Shraddha Totenritual

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Shraddha, Sanskrit श्राद्ध śrāddha, ist das Totenritual im Hinduismus. In diesem Artikel geht es um das Totenritual, śrāddha. Es gibt ein anderes Wort, śraddhā श्रद्धा, Glaube, Vertrauen. Mehr zu Shraddha in der Bedeutung Vertrauen, Glaube, unter Shraddha.

Shraddha, das hinduistische Totenritual

Swami Sivananda schreibt in seinem Buch "What Becomes of the Soul After Death" über Shraddha, das Totenritual:

Bedeutung der Shraddha-Zeremonie

Die Karma Kanda der Veden, die heiligen Bücher der Hindus, hat die verschiedenen Pflichten des Menschen, seine Stellung im Leben und die Kaste, der er zugehört, niedergelegt. Alle diese Vorschriften sind in dem Buch, das Manusmriti genannt wird, enthalten. Das Manusmriti ist für Hindus ein Gesetzbuch, und Könige und Herrscher der Vergangenheit ließen sich von den darin enthaltenen Regeln zur Aufrechterhaltung des Friedens und der Ordnung im Lande leiten. Das Manusmriti hat die menschliche Gesellschaft in vier Kasten aufgeteilt, die der Brahmanen, Kshatriyas, Vaishyas, und Sudras. Es gibt außerdem vier Stufen im menschlichen Leben, nämlich Brahmacharya, Grahastha, Vanaprastha und Sannyasa. Brahmacharya ist das Leben eines Schülers, Grahastha das eines Hausvaters, Vanaprastha das eines Waldeinsiedlers, das ganz religiösen Zielen gewidmet ist, und schließlich Sannyasa, das Leben eines Bettelmönches, der allen weltlichen Tätigkeiten entsagt hat. Das sind die vier Ashramas des Lebens.

Diese Gesellschaftsordnung verschwand nach und nach durch die moderne Zivilisation und Entartung des geistigen Lebens. Die materialistischen dunklen Kräfte Rajas und Tamas waren stärker als die Wirkungen der Sattwic-Kräfte, und das religiöse Leben trat in den Hintergrund. Die Gläubigen werden heute vielfach belächelt und der moderne Universitätsstudent betrachtet sie oder einen Sadhak mit einem Haarschopf (Choti) von oben herab. Studium der Schriften, Einhaltung religiöser Riten, ein geistiges Leben der Mäßigkeit und wahres ethisches Verhalten werden als nutzlos oder veraltet angesehen und verlieren daher ständig an Bedeutung. Das Leben der Menschen ist heute äußerst schwierig geworden, da der Existenzkampf außerordentlich hart ist. Das Streben nach Wohlergehen und Luxus steht jetzt an der Stelle von Religion.

Dem Hausvater sind in den Schriften die Pancha Maha Yajna, die fünf großen Opfer, als obligatorisch auferlegt, und ihre Vernachlässigung führt zur Bestrafung. Diese großen Opfer sind: 1. Deva Yajna (Opfer für die Götter), 2. Rishis Yajna (Opfer für die Rishis), 3. Pitri Yajna (Opfer für die Vorfahren), 4. Bhuta Yajna (Opfer für die Tiere) und 5. Athiti Yajna (Opfer für die Gäste).

