Pragmatische Liebe

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Pragmatische Liebe ist Liebe, die auf dem gesunden Menschenverstand basiert, und die Liebe im Kontext von anderem sieht, die auch wichtig sind im Leben. Pragmatische Liebe stellt nicht die Liebe über alles, sondern versucht all das, was wichtig ist, gut auszubalancieren. Pragmatische Liebe lässt den Menschen über Kränkungen hinauswachsen, meidet übertriebene Hoffnungen und Sehnsucht und ist daher auch immuner gegen Eifersucht, Angst und Wut. Im System der sechs Liebesstile des kanadischen Soziologen John Allan Lee ist pragmatische Liebe, Pragma, einer der sechs Liebesstile.

Pragmatische Liebe in der Zweierbeziehung

Pragmatische Liebe in der Zweierbeziehung ist weniger emotional als andere Liebesstile. Pragmatische Liebe ist zielgerichtete, zweckmäßige Liebe. Pragmatische Liebe fragt:

  • Was will ich?
  • Was will mein Partner?
  • Wie können wir beide Anliegen miteinander verbinden?
  • Was sind unsere gemeinsamen Anliegen, was sind unsere getrennten Anliegen?
  • Wie kommuniziert mein Partner, wie kann ich ihn am besten erreichen?
  • Wie können wir unsere Beziehung erfüllender machen?
  • Was ist der Sinn des Lebens? Wie kann unsere Partnerschaft dazu beitragen, diesen Sinn zu finden?

Pragmatische Liebe ist das Gegenteil von Prinzipienreiterei, von leicht kränkbarer Liebe, von hochemotionaler Liebe. Pragmatische Liebe ist berechenbarer, man kann auf sie vertrauen.

Pro und Contra Pragmatische Liebe

Vorteile pragmatischer Liebe

Pragmatische Liebe ist weniger emotionale Liebe. Pragmatische Liebe ist zuverlässiger als andere Liebesstile. Pragmatische Liebe ist oft recht beständig. Pragmatische Liebe wägt die Vorteile und Nachteile ab, auch die Vorteile und Nachteile einer Trennung - und wird meist zum Schluss kommen, dass es besser ist bei der bisherigen Beziehung zu bleiben.

Nachteile pragmatischer Liebe

Der Hauptnachteil pragmatischer Liebe ist die geringere Emotionalität, die geringere Leidenschaft, die oft auch zu weniger intensiver Sexualität führt. Das kann auch zur Kränkung des Partners führen, der sich dann nicht so geliebt fühlt.

Wenn dann einer der Partner leidenschaftliche Liebe, romantische Liebe, zu jemand außerhalb der Beziehung empfindet, kann plötzlich der gesunde Menschenverstand aussetzen. Insbesondere wenn Enttäuschungen in sonstigen Anliegen wie Beruf, soziales Engagement, spirituelle Entwicklung da waren, wird plötzlich doch die Erfüllung in einer neuen Liebesbeziehung gesucht. Wenn das so vernünftige, ausbalancierte Leben doch keine Erfüllung gebracht hat, man vielleicht in einer Sinnkrise ist, dann ist man plötzlich bereit, Lebenssinn in der Liebe zu suchen und für die neue Beziehung alles andere, wofür man vorher gekämpft hat, auf's Spiel zu setzen.

Unterschiede zwischen den Geschlechtern

Es scheint eigenartige Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu geben:

  • Männer betonen oft eher das rationale, die Vernunft in der Beziehung, scheinen den Prinzipien pragmatischer Liebe zu folgen. Sie folgen aber in der Partnerwahl eher ihren Gefühlen, sind weniger wählerisch. Im Grunde genommen übernehmen oft die Frauen die Partnerwahl, und der Mann folgt, wenn er sich geliebt fühlt. Männer leiden auch oft länger als Frauen nach einer Trennung
  • Frauen betonen oft eher das emotionale, scheinen romantischer, betonen mehr die Liebe in der Beziehung. In der Partnerwahl folgen die Frauen aber oft eher pragmatischen Überlegungen, kommen auch oft schneller über eine Trennung hinweg als Männer

Das sind natürlich Stereotypen, die nur eine beschränkte Aussagekraft haben.

Bringe etwas Pragmatismus in die Liebe - und Romantik

Es ist gut, Pragmatismus und Romantik miteinander zu verbinden. Verstand, Gefühl und Körper (Sexualität und Zärtlichkeit) sind wichtig in einer Liebesbeziehung - und idealerweise Spiritualität.

Pragmatische Liebe lässt die Gemeinsamkeiten in der Beziehung sehen, ist eine Impfung gegen leichte Kränkbarkeit, Eifersucht und Streiterei. Pragmatische Liebe lässt einen dem anderen Gefallen und Liebesdienste tun, und den anderen um Gefallen und Liebesdienste bitten. Pragmatische Liebe lässt einen die Zweierbeziehung so gestalten, dass beide Partner glücklicher sind miteinander als alleine.

Pragmatische Liebe reicht jedoch auch nicht aus. Schon aus pragmatischen Gründen ist es wichtig, Emotionalität, Leidenschaft in die Beziehung zu bringen - denn dann ist das Glück der Partner größer, und die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass die Beziehung von Dauer ist.

So sollte auch ein pragmatischer Mensch schon aus pragmatischen Gründen immer wieder überlegen: Wie kann ich mehr Emotion in die Beziehung bringen? Wie kann ich meine Partnerin auf allen Ebenen ihres Seins berühren? Und wie kann ich mich immer wieder auf's Neue auf das Abenteuer Liebe einlassen, mit all meinem Sein?

Pragmatische Liebe als einer der sechs Liebesstile

Der kanadische Sozialpsychologe John Alan Lee hat die Theorie der sechs Liebesstile entwickelt, von denen Pragma, die pragmatische Liebe, eine davon ist. Die anderen fünf sind:

Zu den Theorien von Lee schaue nach unter den Stichwörtern Sechs Liebesstile und Pragma.

Pragmatische Liebe auch außerhalb der Zweierbeziehung

Pragmatische Liebe gibt es auch außerhalb der Zweierbeziehung. Du kannst grundsätzlich Liebe zum Grundprinzip des Lebens machen. Du kannst mit Liebe auf alle Menschen, auf alle Wesen zugehen. Du kannst davon ausgehen, dass jeder Mensch liebenswert ist, Liebe geben und empfangen will. Von diesem Prinzip ausgehend, kannst du überlegen, welche Anliegen du hast, welche Anliegen der andere hat, und welche gemeinsame Ziele ihr habt, und was vom Standpunkt des übergeordneten Zieles erstrebenswert ist. All das muss nicht kalt und berechnend sein. All das kann mit Liebe, Mitgefühl und Verständnis erfüllt sein.

Sich um die Anliegen und Bedürfnisse der anderen zu kümmern, dabei Liebe zu empfinden, im uneigennützigen Dienst sich geschickt zu verhalten, all das sind auch Aspekte einer pragmatischen Liebe. Auf gewisse Weise ist auch Karma Yoga pragmatische Liebe, Love in Action.

Siehe auch