Konzentration: Unterschied zwischen den Versionen

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Nimm eine richtige Stellung ein, schließe die Augen und gib dich der Vorstellung hin, dass nirgends etwas anderes ist als Gott. Man kann Algebra, die Wissenschaft der abstrakten Zahlen, nicht ohne vorhergehende Übung und Kenntnis der Arithmetik, der Wissenschaft von den konkreten Zahlen, verstehen. Ebenso ist die Meditation über den abstrakten [[Brahman]] ([[Nirguna]], [[Nirakara]]) unmöglich ohne vorhergehende Übung der Konzentration auf einen konkreten Gegenstand. Man kann nur über das Sichtbare und Bekannte dem Unsichtbaren, Unbekannten näherkommen.
Nimm eine richtige Stellung ein, schließe die Augen und gib dich der Vorstellung hin, dass nirgends etwas anderes ist als Gott. Man kann Algebra, die Wissenschaft der abstrakten Zahlen, nicht ohne vorhergehende Übung und Kenntnis der Arithmetik, der Wissenschaft von den konkreten Zahlen, verstehen. Ebenso ist die Meditation über den abstrakten [[Brahman]] ([[Nirguna]], [[Nirakara]]) unmöglich ohne vorhergehende Übung der Konzentration auf einen konkreten Gegenstand. Man kann nur über das Sichtbare und Bekannte dem Unsichtbaren, Unbekannten näherkommen.


Je stärker die Gedanken auf Gott gerichtet sind, umso mehr Kraft wird man erlangen. Mehr Konzentration bedeutet mehr [[Energie]]. Konzentration öffnet die innersten Kammern der [[Liebe]], des Reiches der [[Ewigkeit]]. Sie ist eine Quelle geistiger [[Kraft]], mit der man die Kammer der Erkenntnis öffnen kann.
Je stärker die Gedanken auf Gott gerichtet sind, umso mehr Kraft wird man erlangen. Mehr Konzentration bedeutet mehr [https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/energiearbeit/ Energie]. Konzentration öffnet die innersten Kammern der [[Liebe]], des Reiches der [[Ewigkeit]]. Sie ist eine Quelle geistiger [[Kraft]], mit der man die Kammer der Erkenntnis öffnen kann.


Konzentrierte dich, meditiere. Entwickle die Kräfte tiefen, konzentrierten Denkens. Viele dunkle Punkte werden sich auf diese Weise völlig klären, und du wirst aus deinem Inneren die Antwort erhalten.  
Konzentrierte dich, meditiere. Entwickle die Kräfte tiefen, konzentrierten Denkens. Viele dunkle Punkte werden sich auf diese Weise völlig klären, und du wirst aus deinem Inneren die Antwort erhalten.  

Version vom 6. August 2014, 10:10 Uhr

Buddha2.jpg

Konzentration bedeutet, die Aufmerksamkeit zu erhöhen, z.B. sie auf ein bestimmtes Objekt oder eine Tätigkeit zu richten; konzentriert; auch als Samyama - ohne zu werten - und (Vorstufe) von Meditation; Ekagrata.

Swami Sivananda über Konzentration

Was ist Konzentration (Dharana)?

Desa Bhandas Chittassy Dharana – Konzentration fixiert die Gedanken auf ein äußeres Objekt oder einen inneren Punkt. Einst ging ein Schüler zu Kabir und fragte ihn: „Was tust du in diesem Augenblick?“ Kabir antwortete: „ O Pandit (Weiser), ich löse die Gedanken von weltlichen Dingen und lege sie zu den Lotusfüßen des Herrn.“ Das ist Konzentration. Rechte Führung und Haltung, Kontrolle des Atems (Pranayama) und die Abstraktion von Gegenständen sinnlicher Wahrnehmung wird eine lange Strecke des Weges bahnen, der zu einem schnellen Erfolg in der Konzentration führt. Konzentration ist die sechste Stufe auf der Leiter des Yoga. Sie ist nur dann möglich, wenn man die Gedanken in einem Punkt sammelt. Die Konzentration braucht ein bestimmtes Ziel, Interesse und Aufmerksamkeit.

Die Sinne ziehen den Menschen in die äußere Welt und verwirren den Frieden seines Geistes. Ist sein Bewusstsein voller Unruhe, kann er sich nicht entwickeln. Wird aber der Gedankenfluss durch Übung in eine einzige Richtung gelenkt, konzentriert sich das Geistige in ihm und führt zur höchsten Glückseligkeit (Ananda).

Deshalb muss der Schüler seine aufwallenden Gedanken an die Zügel nehmen und sein Gefühl beherrschen. Man braucht viel Geduld, einen eisernen Willen und unermüdliche Ausdauer. Die Übungen müssen mit großer Regelmäßigkeit ausgeführt werden. Sonst ziehen Trägheit und Gegenkräfte den Schüler von seinem Ziel (Lakshya) ab. Ist das Bewusstsein geschult, so kann es auf jeden Punkt im Inneren oder im Außen so eingestellt werden, dass alle anderen Gedanken ausgeschaltet werden.

Jeder hat die Möglichkeit, sich auf unterschiedliche Dinge zu konzentrieren. Um wirklich geistige Fortschritte zu machen, braucht man eine sehr hoch entwickelte Konzentration. Ist ein gewisses Maß erreicht, kann der Mensch auch im äußeren Leben besser vorankommen und mehr Arbeit in kürzerer Zeit leisten. Das Gehirn aber sollte während der Konzentration nicht zu stark angespannt sein. Man darf die Gedanken weder bekämpfen noch sich mit ihnen herumquälen.

