Bandscheibenvorfall

Aus Yogawiki
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Ein Bandscheibenvorfall kann auch an der HWS auftreten, ist aber viel seltener

Ein Bandscheibenvorfall ist eine krankhafte Verlagerung von Bandscheibengewebe, die meist im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule (LWS), aber auch im Bereich der Halswirbelsäule (HWS), auftritt. Das Bandscheibengewebe tritt dabei in den das Rückenmark umgebenden Spinalkanal ein und kann auf die Nervenwurzeln drücken, was starke Schmerzen auslösen kann. Man unterscheidet hierbei zwischen der Protusion, der bloßen Vorwölbung des noch intakten Faserknorpelrings der Bandscheibe, dem Prolaps, bei dem der Faserring gerissen oder angerissen ist und das gallertartige Gewebe des Bandscheibenkerns (Nucleus) durch den Faserring austritt und die Nervenwurzeln komprimieren kann, was meist zu sehr starken Schmerzen führt, und dem sequestrierten Vorfall, bei dem der Vorfall vom Gallertkern abgetrennt ist. Das im Wirbelkanal verlaufende und die Wirbel miteinander verbindende hintere Längsband aus Bindegewebe bleibt dabei intakt.

Yoga bei Bandscheibenvorfall

Es geht auch ohne OP - Sportmediziner Dr. Hartmann in einem Interview mit der Deutschen Welle

Bei einem Bandscheibenvorfall kann es auch zu gefährlichen Taubheitsgefühlen, Lähmungserscheinungen und Problemen bei der Ausscheidung (Funktionsstörungen bei Blase und Mastdarm) kommen; je nachdem, in welcher Richtung das Gewebe austritt (schwerwiegender sind der Austritt von Gewebe nach hinten oder seitlich nach hinten), kann auch zusätzlich eine Lumbalgie (Hexenschuss) oder Ischialgie (Ischiasschmerzen vom Gesäß über das Bein bis in den Fuß) auftreten.

Die häufigsten Bandscheibenvorfälle im Lendenwirbelbereich betreffen die Bandscheiben zwischen den Lendenwirbelkörpern 4 und 5 (LWK4/5) und LWK5/SWK1 (SWK = Sakralwirbelkörper, siehe auch Wirbelsäule). Bandscheibenvorfälle im Bereich der HWS sind "etwa 100-mal seltener" (Quelle: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie).

Während der akuten Beschwerden eines Bandscheibenvorfalls sind Wärme (auch Ayurveda, sofern es für den Erkrankten möglich ist, die Bauchlage einzunehmen - siehe unten), Entspannung und Meditation sehr wohltuend; nach Abklingen der akuten Beschwerden tragen Yoga, Yogatherapie und Ayurveda erheblich zur Vorbeugung wiederholter Bandscheibenvorfälle bei (siehe unten).

Im obigen Video erläutert Sportmediziner Dr. Hartmann in einem Interview mit der DW, dass bei Bandscheibenvorfall zu oft operiert wird und dass die meisten Betroffenen durch Bewegung wieder völlig gesund werden können, sofern keine Lähmungserscheinungen etc. vorliegen. Er betont auch, dass vielen Bandscheibenvorfällen psychischer Stress zugrunde liegt, der zu einer verspannten Muskulatur führt, die dann Auslöser des Bandscheibenvorfalls ist.

Symptome

Werden durch das austretende Gewebe keine Nervenwurzeln komprimiert, dann kann ein Bandscheibenvorfall auch völlig schmerzfrei sein. Drückt das Gewebe dagegegen die Nervenwurzeln zusammen, dann können starke Schmerzen die Folge sein, die beim Bandscheibenvorfall im unteren Lendenwirbelbereich je nach Austrittsrichtung des Gewebes in den unteren Rücken oder auch in ein Bein ausstrahlen. Im Allgemeinen ist nur eine Seite betroffen. Der Schmerz ist stärker beim Pressen, Husten oder Niesen; außerdem kann durch die Schmerzverspannung eine skoliotische Fehlhaltung zu sehen sein und die untere Rückenmuskulatur ist stark verspannt. Schmerzen sollen auch durch Immunreaktionen des Körpers (Entzündungen) ausgelöst werden können.

Schmerzhafte Druckpunkte an der Oberschenkelrückseite (Verlauf des Ischiasnervs) deuten auf eine Nervenreizung bei L5 oder S1 hin; die schmerzhafte passive Hüftgelenksextension in Bauchlage auf die Reizung von L4.