Shraddha Totenritual als Pitri Yajna

Die Shraddha Zeremonie fällt unter Pitri Yajna, Opfer für die Vorfahren. Sie ist die heilige Pflicht des Hausvaters, und jeder Hausvater sollte die Shraddha Zeremonie für seine Vorfahren verrichten. Pitris sind Vorfahren, die in der Pitriloka wohnen, und sie besitzen die Kraft des Hellsehens und Hellhörens. Die Mantras, die gesprochen werden, üben durch ihre Vibrationen einen unermeßlichen Einfluß aus, und die Pitris hören die Laute mit Hilfe ihrer Hellhörigkeit und freuen sich. Sie segnen den, der das Opfer darbringt. Das Wesen der Opfergaben wird von den Sonnenstrahlen zur Suryaloka emporgetragen, wo die abgeschiedenen Seelen sich ihrer erfreuen können. Selbst in Deutschland und anderen fremden Ländern verrichten viele Leute Tarpan und Shraddha, weil sie die wohltätige Wirkung dieser Opfer wissenschaftlich untersucht haben. Es ist die Hauptpflicht aller Hausväter, Shraddha und Tarpan zu verrichten, um die Rishis und Pitris zu erfreuen. Die Gita und Upanishads tragen der Tatsache, daß das Verrichten von Shraddha äußerst wichtig ist, deutliche Rechnung. Es sind nur die getäuschten Seelen mit mißgeleitetem Verstand, die Dinge falsch beurteilen, die heiligen Zeremonien vernachlässigen und dementsprechend leiden müssen. Sie sind durch falsches Denken und falsche Logik irregeleitet und unterliegen daher leicht teuflischen Einflüssen. Unwissenheit ist der Hauptgrund für diesen Zustand.

Die Shraddha Zeremonie wird einmal im Jahr verrichtet. Ein Tag der Pitris entspricht einem Erdenjahr, und wenn die Shraddha Zeremonie einmal im Jahr verrichtet wird, ist es für die Pitris so, als wenn es täglich geschähe. Nach ihrer Rechnung leben die Nachkommen nur einige Tage, weil das längste Erdenleben von 100 Jahren für sie nur 100 Tage zählt.

Manche Menschen stellen voller Zweifel die Frage: "Wenn der Jiva den physischen Körper verlässt, dann weiterwandert und wieder in einen anderen Körper eingeht, ist es dann nötig, für ihn Shraddha zu verrichten? Wenn er nicht mehr im Himmel ist, wer wird dann die Opfer in Empfang nehmen?" Im neunten Kapitel der Gita hat Gott Krishna sehr deutlich erklärt, daß tugendhafte Menschen, die Opfer darbringen, um in den Himmel zu kommen, die Welten der Freude erreichen.

"Sind erschöpft ihre Verdienste,
Stürzen sie zur Erde nieder,
Vedagläub'ge Wünsche hegend,
Gehn und kommen sie stets wieder." (9. Gesang, Vers 21)

Daraus geht hervor, wie man nach dem Tod in den Himmel gelangt, nach Abgeltung der guten Taten auf die Erde zurückkommt und der Friede der Seele noch größer wird durch das Verrichten der Shraddha Zeremonie. Das Leiden in anderen Welten, in die man gemäß seinen eigenen Taten gelangt ist, wird gemildert, wenn der Sohn die Shraddha Zeremonie verrichtet. So ist das Verrichten von Shraddha in jedem Fall eine große Hilfe. Die Pitris bleiben lange Zeit im Himmel (Pitriloka, Chandra Loka).

Gemäß der Theorie der Seelenwanderung erhöht, selbst wenn das Individuum unmittelbar nach seinem Tod wiedergeboren werden muß, das Verrichten von Shraddha in seinem neuen Leben sein Glück. So ist es die notwendigste Pflicht eines jeden, für seine Eltern und Vorfahren die Shraddha Zeremonie zu verrichten, und sie sollte, solange du lebst, mit großem Glauben von dir verrichtet werden. Der Glaube ist die Hauptstütze der Religion. In alten Zeiten erhob sich die Frage, ob die Shraddha Zeremonie zu verrichten ist, überhaupt nicht; denn damals waren die Menschen von Glauben und Ehrfurcht vor den Schriften erfüllt, während heute der Glaube dahinschwindet und die Zahl derer, die Shraddha nicht verrichten, ständig wächst. Andere schwanken im Glauben und zweifeln daran, daß es notwendig ist, Shraddha zu verrichten, und fragen, welchen Nutzen es hat. Dieser Zweifel an den Shastras hat zu dem gegenwärtigen beklagenswerten Zustand geführt. "Shraddhavan Labhate Gyanam - Der Gläubige erlangt Erkenntnis und hierdurch Unsterblichkeit und ewigen Frieden", lautet die Erklärung der Gita.