Keuschheit, Kontrolle des Atems (Pranayama), Verringerung von Wünschen und Betriebsamkeit, Verzicht auf Gegenstände sinnlicher Wahrnehmung, Einsamkeit, Stille, Disziplinierung der Sinne, Entsagung von Gier und Ärger, Vermeidung unerwünschter Menschen, Nichtbeschäftigung mit Zeitung und Kino, dies alles verstärkt die Fähigkeit zur Konzentration.

Konzentration ist die einzige Möglichkeit, um sich vom Elend und Leid dieser Welt freizumachen. Sie verhilft zu guter Gesundheit und zu heiterer geistiger Schau, schafft größere Einsicht und mehr Leistungsfähigkeit. Konzentration läutert und beruhigt aufsteigende Erregungen, stärkt den Fluss der Gedanken und klärt die Vorstellungen. Zuvor aber muss das Bewusstsein durch verschiedene geistige Übungen (Yama und Niyama) gereinigt werden. Ohne Reinheit kann man sich nicht konzentrieren.

Die ständige Wiederholung (Japa) einer heiligen Formel (Mantra) und die Kontrolle des Atems (Pranayama) festigen die Gedanken, verhindern Zerstreuung (Vikshepa) und verstärken die Fähigkeit zur Konzentration. Nur wer von aller Ablenkung frei ist, kann sich konzentrieren. Als Gegenstand wähle etwas Erfreuliches, das den Gedanken angenehm ist; im Anfang sind wahrnehmbare Dinge am zweckmäßigsten. Später kann man sich mit Erfolg auch auf nichtstoffliche Dinge oder auf abstrakte Vorstellungen konzentrieren. Es ist sehr wichtig, regelmäßig zu üben.

Wahrnehmbare Dinge: Konzentriere dich mit geöffneten Augen auf einen schwarzen Punkt an der Wand, auf eine brennende Kerze, einen hellen Stern, auf den Mond, ein Bild des AUM(OM), auf Shiva, Rama, Krishna, auf Devi oder Ishta Vevata (die göttliche Gestalt, die dir am nächsten steht).

Nichtstoffliche Dinge: Setze dich vor das Bild deiner Ishta Devata und schließe die Augen. Behalte in Gedanken ihr Bild im Raum zwischen deinen beiden Augenbrauen oder im Herzen. Du kannst dich auch auf das Muladhara, das Anahata oder auf eines deiner Energiezentren (Chakra) konzentrieren, auf ein Chakra in der Wirbelsäule oder ein anderes inneres Chakra. Oder konzentriere dich auf die Eigenschaften Gottes wie Liebe und Gnade oder auf irgendeine andere abstrakte Idee.

Ort der Konzentration

Konzentriere dich ohne zu verkrampfen auf das Zentrum, den Lotus des Herzens (Anahata Chakra), auf das Chakra zwischen den beiden Augenbrauen (Ajna Chakra). Die Gedanken lassen sich am leichtesten auf diesen Punkt konzentrieren. Die Bhakti Yogis, die dem Weg religiöser Verehrung folgen, sollten sich auf das Herz Chakra konzentrieren, Yogi und Vedanta-Anhänger auf das Ajna Chakra. Der Scheitel des Kopfes (Saharara) wird ebenfalls als Punkt der Konzentration von Vedanta-Anhängern gewählt. Einige Yogis konzentrieren sich auf die Nasenspitze (Nasikagra Drishti).

Der Schüler entscheidet sich für ein Zentrum und hält an ihm fest. Wenn er sich für das Herz entscheiden hat, dann sollte er auch dabei bleiben und nicht wechseln. Folgt der Schüler einem Lehrer (Guru), wird dieser die Entscheidung treffen.

Verschiedene Konzentrationspunkte

Bhru Madhya Drishti heißt: den Blick zwischen die Augenbrauen auf das Ajna Chakra fixieren. Der Schüler setzt sich in seinem Meditationsraum für die Übung, die ohne die geringste Anstrengung gemacht werden soll, in den Lotussitz (Padmasana) oder in die „Vollendete Stellung“ (Sidhasana) und übt diese Konzentration allmählich von einer halben Minute ansteigend bis zu einer halben Stunde und länger. Diese Yoga-Übung (Kriya) befreit von Ikshepa, dem Umherschweifen der Gedanken, und fördert die Konzentration. Krishna beschreibt sie im V. Kapitel, Vers 27 der Bhagavad Ghita: „sparshan kritva bahir bahyamsh chakshush chaivantare bhruhvoh“ – „Gelöst von der Außenwelt, starr auf die Nasenwurzel schauend“. Dies nennt man den „Stirnblick“, da die Augen auf das Stirnbein gerichtet sind. Man kann aber auch den „Nasen-Blick“ verwenden, der Nasikagra Drishti heißt und sich auf die Nasenspitze richtet. Selbst beim Spazierengehen lässt sich dieser Blick beibehalten. Krishna beschreibt ihn im VI. Kapitel, Vers 13: „samprekshya nasikagram“ – „Schauend auf die Nasenspitze, sieht er nichts um sich herum“. Diese Übung festigt die Gedanken und entwickelt die Fähigkeit zur Konzentration.

Ein Raja Yogi (der Schüler des „königlichen Yoga“) konzentrierte sich auf Trikuta (das Ajna Chakra zwischen beiden Augenbrauen), den Sitz der Gedanken im Wachbewusstsein.

