Der Lebensweg des Yogis

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Der Lebensweg des Yogis. Ein psychologisches Training für mehr Wohlbefinden. Herbst 2013. "Achte auf deine Gedanken, sie werden Worte. Achte auf deine Worte, sie werden Taten. Achte auf deine Taten, sie werden Gewohnheiten. Achte auf deine Gewohnheiten, sie werden dein Charakter. Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal." Upanishaden

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Ankündigung

Worum geht es?

Wahrscheinlich haben Sie schon gehört, dass Yoga noch mehr umfasst als die Körper- und Atemübungen, an welche die meisten denken, wenn sie "Yoga" hören. Yoga beinhaltet auch eine bestimmte Art zu denken und zu handeln. In meiner Promotion untersuche ich diesen Lebensstil der altindischen Tradition mit modernen wissenschaftlichen Methoden. Im Rahmen einer Studie biete ich zum "Lebensstil des Yogis" ein psychologisches Training an.

Die drei "Gunas" – Sattva, Rajas und Tamas

Dieses Training basiert auf einer Theorie der Psyche des alten Indiens – der Theorie der drei Gunas. Demnach besteht die Psyche aus drei Energien, welche in unterschiedlichem Ausmaß ausgeprägt sein können. Welche der drei Energien in uns vorherrscht, entscheidet darüber, wie wir uns verhalten und wie es uns geht. Die drei Energien kurz vorgestellt:

  • Sattva – Wenn Sattva vorherrscht, sind wir zufrieden, gelassen, entspannt und/oder enthusiastisch. Wir verspüren innere Klarheit, machen uns wenig Sorgen, können Anforderungen meistern und sind emotional ausgeglichen.
  • Rajas – Herrscht Rajas vor, so sind wir unzufrieden, angespannt und/oder ruhelos. Wir neigen dazu, uns zu überanstrengen und haben oft negative Gefühle.
  • Tamas – Herrscht Tamas vor, fühlen wir uns verwirrt, unentschieden und/oder unmotiviert. Wir schieben Probleme und Aufgaben vor uns her, weil wir nicht die Kraft aufbringen können, sie anzugehen. Wenn sich viel Tamas ansammelt, werden wir verzweifelt und depressiv.

Kurz und knapp: Sattva verleiht uns Kraft, Motivation und Zufriedenheit. Wenn Rajas und Tamas zu stark sind, erschöpfen sie uns, führen zu Stress und einer getrübten Stimmung.

Der Trainingsansatz: Sattva stärken, Rajas und Tamas senken

In den Kommentaren zum klassischen Yoga-Leitfaden (den Yogasutras) wird oft auf die drei Gunas Bezug genommen und beschrieben, dass ein Ziel von Yoga ist, das Ausmaß von Sattva zu stärken und den Einfluss von Rajas und Tamas zu mindern. Eine andere altindische Schrift, das Mahabharata, sagt sogar, dass alles, was Rajas und Tamas senkt, den Kern von Yoga ausmacht.

Mein Ziel ist es, die Theorie der Gunas so aufzuarbeiten, dass ihre Aussagen und die sich daraus ableitenden Empfehlungen für das Denken und Handeln erlernt und angewandt werden können. Dazu habe ich ein Training entworfen, das darauf abzielt den Anteil an Sattva im Leben der Kursteilnehmer/innen zu stärken und Rajas und Tamas zu mindern, so dass sie zu mehr Erfüllung, Inspiration und Zufriedenheit finden können. Das Training stützt sich sowohl auf altindisches, als auch auf westlich-akademisches psychologisches Wissen.

Sie lernen:

  • die Eigenschaften der drei Gunas (Sattva, Rajas und Tamas)kennen und sie im eigenen Leben zu erkennen,
  • über die Tugenden des Sattva,
  • Strategien die eigene Motivation zu stärken und Dinge, die Sie sich vorgenommen haben umzusetzen,
  • durchdacht und aktiv Entscheidungen zu treffen,
  • rajasische und tamasische Bewertungsmuster bei sich zu erkennen und sattvische Einstellungen zu entwickeln und
  • Stress und Unruhe zu minimieren, d.h. im Alltag Ausgeglichenheit und inneren Frieden herzustellen.

Wie findet das Training statt?

Das Training bedient sich abwechslungsreicher Methoden: Wir werden in der Gruppe diskutieren, in Kleingruppen arbeiten, meditieren, Vorstellungsübungen machen und die Umsetzung des Inhaltes besprechen.

Wer leitet das Training?

Mein Name ist Maika Puta. Ich bin Diplom-Psychologin und promoviere seit 2011 an der Technischen Universität Chemnitz zur Guna Theorie.

