Tägliche Lesung Sivananda März 01

Aus Yogawiki

Auf dieser Seite sind einige Inspirationen von Swami Sivananda gesammelt, die aus sehr verschiedenen Werken stammen. Diese wurden bereits im März 2001 als "Gedanken zur täglichen Inspiration" veröffentlicht.

Das ist der Weg, alle deine Taten zu spiritualisieren

EPISTEL VON SWAMI SIVANANDA

Unser Guru und Meister

01.03.2001

Spirituelle Erfahrungen unterscheiden sich bei den sadhakas (Suchern) entsprechend der Art ihres sadhana (Praxis) und des Yoga, das sie praktizieren. Manche hören anahat (mystische Klänge) in ihren Ohren. Manche sehen helle Lichter. Manche haben Visionen von rishis (Weisen), Bergen, Flüssen, usw.

Manche erfahren das kosmische Bewußtsein. Das ist eine seltene Erfahrung. Sie kann nicht in Worten ausgedrückt werden.

Maya ist die illusionäre Kraft des Herrn. Maya verbirgt das Wirkliche und lässt das Unwirkliche wirklich erscheinen. Maya ist suddha (reines) satva.

Frage dich jetzt nicht nach der Herkunft von maya. Strebe nach seiner Zerstörung. Maya ist unbeschreiblich. Es kann aber durchquert werden - durch die Gnade Gottes, die man durch Selbst-Hingabe erworben hat. Wenn du jnana (Wissen, Weisheit; d.Ü.) erworben hast, wirst du alles über maya wissen.

Avidya ist Unwissenheit. Sie ist die Ursache für Verhaftung. Vidya (Erkenntnis; d.Ü.) ist die Ursache für Befreiung.

Zerstöre die Wurzel von avidya durch Wissen von atman (der Seele; d.Ü.).

Avidya ist der Kausalkörper der individuellen Seele. Es ist unreines satva. Es ist vermischt mit rajas (Aktivität) und tamas (Trägheit).

Avidya ist die Ursache fur Geburt und Tod. Geist (mind; d.Ü.) und Körper sind die Auswirkungen von avidya.

Samadhi ist Einheit mit Gott. Es ist ein Zustand ewiger Glückseligkeit und ewiger Weisheit. Es kann nicht in Worten beschrieben werden. In savikalpa samadhi gibt es die Dreiergruppe: Erkennender, Erkenntnis und Erkennen.

Im samadhi hören Geist (mind; d.Ü.), Intellekt und Sinne auf zu funktionieren. Alle Dualitäten verschwinden gänzlich.

Meditiere unaufhörlich und erfreue dich der höchsten Glückseligkeit des nirvikalpa samadhi.

Bitte beachte den Unterschied zwischen Schlaf und samadhi. Schlaf ist ein träger Zustand. Aber samadhi ist ein Zustand reines Bewußtseins oder reiner Erkenntnis.

Wenn ein Mensch aus dem Schlaf zurückkehrt ist er schwer und abgestumpft. Er hat keine Erfahrung der Kenntnis von atman. Aber wenn der yogi vom Zustand des samadhi herunterkommt, ist er voller Kenntnis von atman.

01.03.2001a

Siehe! Du musst immer gewissenhaft und wachsam sein. Sei nicht nachsichtig mit deinem Geist (mind; d.Ü.).

Sei regelmäßig in deinen Meditationen. Meditation ist die konzentrierte Essenz und Leben jeder sprirituellen sadhanas (sprirituellen Übungen;d.Ü.).

Meditiere auf die Form Sri Krishnas mit der Flöte in Seiner Hand. Konzertriere dich auf Trikuti (den Raum zwischen den Augenbrauen). Wiederhole gedanklich - Om Namo Bhagavate Vasudevaya - .

Möge Sri Krishna dein Zentrum, Ideal und Ziel sein.

Meditation ist eine vernünftige und sichere Methode, durch die du deine innere Kraftquelle aufschließen und Gott-Verwirklichung erreichen kannst.

Wenn du dich in Meditation befindest, wirst du in einem Blitz der Erleuchtung die Ebene des kosmischen Bewußtseins berühren.

Du wirst wissen, dass das Leben ewig ist und dass du ewig bist. Gott ist die einzige Realität. Gott ist die einzige Wahrheit. Gott alleine existiert. Wisse das; realisiere das.

Gott ist Liebe. Er wohnt in unseren Herzen. Wiederhole Seinen Namen ständig. Besinge Seine Herrlichkeit, übe kirtan (singen und rezitieren).

Erobere die ganze Welt durch Wahrheit und Liebe.

Nur in der Stille kannst du Kommunion mit Gott halten. Wenn du Konflikte bei deinen Pflichten hast, sitze und meditiere. Höre die innere Stimme und handle sofort.

Während der Meditation erreicht man einen Halbschlaf-ähnlichen Zustand, der tandra genannt wird. Wenn man wirklich meditiert, wird der Körper leicht und der Geist vergnügt.

Wenn man schläft, wird der Körper schwer, der Geist wird schwerfällig und die Augenbrauen werden schwer.

Während tiefer Meditation wirst du zuerst die äußere Welt und dann deinen Körper vergessen. Du wirst fühlen, als wäre da kein Körper. Du wirst immense Freude empfinden und unbeschreiblichen Frieden.

Natürliches Anhalten den Atems, ohne Ein- oder Ausatmen, wird von selbst kommen.

Meditiere am Anfang auf eine konkrete Form. Meditiere auf irgendeine Form des Herrn. Denke an Seine Eigenschaften wie: Allmacht, Reinheit, Vollkommenheit usw.. Allmählich wird der Geist (mind; d.Ü.) darauf vorbereitet, sich mit der höheren, formlosen Meditation zu beschäftigen.

Sei geduldig. Sei beharrlich. Entwickle brennende Leidenschaftslosigkeit, brennendes Verlangen nach Gott. Allmählich wirst du tiefe Meditation und samadhi erreichen.

