Rudra

Aus Yogawiki

1. Rudra (Sanskrit: रुद्र rudra adj. u. m.) heulend, brüllend, brausend; ein vedischer Sturmgott, der später mit Shiva identifiziert wurde; (im Plural: die Rudras) eine Gruppe vedischer Sturmgötter unterschiedlicher Anzahl, meist elf an der Zahl; mystische Bezeichnung der Zahl elf.

2. Rudra (Sanskrit: रुद्रा rudrā f.) Indische Pfeifenwinde (Gandhanakuli).

Rudra, Lehrbuchdarstellung, 19. Jh.

Rudra in den Puranas

Rudra ist ein Sinnbild für die Schöpfung. Er ist der puranische Gott, der aus Brahmas Stirn entsprang. Rudra ist strahlend wie die Mittagssonne und ungestüm. Er ist halb Mann, halb Frau, da Brahma ihm befahl, seine weibliche und männliche Seite gleichgewichtig aufzuspannen. Der männliche Teil Rudras ist in elf Personen unterteilt. Jede Person hat unterschiedliche Charakterzüge, von denen einige angenehm sind, andere abstoßend, manche wild und andere wiederum sanft. Rudras weibliche Natur ist vielgestaltig und von heller oder dunkler Hautfarbe.

Zufolge der Vishnu Purana entschied Brahma in den frühen Tagen von Kalpa, einen Sohn nach seinem Vorbild und mit all seinen Eigenschaften zu erschaffen. Als daraufhin ein purpurfarbener Jüngling leise weinend herbeigeeilt kam, fragte Brahma ihn nach dem Grund seines Weinens. Der Junge bat Brahma, ihm einen Namen zu geben. Dieser nannte ihn Rudra und bat ihn, sich zu beruhigen. Rudra jedoch weinte noch sieben weitere Male, woraufhin Brahma ihm zusätzliche sieben Namen gab: Bhava, Sarva, Isana, Pashupati, Bhima, Ugra und Mahadeva.

Brahma wählte nicht nur die Namen aus, sondern sprach ihnen auch ihre jeweilige Position zu: Sonne, Wasser, Erde, Luft, Feuer, Äther, Mond, sowie Diener Brahmans. Zusammen mit seinen sieben anderen Erscheinungsformen wurde Rudra ein Gebiet, eine Frau sowie Wohlstand zugeteilt. Die acht Formen Rudras zusammen bilden eine Einheit und sind auch unter anderen Bezeichnungen und in verschiedenen Formen bekannt.

Sukadev über Rudra

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Rudra

Shiva Mahadeva, der Schutzherr der Meditation

Rudra heißt zum einen "der Rufende", Rudra heißt auch "der Schreckliche", "der Furchterregende". Rudra ist einer der Namen von Shiva. Rudra ist insbesondere der Name, den Shiva oft in den Veden bekommt. Rudra ist dann der, der laut ruft, er ruft den Menschen zu: "Strebe nach dem Höchsten, lasse los. Lasse alles los, was dich in die Verhaftung und ins Leid bringt." Rudra ist auch wie der Mahner. Wenn man so tut, als ob alles in Ordnung wäre und als ob es darum ginge, mehr Vergnügen zu haben, dann ruft Rudra dazwischen und funkt dazwischen.

Rudra ist ja auch der Beiname von Shiva und insbesondere, Rudra ist der Beiname von Shiva in seinem zerstörerischen Aspekt. Das Leben scheint manchmal so ganz schön voranzugehen, es scheint alles gut zu sein, aber dann ruft Shiva dazwischen, dann passiert irgendetwas, eine Krankheit, ein Verlust, eine Schwierigkeit, eine Herausforderung, die dich irgendwo erschüttert. Rudra ruft und sagt: "Halte inne, es geht nicht nur um Äußerlichkeiten, es geht nicht nur darum, mehr Vergnügen zu haben. Es gibt etwas Tieferes im Leben."

Es gibt Menschen, die über Jahre die Einstellung haben, dass das Leben schön ist und es geht darum, Freude zu haben, Vergnügen zu haben und alles zu genießen. Irgendwann kommt dann Rudra, der Ruf. Ich kannte mal jemand, der hatte mir gesagt: "Das Leben ist so schön und es gibt so viel Wunderbares zu erleben, und was du mit deinem Yoga dort machst, du solltest einfach das Leben genießen." Später hat er dann eine Augenerkrankung gehabt und musste mehrfach operiert werden. Er hatte große Schmerzen, und dann war es aus mit dem einfachen Genießen.

