Bengali Schrift

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Die Bengali Schrift (Bengali: বাংলা লিপি, IAST: bāṁlā lipi) dient zur Schreibung des Bengali, einer nordindischen Sprache, die hauptsächlich im indischen Bundesstaat Westbengalen sowie in Bangladesh gesprochen wird. Auch in den Bundesstaaten Assam, Tripura und Manipur wird die Bengali Schrift verwendet.

Die Bengali Schrift ist ähnlich aufgebaut wie die Devanagari Schrift. Sie ist eine phonetische Schrift, die den Buchstaben des Sanskrit Alphabets folgt, aber eigene Schriftzeichen entwickelt hat.

Allgemeines zur Bengali Schrift

Die Bengali Schrift ist wie die Devanagari und sämtliche anderen indischen Schriften eine Silbenschrift, die auf die sogenannte Brahmi Schrift zurückgeht. Das Alphabet der Bengali Schrift folgt der streng phonetischen Anordnung der Vokale (Selbstlaute) und Konsonanten (Mitlaute) des Sanskrit Alphabets. Die Aussprache des Bengali weicht allerdings (im Gegensatz zum Sanskrit) zu einem gewissen Grad von der Schreibung ab.

Da in den Gebieten Indiens, wo die Bengali Schrift verwendet wird (bspw. in Westbengalen), traditionell auch Sanskrittexte in dieser Schrift geschrieben bzw. gedruckt werden (und nicht in Devanagari), können die einzelnen Schriftzeichen der Bengali Schrift auch gemäß der klassischen Sanskritaussprache bzw. -rezitationsweise, die durch die wissenschaftliche Transliteration (IAST) repräsentiert wird, ausgesprochen werden.

Vokale

Von allen Vokalen (mit Ausnahme von e, ai, o und au) gibt es in der Bengali Schrift eine kurze und eine lange Variante. In der Aussprache des modernen Bengali wird ein lang geschriebener Vokal jedoch nur in einsilbigen Wörtern lang, anderenfalls stets kurz gesprochen.

Die Länge des Vokals wird in der wissenschaftlichen Transliteration (IAST) durch einen waagerechten Strich über dem Vokal gekennzeichnet. Diese Vokalzeichen werden nur am Wortanfang benutzt. Da (in Sanskritwörtern) die beiden Vokale e und o stets lang gesprochen werden, wird in der Transliteration auf den waagerechten Strich darüber verzichtet.

Hinweis zur Aussprache: Für eine exakte Aussprache des Bengali ist demnach nicht die wissenschaftliche Transliteration (IAST) maßgebend (dieses gibt nur die korrekte Schreibung wieder), sondern das Internationale Phonetische Alphabet (IPA).

Vokal Transliteration (IAST) Aussprache(varianten) gemäß IPA Aussprache
a [⁠ɔ⁠]​, [⁠o⁠]​ kurz wie in Most oder in span. rosa
ā [a], [aː] kurz wie in Mann oder lang wie in Saal
i [i] kurz wie in Sinn
ī [i], [iː] kurz wie in Sinn oder lang wie in Liebe
u [u] kurz wie in Ruck
ū [u], [uː] kurz wie in Ruck oder lang wie in Blume
[ɾi] kurz wie in Rikscha (gerolltes r)
e ​[⁠e⁠]​, ​[⁠æ⁠]​ wie in See oder engl. back
ai [oi̯] wie in Leute
o [⁠o⁠]​ wie in Rose
au [ou̯] wie in engl. bowl

Zusätzliche Vokale zur Schreibung des Sanskrit

Zur Schreibung bzw. zum Druck von Sanskrittexten gibt es noch die drei zusätzlichen silbischen Vokale , und :

Vokal Transliteration (IAST) Aussprache Aussprache gemäß IPA mit ক k kombiniert Transliteration
wie in Riese (gerolltes r) [rɨː] কৄ kṝ
wie in Blick [lɨ] কৢ kḷ
wie in Fliege [lɨː] কৣ kḹ

Konsonanten

Auch die Konsonanten folgen der phonetischen Anordnung des Sanskrit Alphabets gemäß der Artikulationsstelle in sogenannte Klassen (Varga). In der Aussprache des Bengali sind die beiden Sanskritlaute ba und va zu ba (sprich [bɔ]) zusammengefallen. Sanskrit ya wird als [d͡ʒɔ] ausgesprochen: যোগ yoga sprich [d͡ʒog].