02.03.2001

Jetzt werde ich euch erzählen, was vicara ist. Vicara bedeutet Nachforschung, Untersuchung. Es ist eine Nachforschung in die Natur von Brahman (Gott; d.Ü.) oder atman (Seele; d.Ü.). Nachforschung in das "Wer bin ich" ist also vicara.

Was ist Knechtschaft ? Was ist Freiheit ? Was ist die Beziehung zwischen jiva (die Seele, die sich mit dem Körper identifiziert; d.Ü.) und Brahman ? Wie wurde dieses Universum geboren ? Wer ist der Schöpfer ? Dies stellt vicara dar.

Vicara führt zu Brahma jnana (Realisierung des Unendlichen).

Wegen deiner Identifikation mit dem Körper bist Du für eine lange Zeit in diesem Käfig aus Fleisch eingesperrt. Zerschneide diese Illusion mit dem Schwert des Wissens. "Ich bin der all-durchdringende sat-chit-ananda Brahman" - und sei immer glückselig.

Gib das "Ich-Sein, Mein-sein", das Gefühl, dass du der Handelnde , der Tuende bist, auf. Werde ein stiller Zeuge. Das ist Weisheit.

Brahman oder das Absolute ist die einzige Realität. Der Geist (mind, d.Ü.) und das Universum sind unwirklich. Der Geist (mind; d.Ü.) alleine ist das Universum. Handlungen des Geistes alleine sind Karma.

Verzicht auf Egoismus und Leidenschaften machen wirklichen Verzicht aus. Das führt zu atma-jnana (Wissen um das Selbst). Praktiziere Brahma vicara und du wirst bald Selbst-Verwirklichung erlangen.

Identifikation mit dem Körper ist Knechtschaft. Identifikation mit atman oder Seele ist Befreiung.

"Ich bin der Körper", "Das ist Meins", "Er ist Mein Sohn", "Sie ist meine Frau" - das ist Knechtschaft.

"Ich bin die all-durchdringende unsterbliche Seele", "Nichts gehört mir", "Alles ist Brahman" - das ist Befreiung.

Wenn der Geist (mind; d.Ü.) Objekten zugeneigt ist, das ist Knechtschaft. Wenn er von Ihnen unabhängig ist, das ist Befreiung.

Wo es keine Dualität gibt, da ist Unsterblichkeit. Wenn die drei Knoten zerschnitten sind, erreicht man Unsterblichkeit.

Wenn der Zweck deines Lebens Unsterblichkeit ist, meide Sinnes-Objekte wie du Gift meidest. Wo es nichts zu sehen, nichts zu hören, nichts zum darüber nachdenken gibt, da ist Unsterblichkeit.

Unsterblichkeit ist die wahre Natur von atman. Die Strasse zur Unsterblichkeit ist steil und dornig. Die Hilfe eines verwirklichten Weisen ist bei jedem Schritt notwendig.

03.03.2001

Gehe den Weg Brahman´s. Brahmacarya (Reinheit in Gedanken und Taten, Keuschheit; d.Ü.) ist Gehen mit Gott oder Brahman. Brahmacarya ist der Weg Brahman´s.

Betrachte eine Frau als Mutter oder Devi (Göttin). Das ist Brahmacarya der Augen. Höre nicht auf lustvolle Reden. Das ist Brahmacarya der Ohren. Sprich nicht von Frauen. Das ist Brahmacarya der Zunge. Pflege keine lustvollen Gedanken. Das ist Brahmacarya des Geistes (mind; d.Ü.).

Brahman ist höchste Güte. Rajas und tamas sind die Ursache für das Böse. Das Böse ist bloß eine Erscheinung. Es existiert, um das Gute zu verherrlichen. Das Böse ist eine Art Wissen, das über den Vergleich die Überlegenheit des Guten zeigt.

Ein böser Mensch ist ein Heiliger der Zukunft. Sehe gutes in allem. Zerstöre die Böses suchenden Eigenschaften. Entwickle die Gutes suchenden Eigenschaften. Erhebe dich über Gut und Böse.

Deine wahre Natur ist essentiell satchidananda Brahman. Du bist der unendliche, all-durchdringende, selbst-leuchtende, ewige atman, die höchste Seele.

Tat Twam Asi. Du bist Das.

Brülle OM OM OM - Sivoham. Soham. Satchidananda Sivaroopoham. Komm aus diesem Kafig aus Fleisch.

Kenne Deine essentielle heilige Beschaffenheit. Du bist das Ganze, das Unendliche, das Absolute, das Ewige, das Unsterbliche.

Du bist über Vergnügen und Schmerz, Freude und Sorgen, über allen Gegensätzen.

Klopfe innen an. Suche innen. Starre nach innen. In dir ist die unsterbliche Seele.

Erstrebe Vervollkommnung. Kämpfe mutig den Kampf des Lebens. Lebe weise. Stärke deine Entscheidungskraft. Werde Eins mit dem Ewigen.

Sei zäh in deinen Absichten. Klettere auf die Spitze der Vollkommenheit. Selbst-Verwirklichung ist hier und jetzt. Erreiche das Ziel des Lebens.

Wenn du vollständiges physisches brahmacarya (Zölibat) einhältst, wirst du deine Stimmungen kontrollieren können. Du wirst nicht reizbar werden. Allmählich kannst du versuchen, durch japa (Wiederholen des Namens Gottes), Meditation, Unterscheidung und Nachfragen geistiges brahmacarya zu erlangen.

Brahmacarya ist die erste Erfordernis für Gott-Verwirklichung. Brahmacarya ist die Bahn in das Königreich Gottes.

Mögest du gefestigt in perfektem brahmacarya sein.

04.03.2001

Selbstverwirklichung ist kein Prozeß. Sie ist kein "Werden". Sie ist pures Sein. Sie ist nicht eine neue Sache, die erworben werden muß.

Der Anwärter weiss, dass er die all-durchdringende, unsterbliche Seele ist. Das zu wissen ist das zu werden.

