Ashtanga Vinyasa Yoga

Aus Yogawiki

Ashtanga Vinyasa Yoga ist eine Weiterentwicklung des Vinyasa Karma Yogastils des Inders T. Krishnamacharya. Das Vinyasa-Prinzip beruht auf Hatha Yoga-Übungen, die um dynamische Elemente ergänzt wurden, um Atem und Bewegung in Einklang zu bringen. Der Gründer, Pattabhi Jois, entwickelte sechs Übungsserien, von denen meist die erste gelehrt wird. In den Serien nimmt die energetische Intensität zu, erreicht einen Höhepunkt, um danach wieder abzuflachen und in tiefer Entspannung zu enden. Eine Besonderheit ist dabei die individuelle Arbeit an der Serien mit gezielter Korrektur durch den Yogalehrer. Viele moderne Hatha-Yoga-Stile (alle "dynamischen", "Power", "Vinyasa", "Flow" etc. Stile) leiten sich aus diesem Yoga ab.

Diese Schule des Hatha Yoga ist nicht zu verwechseln mit dem eher philosophischen System des Raja Yoga, das hauptsächlich auf den "Yoga Sutras" von Patanjali aufbaut und für das auch der Ausdruck "Ashtanga Yoga" verwendet wird. Genau betrachtet, versteht sich das Hatha-Yoga-System (mit den zwei Gliedern Asana und Pranayama) als ein Teil des philosophischen Systems (mit den acht Gliedern Yama, Niyama, Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana, Samadhi).

Die bekanntesten indischen Schüler sind Manju Pattabhi Jois und Sharath Rangaswamy (der Sohn bzw. der Enkel von Krishna Pattabhi Jois). Zu den bekanntesten westlichen Schülern zählen David Williams, Nancy Gilgoff, David Swenson, Tim Miller, John Scott, Richard Freeman und Lino Miele.


Prinzipien

Der Begriff Vinyāsa bezeichnet die Angleichung von Bewegung und Atem, eine Methode, die statische Asanas in einen dynamischen Fluss/Flow verwandeln. Die Länge einer Einatmung oder einer Ausatmung bestimmt die Länge der Zeit des Hinüberwechselns zwischen den einzelnen Asanas. Die Asanas werden anschließend für eine vorgegebene Anzahl von Atemzügen gehalten. Hier liegt die gesamte Aufmerksamkeit auf dem Atem und den dynamischen Bewegungen zwischen den Asanas und nicht allein auf das Erreichen einer perfekten Ausrichtung des Körper in einer Asana, wie dies im Hatha Yoga betont wird.

Der Begriff Vinyasa bezieht sich auch auf eine bestimmte Reihe von Bewegungen, die häufig zwischen jeder Asana in einer Reihe gemacht werden. Dieser Vinyasa „Flow“ ist eine Variante von Surya Namaskar, dem Sonnengruß, und wird neben dem Ashtanga Vinyasa Yoga ebenso in anderen Yoga Arten verwendet. Eine Standard Vinyāsa besteht zum Beispiel aus dem Fluss von Caturanga (Planke) zu Caturanga Dandasana (niedrige Planke) zu Urdhva Mukha Svanasana (nach oben schauender) zu Adho Mukha Svanasana (nach unten schauender Hund).

Die Atmung, die in Ashtanga Vinyasa Yoga verwendet wird, ist die Ujjayi Atmung, welche eine entspannte Zwerchfellatmung ist. Dabei wird durch das Zusammenziehen der Kehlritze im Hals, ein leichter Kehllaut erzeugt, vorzustellen als leichtes Schwingen im Hals. Während des Praktizierens wird diese spezifische Art der Atmung im Einklang mit den Bewegungen aufrechterhalten. Diese stetige Ein- und Ausatmung bietet dem Praktizierenden eine beruhigende und mentale Fokussierung. Weiterhin wird durch das Zusammenwirken von Vinyasa und Ujjayi eine innere Wärme aufgebaut, die durch erhöhte Durchblutung und Schwitzen zu einer Reinigung des Körpers führt.

Ein weiterer wichtiger Grundsatz des Ashtanga Vinyasa Yoga sind die Bandhas auch bekannt als Muskelverriegelung oder -kontraktion, um die Energie im Körper zu halten und auch diese sind eng mit dem Atem verbunden. Es gibt eine Vielzahl von Bandhas (siehe unten).

Ashtanga Vinyasa Yoga unterscheidet sich von vielen Yogastilen im Westen, da die Reihenfolge der Asanas komplett vorgegeben ist. Eine Übungsreihen besteht aus vier Teilen: einer "Eröffnung Sequenz", einer von den sechs "Hauptübungsreihen", einer Folge von Rückbeugen, und einer Reihe von Umkehrasanas auch bezeichnet als „Endsequenz“ oder "Happy End". Jede Übungsreihe endet immer mit Savasana (Endentspannung). Die Eröffnungssequenz beginnt mit 10 Sonnengrüßen, danach werden mehrere stehende Asanas ausgeführt. Als nächstes führt der Übende eine der sechs „Hauptübungsreihen“ aus, entweder aus der „Anfängerübungsreihe“ (Yoga Chikitsa), der Übungsreihe für „fortgeschrittene Anfänger“ (Nadi Shodhana) oder der Übungsreihe für „Fortgeschrittene“ nach Level A, B, C oder D (Sthira Bhaga). Neulinge im Ashtanga Yoga praktizieren nach dem Erlernen der stehenden Sequenz die Anfängerübungsreihe. Dies ist die wichtigste Übungsreihe, da sie die Grundlage des gesamten Systems bildet. Übende können über Jahre oder Jahrzehnte zu immer schwierigen Übungsreihen gelangen, aber das Ziel dieses Stils ist nicht die schwierigeren Asanas zu lernen, sondern zu lernen, den Fokus nach innen zu richten und die Stellung wie eine Meditation zu halten und dabei die Leere der Gedanken zu spüren.

