Beckenschiefstand

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Beckenschiefstand ist ein relativ verbreitetes Problem, das verschiedene Ursachen haben und Rückenschmerzen hervorrufen kann; mit einem gezielten Physiotherapie- undYoga-Training und ausgleichenden Übungen, auch in der Yogatherapie, kann hier bald eine Besserung erreicht werden. Bei der Mehrzahl der Menschen liegt eine leichte Asymmetrie/Schiefstellung vor, die nicht zu Problemen oder Schmerzen führen muss; meist rufen nur größere Abweichungen Beschwerden hervor.

Das Becken

Krankheitsursachen

Sport macht Spaß - und bringt manchmal auch Verletzungen mit sich

Zu den Ursachen, die einen Beckenschiefstand auslösen können, gehören:

  • Beinlängendifferenz (tatsächliche anatomische oder funktionelle (z.B. Kippung des Beckens durch verspannte Rückenmuskulatur; wenig ausgeprägte Muskulatur des Fußes und Beins auf einer Seite nach einer Fuß-OP mit Abflachung des Fußgewölbes);
  • Muskelverspannungen;
  • Verletzungsfolgen wie Sportverletzungen, auch Folgen operativer Verletzung;
  • Skoliose;
  • Tragen eines hohen orthopädischen Schuhs nach einer Fuß-OP auf nur einer Seite und über einen Zeitraum von mehreren Wochen;
  • Osteoporose und andere Erkrankungen, die die Knochenstruktur schädigen und dadurch ein Ungleichgewicht hervorrufen können;
  • Fehlstellung der Halswirbelsäule, insbesondere des Atlas (Wechselwirkung in beide Richtungen, d.h. der Beckenschiefstand kann eine Fehlstellung der Halswirbelsäule auslösen und umgekehrt);
  • Blockade eines Ileosakralgelenks (Kreuz-Darmbein-Gelenks);
  • Kieferprobleme, nächtliches Zähneknirschen (Bruxismus).
  • ungleiches Wachstum der Beine bei Jugendlichen (meist nur ein vorübergehendes Problem).

Im nachfolgenden Video der Praxis Osteovital wird darauf hingewiesen, dass der Beckenschiefstand in sehr vielen Fällen kompensatorisch ist, d.h. dass das Becken ein muskuläres Ungleichgewicht oder eine Fehlstellung ausgleicht, die sich an ganz anderer Stelle im Körper befindet.

Symptome

Ein Beckenschiefstand kann Rückenschmerzen und Beschwerden an der Hüfte verursachen; er kann auch Auswirkungen auf andere Bereiche des Skeletts (Halswirbelsäule, Kiefer, Knie, Füße) und das Gebiss (Bruxismus, nächtliches Zähneknirschen oder Aufeinanderpressen der Zähne) haben und hierdurch eine verspannte Nackenmuskulatur und auch Kopfschmerzen verursachen.

Bei Nichtbehandlung des Schiefstands kommt es zu zusätzlichen Muskelverspannungen, einseitiger Abnutzung von Bandscheiben und Gelenken und es kann sich eine Skoliose ausbilden. Auch zu vermeintlichen Zahnschmerzen kann es durch eine durch den Beckenschiefstand ausgelöste, gestörte Kiefergelenksfunktion kommen.

Diagnostik

Der Betroffene kann selbst vor dem Spiegel feststellen, ob er von einem Beckenschiefstand betroffen sein könnte und sich diese Vermutung dann von einem Arzt oder Physiotherapeuten bestätigen lassen.

Dazu kann er überprüfen, ob seine Hüftknochen auf gleicher Höhe sind; Wolfgang Kessler (Yoga... und der Rücken atmet auf, S. 36) empfiehlt, die Daumen am oberen Rand des Beckenkamms abzulegen und hier die Höhengleichheit zu prüfen. Auch ein starkes Hohlkreuz oder ein nach hinten vorstehendes Gesäß oder ein zu flaches Gesäß können auf einen Schiefstand hindeuten; ebenso können die Darmbeinstacheln verdreht sein.