Es ist leicht, seine Gedanken unter Kontrolle zu halten, wenn man sich auf diese Stelle konzentriert. Außerdem hat man bei dieser Übung manchmal schon nach einem Tag den Eindruck, ein Licht zwischen den Augenbrauen wahrzunehmen.

Wer über den Makrokosmos (Virat) meditieren und der Welt helfen will, sollte diesen Konzentrationspunkt wählen. Dagegen sollte der Bhakti Yogi sich im Herzen konzentrieren, dem Sitz der Gefühle und Empfindungen. So erlangt er sein Ziel, eine allumfassende Glückseligkeit (Ananda). Ein Hatha Yogi fixiert seine Gedanken auf Sushumna Nadi, den mittleren Kanal der Wirbelsäule, und zwar auf einen bestimmten Punkt, auf Muladhara, Manipura oder Ajna Chakra.

Manche Yogis lassen die unteren Chakren außer Acht und richten ihre Gedanken nur auf das Ajna Chakra. Sie behaupten, dass die niederen Chakren automatisch kontrolliert werden, wenn das Ajna Chakra beherrscht wird. Wenn der Schüler sich auf ein Chakra konzentriert, wird zunächst eine fadengleiche Verbindung zwischen den Gedanken und dem betreffenden Chakra (dem Zentrum der geistigen Energie) hergestellt. Dann steigt der Yogi als Ergebnis seiner geduldigen Übung die Sushumna von Chakra zu Chakra allmählich auf. Selbst ein Schlag auf die Sushumna schafft ein großes Glücksgefühl (Ananda) und berauscht den Schüler, der die Welt vollkommen vergisst. Sobald die Öffnung der Sushumna nur ein wenig erschüttert wird, sucht die kosmische Kraft (Shakti) der Feuerschlange (Kula Kundalini) Eingang in die Sushumna. Das große Vairagya (der Geist des Verzichts) erwacht, der Schüler wird furchtlos und erschaut in der Vision das herrliche innere Licht (Antarjyotish), ein Zustand, der „Unmani Avastha“ genannt wird. Besondere Fähigkeiten (Siddhis) werden ihm zuteil. Wenn er die verschiedenen Chakren beherrscht, erlebt er Glückseligkeit und WLink-Texteisheit in vielfältiger Weise. Beherrscht er das Muladhara Chakra, hat er die irdische Ebene erobert. Beherrscht er das Manipura Chakra, hat er das Feuer besiegt, das ihn nicht mehr verbrennen wird. Pancha Dharana (fünf Arten des Dharana) werden ihm helfen, die fünf Elemente zu beherrschen. Aber um das zu erlernen, braucht er die Aufsicht eines Gurus, der ein Meister des Yoga ist.

Hilfen für die Konzentration

Konzentration (Dharana) verlangt die Ausrichtung des Bewusstseins auf einen einzigen Gedanken. Sie schafft Ruhe, Heiterkeit und Festigkeit des Geistes, hält den Fluss der Gedanken zusammen, der sich in einem Punkt, dem Objekt der Meditation, (Lakshya), treffen. Ohne Abirren der Gedanken erfasst das Bewusstsein nur eine einzige Vorstellung, auf die die ganze Kraft konzentriert wird. Die Sinne beruhigen sich und hören auf zu arbeiten, so dass der Schüler in tiefer Konzentration sich nicht mehr seines Körpers und seiner Umgebung bewusst ist, das Bild Krishnas aber sehr deutlich wahrnehmen kann.

Manorajya, das Aufbauen von Luftschlössern, hat nichts mit Konzentration oder Meditation zu tun, sondern ist ungezügeltes Herumspringen der Gedanken, vor dem sich der Schüler durch Einsicht und Selbsterkenntnis bewahren muss.

Wenn du nach der Lehre des Karma Purana zwölf Sekunden lang deine Gedanken auf einen Punkt – es kann auch ein inneres Bild Gottes sein – konzentrierst, hast du Dharana (Konzentration) erreicht, zwölf solcher Dharanas bilden ein Dhyana (Meditation) (12 mal 12 = 144 Sekunden); zwölf solcher Dharanas sind Samadhi (25 Minuten und 28 Sekunden). In tiefer Konzentration wird Prana in den Kopf steigen.

Pranayama, die Kontrolle des Atems, befreit einen von Rajas und Tamas, den niederen Eigenschaften des Denkens, die Sattva, die höhere geistige Ebene, umhüllen. Sie reinigt die Nerven (Nadis) und macht das Bewusstsein fest, standhaft und befähigt es, sich zu konzentrieren. Ebenso wie Schlacken des Goldes im Schmelztiegel gereinigt werden, lösen sich die Schlacken der Gedanken im Pranayama.

Wer ein Buch mit großem Interesse liest, hört nicht, ob er gerufen oder angesprochen wird, sieht niemanden vor sich stehen und riecht nicht den zarten Duft der Blumen neben sich auf dem Tisch. Das ist Konzentration, das Gerichtet-Sein der Gedanken auf einen Punkt (Ekagrata). Die gleiche tiefe Konzentration soll in der Meditation auf Gott (Atman) gerichtet werden. Leichter ist es, das Bewusstsein, der Macht der Gewohnheit entsprechend, auf weltliche Dinge einzustellen, da diese Gedankenwege schon ausgetreten sind. Es erfordert tägliche Übung, um die Gedanken und das innere Selbst allmählich zu Gott zu führen. Hat das Bewusstsein aber erst einmal die unendliche Freude der Meditation erfahren, wird es sich nicht mehr so leicht von äußeren Dingen ablenken lassen.

