Laissez-faire

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Laissez-faire - aus dem Französischen: lasst machen im Sinne von einfach laufen lassen.

Gerade aus der östlichen Philosophie kennt man das Nicht-Handeln oder „Tun ohne Tun“, chinesisch: Wu wei. Es prägt vielfach im Daodejing, als „Ideal des Weisen“. Etwa nach Auffassung des Religionswissenschaftlers und Experten für östliche Philosophie Alan Watts steht das Prinzip nicht für Laissez-faire als Passivität: sondern zwangloses Handeln, das natürliche Gesetzmäßigkeiten nutzt. [1]


Die Empfehlung «Tant qu'on laisse faire la nature» („Man lasse die Natur machen“) findet sich 1707 in einer Denkschrift von Pierre Le Pesant de Boisguilbert. «Laissez-nous faire» („Lassen Sie uns machen“) ist die Antwort des Kaufmanns Legendre an Colbert auf dessen Frage „Was kann man machen, um Ihnen zu helfen?“ Die Maxime «laissez faire» erscheint 1751 bei Marquis d'Argenson, und Turgot schreibt 1759 «laissez faire, laissez passer» Vincent de Gournay zu. In allen Fällen handelt es sich um Aufrufe an die Staatsmacht, nicht in wirtschaftliche Vorgänge zu intervenieren. Der Gegensatz wird als Interventionismus bezeichnet.

Verwendung

Wirtschaftswissenschaften

Mit dem Motto „Laissez faire et laissez passer“ („Lassen Sie machen und lassen Sie passieren“) forderten die französischen Physiokraten Gewerbefreiheit und Freihandel statt der damals vorherrschenden Politik des Merkantilismus.

Unter dem Einfluss der klassischen Ökonomen Adam Smith, Jean-Baptiste Say, David Ricardo und John Stuart Mill wurde Laissez-faire zu einem wirtschaftspolitischen Leitbild, das auf Freiräume für die private Eigeninitiative setzte und die Rolle des Staates auf das Notwendigste zu beschränken suchte.

Die Epoche des Laissez faire war geprägt von einem expansiven Welthandel, sprunghaftem Wachstum der Industrie, bedeutendenden Produktivitätsfortschritten in der Landwirtschaft und steigendem Wohlstand in den Industrienationen. Sie endete - auch wenn vorher schon ein Trend zu einem moderaten Staatsinterventionismus zu verzeichnen war - erst mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs [2]. Mitte der Zwanziger Jahre proklamierte John Maynard Keynes Das Ende des Laissez-faire (1926 veröffentlicht).[3].

Walter Eucken betont, dass der Laissez-faire-Liberalismus keine staatsfreie Wirtschaft sei. Vielmehr glaubte man die Grundentscheidung für die Wirtschaftsordnung allein schon durch die Ordnung des Staates und des Rechtswesens getroffen zu haben. Man war überzeugt, dass sich auf dieser Grundlage eine zweckmäßige Wirtschaftsordnung spontan, das heißt von selbst entwickeln würde. In den Gesetzen der vollständigen Konkurrenz in Produktion und Verteilung glaubte man schließlich die einzig richtige, natürliche, göttliche Ordnung entdeckt zu haben bzw. zu verwirklichen.[4]

Innerhalb des Liberalismus ist diese Bezeichnung jedoch umstritten. So weist Ludwig von Mises darauf hin, dass „laissez faire“ und „laissez passer“ zusammen gehören, also dass man die Forderung nach Gewerbefreiheit nicht von der Forderung nach der Öffnung der Grenzen trennen könne.[5]

Friedrich August von Hayek ist der Ansicht, dass die Formel „Laissez-faire“ stets irreführend gewesen sei.[6] „Der Liberalismus lehrt nicht, dass wir die Dinge sich selber überlassen sollen. Er beruht auf der Überzeugung, dass dort, wo ein echter Leistungswettbewerb möglich ist, diese Methode der Wirtschaftssteuerung jeder anderen überlegen ist. Er leugnet nicht, sondern legt sogar besonderen Nachdruck darauf, dass ein sorgfältig durchdachter Rahmen die Vorbedingung für ein ersprießliches Funktionieren der Konkurrenz ist und dass sowohl die jetzigen wie die früheren Rechtsnormen von Vollkommenheit weit entfernt sind.“[7]

Pädagogik

In der Pädagogik bzw. Erziehung eine von Kurt Lewin eingeführte Bezeichnung für einen Erziehungsstil, bei dem man das Kind sich selbst überlässt, es „machen lässt“. Erziehung wird hier als eine nicht legitime Maßnahme gegenüber Kindern aufgefasst und dementsprechend unterbleiben zielgerichtete Erziehungsmaßnahmen. Nicht zu verwechseln mit der antiautoritären Erziehung.

Philosophie

Einzelnachweise

  1. A. Watts: TAO - The Watercourse Way, New York: Pantheon, 1975, S. 75.
  2. Willi Albers, Anton Zottmann: Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft (HdWW). Vandenhoeck & Ruprecht 1980. ISBN 3525102569. S. 44
  3. Willi Albers, Anton Zottmann: Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft (HdWW). Vandenhoeck & Ruprecht 1980. ISBN 3525102569. S. 45
  4. Walter Eucken: Grundsätze der Wirtschaftspolitik. Tübingen 19906, S. 26 f. Zur Entwicklung der wirtschaftspolitischen Maxime A. Oncken: Laissez-Faire, 1886. A. Rüstow: Das Versagen des Wirtschaftsliberalismus, 1945; J. M. Keynes: Das Ende des Laissez-Faire, 1926, der freilich – laut Eucken – „den Grundgedanken dieser Wirtschaftspolitik in seiner prinzipiellen Bedeutung nicht mehr verstand“.
  5. Ludwig v. Mises: Rezension zu Das Ende des Laissez-Faire von J. M. Keynes (1927); in Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, (1927) S. 190
  6. F. A. v. Hayek: Politischer Liberalismus; in: Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Bd. 6 (1959); S. 595
  7. Friedrich August von Hayek: Der Weg zur Knechtschaft; 1944; S. 58

Weblinks