Selbstverwirklichung ist direkte, intuitive Wahrnehmung von atman (der Seele; d.Ü.) Alle Unterschiede verschwinden. Der Weise ist von Furcht, Sorgen und Schmerz befreit.

Bekomme keine falsche Zufriedenheit. Bilde dir nicht ein, dass du den höchsten Zustand des nirvikalpa erreicht hast und dein sadhana (Praxis, Übung) einstellen kannst.

Zerstöre spirituellen Stolz. Vermeide die Gesellschaft mit weltlichen Menschen, die ständig über Sexualität, Geld und weltliche Themen sprechen.

Halte dich an die Gesetze der Gesundheit und der Hygiene. Sei mässig beim Essen und Trinken. Überarbeite dich nicht. Das würde Ermattung herbeiführen.

Kämpfe mutig diesen Kampf des Lebens. Sei kühn. Sei fröhlich. Sei geduldig. Sei weise.

Bewaffne dich mit dem Schild der Unterscheidung und dem Schwert der Leidenschaftslosigkeit. Marschiere mutig vorwärts, O tapferer spiritueller Soldat. Gib den Versuchungen nicht nach.

Yoga ist eine genaue Wissenschaft. Es ziehlt auf eine harmonische Entwicklung des Körpers, des Geistes und der Seele.

Du bist heilig. Lebe danach. Fühle und realisiere Deine heilige Natur.

Yoga der Synthese ist ein einzigartiges Yoga. Es ist passend für die grosse Mehrheit der Menschen.

Der Mensch denkt, fühlt und wünscht. Er muss sein Herz, Intellekt und seine Hand entwickeln. Nur dann kann er Vervollkommnung bzw. vollständige Entwicklung erreichen.

Jeder sollte ein Yoga als Basis Yoga haben. Du musst Karma-Yoga, Hatha-Yoga, Raja-Yoga, Bhakti-Yoga und Jnana-Yoga kombinieren. Das ist das Yoga der Synthese.

05.03.2001

Werde dir über das vergangene Jahr klar. Blättere die Seiten deines spirituellen Tagebuches zurück. Bewerte deinen spirituellen Fortschritt. Achte darauf, wie sehr du in der Kultivierung von Tugenden wie Bescheidenheit, Mut, Wahrhaftigkeit, kosmischer Liebe, Reinheit usw. fortgeschritten bist und in der Kontrolle der Sinne.

Nil desperandum (verzweifle niemals), selbst wenn es in gewissen Dingen einen Rückschritt gibt. Marschiere vorwärts, O spiritueller Held. Schau nicht zurück. Eine strahlende Zukunft erwartet dich.

Gott ist die Quelle allen Glücks. Alle Wesenheiten verweilen in Ihm. Er ist eine Verkörperung des Friedens, Weisheit und Glückseligkeit. Er ist Wahrheit, Liebe, Schönheit und Tugend. Alle Wesenheiten verweilen in Ihm.

Gott ist Eins; Gott und Seine Gesetze sind Eins. Gott ist Liebe und Gesetz. Gott ist reiner Geist (spirit; d.Ü.). Gott ist Weg und Ziel. Gott alleine ist dein wirklicher Vater, Mutter, Freund und Guru.

Realisiere Gott jetzt und hier und sei für immer glücklich.

Je tiefer die Liebe eines Menschen für Gott ist, umso größer ist sein spirituelles Wissen; im gleichen Verhältnis zu der Kapazität und der Tiefe seiner Liebe.

Letztendliche Vollendung der Liebe zu Gott ist die Einheit mit Gott.

Liebe zu Gott ist einem Menschen aufgrund seiner spirituellen Entwicklung angeboren.

Mögest du in Gott leben.

Gott zu verwirklichen ist deine Pflicht. Gott-Verwirklichung ist dein Geburtsrecht. Entwickle starke Sehnsucht nach Gott-Verwirklichung.

Habe Zuversicht in dich selbst. Sei selbstbeherrscht. Sei feurig in deiner Bestimmung. Halte klebrig an deinen Entschlüssen fest.

Kultiviere einen starken Glauben in Gott. Ergib dich Ihm völlig und erlange Seine Gnade.

Mögest du in Gott-Bewußtsein begründet sein.

Ich sollte dir von der Natur atman´s oder Brahmans erzählen.

Das Höchste Selbst oder atman hält sich in den Kammern deines Herzens auf. Es ist die Grundlage der Welt, Geist (mind; d.Ü.), prana (Leben), Körper und Sinne.

Es ist Satchidananda. Es ist unsterblich, unendlich, ewig, immer rein, immer frei, perfekt und unabhängig. Es ist Eins ohne ein Zweites. Es ist Wahrheit und Weisheit. Es ist formlos und eigenschaftslos.

YOGASARA-UPANISHAD MANTRA. JETZT WIRD YOGA ERKLÄRT

von Swami Sivananda

Die Upanishaden sind auch im Shop zu kaufen

06.03.2001

Yoga ist der Zustand, worin es keinen sankalpa-vikalpa (Gedanke oder Zweifel) gibt. Yoga ist Kontrolle des Geistes (mind; d.Ü.) und seine Veränderung. Yoga ist der gleiche Zustand wie zwischen jivatma (Seele) und paramatma (Gott). Das Wort `Yogi´ bedeutet Aspirant oder Student auf dem Weg des Yoga, als auch den voll entwickelten Eingeweihten des Yoga. Der, der völlig im höchsten nirvikalpa samadhi (Überbewußtsein) verankert ist, ist ein yogi. Der Yoga praktizierende ist auch ein yogi. Der `raja yogi´ ist andererseits bekannt als `dhyana yogi´. Dhyana heisst Meditation. Es ist der kontinuierliche Fluss einer Vorstellung von Gott. Raja yoga ziehlt auf das Kontrollieren der Gedankenwellen bzw. der geistigen Veränderung. Es beschäftigt sich mit dem Geist (mind), dessen Reinigung und seiner Kontrolle. Daher wird es `raja yoga - König der yogas´ genannt. Es ist ansonsten auch als astanga yoga (yoga mit acht Gliedern) bekannt.

