Spirituelles Leben

Aus Yogawiki

Spirituelles Leben bedeutet, sein Leben Gott und der spirituellen Praxis (Sadhana) zu widmen, um Gott und spirituelle Verwirklichung zu erreichen. Das spirituelle Leben reicht in den täglichen Alltag hinein, in die Ausübung beruflicher Pflichten und in den Umgang mit anderen Menschen. Es geht darum, an sich zu arbeiten, zu erkennen, was man nicht ist und sich mehr und mehr Gott zuzuwenden. Dies ist im Normalfall nur durch sehr viel Übung möglich, denn die meisten Menschen haben das Ego zu ihrem Lehrmeister gemacht und nicht Gott.

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Das spirituelle Leben, der yogische Pfad weist uns den Weg aus den Irrungen und Wirrungen des Geistes heraus. Der Raja Yoga empfiehlt acht Übungen, die einen zu Gott, zur Wahrheit führen können. Die Menschen müssen lernen, ihre Persönlichkeit und ihr kleines Selbst auf das Höhere Selbst und auf Gott vorzubereiten. Zunächst müssen sie sich an gewisse Regeln (Yamas) im Umgang mit anderen Menschen halten: Sie sollten lernen niemanden zu verletzen, weder in Worten, noch in Taten und noch nicht einmal in Gedanken (Ahimsa). Sie sollten lernen wahrhaftig zu sein, sich selbst gegenüber und auch den anderen gegenüber (Satya). Sie sollten auch lernen, ihre Triebe und Instinkte zu beherrschen und sich nicht von ihnen beherrschen zu lassen (Brahmacharya). Ein Mensch sollte unbestechlich sein und sich allein von Gott lenken lassen und nicht von Geschenken (Aparigraha). Ein wahrhafter Mensch stiehlt nicht, er begehrt nichts, das einem anderen gehört, denn er weiß, dass Gott ihm alles gibt, was er zum Leben braucht. Der Raja Yoga empfiehlt gewisse Gebote (Niyama), die jeden einzelnen betreffen: innere und äußere Reinheit (Saucha), Zufriedenheit (Santosha), Askese (Tapas), Studium religiöser Schriften (Swadhyaya), Verehrung Gottes (Ishvarapranidhana).

Asana und Pranayama sind die Körper- und Atemübungen, die den physischen und auch schon den energetischen Körper reinigen und auf Gott vorbereiten. Nach und nach sollte der Mensch dann seine Sinne von der äußeren Welt zurückziehen (Pratyahara) und den Geist auf eine einzige Sache konzentrieren (Dharana), einen äußeren oder inneren Gegenstand, eine Idee, ein Gedanke, ein Mantra und alles andere ausschließen. In Dhyana, in der völligen Absorption in den Gegenstand der Meditation, fließen dann die Gedanken nur noch zum Meditationsobjekt. Und im Samadhi ist das menschliche Bewusstsein so weit entwickelt, dass es sich im Raum des Überbewussten aufhält. Der Mensch hat sein Ziel erreicht und erkennt, das es die Seele ist, die ihr Ziel erreicht hat, das es Gott selbst ist, der sich selbst erreicht hat. Im Grunde bedeutet spirituelles Leben, sein Leben jeden Augenblick Gott zu schenken und seinen Willen in der Welt zu erfüllen. Es geht darum, Gott zu dienen und nicht dem Ego. Gott über alles zu lieben ist das größte Geschenk, das ein Mensch sich selbst und anderen machen kann.

Was ist das Leben?

