Brahma Gita

Aus Yogawiki
Der Weise Vasishtha

Die Brahma Gita ist ein Teil des Nirvana Prakarana im Yoga Vasishtha. Die Brahma Gita ist eine Unterhaltung zwischen dem Weisen Vasishtha und Shri Rama. Die Brahma Gita ist sehr stark philosophisch orientiert und handelt von der höchsten Wirklichkeit bzw. dem höchsten Sein. Es wird in der Brahma Gita auf klare Weise die Natur Brahmans, der Welt und der individuellen Seele dargelegt. Brahma Gita heißt "Gesang" (Gita) über das höchste Brahman. Die Brahma Gita gehört zu den Texten des Advaita Vedanta.

Die Essenz der Brahma Gita

Swami Sivananda beschreibt in seinem Buch "Sarva Sanga Gita" [1] die Essenz der Brahma Gita wie folgt:

In Wahrheit gibt es nur das ewige Brahman. Nichts anderes existiert in Wirklichkeit. Die Welt ist nichts anderes als ein fälschliches Abbild oder eine Erscheinungsform Brahmans. Das Individuum ist wie eine Wasserblase im Ozean Brahmans. Die gesamte Welt ist wie ein langer Traum und gänzlich ohne Substanz. Nur Brahman, die absolute, undifferenzierte Masse von Satchidananda, existiert. Die Verwirklichung dieser einen Essenz der Wahrheit bedeutet die Erlangung des ewigen Lebens. Darin besteht die Essenz der Brahma Gita.

Die wichtigsten Verse der Brahma Gita

Swami Sivananda erachtete die folgenden Verse als die wichtigsten der Brahma Gita und schloss sie deshalb ein in seinem Werk Sarvagita Sara.

I-9 Sri Vasistha sprach: So wie das individuelle Bewusstsein allein im Traum als Holz, Steine, usw. erscheint, so nimmt auch das eine, unendliche Bewusstsein allein die Gestalt der Schöpfung und anderer Dinge an.

II-10 und 11 So wie das Individuum aus Bewusstsein und dem unbewussten Körper mit seinen Finger- und Zehennägeln, Haaren, dem Wasser, Raum und weiteren Erscheinungsformen besteht, so ähnlich ist das Absolute das Bewusstsein und erscheint als der kosmische, empfindungslose Körper des Universums mit seinen beweglichen und unbeweglichen Bewohnern. Das Absolute selbst ist jedoch ewig formlos.

I-13 All dies hier ist nichts anderes als das unendliche Bewusstsein – weder gibt es da einen Wahrnehmer noch das Wahrgenommene. Darin besteht die große Stille, und dies ist der Zustand des großen Erwachens des träumenden Menschen (des unwissenden Jiva)

I-17 Sobald einer durch rationales Erwägen empfindet: „Ich bin nicht die Welle – ich bin der Ozean selbst“, wie könnte dann die Welle noch länger eine Welle bleiben?

I-18 Es ist nur das Eine Brahman, welches als Welle erscheint. Das Wesen der Welle und das Wesen des Ozeans sind nur die zwei Kräfte des einen Brahmans, die hier erscheinen.

I-19 Der Schöpfer Brahma ist der kosmische Geist, der nichts anders als das Traumbewusstsein der unendlichen Wirklichkeit ist, die selbst niemals ihre Gestalt der Absolutheit aufgibt (trotz der Schöpfung).

I-26 Der blendende Glanz des unendlichen Bewusstseins wird der universelle Gott (Virat bzw. Isvara) genannt, der wie eine durch Vorstellungskraft geschaffene Stadt ist. Seine Schöpfungen sind gleichermaßen geistig zu verstehen.

I-27 Die Schöpfung ist ein Traum. Auch Wachsein ist ein Traum. Der Körper ist ein Traum. So wie der Vorgang des Schlafs durch den Traum aufgerührt wird, so ist auch das empirische Bewusstsein auf die scheinbare Bewegung des absoluten Bewusstseins zurückzuführen.

I-31 Der in sich widerspiegelnde Glanz des einen Bewusstseins allein erscheint als das Universum der Vielfalt. Nur das Selbst allein wird als das Universum erfahren.

I-32 Der allerhöchste Schöpfer der Welt und der Raum sind die eine Masse des Bewusstseins, die sich zeigt. Sie sind nach ihrer Art wie die Traumgebilde im Traum des Selbst, wie die Welt mit ihren Bergen und Elefanten, die nur ein Traum ist.

