Sadhana Chatushtaya

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Sadhana Chatushtaya (Sanskrit: साधनचतुष्टय sādhanacatuṣṭaya n.) wörtl.: "Vierheit (Chatushtaya) der spirituellen Praxis (Sadhana)'; die vier Eigenschaften eines Schülers, die auf dem spirituellen Weg notwendig sind: Viveka (Unterscheidungskraft), Vairagya (Verhaftungslosigkeit), Shatsampat (sechsfache Tugenden) und Mumukshutva (intensives Verlangen nach Befreiung).

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Sukadev über Sadhana Chatushtaya

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Sadhana Chatushtaya

Sadhana Chatushtaya ist die Vierheit der spirituellen Praxis. Sadhana Chatushtaya wird auch bezeichnet als die vier Mittel zur Befreiung, die vier Eigenschaften eines Schülers, die man entwickelt haben sollte, bevor man sich einem Brahmanishta Guru nähert, also einem Guru, der sich in Brahman gut verankert hat. Shankaracharya erwähnt öfters die Sadhana Chatushtayas. Shankaracharya ist der große Meister um 800 n.Chr. Shankara spricht darüber, dass man sich erst ausstatten sollte mit Sadhana Chatushtaya. Wenn man sich ausgestattet hat mit Sadhana Chatushtaya, dann gehe man zu einem Guru und bitte ihn um Unterweisung. Dann folge man den Unterweisungen des Gurus und erreiche die Selbstverwirklichung.

Was ist jetzt Sadhana Chatushtaya? Sadhana Chatushtaya besteht aus Viveka, Vairagya, Shatsampat und Mumukshutwa. Sadhana Chatushtaya erwacht auf Subecha. Subecha ist die erste Stufe der spirituellen Evolution, erste der sieben Bhumikas. Was sind noch diese vier? Erstmal, Viveka – Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen, dem Vergänglichen und dem Ewigen, dem Selbst und dem Nicht-Selbst, dem wahrhaft Glücklichen und dem Nicht-Glücklichen. Zweitens: Vairagya – der Zustand von Abwesenheit von Wünschen. Drittens: Mumukshutva – intensiver Wunsch nach Befreiung, oft auch erst als viertes genannt. Und Shatsampat – die sechs edlen Tugenden der Gleichmut. Das sind die Sadhana Chatushtayas.

Diese vier gilt es, zu entfalten und zu entwickeln. Swami Vishnudevananda hat gerne gesagt: „Wenn du wissen willst, ob du auf dem spirituellen Weg voranschreitest, dann ist weniger erheblich, ob du jetzt flexibler wirst bei den Asanas, ob du die Luft länger anhalten kannst beim Pranayama, ob du in den Mudras deine Wirbelsäule heiß spürst, ob du dein Herz besonders intensiv fühlst beim Mantrasingen, ob du Lichter siehst in der Meditation oder Anahata-Klänge oder was auch immer.

Du kannst feststellen, ob du auf dem spirituellen Weg voranschreitest, wenn du siehst: „Wachse ich in den Sadhana Chatushtayas? Wird mein Vairagya größer?“ Vairagya ist die tiefe Überzeugung, dass nichts Äußeres mich dauerhaft glücklich macht. Wenn du denkst: „ich brauche das, ich brauche jenes, oder ich wäre glücklich wenn“, dann ist Vairagya noch nicht so tief. Dann musst du daran arbeiten, Vairagya tiefer werden zu lassen. Vairagya ist der Zustand, "Gya", der gekennzeichnet ist von Vai-Raga, von der Abwesenheit einer Verankerung von Mögen und Nicht-Mögen, Vairagya.

Als zweites Viveka. Vairagya ist mehr emotional, Viveka ist so ein bisschen intellektuell, vernunftmäßig. Viveka heißt, die Unterscheidung zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen. Es heißt, dass du dir bewusst bist: „Es gibt etwas Ewiges. Es rentiert sich, danach zu streben.“ Es gibt etwas Vergängliches, dem sollte man nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken. Die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst: „Ich bin das Unendliche, das Ewige. Ich bin nicht der Körper und die Psyche. Körper und Psyche sind Instrumente, ich kümmere mich darum, aber ich bin es nicht.“ Es ist die Unterscheidung zwischen Sukha und Ananda. Ananda ist die ewige Freude, Sukha ist das vergängliche Vergnügen. Es nutzt nichts, nur nach vergänglichem Vergnügen zu streben, denn das rennt einem immer wieder weg. Es ist wichtig, die tiefe Wonne zu erreichen. Das ist alles Viveka.

