Der Aufstieg des Geistes - Kapitel 6 - Gib dem Cäsar, was des Cäsars ist, und Gott, was Gottes ist: Unterschied zwischen den Versionen

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== Der Aufstieg des Geistes - Gib dem Cäsar, was des Cäsars ist, und Gott, was Gottes ist ==
== Der Aufstieg des Geistes - Gib dem Cäsar, was des Cäsars ist, und Gott, was Gottes ist ==


Es bedarf keiner besonderen Erwähnung, dass das Streben nach Wissen durch Erziehung eine doppelte Funktion zu erfüllen hat, nämlich einerseits die
Es bedarf keiner besonderen Erwähnung, dass das Streben nach Wissen durch Erziehung eine doppelte Funktion zu erfüllen hat, nämlich einerseits die empirischen Fakten und Erfahrungen des Lebens aufzuzeichnen und andererseits mit den Forderungen der absoluten Werte in Einklang zu stehen. Da die zeitlichen Werte untrennbar mit den zeitlosen Werten verbunden sind, muss man den Gesetzen eines jeden Bereiches gerecht werden. “Gib dem Cäsar, was des Cäsars ist, und Gott, was Gottes ist.” Obwohl die Erscheinung nicht mit der Wirklichkeit gleichgesetzt werden kann, ist es klar, dass die Erscheinungswelt mit der Wirklichkeit in einer gewissen Beziehung steht. Obwohl all unsere Pläne und Unternehmungen im Leben in das Phänomen der Vergänglichkeit verwickelt zu sein scheinen, kann man dennoch nicht bestreiten, dass unsere Bemühungen um die Wahrheit, nach der wir streben, eine Bedeutung haben. Empirische Erfahrung zu akzeptieren verlangt gleichzeitig nach der Anerkennung der Tatsache, dass es so etwas wie eine Wirklichkeit geben muss. Unsere Launen und Vorlieben, Hoffnungen und Bestrebungen, Kämpfe und Errungenschaften müssen, wenn auch entfernt, in Beziehung zur Wirklichkeit stehen. Die Widerspiegelung ist nicht das Original, doch deutet sie darauf hin, wie das Original sein könnte, so wie ein Schatten von etwas geworfen wird, das existiert. Der menschliche Geist braucht nicht zu fürchten, dass seine Mühen nur die Verfolgung eines Irrlichts darstellen. Unsere Erziehung und unser Wissen sind ohne Zweifel völlig empirisch, doch können sie nicht mit dem rein Empirischen enden. Sie haben nämlich eine Funktion zu erfüllen, deren Wirkung über sie selbst hinaus reicht, so wie die Medizin, die man einnimmt, um damit eine Krankheit zu heilen.
empirischen Fakten und Erfahrungen des Lebens aufzuzeichnen und andererseits mit den Forderungen der absoluten Werte in Einklang zu stehen. Da
   
die zeitlichen Werte untrennbar mit den zeitlosen Werten verbunden sind, muss man den Gesetzen eines jeden Bereiches gerecht werden. “Gib dem Cäsar, was
Die wichtigste Regel der Erziehung sollte es sein, den Wirklichkeitsgrad, der in jedes einzelne Erfahrungsstadium verwoben ist, nicht zu stören. Die Bhagavadgita enthält die Mahnung, dass der Glaube des Unwissenden durch die Wissensvermittlung nicht erschüttert werden darf. Der Standpunkt des Studenten darf auf keiner Stufe der Erziehung ignoriert werden, auch wenn er im Vergleich zu einem höheren Grad der Erkenntnis als unzulänglich erachtet werden mag. Erziehung ähnelt dem kunstvollen Prozess der sich öffnenden Blumenknospe - allmählich und schön. Die Knospe darf auf gar keinen Fall gewaltsam und abrupt geöffnet werden, da sie durch diesen Eingriff nicht zur reifen Blüte werden, sondern zerbricht würde, so dass sie ihrem eigentlichen Zweck nicht mehr dienen kann. Der Lehrer muss hinter dem Studenten im Verborgenen bleiben, obwohl er ihn ständig begleitet. Er darf weder als Vorgesetzter noch als unangenehmer Bestandteil unter den Bausteinen in den
