Body-Mind Centering

Aus Yogawiki

Body-Mind Centering (Körper-Geist-Zentrierung) ist eine Bewegungs- und Körperarbeit aus den USA, die von Bonnie Bainbridge-Cohen in den 1970er Jahren entwickelt wurde. Mit ihr wird auf der Grundlage der Anatomie und Physiologie die Verbindung von Körper und Geist erforscht. Über die Arbeit mit dem Körper werden unterschiedliche Ebenen menschlichen Seins: das Kreative, das Therapeutische und das Spirituelle erreicht.

Body-Mind-Centering kann zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen. Bewegung, Berührung und Stimme führen uns zu den Körpersystemen (Skelett, Organe, Flüssigkeiten, Nerven- und Immunsystem, Drüsen, usw.), die selbst mit unterschiedlichen Bewusstseinszuständen verbunden sind.

BMC zählt zum Gebiet somatischen Lernens - ähnlich anderer Methoden, die mit dem lebendigen Körper arbeiten, um Achtsamkeit und Bewusstsein zu schulen. Der Mensch kann sich ganzheitlich wahrnehmen, also körperlich, geistig und emotional und sich auch der Art und Weise seiner Wahrnehmungen bewusst werden. Körperliche Erfahrungen wie Bewegung und Bewegt-Werden sowie Berührt-Werden und das einfließende anatomische und physiologische Wissen führen zu Selbstentdeckung und Selbsterfahrung. Die Beziehung zur Welt außen, zu anderen Menschen und zur gesamten Umwelt wird bewusster erkannt und erlebt. Neue Bewegungs- und Wahrnehmungsmuster werden über diese Formen von "Mit dem Körper sein" erlernt. Es kommt zu neuen Verbindungen zwischen dem Inneren und dem Außen, zwischen Ich-Subjekt-Innenraum und Du-Objekt-Außenraum-Welt.

Studium und Kenntnis der Körpersysteme mit Bezug zum Geist, also Denken, Fühlen und Handeln

Body-Mind Centering erforscht systematisch alle Körpersysteme: Knochen, Bänder und Faszien, Muskeln, Organe, endokrine Drüsen, Atmung und die Stimme sowie die Körperflüssigkeiten, die Sinnesorgane und das Nervensystem. Jedes dieser Körpersysteme repräsentiert eine spezifische Seinsqualität. Wenn wir uns dem Skelett und den Knochen zuwenden, erfahren wir Stabilität, klare Strukturen, systematisch-logisches Ineinandergreifen der Systemanteile z.B. in den Gelenken.

In den Körperflüssigkeiten wie beispielsweise im Blut findet man den Ausgleich zwischen Rhythmen von Aufgeregtheit und Ruhe. Arterielles Blut bewegt sich schnell, venöses Blut langsamer. In den Organen sitzen tiefe Gefühle und zeigen sich in unterschiedlichen Qualitäten (ein nervöser oder träger oder gut arbeitender Darm, ein offenes, weites, trauriges, liebendes Herz etc.) Body-Mind Centering eröffnet auch den Zugang zu Körpersystemen, die wir bisher wenig beachtet haben oder uns unbekannt waren. Ist die Tür zu einem Körpersystem erst einmal geöffnet worden, kann es wieder aktiviert werden: neue Bewegungen werden erforscht, eingefahrene Denk- und Verhaltensspuren können sich erweitern oder verlassen werden und neue bilden sich heraus.

Dadurch können wir uns aus körperlichen Beeinträchtigungen herausbewegen oder durch neugewonnene anatomische Kenntnisse auch gedankliche Perspektiven wechseln, ändern oder erweitern. Das Studium der Körpersysteme geschieht auch durch Berühren- und Berührt-Werden (auch Bewegt-Werden). Dabei wird Wert auf Achtsamkeit und genaue Entwicklung von Berührungsqualitäten gelegt.

"Jedes Organ verkörpert eine Polarität an Gefühlen wie: Annahme/Aufnahme und Abgabe, Liebe und Hass, Mut und Ängstlichkeit etc. Wenn wir gezielte Aufmerksamkeit in einzelne Organe bringen, können wir solche Gefühle wahrnehmen." (Linda Hartley, 1989, eine europäische Schülerin der Bonnie Bainbridge-Cohen).

Repatterning - Auseinandersetzung mit der frühen Bewegungsentwicklung

Die Geschichte von der Verschmelzung und der Teilung der Zellen bis hin zum ganzen Embryo und über die Kindheit bis zum erwachsenen Menschen ist eine Information, die in jeder Zelle unseres Körpers gespeichert ist und genauso tief eingegraben ist, wie bedeutsame Erlebnisse, Verletzungen, Operationen oder Krankheiten. Body-Mind Centering ermöglicht das tiefe neutrale Fühlen bis in jede Zelle des Körpers. Die Nachahmung oder das Aufgreifen (früh)kindlicher Bewegungsmuster und Reflexe erweitert das Bewegungsspektrum und zeigt auf, wann und wo etwas in der Bewegungsentwicklung passiert oder ausgelassen worden ist.

Bewegungsabläufe lassen sich analysieren und gestalten. Raum und Schwerkraft wird aus kindlicher Perspektive im "Erwachsenenzustand" erfahrbar. Gezielte Übungen werden eingesetzt, um Störungen in der Bewegungsentwicklung auszugleichen, Verpasstes kennenzulernen und nachzuholen und Bewegungsprobleme zu lösen. Hat jemand Bewegungsmuster in einer Kindheitsphase ausgelassen, kann es zu Einschränkungen bei den erwachsenen Bewegungsmöglichkeiten kommen wie steife Haltung, Verspannungen und Schmerzen. Auch Einbußen in der kreativen und affektiven Ausdrucksfähigkeit können Folgen gehemmter oder einfach verpasster natürlicher Bewegungsentwicklung sein.

"Body-Mind Centering ist eine fortwährende, auf Erfahrung beruhende und erfahrbare Reise in das lebendige und sich verändernde Gebiet des Körpers. Der Forschungsreisende ist unser ‚Mind‘ - unsere Gedanken, Gefühle, Energie, Seele und unser Geist. Durch diese Reise verstehen wir, wie sich der ‚Mind‘ durch den Körper in Bewegung ausdrückt." Bonnie Bainbridge-Cohen