Shatsampat sind die sechs edlen Tugenden der Gleichmut. Darüber gibt es einen eigenen Lexikon-Eintrag, deshalb nur ganz kurz: Shatsampat sind die sechs Tugenden der Gleichmut und der Gelassenheit. Es gilt, Gelassenheit zu entwickeln gegenüber den Höhen und Tiefen des Lebens, gegenüber dem, was schön ist und weniger schön ist. Diese Shatsampat gilt es zu kultivieren.

Und Mumukshutwa, vielleicht die wichtigste dieser Eigenschaften, das intensive Verlangen nach Wahrheit, die Sehnsucht nach Erleuchtung. Wenn die Sehnsucht nach Erleuchtung, die Sehnsucht nach der höchsten Wahrheit größer ist als alle anderen Wünsche, dann kannst du die Verwirklichung in diesem Leben erreichen.

Entwickle also die Sadhana Chatushtayas, mindestens ein wenig. Und jeden Monat ein wenig mehr. Und passe auf, dass dein Geist dich nicht in die Irre führt. Und entwickle so Vairagya, die tiefe innere Überzeugung, dass ein äußeres Leben allein dich nicht glücklich macht. Viveka, die Unterscheidung zwischen dem vergänglich äußerem Nicht-Selbst und nicht wahres Glück und dem, was wahres Glück ist, ewig, dein wahres Selbst. Shatsampat, entwickle Gelassenheit. Und Mumukshutwa, folge der tiefen Sehnsucht nach Wahrheit. Das sind Sadhana Chatushtayas, die Vierheit des Sadhanas.

Sadhana Chatushthaya - vier spirituelle Eigenschaften für Gelassenheit

Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev <html5media>http://sukadev.podspot.de/files/08_sadhana-chatusthaya.mp3</html5media>

Das letzte Mal hatte ich einiges erzählt über Shatsampat, die sechs edlen Tugenden der Gelassenheit und die sechs Schritte zur Gelassenheit. Die sechs Schritte zur Gelassenheit, gehören zu den vier Eigenschaften eines Schülers, Sadhana Chatushthaya, die Shankarachaya, der große Vedantameister um 800 nach Christus erwähnt. Die vier Eigenschaften sind:

Es ist klar, dass man, wenn man diese Eigenschaften in sich entwickelt hat, natürlich auch Gelassenheit hat. Gut, Gelassenheit gehört selbst dazu.

Viveka

Viveka ist die Unterscheidungskraft und Shankaracharya unterscheidet:

  • Sat Asat Viveka - die Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen.
  • Atma Anatma Viveka - die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst. Selbst, wer bin ich und nicht Selbst, wer bin ich nicht. Wenn du dich fragst, wer bin ich, und wovon hänge ich wirklich ab, kannst du vieles in die richtige Perspektive setzen. Wenn du weißt, ich bin Bewusstsein, dann wirst du dich nicht zu sehr aufregen über andere Dinge. Wenn du dich mit deinem Körper identifizierst, wirst du dann natürlich alle möglichen Probleme haben, wenn der Körper Probleme hat. Wenn du aber weißt, ich bin nicht der Körper, ich bin unsterbliches, unendliches Bewusstsein, dann wirst du dich weder zu sehr drüber aufregen, wenn etwas mit dem Körper passiert, noch, wenn etwas mit der Psyche passiert.
  • Ananda-Dukha Viveka – oder auch Ananda Sukha Viveka – die Unterscheidung zwischen wahrer Freude und Leiden oder wahrer Freude und Vergnügen. Vergnügen kommt und Vergnügen geht. Aber tief im Inneren bleibt Ananda.
  • Nitya Anitya Viveka – die Unterscheidung zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen. Das, was vergänglich ist, ändert sich, das was ewig ist, ändert sich nicht. Wenn du erkennst, dass etwas nicht ewig ist, sich ständig verändert, kannst du die Veränderungen akzeptieren. Viele Menschen regen sich auf, wenn etwas, das da war, plötzlich verschwindet. Nitya Anitya Viveka ist ja etwas ganz Entscheidendes. Zu erkennen, Dinge kommen, Dinge gehen, das ist der Lauf der Welt, daraus resultiert letztendlich Vairagya.