Ein `sutra´ ist ein (Leit-)Faden, ein Aphorismus (Gedankensplitter; d.Ü.) oder ein komprimierter Spruch. Jedes sutra ist schwanger mit hohen, erhabenen Ideen. Ohne die Hilfe von Kommentaren ist es schwierig, die Bedeutung der Aphorismen zu verstehen. So wie Blumen oder Perlen auf einer Schnur oder einem Faden aufgereiht sind, so sind philosophische oder spirituelle Ideen in einem sutra oder (Leit-)Faden aufgereiht.

Nahrung (ahara), Schlaf (nidra), Angst (bhaya) und Geschlechtsverkehr (maithuna) sind Menschen und Tieren gemein. Aber der Mensch hat Intelligenz, Unterscheidungsvermögen (viveka) und die Fähigkeit nachzuforschen (vicara sakti). Mit der Hilfe dieser speziellen Energien kann er sein Selbst erkennen und seine wahre Natur. Selbst devas (Götter) sind neidisch auf die Menschen, weil deva-yoni (heilige Spezien) nur bhoga-yoni (Vergnügen) ist. Sie können nur mit einem daivic (göttlichen) Körper genießen. Der Mensch hat sowohl karma-yoni (Aktivität) als auch bhoga-yoni. Er kann nishkamya karma yoga machen (Handeln ohne das Verlangen nach den Früchten; d.Ü.) und jnana (Wissen; d.Ü.) durch cittasuddhi (Reinheit des Geistes) erlangen. Er kann für seine spirituelle Entfaltung auf verschiedene yogische Praktiken zurückgreifen und kann noch in diesem Leben ein voll erblühter yogi werden. Pferde und Hunde besitzen einen Verstand (mind; d.Ü.). Aber sie haben weder Unterscheidungsvermögen, noch Intelligenz, noch vicara sakti. Deshalb ist es für sie nicht möglich, Freiheit zu erlangen.

Du wirst im Yajnavalkya Smrti finden, dass Hiranyagarbha der Ur-Lehrer des yoga war. Patanjali Maharishi ist nur ein Zusammensteller, ein Erklärer der yogischen Prinzipien und Glaubenssätze, die von Hiranyagarbha und anderen geleht und praktiziert wurden.

07.03.01

YOGA IST DAS ZURÜCKHALTEN DER GEDANKEN-WELLEN

Bemerkungen und Kommentare

Ich werde jetzt fortfahren, Euch kurz die Yoga-Philosophie zu erklären und den Lesern die hervorragenden und wesentlichen Punkte des yogischen Systems klar zu machen. Yoga lehrt, wie die vrttis (Gedanken-Wellen) des Geistes (mind; d.Ü.) kontrolliert werden können, um Freiheit zu erlangen. Yoga lehrt, den nach Außen gehenden Geist zu zügeln und den eigenen, reinen Zustand der Glückseligkeit dadurch zu erlangen, dass man über den Geist (mind; d.Ü.) hinaus geht. Yoga lehrt, wie die unregenerierte Natur verwandelt und der Zustand der Heiligkeit erreicht werden kann. Yoga ist eine vollständige Unterdrückung der Tendenz des Geistes (mind; d.Ü:), sich selbst in Objekte, Gedanken usw. zu transformieren.

Raja Yoga ist eine exakte Wissenschaft. Man kann die yogische Leiter erklimmen, indem man geduldig über seine verschiedenen Stufen hinaufsteigt. Der höchste Gipfel der Leiter ist asamprajnata samadhi (Zustand des Überbewußtseins), in welchem alle samskaras (geistigen Eindrücke), die die aufeinander folgenden Geburten bedingen, völlig verbrannt sind. Die acht Glieder des astanga yoga sind: yama (Selbstbeherrschung), niyama (religiöse Bräuche oder Grundsätze), asana (Stellungen), pranayama (Zurückhalten des Atems), pratyahara (Abziehen der Sinne (von äußeren Objekten; d.Ü.)), dharana (Konzentration), dhyana (Meditation) und samadhi (überbewußter Zustand).

Dies ist eine Möglichkeit der Klassifikation von yoga: karma, upasana, raja yoga und jnana. Das ist yogatraya (dreifaltiges yoga). Upasana ist bhakti. Eine andere Klassifikation ist mantra yoga, laya yoga, hatha yoga und raja yoga. Mantra yoga ist das Rezitieren von Mantras wie "Om Namah Sivaya" von Lord Siva, "Om Namo Narayanaya" von Lord Vishnu, Gayatri, usw. Laya yoga ist kundalini yoga. Auch nada anusadhana (Konzentration auf anahatha, Klänge des Herzens) ist laya yoga. Laya heisst Auflösung. Der Geist (mind; d.Ü.) ist in Gott aufgelöst.

Hatha yoga bezieht sich auf das Zurückhaltens des Atems (pranayama), asanas, bandhas, mudras, etc. `Ha´ und `Tha´ bedeutet Einheit von Sonne und Mond, Einheit von prana und apana. Hatha wird jede hartnäckig asgeübte Praxis benannt, bis das Objekt oder Ende erreicht ist. Hatha meint das Anhaften an einige spirituelle Praktiken. Mauna (Schweigegelübde), trataka (gleichmäßiges Starren), Stehen auf einem Bein (eine Form der Enthaltsamkeit), usw. sind alles hatha-Praktiken. Hatha yoga ist nicht gtrennt von raja yoga. Hatha yoga bereitet den Studierenden darauf vor, sich mit raja yoga zu beschäftigen. Hatha yoga beschäftigt sich mit dem Atem (prana) und dem physischen Körper. Pranayama reinigt die pranamaya kosha (vitale Hülle).

