Vamana

Aus Yogawiki
Vamana tritt auf Balis Kopf

1. Vamana (Sanskrit: वमन vamana m. u. n.) Hanf (Ganja); Erbrechen; Brechmittel, Vomitivum, Emetikum; das Vonsichgeben, Ausstoßen, Entlassen.


2. Vamana (Sanskrit: वामन vāmana adj. und m.) klein, zwergenwüchsig, kurz; Zwerg; Name eines Kommentators von Paninis berühmter Sanskritgrammatik Ashtadhyayi, der im 7. Jahrhundert zusammen mit Jayaditya die Kashika verfasste, die neben Patanjalis Mahabhashya zu den bedeutendsten Kommentaren zur Ashtadhyayi gehört; Inkarnation Vishnus in Gestalt eines Zwerges.


Sukadev über Vamana

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Vamana

Vamana heißt Zwerg. Vamana ist insbesondere eine der großen Inkarnationen von Vishnu. Vishnu hat zehn Haupt-Avatare, die Dashavatare. Und Vamana ist einer davon. Der erste der Avatare von Vishnu war Matsya Avatar, der Fisch-Avatar. Dann kam Kurma Avatar, das ist der Schildkröten-Avatar. Der dritte Avatar ist dann der Eber, Varaha-Avatar. Dann kommt Narasimha Avatar, der Mensch-Löwe-Avatar. Als fünftes kommt dann Vamana Avatar. Der sechste Avatar war Parashurama, der siebte Raghu Rama, der achte Krishna, der neunte Buddha, und der zehnte wird noch folgen.

Jetzt sind wir beim fünften Avatar, also Vamana Avatar, der erste Avatar von Vishnu in menschlicher Gestalt. Da gibt es auch eine Hintergrundgeschichte: Es gab einen Asura namens Bali, und dieser Asura hatte besondere Kräfte und Fähigkeiten, und er war auf der einen Seite durchaus auch ein Guter, im Sinne von, er hatte viel intensive spirituelle Praktiken geübt, er hatte durch intensive spirituelle Praktiken Kräfte bekommen, aber er nutze sie jetzt, um Macht zu bekommen, zu herrschen und zwar auch über Teile, über die er nicht herrschen sollte. Er vertrieb die Devas, die Engelswesen, aus dem Himmel, und er regierte die Welt.

Und so riefen die Devas und die spirituellen Aspiranten Vishnu an und sagten: "Oh Vishnu, bitte hilf uns." Und Vishnu inkarnierte sich dann als Vamana Avatar. Und Vamana Avatar, Vamana als Zwerg, ging dann zu Bali und sagte: "Oh Bali, ich habe gehört, du bist großzügig. Könntest du mir eine Gabe geben?" Und dann sagte Bali: "Okay, ich gebe dir so viel Land, wie du mit drei Schritten beschreiten kannst." Und so nahm Vamana drei Schritte. Mit dem ersten Schritt durchmaß er die gesamte physische Welt. Mit dem zweiten Schritt durchmaß er die gesamte Astralwelt. Und dann fragte Vamana den Bali: "Jetzt habe ich schon die gesamte physische und Astralwelt durchschritten, wo soll ich meinen dritten Schritt machen?" Und Bali, der plötzlich erkannte, was ihm geschah, sagte: "Oh Vishnu, den dritten Schritt tue auf mein Herz." Und so nahm Vishnu den dritten Schritt auf Balis Herz und so gehörte die ganze physische und astrale Welt wieder Vishnu. Bali selbst verwirklichte Vishnu, kam nach Vaikuntha.

In der Geschichte von Vamana Avatar gibt es viel Symbolik. Es kann unter anderem heißen, ein spiritueller Aspirant muss sich vorsehen, dass er nicht seine spirituellen Praktiken missbraucht für Egoismus und Macht. Und als zweites, selbst wenn du in dir ein großes Ego entdeckst, du kannst immer zu Gott beten, und Gott kann dich wieder retten, Gott kann dir letztlich helfen, zum Höchsten zu kommen. Es gilt aber, sein Ego zu überwinden und das kann man allein schwer, aber Gott wird es tun.

Daher, wann immer du auf dem spirituellen Weg nicht weiter weißt, dann bete zu Gott. Und Gott kann viele Gestalten annehmen. Er kann wie ein kleiner Zwerg kommen, Vamana. Er kann großartig kommen, er kann auf unvorhersehbare Weise kommen, aber er kommt. Gott wird in dein Leben eintreten, wenn du ihn um Hilfe bittest. Gott wird in dein Leben eintreten und dich lenken, führen, auf dem spirituellen Weg voranzuschreiten. Vamana, also der Zwerg, die fünfte Inkarnation von Vishnu.

Vamana Avatar

Bali, der König der Dämonen, ein Enkelsohn von Prahlada, führte zusammen mit Shukracharya, seinem Guru, einem Yogameister, eine große Opferzeremonie durch, mit dem Ziel, die Herrschaft über die drei Welten zu erlangen. Er bekam dadurch eine goldene Kutsche, himmlische Waffen und ein Löwenfell als Panzerung, um den Himmel zu bezwingen.