Ebenso wie der Goldschmied zehnkarätiges Gold durch wiederholte Einschmelzung im Tiegel unter Zusatz von Säuren in reines Gold verwandelt, so muss das sinnenverhaftete Denken geläutert werden durch Konzentration und Nachsinnen über die Lehren des geistigen Meisters (Guru), über Sätze der Upanishaden oder über Meditation und Japa.

Zu Beginn der Meditation werden sich in Kopf, Füßen, Händen, Armen, Vorderarm oder Rumpf Krämpfe einstellen. Ängstliche Gemüter lassen sich hierdurch unnötig erschrecken. Aber es ist ohne ernste Bedeutung. Durch die Meditation werden die Zellen des Gehirns, der Nerven usw. verändert. Alte Zellen werden durch neue, kräftigere ersetzt, die mit hochwertigem Stoff (Sattva) gefüllt sind. Neue Leitungen und neue Kanäle bilden sich im Gehirn und Bewusstsein für diese Sattva-Ströme und bewegen die Muskeln. Es ist wichtig, dass der Schüler keine Angst hat. Mut ist für ihn eine wichtige Tugend, die er pflegen sollte.

Nimm eine richtige Stellung ein, schließe die Augen und gib dich der Vorstellung hin, dass nirgends etwas anderes ist als Gott. Man kann Algebra, die Wissenschaft der abstrakten Zahlen, nicht ohne vorhergehende Übung und Kenntnis der Arithmetik, der Wissenschaft von den konkreten Zahlen, verstehen. Ebenso ist die Meditation über den abstrakten Brahman (Nirguna, Nirakara) unmöglich ohne vorhergehende Übung der Konzentration auf einen konkreten Gegenstand. Man kann nur über das Sichtbare und Bekannte dem Unsichtbaren, Unbekannten näherkommen.

Je stärker die Gedanken auf Gott gerichtet sind, umso mehr Kraft wird man erlangen. Mehr Konzentration bedeutet mehr Energie. Konzentration öffnet die innersten Kammern der Liebe, des Reiches der Ewigkeit. Sie ist eine Quelle geistiger Kraft, mit der man die Kammer der Erkenntnis öffnen kann.

Konzentrierte dich, meditiere. Entwickle die Kräfte tiefen, konzentrierten Denkens. Viele dunkle Punkte werden sich auf diese Weise völlig klären, und du wirst aus deinem Inneren die Antwort erhalten.

Sukadeva wurde eines Tages zum König Janaka gerufen, um von ihm die Bestätigung seiner Kenntnisse und Erfahrungen zu erhalten. Janaka unterwarf ihn einer Prüfung anlässlich eines großen öffentlichen Festes. Janaka hatte Musik und Tanz rund um seinen Palast aufgeboten, um Suka Devas Aufmerksamkeit abzulenken. Es gab vielerlei Arten von Vorführungen und Unterhaltungen. Suka Deva musste eine bis zum Rand gefüllte Schale Milch in der Hand drei Mal um den Palast herum tragen, ohne auch nur einen Tropfen zu verschütten. Dies gelang ihm, da er unentwegt in seinem Selbst ruhte und nichts sein Bewusstsein stören konnte.

Man sollte langsam und regelmäßig die Konzentrationübungen beginnen. Am Anfang muss man seinen Gedanken gut zureden, als seien sie unwissende Kinder: „Ihr Gedanken, warum lauft ihr falschen, wertlosen, vergänglichen Dingen nach? So werdet ihr unzählige Leiden auf euch nehmen müssen. Achte vielmehr auf Krishna, die Schönheit alles Schönen, und ihr werdet bei ihm Glückseligkeit erlangen. Warum lauft ihr Liebesliedern dieser Welt nach? Hört den Gesang (Bhajan) und die Chöre (Sankirtan) des Herrn, die den Namen lobpreisen und die Seele erschüttern. So werdet ihr emporgehoben.“ Allmählich wird das Bewusstsein alle lasterhaften Gedanken verlieren und sich auf die Lotusfüße Gottes einstimmen. Ist es erst einmal von Rajas und Tamas, den niederen Eigenschaften, befreit, wird das Bewusstsein euer Führer, euer Guru sein.

Sobald der Schüler in Meditation versunken ist, soll er drei bis sechs Mal laut die heilige Silbe OM singen. Dies wird alle weltlichen Gedanken aus seinem Bewusstsein vertreiben und das Umherirren der Gedanken (Vikshepa) verhindern. Ist das erreicht, sollte er OM weiter in Gedanken wiederholen und alle Eindrücke der Sinne und alle Vorstellungen ausschalten. Die Gedanken müssen auf eine einzige Vorstellung eingestellt und aufsteigende Regungen müssen vermieden werden. Ist jeder andere Denkprozess ausgeschlossen, wird das Bewusstsein ganz der einen Vorstellung überlassen. Wie die Wiederkehr oder Wiederholung eines Gedankens oder einer Handlung ihre Vollendung ermöglicht, so führt Wiederkehr und Wiederholung des gleichen Vorgangs oder der gleichen Vorstellung zur vollendeten Abstraktion, Konzentration und Meditation.