08.03.01

DANN WIRD ES GEMEINSCHAFT MIT DEM HERRN GEBEN


Bemerkungen und Kommentare

Das Wort `Yoga´ kommt von der Sanskrit-Wurzel `Yuj´, was `sich verbinden´ bedeutet. Durch die Praxis von yoga, vereint sich die individuelle Seele (jivatma) mit der höchsten Seele (paramatma). Yoga bedeutet Einheit mit Gott. Dann kommt alles samsara (Kreislauf von Geburt und Tod) zu einem Ende.

Yoga stillt alle Arten von Schmerz - Not und Drangsal. Yoga befreit dich von dem Rad des samsara von Geburt und Tod. Yoga gibt dir verschiedene Kräfte und Befreiung durch jnana (Selbsterkenntnis). Trinke daher das Elexier oder Nektar der Unsterblichkeit und werde ein yogi. "Tasmat Yogi bhava Arjuna" (Gita, Kapitel 6, Vers 46). Einheit mit Gott ist das Ziel menschlichen Lebens. Es ist das "alles-sein" und "alles-beenden" unserer Existenz. Es ist das summum bonum (das Höchste Gute; d.Ü.).

Der Gott (Isvara) des raja yoga ist ein besonderer purusha (Person), der nicht durch die fünf Gebrechen und die Früchte der Handlungen und Begierden berührt wird. Sein Name oder Symbol ist `OM´. Er wird angezeigt durch das einsilbige Om. Er ist allmächtig, allwissend, allgegenwärtig, usw.

LIED DES ECHTEN SADHANA

Macht echtes sadhana, meine lieben Kinder
(Macht echtes sadhana .... )
sadhana - sadhana - sadhana - sadhana

Um dich selbst von Geburt und Tod zu befreien
und höchste Glückseligkeit zu genießen, werde ich euch jetzt den sichersten
Weg nennen
Horcht bitte freundlichst mit grösster Sorgfalt
(Macht echtes sadhana .... )

Erwerbt zuerst sadhana chatushtaya (die vier Prinzipien von sadhana
(spiritueller Übung); d.Ü.)
Dann begib dich zu den Füßen eines Guru
Nachdem ihr sravan (Hören, Studium; d.Ü.) und manan (Reflektion über das
Gehörte und Gelernte; d.Ü.) geübt habt
Praktiziert nidhidhyasan (Meditation; meditatives Erkennen; d.Ü.)
(Macht echtes sadhana .... )

Entfernt zuerst das alte, alte dehaadhyas (Identifizierung mit dem Körper;
d.Ü.) durch Wiederholen von Sivoham Bhavana
Dann entfernt den Schleier, avarana
Ihr werdet in eurem eigenen swaroop (Wesen, d.Ü.) ruhen
(Macht echtes sadhana ....)

09.03.01

LERNE DAS YOGA UNTER EINEM GURU


Bemerkungen und Kommentare

Lernt das yoga unter einem guru (Lehrer). Nur dann werdet ihr fähig sein, die erhabenen Punkte zu verstehen. Holt euch von ihm auch praktische Lehren. Nur dann werdet ihr schnell wachsen. Er wird eure Zweifel beseitigen und euch den rechten Weg weisen, weil er den Weg schon selbst gegangen ist. Er wird die Fallen, Versuchungen, usw. aufzeigen, die den Anwärter auf dem Weg verleiten und täuschen.

So wie das Wasser von einer höheren Ebene auf eine tiefere Ebene fließt, ebenso fließt die Gnade des Guru zu dem Schüler hin, wenn letzterer eine echte, aufnahmefähige Einstellung und aufrichtigen Glauben an seinen Guru hat. So wie Elektrizität von einer positiv geladenen Batterie zu dem negativen Pol fließt, ebenso fließt die Kraft, Energie, Liebe, Weisheit und spirituelle Strom von dem überragenden Geist eines yogi zu dem niederen Geist des Schülers.

Selbst beim Kochen und Schreibmaschinenschreiben sucht ihr die Führung eines guru. Wenn das schon bei gewöhnlichen Dingen und weltlichen Wissenschaften der Fall ist, was sollte man da bei der Wissenschaft des yoga sagen, die erhabene spirituelle Themen und metaphysische Fragen behandelt? Die Geheimnisse des Wissens werden von dem guru zum Schüler weitergereicht.

Auch Bücher können euch helfen. Sie werden euch inspirieren. Sie können euch bis zu einem gewissen Grad führen. Ihr werdet für euch selbst yama, niyama oder die Regeln des rechten Verhaltens praktizieren müssen, bevor ihr euch einem guru nähern könnt. Ihr könnt beginnen, die unbedeutenderen Praktiken wie asanas, pranayama, manche Konzentrationsübungen usw., mit Hilfe von Büchern zu üben. Bücher, die von verwirklichten Personen geschrieben wurden, können den Zweck eines guru erfüllen, bis ihr in persönlichen Kontakt mit einem verwirklichten yogi oder Eingeweihten kommt. Ihr könnt auch Hilfe von Senior-Anwärtern auf dem Pfad des yoga erhalten.

Macht einen Programmplan eures Lebens. Setzt eine spirituelle Routine auf. Haltet euch systematisch und regelmäßig daran. Wendet sie fleißig an. Verschwendet niemals nur eine Minute. Das Leben ist kurz. Zeit ist flüchtig. Das "morgen" wird niemals kommen - jetzt oder nie.

Steht auf mit einem festen Entschluß: "Ich werde genau jetzt ein yogi werden." Gürtet eure Lenden. Macht hartes, konstantes yoga sadhana oder yoga abhyasa. Wenn ihr sehr aufrichtig in eurer Praxis seid und wenn euer Geist mit brennendem vairagya (Leidenschaftslosigkeit) und heftigem Verlangen nach Befreiung (mumukshutva) gefüllt ist, könnt ihr innerhalb von sechs Monaten Verwirklichung erlangen.