Artikel von Swami Sivananda aus seinem Buch "Practice of Nature Cure“, S.21-22. Divine Life Society

Ewiges Leben ist reines Sein oder Sat oder Para Brahman. Es ist Amritam oder ewiger Nektar. Es existiert in den drei Zeitperioden. Es ist Chaitanya oder reines Bewusstsein und reine Glückseligkeit. Es ist die einzige Wirklichkeit. Es ist ohne Anfang, ohne Ende, ohne Zeit, Raum und ohne Ursache. Es ist die Quelle von Prana, Geist und dem individuellen Leben. Es ist der Schoss des gesamten Universums. Es ist das eine ohne ein zweites. Es ist unteilbar. Es ist ohne Prana, ohne Geist, ohne Sinne, ohne Körper, ohne Intellekt. Prana, Geist, Intellekt und die Sinne erhalten ihre Kraft vom Höheren Selbst.

Kosmisches Prana oder kosmisches Leben ist Hiranyagarbha. Es ist die Gesamtheit aller lebenden Individuen. Es ist das Erstgeborene. Es ist die Erscheinungsform von Para Brahman. Virat ist die Summe aller physischer Körper oder Visvas. Es ist das in Erscheinung getretene Universum. Leben ist Prana oder Lebenskraft in Lebewesen: Bewegung, Durchblutung, Atmung, Denken, Wissen, Wille, Wahrnehmung, Hören, Schmecken, Riechen, Fühlen, Ausscheidung, Verdauung, Anpassung, Absorption sind Vorgänge im Leben. Das Leben ist das belebende Prinzip in allen Wesen. Wenn dieses Leben geht, spricht man vom Tod.

Das Leben ist vibrierend. Es ist nicht unbewegt wie ein regungsloser Stein. Jedes Atom besteht aus Ladungen negativer und positiver Elektrizität, Elektronen und Protonen. Der Unterschied zwischen einem Atom Uran und einem Atom Gold besteht hauptsächlich in der Anzahl der elektrischen Ladung und in der Schnelligkeit, mit welcher diese sich umeinander bewegen. Das Atom, das als letzte Einheit der Materie angesehen wurde, ist eine eigene kleine Welt in sich, in der die elektrischen Partikel umeinander rotieren und vibrieren wie die Sonnen und Planeten in diesem Universum. Das Leben ist ein großes Wunder. Du kannst die Erscheinungen des Lebens studieren und verstehen, aber nicht deren Ursprung und wahre Essenz. Jede Zelle hat ihr eigenes Leben. Sie verdaut, scheidet aus und arbeitet intelligent. Der ganze Körper besteht nur aus Zellen.

Das Leben wird glorreich, erhaben und göttlich durch Gebet, Hingabe, Meditation, Hinterfragung, Selbstbeherrschung, Entwicklung göttlicher Tugenden, rechtem Verhalten und selbstlosem Dienst. Das Leben wird unehrenhaft, erbärmlich und dämonisch durch böse Taten, Gier, Lust, Einbildung, Stolz, unrechtes Verhalten und unrechtes Leben. Durch die Kontrolle von Prana kannst du den Geist kontrollieren und eins werden mit dem Göttlichen.

Das höhere Selbst zieht Prana, die Sinne und die fünf Elemente beim kosmischem Pralaya oder Weltuntergang zurück. Das ganze Universum verschwindet. Es kehrt zu seinem Ursprung, Para Brahman, zurück. Gesundheit, Krankheit und Heilung sind Manifestationen des Lebens, der Vitalität oder Lebenskraft. Du hältst dich gesund, indem du deinen eigenen Gesetzen gehorchst, dem grundlegenden Gesetz der Heilung, dem Gesetz von Handlung und Reaktion, dem Gesetz von Ursache und Wirkung, dem Gesetz von Gesundheit und Hygiene. Führe ein göttliches Leben und erfahre Gottverwirklichung, hier und jetzt.

Zwei Artikel von Sri Swami Chidananda

Ein spirituelles Leben soll kraftvoll und lebendig sein

Geliebte Sadhakas (Aspiranten)! Was euch spirituelles Leben bedeutet, was spirituelles Sadhana (Praxis, Übung) für euch mit sich bringt, was ein spirituelles Leben und Sadhana für euch bewirken können, was der Guru für euch tun kann, wie seine Weisheitslehren Euch bereichern können, wie spirituelle Bücher und Schriften euch von Nutzen sein können, das hängt gänzlich davon ab, wie ihr selbst zu all diesen Faktoren steht.

