück. Wiederhole diesen Vorgang wieder und wieder.

Saguna Meditation ist Meditation auf Form oder Gestalt. Wähle irgendeine Murti aus, die dir am besten gefällt, so wie Shiva, Vishnu, Rama oder Krishna, ganz nach Vorliebe oder Geschmack. Ein Bogenschütze sucht sich auch zu Anfang größere Zielobjekte, darauf dann mittelgroße, und schließlich wird er dann erst auf feinere und subtile Gegenstände schießen. Wie dem auch sei, man sollte zu Beginn die Saguna Meditation nehmen und dann, wenn der Geist gut trainiert und diszipliniert ist, kann man zu Nirakara, der Nirguna Meditation übergehen. Saguna Meditation beseitigt Vikshepa.

Meditiere zwischen dreissig Minuten und zwei Stunden lang auf das geistige Bildnis der Murti oder der Gestalt nur in der Trikuti (die Stelle zwischen den beiden Augenbrauen) oder in deinem Herzen. Erkenne und fühle, dass der Ishta in jedem Gegenstand im Universum gegenwärtig ist. Wiederhole geistig das Mantra des Ishta, wenn du meditierst. Fühle, dass von dem Ishta sattwige Eigenschaften zu dir hin fließen. Fühle, dass du diese sattwige Bhavana besitzt. Du wirst Darshana deines Ishta haben, wenn du in deinem Praktizieren aufrichtig bist.

Meditiere anfangs morgens eine halbe Stunde lang von vier bis vier Uhr dreissig und abends eine halbe Stunde von sechs bis sechs Uhr dreissig und steigere allmählich die Zeitspanne bis zu drei Stunden pro Sitzung. Die Morgenzeit ist am besten für die Meditation geeignet. Da ist der Geist nach einem guten Schlaf erfrischt, und ferner herrscht Sattva im Organismus sowie in der umgebenden Atmosphäre vor.

Nirguna Meditation ist Aham-Graha-Upasana. Dies ist Meditation auf Om. Das ist Meditation auf eine abstrakte Vorstellung. Setz dich in die Padmasana Stellung. Wiederhole geistig Om. Behalte stets die Bedeutung von Om in deinem Geist. Fühle, dass du das All-Durchdringende bist. Du bist Unendliches Licht. Fühle, dass du der Suddha-Sat-Chit-Ananda Vyapaka Atman, Nitya Suddha Buddha Mukta, der ewiglich freie Brahman bist. Fühle, dass du Chaitanya bist. Fühle, dass du Akhanda, Paripurna, Ekarasa, Santa, das Unendliche, das Ewigliche, dass du Unwandelbares Leben bist. Es ist nicht genug, das nur mit den Lippen zu wiederholen. Es muss mit Herz, mit Kopf und Seele geschehen. Deine ganze Seele sollte fühlen, dass du subtile, alles-durchdringende Intelligenz bist. Dieses Gefühl sollte ständig aufrechterhalten werden.

Negiere die Körper-Idee, wenn du Om geistig wiederholst. Wenn du Om singst, dann fühle: Unendlichkeit bin ich. Alles Licht bin ich. Alle Freude bin ich. Alle Herrlichkeit bin ich. Alle Kraft bin ich. Alles Wissen bin ich. Alle Glückseligkeit bin ich. Meditiere ständig über die oben genannten Vorstellungen. Ständiger Kraftaufwand gepaart mit Eifer und Enthusiasmus sind unumgänglich. Wiederhole unaufhörlich die obengenannten Ideen in deinem Geiste. Dann wirst du dich realisieren und Atma-Darshana haben.

Meditiere fortwährend und mit Nachdruck: Ich bin dieser Brahman, ich bin Absolute Intelligenz, Absolute Glückseligkeit, Absolutes Leben, für immer frei, unsterblich, ewiglich, mein Selbst ist strahlend, leuchtend und eigenständig, ohne Geburt, ohne Vergänglichkeit, ohne Tod, unwandelbar, zeitlos, raumlos, grenzenlos, einmalig.