des Cäsars ist, und Gott, was Gottes ist.” Obwohl die Erscheinung nicht mit der
Vordergrund treten, die auf jeder einzelnen Stufe die Gefühle, Bestrebungen und Bedürfnisse des Studenten bilden. Die Aufgabe des Lehrers ist in der Tat sehr schwer auszuführen. Jemand, der in der Kunst, durch den Geist des Studenten hindurch zu denken, nicht geschult ist, kann hier nicht erfolgreich sein. Die unmittelbare Realität muss immer zuerst angegangen werden, sei dies nun im sozialen, im erzieherischen oder im philosophischen Bereich. Die sichtbaren Objekte sind stets die konkretesten Dinge und für ein Kind die einzige Realität. Hieraus ergibt sich für die Kindergartenstufe die Notwendigkeit, durch die Darbietung konkreter Beispiele Objekt-Lektionen zu vermitteln. Wenn diese Beispiele für den Anblick und das Gehör angenehm sind, trägt dies zum Erfolg des Erziehungsprozesses bei. Eine Disziplin oder eine Ausbildung muss nicht unbedingt bitter oder unangenehm sein. Sie kann auch süß, liebevoll und erfreulich sein. Die Lehrmethode ist demnach eine Frage der Psychologie. Sie verlangt vom Lehrer nämlich nicht nur, dass er den Zweck der Erziehung auf ihren verschiedenen Stufen kennt, sondern ebenso das Wissen um die verschiedenen Methoden, die für das Lehren auf diesen unterschiedlichen Stufen angewendet werden müssen. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass keine Erfahrungsstufe als völlig falsch oder verkehrt angesehen werden kann, da eine jede in sich einen bestimmten Wirklichkeitsgrad birgt. Jedes Kind ist seiner eigenen Mutter lieb, ganz gleich, wer sie auch immer sein mag und in welchen Bedingungen sie auch immer leben mag.
Wirklichkeit gleichgesetzt werden kann, ist es klar, daß die Erscheinungswelt mit
   
der Wirklichkeit in einer gewissen Beziehung steht. Obwohl all unsere Pläne und
Aus dieser Überlegung würde folgen, dass die Studien, die heutzutage in den Lehrplänen der Lehrinstitutionen aufgelistet sind, nicht völlig unbrauchbar sind, da sie zu irgendeiner Stufe der Wirklichkeit in Beziehung stehen. Ihr Fehler ist jedoch, dass sich diese Stufen gänzlich auf das Feld der Sinnenerfahrung beschränken und nicht einmal ansatzweise das berühren, was sich jenseits des empirischen Niveaus befindet. Auch wenn eine geringere Wahrheit ebenfalls einen notwendigen Grundzug der Wahrheit darstellt, sollte man sie niemals für die gesamte Wahrheit halten. Die Themenfächer, die in den schulischen Institutionen heute gelehrt werden, sind innerhalb ihres eigenen begrenzten Rahmens ohne Zweifel Wahrheiten. Tatsächlich sind alle Erfahrungen, die auf Wahrnehmungen beruhen, Phasen der Wahrheit, die zum Zeitpunkt der Erfahrung oder der Wahrnehmung nicht geleugnet werden können. Da sie jedoch nicht die gesamte Wahrheit darstellen, bringen sie langfristig unvorhergesehene Probleme mit sich, die den Hintergrund für die Rastlosigkeit und das Unsicherheitsgefühl darstellen, die sich in die Adern des modern erzogenen Individuums einschleichen. Der Nachdruck, der auf die Notwendigkeit der niederen Wahrheit gelegt wird, sollte weder zur Unwissenheit noch zur Vernachlässigung der höheren Wahrheit führen.