Ihr müsst tief in euch forschen und für euch selbst die Antwort herausfinden: ob eure Beziehung rein gefühlsmäßiger Natur ist, ob sie rein geistig oder intellektuell ist, oder ob eure Einstellung zu all diesen Faktoren – spirituelles Leben und Sadhana, Guru und Lehre – kraftvoll und lebendig ist.

Ihr müsst euch fragen und für euch herausfinden: Welche Beziehung habe ich zu meinem spirituellen Leben? Wie stehe ich zu meinem Guru und seinen spirituellen Lehren? Wie stehe ich zu den hohen Idealen, die uns in den indischen Schriften, wie dem Ramayana, dem Mahabharata, den Puranas, vorgegeben werden? Welche Beziehung habe ich zum Mantra, das mir der Guru gegeben hat? Wenn all diese Faktoren eine Bedeutung für uns haben sollen - wenn sie uns bereichern, erheben, verwandeln sollen - dann muss unsere Beziehung zu ihnen kraftvoll und lebendig sein. Sie sollen für uns das Leben selbst bedeuten. Sie sollen unser Leben beherrschen. Sie sollen in einer alles durchdringenden Weise, in jedem Augenblick, in jedem Aspekt, bei jeder Tätigkeit in unserem Leben überwältigend gegenwärtig sein.

Unser Leben soll diese Ideale widerspiegeln. Unser Leben soll die lebendigen Lehren unseres Gurus reflektieren. In unserem Leben soll der Einfluss der Schriften auf lebendige Weise zu spüren sein. Ideale sind nicht dazu da, um verehrt zu werden, sondern um nachgeahmt, als Vorbild erwählt und gelebt zu werden.

Schriften sind nicht nur dazu da, dass wir sie lesen und kennenlernen, sondern wir sollen uns eingehend mit ihnen befassen und sie anwenden. Wir sollen sie umsetzen und praktizieren. Sie sollen unser Leben sein, das Gewebe, aus dem unser Leben besteht. Der Guru soll nicht nur verehrt werden, wir sollen ihm auch gehorchen.

All diese Faktoren sollen das A und O, die webende Grundlage eures täglichen Lebens und Denkens sein. So und nur so könnt Ihr diese Faktoren zu einem bereichernden, dynamischen, transformierenden Prozess in eurem Leben machen. Die Beziehung zu all diesen Faktoren soll sich nicht nur auf die Ebene unserer menschlichen Persönlichkeitsnatur beschränken, und auch nicht nur auf die psychisch-physische Ebene. Ihr könnt Asanas mit dem Körper machen, doch wenn der Körper sich nicht in ein Instrument von Sattva (Reinheit) verwandelt, von Selbstlosigkeit, Bereitschaft zum Dienst an anderen, Sadhana, Tapasya (Askese, Disziplin), und Samyama (gleichzeitige Ausübung von Meditation, Konzentration und Überbewusstsein), dann ist er für diese wichtigen spirituellen Faktoren nicht das Mittel geworden, das er sein sollte.

Eure Beziehung zu diesen Faktoren soll daher auf der tiefsten vitalen Ebene eurer wahren Persönlichkeit angesiedelt sein. Es soll eine dynamische spirituelle Verbindung sein. Dann und nur dann wird unser spirituelles Leben zu einem stetig fortschreitenden, dynamischen Faktor unseres Daseins werden. Wir sollen Vorbilder nachahmen, dem Guru gehorchen, die Schriften erfassen und im Leben umsetzen. Sadhana soll zum eigentlichen Atem unseres täglichen Lebens werden.

