Lebensenergie

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Lebensenergie oder auch Prana ist das, was den Körper am Leben hält. Diese Lebensenergie ist in allem; verlässt sie einen Körper, dann stirbt der Mensch (das Tier, die Planze, das Lebewesen). Swami Sivananda rät zum achtsamen Umgang mit der Lebensenergie. Es geht darum, zu wissen, wie man sie sinnvoll einsetzt und sie nicht verschwendet. Lebensenergie sollte im Idealfall in Ojas, in spirituelle Energie umgewandelt werden.

Darstellung des menschlichen Körpers mit den Chakras

Bewahrung der Lebensenergie

Der indische Yoga Meister und Weise Swami Sivananda erläutert das Konzept der Lebensenergie:

Die Bewahrung der Lebensenergie im Körper ist von größter Bedeutung. Meist entweicht sie durch die sechs »Rattenlöcher« des Körpers. Darum werden die Menschen, die auf ihre Lebensenergie nicht achten, keine wunderbaren Heiligen oder intellektuellen Genies. Viele wissen nicht, wie man diese Lebensenergie erhalten und nach ihren Notwendigkeiten regulieren kann. Sie verstehen auch nicht die Verwandlung einer Erscheinungsform der Lebensenergie in eine andere. Wer etwas Hervorragendes leisten und geistige Güter erreichen möchte, muss das allerdings wissen. Man darf die Lebensenergie nicht unnötig verschwenden, wie dies auch nicht mit materiellen Gütern geschehen sollte.

Ein Yogi oder Wissender erlaubt nicht, dass die geringste Menge an Lebensenergie in sinnloser Weise vergeudet wird. Er verwendet die ganze aufgespeicherte Lebensenergie für den geistigen Fortschritt. Aber auch große Männer der Welt vermögen diese Lebensenergie konzentriert für einen Zweck zu sammeln.

Die Lebensenergie schlüpft aus sechs "Rattenlöchern" des Körpers. Es gibt noch andere, weniger bedeutsame. Wenn diese Hauptöffnungen verschlossen werden, dringt auch aus den anderen nichts mehr heraus. Ebenso wie der Aufseher eines Wasserspeichers die Schleusentore benutzt, um Wasser über das Land zu verteilen, das fruchtbar werden soll, so schließt der Yogi alle Öffnungen, in die physische und mentale Lebensenergie hineinfließt und verwandelt sie in geistige Lebensenergie (Ojas). Die aufgespeicherte Lebensenergie wird für geistige Ziele, für Meditation und die Erforschung höherer Bereiche des Denkens und des Atmans verwendet.

Die sechs wesentlichen "Rattenlöcher" sind: Zeugungsorgan, Mund und die vier Öffnungen des Denkorgans - das sind die Öffnungen, durch die bei unnötiger und eingebildeter Furcht und trägen Gedanken Lebensenergie hindurchsickert. Die Lebensenergie entweicht durch schlechte Gedanken, Geschwätz, Kritik, skandalöse Berichte und allerlei sinnlose weltliche Gedanken aus dem Mund. Die Menschen verstehen nicht den Wert der Lebensenergie. Sie vergeuden sie wie nichts. Im Alter aber bereuen sie es und weinen ihr nach. Im Winter ist es zu spät, Honig zu sammeln.

Ihr solltet euch niemals auf unnötige Diskussionen einlassen. Dies verschwendet nur Lebensenergie. Auch zuviel Lachen ist ein Kanal, aus dem die Lebensenergie herausfließt. Wer leicht in Lachen fällt, kann Menschen nicht beeinflussen. Das Lachen eines geistigen Menschen ist von ganz anderer Natur als jenes der trägen Menschen, die etwa in Wirtshäusern ohne Sinn und Verstand in Gelächter ausbrechen. Es ist voller Größe und Ehrfurcht, entzückt die anderen und macht sie fröhlich.

Sei aufrichtig und ernst. Lache und lächle bei passender Gelegenheit. Setze nicht die Miene eines Pfarrers beim Sonntagsgottesdienst auf. Bleibe ganz natürlich. Heuchle nicht etwas vor, was du in Wirklichkeit nicht bist. Denn dies ist gefährlich und ein abscheuliches Verbrechen. Nur Tore brechen in Lachen aus, der Weise lächelt mit den Augen und übt damit einen großen Einfluss auf Menschen aus. Keine Lebensenergie geht durch solches Lächeln verloren. Diese wunderbare Eigenschaft solltest du ausbilden.

Sei mäßig in deinen Worten. Sprich nicht viel. Versuche eine Unterhaltung in Kürze zu beenden. Verstehe einen Menschen richtig, sprich freundlich und voller Achtung mit ihm und entlasse ihn bald wieder. Bewahre deine Lebensenergie, lass dich nicht auf unnötig lange Gespräche ein. Der Mensch ist ein soziales Wesen und spricht gern. Er mag nicht ohne andere in Abgeschiedenheit leben. Beachtung des Schweigens erscheint ihm als Strafe.

Frauen sind noch geschwätziger als Männer. Durch ihre Reden entsteht leicht Unruhe und Unfrieden im Haus. Man sollte deshalb Schweigen am Tag und mehr noch an Sonn- und Feiertagen bewahren.

Fast alle Menschen bewegen irgendeinen Körperteil, selbst beim ruhigen Sitzen. Die Materie braucht Bewegung. Meist ist diese Unruhe ganz unbewusst. Aber es geht viel Lebensenergie aus diesem Kanal oder dieser Öffnung des Körpers heraus. Darum beobachte deinen Körper und zügle die unnötigen Bewegungen. Ein Yogi wird immer still dasitzen in vollendet ruhiger Haltung.

