Sukadev Interview ARD Wunschbox Juli 2001

Aus Yogawiki

Sukadev Interview ARD Wunschbox Juli 2001: Am 4. Juli 2001 war Sukadev Volker Bretz eingeladen in die ARD Wunschbox - damals ein recht populäres Programm, welches Musikhits kombinierte mit Interviews mit Persönlichkeiten aus dem Öffentlichen Leben. Unten die Interviewfragen an Sukadev mit seinen Antworten. Vorher noch eine Anmerkung: Die unteren Fragen und Antworten stammen aus Sukadev Bretz' Aufzeichnungen, denn ihm wurden die Fragen vorab per Fragenkatalog geschickt. Im Interview selbst ist er öfter mal von seiner Vorlage etwas abgewichen. Die Antworten aus seiner Interviewvorbereitung sind "druckreifer" - daher haben wir uns dafür entschieden. Das Interview hat aber tatsächlich stattgefunden... Und Sukadev half dem Moderator, Ingo Dubinski, in den Kopfstand...

Was bedeuted Sukadev?

Sukadev heißt „Engel der Wonne“. Dieser Name drückt aus, wozu uns Yoga verhelfen will: Zugang zur inneren Freude und Leben aus der Tiefe des Herzens.

Wie sind Sie zum Yoga gekommen?

Schon als Teenager war ich auf der Suche nach etwas Höherem, einem Sinn im Leben, nach der Frage: Wer bin ich? Ich habe viele Bücher über Weisheitslehren verschiedener Kulturen gelesen und verschiedenes ausprobiert. Was mich am Yoga faszinierte, war seine Ganzheitlichkeit: Ich begann zu meditieren, um tiefere Einsicht zu erfahren. Da ich Rückenschmerzen- und Knieprobleme hatte, begann ich mit Yoga Körper-Übungen. Innerhalb weniger Wochen sind diese Rücken- und Knieprobleme verschwunden, die jahrelanger physiotherapeutischer Behandlung widerstanden hatten. Mit Yoga Atemübungen gelang es mir, die Konzentrationsfähigkeit des Geistes zu entwickeln und mein Studium als Jahrgangsbester zu absolvieren. Und durch die Ernährungsumstellung wurde ich dauerhaft von Kopfweh und Verdauungsproblemen befreit.

Wie lange machen Sie das?

Seit über 20 Jahren.

Sie sind Gründer und Leiter der Yoga Vidya Zentren - Was ist das?

Vidya heißt Wissenschaft, Weisheit. Yoga Vidya ist ein seit bald 10 Jahren bestehender Verein zur Verbreitung der Weisheitslehren des Yoga in seiner ganzen Bandbreite. Wir haben ein großes Yoga [1] Seminarhaus im Westerwald, wo man in Wochenendseminaren und Intensivwochen Yoga sowohl kennen lernen als auch intensiv praktizieren kann. Wir haben 10 Yoga Vidya Zentren in verschiedenen Städten in ganz Deutschland und mehrere Hundert Yogalehrer, die im Bund der Yoga Vidya Lehrer mit uns zusammen arbeiten. Jedes Jahr bilden wir in über 15 Yogalehrer Ausbildungen über 300 neue Yogalehrer aus. Außerdem geben wir im Yoga Vidya Verlag Bücher, CDs, Kassetten und Videos über Yoga heraus.

Unser Anliegen ist dabei, dem Menschen das zu geben, was er will: Jemand, der hauptsächlich an Gesundheit und Entspannung interessiert ist, kann genau dafür Kurse belegen. Jemand, der an Anleitung für den spirituellen Weg interessiert ist, kann das bei uns kompetent erhalten und intensiv praktizieren.

Was heißt Yoga eigentlich?

Yoga heißt Einheit, Harmonie. Yoga will zu Harmonie auf allen Ebenen des Mensch-Seins führen:

  • Harmonie auf der körperlichen Ebene: Gesundheit, Entspannung, Wohlbefinden.
  • Harmonie auf der energetischen Ebene: Gefühl von Energie und Kraft für all das, was man im Leben machen will
  • Emotionelle Ebene: Zugang zu tieferen Gefühlen wie Liebe, Freude, Sinn für Schönheit. Herzensöffnung für befriedigendere zwischenmenschliche Beziehung
  • Geistige Ebene: Fähigkeit zu Konzentration, zur inneren Intuition, auch um zu wissen, was man wirklich will, und was seine Aufgaben im Leben sind
  • Spirituelle Ebene: Gefühl der Verbundenheit mit der ganzen Schöpfung.