Ihr sollt ständig Sadhakas und Yogis sein, nicht nur, wenn ehr gerade in eurem Übungsraum eine Asana haltet oder in eurem Puja- oder Meditationsraum seid. Mit dem Verlassen eurer Asana oder Puja oder Meditation werdet Ihr zu etwas anderem, doch so funktioniert es nicht. Leider geschieht dies meist und das ist auch der Grund, warum wir keine wirklich große Tiefe bei der spirituellen Erfahrung und Achtsamkeit erreichen, warum wir keine Fortschritte machen.

Alles, was mit Gott zusammenhängt, soll zu einem vitalen, lebendigen Faktor, einer vitalen, lebendigen Kraft in Eurem Dasein und durch Euer Dasein in allen Bewegungen und Tätigkeiten eures täglichen Lebens werden, in Denken, Wort und Spiritualität. Alles, was zu spirituellem Leben und Sadhana gehört, alles, was mit Gottverwirklichung zusammenhängt, soll daher zu einem vitalen Element werden. Ihr müsst euch selbst verbinden. Wir müssen selbst dazu werden. Die Beziehung soll eine zum Leben selbst sein, ein vitales, lebendiges Element.

Das ist das Geheimnis spiritueller Sadhana in einem spirituell orientierten Leben. Das Mantra wird lebendig und führt zur Manifestation Gottes durch Abhyasa (Praxis, stetige Übung), durch Japa (Mantrawiederholung). So ist es mit allem. Nicht durch Wissen erreicht man spirituelle Vollkommenheit und Gott, sondern nur durch Sein und Tun wird im spirituellen Leben alles zur Wirklichkeit und zur lebendigen Erfahrung. Möge Gott euch segnen, damit ihr dies klar erkennt, und mögt ihr aus dieser klaren Wahrnehmung reichen Nutzen ziehen. Gott segne euch!

Spiritualität im täglichen Leben

Du bist der unvergängliche göttliche Geist, jenseits von Körper und Denken. Gott ist die Quelle deines Seins und deine innere Natur ist untrennbar mit Ihm vereint. Die Menschheit des 20. Jahrhunderts hat trotz Wohlstand und Fülle keinen Frieden. Der Mensch ist in einem Zustand der Ruhelosigkeit und Unsicherheit und es gibt Zwietracht und Disharmonie auf der Welt.

Aus großer Liebe und Mitgefühl heraus zeigte der heilige Meister Swami Sivananda dem modernen Menschen den Weg zur Glückseligkeit in und durch das spirituelle Leben genau hier in dieser Welt. Wir sind hier nur vorüberziehende Pilger. Aufgrund der Kraft des Karma sind wir zeitweilig in einen Zustand physischer Verkörperung gelangt. Dies ist eine seltene, glückliche Gelegenheit, um erneut unsere verlorengegangene Verbindung zu dem universellen Sein wiederzufinden, welches unsere Quelle ist.

Wir müssen nach Moksha streben – der Befreiung von Schmerz, Trauer und Leiden - und nach der Erlangung ewiger Glückseligkeit. Gurudev zeigte den Menschen einen einfachen Weg, sogar während sie im weltlichen Leben ihren Verpflichtungen nachkommen.

Ein spirituelles Leben bedeutet ein Leben in ständigem Bewusstsein darüber, dass du im Grunde göttlich bist; dass dein wahres Sein zeitlos, ewig und unsterbliche Seele ist. Gott ist die Grundlage und das Ziel aller Religionen, trotz ihrer unterschiedlichen Namen. Die höchste kosmische Wirklichkeit bleibt eins und non-dual, egal wo sie verehrt wird, und sie ist die gleiche höchste Wirklichkeit, die in allen Schriften der Welt verehrt wird. Ein spirituelles Leben macht sich die Gottverwirklichung zum Ziel.

