Bhave Prayoga

Aus Yogawiki
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Bhave Prayoga (Sanskrit: भावे प्रयोगः bhāve prayogaḥ m.) wörtl.: "Gebrauch (Prayoga) im Sinne der Wurzelbedeutung (Bhava)"; Dieser Begriff aus der Sanskrit Grammatik (Vyakarana) bezeichnet die unpersönliche Konstruktion des Verbs (Akhyata) und wird auch Impersonale genannt.

Die unpersönliche Konstruktion des Verbs

Bhave Prayoga bedeutet den Gebrauch (Prayoga) der Verbalendung (Pratyaya) zur Bezeichnung der bloßen Wurzelbedeutung (Bhava bzw. Dhatvartha) und damit die unpersönliche Konstruktion des Verbs (Akhyata).

Die unpersönliche Konstruktion ist eine Möglichkeit des Sanskrit, eine Verbalhandlung (Kriya) auszudrücken, die kein logisches Objekt (Karman) hat. Sie findet Verwendung

  • in Fällen, wo das logische Objekt (Karman) eines transitiven Verbs nicht auszudrücken gewünscht wird.

Die entsprechende Verbform ist entweder die des Passivs der Gegenwart (Vartamana) oder ein Partizip Präteritum Passiv bzw. PPP im Neutrum (d.h. ein Verbalnomen), wenn die Handlung die Vergangenheit (Atita) ausdrückt. Um eine in der Zukunft (Bhavishyat) liegende Handlung in unpersönlicher Konstruktion auszudrücken, wird das Gerundivum verwendet. Das logische Subjekt bzw. der Agens (Kartri) der Handlung steht dabei stets im Instrumental (Tritiya).


Beispiele

Gegenwart

  • āsyate devadattena (Instr.) "es wird gesessen von Devadatta", d.h. "Devadatta sitzt."

Anmerkung: Devadatta ist das logische Subjekt bzw. der Agens (Kartri) der Handlung, der im Sanskrit im Instrumental (Tritiya) steht. Die Verbform āsyate ist formal die Passivform der intransitiven Wurzel ās "sitzen". Die unpersönliche Konstruktion des Sanskrit in Verbindung mit intransitiven Verben wird im Deutschen idiomatisch mit dem Aktiv wiedergegeben, da es sich hierbei ja nicht wirklich um eine passive Handlung handelt: "Devadatta sitzt."

  • neha pacyate "nicht hier (Na Iha) wird gekocht", d.h. "Hier wird nicht gekocht."

Erläuterung: In diesem Beispiel wird das logische Objekt (Karman) eines transitiven Verbs nicht auszudrücken gewünscht: die Verbform pacyate ist formal die Passivform der transitiven Wurzel pac "kochen", deren Objekt, also was (nicht) gekocht wird, hier nicht von Interesse ist.


Vergangenheit

  • āsitaṃ devadattena (Instr.) "es wurde gesessen von Devadatta", d.h. "Devadatta saß."

Erläuterung: Devadatta ist der Agens (Kartri) der Handlung, der im Instrumental steht. Das die Funktion des Verbs erfüllende Verbalnomen āsitam ist das im Neutrum stehende PPP der intransitiven Wurzel ās und bedeutet "gesessen". Die unpersönliche Konstruktion des Sanskrit wird im Deutschen wieder mit dem Aktiv wiedergegeben: "Devadatta saß."

  • gataṃ devadattena (Instr.) "es wurde gegangen von Devadatta", d.h. "Devadatta ging" bzw. "Devadatta ist gegangen."

Erläuterung: In diesem Beispiel wird die Verbalhandlung durch das (sächliche) Verbalnomen gatam ("gegangen" Gata) ausgedrückt, das PPP der transitiven Wurzel gam. Der Agens "Devadatta" steht wieder im Instrumental. Die deutsche Wiedergabe lautet entsprechend "Devadatta ging" bzw. "ist gegangen".


Zukunft

Oft dient ein Gerundivum dazu, das deutsche "sollen" oder "müssen" bzw. eine Aufforderung, die sich auf die (nähere) Zukunft bezieht, auszudrücken:

  • āsitavyaṃ devadattena (Instr.) "ist zu gehen bzw. es soll/muss gesessen werden von Devadatta", d.h. "Devadatta soll/muss sitzen."

Erläuterung: Devadatta ist der Agens (Kartri) der Handlung, der im Instrumental steht. Das die Funktion des Verbs erfüllende Verbalnomen āsitavyam ist das im Neutrum stehende Gerundivum der intransitiven Wurzel ās und bedeutet "ist zu sitzen, soll/muss gesessen werden". Die unpersönliche Konstruktion des Sanskrit wird im Deutschen mit dem Aktiv wiedergegeben: "Devadatta soll/muss sitzen."

  • gantavyaṃ devadattena (Instr.) "es ist zu gehen bzw. es soll/muss gegangen werden von Devadatta", d.h. "Devadatta soll/muss gehen."

Erläuterung: In diesem Beispiel wird die Verbalhandlung durch das (sächliche) Verbalnomen gantavyam ausgedrückt, das Gerundivum der transitiven Wurzel gam. Der Agens "Devadatta" steht wieder im Instrumental. Die deutsche Wiedergabe lautet entsprechend "Devadatta soll/muss gehen".


Siehe auch

Seminare

Sanskrit und Devanagari

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