Kosten

Monetär betrachtet, ist dieser Kurs kostenlos. Das Training findet im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie statt. Voraussetzung für die Teilnahme ist die Bereitschaft, die Inhalte anzuwenden und die Effekte des Trainings auf das eigene Leben anhand vorgegebener Fragen zu protokollieren. Sie bekommen ein sehr kurzes Protokoll, das täglich ausgefüllt werden soll (das dauert ca. 3 Minuten). Damit Sie sich ein Bild von der Art der Fragen auf dem Protokoll machen können: Die Fragen sind kurz und die Antwortkategorien vorgegeben, z.B.: "Wie energielos fühlten Sie sich heute? gar nicht – kaum – teils/teils – ziemlich – sehr."

Ablauf

Das Training besteht aus 8 Sitzungen zu jeweils 90 Minuten, welche einmal die Woche werktags ab 17.30 und 18.00 Uhr stattfinden werden. Es wird vier Gruppen geben mit je 6 – 12 Teilnehmer/innen. Um zu überprüfen, inwieweit Einflüsse der Zeit, des Wetters oder anderer äußerer Ereignisse sich auf die Effekte des Trainings auswirken, beginnen die Gruppen in unterschiedlichen Wochen. Gruppe 1 beginnt in der 36. Kalenderwoche (1. Septemberwoche), Gruppe 2 in der 37. KW, Gruppe 3 in der 38. KW und Gruppe 4 in der 39. KW. In welcher Gruppe Sie landen, wird vom Zufall bestimmt, d.h. es wäre von Vorteil, wenn Sie im Zeitraum vom 2.9. bis 15.11. Zeit haben, obwohl das Training an sich nur 8 Wochen umfasst. Den Teilnehmer/innen wird Anfang August mitgeteilt, welcher Gruppe sie zugelost wurden.

Vor Beginn des Trainings werden umfangreichere Fragebögen beantwortet (Dauer ca. 1 Stunde). Nach dem Training, sowie drei und sechs Monate danach, finden Nachher-Messungen des gleichen Umfangs statt. Hinweis zum Datenschutz: Alle Informationen, die Sie angeben, werden anonym gespeichert bzw. aufbewahrt, d.h. keine der Angaben sind auf Sie persönlich rückführbar.

Ort: Die Trainings finden in Räumen in Berlin in zentraler Lage statt.

Anmeldeschluss: 31. Juli 2013

Mehr Informationen und Anmeldung: E-Mail: info@yogapsychologie.de; Tel.: 030 / 245 345 50

Theoretischer Hintergrund und Ergebnisse der Studie Yoga Psychologie, Teil 1

Theoretischer Hintergrund - Um was geht es?

Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) definiert Gesundheit als Zustand des völligen physischen, psychischen und sozialen Wohlbefindens und nicht lediglich als das Fehlen von Krankheit. Diese Definition weist auf die Notwendigkeit hin herauszufinden, wie Wohlbefinden zustande kommt.

In dieser Arbeit geht es darum, eine Theorie des Wohlbefindens zu untersuchen, die aus altindischem Gedankengut stammt - der "indischen Psychologie" sozusagen. Die Theorie heißt "die Theorie der drei Gunas" und findet sich in vielen verschiedenen Schriftquellen der indischen Psychologie wieder, auch in den Kommentaren zum klassischen Yogaleitfaden, den Yogasutras von Patanjali.

Die Theorie beschreibt, dass unsere Psyche aus drei Energien ("Gunas") besteht: Sattva, Rajas und Tamas. Die drei Gunas wirken zusammen und sind immer in einem gewissen Ausmaß vorhanden, allerdings in verschiedenen Mischungsverhältnissen. Welche der drei Energien in uns vorherrscht, entscheidet darüber, wie wir uns verhalten und wie es uns geht. Die Stärke der einzelnen Gunas verändert sich in größeren Zeitspannen, wie über verschiedene Lebensphasen hinweg, aber auch in kleinen Intervallen gibt es regelmäßige Veränderungen, z.B. im Verlauf eines Tages. Am besten ist es, wenn Sattva die stärkste Guna ist. Gewinnen Rajas oder Tamas die Oberhand, so nimmt unser Wohlbefinden ab.

Die Auswirkungen jeder Guna auf das Befinden werden wie folgt beschrieben, wenn diese Guna die vorherrschende Guna im Leben einer Person ist:

  • Sattva - Wenn Sattva vorherrscht, sind wir zufrieden, gelassen, entspannt und/oder enthusiastisch. Wir machen uns wenig Sorgen, können Anforderungen meistern und sind emotional ausgeglichen.
  • Rajas - Herrscht Rajas vor, so sind wir unzufrieden, angespannt und/oder ruhelos. Wir neigen dazu, uns zu überanstrengen und haben oft negative Gefühle.
  • Tamas - Herrscht Tamas vor, fühlen wir uns verwirrt, unmotiviert, unentschieden und/oder unzufrieden. Wir schieben Probleme und Aufgaben vor uns her, weil wir nicht die Kraft aufbringen können, sie anzugehen. Wenn sich viel Tamas bei uns ansammelt, werden wir verzweifelt und depressiv.

Kurz und knapp: Sattva verleiht uns Kraft, Motivation und Zufriedenheit. Wenn Rajas und Tamas zu stark sind, erschöpfen sie uns, führen zu Stress und einer getrübten Stimmung.

