Übersteigerte Bürokratie

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Übersteigerte Bürokratie kann Kreativität lähmen, Menschen in ein zu enges Korsett pressen, Prozesse verlangsamen. Bürokratie ist nicht immer beliebt, aber notwendig: Das Zusammenleben und Zusammenwirken von vielen Menschen erfordert auch eine Bürokratie. Die Größe der modernen Staaten funktioniert nur dank einer gut organisierten Bürokratie. Auch Yoga Ashrams brauchen eine gewisse Bürokratie. Übersteigerte Bürokratie kann dagegen lähmen.

Bürokratie als verlässliches Ordnungsprinzip

Bürokratie ist das Gegenteil zu Einzelentscheidung, Willkür und Faustrecht: Durch das Einführen von Prozeduren, von Vorgehensweisen braucht nicht mehr jeder Einzelfall neu entschieden zu werden. Wenn Verlässlichkeit vorherrscht, gibt es keine Willkür mehr. Und wenn Prinzipien festgelegt werden, muss nicht jeder sich mit Gewalt durchsetzen.

Charakteristisch für die Bürokratie ist auch eine Verschriftlichung - die es heutzutage natürlich auch digitalisiert gibt. Durch die verschriftlichte Bürokratie kann jeder nachlesen, wie etwas funktioniert und entschieden wird.

So ist Bürokratie auch hilfreich für das Gefühl der Gerechtigkeit.

Bürokratie kann auch große Menschenmengen koordinieren. Schon im alten China, im Persischen Reich, später im Römischen Reich, gab es eine große Bürokratie. Nur durch Bürokratie können große Länder und Staatswesen zusammengehalten werden.

Bürokratie als Erfolgsprinzip des Christentums

Selten gewürdigt wird die Rolle der Bürokratie für die Ausbreitung des Christentums und für die Macht der Kirche: In der Spätantike entwickelte gerade die katholische Kirche eine sehr umfangreiche Bürokratie - was dazu führte, dass die Kirche die einzige Institution blieb, welche den Übergang von der Antike ins Mittelalter schaffte.

Im frühen Mittelalter waren es die kirchlichen Würdenträger, die Klosterleute, die schreiben konnten - und die dann Karl dem Großen beim Aufbau der Bürokratie im Frankenreich behilflich waren.

Bürokratie im Hinduismus

Im Hinduismus herrschte über viele Jahrhunderte eine eher chaotische Spiritualität ohne zentrale Bürokratie vor.

Erst Ende des 19. Jahrhunderts entstanden die ersten hinduistischen Reformbewegungen wie Arya Samaj und Brahmo Samaj - die gleich auch eine Bürokratie hervorbrachten.

Auch die Ramakrishna Mission, im Westen als Vedanta Society bekannt, kann als ein Beispiel gelten, wie eine Bürokratie eine größere spirituelle Yoga Bewegung ermöglicht.

Übersteigerte Bürokratie kann lähmen

Zu viel Bürokratie, übersteigerte Bürokratie, kann die Kreativität lähmen. Auch die Anpassungsfähigkeit einer Organisation kann durch eine übersteigerte Bürokratie gemindert sein. Vermutlich ist das chinesische Kaiserreich im 19. Jahrhundert durch eine übersteigerte Bürokratie in den Niedergang gekommen - mit dieser übersteigerten Bürokratie war eine Anpassung an die Herausforderungen des europäischen Imperialismus und Kolonialismus schwierig.

Auch in spirituellen Gemeinschaften, in der Kirche, in großen Ashrams, gilt es immer wieder aufzupassen, dass nicht eine übersteigerte Bürokratie die Spiritualität, die Lebendigkeit der spirituellen Erfahrung und Praxis, nicht hemmt oder gar lähmt.

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