Einige wenden ein, daß, wenn ein Mensch einmal die Shraddha Zeremonie für seine Vorfahren in Gaya oder anderen Orten religiöser Bedeutung verrichtet, er es danach nicht mehr in jedem Jahr zu tun braucht. Das ist keine allgemeine Regel und trifft nicht für alle, sondern nur für einige Ausnahmefälle zu. Wenn Leute sich zu diesen Ausnahmen zählen und nur einmal Shraddha verrichten, indem sie in Gaya Pinda opfern, dann handeln sie aus reiner Unwissenheit. Sie betrachten die Shraddha Zeremonie nur als eine Last und vernachlässigen sie und erfüllen so ihre Pflichten nicht ordnungsgemäß.

Alle religiösen Bräuche, die die Shastras den Menschen auferlegen, zielen darauf hin, den Unwissenden zu läutern. Das Ziel des Karma Yoga ist Reinigung des Geistes. Die Shraddha Zeremonie, die nach dem Wortlaut der Schriften eine obligatorische Pflicht ist, verfolgt das gleiche Ziel. Darüber hinaus sind die Vorfahren auch erfreut, und ihre guten Wünsche und ihr Segen gereichen zu unserem materiellen und geistigen Wachstum.

Menschen, die ohne Kinder sterben, werden in den anderen Welten leiden. (Das gilt natürlich nicht für die Nitya Brahmacharins und geistigen Aspiranten, die nur auf dem geistigen Pfad wandeln, nachdem sie allen selbstsüchtigen Wünschen und weltlichen Bindungen entsagt haben.) Darum adoptieren viele Menschen oft vor ihrem Tod einen Sohn, der nach ihrem Tod die Shraddha Zeremonie für sie verrichten soll. Die Gita unterstützt diese Anschauung ebenfalls. "Patani Pitaro Hyesham Luptapindodakapiyah" - Ihre Vorfahren fallen (nieder zur Hölle) aller Pindaopfer (Reisball) und allen Wassers beraubt.

Wenn ein Mensch jedoch religiös ist, Unterscheidungsvermögen und Leidenschaftlosigkeit besitzt, wenn er an die Shastras und Veden glaubt, bis an sein Ende ein tugendhaftes Leben führt, wenn er seine letzten Tage frommen Übungen wie Japa, Meditation, Studium usw. gewidmet hat, wird er (selbst wenn er keinen Sohn hat) nicht leiden, sondern sich vollkommenen Friedens erfreuen. Er wird nicht von den dunklen Kräften der Unwissenheit berührt und ist frei von den niedrigen Anziehungskräften der Welt. Gott wacht über seinen Fortschritt, denn ein solcher Mensch gibt sich ganz Gott hin, kennt keine Furcht und besitzt geistige Reinheit. Alle religiösen Bräuche haben Chitta Suddhi (Läuterung des Geistes) zum Ziel, die aufgrund von vergangenen Samskaras und tugendhaften taten in vorhergehenden Leben erlangt wird.

In Indien verschwenden die Bewohner einiger Städte aus rein äußerlichen Gründen ungeheure Summen für die Shraddha Zeremonie. Geld sollte nicht für überflüssige Dinge ausgegeben werden, denn es ist eine Täuschung anzunehmen, daß die Pitris durch Aufwendung von mehr Geld größeren Frieden erlangen. Nicht das Geld ist ausschlaggebend für die Ruhe der Pitris, sondern die Stärke des Bhav, mit der die Shraddha verrichtet wird.

Bei dieser Gelegenheit soll Armen und Würdigen reichlich Nahrung gespendet werden, und man sollte ihnen geben, was sie zum Leben brauchen.