Zu Beginn wird es sehr schwer sein, das Bewusstsein auf einen Gedanken allein zu richten. Man muss versuchen, die Zahl der Gedanken allmählich zu vermindern und das Denken auf einen Gegenstand ausrichten. Beim Gedanken an eine Rose kann man alle möglichen Denkvorstellungen mit der Rose in Verbindung bringen. Man kann an verschiedene Arten von Rosen in verschiedenen Erdteilen denken. Man kann an verschiedene Produkte denken, die man aus der Rose gewinnt. Die Gedanken dürfen aber nicht ziellos und willkürlich umherwandern, wenn man an eine Rose denkt. Nach und nach wird man lernen, das Bewusstsein auf einen einzigen Gedanken einzustellen, wenn man es täglich übt. Die Wachsamkeit darf nicht nachlassen, wenn man seine Gedanken wirklich beherrschen will.

Die Konzentration nimmt zu, wenn Wünsche und Begierden nachlassen, wenn man ein oder zwei Stunden lang in Schweigen (Mauna) verbleibt, oder wenn man täglich ein bis zwei Stunden in einem abgeschiedenen Raum verbringt, wenn man die Kontrolle des Atems (Pranayama) übt, wenn man betet oder die Zahl der täglichen Meditationssitzungen erhöht, wenn man Unterscheidung (Vichara) übt.

Der Schüler sollte versuchen, immer fröhlich und friedvoll zu sein. Nur dann kann er seine Gedanken konzentrieren. Die Übung der Freundschaft (Maitra) mit Gleichgesinnten, des Erbarmens (Karuna) mit Schwächeren und Elenden, der Wohlgefälligkeit (Mudita) gegenüber Vorgesetzten oder gegenüber tugendhaften Mitmenschen, des Gleichmuts (Upeksha) gegenüber Sündern und schlechten Mitmenschen wird Zufriedenheit und Heiterkeit erwecken und Hass, Neid und Ablehnung (Ghrina) ausschalten.

Die Konzentration wird zunehmen, wenn die Zahl der Gedanken abnimmt. Das zu erreichen ist eine große Aufgabe, die zunächst sehr anstrengend und wenig erfreulich sein kann. Später aber wird der Schüler voller Freude durch Verminderung der Gedanken eine ungeheure Gedankenkraft und innere Ruhe erfahren. Mit Geduld, Ausdauer, Wachsamkeit, eiserner Entschlossenheit und Willenskraft gewappnet, vermag er seine Gedanken ebenso leicht zu zerdrücken wie eine Zitrone oder Apfelsine. Zerdrückt werden sie leicht auch entwurzelt. Zerdrücken oder Unterdrücken allein genügt nicht, da sie widerstehen würden, wenn sie nicht völlig ausgerissen sind wie ein loser Zahn.

Konzentration kann entwickelt werden durch Beachten strikten Schweigens (Mauna), durch Kontrolle des Atems (Pranayama), durch geistige Disziplin (Sadhana) und durch Nicht-Gebunden-Sein an Gedanken. Schwierig ist es, sich auf Sandhi zu konzentrieren, die Grenze zwischen dem Wachpunkt (Jagrat) und dem träumenden Schlaf (Swapna) - schwieriger noch, Sandhi längere Zeit aufrecht zu erhalten. Man wird diesen Grenzpunkt erreichen, wenn man sich nachts in ein ruhiges Zimmer setzt und sorgfältig seine Gedanken beobachtet. Übt man dies regelmäßig drei Monate lang, wird der Erfolg sich einstellen.

Hat der Schüler Schwierigkeiten, seine Gedanken in einem Zimmer zu konzentrieren, möge er ins Freie gehen und sich draußen hinsetzen, auf einer Terrasse, an einen Fluss, in eine ruhige Gartenecke. Vermindert er seine Aktivität, wird dies sein inneres Leben fördern.

Ein Yogi, der sich konzentriert, drückt auf das Ajna Chakra, die Mitte zwischen beiden Augenbrauen, und das göttliche Licht flammt in demselben Augenblick auf, als drehe man eine elektrischen Schalter an.

Antarmukha und Bahirmukha Vrittis

Der Schüler kann Antarmukha Vritti – nach innen gerichtetes Bewusstsein – nur erlangen, wenn er alle nach außen gerichteten Bewusstseinskräfte zerstört hat und Sattva in ihm stark geworden ist. Er muss lernen, durch Abstraktion (Kriya Pratyahara) die Gedanken nach innen, auf ihr geistiges Zentrum, zu richten, wie es der Yogi vermag. So kann er wahrhaften Frieden und wahrhaftiges Glück erlangen. Das Denken kann ihm keinen Schaden mehr zufügen, da es sich nicht mehr nach außen wendet, sondern im Inneren des Herzens (Hridaya Guha) ruht. Durch Verzicht auf Wünsche, Gegenstände und Selbstzucht (Vairagya und Tyaga) wird das Denken ausgemerzt.

Sind die nach außen gerichteten Tendenzen des Bewusstseins gezügelt, ruhen die Gedanken im Inneren des Herzens, ist alle Aufmerksamkeit allein auf sein Selbst gerichtet, dann ist der Zustand der Antarmukha Vritti erlangt. Der Schüler (Sadhaka) hat einen guten Teil des geistigen Fortschrittes (Sadhana) erreicht, wenn er diese innere Wirkung (Vritti) erfahren hat. Verzicht (Vairagya) und Innenschau tragen viel zur Erlangung des Bewusstseinszustandes bei.

Bahirmukha Vritti ist die nach außen gerichtete Tendenz des Bewusstseins, hervorgerufen durch innere Unruhe (Rajas). Die Gewohnheit lässt Augen und Ohr sofort auf Bilder und Töne reagieren. Ein Mensch voll innerer Unruhe (Rajas) kann sich niemals ein geistiges Innenleben mit Antarmukha Vritti erträumen, da er zur Innenschau vollkommen unfähig ist. Wenn der Blick nach außen gerichtet ist, werden die Gedanken von dem Strom der vorübereilenden Ereignisse erfasst, und die nach außen drängenden Kräfte des Bewusstseins haben freies Spiel.