10.03.01

EIN VRTTI IST EIN STRUDEL IM SEE DES GEISTES


Bemerkungen und Kommentare

Vrtti bedeutet wörtlich Strudel. Es ist eine Gedankenwelle im See des citta. Citta ist der Inhalt des Geistes (mind-stuff; d.Ü.) oder geistige Substanz. Es nimmt verschiedene Formen an. Diese Formen stellen die vrttis dar. Sie werden umgeformt oder verändert (parinama). Diese Umformungen oder Veränderungen sind die Gedankenwellen, Strudel oder vrttis. Wenn der citta an eine Mango denkt, wird der vrtti der Mango in dem See des citta geformt. Dieser wird versinken und ein anderer vrtti wird geformt, wenn er an Milch denkt (Milch-vrtti). Unzählige vrttis steigen auf und versinken im Ozean des citta. Diese vrttis verursachen die Ruhelosigkeit des Geistes. Warum entspringen vrittis dem citta? Wegen der samskaras (Gewohnheiten) und vasanas (Begierden). Wenn ihr alle Begierden zerschlagt, werden alle vrttis von selbst versinken.

Wenn ein vrtti versinkt, hinterläßt er einen eindeutigen Eindruck im Unterbewußtsein, der als samskara oder verborgener Eindruck bekannt ist. Die Gesamtsumme aller samskaras ist bekannt als karmasaya (Gefäß der Tätigkeiten). Dies ist sancita karma (gesammelte Tätigkeiten). Wenn ein Mensch seinen physischen Körper verläßt, trägt er seinen Astralkörper der siebzehn tatvas (Grundprinzipien; d.Ü.) und auch den karmasaya zu der mentalen Ebene. Dieses karmasaya wird durch das höchste Wissen verbrannt, welches durch asamprajnata samadhi erlangt wird.

Veränderung ist ein vrtti im Geist. Wenn der vrtti versinkt, nimmt es den feinen Zustand der (Zeugungs-)Kraft oder samskara im citta oder Unterbewußtsein an. Diese (Zeugungs-)Kraft wird unter passenden Umständen wieder ein vrtti, wenn der Geist in Kontakt mit Sinnesobjekten kommt oder durch Erinnerung an Objekte, die innerlich anregen. Es gibt Stufen in den vrttis oder Veränderungen, die vom Geist aufsteigen. Ihr könnt die niederen vrttis mit Hilfe der höheren vrttis oder Umwandlungen prüfen und kontrollieren. Ein Beispiel: Ärger ist ein niederer vrtti oder ein vrtti der niederen Stufe. Ksama (Vergebung) ist ein vrtti der höheren Stufe. Mit Hilfe von ksama könnt ihr den niederen vrtti (hier: Ärger) kontrollieren. Durch die Kontrolle aller vrttis des Geistes könnt ihr ein yogarudha (einer, der im yoga gefestigt ist) werden. Der yogi vernichtet sich nicht selbst, wenn er alle vrttis oder Veränderungen des Geistes kontrolliert. Durch Unterdrückung der Umwandlungen des Geistes erlangt er große Kräfte. Er wird zum siddha (Eingeweihter oder vollkommenes Wesen).

Obwohl der Geist (mind; d.Ü.) Eins ist, durchläuft er verschiedene Konditionen oder Zustände, da er aus den drei Eigenschaften (gunas) satva, rajas und tamas besteht. Alle diese Eigenschaften gehen eine Vielfalt von Kombinationen ein. Auch die Änderungen oder vrttis des Geistes sind zahlreich. Frieden des Geistes ist ein satvischer vrtti. Lust ist ein rajasischer vrtti. Faulheit ist ein tamasischer vrtti.


11.03.01

EIN VRTTI IST EIN STRUDEL IM SEE DES GEISTES


Durch das Zerstören der vrttis, einen nach dem anderen, gewinnt ihr mehr und mehr geistige Stärke (manasic bala) und spirituelle Stärke (atma bala). Praktiziert es und fühlt selbst die Kraft. Die Vernichtung von selbst einem vrtti wird euch die Kraft geben, den zweiten vrtti zu zerstören, der euch quält. Geduld, Beharrlichkeit und anhaltendes sadhana sind notwendig. Wie schwierig ist es den M.A.-Grad (Master of Arts; Magistertitel; d.Ü.) zu erwerben. Wie viel schwieriger sollte es dann sein, wenn ihr den Zustand der Unsterblichkeit und absolute Freiheit erlangen wollt? So wie ihr einen kleinen Kieselstein entfernt, der euch an den Füßen stört, so solltet ihr auf der Stelle jeden vrtti entfernen, der euren Geist quält. Solange ihr nicht in der Lage seid dies zu tun, habt ihr keine geistige Stärke oder spirituelle Kraft erworben. So wie ihr einen Zahn zieht und ihn dann wegschmeißt, so solltet ihr auch einen störenden vrtti ziehen und fallen lassen. Raja yoga lehrt, wie man störende Gedanken ziehen oder ausrotten kann. Du wirst einen hohen Preis zahlen müssen, wenn du diesen yoga meistern willst.

Unwissende Menschen identifizieren sich mit dem Körper, Geist (mind; d.Ü.) und den vrttis des Geistes. Der Geist und der Körper sind nur Instrumente. Der wahre Mensch ist hinter dem Geist. Wenn ihr Eins mit Geist, Körper und vrtti werdet, bekommt ihr verschiedene Arten der Not und der Leiden. Das ganze Universum wird nur durch die vrttis des Geistes erschaffen. Wenn diese geistigen Wellen oder Gedanken-Wellen sich legen, könnt ihr den absoluten Zustand erlangen. So wie ihr klar den Boden eines See sehen könnt, wenn die Kräuselungen und Wellen sich legen, so könnt ihr auch euer wahres Selbst erkennen, wenn die vrttis, die den Geist aufwühlen, sich legen.

12.03.01

EIN GEDANKE IST EIN GEGENSTAND. EIN GEDANKE IST EINE DYNAMISCHE KRAFT.