Konsonant Transliteration (IAST) Aussprache im Sanskrit Aussprache(varianten) im Bengali gemäß IPA
ka wie in span. casa [kɔ]
kha wie in Kamm oder Back-haus [kʰɔ]
ga wie in Gasse [gɔ]
gha wie in Schlag-hand [ɡʱɔ]
ṅa wie in lang [ŋɔ]
ca wie in engl. chip [t͡ʃɔ]
cha wie in Matsch-hose [t͡ʃʰɔ]
ja wie in engl. gin [d͡ʒɔ]
jha wie in engl. hedge-hog [d͡ʒʱɔ]
ña wie in frz. Champagner [ɲɔ]
ṭa wie in frz. tasse bzw. Dach (retroflex, d.h. mit zurückgebogener Zunge) [ʈɔ]
ṭha wie in Tal oder Zucht-hengst (retroflex) [ʈʰɔ]
ḍa wie in Dach (retroflex) [ɖɔ]
ḍha wie in engl. mad-house (retroflex) [ɖʱɔ]
ṇa wie in Nacht (retroflex) [ɳɔ]
ta wie in frz. tasse [t̪ɔ]
tha wie in Tal oder Zucht-hengst [t̪ʰɔ]
da wie in Dach [d̪ɔ]
dha wie in engl. mad-house [d̪ʱɔ]
na wie in Nacht [n̪ɔ]
pa wie in frz. parc bzw. Ball [pɔ]
pha wie in Paul oder Schlapp-hut [pʰɔ], [fɔ], ​[⁠p͡f⁠ɔ]​
ba wie in Ball [bɔ] (Lautwert im Sanskrit auch [ʋɔ])
bha wie in Lob-hudelei [bʱɔ]
ma wie in Maus [mɔ]
ya wie in Jammer [d͡ʒɔ] (Lautwert im Sanskrit [jɔ])
ra wie in Rast (gerollt) [ɾɔ]
la wie in Lamm [lɔ]
śa wie in Schimmer [ʃɔ]
ṣa wie in Dorsch (retroflex) [ʂɔ]
sa wie in engl. sit (stets stimmlos, nicht wie in dt. Sonne) [sɔ]
ha wie in Hand (stimmhaft) [ɦɔ]
য় wie in engl. yes [e̯]]
ড় wie in Rast (am vorderen Gaumen gerollt) [​ɽ⁠ɔ]
ঢ় ṛh wie in Rast (am vorderen Gaumen gerollt) ​[⁠ɽ⁠ɔ]

Leicht zu verwechselnde Konsonanten in der Bengali Schrift

Es gibt ein paar Konsonanten in der Bengali Schrift, die sich sehr ähnlich sehen und daher leicht verwechselt werden können:

Bengali vs. Bengali Transliteration vs. Transliteration IPA vs. IPA
vs. kha vs. tha [kʰɔ] vs. [t̪ʰɔ]
vs. ca vs. ḍha [t͡ʃɔ] vs. [ɖʱɔ]
vs. na vs. la [n̪ɔ] vs. [lɔ]
vs. ya vs. ṣa [d͡ʒɔ] vs. [ʂɔ]

Verknüpfung von Konsonant und Vokal

In allen indischen Silbenschriften werden Konsonanten und Vokale nicht getrennt geschrieben, sondern zu einem Silbenzeichen (Akshara) verbunden. In der folgenden Übersicht erscheinen alle Verknüpfungsmöglichkeiten von ક્ (k) mit den einzelnen Vokalen.

Ein kleiner Strich unter dem Konsonant signalisiert in der Bengali Schrift - gleich dem Virama genannten Zeichen der Devanagari - dass kein Vokal folgt. Fehlt Virama, so wird nach dem Konsonanten ein kurzes, offenes o (IPA: [ɔ], IAST a) gesprochen: ক্ = k, ক = ka. Alle anderen Vokale werden vermittels entsprechender Zeichen "um den Konsonanten herum" geschrieben, d.h. darunter (কু ku), vorangestellt (কি ki), nachgestellt (কী ) oder beides (কো ko).