Sadhus lieben das Hin- und Herwandern. Das vergeudet Lebensenergie und hält die Übung der Meditation auf. Ein geistiger Schüler sollte an einem Ort bleiben und hier Konzentration und Meditation üben. Zu viel Wandern erschöpft einen Menschen; es macht ihn ungeeignet für aktive Arbeit.

Ebenso wie Lebensenergie durch loses Reden vergeudet wird, geschieht dies auch durch lockere Gedanken. Wenn die mentale Lebensenergie durch rechtes Denken und durch Schulung der Gedanken erhalten bleibt, steht euch ein ungeheurer Vorrat an Lebensenergie zur Verfügung, die ihr fUr verschiedenartige Zwecke einsetzen könnt. Ihr werdet euch sehr mächtig fühlen und nicht erschöpft sein, auch wenn ihr ein großes Werk schreibt. Ihr könnt dann mit größter Leichtigkeit und Schnelligkeit geistige und physische Arbeit ausführen. Eure Konzentration wird äußerst stark sein. Schwäche und Müdigkeit sind euch unbekannt.

Ihr solltet euer Denken sehr sorgfältig täglich am Morgen durch Einkehr und Meditation beobachten und möglichst gute und erhabene Gedanken aufrechterhalten. Die mentale Lebensenergie muss in neue und nützliche Kanäle geleitet werden. Zunächst erfordert dies Kampf. Nach einiger Übung aber wird das Denken ganz leicht in neue Kanäle fließen.

Ein andere Öffnung, durch die Lebensenergie vergeudet wird, ist die Gewohnheit des unnötigen »Sich-Sorgens«. Der Mensch sollte wissen, dass alles vorausbestimmt ist und Gott auch einem Frosch Nahrung gibt, der verborgen zwischen den Felsritzen lebt. Aber der Mensch hat kein Vertrauen und sorgt sich um Besitz, Nahrung, Kleidung. Zu viele Wünsche bringen Sorgen. Sie sind Schöpfungen des Verstandes. Viele Menschen bereiten sich auch durch Minderwertigkeitsgefühle Sorgen. Ebenso kann ein falsches Gefühl der [Überlegenheit]] zu Sorgen führen. All diese Empfindungen sind trügerisch. Denn es gibt keine Unterschiede. Halte dich niemals für minderwertig. Auch nicht für überlegen, weil du dann die anderen mit Missachtung behandelst.

Jetzt kommen die eingebildeten Ängste - die Phobien. Hier mangelt es euch an Lebensenergie. Man hat Angst vor Krankheiten, vor Kritik, vor der Dunkelheit, vor Ratten und so fort. Alle diese Ängste sind eingebildet; sie haben keinen wirklichen Grund. Wenn du ernsthaft nachdenkst, werden sie vergehen wie Schnee in der Sonne. Regst du dich auf, wenn man dich einen Hund nennt? Wirst du wütend und laufen deine Augen rot an? Meinst du,jetzt würden dir gleich vier Beine wachsen? Oder brichst du in Schweiß aus bei der geringsten Prüfung? Stelle dir vor, du seist mutig; denke an Atman und an die Unsterblichkeit deines Selbst. Dann wirst du langsam an Mut gewinnen.

Übermäßiger sexueller Verkehr lässt riesige Mengen von Lebensenergie abfließen. Junge Menschen schätzen den Wert dieses vitalen Flusses nicht, sondern vergeuden die dynamische Kraft, so dass ihre Nerven überspannt werden. Wird die Sexualenergie, die die mächtigste Energie des Menschen ist, vergeudet, kann sie durch nichts anderes ersetzt werden.

Wenn ein Mensch von Geburt an nach Geistigem strebt und eine starke Kraft der Unterscheidung besitzt, wird er das Leben eines Mönchs führen. Wer seine Samenkraft beherrscht und in geistige Lebensenergie (Ojas) verwandelt, ist der glücklichste und mächtigste Mensch der Welt. Er kann den Elementen befehlen, fällt keiner Versuchung anheim und kann in jeder Lebenslage Erfolg erlangen. Er beherrscht vollkommene Konzentration.

Ich habe euch auf den vorangehenden Seiten eine ausführliche Beschreibung aller Kanäle gegeben, durch die Energie abfließt und habe euch die praktischste und leichteste Methode gezeigt, um Lebensenergie zu bewahren. Nun müsst ihr diese Belehrungen in die tägliche Praxis umsetzen. Ihr müsst alle Lebensenergie erhalten und sie für höhere geistige Ziele einsetzen. Ihr müsst wissen, wie sie beherrscht wird. Manche Menschen geben viel zuviel Lebensenergie für unwichtige Dinge aus und sind erschöpft, wenn Einsatz ihrer vollen Kraft verlangt wird.

Versteht Ziel und Zweck des Lebens. Lasst euch nicht von Versuchungen treiben. Maya ist mächtig. Lebt in Begleitung von Weisen. Sie sind eine starke Festung, um euch bei den ersten Wachstumsstufen zu beschützen. Entwickelt eure inneren Fähigkeiten, erhaltet eure Lebensenergie und sucht Selbsterkenntnis.

Atman ist in sich selbst vollkommen. Hier kannst du alles empfangen. Entwickle Tugenden. Erinnere dich an Grund und Quelle des Lebens. Erhebe dich über die Weltlichkeit. Werde eine großherzige Seele. Wünsche mit inbrünstigem Eifer, dass du die Selbstverwirklichung erlangst. Stelle dir ein bestimmtes Ziel vor. Hab Vertrauen, Interesse und Ausdauer. Dann wirst du Erfolg haben. Mögen Frieden und Freude für immer in euch bleiben.

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Siehe auch

Weblinks

Seminare

Multimedia

Prana die Lebensenergie – HYP Teil II. 8

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