Woher kommt Yoga? Wo sind seine Wurzeln?

Yoga stammt aus Indien und ist schon viele Jahrtausende alt. Man nimmt an, dass Yoga schon in der Hochkultur am Indus im 5.-3. Jahrtausend v.Chr. praktiziert wurde. Yoga ist zu uns gekommen in verschiedenen Strömen, die sich über die Jahrhunderte immer wieder befruchtet und entwickelt haben. In verschiedenen hinduistischen Philosophiesystemen war Yoga der Name für die Techniken zur Befreiung des Menschen.

Im 6.-3. Jhdt. v. Chr. systematisierte ein Meister namens Patanjali das Yoga System und schrieb das „Yoga Sutra“. Im Tantrismus, der im indischen Mittelalter populär wurde, wurde ein mehr diesseits bezogener Yoga gelehrt. Yoga Übungen sollten sowohl zu einem erfüllten Leben als auch zu spiritueller Verwirklichung führen. In der Zeit der Eroberung und Besetzung Indiens durch verschiedene Moslem-Dynastien und der Engländer wurde Yoga wieder in den Hintergrund gedrängt. Im 19. und 20. Jahrhundert geschah dann die Renaissance des Yoga. Meister wie Swami Sivananda, die gleichzeitig Yoga Meister und westlich ausgebildete Ärzte waren, lehrten Yoga wieder in seiner ganzen Bandbreite. Am Ende des 19. Jahrhunderts kam Yoga in den Westen, zunächst mehr als spirituelles System. Seit den 50er Jahren fanden die Gesundheitsaspekte des Yoga Verbreitung. Und seit große Wissenschaftliche Studien die Wirksamkeit des Yoga bestätigt haben und Künstler wie Madonna und Sting sagen, dass sie durch Yoga ihre Kreativität fördern können, gibt es in Amerika, Europa und auch Indien eine richtige Yoga Welle.

Was kann man mit Yoga bewirken?

  • Gesundheit
  • Entspannung
  • Mehr Energie
  • Zugang zu Kreativität
  • Zugang zur inneren Stimme und Intuition, die einem sagen, was für einen richtig ist
  • Erfahrung der Einheit des Seins

Warum und wie funktioniert dieses Zu-Sich-Selbst-Finden?

Yoga verhilft zur Auflösung von Spannungen, das Innere manifestiert sich


Welche Voraussetzungen muß man mitbringen, um Yoga zu praktzieren?

Ein alter Text sagt: Den Wunsch irgendetwas an sich zu ändern, und die Bereitschaft etwas zu tun. Nicht zufrieden sein, passiv von anderen Besserung zu erwarten. Selbst aktiv werden.

Welche Utensilien?

Eine Matte oder Decke oder Handtuch. Bequeme Kleidung. Yoga kann man überall machen, wo man 2x1 Meter Platz hat.

Wie lange dauert es, bis ich Yoga kann?

Schon nach der 1. Yoga-Stunde empfinden die meisten Menschen eine Erfahrung von Entspannung und Wohlbefinden, das Tage andauert. Nach einem Yoga-Kurs von 2-3 Monaten beherrscht man wesentliche Übungen, die man zuhause weiter praktizieren kann. Oder wer bei uns im Haus Yoga Vidya ein Yoga Wochenende mitgemacht hat, hat eine gute Basis, um weiter üben zu können.

Yoga ist aber ein faszinierendes System, das einen immer weiter führt: Ich mache jetzt seit über 20 Jahren Yoga und habe das Gefühl, dass ich erst am Anfang stehe.

Gibt es Grundregeln, die man beachten sollte?

Ja, folgende Grundregeln sollte man beachten:

  • Yoga macht man für sich selbst, mit sich selbst. Leistungsdenken sollte man nicht mit auf die Matte bringen.
  • Yoga ist kein Wettbewerb. Man will nichts Konkretes erreichen, sondern so praktizieren, dass man sich wohl fühlt.
  • Yoga-Stunde ist Rhythmus zwischen Anspannung und Entspannung, zwischen Anstrengung und Loslassen
  • Bei allen Übungen ist es wichtig, sie nach Möglichkeit bewusst und konzentriert zu machen. Bewusste Atmung ist der Schlüssel für die Wirksamkeit.

Siehe auch