In schwereren Fällen können sich neurologische Störungen (Lähmungen, fehlende Reflexe, Taubheitsgefühle, Verlust über Blasen - und Mastdarmkontrolle) einstellen (siehe auch Cauda-Equina-Syndrom).

Beim Bandscheibenvorfall im Bereich der Halswirbelsäule kann der Schmerz bis in die Arme (Brachialgie) ausstrahlen; ebenso können sich in den Armen Taubheitsgefühle udn Lähmungen einstellen; es kann zu Schwindel, Kopfschmerz, Sichtstörungen und Ohrensausen kommen. Bei den kleinen Handmuskeln und bei den Sehnenreflexen von Bizeps und Trizeps kann es zu Ausfällen kommen.

Ursachen

Lasten dicht am Körper tragen, Oberkörper aufgerichtet

Bei den meisten Bandscheiben ist altersbedingt eine gewisse Degeneration gegeben, d.h. die Bandscheibe, die nicht über die Blutbahn versorgt wird, sondern durch Diffusion, und deren innerer Gallertkern zu 80% aus Wasser besteht, trocknet aus; die Elastizität nimmt ab und es bilden sich Risse in den Membranen innerhalb des Knorpelrings.

Der Einfluss von psychischen Belastungen (emotionaler und Arbeitsstress etc.) auf die Wirbelsäule, die zu einer sehr starken Verkrampfung der Muskulatur führen, wurde bereits erwähnt (siehe Video oben).

Im Allgemeinen vermutet man, dass auch das ständige Heben von Lasten die Degeneration der Bandscheiben beschleunigen kann, obwohl es hierzu auch andere Meinungen gibt; auf jeden Fall kann falsches Heben (insbesondere bei verdrehtem Oberkörper) oder Bücken einen Bandscheibenvorfall auslösen. Siehe hierzu auch den Abschnitt "Prävention von Beschwerden" unter Rücken.

Wie bereits erwähnt, bleibt das hintere Längsband beim Prolaps intakt.

Diagnostik

Die beste Weichteildarstellung liefert MRT, was für den Patienten auch den Vorteil hat, dass er keiner Strahlenbelastung ausgesetzt wird.

Differenzialdiagnose

Bei der Stellung der Diagnose sind verschiedene Krankheiten auszuschließen, die ein vergleichbares Schmerzbild hervorrufen können. Dazu gehören degenerative (Spondylarthrose, Spinalkanalstenose) Erkrankungen, Tumore, entzündliche Erkrankungen (Borreliose, Herpes Zoster, Spondylodiszitis, rheumatische Veränderungen), Stoffwechselkrankheiten (z.B. Ochronose) oder neurologische Erkrankungen (z.B. Multiple Sklerose).

Therapie

Konservative Behandlung

Akute Phase

In der akuten Phase wird der Patient, sofern keine neurologischen Ausfälle vorliegen, zunächst konservativ behandelt und im Stufenbett (sofern die LWS betroffen ist) gelagert, damit der eingeengte Nerv entlastet werden kann; Patienten mit einem Bandscheibenvorfall im Bereich der HWS tragen eine den Hals streckende Orthese. Der Patient kann auch auf einem sogenannten Schlingentisch sanft gestreckt werden, um der Bandscheibe Platz zu schaffen. Damit kein chronischer Schmerz entsteht, können bis zum Eintritt einer gewissen Besserung ggf. Schmerzmittel und Muskelrelaxanzien verabreicht werden.

Wärmebehandlungen und sanfte Massagen sind geeignet, die verkrampfte Muskulatur zu entspannen, damit die Bandscheibe zurückwandern kann. Hier können sanfte ayurvedische Massagen mit warmem Öl, warme Ölgüsse (Kayaseka, siehe Rücken) und insbesondere lokale Ölbehandlungen wie Khadivasti (siehe Rücken), Erleichterung und Entkrampfung bewirken.

Zusätzlich kann die Heilung vom Kranken selbst mit Heilmeditationen (siehe Rücken) und Heilmantras wie Om Tryambakam und dem Surya Mantra unterstützt werden.

Remobilisierungsphase

Sobald die Schmerzzustände abgeklungen sind, sollte der Patient mit Übungen beginnen, um drohendem Muskelverlust, der noch mehr Instabilität bedeuten würde, entgegenzuwirken. Hier sind sowohl Krankengymnastik wie auch Yoga und eine Kombination von beidem bestens geeignet.