Forschungsziel- Was genau sollte erreicht werden?

Es sollte ein Fragebogen entwickelt werden, mit dem man auf wissenschaftlich fundiertem Niveau feststellen kann, in welchem Ausmaß jede der drei Gunas in einer Person vorherrscht. Außerdem sollte geprüft werden, ob sich das theoretische Modell in den beobachteten Daten wiederspiegelt - sozusagen: Kann man Belege für die Theorie finden?

Vorgehen und Ergebnisse - Was haben wir gemacht und was kam dabei raus?

Psychische Merkmale lassen sich nicht so einfach messen wie eine Strecke oder ein Gewicht. Für jedes Merkmal, das man messen möchte, muss man beobachtbare Zeichen finden, die verlässlich darauf hinweisen. Meistens gibt es mehrere beobachtbare Anzeichen für ein Merkmal.

Ein einfaches Beispiel: Man kann die Eisvorlieben einer Person nicht sehen, aber man kann beobachten, welches Eis sie am häufigsten isst und daraus schlussfolgern, dass dies ihr Lieblingseis ist. Außerdem kann man die Person oder gute Bekannte auch danach fragen.

Genauso können wir Sattva, Rajas und Tamas nicht sehen, sondern müssen Anzeichen der Ausprägung dieser Merkmale finden. Dazu wurde folgendes unternommen:

  • 1. Als ersten Schritt wurden Anzeichen von Sattva, Rajas und Tamas aus der Literatur zusammengetragen. [Dazu erscheint in den nächsten Wochen beim Springer Verlag ein Buchkapitel namens "The Concept of Tri-Guna: A Working Model" (von M. Puta & P. Sedlmeier) im Buch "Neuroscience, Consciousness and Spirituality Volume Two" (herausgegeben von H. Walach und S. Schmidt).] Danach wurden zu diesen Anzeichen Fragen formuliert, wie man sie in

einem Fragebogen beantworten könnte.

  • 2. Dann haben Sie diese Fragen beantwortet - oder zumindest alle, die Mai-Jul 2012 an Studie 1 teilgenommen haben. Das waren insgesamt 337 Personen, durchschnittlich 42 Jahre alt und zu 80% weiblich.
  • 3. Im dritten Schritt wurden die 337 Antworten einer "Faktorenanalyse" unterzogen. Dieses statistische Verfahren kann feststellen, inwieweit verschiedenen Fragen ähnliches messen oder nicht. Nehmen wir an, jemand hat hohe Werte auf "Sattva" - diese Person wird dann allen Fragen, die Sattva messen wollen, tendenziell eher zustimmen. Ist eine Sattva-Frage dabei, bei der die Person überhaupt nicht zustimmt, ist fraglich, ob diese Frage tatsächlich Sattva misst, oder etwas anderes. Und um sicherzugehen, dass es nicht ein Spezialfall ist, dass diese Frage nicht nur bei dieser einen Person aus der Reihe tanzt, wurden so viele Menschen wie möglich befragt. In anderen Worten: Man kann über dieses Verfahren das durchschnittliche "Aus der Reihe tanzen" von verschiedenen Anzeichen/Fragen feststellen, die eine der Gunas messen sollen. Das Verfahren gruppiert sozusagen Äpfel zu Äpfeln und Birnen zu Birnen und lässt einzelne Mandarinen und Kiwis übrig. Ein schlechtes Zeichen für eine Theorie ist, wenn mehr oder weniger alle Fragen aus der Reihe tanzen. Das war hier nicht der Fall - viele der Fragen konnten auf einen gemeinsamen Nenner (eine der Gunas) zurückgeführt werden. Das ist ein gutes Zeichen für die Theorie.
  • 4. Im vierten Schritt wurden die Ergebnisse der Faktorenanalyse genutzt, um die Mandarinen und Kiwis im Fragebogen auszusortieren - Fragen sozusagen, die bei vielen Personen aus der Reihen tanzten und anscheinend keine der Gunas ausreichend genau messen.

Fazit: Diese Studie liefert Belege, dass die drei Gunas existieren und messbar sind. Ein weiteres Ergebnis von Studie 1 ist die Verbesserung des ersten Fragebogenentwurfs.

Ausblick - Wie ging/geht es weiter

Vor Beginn von Studie 2 wurden einige neue Fragen entwickelt, um Lücken aufzufüllen wo Fragen fehlten. Die neue Fragebogenversion wurde in den letzten Monaten erneut von vielen Personen ausgefüllt. In den nächsten Wochen werden diese Daten ausgewertet. Das Vorgehen ist ähnlich wie bei Studie 1, allerdings soll ein anderes statistisches Verfahren zur Faktorenanalyse verwendet werden, um die Ergebnisse abzusichern. Außerdem wurden bei Studie 2 noch weitere psychische Merkmale gemessen, damit die Zusammenhänge zwischen den Gunas und diesen Merkmalen untersucht werden können.

Siehe auch

Links zu Studien zur Wirkung von Yoga