Vairagya

Vairagya heißt Nichtanhaften, Loslassen, Verhaftungslosigkeit, Entsagen. Vairagya heißt auch Nicht-Wünschen. Indem du die Dinge so annimmst, wie sie kommen, kannst du gelassen sein. Indem du siehst, dass du von deinen Wünschen loslassen kannst, kannst du alles akzeptieren. Indem du erkennst, dass die Dinge vergänglich sind, kannst du gelassen bleiben, wenn du merkst, sie sind tatsächlich vergänglich. So ist Vairagya eine zweite wichtige Eigenschaft.

Mumukshutva

Die vierte Eigenschaft für einen Aspiranten ist Mumukshutva, intensives Verlangen nach der Wahrheit. Die tiefe Überzeugung, dass es eine tiefe Wirklichkeit gibt und dass diese höhere Wirklichkeit auch erfahrbar ist, und der Wunsch, diese auch tatsächlich zu erfahren. Mumukshutva setzt alles andere in die angemessene Perspektive. Wenn du den tiefen Wunsch hast, ja ich will das Höchste erfahren, nimmst du vieles andere in Kauf und vieles andere spielt nicht die ganz große Rolle. Es ist so ähnlich, wie wenn du wirklich einen Berg besteigen willst. Dann stört es dich jetzt nicht so, dass Bäume auf dem Weg vorübergehend mal nicht ganz so schön sind. Dich stört es nicht so, dass es vielleicht einmal ein bisschen riecht, dich stört es nicht so, dass vieles andere auf dem Weg nicht so gut ist.

Wenn ein tiefer Wunsch da ist, auf den Berg zu kommen, wenn du weißt, oben auf dem Berg wird es wirklich schön, dann nimmst du vieles andere in Kauf, und es stört dich nicht so sehr. Auf ähnliche Weise, wann immer dir etwas sehr wichtig ist, dann spielt vieles nicht die große Rolle. Wenn es dir sehr wichtig ist, das Höchste zu erreichen, dann kannst du vieles andere annehmen. So kannst du überlegen, gibt es ein übergeordnetes Ziel?

Sadhana Chatushtaya im Alltag

Diese vier Eigenschaften kannst du natürlich auch auf anderes anwenden. Auch wenn es nicht um das höchste Ziel geht, die vier sind auch hilfreich oder wichtig vom Standpunkt einer relativeren Wirklichkeit. Die vier Eigenschaften eines Suchenden stammen aus dem Jnana Yoga, aus dem Vedanta, also aus dem Breich einer sehr hohen Spiritualität.

Viveka ist aber auch Unterscheidungskraft. Angenommen, du regst dich über etwas auf, kommt Viveka und du kannst dich fragen, über was rege ich mich eigentlich auf? Macht das überhaupt einen Sinn? Viveka ist dann die intellektuelle Erkenntnis, ja ich brauche mich doch gar nicht aufzuregen, es gibt gar keine Notwendigkeit, mich darüber aufzuregen. Ich kann auch auf andere Weise damit umgehen. Vairagya heißt dann auch Loslassen. Angenommen, du stellst fest, du hast dich über etwas aufgeregt, und es ist gar nicht so wichtig, dann kannst du es loslassen.

Mumukshutva, angenommen, du hast ein übergeordnetes Ziel, und das muss nicht nur die höchste Verwirklichung sein - angenommen du hast ein übergeordnetes Ziel, dann kannst du fragen, vor dem Hintergrund meines übergeordneten Ziels, was heißt das, für das, was jetzt konkret ist? Viele Menschen vergessen das übergeordnete Ziel und regen sich dann über Kleinigkeiten auf. Indem du aber ein übergeordnetes Ziel erkennst, weißt du, dass du auf einiges auf dem Weg dorthin verzichten kannst, und dass du auch mit deinen Mitmenschen, zum Wohl des übergeordneten Zieles freundlich umgehen kannst.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Seminare

Meditation

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Raja Yoga, positives Denken, Gedankenkraft

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Gelassenheit