II-1 So wie im persönlichen Traum eine Vielzahl von Objekten geschaffen wird, so ist auch die Erschaffung dieses Universums nur ein Traum im absoluten Bewusstsein. Die Welt ist nur eine Erscheinung. Die drei Welten (Tiefschlaf, Wachen, Träumen) sind daher Brahman allein.

II-2 Die Welten sind die Wellen im Brahman-Ozean. Sämtliche Individuen sind das Überfliessen dieser Wellen. Auch die anderen Formen dieser verschiedenartigen Schöpfung und des vereinigenden Bewusstseins der Seligkeit sind nur Das. Deshalb existiert weder die Dualität noch ihr Gegenteil.

II-4 Diese Welt ist, sobald sie einmal durch Nachdenken tiefgründig verstanden wurde, nur das, was die Traumobjekte für den Wachzustand sind. Wie könnte es für jemanden, der die Unterscheidungskraft besitzt, noch Wünsche geben?

II-10 Der Zustand des Nirvikalpa ist der Zustand der höchsten Indiffernz. Savikalpa ist der Zustand des Wachseins für das relative Universum. In diesen relativen Zuständen können weder Konzentration noch Meditation das ultimative Bewusstsein erreichen.

II-13 Der Jivanmukta tritt ins Dasein durch diese höchste Unterscheidung und das richtige Wissen um die gänzliche Unmöglichkeit der Weltschöpfung, da sie nichts als eine bloße Illusion ist.

II-15 Der höchste Zustand des Seins ist die grenzenlose Stille (wie im Schlaf). Sie wird Turiya oder Nivrana genannt, und man bezeichnet sie ferner auch als Moksha.

II-16 Nur dieser Zustand des Seins in der ewigen Weisheit ist der Zenit der Meditation. Es ist der Zustand, in dem sämtliches objektive Sein gänzlich ausgelöscht wird. Diese absolute Erkenntnis ist das höchste Ziel.

II-17 Es ist nicht träge wie ein Stein. Es ist nicht unbewußt wie der Schlaf. Es ist weder Nirvikalpa noch Savikalpa, noch ist es nicht existent.

II-18 Es ist die äußerste Nicht-Existenz sämtlicher objektiver Formen. „Das“ allein ist das ursprüngliche (genuine) Bewusstsein. „Das“ ist alles und „Das“ ist nichts. Nur „Das“ kennt das „Das“.

II-19 Dieses gesamte, wahrnehmbare Universum in „Dem“ befindet sich in einem Zustand totaler Auflösung. Es ist der Friede des Wahrheitsbewusstseins. Es ist die höchste Existenz.

II-20 Es gibt da nicht vieles oder eines. Es ist nichts – es ist alles. Es ist das äußerste Ende und jenseits aller Vorstellung von Sein und Nicht-Sein.

II-26 Die Täuschung der Weltwahrnehmung kann durch Askesepraktiken und Pilgerfahrten nicht überwunden werden. Askese und heilige Bäder mögen himmlische Zustände hervorbringen, aber niemals Befreiung.

II-27 Die Täuschung wird durch das Verstehen der heiligen Texte und die tiefgründige Meditation über ihre Bedeutung überwunden. Befreiung ist nur durch Selbst-Erkenntnis und durch kein anderes Mittel möglich.

III-3 Die Welt ist unwirklich wie die Frau, derer man sich im Traum erfreut. Die Wahrheit besteht darin, dass allein der Friede des unendlichen Bewusstseins überlegen herrscht.

III-6 Objektives Bewusstsein selbst ist eine Traumschöpfung. Wie könnte es die Erde usw. geben, und wie könnte es da eine Schöpfung geben?

III-11 Diese Bewegung des Bewusstseins ist ein Spiel für das Selbst in dem Selbst. Es ist die unendliche Wirklichkeit in der unendlichen Wirklichkeit. Dies alles ist die Form des perfekten reinen Seins.

III-15 Das eine, höchste, formlose Brahman allein in seinem dem Selbst gleichen Zustand ist die gesamte Form des Universums bestehend aus einer Vielfalt von Wesenszügen.

III-17 Nur das eine Brahman erscheint aufgrund seiner Natur als das individuelle, fiktive Selbst. Das Ewige, das seine Natur niemals verändert, erscheint so, als wäre es ein differenziertes, psychisches Wesen.

III-22 Es gibt hier keinen Planeten Erde. Es gibt keinen Körper. Es gibt hier tatsächlich überhaupt nichts zu sehen. Nur das eine Sein des Geistes hat sich selbst als dieses weite Universum ausgebreitet und ist steten Schwankungen unterworfen.