Der Arzt oder Physiotherapeut kann die Beinlängen messen (bei stärkeren Längenunterschieden kann auch ein Hinken auftreten); kleine Unterschiede von 2-3 Millimetern sind unerheblich; ab einem Unterschied von 6 Millimetern sollte etwas unternommen werden, sollte(n) die Ursache(n) bestimmt und therapeutische Maßnahmen eingeleitet werden. Der Arzt wird dann auch feststellen, ob die Muskulatur auf die Veränderung schon reagiert hat und ob schon Anfänge einer Skoliose zu erkennen sind.

Für die genaue Vermessung der Wirbelsäule steht heute auch die 4D-Wirbelsäulenvermessung zur Verfügung, die für den Patienten keine Strahlenbelastung mit sich bringt und daher auch für Kontrolle hinsichtlich der Wirksamkeit der therapeutischen Maßnahmen und bei Kindern gefahrlos eingesetzt werden kann.

Therapie

Viele Fachleute sprechen sich heute dagegen aus, zur Behandlung von nur funktionell bedingten Beinlängenunterschieden Einlagen zu verschreiben; in vielen Fällen ist es sinnvoller, nach Aufnahme der genauen Krankengeschichte und genauer Ermittlung der Ursache eben den Körperbereich zu behandeln, der die Schiefstellung des Beckens ausgelöst hat.

Dies kann etwa durch Training von Muskelgruppen, die nach einer Verletzung weniger entwickelt sind als die der anderen Seite (die nun Wirbelsäule oder Becken zu sich hinzieht) geschehen, aber auch durch Auflösung muskulärer Verspannungen oder Einrenkung verschobener oder blockierter Gelenke (z.B. Iliosakralgelenk), Behandlung von Fehlstellungen der Wirbelsäule usw. Die betroffene, verspannte Muskulatur kann sich dann wieder normalisieren.

Die Dorn-Methode (siehe nachfolgendes Video) ist eine hilfreiche Methode auch zur Korrektur von funktionellen und scheinbaren Beinlängenunterschieden.

  • Wolfgang Kessler (Yoga...und der Rücken atmet auf, S. 36) empfiehlt als Yogaübung Standübungen wie die Berghaltung (siehe Video oben rechts).
  • Ist der scheinbare Beinlängenunterschied auf verspannte Muskulatur zurückzuführen, dann sind auf jeden Fall längere Entspannungsübungen wie Yoga Nidra und Tiefenentspannung (siehe nachfolgende Videos) sehr sinnvoll; sie können auch mit der Visualisierung des gesunden Zustandes kombiniert werden.

Sofern der scheinbare Beinlängenunterschied auf eine relativ häufig auftretende Blockade des Iliosakralgelenks zurückzuführen ist (kommt auch während der Schwangerschaft oft vor), kann

  • das Krokodil, Nakrasana, ausgeführt werden (siehe Video unten). Das Krokodil hat den angenehmen Nebeneffekt, dass es zugleich auch die verspannte Muskulatur des unteren Rückens lösen kann.
  • Auch morgendliches Radfahren im Bett kann zur Lösung der Blockade führen.
  • Eine weitere Übung zum Lösen der Blockade wäre, sich mit einem Bein auf ein Yogakissen oder auch eine erhöhte feste Unterlage (Yogablock, Buch) zu stellen und mit dem freien Bein vor und zurück zu pendeln. Dann die Seite wechseln.

Wie schon oben erwähnt, ist es jedoch wichtig, den Auslöser des Beckenschiefstandes herauszufinden und dann insbesondere diesen Körperbereich (Verspannungen, Halswirbelsäule, Kiefer, Fuß usw.) zu behandeln.

Sofern die Fehlstellung mit Schmerzen oder sogar neurologischen Ausfällen (Taubheit, Kribbeln, Muskelschwäche etc.) verbunden ist, sollte auf jeden Fall ein Arzt konsultiert werden.

Quellen

Siehe auch

Erkrankungen der Schulter:

Literatur

Seminare und Ausbildungen

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