5Rhythmen

Aus Yogawiki

5Rhythmen ist eine von Gabrielle Roth in den späten 1970er Jahren entwickelte Tanzmeditationspraxis. 5Rhythmen basieren auf Grundsätzen vieler Traditionen der ganzen Welt und beziehen schamanische, ekstatische und mystische Weisheit und Praktiken sowie östliche Philosophie ein. Erfahrungen aus der Gestalttherapie und der transpersonalen Psychologie sind ebenso in die 5Rhythmen eingeflossen. Grundlegend für die Praxis ist die Vorstellung, dass alles Existente Energie und Bewegung in Wellen, Mustern und Rhythmen ist.

5Rythm praktizieren heißt, auf eine Reise gehen, die den Menschen über den Körper durch die völlig freie intuitive Bewegung, durch die Herzöffnung und die Befreiung des Geistes mit dem Wesen seiner Seele verbinden kann, der Quelle von Inspiration und unbegrenzten Möglichkeiten und Potentialen. "Energie bewegt sich in Wellen, Wellen bewegen sich in Mustern, Muster bewegen sich in Rhythmen. Der Mensch ist einfach nur das …. Energie, Wellen, Muster und Rhythmus." (Gabrielle Roth)

Die 5Rhythmen sind eine einfache, klar strukturierte und dabei sehr freie Bewegungspraxis, mit dem Ziel, den inneren Tänzer, der in jedem Körper lebt, hervortreten zu lassen. Jeder kann tanzen unabhängig von Fähigkeiten, Alter und sogar gesundheitlichem Zustand. Selbst der Tanz der Augenlider durch die 5 Rhythmen kann eine Ausdrucksoption sein, wenn kein anderes Körperteil mehr bewegt werden kann oder darf. Beim Tanz durch die Rhythmen kommt es zu einem intensiven Flow, d.h. es fließt einfach, man tanzt den eigenen, innewohnenden Tanz, man tanzt sich selbst. Selbsterfahrung mit der ganzen eigenen Kreativität und Beweglichkeit wird zum Ausdruck gebracht. Auch Selbstheilungskräfte werden aktiviert.

"Das eigentliche Ziel von Meditation ist, das Denken zum Schweigen zu bringen und der schnellste Weg dorthin ist, mich zu bewegen." (Gabrielle Roth) 5Rhythmen kann auch als eine spirituelle dynamische Meditationspraxis gelebt werden. Es gibt Menschen, die täglich über mindestens eine Stunde durch die 5 Rythmen tanzen und so ihren Geist zur Ruhe bringen.

Grundlegende Lehre

Bewege die Seele und sie wird sich selbst heilen. Bewege den Körper und der Geist wird geordnet und zur Ruhe gebracht. Es gibt nichts, was durch den Tanz nicht bewegt werden könnte. Jeder Mensch kann tanzen. Die 5Rhythmen heißen: Flowing, Staccato, Chaos, Lyrical und Stillness. Jeder Rhythmus ist ein spezifisches Energiefeld, in welchem der eigene Ausdruck gefunden und gestaltet wird. Die 5Rhythmen folgen nach Gabrielle Roth einem universellen Energiemuster. Sie sind ewige Gesetzmäßigkeiten, die sich auf vielen Ebenen vitaler Entwicklungsprozesse wiederfinden lassen. Sie verlaufen in einem aufsteigenden und wieder sinkenden natürlichen Bogen wie eine Welle, "the wave" benannt als Bestandteil der 5Rhythm Terminologie.

Mit jeder "wave" gelangen wir unmittelbarer zu uns selbst, Zerrissenheit findet Heilung, und wir können einen Zustand der Einheit erleben. "Wenn du deine Psyche in Bewegung bringst, heilt sie sich selbst." (Gabrielle Roth) Die 5Rhythmen führen uns in die tiefen Schichten unserer Körperstrukturen und lassen uns schließlich weit über das Physische und den Geist hinaus tanzen.

Wenn wir die 5Rhythmen tanzen, bewegen wir uns auf einer instinktiven Ebene. Neurophysiologisch bewegen wir uns ganz im Stammhirnbereich. Wir werden wieder eins mit unserer ureigenen kreativen Kraft und drücken diese direkt mit unserem Tanz aus. Wir landen endlich dort, wo wir einfach nur noch sind: im Hier und Jetzt-Sein, in der Stille des gegenwärtigen Moments. Dort sind dann auch Begegnungen einfach und authentisch. Wir können unsere eigene Vorstellungskraft wie auch unseren Körper (aus)dehnen.

Jeder Rhythmus lehrt uns auf spezifische Weise. Je öfter und kontinuierlicher wir tanzen, werden wir verschiedenen und manchmal überraschend anderen Qualitäten begegnen, je weiter sich unser Tanz entwickelt und unser Tanz der 5Rhythmen sich vertieft, denn jeder Rhythmus kann Schatten- und Lichtenergien hervorbringen. Der dunkle Aspekt wird hervorgetanzt, wenn Energien blockiert waren und nun herausbrechen dürfen. Es gibt nichts, was nicht getanzt werden kann. Die Eigenschaften der 5 Rhythmen werden für die Dauer einer Wave alle erkundet, und jeder Mensch fühlt sich in dem einen oder anderen davon mehr oder weniger oder ganz und gar zu Hause.

Wir befreien uns von blockierten Gefühlen und Gedanken, die sich in unserem physischen Körper in Form von rigiden Haltemustern, diversen Verspannungen, sowie auch organischen Beschwerden manifestiert haben. So kann unsere Lebensenergie wieder fließen, und wir spüren unsere Lebendigkeit.