Unternehmungen im Leben in das Phänomen der Vergänglichkeit verwickelt zu
   
sein scheinen, kann man dennoch nicht bestreiten, daß unsere Bemühungen um
Die Erforschung der Lage des Menschen im Universum führt uns jedoch an einen Punkt, an dem uns klar wird, wie die rechte Methodik der Erziehung aussehen könnte. Und was ist das Leben anderes als ein fortwährender Lernprozess? Wollte man sich einer ehrlichen Selbsterforschung im Spiegel der Wahrhaftigkeit unterziehen, würde man erkennen, dass man zeitlebens ein Lernender ist! Das von der modernen schulischen Psychologie angewandte gegenwärtige Lehrsystem ist innerhalb seiner Reichweite recht gut - aber eben nur, so weit es reicht. Wie wir beobachtet haben, ist es notwendig, die solideren Manifestationen der Wirklichkeit mit unmittelbarer Priorität zuerst zu berücksichtigen. Die soziale und körperliche Struktur der eigenen Umgebung ist offensichtlich die naheliegendste. Die Lebensbedingungen zwingen zu der Annahme, dass da draußen eine Welt ist mit Bergen, Flüssen, Sonne, Mond und Sternen, Sommer, Winter und Regenzeit als periodisch wiederkehrende Jahreszeiten, wie auch Menschen und Tieren, von denen manche durch Verwandtschaft mit uns verbunden zu sein scheinen und andere wiederum nicht. Dies sei erwähnt, um einen groben Überblick über all jene Vorstellungen zu geben, die wir über die astronomische Welt, die geographischen Merkmale und die sozialen Beziehungen haben, mit denen wir auf irgendeine Weise in Verbindung zu stehen scheinen, auch wenn all diese Dinge im aktiven Bewusstsein des einzelnen nicht sehr ausgeprägt gegenwärtig sein mögen. Da es sich hierbei um die unmittelbar beobachtbaren Fakten handelt, ergäben deren Merkmale natürlicherweise die ersten Themenbereiche, die in die eigenen Studien aufgenommen werden müssten, wenn auch nur in sehr begrenztem Rahmen. Wir könnten sie als das Grundwissen der Astronomie, Geographie, Soziologie und Staatsbürgerkunde bezeichnen, wobei sie als notwendige Ergänzung die moralischen Verpflichtungen gegenüber der Gesellschaft der menschlichen Wesen und der Tierwelt mit einschließen. Und schon betreten wir das Feld der “Ethik”, ein von den Studien untrennbarer Teil, da die ethischen Regeln nicht von den sozialen Verpflichtungen isoliert werden können, in die das eigene Leben verwickelt ist. So kommt es zur natürlichen Entwicklung dahin, dass
die Wahrheit, nach der wir streben, eine Bedeutung haben. Empirische Erfahrung
man sich sowohl der eigenen materiellen Bedürfnisse als auch der Wege bewusst wird, wie man sich diese erfüllen kann, wobei man stets darauf achten sollte, dass
zu akzeptieren verlangt gleichzeitig nach der Anerkennung der Tatsache, daß es
auch die anderen Menschen derartige Bedürfnisse haben. Hier säen wir die Samen der “Ökonomie” in ihren tatsächlichen Grundlage. Bis zu diesem Abschnitt des Studienverlaufs kann man unsere Erziehung als “fundamental” und “elementar” ansehen.
so etwas wie eine Wirklichkeit geben muß. Unsere Launen und Vorlieben,
Hoffnungen und Bestrebungen, Kämpfe und Errungenschaften müssen, wenn
auch entfernt, in Beziehung zur Wirklichkeit stehen. Die Widerspiegelung ist
nicht das Original, doch deutet sie darauf hin, wie das Original sein könnte, so wie
ein Schatten von etwas geworfen wird, das existiert. Der menschliche Geist
braucht nicht zu fürchten, daß seine Mühen nur die Verfolgung eines Irrlichts
darstellen. Unsere Erziehung und unser Wissen sind ohne Zweifel völlig
empirisch, doch können sie nicht mit dem rein Empirischen enden. Sie haben
nämlich eine Funktion zu erfüllen, deren Wirkung über sie selbst hinaus reicht,
so wie die Medizin, die man einnimmt, um damit eine Krankheit zu heilen.