Selbst in der Nirguna Meditation (formlos) gibt es zu Beginn des Sadhana eine abstrakte geistige Vorstellung. Sie wird sich aber mit der Zeit auflösen. Negiere Namen und Formen oder Gestalten, wenn du meditierst. Mache nicht den Fehler, den reinen, ewiglichen Atman mit deinem physischen Körper oder deinem Geist, dem Prana, dem Intellekt oder den Indriyas zu verwechseln. Das höchste Selbst unterscheidet sich vollkommen von diesen. Meditiere auf die oben genannten Vorstellungen und bringe Bhava auch während deiner Arbeit. Du kannst deinen Gedanken um das eine oder andere Thema kreisen lassen, wenn dein Geist umherschweifen will, aber wenn er zur Ruhe gekommen ist, fixiere ihn schlussendlich auf nur ein Thema. Der Geist wird jetzt so wie die ruhige Flamme einer Laterne in einem windgeschützten Winkel werden. Du wirst in deinem eigenen Syarupa, dem gedankenfreien Zustand reiner Glückseligkeit, verbleiben. Die Folge wird nun Samadhi oder überbewusster Zustand sein.

Sukadev über Dhyana

Dhyana heißt Meditation. Meditation hat wiederum verschiedene Bedeutungen. Es gibt Dhyana einfach allgemein als Meditation und es gibt Dhyana als die siebte Stufe der Ashtangas, also der acht Stufen oder Teile des Yoga bzw. des Raja Yoga. Dhyana kann man einfach als Meditation verwenden. Wenn du dich hinsetzt, die Augen schließt und dann deinen Geist auf etwas konzentrierst oder einfach achtsam bist auf die Gegenwart, dann ist das Dhyana, also eine Meditation.

So hat sich übrigens auch aus Dhyana Dhyan im Chinesischen und dann im Zen entwickelt, eben aus Dhyan wird Zen oder auch Zyan wurde es auch schon mal genannt. Also, Zen-Buddhismus ist der Buddhismus der Meditation. Das mag dich etwas erstaunen, denn im Westen wird ja Buddhismus immer als Meditation gleichgesetzt, aber in den buddhistischen Ländern, also zum Beispiel Thailand oder Birma oder Vietnam oder Sri Lanka, ist es nicht so, dass alle Leute meditieren. Es gibt verschiedenste Formen von Buddhismus. Auch in Japan sind nicht alle Buddhisten solche, die meditieren, und in China und in der Mongolei und auch in Tibet nicht. Aber eben, Zen-Buddhismus ist der japanische Buddhismus, der Dhyana besonders kultiviert, weil die Meditation eine besondere Rolle spielt.

Es stimmt zwar, dass Buddha gesagt hat, "Meditation gehört zur spirituellen Praxis eines Buddhisten dazu", aber nichtsdestotrotz wurde Dhyana nicht überall im Buddhismus auch tatsächlich praktiziert und bis heute werden die Buddhisten nicht täglich meditieren, sondern ab und zu mal in den Tempel gehen und hoffen, dass sie so auch Segen empfangen können. Dhyana ist aber auch ein konkreter Ausdruck, eben Dhyana als Meditation, als siebte Stufe vom Ashtanga Yoga von Patanjali. Der Ashtanga Yoga ist der Yoga der acht Teile. Vermutlich kennst du sie. Ich nenne sie trotzdem nochmal: Yama, das sind die ethischen Empfehlungen im Umgang mit anderen. Niyama, die persönliche Disziplin, man kann auch sagen, der Lebensstil. Dritte ist Asana, die Sitzhaltung für die Meditation, sowie auch die Körperstellungen im Hatha Yoga.

Dann folgt Pranayama, Herrschaft über das Prana mittels Atemübungen. Das fünftes dann Pratyahara, was zum einen heißt, die Sinne nach innen zu richten, zum anderen auch alle Techniken, die helfen, den Geist in einen meditativeren Zustand zu bringen. Manche sagen auch, Pratyahara ist die Tiefenentspannung. Dann folgt als sechstes Dharana, die Konzentration. Und als siebtes dann Dhyana, die Absorption. Und als achtes Samadhi, das Hineinfallen in den überbewussten Zustand.

So verstanden sind die letzten sechs der Ashtangas Schritte in der Meditation. In diesem Sinne ist Dhyana nur ein Schritt der fortgeschrittenen Meditation. Wenn du meditierst, setzt du dich erst hin, Asana. Dann atmest du ein paar Mal tief ein und aus, Pranayama. Dann wiederholst du eine Affirmation oder ein Gebet oder versetzt dich auf andere Weise in meditative Stimmung, Pratyahara. Dann wählst du dir das Meditationsobjekt aus und dann meditierst du auf eine bestimmte Weise, das wäre Dharana. Das kann die Mantra-Meditation sein, das kann die Achtsamkeits-Meditation sein, das können viele verschiedene Meditationen sein. Wenn du dich bemühst, dich zu konzentrieren, dann ist es Dharana. Dharana heißt ja Halten, Dharana heißt Festhalten. Du bemühst dich, die Konzentration zu halten. Du bemühst dich, das Konzentrationsobjekt in deinem Geist festzuhalten oder du bemühst dich darum, den Zustand der Achtsamkeit und des Nicht-Wollens und Nichts-Verändern aufrecht zu erhalten, indem du alles beobachtest. All das ist Dharana. Wird die Konzentration tief und du bist absorbiert im Konzentrationsgegenstand, die Meditation kommt automatisch und ohne Anstrengung, dann ist es Dhyana.