Praxis

Die Wave (Welle) wächst langsam in die Höhe und zieht über

  • weiche, fließende Bewegungen (flowing) hin zu
  • klaren, zackigen Bewegungen (staccato)
  • uneingeschränkter wilder Ekstase (chaos)
  • und herzöffnenden Selbstausdruck (lyrical)
  • bis in meditative Stille (stillness) hinein.

5Rhythmen ist freier Tanz ohne Schrittfolgen, die man lernen oder beherrschen müsste. Diese Rhythmen sind in uns, sie sind der Tanz unserer Seele, den es zu entdecken gilt und der unseren Innenwelten Ausdruck verleiht. Für jeden Rhythmus gibt es eine passende Musik. Gabrielle Roth hat selber mit ihrer Musikband "Mirrors" Wave-Musik komponiert, die eingesetzt werden kann.

Flowing

Wir beginnen die Wave im ersten Rhythmus, indem wir uns wahrnehmen. Wir bewegen uns rund und fließend, weich und leicht. Jede Bewegung geht in die nächste über. Dabei nehmen wir unseren physischen Körper wahr und auf welchem Level sich unsere Energie gerade befindet und welche Gefühle aufkommen. Wir sind offen und empfangend. Flowing hat Bezug zu eher weiblichen Energie-Aspekten.

Gibt es Hindernisse oder Blockaden im Leben, können Angst und Trägheit aufkommen, doch durch unaufhörliches Fließen von einer Tanzbewegung in die andere, durch stetigen und eigentlich natürlichen Wandel, lösen wir diese bremsenden Gefühle auf. Indem wir uns dem Immerwährenden und Ineinanderfließenden in unseren Bewegungen hingeben und unser Gewicht zur Erde abgeben, eröffnet sich uns die wesentliche Eigenschaft dieses Rhythmus. Wir verbinden uns mit dem Fluss unserer Energie, öffnen unser Herz und das Gefühl von Liebe kann fließen. Wir fühlen die Gewissheit, getragen zu sein im großen universellen Kontinuum von Werden und Vergehen.

Staccato

Im zweiten Rhythmus verbinden wir uns mit der Kraft unseres Herzens. Wir bewegen uns zum Beat der Musik in geraden, klaren, zielgerichteten Formen, direkt, aktiv, präzise. Wir tanzen entschieden indem wir lineare, gerade oder diagonale Richtungen im Raum beschreiben, wir setzen akzentuierte Stopps und Standpunkte und wechseln dort bewusst die Richtung. Wir zeigen mit unserer Körperperipherie und auch von innen entschiedene Klarheit und Zielrichtung.

Währenddessen stellt sich Selbstbewusstsein, eine wache Wahrnehmung der eigenen Integrität und des im Raum-Seins ein. Wir wissen, was wir wollen und was wir nicht wollen. Wir tanzen ein klares "Dorthin" und "Von hier weg", "So doch" und "So nicht", "So herum" und "Nicht hier lang", "Ja" und "Nein". Der Körper und die Geh-Tanz-Richtungen modellieren die eigene Staccato-Performance. Das Gefühl ist Kraft und entspricht männlichen Prinzipien in uns wie Öffnung zur Welt und auch klare Abgrenzung. Wenn der Staccato-Aspekt im Leben nicht fließen kann, dominiert ein Gefühl des Abgetrennt-Seins, Verhärtung und Wut. Während der Tanz-Wave können wir uns bei Staccato abgehackt, stampfend, "straight" oder "strack" gehend bewegen.

Chaos

Im dritten Rhythmus führen wir die beiden ersten gegensätzlichen Rhythmen Flowing und Staccato zusammen und lassen unseren Körper in der Bewegung los. Männliche und weibliche Energien werden verbunden. Alle Formen dürfen sich auflösen. Wir tanzen einfach chaotisch und unvorhersehbar. Alles, was kommt, jeder Impuls, die ganze Bandbreite unserer Lebendigkeit tanzt sich selbst vollkommen ungeordnet. Tanz, Musik und Tänzer(in) sind eins. Wir sind total offen und wach für unsere Intuition. Wir erreichen Ekstase. Ist der Weg zu diesem Rhythmus als Lebensaspekt schwierig, hindert uns die Kontrolle unseres (Über)-Ichs. Wir erlauben uns nicht, in den Körper einzutauchen und uns darin einfach aufzulösen. Wir werden traurig oder depressiv. Die Musik im dritten Rhythmus beim Wave-Tanz und die beiden Rhythmen davor verhelfen uns jedoch anstrengungslos zum Ausdruck von Chaos.

Lyrical

Im vierten Rhythmus transzendieren wir. "Kopf" und "Herz", sind eins. Wir können in Lyrical zu unserem ganz eigenen, authentischen Tanz werden. Es findet ein Energiewechsel statt, Erleichterung tritt ein - wie nach langem Weinen oder Lachen, als sich der Körper vor SchLink-Textmerz, Trauer oder Freude unkontrolliert geschüttelt hat. Wir atmen auf, atmen tiefer, sind entspannter. Wir befreien uns von körperlichen, emotionalen und geistigen Blockaden.

Ein Gefühl von Leichtigkeit stellt sich ein. Lyrical will fliegen, komponieren, Poesie dichten, malen - pure Freude kommt auf. Wir können uns geschmeidig, taumelnd sinkend, flatternd und schwebend bewegen. Wir kommen im Sein an. Darf sich diese Energie im Leben nicht entfalten, ist Orientierungslosigkeit und völliges "Wegdriften" möglicherweise eine Folge. Der Geist entflattert irgendwohin und ist nicht mehr im Hier und Jetzt und mit dem Körper eins. In diesem Fall kann uns Lyrical im Tanz zurückführen - "Fliegen" ja, aber nicht "Verloren-Sein".