An solchen Tagen sollten die Schriften gelesen werden, und der Verrichter der Shraddha Zeremonie sollte sich geistigen Übungen wie Japa, Meditation, Mouna usw. widmen und strenge Brahmacharya einhalten. Er sollte seine Zeit nicht für unnützes Tun vergeuden, sondern während des ganzen Tages zu Gott beten, die geeigneten Vedischen Hymnen singen und die Geschichte des Nachiketas in der Upanishad lesen. So erlangt er Unsterblichkeit.

Lebe nach der Lehre der Veden und bleibe auf dem Pfad der Wahrheit. Verrichte die Shraddha Zeremonie und löse dich von Trägheit und Gleichgültigkeit. Beschreite den Weg der Rechtschaffenheit. Erwache, erhebe dich. Schöpfe aus der wahren Quelle und halte fest an deiner Varnashrama Dharma. Es gibt kein größeres Opfer als seine Pflicht zu tun. Studiere täglich die Gita. Lebe in der Welt, aber laß die Welt nicht in dir sein. Lebe nach den Lehren der Gita, denn das ist der sicherste Weg, sowohl zum Erfolg im Leben als auch zur Gottverwirklichung.

Mögest du den Segen des Ewigen genießen und den unsterblichen und unvergänglichen Sitz des Brahman durch regelmässige Verrichtung deiner Swadharma (Pflicht), durch Singen der Namen Haris, durch Dienst an den Kranken und Armen, durch Wandeln auf dem Wege der Rechtschaffenheit und durch regelmässiges Studium der Veden und Meditation über das Höchste Selbst erlangen. Möge der Herr dich bei all deinem Tun geleiten.

Gebet und Kirtan für die Toten

Das Shraddha Totenritual ist verbunden mit Gebet und Kirtan für die Verstorbenen.

Die Gebete, guten Gedanken oder guten Wünsche und Kirtan sind den verschiedenen Seelen eine Hilfe und können ihnen von unschätzbarem Wert sein. Gebete für die Toten nehmen in den meisten Religionen einen großen Raum ein, z.B. auch in der katholischen Kirche.

Das Gebet ist einer Rundfunkstation vergleichbar und verbreitet Wellen guter Gedanken, so wie ein Radiosender Tonwellen ausstrahlt.

Das Gebet oder Kirtan ist eine gewaltige Kraft, die den abgeschiedenen Seelen auf ihrer Reise zum Himmel und beim Durchwandern der Zwischenreiche behilflich ist.

Die abgeschiedenen Seelen verharren unmittelbar nach dem Tod in einem Zustand von Ohnmacht oder Bewußtlosigkeit und können darum nicht wahrnehmen, daß sie von ihrem früheren groben, stofflichen Körper getrennt sind. Gebete, Kirtan und gute Gedanken seitens der Verwandten und Freunde geben ihnen wahren Trost und rufen mächtige Schwingungen hervor, die sie aus ihrer Betäubung erwecken und ihr getrübtes Bewusstsein klären, so daß sie zu erkennen beginnen, daß sie nicht wirklich in ihren groben, stofflichen Körpern sind. Dann bemühen sie sich, das Grenzland, einen schmalen Ätherfluß, zu überqueren, der von den Hindus Vaitarani, von den Parsen Chinat-Brücke und von den Mohammedanern Sirat genannt wird.

Das Weinen, die Trauer und der grenzenlose Kummer der Verwandten verursacht ihnen Schmerzen, zieht sie aus der jenseitigen Welt wieder hinab und kann ihnen bei ihrer Wanderung in den Himmel schwere Hindernisse in den Weg legen. Das fügt ihnen ernsten Schaden zu. Wenn sie in Frieden ihren Körper verlassen wollen, um ein herrliches Erwachen im Himmel zu erleben, werden sie durch das Weinen und Jammern ihrer Freunde und Verwandten lebhaft an das weltliche Leben erinnert. Diese irdischen Gedanken erzeugen in der abgeschiedenen Seele ähnliche Schwingungen und verursachen heftigen Schmerz und starkes Unbehagen. Deshalb sollten Verwandte und Freunde Kirtan und Gebete für den Frieden der verstorbenen Seele verrichten. Nur dann können sie ihnen wirklich helfen und sie trösten. Wenn zehn oder zwölf Menschen zusammensitzen und Kirtan und Gebete verrichten, wird die Wirkung entschieden kraftvoller sein. Gemeinsames Gebet und Kirtan üben einen ungeheuren Einfluß aus.