Du musst dich nicht von der Welt zurückziehen, um ein spirituelles Leben zu führen, denn selbst wenn du dein normales häusliches, berufliches und soziales Leben lebst, kannst du dein Ziel erreichen. Als erstes musst du dein Herz reinigen und durch den hingebungsvollen Dienst an anderen deinen individuellen Egoismus ablegen. Strebe sogar danach, allen zu dienen – den Kranken, den Armen, den Leidenden und Trauernden. Fühle dich gesegnet von jeder Möglichkeit, deinen Mitmenschen und allen Gottesgeschöpfen auf diesem Planeten dienen zu können. Diesem motivlosen, selbstlosen Dienst folgt ein reines Herz, welches wiederum die Hingabe zu Gott ermöglicht.

Zweitens: Verehre das Göttliche täglich, denn Gott ist der Mittelpunkt deines Seins. Er ist nicht weit entfernt von dir, sondern der immer anwesende göttliche Geist, der das gesamte Universum durchdringt. Es ist dir näher als dein eigener Atem. Vergiss dies niemals. Versuche, aus einem mit Liebe zu Ihm erfüllten Herzen deine spirituelle, liebevolle Beziehung zu Gott wiederaufzubauen. Dieser Prozess der täglichen Verehrung und des täglichen Gebets hat die Kraft, den ruhelosen Geist allmählich zu stabilisieren, seine unbeständige Natur zu überwinden und Konzentration zu erlangen.

Drittens: Der Rückzug des Geistes, die Kontrolle der Sinne und Gedanken und die Meditation über die höchste kosmische Wirklichkeit. Hingabe und Gebet erheben dein Leben und führen dich in die tägliche Meditation, die wiederum zu Beständigkeit führt. Du beginnst, die Anwesenheit Gottes in deinem Herzen zu FÜHLEN, so dass die Meditation selbst während deiner Alltagsaktivitäten zu einem ununterbrochenen, ständigen Gottesbewusstsein führt. Du beginnst zu WISSEN, dass du dein Sein in Gott hast, dass du in Gott lebst und dich bewegst. Meditation verleiht deinem Leben eine spirituelle Qualität, die dich zu neuen Maßstäben der Reinheit, Güte und Ganzheit erhebt. Du entwickelst dich zu einem transformierten spirituellen Wesen mit erhabenen Gedanken und Gefühlen.

Viertens: Nachdem dieser Zustand des Gottesbewusstseins erreicht worden ist, wird dein Verstand gereinigt. Philosophisches Befragen und Unterscheiden zwischen dem Bleibenden und dem Vorbeiziehenden, dem Ewigen und dem Vergänglichen, beginnen. Diese Unterscheidung sollte während jeder Stunde deines wachen Lebens andauern. Du wirst dann damit beginnen, alles Nichtspirituelle abzulehnen. Du wirst in der höchsten kosmischen Wirklichkeit verankert werden.

Frage ohne Unterlass: "Wer bin ich? Von woher bin ich in dieses Universum gekommen? Was ist mein Ziel? Was ist die Natur all dieser Sinnesobjekte?“

Sei dir sicher: "Ich bin NICHT dieser Körper, dieser Geist und begrenzter, endlicher Intellekt. Ich bin ungeborener, unsterblicher, ewiger Atman Satchidananda (Sat – Sein, Chid –Wissen, Ananda – Glückseligkeit).“

Wenn du ein spirituelles Leben führen möchtest, beachte drei Prinzipien des Verhaltens und Charakters in deinem weltlichen Alltagsleben. Sie sind unabdingbare Notwendigkeiten, die die Grundlage und Basis eines spirituellen Lebens des Dienstes, der Verehrung, Meditation und Gottverwirklichung bilden. Sie sind: 1. Güte und Mitgefühl gegenüber allen, in Gedanken, Worten und Taten. Dies ist Ahimsa, das Nicht-Verletzen (Gewaltlosigkeit). Sei ein kosmischer Wohltäter, habe unbegrenzte Liebe zu allen, sogar zum letzten von Gottes Geschöpfen. 2. Sei in absoluter Wahrhaftigkeit verwurzelt, und sei es auf Kosten deines eigenen Lebens. Lebe absolute Ehrlichkeit und Integrität, denn die Wahrheit ist Gott. Jemand, der in der Wahrheit verankert ist, kann Gott erreichen. 3. Reinheit des Verhaltens und Charakters, Selbstrücknahme, Enthaltsamkeit und Reinheit der Gefühle zu allen Leuten; die umfassende Kontrolle über alle grundlegenden Aspekte deines Seins.

