Ayurveda Journal Interview mit Sukadev Mai 2014

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Das Ayurveda Journal interviewte Sukadev im Mai 2014. Es ging um die verschiedenen Yogastile und wie http://www.yoga-vidya.de Yoga und Ayurveda zusammenpassen. Hier in diesem Wiki gilt: Die Interviewfragen sind als Überschriften geschrieben, Sukadevs Antworten stehen darunter. Im Ayurveda Journal selbst wurden die Fragen und Antworten noch etwas modifiziert. Hier im Wiki Artikel sind die ursprünglichen Fragen und Antworten:

Sukadev Bretz

Warum ist Yoga immer noch – Tendenz weiter steigend – so populär?

Yoga tut gut, Yoga ist gesund. Das Körpergefühl, das Energiegefühl während der Yoga-Praxis ist etwas unbeschreiblich Schönes. Nach einer Yogastunde fühlt man sich wie neugeboren. Egal, wie man sich vor der Yogastunde gefühlt hat, ob verärgert, traurig oder melancholisch – in einer Yogastunde ist alles wie weg geblasen. Und nach der Yogastunde hat man Kraft und Inspiration, all das anzugehen, was man wirklich will. Inzwischen gibt es zahllose Studien, die zeigen, dass Yoga gesund ist. Yoga hilft gegen Rückenschmerzen, Kopfweh, Schlafstörungen und vieles mehr. Es gibt kaum etwas, das so viele positive Wirkungen hat wie Yoga – und dabei so viel Spaß macht. Es hilft dabei sicherlich, dass Prominente wie Michaela May, Ursula Carven, Ralf Bauer, Richard Gere, Gisele Bündchen, David Beckham sich zu ihrer Yoga Praxis bekennen. Es gibt inzwischen vermutlich nichts, was Stars so sehr verbindet wie ihre Yoga Praxis… Dazu kommt: Yoga kann von Menschen aller Altersstufen geübt werden, man kann Yoga drinnen und draußen üben. Es gibt so viele Yoga Stile – jeder kann einen Yoga-Stil finden, der zu ihm passt

Es gibt sehr viele verschiedene Yoga-Stile –Yoga Vidya, Sivananda, Kundalini, Bikram oder „Power Yoga“ – warum blickt kaum einer mehr durch?

Das ist ja eine der Stärken des Yoga: Es gibt verschiedene Yoga-Stile, verschiedene Arten Yoga zu praktizieren. Yoga macht kreativ – das zeigt sich auch in der Art und Weise, wie Yoga gelehrt wird. Manche lieben es sanfter, manche sportlicher, manche spiritueller. Manche lieben es, Yoga mit Musik zu verbinden. Manche Menschen haben diverse körperliche Einschränkungen und benötigen ein eher therapeutisches Yoga. Im Grunde genommen gibt es so viele Yoga Arten, wie es Menschen gibt… Unterschiedliche Yoga-Stile sprechen dabei verschiedene Bedürfnisse an.

Worin liegen denn eigentlich die wesentlichen Unterschiede?

Man kann Yoga-Stile nach verschiedenen Gesichtspunkten unterscheiden: es gibt sanftere Stile, forderndere Stile und Stile, die an den Level der Teilnehmer anpassbar sind.

  • Es gibt ruhigere meditativere Stile, dynamischere Stile und solche in denen beide Elemente enthalten sind.

Es gibt spirituellere Stile, säkularere Stile und solche, die mal mehr Wert auf Spiritualität und mal mehr auf Gesundheit und Körperbewusstsein legen.

  • Es gibt Yoga-Stile, die eher für ältere Menschen geeignet sind, solche, die eher für jüngere geeignet sind, und solche die sich für jüngere und ältere anpassen lassen können.
  • Es gibt Yoga-Stile, die man sehr einfach zuhause üben kann und solche, die wegen einer Menge an „Props“ oder einer geforderten Temperatur eigentlich nur in einem Yoga-Center geübt werden können.

Wie kann jeder das Passende finden?

Letztlich kann man da seiner Intuition folgen. Irgendwie wird man geführt. Eventuell hört man von einer Kollegin, eventuell stößt man auf eine Yoga-Richtung im Internet, eventuell sieht man ein Plakat. Dann erkundigt man sich über die Besonderheiten der Richtungen und fragt sich: Passt das zu mir? Und wenn man in Resonanz geht, dann probiert man das einfach aus. Wenn man dann merkt, es passt nicht – dann versucht man eine andere Yogastunde. Es ist ja nicht nur der Yoga-Stil, der einen mehr oder weniger anspricht. Oft ist es die Yogalehrerin, sind es die Räumlichkeiten, oder einfach eine Art unbestimmtes Gefühl, das einem sagt: Hier bin ich richtig – oder auch nicht.

Das heißt, man sollte verschiedenes ausprobieren?