Konsonant + Vokal Transliteration Silbenzeichen Transliteration
ক্ + অ k + a ka
ক্ + আ k + ā কা
ক্ + ই k + i কি ki
ক্ + ঈ k + ī কী
ক্ + উ k + u কু ku
ক্ + ঊ k + ū কূ
ক্ + ঋ k + কৃ kṛ
ক্ + এ k + e কে ke
ক্ + ঐ k + ai কৈ kai
ক্ + ও k + o কো ko
ক্ + ঔ k + au কৌ kau

Ligaturen

Treffen zwei oder mehrere Konsonanten aufeinander, so verbinden sie sich auch in der Bengali Schrift zu einer sogenannten Ligatur. Innerhalb dieser Ligaturen behalten die einzelnen Konsonanten teilweise ihre ursprüngliche Gestalt, in manchen Fällen ergeben sich auch neue graphische Formen. Hier einige Beispiele:

Konsonant + Konsonant Transliteration Ligatur Transliteration
ক্ + ষ k + ṣa ক্ষ kṣa (die moderne Aussprache ist [kkʰɔ])
জ্ + ঞ j + ña জ্ঞ jña
জ্ + র j + ya জ্র jra
ত্ + র t + ra ত্র tra
দ্ + ভ d + bha দ্ভ dbha
ন্ + য n + ya ন্য nya
প্ + র p + ra প্র pra
র্ + ম r + ma র্ম rma
ষ্ + ক + ka ষ্ক ṣka

Sonderzeichen

Die Bengali Schrift verfügt noch über einige Sonderzeichen, darunter die aus dem Sanskrit stammenden Zeichen Anusvara, Visarga und Chandrabindu bzw. Anunasika.

Anusvara

Anusvara wird in der Bengali Schrift mit einem semikolonartigen Zeichen ( ং ) dargesellt, das denselben Lautwert wie ঙ ṅa, der Klassennasal der guturalen Klasse (ka-Varga), hat, der wie das ng ([ŋ]) in "lang" ausgesprochen wird. In der wissenschaltlichen Transliteration (IAST) erscheint Anusvara als , z.B.: বাংলা bāṁlā "bengalisch".

Visarga

Visarga wird in der Bengali Schrift mit zwei kleinen übereinanderstehenden Kreisen ( ঃ ) dargesellt. Visarga wird nur in Verbindung mit Sanskritwörtern gebraucht und am Wortende als Hauchlaut h, der dem vorangehenden Vokal folgt, gesprochen. Im Wortinneren verdoppelt ("geminiert") Visarga den darauffolgenden Konsonanten. In der wissenschaltlichen Transliteration (IAST) erscheint Visarga als , z.B.: দুঃখ duḥkha "Sorge", sprich [d̪ukkʰɔ].

Chandrabindu

Chandrabindu, der "Mondtropfen", wird durch einen nach oben offenen Halbkreis mit einem darüberliegenden Punkt dargestellt ( ঁ ). Er zeigt eine Nasalierung des vorangehenden Vokals an, z.B wird কঁ (IAST kam̐) als [kɔ̃] wie in franz. balcon ausgesprochen.

Khanda ta

Für ein dentales, stimmloses, unaspiriertes ("unbehauchtes") ত t (IPA [t̪]), auf das kein Vokal folgt, wird das Sonderzeichen ৎ (t) anstelle von ত্ verwendet. Es ersetzt somit die Verwendung von Virama bzw. হসন্ত [hɔsɔnt] ( ্ ), das gewöhnlich einen Konsonanten ohne folgenden Vokal bezeichnet, z.B. im Wort উৎসব [utsɔb] "Festival". Dieses Zeichen heißt auf Bengali khaṇḍa ta, sprich [kʰ⁠ɔɳɖ⁠ ⁠t̪ɔ⁠] "gebrochenes ta".

Die Bengali Zahlzeichen

In der Bengali Schrift werden die folgenden Zahlzeichen verwendet:

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Weblink

Mit diesem Schriftkonverter lassen sich neben Gujarati und Devanagari auch noch weitere indische Schriften darstellen:

Siehe auch

Seminare

Indische Schriften

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Sanskrit und Devanagari

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Erlernen der Devanagari-Schrift zum korrekten Aussprechen der Mantras.

Dr. phil. Oliver Hahn