Man kann natürlich sagen: "Genieße, aber siehe die Welt als Lakshmi. Sei dankbar, sofern du gesund bist und sofern Dinge schön sind, erkenne darin die Göttin. Und wisse, es wird nicht von Dauer sein. Es kommt mal Schönes, darin ist Gott zu finden, das ist Lakshmi. Dinge werden mal weggenommen, und du wirst erschüttert werden, das ist Rudra. Es gibt Phasen, wo du voller Liebe und Freude sein kannst, was Krishna ist. Es wird manchmal Phasen geben, wo du schwierige ethische Entscheidungen treffen musst, dafür steht Rama. Es wird Zeiten geben, wo du voller Kreativität bist, dafür steht Saraswati. Es wird aber auch Zeiten geben, wo viele Katastrohen geschehen und vieles schwierig wird und dir vieles genommen wird, dafür steht Kali. Und es wird immer wieder Schicksalsrufe geben, dafür steht Rudra. So hat Gott verschiedene Weisen, dich zu rufen, so hat Gott verschiedene Weisen, dich dazu zu ermahnen: "Suche nach dem Göttlichen, strebe nach dem Göttlichen, verwirkliche das Göttliche."

Swami Sivananda über Rudra

Artikel aus dem Buch "All About Hinduism" von Swami Sivananda Divine Live Society, Sivananda Ashram

Einige ignorante Personen glauben dass Rudra eine übelwollende und angst-einflößende Gottheit ist, die Zerstörung bewirkt. Sie glauben, dass Rudra ein Gott der Bestrafung ist. Dem ist nicht so. Rudra ist der Gott, der Gedeihen beschert und Leiden zerstört. Er ist ein mildtätiger Gott, der Glück verleiht, Nachkommen und Vieh. Er ist der Bringer bzw. die Quelle des Gedeihens.

Shiva bzw. Rudra bedeutet der, der Sünden und Leiden beseitigt. Die Namen Bhava, Sarva, Pasupati, Ugra, Mahadeva, Isana und Asani werden alle für Rudra verwendet. Pasupati heißt der Gott oder Beschützer des Viehs.

In den Veden findet man Gebete wie: "Oh Rudra! Mögen wir vermehrt Nachkommen haben". "Du, oh Rudra, bist das bedeutendste Wesen, der Stärkste der Starken, der Herr des Donners, beschütze und geleite uns glücklich durch unser Elend, vertreib‘ alles Böse". "Nimm alle Sünden, die wir begangen haben, von uns." Daher ist Rudra kein angsteinflößender Gott, sondern ein Wohl und Gedeihen verteilender . Er ist der eine große Gott des Universums.

Rudra ist das Ideal derBettelmönche, weil von allen Göttern in den Schriften nur allein von Rudra als Gott der Bettler gesprochen wird. In den Hymnen der Rigveda wird berichtet, dass er die Wasserschale der Asketen hat.

In den Svetasvatara Upanishaden, Kapitel III steht: "Es gibt nur einen Rudra, der die Welt mit all seiner Macht regiert. Es gibt niemanden an Seiner Seite, der ihn zum Zweiten machen kann. Er ist in den Herzen aller Wesen. Er erschafft alle Welten und erhält sie und schließlich zieht er sie in sich selbst".

Rudra repäsentiert hier Para Brahman bzw. das Höhere Selbst, das Unendliche bzw. Absolute.

Nachdem er alle Objekte erschaffen hat, ruft Rudra sie zusammen und nimmt sie am Ende der Zeit zurück in sich auf, z.B. während der kosmischen Prayala* bzw. Auflösung. (* Zwischenzustand in dem sich ein Weltensystem, aus dem äußeren, räumlichen in sein inneres, geistiges Dasein zurückzieht.)

Rudra ist der zerstörerische Aspekt Shivas. In der kosmischen Hierarchie gibt es 11 Rudras. Esorterisch repräsentieren die Pranas (oder 10 Sinne) und der Verstand die 11 Rudras. Hanuman ist eine Manifestation bzw. ein Aspekt nur von Rudra.

In den Shiva Puranas* (*alte, wichtige, Shiva verehrende heilige Geschichten) ist Rudra ein anderer Name für Shiva. Rudra ist einer, der die Sünden und das Elend Seiner Anhänger vernichtet und Weisheit und Glückseligkeit verleiht.

Rudra ist Antaryamin* (die innere Führung) bzw. die Bewohnerin aller Wesen. Er beobachtet still die Taten und Gedanken der Menschen und teilt die Früchte ihrer Taten aus.

"Dieser eine Gott, hat seine Augen, sein Gesicht, seine Arme und Füße an jedem Platz, wenn er Himmel und Erde schafft, er formt sie zusammen mit seinen Armen und Flügeln."

Mag Rudra, der Erschaffer und Unterstützer der Götter, der große Seher, der Gott aller, der, der als erstes Hiranyagarbha (*Die Quelle der Enstehung des Universums) schuf, uns mit guten Gedanken (purem Intellekt) ausstatten.

"Rudra, mit seiner glückverheißenden Form, welcher nicht furchtbar ist, und der das, was heilig ist, manifestiert, mit dieser all-gesegneten Form, erscheine uns, O Bewohner in den Bergen".

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Seminare

Indische Schriften

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Hinduistische Rituale

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