  Die wichtigste Regel der Erziehung sollte es sein, den Wirklichkeitsgrad, der
in jedes einzelne Erfahrungsstadium verwoben ist, nicht zu stören. Die
Bhagavadgita enthält die Mahnung, daß der Glaube des Unwissenden durch die
Wissensvermittlung nicht erschüttert werden darf. Der Standpunkt des
Studenten darf auf keiner Stufe der Erziehung ignoriert werden, auch wenn er im
Vergleich zu einem höheren Grad der Erkenntnis als unzulänglich erachtet
werden mag. Erziehung ähnelt dem kunstvollen Prozeß der sich öffnenden
Blumenknospe - allmählich und schön. Die Knospe darf auf gar keinen Fall
gewaltsam und abrupt geöffnet werden, da sie durch diesen Eingriff nicht zur
reifen Blüte werden, sondern zerbricht würde, so daß sie ihrem eigentlichen
Zweck nicht mehr dienen kann. Der Lehrer muß hinter dem Studenten im
Verborgenen bleiben, obwohl er ihn ständig begleitet. Er darf weder als
Vorgesetzter noch als unangenehmer Bestandteil unter den Bausteinen in den
Vordergrund treten, die auf jeder einzelnen Stufe die Gefühle, Bestrebungen und
Bedürfnisse des Studenten bilden. Die Aufgabe des Lehrers ist in der Tat sehr
schwer auszuführen. Jemand, der in der Kunst, durch den Geist des Studenten
hindurch zu denken, nicht geschult ist, kann hier nicht erfolgreich sein. Die
unmittelbare Realität muß immer zuerst angegangen werden, sei dies nun im
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sozialen, im erzieherischen oder im philosophischen Bereich. Die sichtbaren
Objekte sind stets die konkretesten Dinge und für ein Kind die einzige Realität.
Hieraus ergibt sich für die Kindergartenstufe die Notwendigkeit, durch die
Darbietung konkreter Beispiele Objekt-Lektionen zu vermitteln. Wenn diese
Beispiele für den Anblick und das Gehör angenehm sind, trägt dies zum Erfolg
des Erziehungsprozesses bei. Eine Disziplin oder eine Ausbildung muß nicht
unbedingt bitter oder unangenehm sein. Sie kann auch süß, liebevoll und
erfreulich sein. Die Lehrmethode ist demnach eine Frage der Psychologie. Sie
verlangt vom Lehrer nämlich nicht nur, daß er den Zweck der Erziehung auf
ihren verschiedenen Stufen kennt, sondern ebenso das Wissen um die
verschiedenen Methoden, die für das Lehren auf diesen unterschiedlichen Stufen
angewendet werden müssen. Man sollte sich darüber im Klaren sein, daß keine
Erfahrungsstufe als völlig falsch oder verkehrt angesehen werden kann, da eine
jede in sich einen bestimmten Wirklichkeitsgrad birgt. Jedes Kind ist seiner
eigenen Mutter lieb, ganz gleich, wer sie auch immer sein mag und in welchen
Bedingungen sie auch immer leben mag.