Lendenwirbelsäule Zu beachten ist, dass der Patient sich stets rückengerecht bewegen (siehe "Prävention von Beschwerden" unter Rücken) und den Rücken immer lang und gerade halten sollte.

Der Patient sollte 4-6 Monate lang keine Vorwärtsbeugen (daher auch keinen Sonnengruß) üben und auch keine Sitzhaltungen mit gekreuzten Beinen einnehmen.

Dagegen kann er behutsam mit Rückbeugen beginnen, bei denen sich die Bandscheibe wieder auf ihren angestammten Platz zurückbewegt. Hier sollte er zunächst die Sphinx (siehe Video oben) üben, um die Rückenmuskulatur zu stärken, und dann Bhujangasana, die Kobra (zunächst nur die auf der Titelseite des Videos abgebildete Grundform, ohne Variationen), die halbe Heuschrecke, Ardha Shalabasana, und das Kamel, Ushtrasana, letzteres nur, wenn er sich dabei wohl fühlt.

Ferner sollte er Japa mit dem Mantra Soham üben und sich dabei auf die Atemwahrnehmung in der Wirbelsäule (Auf- und Abbewegung des Atems) konzentrieren; dies wird zur Entspannung der verkrampften Muskulatur beitragen. Desgleichen ist die Wechselatmung zu empfehlen.

Bei den Atem- und Meditationsübungen kann er sich in der ersten Übungsphase auf einen Stuhl setzen, später in Shavasana oder dem Fersensitz oder Vajrasana üben, damit der Rückengerade bleibt.

Auch die Streckung des Rückens im Stehen zieht die Wirbelkörper und Bandscheiben auseinander und schafft Platz.

Die Ernährung sollte sattwisch sein (Gemüse, Salat, Obst, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte, Nüsse); Zucker, Milchprodukte, Fleisch und scharfe Gewürze sind zu meiden.

Die Heilmeditationen und Heilmantren (siehe akute Phase oben) sollten auch jetzt fortgesetzt werden.

Yoga bei Bandscheibenvorfall

Was können Ursachen sein? Was können Risikofaktoren sein? Kann Yoga helfen?

Was tatsächlich zu beachten ist bei Yoga in Verbindung mit einem Bandscheibenvorfall, wird in gesonderten Videos und Skripten erläutert. Zu Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule und Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule gibt es zum Beispiel extra Skripte.

Was ist die Bandscheibe? Zwischen 2 Wirbeln liegt jeweils eine Bandscheibe. Eine Bandscheibe besteht aus einem starken Faserring und dem Gallertkern (Nucleus Pulposus). Darum herum sind Bänder. Bandscheiben sind also Bindegewebe mit Gallertkern zwischen den Wirbeln.

Funktion der Bandscheibe Die Bandscheiben dienen zum einen als Puffer. Sie fangen Stöße auf, wenn wir zum Beispiel springen. Zum anderen ermöglichen die Bandscheiben Bewegung. Sie können nach links und rechts, nach vorn und hinten zusammengedrückt oder gedehnt werden. Eine dritte Funktion ist Schutz. Die Bandscheiben bedecken von vorne zusammen mit den Wirbeln den Rückenmarkskanal und schützen somit auch die Wirbelsäule.

Bandscheibenvorfall Als Bandscheibenvorfall bezeichnet man, wenn ein Teil des Bandscheibengewebes heraustritt. Es gibt den sogenannten Prolaps, bei dem ein Teil des Gallertkerns austritt und dann zum Beispiel gegen einen Nerv im Rückenmarkskanal drückt. Er kann auch zur Seite austreten und dort gegen einen Spinalnerv drücken.

Häufigkeit des Bandscheibenvorfalls Bandscheibenvorfälle sind ziemlich häufig. Eine Studie besagt, dass die Wahrscheinlichkeit, einen Bandscheibenvorfall zu haben, so hoch wie das Lebensalter ist. Sukadev sprach einmal mit einem Radiologen, der noch niemanden über 50 Jahren ohne irgendeinen Bandscheibenvorfall in der CT hatte.