Richte deinen Geist immer auf das höchste Ziel. Habe absoluten Glauben an deine Verbindung zu Gott. Siehe Seine unsichtbare Gegenwart in allen Dingen in und um dich herum, denn Er ist in der gesamten Schöpfung gegenwärtig.

In der Bhagavad Gita vermittelt Krishna Arjuna das Bild einer allgegenwärtigen, im gesamten Universum immanenten Gotteswahrheit, die jedes Atom der Materie auf dieser Welt ausfüllt. Verrichte alle deine Aktivitäten in diesem Bewusstsein, als Verehrung, um sie Ihm zu Seinen Füßen darzubringen.

Komm! Erhebe dich zu dieser göttlichen Erfahrung! Selbst jetzt bist du Satchidananda! Sein, Wissen und Glückseligkeit. Dies ist deine wahre Natur. In diesem Bewusstsein zu leben ist spirituelles Leben.

Gott beschütze euch alle.

Theorie und Praxis im spirituellen Leben

Artikel von Sri N. Ananthanarayanan

Wenn du ein spirituelles Buch liest, wenn du einen spirituellen Vortrag hörst, wenn du Mahatmas Upadesa zuhörst, wird dir spirituelle Führung zuteil. Du erwirbst theoretisches spirituelles Wissen. In Sanskrit nennt man das Paroksha Jnana. "Paroksha" bedeutet "indirekt". "Jnana" bedeutet "Wissen". Paroksha Jnana steht für indirektes Wissen. Das ist, wie wenn man durch das Lesen eines Kochbuches lernt zu kochen. Das ist wichtig und auch nötig, aber es ist eigentlich nutzlos. Jemand, der kochen kann, aber niemals kocht, kann seinen Hunger nicht stillen. Genau so wenig kann jemand, der weiß, was spirituelles Leben ist und der weiß, wie Sadhana praktiziert wird, und weder das eine noch das andere tut, seinen spirituellen Hunger stillen und Fortschritt auf seinem spirituellen Weg erlangen.

Wer weiß, was zu tun wäre, es aber nicht tut, ist genau so weit, wie jemand, der nicht weiß, was zu tun ist. Wissen wird erst dann fruchtbar, wenn es sinnvoll eingesetzt wird. Ansonsten ist es nutzlos. Tatsächlich kann es als rein theoretisches Wissen sogar schädlich sein. Es kann den Kopf aufblähen und einen Menschen eitel und aufgeblasen werden lassen. Stetes Üben ist das Wichtigste. Daran scheitern die meisten von uns kläglich.

Wenn wir, bevor wir mit dem Lesen spiritueller Schriften begännen, bevor wir uns Weisen und Heiligen näherten, wenn wir, bevor wir all das täten, einfach nur all das täten, was wir tun sollten, und das vermieden, was wir nicht tun sollten, dann würden wir entscheidenen spirituellen Fortschritt machen. So könnte jeder von uns mit dem wahren, dem spirituellen Leben, beginnen. Wenn dem so ist, warum bewegen wir uns dann nicht in diese Richtung? Warum fangen wir nicht einfach an? Und warum scheitern wir daran, in die spirituelles Praxis einzutauchen? Die Antwort liegt nah: Es gibt keinen wirklichen äußeren Zwang, keine Notwenigkeit. Was das Essen betrifft, so treiben Hunger und Durst dich dazu, Geld zu verdienen, um Essen kaufen zu können. Niemand wird dir Geld geben, wenn du nicht dafür arbeitest. Also arbeitest du.