Bemerkungen und Kommentare

Ein Gedanke ist genauso ein Gegenstand wie jenes Stück Stein. Er hat Gewicht, Farbe, Gestalt, Größe und Form. Ein Gedanke ist eine dynamische Kraft. Sie wird verursacht durch die Vibration des psychischen pranas (sukshma prana) auf der geistigen Substanz. Sie ist eine Kraft wie Gravitation (Schwerkraft), Kohäsion (Zusammenhangskraft der Moleküle eines Stoffes) oder Repulsion (Abstoßung). Ein Gedanke reist oder bewegt sich. Ein Gedanke hat gewaltige Macht. Ein Gedanke kann Krankheiten heilen. Gedanken können die Mentalität von Menschen verwandeln. Ein Gedanke kann alles tun. Er kann Wunder bewirken. Die Geschwindigkeit eines Gedanken ist unvorstellbar.

Ein Gedanke ist eine feine Kraft. Sie wird uns durch die Nahrung zugeführt. Wenn ihr die Chandogya Upanishad - den Dialog zwischen Uddalaka und Swetaketu - lest, werdet ihr diesen Punkt gut verstehen. Wenn die Nahrung rein ist, werden auch die Gedanken rein. Der, der reine Gedanken hat, kann sehr kraftvoll sprechen und durch seine Rede tiefe Eindrücke im Geist (mind) der Zuhörer verursachen. Er beeinflußt Tausende von Menschen durch seine reinen Gedanken. Ein reiner Gedanke ist schärfer als eine Rasierklinge. Hege immer reine, große Gedanken. Gedanken-Kultur ist eine exakte Wissenschaft.

Es gibt vier Arten des Denkens: symbolisches Denken, instinktives Denken, impulsives Denken und gewohnheitsmäßiges Denken. Denken durch Worte ist symbolisches Denken. Instinkte sind kraftvoller als Impulse. Gedanken an Körper, Nahrung, Trinken, Bad usw. sind gewohnheitsmäßiges Denken. Symbolisches Denken könnt ihr einfach stoppen. Es ist aber schwierig, mit instinktivem oder impulsiven Denken aufzuhören.

Ein Gedanke ist eine große Macht. Ein Gedanke hat gewaltige Energie. Sie kann von einem Menschen zu einem anderen übertragen werden. Durch Gedankenkraft könnt ihr die Welt bewegen. Die mächtigen Gedanken der großen Weisen (rsis) der Vergangenheit sind noch immer im akasa (akasa - Raum; Äther; das feinste der fünf Elemente; d.Ü.) aufgezeichnet (akasische Aufzeichnungen). Yogis, die hellseherische Visionen haben, können diese Gedankenbilder empfangen. Sie können sie lesen. Ihr seid von einem Meer aus Gedanken umgeben. Ihr treibt in einem Meer aus Gedanken. In der Gedankenwelt nehmt ihr gewisse Gedanken auf und stoßt manche ab.

Jeder hat seine eigene Gedankenwelt. Durch die Praxis von yama, niyama, pranayama und Meditation könnt ihr unreine Gedanken in passende, reine Gedanken verändern. Meditation füllt den Geist mit fröhlichen, kraftvollen, sattvischen Gedanken.

13.03.01

CITTA IST DER GEIST - STOFF (mind-stuff), AUS DEM DIE VRTTIS ENTSTEHEN

Bemerkungen und Kommentare

Das Denk-Prinzip ist ein übergreifender Ausdruck entsprechend dem Sanskrit-Begriff antahkarana. Antahkarana ist ein im Vedanta benutzter, umfassender Begriff. Er beinhaltet manas (Geist (mind)), buddhi (Intellekt), citta und ahamkara (Egoismus oder Prinzip der Selbstbehauptung).

Der eine Geist (mind) nimmt die anderen drei Formen, buddhi, citta und ahamkara, an, gemäß den verschiedenen Funktionen, die er verrichtet, so wie ein Mensch ein Richter in einem Gericht ist, ein President in einer sabha (Versammlung, Rat), ein Lagerverwalter in einem Lager und ein General-Sekretär eines geschäftsführenden Kommitees. Manas ist sankalpavikalpatmaka (Wollen und Zweifeln). Er denkt entweder irgendwohin zu gehen oder nicht, entweder jenes zu tun oder nicht und entweder ist das gut oder schlecht. Der Geist (mind) ist von einer zweifelnden Natur.

Buddhi (Intellekt) ist niscayatmaka (Bestimmtheit, Gewissheit). Er ist die Entscheidungen treffende Fähigkeit. Es ist das Licht von buddhi, das einen Weg bestimmt oder einen anderen. "Ich muß mit dem Abend-Zug nach Dehra Dun fahren." "Ich muß diese Arbeit tun." "Das ist gut." Citta erfüllt die Funktion von anusandhana (Kontemplation) und dharana (Konzentration). Auch die Erinnerungsfähigkeit gehört zu citta. Nach der Yoga-Philosophie ist citta der Geist-Stoff (mind-stuff) oder die geistige Substanz, und der Geist (mind), Intellekt und Egoismus sind verschiedene Prozesse in dem Geist-Stoff.

Ahamkara ist das Selbst-fordernde Prinzip. Es erfüllt die Funktion von abhimana (Identifikation). Es kreiert mamata (Gedanke von "das gehört mir"). Das ist der Ursprung von allem menschlichen Leiden. Alle vrttis hängen an diesem einen "Aham Vrtti" ("Ich"-Gedanke). Es ist die Ursache der menschlichen Unwissenheit.

Es sollte im Geist (mind) klar gehalten werden, dass das Denk-Prinzip - Geist (mind) - nicht der atman (Selbst) ist, der die Quelle alles Bewußtseins oder Wissens darstellt. So wie ein Stück Eisen sich in der Gegenwart eines mächtigen Magneten bewegt, so bewegt sich auch der kleine Geist in der Anwesenheit des majestätischen atman. So wie ein Minister in der Gegenwart des Königs mit Furcht arbeitet, so arbeitet auch der Geist in der gleichen Weise in der Gegenwart des Königs der Könige, dem atman. So wie ein Spiegel sein Licht von der Sonne borgt, so borgt auch der Geist sein Licht von dem atman, dem Höchsten Wesen.