Ursachen Wann immer man eine schnelle Bewegung macht oder einer außergewöhnlichen Belastung ausgesetzt ist, besteht die Möglichkeit, dass der Faserring der Bandscheibe leicht beschädigt wird und etwas vom Gallertkern austritt. Vermutlich ist die Wahrscheinlichkeit, dass man irgendeinen kleinen Bandscheibenvorfall hat, ähnlich groß, wie Kinder eine Wunde an der Haut haben. Der Körper verletzt sich oft und heilt wieder. Und so wie kleine Wunden bei Menschen typischer Weise von selbst heilen, heilen auch Bandscheibenvorfälle. Allerdings dauert dies etwas länger.

Sind Bandscheibenvorfälle Ursache von Rückenproblemen? Die meisten Menschen ab einem gewissen Alter haben einen Bandscheibenvorfall, der nichts mit ihren Rückenschmerzen zu tun hat, ähnlich wie die meisten Menschen ab einem gewissen Alter Wirbel- oder Knochenabweichungen haben. Wer über 50 ist, hat zum Beispiel fast nie die normal aussehende Halswirbelsäule. Auch Lenden- und Brustwirbelsäule verändern sich im Lauf des Lebens, ohne dass dies etwas mit Rückenschmerzen zu tun hat. In den 80er Jahren gab es die Vorstellung, dass insbesondere alle schweren Rückenbeschwerden und jeder Hexenschuss ein Bandscheibenvorfall sei. Diese Ansicht gilt heute in der Medizin als veraltet. Die meisten Bandscheibenvorfälle haben nichts mit Rückenschmerzen zu tun und umgekehrt. Es gab sogar eine epidemiologische Studie, in der man Menschen systematisch einer Computertomographie (CT) unterzogen hat und sie fragte, ob sie Rückenschmerzen haben. Man konnte keine Korrelation zwischen Bandscheibenvorfall und Rückenschmerzen feststellen. Menschen haben Rückenschmerzen ohne Bandscheibenvorfall, Menschen haben Bandscheibenvorfall ohne Rückenschmerzen und Menschen haben gleichzeitig Bandscheibenvorfall und Rückenschmerzen. Kurioser Weise gibt es eine kleine Studie, die besagt, dass jemand, der bei Rückenschmerzen eine Magnetresonanztomographie (MRT) gemacht hat und die Diagnose eines Bandscheibenvorfalls bekommen hat, die Wahrscheinlichkeit erhöhte, chronifizierte und schwerere Rückenschmerzen zu bekommen gegenüber jemandem, der kein MRT gemacht und dementsprechend keine Diagnose bekommen hat.

Wann haben Rückenschmerzen mit Bandscheibenvorfällen zu tun? Heutzutage (2019) sagt man, dass die meisten Rückenschmerzen, auch die stärkeren, nichts mit Bandscheibenvorfällen zu tun haben. Wenn man gleichzeitig Schmerzen mit Gefühlseinschränkungen hat, zum Beispiel ein pelziges Gefühl in den Fingern, könnte es aber mit einem Bandscheibenvorfall zu tun haben. Bei Missempfindungen in den Füßen bis hin zu nicht mehr normal gehen können, könnte die Bandscheibe auf einen Nerv drücken und dabei Schmerzen, Missempfindungen und sogar Vorstufen von Lähmungserscheinungen hervorrufen.

Behandlung bei bandscheibenbedingten Rückenschmerzen Als Methode der Wahl bei bandscheibenbedingten Rückenschmerzen gilt eine konservative Behandlung. Physiotherapie in Verbindung mit speziellem Krafttraining und eventuell manueller Therapie kann im Normalfall die Bandscheibenbeschwerden innerhalb von Wochen, Monaten oder 2 Jahren beheben. Nach Aussage von modernen Medizinern wird angenommen, dass ¾ der Bandscheibenoperationen überflüssig sind. Sogar die Hälfte dieser OPs bewirken eher Schlechtes als Gutes. Obgleich seit 5 bis 10 Jahren bekannt ist, dass Bandscheibenoperationen in der Mehrheit der Fälle mehr Schlechtes als Gutes auslösen, werden sie weiter krankenkassenfinanziert ausgeführt. Währenddessen bekannt ist, dass die Mehrheit der Rückenschmerzen durch regelmäßiges Yoga gelindert oder zum Verschwinden gebracht werden kann, wird Yoga trotzdem nur als präventive Maßnahme bezahlt, nicht aber als therapeutische. Die Studienlage ist eindeutig, dass bei Rückenbeschwerden Yoga einer operativen Behandlung erheblich überlegen ist. Hier müsste sich die Medizin nach Sukadevs Ansicht mehr ihren eigenen wissenschaftlichen Ansprüchen stellen. Trotz ¾ überflüssiger Operationen und davon der Hälfte schädlicher, gibt es natürlich Indikationen für eine Operation. Sukadev kennt auch Menschen, die Yoga geübt haben, um Schmerzen loszuwerden, dies jedoch nicht gelang. Erst nach einer Bandscheibenoperation, Reha und dann Yoga sind sie langjährig schmerzfrei geworden. Ein guter Arzt wird sehen können, wann welche Indikation gegeben ist. Aber grundsätzlich gilt: Niemals eine Bandscheibenoperation ohne eine Zweitmeinung von einem Menschen durchführen, der durch die Operation kein Geld verdient. Man sollte erst die konservative Behandlung und spezialisiertes Yoga in Verbindung mit eventuell spezialisierter manueller Therapie, spezieller Physiotherapie und Krankengymnastik und so weiter ausprobieren. Erst wenn dies nicht ausreichend wirkt, kann eine Bandscheibenoperation auch angemessen sein.