Bald schon hatte Bali den Himmel erobert. Indra wandte sich hilfesuchend an Brihaspati. Dieser riet ihm zur Geduld. Noch wäre Bali unbesiegbar, aber irgendwann würde ihn sein Guru verfluchen, weil er seine Ratschläge ignorieren würde.

Bali übernahm also die Herrschaft über die drei Welten, die Götter wurden vertrieben. Aditi, die Mutter der Devas, konnte das Leid ihrer Kinder nicht ertragen und wandte sich hilfesuchend an Vishnu. Dieser meinte, dass die Asuras unbesiegbar wären, aber die Hingabe einer göttlichen Frau, soll nicht fruchtlos sein. So würde er die Rolle als einer ihrer Söhne annehmen, um ihre Nachkommen zu schützen. Und so kam es, dass Vishnu sich als ein kleinwüchsiger Brahmane inkarnierte. Sein Name war Vamana.

Einige Tage später wurde das rituelle Feuer der Opferzeremonie Balis von einem grellen Licht erfüllt. Es war so hell, dass sie im ersten Moment glaubten, Surya, der Sonnengott persönlich, hätte ihnen die Ehre erwiesen, beim Opfer anwesend zu sein. Als sich ihre Augen an das Licht gewöhnt hatten, sahen sie, dass da ein kleiner Brahmane, ein Zwerg, die Opferstätte betreten hatte.

Bali erhob sich von seinem Sitz, um ihn willkommen zu heißen. Er wies ihm einen speziellen Sitzplatz zu und wusch ihm die Füße. Er bot ihm dann Geschenke an. "Was möchtest du haben?" fragte er ihn: "eine Kuh, Gold, Elefanten, Pferde, Kutschen, … Vamana schüttelte nur den Kopf. Alles, was ich suche sind drei Schritte Land in der Länge und drei Schritte Land in der Breite.

Bali war enttäuscht. Er hatte ihm so viel angeboten, einen ganzen Kontinent hätte er ihm gegeben, aber er wollte nur Schritte Land haben. Vamana meinte: "Wer mit drei Schritten Land nicht zufrieden ist, wird auch mit einem ganzen Kontinent nicht zufrieden sein. Drei Schritte Land sind alles, was ich haben will." Bali lachte: "Na dann sollst du auch genau das bekommen!"

In diesem Moment realisierte Shukracharya, sein Guru, dass Vamana niemand anderes war als Vishnu selber. Er wollte Bali davon abhalten Vamana drei Schritte Land zu geben, es wäre mit Bestimmtheit eine Falle oder List dahinter. Bali meinte, dass er sein Versprechen gegeben hätte. Wenn er es nicht erfüllen würde, dann wäre er nichts weiter als ein gewöhnlicher Schwindler - er, der doch der Enkelsohn des großen Prahlada sei. Zornig darüber, dass sein Schüler seinen Rat missachtete, verfluchte Shukracharya seinen Schüler Bali. Er würde bald schon fallen aus seiner hohen Position die er inne hatte.

Vamana wollte nun seine drei Schritte einfordern. Da fing er an zu wachsen. Er wuchs ins schier Endlose nach oben hin. Durch die Wolken hindurch. Und als er dann begann seine drei Schritte abzumessen, überschritt er mit dem ersten die gesamte Erde und mit dem zweiten den Himmel. Er hatte schon alles, was Bali besaß mit zwei Schritten abgemessen.

Die Asuras waren außer sich vor Zorn. Aber Bali hielt sie zurück. Sie verließen die Erde und gingen zurück in die Unterwelt. Bali wurde von Garuda, Vishnus Reittier, gefesselt und vor den riesigen Vamana gebracht. Bali war ja durch nichts davon abzubringen gewesen, sein Versprechen zu halten. Also wollte ihn Vishnu weiter prüfen: "Du hast mir drei Schritte Land versprochen" brüllte er "aber alles was du besitzt, habe ich mit zweien schon durchschritten. Du hast also versagt dein Versprechen zu erfüllen."

Die zehn Avatare von Vishnu auf einem indischen Gemälde des 19. Jahrhunderts.

Bali blieb davon unbeeindruckt. "Oh Erhabener! Ich fürchte mich nicht so sehr vor Deiner Bestrafung, wie ich mich davor fürchte, unehrenhaft zu sein." Um dies zu unterstreichen verbeugte sich Bali vor dem riesigen Vamana: "Plaziere deinen dritten Schritt auf meinem Kopf, der ist mir mehr Wert als alle meine Besitztümer zusammen."

Und so kam es, dass Bali das Geschenk zuteil wurde, in das Heim Vishnus einzuziehen. Etwas, das sogar für die Devas sehr schwer zu erreichen ist. Bali war bereit, auf alles zu verzichten, alles herzugeben. Wer dazu bereit ist, wird alles bekommen.

Siehe auch


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