Bhagavadgita: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Yogawiki
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 62: Zeile 62:
*[http://wikisource.org/wiki/%E0%A4%AD%E0%A4%97%E0%A4%B5%E0%A4%A6%E0%A5%8D_%E0%A4%97%E0%A5%80%E0%A4%A4%E0%A4%BE Ganzer Text auf Sanskrit]
*[http://wikisource.org/wiki/%E0%A4%AD%E0%A4%97%E0%A4%B5%E0%A4%A6%E0%A5%8D_%E0%A4%97%E0%A5%80%E0%A4%A4%E0%A4%BE Ganzer Text auf Sanskrit]
*[http://gita.de.ki/ Bhagavad Gita] ''(Vollständige Ausgabe in Deutsch; Übersetzung von Leopold von Schröder, 1922)''
*[http://gita.de.ki/ Bhagavad Gita] ''(Vollständige Ausgabe in Deutsch; Übersetzung von Leopold von Schröder, 1922)''
 
*[http://www.kleine-spirituelle-seite.de/tl_files/template/pdf/krieg_und_gewaltlosigkeit-jeffery_lang.pdf Ein Kommentar über Krieg und Gewaltlosigkeit in der Bhagavad Gita]
 
 


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Version vom 18. März 2013, 23:31 Uhr

Arjuna und Krishna auf dem Streitwagen. Skulptur in Rishikesh

Bhagavadgita oder Bhagavad Gita: (Sanskrit: भगवद्गीता bhagavadgītā f. "Gesang des Erhabenen") ist eine der wichtigsten der heiligen Schriften ("Shastra") im Yoga, im Hinduismus und auch allgemein. Sie wurde von Krishna offenbart. Die Bhagavadgita, ein Lehrgedicht mit 700 Versen in 18 Kapiteln, ist ein Zwiegespräch zwischen Krishna, dem Lehrer/Manifestation Gottes, und Arjuna, dem Schüler. Haupt-Themen der Bhagavadgita sind: Wie treffe ich eine Entscheidung auf spirituelle Weise? Wie führe ich ein spirituelles Leben? Wie kann ich ohne Verhaftung handeln? Wie kann ich Gott erfahren und zum Höchsten kommen?

Form und Inhalt

Die Bhagavadgita, ein religiös-philosophisches Lehrgedicht in 18 Kapiteln mit 700 Versen, ist in einem kunstvollen, aber unkomplizierten Sanskrit geschrieben. Sie bildet im indischen Epos Mahabharata die Kapitel 25 bis 42 im Bhishma Parva genannten 6. Buch (Mbh. VI, 25-42).

Die Zeit der Entstehung ist wie bei den meisten indischen Werken unklar. Als frühester Zeitpunkt wird von der philologischen Forschung das 3. Jh.v.Chr. angenommen, als spätester das 2. Jh.n.Chr. Da nach der mythischen Überlieferung Krishna am 17. Januar 3102 v.Chr. starb, setzen gläubige Hindus das Werk in diese Zeit zurück, die sie zudem als Beginn des jetzigen Zeitalters, des Kaliyuga, betrachten.

Der Autor des Gedichtes ist unbekannt. Als (mythischer) Autor des Mahabharata gilt der legendäre Weise Vyasa. Ob die Bhagavadgita ein ursprünglicher Bestandteil des Mahabharata war oder erst später eingebaut wurde, ist in der Forschung umstritten.

Die Rahmenhandlung des Mahabharata ist der Streit zwischen zwei engverwandten Sippen, den Pandavas und den Kauravas, der am Ende in eine grausame Schlacht ausartet. Vor der Schlacht bietet sich Krishna an, Arjunas Wagenlenker zu sein und erhält dann den Auftrag, zwischen die beiden verfeindeten Scharen zu fahren. Als Arjuna all seine Verwandten, Lehrer und Freunde im feindlichen Heer sieht, wirft er seine Waffen weg und weigert sich zu kämpfen. Krishna, der zu jenem Zeitpunkt schon göttliche Ehren erlangt hatte, beginnt nun, Arjuna über Sinn von Leben und Tod aufzuklären.

Die ersten sechs Kapitel der Bhagavadgita belehren über rechtes Tun und selbstloses Handeln (Karma Yoga), die nächsten sechs Kapitel über Hingabe und Gottesliebe (Bhakti Yoga) und die letzten sechs Kapitel geben Auskunft über die rechte Erkenntnis (Jnana Yoga). Schließlich offenbart sich Krishna dem Arjuna als der all-einige Gott. Arjuna verliert nun all seine Zweifel und fügt sich dem Schicksal der grauenvollen Schlacht vom Kurukshetra.