Erst wenn der Schüler gefestigt ist im Bewusstsein, dass die äußere Welt unwirklich ist, wird die Ablenkung (Vikshepa) durch Namen und Gestalten und die blendende Anziehungskraft (Sphurawa) der vom Intellekt geborenen Gedanken (Sankalpa) allmählich an Kraft verlieren. Hierfür soll er unaufhörlich die Worte wiederholen: „Brahma allein ist wirklich. Die Welt ist unwirklich. Jiva, die verkörperte Seele, ist Brahma.“ Dies wird ihm eine ungeheure Kraft verleihen und seinen Gedanken Frieden geben.

Erkenntnis der Gesetze des Denkens

Konzentration (Dharana) ist geeignet, dem Wechsel des Bewusstseins Einhalt zu gebieten, indem es dieses fest und anhaltend auf eine Gestalt oder einen Gegenstand ausrichtet. Mudha, Kshipta, Vikshipta, Ekagra und Niruddha sind die fünf Stufen (Bhumikas) des Yoga. Der gestige Gehalt (Chitta) offenbart sich auf fünferlei Art. Im Zustand des Kshipta sind die Gedanken auf verschiedene Objekte zerstreut. Sie sind unstet und springen von einem Gegenstand zum anderen. Im Mudha-Zustand ist das Denken schwerfällig und vergesslich. Vikshipta ist der Zustand der Sammlung teils stetiger, teils zerstreuter Gedanken, die in der Konzentrationsübung um ihre Einordnung kämpfen. Im Zustand des Ekagra ist das Bewusstsein, in dem nur noch ein Gedanke enthalten ist, auf einen Punkt gerichtet. Steht das Bewusstsein unter vollkommener Kontrolle, ist der Niruddha-Zustand erreicht.

Im Bewusstsein liegt eine Kraft, die nach außen, zum Gegenständlichen, drängt und zum Bahirmukha Vritti führt, zur Vermischung mit der äußeren Welt. Durch anhaltende geistige Übung (Sadhana) müssen die Gedanken von außen fort, zum inneren Brahman, zu ihrer ursprünglichen Heimat, hingeführt werden.

Für den menschlichen Geist gibt es keine Grenzen. Je stärker die Gedanken sich konzentrieren, umso mehr Kraft vermag er auf einem Punkt einzusetzen. Sinn des menschlichen Lebens ist die Sammlung der zerstreuten Gedanken und ihre Ausrichtung auf Gott. Das ist die wesentlichste Aufgabe, die nicht zurücktreten darf hinter der Täuschung (Moha), die dir in Familie, Kindern, Geld, Macht, Stellung, Ehre, Namen und Ansehen entgegentritt.

Man vergleicht die Gedanken mit Quecksilber, weil sie die verschiedensten Gegenstände überdecken, und mit einem Affen, weil sie von einem Gegenstand zum anderen springen, oder mit einem Luftzug, weil sie unbeständig sind (Chanchala). Ihr leidenschaftliches Ungestüm ruft den Vergleich mit einem brünstigen, wilden Elefanten hervor. Man kennt die Gedanken auch unter dem Namen „Großer Vogel“, weil sie von einem Gegenstand zum anderen hüpfen wie der Vogel von einem Zweig, von einem Baum zum anderen.

Raja Yoga lehrt, wie man seine Gedanken konzentrieren und die innersten Winkel des Bewusstseins erforschen kann. Konzentration stellt sich den sinnlichen Begierden entgegen, wie Glückseligkeit der Unruhe und dem Kummer, wie gerichtetes Denken der Trägkeit und dem Stumpfsinn, wie Entzücken der Böswilligkeit. Sind die Gedanken eines Menschen nach anhaltender Übung völlig ausgemerzt, sollten sie auf eine einzige Wahrheit ausgerichtet werden. Durch ununterbrochene Übung wird sich die Fähigkeit, die Gedanken auf einen einzigen Punkt zu richten, steigern und gleichzeitig die Fülle der Gedanken sich auflösen.

Das Bewusstsein ist direkt oder indirekt mit erfreulichen Gedanken oder mit einer besonderen Vorliebe erfüllt. Wenn man aber in Kashmir mitten in der Bewunderung der malerischen Umgebung von Multang, Gulmarg, Sommur, Chesmmashai und Anantanag ein Telegramm mit der traurigen Nachricht des Todes seines einzigen Sohnes erthält, dann wird man, durch diesen Schlag aus aller Stimmung herausgerissen, die Reize der Landschaft nicht mehr wahrnehmen. Die Aufmerksamkeit hat sich abgewendet und einer Depression Platz gemacht. Konzentration und Aufmerksamkeit hatten die Freude an der Landschaft vermittelt.

„Hat man aus Atman das untere Arani (das Holzstück, das zum Anzünden des Opferfeuers verwendet wird) gemacht und aus Pranava (die Wiederholung des heiligen Wortes OM) das obere Arani, dann sollte man mit Hilfe der Übung, die man Dhyana, Meditation, nennt, Gott in seinem geheimsten, innersten Wesen erschauen.“ (Dhyanabindu Upanishad)

Swami Sivananda:Grundlegendes über Konzentration

Definition von Konzentration?