Gleiches gilt für die niederen Bedürfnisse. Diese, wie beispielsweise die Begierde, sind sehr stark. Das sexuelle Verlangen ist die stärkste natürliche Verlangen. Es treibt Männer oft dazu, ihre Befriedigung durch Frauen zu suchen. Und es treibt auch Frauen häufig dazu, ihre Befriedigung durch Männer zu suchen. Sogar Heilige fallen darauf herein. Sie straucheln. Sie unterliegen. Visvamitra erliegt den Verlockungen von Menaka. Rishya Sringa, dieser Junge von unverdorbener Reinheit, wurde von Mädchen verlockt und verführt. Uns sind viele moderne Visvamitras und Menakas bekannt.

Zurück zum Thema. Es gibt, so wie im Fall der Begierde, keine verlockende Kraft, die den menschlichen Geist zu Gott lenkt. Zumindest in den meisten Fällen nicht. Ein starker spiritueller Hunger ist sehr ungewöhnlich. Warum? Weil das ganze Universum, diese Leinwand für Maya, diese phänomenale Hülle von Gott geschaffen wurde, um die Weisheit im Menschen zu trüben und ihn von Gott fern zu halten. Die Welt ist dazu geschaffen, den Menschen in Maya zu versenken.

Warum? Warum? Warum? Warum? Diese Frage nach dem Warum wird immer wieder in Diskussionen um spirituelle Belange auftauchen. Auf viele Fragen gibt es keine überzeugenden Antworten. Auf die meisten Fragen gibt es gar keine Antworten. Die Weisen bezeichnen diese letzten Fragen, diese nicht zu beantwortenden Fragen, diese unmöglichen Fragen als transzendentale Fragen und erklären unwiderruflich, dass die Antworten auf diese transzendentalen Fragen nur dann gefunden werden können, wenn Gott gefunden wird. Antworten auf diese Fragen wirst du nur dann finden, wenn du den Verstand zerstörst.

Da die Welt dazu geschaffen wurde, den menschlichen Geist von Gott fernzuhalten, wird der spirituelle Sucher ständig gezwungen, gegen die Kraft von Maya, gegen diverse Weltenströme, anzukämpfen. Es ist eine mühselige Aufgabe. Die Belohnung dafür ist hoch. Es ist eine herausfordernde Aufgabe, aber du wirst die Krone Gottes auf deinem Haupt tragen, wenn du am Ende diese Aufgabe erfüllst.

Der Wunsch, den spirituellen Pfad zu betreten erwacht im menschlichen Geist als Ergebnis von verdienstvollen Handlungen in vielen vorherigen Leben. Oft wird der spirituelle Funke durch den Kontakt zu einem spirituellen Meister, einem wahren Guru, einer verwirklichten Seele, entzündet. Manchmal wird diese spirituelle Initialzündung durch eine schreckliche Enttäuschung im Leben hervorgerufen. Deswegen charakterisiert Swami Sivananda den Schmerz als den besten Lehrer. Durch den Schmerz wendet sich der menschliche Geist von der Welt ab und Gott zu. Der Schmerz ist das Endprodukt des weltlichen Lebens und der Beginn des spirituellen Lebens.

Wenn erst einmal der spirituelle Durst geweckt ist, dann wird sich der Suchende selbstverständlich spiritueller Literatur oder einem Lehrer für den spirituellen Weg, einem Guru, zuwenden. Er wird theoretisches Wissen erwerben, Paroksha Jnana. Das ist, wie wir bereits festgestellt haben, der erste und unabdingbare Schritt. Der nächste Schritt ist spirituelles Leben und der allerwichtigste Schritt ist spirituelle Praxis.

Spirituelle Praxis führt schließlich zu Aparoksha Anubhuti oder direkte Verwirklichung des Selbst. Indirektes Wissen wird zu direkter Erfahrung. Alles Wissen über Brahman wird durch die eigene Erfahrung - die Erfahrung, das Brahman die eigene, wahre Natur ist - wirklich verinnerlicht. So senkt sich der Vorhang über dem Drama des Lebens. Aber zwischen dem ersten Schritt auf dem spirituellen Weg und der Erfahrung von Brahman liegen unzählige Fakten des spirituellen Lebens, die der Sadhaka für sich hinterfragt. Und mit jeder Überprüfung wird seine Überzeugung von der Wahrheit des Erlernten größer.