Die Bhagavadgita vertritt vishnuitisches Gedankengut und steht den Upanishaden am nächsten; ist stark von der Yogalehre und vom philosophischen System Sankhya, auch vom Buddhismus geprägt. Zahlreiche Kommentare finden wegen des Gemischs verschiedener Richtungen in der Bhagavadgita zum Teil widersprüchliche Aussagen. Im Kern steht die Hingabe an Gott, rechte Versenkung und Meditation. Krishna verlangt, da er im Herzen aller Lebewesen wohne, sei es noch so niedrig, dass alle Wesen verehrt werden sollen. Gewaltlosigkeit (ahimsa), selbstloses Handeln im Sinn des höheren Selbst und Entsagung sind wichtig, um ein gutes Karma zu erlangen. Es wird zu einem Tätigsein ermutigt, das dem Wohl der Menschen dient...

Kommentare und Interpretationen

Die Bhagavadgita wurde schon früh kommentiert. Der älteste bekannte Kommentar stammt vom indischen Philosophen Shankara (788-820). Er schrieb, dass die Bhagavadgita die Quintessenz der Veden sei und dass sie den Menschen in die Befreiung führe. Auch Shankaras Kommentar wurde später immer wieder kommentiert. Weitere bekannte Kommentare stammen von Ramanuja (1017-1137), Madhva (1199-1278), Nimbarka (12.Jh.) und Vallabha (1479-1531). Zu den modernen unzähligen Kommentatoren zählen auch große indische Persönlichkeiten, wie der Philosophe B.G. Tilak (1856-1920), der Mystiker Sri Aurobindo (1872-1950) und der Politiker Mahatma Gandhi (1869-1948). Letzterer schrieb:

»In der Bhagavadgita finde ich einen Trost, den ich selbst in der Bergpredigt vermisse. Wenn mir manchmal die Enttäuschung ins Antlitz starrt, wenn ich verlassen, keinen Lichtstrahl erblicke, greife ich zur Bhagavadgita. Dann finde ich hier und dort eine Strophe und beginne zu lächeln, inmitten aller Tragödien, und mein Leben ist voll von Tragödien gewesen. Wenn sie alle keine sichtbaren Wunden auf mir hinterlassen haben, verdanke ich dies den Lehren der Gita.«

Übersetzungen

Der erste Ausländer, der über die Bhagavadgita berichtete, war der islamische Universalgelehrte al-Biruni (973-1048). Er schätzte dieses Gedicht hoch ein, bot aber im Gegensatz zum Yogasutra des Patanjali keine Übersetzung an. Um 1600 übersetzte Abu l-Fazl, Historiograph von Akbar dem Großen, die Bhagavadgita ins Persische.

Als Folge des Imperialismus und der Kolonisation Indiens durch England erwachte auch im christlichen Europa das Interesse an indischer Philosophie und im Jahre 1785 übersetzte Charles Wilkins die Bhagavadgita ins Englische. Der deutsche Indologe August Wilhelm von Schlegel (1767-1845) gab 1823 als erster den Originaltext in Sanskrit heraus und fügte eine lateinische Übersetzung hinzu. Dadurch fand die Bhagavadgita in westlichen Gelehrtenkreisen schnell Verbreitung und wurde daraufhin in mehrere europäische Sprachen übersetzt. Die erste deutsche Übersetzung - wenn auch unzulänglich - stammt von C.R.S. Peiper (1834). Aber schon vorher hatten Friedrich Schlegel (1772-1892) und Wilhelm von Humboldt (1767-1835) Kommentare zur Bhagavadgita veröffentlicht. Humboldt, der von der Bhagavdagita sehr berührt wurde, schrieb:

»Ich danke Gott, dass er mich so lange hat leben lassen, um dieses Buch kennenzulernen, das schönste, ja vielleicht das einzige wahrhaft philosophische Gedicht, das alle uns bekannten Literaturen aufzuweisen haben.«

Heute gibt es über 20 deutsche Übersetzungen verschiedenster Qualität, weltweit sind es rund 2000 Übersetzungen in 70 Sprachen. Damit gehört die Bhagavadgita nach der Bibel zu den meistübersetzten spirituellen Büchern weltweit.