Sein Bewusstsein auf Gegenstände innerhalb oder außerhalb des eigenen Körpers zu richten und es unverwandt eine Zeitlang in diesem Zustand zu halten, ist Konzentration. Man sollte sie täglich übern, nachdem man zunächst sein Bewusstsein durch die Übung der rechten Haltung gereinigt hat. Ohne Reinheit der Gedanken ist Konzentration nutzlos. Es gibt Okkultisten, die die Kraft der Konzentration besitzen. Ihr Charakter aber ist von geringerem moralischem Wert. So werden sie auch nicht den geringsten Fortschritt im Geistigen erreichen.

Wie entwickelt man Konzentration?

Wer eine unbewegliche Stellung einzunehmen vermag, wer Nerven und Körper durch Pranayama, häufige Atemübungen gereinigt hat, wird sich leicht konzentrieren können. Je mehr es dabei gelingt, alle Ablenkungen auszuschalten, umso stärker wird die Konzentration sein. Ein Mensch, der diszipliniert lebt und sich seine Energie erhalten hat, wird eine wunderbare Konzentration erreichen.

Nutzen der Konzentration

Wer sich zu konzentrieren vermag, wird sich schneller entwickeln als andere. Er wird jede Arbeit richtig anpacken und erfolgreich durchführen. Wofür andere sechs Stunden brauchen, vollbringt der Konzentrierte in einer halben Stunde. Was andere in sechs Stunden lesen, bewältigt der Konzentrierte in einer halben Stunde. Konzentration läutert und besänftigt jede aufkeimende Unruhe, vertieft das Denken und klärt die Gedanken. Konzentration hilft dem Menschen auch in seinem materiellen Fortkommen und bringt seinen geschäftlichen Unternehmungen Erfolg. Was zuerst dunkel und nebelhaft erschien, wird klar und bestimmt. Was zunächst schwierig war, wird leicht; was umständlich, verwirrend, ungeordnet erschien, ist plötzlich begreifbar. Alles lässt sich durch Konzentration erreichen. Für einen Menschen, der regelmäßig Konzentration übt, ist nichts unmöglich, da er über eine klare geistige Schau verfügt. Aber die Konzentration ist schwer für den, der hungert oder an einer akuten Krankheit leidet.

Übung der Konzentration

Man kann sich auf jedes der sieben geistigen Energiezentren in seinem Inneren konzentrieren. Aufmerksamkeit spielt eine sehr wesentliche Rolle dabei. Wer sein Aufmerksamkeitsvermögen entwickelt hat, wird gute Konzentration erreichen. Wer von Leidenschaften und phantastischen Begierden erfüllt ist, vermag sich kaum, auch nur für einen Augenblick, auf irgendein Subjekt oder Objekt zu konzentrieren. Seine Gedanken springen wie ein alter Affe umher.

Der Wissenschaftler konzentriert seine Gedanken und macht neue Entdeckungen. Mit Hilfe seiner Konzentration durchdringt er die Schickten des grobstofflichen Denkens und empfängt tiefere Erkenntnisse auf den höheren Ebenen des Bewusstseins. Er konzentriert alle Gedankenkraft auf einen Brennpunkt. So dringt er in die Materie ein, die er bearbeitet, und entdeckt ihr Geheimnis. Wer die Fähigkeit zur Abstraktion besitzt und sinnliche Wahrnehmung vom Gegenstand zu trennen vermag, wird sich leichter konzentrieren können.

Zu Beginn der Übungen kann man sich auf das Ticken der Uhr, die Flamme einer Kerze konzentrieren oder auf irgendeinen anderen Gegenstand, der als angenehm empfunden wird. Das ist konkrete Konzentration. Jede Konzentration bedarf eines Objekts. Zu Beginn der Übungen wählt man einen erfreulichen Gegenstand, da es schwer ist, die Gedanken auf einen unangenehmen zu richten.

Vorbereitung auf die Konzentration

Törichte und ungeduldige Schüler beginnen sofort mit der Übung der Konzentration, ohne sich einer vorbereitenden ethischen Schulung unterworfen zu haben. Dies ist ein grober Fehler. Ethische Vollkommenheit ist von höchster Wichtigkeit.

Auf dem geistigen Pfad muss man Schritt für Schritt, Stufe für Stufe vorwärtsschreiten. Erst wenn man die Grundlage einer rechten Haltung, Stellung, Atemkontrolle und Abstraktion erreicht hat, können Konzentration und Meditation erfolgreich aufgebaut werden. Man sollte die Fähigkeit besitzen, den Gegenstand, auf den man sich konzentrieren will, ganz klar vor Augen zu haben, selbst wenn er in Wirklichkeit nicht vorhanden ist. Man muss jederzeit und ohne Mühe das geistige Bild hervorrufen können. Bei einer guten Konzentrationsgabe wird dies nicht viel Mühe bereiten.

Nachwort

Ein zerstreuter Geist ist unfähig zu meditieren. Swami Nityananda pflegte zu sagen: „Concentrate, just concentrate“ – nicht auf etwas, sondern einfach nur konzentrieren, immer ganz konzentriert sein, dann kommt alles andere von selbst - bei winzigen und auch großen Lebensfragen.