Warum werden einem Sterbenden die Schriften vorgelesen?

Während der Shraddha Totenzeremonie wird aus den Schriften zitiert. Schon dem Sterbenden wird aus den Schriften vorgelesen. Dafür gibt es gute Gründe:

Das Leben der Menschen dient der Verwirklichung eines bestimmten Zieles, denn man wird nicht auf diese Welt geboren, um nur die Freuden der Sinne zu genießen. Das Ziel des Lebens ist Selbstverwirklichung oder Gottbewußtsein. Die verschiedenen Tätigkeiten des Lebens sollten schließlich zum Ideal oder Ziel führen, andernfalls ist das Leben vergeudet. Es besteht kein Unterschied zwischen dem Leben eines Tieres und dem eines Menschen, der nicht danach strebt, das Ziel des Lebens zu erreichen. In der Gita findest du:

"Und wer zur Todesstunde mein
Gedenkt und dann den Leib verläßt,
Der gehet in mein Wesen ein,
Das steht fürwahr gewißlich fest."

Es ist sehr schwer, zur Zeit des Todes das Gottbewußtsein aufrecht zu erhalten, denn die Krankheit peinigt den Körper und das Bewußtsein schwindet. Viele Menschen denken: "Warum sollte ich ein Sadhu werden und mein Leben im Himalaya verbringen? Es ist nur nötig, in der Todesstunde an Gott zu denken und das kann man sogar zu Hause." Das ist falsch.

Der Gedanke an Gott kommt einem Menschen in der Todesstunde nur durch die Gnade Gottes. Du mußt dich jeden Tag darin üben, an Ihn zu denken. (Nama Smaran), jede Stunde und am besten jede Minute. Wenn ein starke Gewohnheit durch ununterbrochenes Üben dein ganzes Leben lang gebildet wird, dann ist es leicht, in der Todesstunde an Gott zu denken. Um dieses Ziel zu erreichen, mußt du ein wohlgeordnetes Leben führen nach dem Vorbild eines Heiligen, in dessen Gemeinschaft du einige Jahre verbracht hast. Wenn du dies erfüllst, inmitten deiner weltlichen Pflichten, ist es für dein geistiges Wachstum umso günstiger, denn du kannst in der Welt leben ohne an sie gebunden zu sein.

Wenn du den ganzen Tag über nur mit alltäglichen Pflichten beschäftigt bist und des Nachts schläfst, wirst du überhaupt keine Zeit finden, an Gott zu denken. Selbst wenn du täglich 10 oder 15 Minuten etwas Japa oder Gebet verrichtest, während du den Rest der Zeit für weltliche Dinge verwendest, kannst du keinen sehr großen geistigen Fortschritt machen. Daher sollte die Erinnerung an Gott beständig sein, so daß der Gedanke an Ihn auch in der Todesstunde ganz natürlich kommt.

Wer Gott liebt, bittet Ihn: "O Herr, laß mich noch heute, da meine Sinne stark und mein Gedächtnis gut ist, in den kühlen Schatten deiner Lotusfüße treten. Wenn der Verstand in der Todesstunde gestört und irregeleitet ist, kann er von der dreifachen Krankheit des Körpers vollends verwirrt werden." Sogar der frömmste Aspirant unterliegt so sehr der Schwäche seines irdischen Körpers, daß er in der Todesstunde nicht an Gott denken kann.

Darum werden Gita, Bhagavat, Vishnu Sahasranam und andere heilige Schriften am Totenbett eines kranken Menschen gelesen, selbst wenn er unfähig ist zu sprechen, so kann er doch hören, was ihm vorgelesen wird und das hilft ihm, seinen Körper und seine Krankheit zu vergessen und an den Herrn zu denken. Der Mensch wünscht sich immer, in Frieden und mit dem Gedanken an Gott zu sterben. Wenn das Gedächtnis ihn verläßt, werden diese heiligen Sätze der Schriften ihn an seine wahre Natur erinnern.