  Aus dieser Überlegung würde folgen, daß die Studien, die heutzutage in den
Lehrplänen der Lehrinstitutionen aufgelistet sind, nicht völlig unbrauchbar sind,
da sie zu irgendeiner Stufe der Wirklichkeit in Beziehung stehen. Ihr Fehler ist
jedoch, daß sich diese Stufen gänzlich auf das Feld der Sinnenerfahrung
beschränken und nicht einmal ansatzweise das berühren, was sich jenseits des
empirischen Niveaus befindet. Auch wenn eine geringere Wahrheit ebenfalls
einen notwendigen Grundzug der Wahrheit darstellt, sollte man sie niemals für
die gesamte Wahrheit halten. Die Themenfächer, die in den schulischen
Institutionen heute gelehrt werden, sind innerhalb ihres eigenen begrenzten
Rahmens ohne Zweifel Wahrheiten. Tatsächlich sind alle Erfahrungen, die auf
Wahrnehmungen beruhen, Phasen der Wahrheit, die zum Zeitpunkt der
Erfahrung oder der Wahrnehmung nicht geleugnet werden können. Da sie jedoch
nicht die gesamte Wahrheit darstellen, bringen sie langfristig unvorhergesehene
Probleme mit sich, die den Hintergrund für die Rastlosigkeit und das
Unsicherheitsgefühl darstellen, die sich in die Adern des modern erzogenen
Individuums einschleichen. Der Nachdruck, der auf die Notwendigkeit der
niederen Wahrheit gelegt wird, sollte weder zur Unwissenheit noch zur
Vernachlässigung der höheren Wahrheit führen.
  Die Erforschung der Lage des Menschen im Universum führt uns jedoch an
einen Punkt, an dem uns klar wird, wie die rechte Methodik der Erziehung
aussehen könnte. Und was ist das Leben anderes als ein fortwährender
Lernprozeß? Wollte man sich einer ehrlichen Selbsterforschung im Spiegel der
Wahrhaftigkeit unterziehen, würde man erkennen, daß man zeitlebens ein
Lernender ist! Das von der modernen schulischen Psychologie angewandte
gegenwärtige Lehrsystem ist innerhalb seiner Reichweite recht gut - aber eben
nur, so weit es reicht. Wie wir beobachtet haben, ist es notwendig, die solideren
Manifestationen der Wirklichkeit mit unmittelbarer Priorität zuerst zu
berücksichtigen. Die soziale und körperliche Struktur der eigenen Umgebung ist
offensichtlich die naheliegendste. Die Lebensbedingungen zwingen zu der
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Annahme, daß da draußen eine Welt ist mit Bergen, Flüssen, Sonne, Mond und
Sternen, Sommer, Winter und Regenzeit als periodisch wiederkehrende
Jahreszeiten, wie auch Menschen und Tieren, von denen manche durch
Verwandtschaft mit uns verbunden zu sein scheinen und andere wiederum nicht.
Dies sei erwähnt, um einen groben Überblick über all jene Vorstellungen zu
geben, die wir über die astronomische Welt, die geographischen Merkmale und
die sozialen Beziehungen haben, mit denen wir auf irgendeine Weise in
Verbindung zu stehen scheinen, auch wenn all diese Dinge im aktiven
Bewußtsein des einzelnen nicht sehr ausgeprägt gegenwärtig sein mögen. Da es
sich hierbei um die unmittelbar beobachtbaren Fakten handelt, ergäben deren
Merkmale natürlicherweise die ersten Themenbereiche, die in die eigenen
Studien aufgenommen werden müßten, wenn auch nur in sehr begrenztem
Rahmen. Wir könnten sie als das Grundwissen der Astronomie, Geographie,
Soziologie und Staatsbürgerkunde bezeichnen, wobei sie als notwendige
Ergänzung die moralischen Verpflichtungen gegenüber der Gesellschaft der
menschlichen Wesen und der Tierwelt mit einschließen. Und schon betreten wir
das Feld der “Ethik”, ein von den Studien untrennbarer Teil, da die ethischen
Regeln nicht von den sozialen Verpflichtungen isoliert werden können, in die das
eigene Leben verwickelt ist. So kommt es zur natürlichen Entwicklung dahin, daß
man sich sowohl der eigenen materiellen Bedürfnisse als auch der Wege bewußt
wird, wie man sich diese erfüllen kann, wobei man stets darauf achten sollte, daß
auch die anderen Menschen derartige Bedürfnisse haben. Hier säen wir die
Samen der “Ökonomie” in ihren tatsächlichen Grundlage. Bis zu diesem Abschnitt
des Studienverlaufs kann man unsere Erziehung als “fundamental” und
“elementar” ansehen.