Patanjali sagt auch: "Wenn die ein- und aufkommenden Geistesinhalte identisch sind, dann ist es Dhyana." Also, wenn du den gleichen Gedanken über einen längeren Zeitraum hast oder bei dem Meditationsthema bleiben kannst, dann ist es Dhyana. Dhyana verschmilzt schließlich mit Samadhi. Wenn du mit dem Objekt der Meditation verschmilzt, ist es Samadhi. Dhyana hat noch eine weitere Bedeutung. Natürlich, die wichtigste Bedeutung ist Meditation bzw. auch ein gewisser Zustand der tiefen Meditation, also nach Dharana. Dhyana hat aber auch eine weitere Bedeutung im Alltag. Du kannst auch im Alltag dich um Konzentration bemühen, um Aufmerksamkeit, um Bewusstheit, um Achtsamkeit, das ist Dharana. Wenn du ganz mit deiner Tätigkeit verschmilzt und du einfach tust, was zu tun ist, ohne zu überlegen, ohne dass das Ich und das Ego dabei ist und ohne abgelenkt zu sein, wenn dabei Liebe und Freude und Enthusiasmus und Energie dabei ist, dann ist das Dhyana.

In diesem Sinn kannst du bei deiner Computerarbeit Dhyana haben, du kannst im Schreiben eines Artikels im Dhyana-Zustand sein, du kannst beim Tanzen im Dhyana-Zustand sein, du kannst auch mit deinem Partner beim Zusammensein im Dhyana sein, du kannst beim Spielen mit deinem Kind im Dhyana sein, also voll absorbiert, an nichts anderes denken, anstrengungslos, voll konzentriert. Dhyana, also Meditation. Dhyana, die siebte Stufe der Ashtangas von Patanjali. Dhyana ist auch eine gewisse Einstellung und ein gewisser Vorsatz. Du kannst sagen: "Ich möchte am Tag häufiger die Dinge von ganzem Herzen und voll konzentriert machen." Du kannst dir sagen: "Ein paar Mal am Tag will ich wirklich ganz konzentriert sein und mich voll dort absorbieren."

Es ist eine Frage der Übung, es ist eine Frage der Praxis. Es ist nicht nötig, dass du von morgens bis abends voll konzentriert bist, es ist – außer für einen Selbstverwirklichten – auch nicht möglich. Aber es ist sehr wohl möglich, dass du dir vornimmst: "Jetzt bei den Asanas bin ich konzentriert." Du übst Dharana. Und dann bist du tief konzentriert und fällst auch in den Yoga-Stellungen in den Dhyana-Zustand hinein. Du kannst dir, wenn du in die Meditation gehst, sagen: "Ich sage allen Sorgen erstmal Lebewohl, in einer halben Stunde könnt ihr wiederkommen." Und du bist dann ganz konzentriert. Du kannst dir vornehmen, wenn du heute tätig bist oder morgen, dass du das, was du tust, mit ganzer Konzentration, mit ganzem Herzen und mit Liebe tust. Dann kann es sein, dass du in Dhyana fällst.

Dhyana ist nicht erzwingbar, Dhyana ist deshalb auch nichts, was du in diesem Sinne direkt praktizierst. Aber du praktizierst Dharana, die Konzentration, und dann lässt du dich hineinfallen. Konzentration + Entspannung + Liebe + Freude = Dhyana. In diesem Sinne kannst du dich immer wieder bemühen um Dharana und dann darum bemühen, aus Dharana und Anstrengungslosigkeit und Entspannung und Vertrauen und Liebe und Freude, Dhyana entstehen zu lassen. Dhyana – Meditation. Dhyana – Absorption, anstrengungslose Konzentration, voller Freude und Liebe. Dhyana – Meditation.

Siehe auch

Weblinks

Seminare

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