Im allgemeinen wird ein Sterbender von verschiedenen, schrecklichen Vorstellungen geplagt, so daß er seinen Geist, der von Gedanken aller Art erfüllt ist, nicht auf Gott lenken kann. Er denkt vielleicht: "Wer kümmert sich nach meinem Tode m meine junge Frau und meine Kinder? Was wird aus meinem Besitz und wer wird meine Außenstände von den Schuldnern eintreiben? Ich habe viele Arbeiten noch nicht vollendet. Mein zweiter Sohn ist noch nicht verheiratet und mein ältester Sohn hat noch keine Erben. Was wird aus den Prozessen, die noch laufen?" So überschaut er die Taten seines ganzen Lebens, denkt an die Zukunft und fühlt sich elend.

Wenn die heiligen Bücher gelesen werden, und wenn sein Interesse an den Lilas des Herrn erweckt ist, besteht für ihn die Möglichkeit, seine Bindungen an die Welt zu vergessen. Die Angehörigen an seinem Sterbebett sollten nicht anfangen zu weinen, denn dadurch wird sein Geist nur noch unruhiger. Stattdessen sollten sie ihn ermutigen, nur an Gott zu denken. Wenn der Geist des Kranken auf diese Weise sich aus dem Netzwerk weltlicher Bindungen löst und sich auf das Bild oder Lilas oder die Lehren Gottes richtet, werden günstige Bedingungen für den Auszug der Seele geschaffen und der Geist ist im Gedanken an Gott von vollkommenem Frieden erfüllt.

Er wird dann seine Torheiten bereuen und aufrichtig Gebete an Gott richten, die die Wirkungen des schlechten Karmas aufheben können. Viveka und Vairagya werden sich in Sekundenschnelle einstellen, selbst wenn das erst in der Todesstunde geschieht, genügt das, ihm die Tröstung zu geben, nach der die Seele verlangt.

Wirkung von Mantra beim Sterben

Schon zu Lebzeiten, kurz vor dem Sterben, ist die Wiederholung eines Mantras besonders effektiv. Hier ein paar Beispiele aus der indischen Mythologie:

Ajamila war ein frommer Mann, aber durch das Zusammenleben mit einer Frau von schlechtem Ruf verlor er alle seine Tejas, seinen göttlichen Glanz und Tapas Shakti. Als er die Boten Yamas erblickte, die ihn mit Fesseln und Speeren bedrohten, rief er nach seinem zweiten Sohn Narayana. Sobald er den Namen Narayana aussprach, erschienen Vishnus Boten mit dem himmlischen Wagen, vertrieben Yamas Boten und nahmen Ajamila mit zur Vaikunta.

König Parikshit ließ sich sieben Tage lang von Sri Suka, dem geborenen Siddha (dem Sohn des WeisenVyasa) die Srimad Bhagavad vorlesen. Er fastete sieben Tage lang, und am siebten Tag weihte ihn Sri Suka in die Brahma Vidya ein. Er meditierte über das höchste Tattwa und wurde eins mit dem Höchsten Brahman. Der mächtige Takshaka erschien vor ihm und tötete Parikshit durch sein Schlangengift. Parikschit war es, als ob ein Insekt seine Füße leckte. Er war jenseits des Körperbewußtseins und verbrannte seinen Körper im Feuer des Yoga, noch bevor Takshaka ihn beißen konnte.

König Katwanga erkannte den Höchsten Brahman in einer Stunde. Diese großen Männer hatten ihr ganzes Leben Sadhana geübt und sie dachten unaufhörlich an Gott. Mögen alle in diesem Leben immer an Gott denken und ihn verwirklichen. Möge er in deiner Todesstunde bei dir sein.

=Siehe auch