Eine weitreichendere Betrachtung des Lebens und seiner Verwicklungen
führt uns dann zum Studium dessen, was als die “politische Struktur” des Landes
bezeichnet wird. Man wird sich der ausführenden Organe des Gesetzes bewußt,
die von bestimmten Personen repräsentiert werden, die als Oberhaupt der
unmittelbaren Gemeinschaft des Dorfes, des Bezirkes oder noch größerer
Zuständigkeitsbereiche fungieren. Dieses Wissen und die Bedeutung dieses
Wissens für das eigene persönliche und soziale Leben beinhalten die
elementaren Prinzipien der bürgerlichen und politischen Atmosphäre, in der
man lebt. An dieser Stelle stellt sich die Frage, ob es wirklich notwendig ist, genau
über die Gesetze und Regulierungen informiert zu sein, die die tägliche Existenz
regieren, da diese im Alltagsleben nicht unmittelbar sichtbar sind.
Nichtsdestotrotz kann ihr Einfluß auf das eigene Leben ebenso gewaltig sein, wie
der des täglichen Sonnenaufgangs, auch wenn sich die Menschen nicht immer
dessen bewußt sein mögen, daß die Sonne täglich auf- und untergeht. Darüber
hinaus erwächst ein Bedürfnis danach, herauszufinden, wie sich Traditionen
über die Jahrhunderte hin entwickelten, die auf historischen Ereignissen
basieren, die in Beziehung zum Leben unserer Vorväter standen, was dem
Studium der Geschichte entspricht. All diese Aspekte der Allgemeinbildung
formen die “Kultur” der Menschen, wobei sich diese über ihre verschiedenen
Manifestationen in Form des menschlichen Denkens, Fühlens und Handelns
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offenbart. Hiermit erreichen wir die zweite Stufe der Erziehung, die wie alles
bisher Genannte mag noch als “elementar” betrachtet werden mag, wobei unter
“elementar” nicht “unangemessen”, sondern “fundamental” im Sinne der
wesentlichsten Grundlagen des großartigen Erziehungsgebäudes zu verstehen
ist.
Nun wollen wir aber die dritte Stufe betreten, in der wir auch das Bedürfnis
nach bestimmten anderen Studienaspekten zu empfinden beginnen, die sich auf
ihre Weise als wesentlich erweisen, auch wenn sie nicht so wesentlich wie die
oben beschriebenen unvermeidbaren Bildungsbereiche sind, die mit der eigenen
körperlichen Existenz organisch verbunden waren. Die Bedürfnisse der dritten
Stufe werden manchmal als “Zerstreuungen” oder “Vergnügungen” bezeichnet,
da sie von den Emotionen der menschlichen Natur angestrebt werden. Hier
finden wir die “Künste”, die dazu beitragen, der eigenen Persönlichkeit anhand
der Vermittlung von Schönheit eine neue Art der Freude zu bescheren.
“Schönheit” ist ein sehr schwer zu erklärendes Phänomen, das jeder aufgrund
seiner eigenen Erfahrungen im körperlichen und geistigen Leben kennt und fühlt.
Schöne Objekte ziehen die eigene Aufmerksamkeit an und geben einem sogar
schon durch ihre bloße Nähe eine Befriedigung, ganz zu schweigen von ihrem
tatsächlichen Besitz und Genuß. Für gewöhnlich wird Schönheit als eine Art der
Wahrnehmung angesehen, die von bestimmten Anordnungsmustern innerhalb
der Form eines Objekts hervorgerufen wird, das man als schön bezeichnet.