Bedeutung

In Indien gilt die Bhagavadgita als das bekannteste heilige Buch des Hinduismus und viele Hindus können die 700 Verse auswendig. Die Bhagavadgita bietet heute auch Stoff für Filme und Comics und wird in öffentlichen Vorträgen diskutiert. Auch im Westen übt die Bhagavadgita starken Einfluss auf gelehrte Philosophen aus. Arthur Schopenhauer (1788-1860) sagte über sie:

»Wie wird doch der, dem dieses Buch durch fleißiges Lesen geläufig geworden ist, von seinem Geiste im Innersten ergriffen. Es ist die belehrendste und erhabenste Lektüre, die auf der Welt möglich ist; sie ist der Trost meines Lebens gewesen und wird der meines Sterbens sein.«

Obwohl in einen kriegerischen Zusammenhang eingebettet, spricht die Bhagavadgita keineswegs in erster Linie einen Angehörigen der Kriegerkaste, den Kshatriya, an. Deren Pfeil und Bogen lassen vielleicht auch auf die Symbolik des Regenbogens hin weisen. Moderne Interpretatoren erklären den Kampf der Bhagavadgita als einen inneren, den jeder Mensch durchmachen muss, wenn er sich vom Bösen und Niederen lösen möchte. Der Feind kommt nicht von außen, sondern liegt im Innern. Arjuna ist der spirituelle Aspirant, der vom Wagenlenker Krishna - Gott in Person - geführt wird. Das Schlachtfeld Kurukshetra ist das Leben, das in Angriff genommen werden soll, ohne dass besonderer Lohn oder Dank erwartet wird. Untätiges Herumsitzen führt zu nichts. Der Feind schließlich sind die eigenen egoistischen und bösartigen Gesichtspunkte, die besiegt werden sollen. - Auch etwa die Benediktiner-Mönche bezeichnen den "Kampf" gegen die "Leidenschaften", sowie gegen distanzloses sich Sorgen, acedia... letztlich für Glauben zu "kämpfen"... sogar solchen eigenen Schwächen gegenüber hilft "Feindesliebe". Man kämpft darum, sich immer wieder (d.h. eigentlich: zu bemühen); vgl. Gnade, vairagya und

Swami Sivananda: Um den Geist zu zügeln, müsst ihr intelligente und vernünftige Methoden benutzen, weil, wenn ihr Gewalt benutzt, er nur unruhiger und bösartig wird.


Die Bhagavadgita wird oft gesungen. Weil es ein gewaltloser Kampf ist, sind wir auf eingängige Wiederholungen angewiesen. Immer wieder u. a. gute Schwingungen hin kriegen.


Zum Vergleich:

"Nach der Bhagavadgita gibt es zwei Wege: den der Loslösung von der Welt (...) des wunschlosen Handelns. (...) Mit Waffen und Rüstung kommt man nie durch die Tür, auf diese Ebene des Lebens." (Johanna Domek, Metanoia; Vier Türme Verlag, S. 16, 44).
"Außerdem soll die soll die Bibel mit dem Herzen erfahren und nicht nur mit dem Kopf studiert werden. Dies lehrten uns die Mönche der alten Zeiten, indem sie die Bibel täglich sangen. Das heutige Bibelstudium fördert die Studenten überwiegend im Kopfwissen und tut nur wenig dazu, die Herzenserfahrung zu bereichern. (...) Wenn Bibelstellen zu abgegriffenen, mechanisch zitierten Phrasen werden, statt lebendiges Wort zu sein, dann ist Religion lahmgelegt und verliert ihre transformative Kraft. Die Heilige Schrift wird so zum Besitz von Spezialisten und Experten." (Neil Douglas-Klotz, Das Vaterunser. Meditationen und Körperübungen..., Knaur: Menssana, Neuausgabe 2007, S. 7). Noch heute singen etwa Ziserzienser-Mönche drei Stunden lang täglich überwiegend Psalme im Chor und sie bewegen sich dabei auch gemeinsam in einem Ritus: verbeugen, drehen sich, Schritte... möglichst ganz gleich. Dagegen sind nur die Engel an der Wand wie in Ekstase verbogen - anscheinend - Erklärung: ihre Musikinstrumente sind mit den Jahrhunderten abhanden gekommen.


Die Bhagavadgita weist darauf hin, die Weisheiten keinem auf zu drängen. Vielleicht paßt dann eher andere Dichtung?

Sie heißt auch: "Wissenschaft des Lebens", Evangelium; vgl.: [1]

Bücher

  • Sri Aurobindo: Bhagavadgita. Gladenbach: Hinder + Deelmann (1988). ISBN 3-87348-127-8
  • Michael von Brück: Bhagavad Gita: Der Gesang des Erhabenen. Leipzig: Verlag der Weltreligionen (2007). ISBN 3-458-70002-9
  • Klaus Mylius: Die Bhagavadgita. München: dtv 12455 (1997). ISBN 3-423-12455-5
  • Swami Sivananda: Shrimad Bhagavad Gita. Lautersheim: Mangalam Books (2008); ISBN 3-922477-06-8
  • Jack Hawley: Bhagavadgita: das heilige Buch des Hinduismus; eine zeitgemäße Version für westliche Leser. Goldmann-Arkana 2002; ISBN 3-442-21607-9

Weblink

Siehe auch