Copyright Divine Life Society

Übungen der Konzentration – von Swami Sivananda

Swami Sivananda gibt folgende Anregungen zur Entwicklung der Konzentration:

Richte die Gedanken fest auf ein Objekt innerhalb oder außerhalb des Körpers. Halte sie dort einige Zeit lang unbeweglich. Dies ist Konzentration, die du täglich üben musst. Zuerst reinige dein Denken durch rechtes Verhalten, dann beginne mit der Konzentration. Ohne Reinheit des Mentalen ist diese nutzlos. Es gibt Okkultisten, die starke Konzentration, aber keinen guten Charakter besitzen. Das ist der Grund, warum sie im geistigen Leben nicht vorwärtskommen. Wer eine feste Haltung einnimmt, wer seine Nerven und seinen Körper durch beständige Übung der Atemkontrolle gereinigt hat, wird sich leicht konzentrieren können. Die Konzentration wird verstärkt, wenn man alle Zerstreuungen forträumt. Ein keuscher Mensch, der seine Energie bewahrt hat, wird wunderbare Konzentration besitzen. Einige törichte, ungeduldige Schüler versuchen, Konzentration ohne vorbereitende moralische Schulung zu üben. Dies ist ein ernsthafter Fehler. Vollkommenheit im Ethischen ist von höchster Bedeutung.

Du kannst dich innerlich auf jedes Zentrum geistiger Energie konzentrieren. Aufmerksamkeit spielt hierbei eine sehr große Rolle. Wer die Fähigkeit der Aufmerksamkeit entwickelt hat, wird sich gut konzentrieren. Ein Mensch, der von Leidenschaften und allen Arten von Fantasiewünschen erfüllt ist, kann sich kaum auf einen Gegenstand oder einen Menschen auch nur für einen Augenblick konzentrieren. Seine Gedanken springen wie ein Affe umher.

Ein Wissenschaftler entdeckt durch Konzentration seiner Gedanken viel Neues. Er öffnet die Tore des grobstofflichen Denkens und dringt in die höheren Ebenen des Mentalen ein. Hier empfängt er tiefere Erkenntnis. Alle geistigen Energien konzentriert er auf einen Brennpunkt und verlegt diesen auf die Dinge, die er analysiert. So findet er ihr Geheimnis.

Du musst imstande sein, den Gegenstand deiner Konzentration sehr klar, auch während seiner Abwesenheit, zu erblicken. Im Augenblick musst du das mentale Bild aufrufen können. Dies wird dir bei guter Konzentration ohne Schwierigkeit gelingen. Im Anfangsstadium der Übung kannst du dich auf das Ticken der Uhr, auf das Licht einer Kerze oder auf jeden anderen Gegenstand konzentrieren, der dir angenehm ist. Dies ist konkrete Konzentration, die sich auf ein Objekt bezieht. Zu Beginn ist die Konzentration auf einen Gegenstand, den du nicht magst, sehr, sehr schwer.

Setze dich in Lotushaltung (Padmasana) mit gekreuzten Beinen . Richte den Blick fest auf die Nasenspitze. Dies heißt: nasaler Blick. Mache keine gewaltsamen Anstrengungen, sondern gehe sanft vor und übe dies am Anfang nur eine Minute lang. Allmählich verlängere die Dauer auf eine halbe Stunde oder mehr. Diese Übung festigt die Gedanken und entwickelt die Kraft der Konzentration. Selbst beim Gehen kannst du diese Übung weiter ausführen.

Setze dich in den Lotussitz und übe, deine Gedanken auf die Stelle zwischen den Augenbrauen zu fixieren. Tue dies ohne Gewalt eine halbe Stunde lang, vielleicht noch länger. Auch diese Übung beseitigt die Unruhe der Gedanken und entwickelt die Konzentration. Man nennt sie den frontalen Blick. Die Augen sind auf den Mittelknochen der Stirn gerichtet. Man kann zwischen dem nasalen und frontalen Blick wählen, entsprechend Geschmack, Temperament und Fähigkeit.

Wenn du diese Konzentrationskraft verstärken willst, mußt du deine weltliche Aktivität vermindern. Du mußt auch das Gelübde des Schweigens jeden Tag zwei Stunden oder länger beachten. Übe Konzentration, bis die Gedanken ganz fest auf den Gegenstand der Konzentration gerichtet sind . Wenn sie diesem entlaufen, bringe sie wieder zurück.

Ist die Konzentration tief und intensiv, dann können alle anderen Sinne nicht arbeiten. Wer täglich drei Stunden lang Konzentration übt, wird ungeheure psychische Kräfte erwecken und eine starke Willenskraft haben. Ein Arbeiter, der Pfeile herstellte, war so tief in seine Arbeit versunken, daß er eine große Gesellschaft nicht bemerkte, die vor seinem Laden vorbeizog. So tief muss die Konzentration sein, wenn die Gedanken auf Gott gerichtet sind. Dann darf es nur den Gedanken an Gott und Gott allein geben. Zweifellos braucht es einige Zeit und manchen Kampf, bis die Konzentration auf einen einzigen Gedanken erreicht ist.

Errege dich nicht, wenn die Gedanken während der Übung der Meditation fortwandern, sondern bringe sie langsam zur Konzentration zurück. Nach wiederholter Übung werden sie endlich in deinem Herzen, deinem Selbst, ihren Brennpunkt finden. Vielleicht laufen sie zu Anfang achtzigmal fort. Innerhalb von sechs Monaten werden es siebzigmal, nach einem Jahr fünf- zigmal, nach zwei Jahren dreißigmai sein. Nach fünf Jahren werden sie vollkommen fixiert sein auf das göttliche Bewusstsein. Dann werden sie niemals mehr fortlaufen, selbst wenn du dein Äußerstes versuchst, solches zu bewirken. Dies erinnert an einen herumlaufenden Bullen, der gewohnt war, Gras von Wiesen verschiedener Bauern zu fressen. Nun aber kaut er ruhig Heu und Leinsamen an seinem Platz.

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