Obwohl dasselbe Objekt nicht allen Personen unter den gleichen Bedingungen als
schön erscheint, was darauf hindeutet, daß “Schönheit” subjektiv auf
wahrgenommene Objekte projiziert wird, gibt es nichtsdestotrotz eine
allgemeine Form der Schönheit, die für jedes menschliche Wesen akzeptabel und
wahrnehmbar ist. Diese allgemeinen Formen der Schönheit können besonders in
die Kategorien Architektur, Bildhauerei, Malerei, Musik, Tanz, Schauspiel und
Literatur unterteilt werden. Eine nähere Bekanntschaft mit diesen Quellen der
Schönheit bedürfte eines eigenen Studiums dieser Themenbereiche, einem
Wissenszweig, der als “Ästhetik” bekannt ist.
Jedenfalls würden wir in einem Zustand der Unwissenheit verbleiben, wenn
wir nicht dazu in der Lage wären, tiefer in die ursächlichen Faktoren
vorzudringen, die uns überhaupt erst zur Untersuchung solcher Themenbereiche
wie “Ästhetik” antreiben und uns solche Studien als Bedürfnis empfinden lassen.
Die Liebe zum Schönen, ob nun sichtbar wie in der Architektur, der Bildhauerei
und der Malerei, hörbar wie in der Musik oder durch den Intellekt erfahrbar wie
in der Literatur, ist grundsätzlich Ausdruck einer Reaktion, die vom
menschlichen Geist in bezug auf die Umstände der äußeren Welt ausgelöst wird,
und zwar aufgrund der eigentümlichen Beziehung, die ihn mit diesen Umständen
verbindet. Der menschliche Geist als das Subjekt und die äußere Welt als sein
Objekt formen einander entsprechende, sich gegenseitig ergänzende
Gegenstücke, so daß man in gewisser Weise sagen kann, daß die Wahrnehmung
von “Schönheit” in der gleichen Weise entsteht, wie ein runder Stab ein rundes
Loch findet, das seiner Größe und Form genau entspricht. “Schönheit” ist
demnach die Erfahrung eines Gefühls der Vollständigkeit, das im Erfahrenden
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erweckt wird, wenn dieser das exakte Gegenstück in der äußeren Welt entdeckt,
sei diese Wahrnehmung nun sinnlich oder intellektuell. Die Wahrnehmung von
“Schönheit” erweist sich somit als psycho-physischer Zustand, der auf subtile
Weise von Faktoren herbeigeführt wird, die der Wechselbeziehung zwischen
menschliche (dem Subjekt) und der äußeren Welt (dem Objekt) zugrunde liegen.
Diese interessante psychologische Wahrheit kann sogar als die Grundlage von
solch anscheinend selbstlosen Aktivitäten der menschlichen Natur angesehen
werden, wie Beschäftigung mit der menschlichen Kultur, Interesse in den
Bereichen der Geschichte, Bedürfnis nach Recht und Ordnung innerhalb der
Gesellschaft und dergleichen. Der Mensch selbst ist die Grundlage und Ursache
all dessen, was er macht, was er braucht und was er als die notwendigen Werte
des Lebens erachtet. Mit einem Wort: Der Mensch sieht sich außerhalb seiner
selbst und studiert sich selbst, wobei er sich wie in einem Spiegel unter der
falschen Vorstellung betrachtet, etwas gänzlich Externes und mit ihm selbst nicht
in Verbindung Stehendes zu untersuchen. Und dieses Mißverständnis ist die
Ursache für das Versagen des modernen Erziehungssystems im Streben um die
Verwirklichung der letztendlichen Ziele des Lebens.