Halswirbelsäule

Yogatherapie-Einzelbehandlung

Der Hals sollte möglichst oft gestreckt und lang gehalten werden; jegliche Belastungen von Halswirbelsäule und Kopf sind zu vermeiden.

Daraus folgt: kein Kopfstand (Shirshasana), kein Schulterstand (Sarvangasana) oder Pflug (Halasana)(ersatzweise einfach ein Kissen unter das Becken legen und die Beine heben), und auch kein Fisch (Matsyasana) und keine Heuschrecke (Shalabasana). Bei der schiefen Ebene sollte der Kopf nicht hängen.

Gut sind isometrische Übungen zur Stärkung der Halsmuskulatur; bitte mache nur die isometrischen Übungen des nachfolgenden Videos, bei denen du mit der Hand (Schläfe, Stirn, Hinterkopf) gegen den Kopf drückst; lasse die anderen Übungen aus und sprich dich ggf. noch mit deinem Arzt ab, welche Übungen du machen darfst.

Für die übrigen Punkte (Ernährung, Meditation, etc.) gilt, was unter LWS bereits gesagt wurde.

Yogatherapie

Bei der Yogatherapie kannst du dir bei Bedarf einen Einzeltermin geben lassen und mit dem Yogatherapeuten zusammen üben, der spezielle Übungen für dich zusammenstellen kann, oder einen Gruppenkurs Yoga für den Rücken besuchen.

Operative Therapie

Zum operativen Eingriff kommt es, wenn die Beschwerden sich auch nach Wochen konservativer Therapie nicht gebessert haben, oder wenn ein Kaudasyndrom vorliegt, eine schwerwiegende neurologische Ausfallerscheinung, die auf einer Quetschung der Cauda equina beruht (Symptome: Gefühllosigkeit im "Reithosenbereich" am Gesäß und an der Innenseite der Oberschenkel, Funktionsstörungen von Blase und Mastdarm, Lähmungserscheinungen).

Der Eingriff erfolgt im Allgemeinen über Schlüssellochinzisionen mit Spreizern, mit recht guten Erfolgschancen (nach dem Taschenlehrbuch für Orthopädie und Unfallchirurgie 80%), allerdings zwei möglichen postoperativen Komplikationen: der Periduralfibrose (Form der Vernarbung, durch die das Beschwerdebild chronisch werden kann) und Pseudolisthese (Wirbelgleiten durch postoperative Überbeweglichkeit des Bewegungssegments).

Yoga bei Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule

Wurdest du mit Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule diagnostiziert oder kennst jemanden, der diagnostiziert wurde? Willst du wissen, welcher Yoga bei Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule möglich ist? Dies ist keine Übungsanleitung , sondern nur ein paar Tipps, die du dann mit deinem Arzt oder Heilpraktiker besprechen kannst, ob das bei deinem Bandscheibenvorfall sinnvoll ist.

Was ist ein Bandscheibenvorfall

Bandscheibenvorfall bedeutet, dass eine Bandscheibe beschädigt ist. Aus diesem beschädigten Faserring tritt dann etwas von der Gallertflüssigkeit nach außen, drückt gegen einen Nerv ‒ und das kann zu Problemen führen.