III-23 Sobald tiefgründig darüber nachgedacht wird, stellt sich heraus, dass hier überhaupt nichts existiert, nicht einmal der Geist. Nur diese eine Masse des absoluten Bewusstseins erstrahlt durch das Selbst in sich selbst.

III-34 Wisse, dass all dies die absolut friedvolle, ewige Wirklichkeit ist. Die Geburtlose, die Unvergängliche, die Absolute, die Großartige, die gleichbleibende Wahrheit ist diese Welt.

III-38 Brahman erscheint als die Welt (der Schöpfung), so wie der Schlaf in den Traum übergeht. Und doch ist all dies nur die eine selige, friedvolle Wirklichkeit. Sobald sie erstrahlt, wird sie vielfältig.

III-77 Man sollte sein kostbares Leben nicht durch törichte Einbildungen zu Asche verbrennen. Mit Hilfe der höchsten Weisheit, der Essenz der Erkenntnis, sollte man mit der gesamten Existenz mit dem Selbst verschmelzen.

III-78 Keinen einzigen Moment des Lebens könnte man mit all dem Reichtum des gesamten Universums zusammengenommen erkaufen. Wer sein kostbares Leben nutzlos vergeudet, begeht einen wahrhaft unverzeihlichen Fehler.

V-9 Nichts entwickelt sich hier. Nichts verschwindet hier jemals. Das eine anfanglose und endlose absolute Brahman allein existiert.

V-10 Was wäre die Ursache von was, durch was und für welchen Zweck, und wo? Dies ist eine grundlose Frage (denn alles ist Brahman).

V-14 Niemand ist unwissend, niemand ist wissend. Wie könnte jemand über den Baum, der in den Himmel wächst, sprechen, der doch unwirklich ist?

VI-21 Es gibt hier kein einziges Wesen, das als eine charakteristische Wesenheit existiert. Zu allen Zeiten ist die Gesamtheit der Existenz nichts als das eine friedvolle, undifferenzierte Brahman.

VI-22 Das Reine, der Ozean der Weisheit, das Absolute, die Stille, die undifferenzierte Wirklichkeit, erscheint als die Stofflichkeit der Erde usw., die jedoch nur ein Traum oder Einbildung ist.

VI-23 Dieses Universum existiert weder am Anfang noch am Ende, denn es gibt überhaupt keine Ursache für ihr Bestehen. Folglich ist es sogar in der Gegenwart (in der Mitte) nichts anderes als eine illusorische Erscheinung, wie ein Traumbild.

VI-24 Der Himmel, die Erde, die Luft, das Firmament, die Berge, die Flüsse, die verschiedenen Erdteile – all dies kennt man als den großen Strom des höchsten undifferenzierten Bewusstseins.

VI-42 Da sämtliche Welten nur die Ansammlung des Bewusstseins sind, ihre Länder, die Berge – all dieses ist nur das strahlende Licht des Bewusstseins. Was könnte sonst noch darüber gesagt werden?

VI-48 Die Bäume sind das Brahman-Bewusstsein. Die Erde ist das Brahman-Bewusstsein. Der Himmel ist das Brahman-Bewusstsein. Das Firmament ist das Brahman-Bewusstsein. Die Berge sind das Brahman-Bewußtsein. Nichts, was nicht das Brahman-Bewusstsein ist, könnte jemals existieren.

VI-59 So wie jemand allmählich diese stete Wahrnehmung des Brahman-Bewusstseins entwickelt, so verschwindet nach und nach all sein Kummer innerhalb kurzer Zeit.

VI-61 Für die Toren, die ein sehr unglückliches Leben führen und nicht die Wahrnehmung des Brahman-Bewusstseins erlangt haben – für diese ist dieser langandauernde Samsara der harte und wirkliche Vajra, der niemals endet.

VII-3 Absolutes Bewusstsein existiert im absoluten Bewusstsein. Stille esistiert in der Stille. Das Unendliche existiert im Unendlichen. Weisheit erblüht in der Weisheit.

VII-6 Die Hände sind das reine Bewusstsein. Der Kopf ist das reine Bewusstsein. Die Sinne sind das reine Bewusstsein. All dies ist das friedvolle ungeteilte Wesen. Nichts ist hier getrennt voneinander.

VII-18 Der Seher, das Sehen und das Gesehene sind alles Strahlen des Bewusstseins der absoluten Wirklichkeit. Alles Wahrgenommene ist nichts als ein leerer Traum. Daher ist dieses ganze Universum nichts als das unendliche Bewusstsein.

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