Es kann hilfreich sein, verschiedenes auszuprobieren, bis man den Yoga-Stil findet, der zu einem passt. Wenn man etwas gefunden hat, was zu einem passt, womit man sich wohl fühlt, was einem Spaß hat, bleibt man dabei. Alle Yoga Arten auszuprobieren, könnte sehr lange dauern – und zu einer Vata-Störung führen… Wenn man aber eine Yogastunde ausprobiert hat und merkt, das passt nicht zu mir, dann sollte man die eine oder andere Richtung mal ausprobieren.

Es ist auch gut, mal ein längeres Yoga Seminar wie z.B. eine Yoga Ferienwoche oder ein Yoga Retreat mitzumachen. So kann man tiefer ins Yoga eintauchen. Gerade wenn man mal eine Woche weg vom Alltag ist, lernt man es besonders gut, zu spüren, was einem wirklich gut tut.

Was passt zu welchem Typ – ayurvedisch gesehen?

Der Vata-Typ braucht etwas Abwechslung, sollte es aber nicht übertreiben. Ist ein Vata-Typ im Gleichgewicht, sollte er in der Praxis ruhig etwas variieren, auch die fortgeschritteneren Dehnasanas probieren. Ist dagegen ein Vata Überschuss da, sollte man mehr entspannen, die Stellungen (Asanas) länger halten und dabei ruhige Bauchatmung üben.

Der Pitta-Typ will gerne gefordert werden, will etwas tun, was ihn anstrengt. Ist der Pitta-Typ im Gleichgewicht, kann er sich in den Yoga Übungen ruhig etwas anstrengen, sich Ziele setzen in der Yoga-Praxis. Hat jemand aber einen Pitta-Überschuss, dann ist es wichtig, ruhig und entspannt zu üben, eher sanft, bei geschlossenen Augen und sich von Leistungsanspruch, Perfektionismus lösen, das Körpergefühl im Hier und Jetzt genießen. Gerade der Pitta-Typ braucht tägliche Tiefenentspannung.

Der Kapha-Typ liebt es gemütlich. Für einen Kapha-Typ ist die Atmosphäre im Yoga Zentrum besonders wichtig. Wenn der Kapha-Typ zuhause übt, sollte er eine Kerze anzünden, eine Duftlampe nutzen, eine dicke weiche Matte ausbreiten und dafür sorgen, dass die erste und die letzte Übung gemütlich und angenehm ist. Wenn jemand einen Kapha-Überschuss hat, ist es am besten, er geht besonders regelmäßig ins Yoga Center. Denn wer Kapha-Überschuss hat, braucht Aktivität, Ansporn – das klappt am besten unter Anleitung.

Wie hat sich die Einstellung hierzulande über die Jahre verändert bezüglich Yoga?

War Yoga früher eher etwas Exotisches, so ist Yoga heute Mainstream geworden. Ich unterrichte Yoga ja schon seit 1981. Wurde man damals eher belächelt, wenn man sich als Yogalehrer geoutet hat, wird man heute als Avantgarde behandelt und mit Respekt und Hochachtung angeschaut.

Früher sind Menschen höchstens ein Mal pro Woche in ein Yoga Center oder in den Volkshochschulkurs gegangen. Heute gibt es immer mehr Menschen, für die ein Yoga Center wie ein zweites Zuhause ist, in dem sie mehrmals pro Woche Kraft tanken. Und es gibt immer mehr Menschen, die auch ihren Urlaub in einem Yoga Ashram verbringen, um sich vollständig von innen heraus zu regenerieren. Auch sind die Berührungsängste mit den spirituelleren Aspekte des Yoga weitestgehend verschwunden: Heutzutage lieben Menschen auch die Mantras, die in manchen Yogastunden zu Anfang oder Ende gesungen werden, und genießen die Meditation am Ende.

Worauf sollte man achten beim Praktizieren?

Wichtig ist, dass man sich wohl fühlt beim Praktizieren von Yoga. Ein paar einfache Tipps könnten einschließen: Iss etwa 2-3 Stunden vor der Yogastunde nichts oder nur ganz leicht. Ziehe bequeme Kleidung an. Wenn du in einer Yogastunde bist, dann vertraue dich dem Yogalehrer, dem Fluss der Yogastunde an, höre aber auf deinen Körper. Achte weniger darauf, was die anderen machen. Vergleiche dich nicht mit anderen, und miss dich auch nicht an eigenen Anspruchsdenken oder Vorstellungen. Eine Yogastunde ist ein leistungsanspruchsfreier Raum. Wenn du zuhause übst, übe jeden Tag mindestens 5-20 Minuten die Übungen, die dir am besten tun, und die du am liebsten übst. Wenn du so praktizierst, dass es dir Freude bereitet, dann wirst du auch lange dabei bleiben.

Siehe auch

Weitere Interviews mit Sukadev Volker Bretz

Zeitschriftenartikel über Sukadev Volker Bretz

Weblinks