Was sollte man dabei machen

Bandscheibenvorfälle sind weniger dramatisch als meistens angenommen wird. Die meisten Menschen ab einem gewissen Alter haben einen Bandscheibenvorfall. Mir hat mal ein Radiologe gesagt, dass er noch kein MRT eines über 50-Jährigen angefertigt hat, wo nicht ein Bandscheibenvorfall gewesen ist. Die meisten Bandscheibenvorfälle führen nicht zu Beschwerden, nicht zu Problemen. Deshalb kann man da etwas entspannter mit umgehen. Gerade in Deutschland wird viel auf Bandscheibenvorfälle geschoben. Aber die Orthopädie hat in den letzten 20‒30 Jahren einige Fortschritte gemacht, und so werden Bandscheibenvorfälle heute entspannter gesehen.

Was macht man bei Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule vom Yogastandpunkt aus

1. Was gilt es bei Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule zu vermeiden?

Zunächst einmal gilt es bei diagnostiziertem Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule alles zu vermeiden, was potentiell gefährlich ist. Es gibt ja auch die Prinzipien der Medizin, und da gilt der lateinische Ausdruck non nocere ‒ ärztliches Handeln sollte nicht mehr schaden als es nutzt. Yoga ist jetzt keine ärztliche Behandlung, aber das Prinzip ist auch dort anwendbar. Normalerweise würde man bei diagnostiziertem Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule radikal auf Schulterstand verzichten. Man würde den Schulterstand und den Pflug radikal abwandeln, d.h. Kreuzbein auf dem Kissen, dass die Halswirbelsäule nicht nach vorne gebeugt ist. Man wird den Fisch abwandeln, indem man nur den Hinterkopf auf den Boden gibt und nicht den Scheitel. Man wird auch beim Rückbeugen im Sonnengruß den Kopf zwischen den Armen halten. Ausserdem bei der Kobra den Kopf in der Verlängerung des Halses haben. Man wird bei der Heuschrecke die Stirn auf den Boden geben (und nicht das Kinn, was den Kopf nach hinten bringt). Man wird im Allgemeinen den Kopf weder zu viel nach vorne noch zu viel nach hinten geben. Und man wird auch nicht zu sehr den Kopf zur Seite drehen. Drehung, Beugung und Streckung der Halswirbelsäule wird man soweit vermeiden und geht maximal in die Hälfte der möglichen Beweglichkeit. Eine Ausnahme wäre, wenn dein Arzt oder Physiotherapeut sagen würde, Rückbeuge ist gut oder Vorwärtsbeuge ist gut. Dann wirst du es natürlich machen. Ansonsten vermeiden wir als Yogaübender oder Yogalehrender ohne Zusatzinformation jedes übermäßige Vor- und Rückbeugen. Wir werden den Kopfstand durch den Hund oder den Ellbogenstand ersetzen (oder auch durch den sanften Hasen). Wir werden alles machen, um die Halswirbelsäule nicht zu belasten. Wenn der Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule stärker ist, dass der Schmerz in die Arme ausstrahlt, dann sind wir fast schon in einem Bereich, wo wir sagen, das übersteigt jetzt unser Yoga Wissen. Dort muss man einen Arzt oder Physiotherapeuten fragen, was an Armbelastung überhaupt möglich ist. (Denn die Ersatzübungen für Kopfstand sind ja Armbelastungsübungen.) Im Zweifel sollte man mit einer Stellungstafel Orthopäden oder Physiotherapeuten fragen.

2. Was ist bei Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule hilfreich?

Auch wenn ich eben gesagt habe, zunächst lassen wir übermäßige Dehnung sein, können mittelfristig sanfte Dehnungen auch gut sein gegen Bandscheibenvorfall. Das gilt es aber abzuklären mit Arzt, Heilpraktiker oder Physiotherapeut.