Praxis ist DAS Ding. Praxis ist das, was Krishna als Abhyasa bezeichnet. Praxis wird durch Leidenschaftslosigkeit oder Vairagya aufrechterhalten. Leidenschaftslosigkeit wird durch Unterscheidungskraft oder Viveka unterstützt. Diese Dinge gehören zusammen. Ein spirituell Suchender muss, wenn er wirklich ernsthaft sucht, Ordnung, System und Methode in dies selbst auferlegte Unternehmen bringen. Viveka oder unterscheidendes Denken ist der beste Freund des Suchenden. Der spirituell Suchende sollte niemals vergessen, zwischen dem Realen und dem Irrealen zu unterscheiden. Er sollte immer die richtige Unterscheidung zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen, zwischen der Substanz und der Hülle treffen. Unterscheidendes Denken, das richtige Verständnis, Dinge aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, sollte zu einer Geisteshaltung werden. Er sollte keine einzige Sekunde ohne Viveka sein, denn dieser eine Moment könnte sich als der Moment der Versuchung und des Scheiterns herausstellen.

Vairagya folgt dem Erwachen von Viveka. Wenn du weißt, was real und irreal ist, dann verstehst du auch, was langfristig der Seligkeit und was dem Schmerz dient; dann wirst du einen Diamanten von einem Stein unterscheiden können. Wenn du erst den Unterschied zwischen einem Stein und einem Diamanten erkennen kannst, dann wirst du erkennen, dass alle weltlichen Freuden nur mit Zucker überzogenes Gift sind. Wenn du erst realisierst, dass nur in Gott reine und andauernde Seligkeit zu finden ist, wirst du dich schließlich von der Welt abwenden und dich Gott zuwenden. Das ist Leidenschaftslosigkeit. Die Abneigung gegen weltliche Genüsse ist mit Leidenschaftslosigkeit gleichzusetzen. Die Abneigung gegen Sinnesobjekte ist Leidenschaftslosigkeit. Leidenschaftslosigkeit und Abneigung gehören zusammen. Dein Abhyasa oder deine spirituelle Praxis werden nur dann nachhaltig und andauernd sein, wenn sie von einem ungebrochenen Strom von Viveka und Vairagya getragen werden.

Praxis ist DAS Ding. Praxis bringt dich auf deiner spirituellen Reise voran. Angenommen du möchtest von New York nach Los Angeles reisen. Du kennst die Strecke, dir sind die Transportmittel bekannt. Du hast das Geld für das Ticket. All das nutzt dir jedoch erst dann etwas, wenn du dir ein Ticket kaufst und in den Zug, das Flugzeug oder den Bus einsteigst. Erst dann wirst du dich mit jeder Stunden deiner Reise mehr Los Angeles nähern. Genau so verhält es sich mit dem spirituellen Leben. Du magst den Weg zu Gott kennen. Vielleicht weißt du auch, wie Bhakti Yoga, Karma Yoga, Raja Yoga, Jnana Yoga praktiziert werden. Es mag sein, dass du über die Gesundheit, die Willenskraft, die Umstände, das Umfeld, die Räumlichkeiten und die Hilfsmittel verfügst, Yoga zu praktizieren. Aber solange du nicht damit beginnst, wirst du keinen Millimeter vorankommen. Mit der spirituellen Praxis verhält es sich wie mit dem Kochen. Der Segen, der aus der spirituellen Praxis erwächst, ist wie selbst gekochtes Essen zu verzehren: dein spirituellen Hunger wird gestillt. Theory and Practice in Spiritual Life by Sri N. Ananthanarayanan

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Seminare

Meditation

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Spiritualität

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