14.03.01

WAHRNEHMUNG KOMMT NUR, WENN DER GEIST MIT DEM ZENTRUM UND DEN ÄUSSEREN INSTRUMENTEN VERBUNDEN IST

Bemerkungen und Kommentare

Veränderung des Geistes ist bakannt als parinama. Wenn sich Milch in Joghurt verwandelt, ist das auch parinama. Ebenso verwandelt sich der Geist in ein vrtti, wenn er die Form des Objektes annimmt, welches er wahrnimmt. Kenntnis über die Wahrnehmung ist eine Art der Transformation (parinama) des Geistes.

Manche Menschen schlafen mit offenen Augen. Das Objekt ist da. Das Zentrum des Sehens ist da, und doch können sie das Objekt nicht sehen. Warum? Weil der Geist (mind) nicht da ist. Daher sind drei Dinge für die Wahrnehmung eines Objektes notwendig, nämlich das physische Instrument, die äußeren, fleischlichen Augen, welche als Fenster der Seele dienen; das Zentum des Sehens im Gehirn und der Geist (mind). Es ist der Geist, der wirklich sieht. Er ist der Befehlshaber der fünf Sinne. Die Sinne tragen die Vibrationen von Außen zu dem Geist (mind). Sie sind die Hauptstraßen der Sinnes-Kenntnis.

Gemäß der Sankhya-Philosophie ist es der purusa oder Seele, welche der wirkliche Wahrnehmende eines Objektes ist. Die Sinne übertragen die Vibrationen der Sinne zum Geist und der Geist wiederum überbringt die Vibrationen zum Premierminister der Seele, dem buddhi oder Intellekt, dem Unterscheidungsvermögen, welcher der Seele sehr nahe ist. Jetzt kommen die Reaktionen. Seite an Seite mit der Reaktion von buddhi manifestiert sich Egoismus. Dann wird die ganze Sache dem purusha präsentiert, der wirklich die Objekte wahrnimmt.

Wenn das physische Instrument, das Auge, sich in keinem guten Zustand befindet, z.B. wegen eines Kataraktes (grauer Star) oder anderer Krankheiten, könnt ihr keine Wahrnehmung eines Objektes haben. Das Auge mag in Ordnung sein, aber wenn das Zentrum des Sehens, das sich im okzipitalen Lappen des Gehirnes an der Hinterseite des Schädels befindet, wegen Krankheiten eben dieses gewissen Lappens des Gehirnes nicht richtig funktioniert, in diesem Fall also könnt ihr nur schwerlich irgendeine Wahrnehmung eines Objektes haben. Das Auge und das Zentrum des Sehens mögen sich in gesundem Zustand befinden, aber wenn der Geist nicht mit dem Zentrum und dem äußeren Auge verbunden ist, könnt ihr schwerlich Wahrnehmung eines Objektes haben. Manchmal sagt ein Mensch: "Ich hörte nichts. Ich sah nichts. Mein Geist war irgendwo anders." Ihr werdet solche Fälle aus eurem täglichen Leben kennen.

15.03.01

WAHRNEHMUNG KOMMT NUR, WENN DER GEIST MIT DEM ZENTRUM UND DEN ÄUSSEREN INSTRUMENTEN VERBUNDEN IST - (Fortsetzung)


Wenn ihr in das Lösen eines mathematischen Problems vertieft seid, hört ihr keinen Ton, obwohl eure Freunde nahe an eurer Seite laut rufen. Straßenbahnwagen und Autos fahren auf der Straße. Wenn ihr in irgendetwas vertieft seid, hört ihr sie nicht. Warum? Weil euer Geist (mind) nicht mit dem Organ des Hörens verbunden war. Die indriyas können nichts von sich aus tun. Sie brauchen die Hilfe ihres Meisters, dem Geist (mind), in jedem Augenblick. Es ist der Geist, der sieht, hört, schmeckt, riecht und fühlt. Die Sinne leiten lediglich die Sinnes-Vibrationen von Außen zu dem Geist.

Der Tisch den ihr seht, ist eine geistige kalpana (Einbildung). Dieser Tisch, obwohl ihr ihn Außen seht, existiert wirklich in eurem Geist. Ein geistiges Bild oder Vorstellung plus äußeres Irgendetwas ist der Tisch. Das, was außen existiert, ist unbekannt und unwissend. Der Geist reagiert auf äußere Schwingungen und ihr seht das äußere Universum. Wenn es keinen Geist gibt, gibt es kein Universum. Wo ist die Welt für euch während tiefen Schlafs? Daher wird diese Welt als manomatra jagat oder manahkalpita jagat bezeichnet. Der Geist ist das Universum. Es gibt keine vom Geist getrennte Welt.

Wie kann eine winzige Linse das große Abbild eines Berges erzeugen? Die Linse, die Netzhaut und das Seh-Zentrum erzeugen ein kleines Abbild. Es ist der Geist, der es entwickelt und vergrößert. Alle Bilder existieren bereits im Geist. Was ihr außen als einen großen Berg wahrnehmt, ist nur ein geistiges Bild plus ein äußeres, unbekanntes Etwas.

Wenn ihr sagt: "da ist nichts draußen", warum rennt ihr dann nach Nahrung und Wasser, wenn ihr hungrig und durstig seid? Wenn alles innen ist, dann solltet ihr Befriedigung von Hunger und Durst auch nur von Innen erhalten. Aber das ist nicht der Fall. Da ist etwas draußen, nennt es avivrata (Erscheinung) von Brahman, vilasa (Ausweitung) von maya, camatkara (Trick) von avidya (Unwissenheit), parinama (Modifikation) von Vishnu, elektrische Wellen von Wissenschaftlern, Verbindung von anus (Atomen) von Kanaada (Begründer der Vaisheshika-Philosophie) oder tatva (elementare) vilasa (Erscheinung). Es spielt keine große Rolle.