Stärkung der umliegenden Muskeln

Die umliegenden Muskeln müssen bei Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule gestärkt werden. Wenn eine Bandscheibe geschädigt ist, dann ist es umso wichtiger, dass die umliegenden Muskeln stärker werden. Das Problem ist nämlich oft, dass Menschen mit Bandscheibenvorfall und Schmerzen sich nicht mehr trauen sich zu bewegen. Dann verkümmern die umliegenden Muskeln, und schwache Muskeln sind ein Risikofaktor für Schmerzen in der Halsregion wie auch für Bandscheibenvorfall. Also gilt es, die umliegenden Muskeln zu stärken. Um die umliegenden Muskeln zu stärken, gibt es Halsmuskelstärkungsübungen. Übungsanleitungen findest du auf unserem YouTube-Kanal (Yoga Übungsvideos ‒ Yoga Vidya) oder auf yoga-vidya.de. Es gibt isometrische Übungen und es gibt dynamische Übungen. Bei den isometrischen Übungen drückst du z.B. mit der Hand gegen den Kopf, hältst das 15 Sekunden lang und lässt wieder los. Du machst das nach vorne, du machst das drehend, du machst das zur Seite, du machst das nach hinten. Bei den dynamischen Übungen drückst du gegen den Widerstand der Hand z.B. nach vorne unten und gehst wieder hoch. Du gehst mit dem Kopf gegen den Widerstand der Hand nach links und wieder zur Mitte. Übe also jeden Tag Halsmuskelstärkungsübungen, das dauert nur 2‒5 Minuten. Auf diese Weise werden die Muskeln stärker. Das Schöne ist nämlich, dass die Halsmuskeln nur wenig Training brauchen, um entscheidend stärker zu werden. Es kommt durch Halsmuskelstärkungsübungen auch mehr Durchblutung in die Muskulatur. Dadurch dass die Hals- und die Nackenmuskulatur besser durchblutet wird, kommen auch Nährstoffe in den Zwischenzellraum. Dann können auch die nicht direkt durchbluteten Bandscheiben vermehrt Nährstoffe über den Zwischenzellraum aufnehmen und besser geheilt werden. Um die Bandscheiben herum die Muskeln zu stärken hilft also, dass der Körper den Bandscheibenvorfall besser heilen kann.

Mini-Bewegungen bei Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule

Damit eine Bandscheibe wieder gesund wird, braucht sie Mini-Bewegungen. Mini-Bewegungen können zum Beispiel sein: immer wieder Kopf vor und zurück, Kopf immer wieder nach links und nach rechts, Kopf sowohl zur Seite drehend wie auch zur Seite neigend. Jemand mit Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule sollte eigentlich ständig den Kopf irgendwie in Bewegung halten ‒ aber in Mini-Bewegung. Es ist bei Bandscheibenvorfall nicht gut, in die maximale Bewegung zu gehen, sondern man würde vielmehr sagen: ein Viertel der möglichen Bewegung immer wieder machen. Mini-Bewegungen helfen auch, das Zwischenzellgewebe in Gang zu setzen. Das hilft auch, dass Nährstoffe zu den Bandscheiben hinkommen. Das verhindert Verklebungen in dem Bereich und verhindert auch, dass Verspannungen entstehen. Oft sind nämlich die Schmerzen bei Bandscheibenvorfall gar nicht von den Bandscheiben selbst verursacht, sondern von Verklebungen und Verkrampfungen der umliegenden Muskeln.

3. Was ist sonst noch zu beachten

All die folgenden Tipps solltest du absprechen mit Arzt oder Heilpraktiker oder Physiotherapeut, um zu schauen, was für dich konkret hilfreich ist. Insgesamt möchte ich aber auch sagen, Bandscheibenvorfälle heilen meistens innerhalb von 6 Monaten bis 2 Jahren. Es braucht typischerweise keine Operation. Die meisten im Jahr 2016 bis 2018 getätigten Bandscheiben-Operationen waren entweder überflüssig oder sogar schädlich. Wir sind leider in einer Zeit, in der manche Erkrankungen unterversorgt und manche überversorgt sind. Es werden in Deutschland viel zu viele Hüftgelenke und Kniegelenke eingebaut, viel zu viele Bandscheiben-Operationen gemacht, was dann leider dazu führt, dass anderes, was mehr Beachtung bräuchte, nicht ausreichende finanziert wird. Wenn ich sage, die meisten Bandscheiben-Operationen sind überflüssig heißt das, es gibt einen kleinen Anteil, der trotzdem sinnvoll ist. Im Zweifelsfall ist es gut, eine Zweit- und eine Drittmeinung zu holen und im Zweifelsfall eine konservative Behandlung zu haben. Und vielleicht noch ein Wort zur Vorsicht: Wenn du schwere Symptome hast, also Empfindungsstörungen oder auch Lähmungen in den Fingern, durch Bandscheibenvorfall, dann ist das nicht mehr die Domäne eines Yogalehrers und eines Yogakurses, sondern eines Orthopäden und eines Physiotherapeuten.

Kurzes Vortragsvideo zum Thema Yoga bei Bandscheibenvorfall - Halswirbelsäule

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Siehe auch


Literatur

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