Wie in allen anderen Yogastilen ist auch im Ashtanga Vinyasa Yoga die tägliche oder regelmäßige Praxis wünschenswert. Ashtanga Yoga wird traditionell im Mysore Stil (betreutes Selbststudium des Übenden, benannt nach der Stadt Mysore in Indien, wo „ernsthaftes“ Ashtanga gelehrt wird), gelehrt, wo jeder Schüler die Übungsreihen in seinem eigenen Tempo und Niveau ausführt. Für eine Person die eine solide Ashtanga Praxis hat, kann dies zwischen einer Stunde und zwei Stunden dauern, je nach dem persönlichen Tempo. Ein Anfänger wird wahrscheinlich eine kürzere Praxis vorziehen. Yoga Studios, die den Mysore Stil anbieten, sind schwer zu finden, da diese Kurse von einem autorisierten Lehrer unterrichtet werden müssen, die in einem Ashtanga Yoga Research Institute ausgebildet wurden. Es ist eher üblich, Kurse zu finden, die eine bestimme Übungsreihe anbietet, oft in einem standardisierten Tempo und angeleitet von einem Ausbilder. Wie dem auch sei, auch traditionelle Mysore Stil Lehrer bieten "led" Klassen an, entweder wöchentlich oder monatlich.


Geschichte

Es ist nicht bekannt, wie alt das System ist und wie lange es bereits mündlich überliefert wurde. Nach den Angaben des Sanskrit- und Yoga-Gelehrten Tirumalai Krishnamacharya ist die älteste geschriebene Quelle für dieses Ashtanga-Yoga-System das Manuskript "Yoga Korunta" (Sanskrit für "Yoga-Gruppen") von Vamana Rishi, der es vor Jahrhunderten auf Palmblättern geschrieben haben soll. Krishnamacharya fand nach eigenen Angaben eine Kopie des Manuskripts in der Bibliothek von Kolkata (vorher Kalkutta).

Krishnamacharya war dafür bekannt, seinen Unterricht auf die Belange seiner Schüler zuzuschneidern, eine Vinyasa Serie für Jugendliche ist dadurch auch entstanden. Als er unter der Führung des genesenden Maharaj von Mysore stand, baute Krishnamarcharya auf dem Grundstück des Palastes eine Yogaschule auf und setzte die Praxis, die in der Yoga Korunta beschrieben wurde, für die jugendlichen Männer um, die dort lebten. Seitdem wird Vinyasa als eine Praxis gesehen, die physisch sehr fordernd ist, was wiederum sehr gut dafür eingesetzt werden kann, hyperaktive junge Geister in sinnvolle Bahnen zu lenken. Dieses System kann auch benutzt werden, um das Geschwätz des Geistes zu beruhigen, um Stress zu reduzieren und um extrovertierten Persönlichkeiten beizubringen, ihre Aufmerksamkeit nach innen zu lenken.

Krishnamacharya hat erheblichen Einfluss auf viele der modernen Formen der heute gelehrten Yoga Stile. Unter seinen Schülern waren viele namhafte Lehrer wie K. Pattabhi Jois, B.K.S. Iyengar, Indra Devi und Krishnamacharya Sohn T.K.V. Desikachar.

Ab 1937 unterrichtete K. P. Jois selbst dieses Yoga am Sanskrit College in Mysore. 1948 gründete er das "Ashtanga Yoga Research Institute" in seinem Wohnhaus in Mysore. 1964 hatte er seinen ersten westlichen Schüler (André van Lysebeth). 1973 begann er zum ersten Mal, einen Westler (David Williams) in das vollständige System einzuführen. Erst in den 1990er Jahren wurde es bekannter durch Prominente wie Madonna oder Sting. Heute gibt es in den meisten westlichen Ländern, einschließlich Deutschland, gut ausgebildete Lehrer dafür. Der klassische Yoga enthält einen achtfachen Ansatz (Ashtanga), der zum Ziel der Wiedervereinigung führt. Die acht Glieder sind nicht nur Schritte oder Stufen, obwohl sie eine gewissen Reihenfolge haben. Sie sind mit Körperteilen oder Teilen des Hauses vergleichbar.

Die acht Glieder des Yoga



Siehe auch


Literatur

  • K. Pattabhi Jois: Yoga Mala. North Point Press, New York 2002
  • David Swenson: Ashtanga Yoga, Das Übungs-Handbuch. Ashtanga Yoga Productions, Houston 2008
  • Lino Miele: Astanga Yoga, Under the Guidance of Sri K. Pattabhi Jois. Angelo Miele, Roma 1994
  • Dr. David Frawley: Vom Geist des Ayurveda - Therapien für den Geist, yogische ganzheitliche Medizin und ayurvedische Psychologie, Windpferd Verlag, ISBN 3-89385-304-9
  • Das Yoga-Lexikon von Wilfried Hunzermeyer, ISBN 978-3-931172-28-2, Edition Sawitri.


Weblinks


Multimedia

David Swenson Ashtanga Yoga

Die Gedanken beherrschen lernen

Lerne deinen Geist und sein verborgenes Potential kennen. Entfalte deine Kräfte. Lerne, die Gedanken zu beherrschen und zur höheren Wirklichkeit zu gelangen, die jenseits der Gedanken ist. Grundlagen des Raja Yoga; die 8 Stufen (Ashtanga Yoga), Asana und Pranayama: Wie du Haltung und Atmung im Alltag bewusst nutzen kannst. Mitschnitt aus einem Workshop mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Center Schwäbisch-Gmünd.

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