Anselm von Canterbury

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Anselm von Canterbury: Theologe, Philosoph und Kirchenlehrer des Mittelalters

Anselm von Canterbury, auch bekannt als Anselmus Cantuariensis, war ein herausragender Denker des Mittelalters. Geboren um 1033 in Aosta, Burgund, und gestorben 1109 in Canterbury, England, prägte er maßgeblich die Scholastik und die christliche Theologie seiner Zeit. Seine Werke reichen von theologischen Abhandlungen bis zu philosophischen Betrachtungen, die das Denken des Mittelalters nachhaltig beeinflusst haben. Schrift „Cur deus homo". „Credo, ut intelligam."

Leben und Bildung

Anselm trat früh in die Benediktinerabtei von Bec in der Normandie ein, wo er unter dem Einfluss von Lanfranc von Bec, einem bedeutenden Theologen seiner Zeit, studierte. Später wurde er zum Prior und schließlich zum Abt der Abtei ernannt. Anselms theologische Bildung wurde durch seine Neigung zur griechischen Philosophie, insbesondere zu Augustinus von Hippo, geprägt.

Theologische Beiträge

Ontologischer Gottesbeweis: Anselm ist besonders für seinen ontologischen Gottesbeweis bekannt, den er in seinem Werk "Proslogion" präsentierte. Hier argumentiert er, dass die Vorstellung von Gott als dem höchsten Wesen notwendigerweise die Existenz Gottes impliziert, da Gott das höchste Sein ist.

Satisfactionstheorie: In seiner Schrift "Cur Deus Homo" (Warum Gott Mensch wurde) entwickelte Anselm die Satisfactionstheorie der Sühne. Er argumentierte, dass die Sünde eine unendliche Entehrung Gottes darstellt, und nur ein sündloses, göttliches Opfer könne diese Schuld tilgen. Jesus Christus sei das einzige Wesen, das diese Anforderungen erfüllen könne.

Kontroversen und Exil

Anselm geriet während seiner Amtszeit als Erzbischof von Canterbury (1093–1109) in Konflikte mit dem englischen König Wilhelm II. wegen kirchlicher und weltlicher Autoritätsfragen. Anselm weigerte sich, dem König den traditionellen Lehnseid zu leisten, was zu einem Exil führte. In dieser Zeit schrieb er viele seiner bedeutenden theologischen Werke.

Philosophische Schriften

Anselms Interesse an der Philosophie war breit gefächert. Er verfasste Schriften über die Natur der Wahrheit, die Freiheit des Willens und die Natur des Bösen. In seinem Werk "Monologion" untersucht er die Beziehung zwischen Gott und der Schöpfung und betont die Idee, dass Gott das höchste Gut ist.

Erbe und Heiligsprechung

Anselms Einfluss erstreckte sich über die Jahrhunderte. Seine Schriften inspirierten Philosophen und Theologen wie Thomas von Aquin und René Descartes. Die katholische Kirche ehrte ihn 1720 als Kirchenlehrer, und Papst Clemens XI. sprach ihn 1720 heilig.

Anselm von Canterbury bleibt eine Schlüsselfigur in der Geschichte der Theologie und Philosophie des Mittelalters. Sein ontologischer Gottesbeweis und seine Satisfactionstheorie beeinflussten die spätere scholastische Denkweise. Anselms Streben nach der Harmonie von Glauben und Vernunft sowie seine Betonung der inneren Wahrheit und Notwendigkeit in der Theologie machten ihn zu einem Wegbereiter für spätere Denker und prägen noch heute theologische Diskussionen.