Schließlich erkennt der Mensch, daß ein Studium der Prinzipien der
“Psychoanalyse” den Lehrplan eines wahren Erziehungssystems sinnvoll
ergänzen würde. Das Studium der Psychoanalyse ist im wesentlichen ein
Studium der “instinktiven Triebe” der menschlichen Natur, die in einem großen
Ausmaß sogar die Funktion der rationalen Kräfte des Menschen bedingen. Die
westlichen Psychoanalytiker dachten, daß die wesentlichen Triebe der
menschlichen Natur die Instinkte der Nahrungssuche, der Fortpflanzung und der
Machtausübung wären. Werden diese Triebe nun von entgegen wirkenden
Kräften zurückgedrängt oder frustriert, entweder weil es an geeigneten Mitteln
mangelt, um sie zu erfüllen, oder aufgrund der Wirkung von Gesetzen oder
Regulierungen, die von der äußeren Gesellschaft erstellt worden sind, dann
erheben sich im menschlichen Geist Schutzreaktionen, die als
“Abwehrmechanismen” bekannt sind. Mit diesen Mechanismen versucht er, seine
Neigungen entweder direkt zu erfüllen, indem er sich die dafür notwendigen
Mittel verschafft (und sei dies auch auf rechtswidrige Art, oder indem er den von
außen wirkenden Regulierungen und Gesetzen durch subtile Pläne und Tricks
trotzt), oder indirekt, indem er sich auf ein niedrigeres Niveau der Befriedigung
zurückzieht und sich die nächstbeste, unmittelbar unter der Ebene des begehrten
Objektes gelegene und verfügbare Sache sucht. Wenn allerdings auch das
Nächstbeste nicht erreichbar ist, kann die Psyche noch weitere Stufen
hinabsteigen, bis die Triebe schließlich, falls alle Annäherungs- und
Befriedigungsversuche vergeblich sein sollten, auf sich selbst reagieren, indem
sie die Befriedigung in sich selbst suchen. Dies wird als Wahnsinn oder
psychopathischer Zustand bezeichnet; ein Zustand geistiger Erkrankung, in dem
jemand rein in der Vorstellung Genuß empfindet. Das Studium der Psychoanalyse
ist sehr wichtig, da es meist die Unwissenheit um die Arbeitsweise der
menschlichen Psyche ist, die für die Sorgen, Ängste und Spannungen
verantwortlich ist, von denen die Menschen überall gequält werden. Es ist diese
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Unwissenheit, die den Menschen oftmals aus dem Hinterhalt heraus dazu treibt,
seine Gefühle auf andere Personen und Dinge zu projizieren und sich umgekehrt
die Eigenschaften anderer Personen und Dinge anzueignen, was nicht gerade als
gesunder Geisteszustand betrachtet werden kann. Die Upanishaden erwähnen
sogenannte Eshanas oder instinktive Begierden, nämlich jene nach Wohlstand,
Sex und Ruhm, die den Trieben der Selbsterhaltung des physischen Organismus,
der Fortpflanzung und der Erhaltung des Ego entsprechen. Im Westen haben sich
Jung, Freud und Adler ausschließlich dem Studium dieser primären Triebe der
menschlichen Natur gewidmet. Es ist unbedingt erforderlich, daß sich Studenten
der Psychologie und Sucher auf dem spirituellen Pfad gut mit diesen natürlichen
Trieben der menschlichen Natur auskennen, nicht nur, um sich vor den
Möglichkeiten, von ihnen besiegt zu werden, zu schützen, sondern auch, um sie
für einen höheren und konstruktiveren Zweck zu kanalisieren, wie dies etwa bei
strömenden Gewässern der Fall ist, die unkontrolliert ganze Dörfer und Städte
überfluten und zerstören können oder aber für die Bewässerung in der
Landwirtschaft oder ähnlich nützliche Ziele umgeleitet werden können. Die
menschlichen Handlungen sind bei weitem nicht so unpersönlich und selbstlos,
wie man sie gerne erscheinen läßt, da ein sorgfältiges Studium des Menschen
offenbart, daß alles, was er tut, eine äußerliche Manifestation all jener
Bedürfnisse ist, die er aufgrund der Beschaffenheit seines Geistes und Körpers
als komplexer lebender Organismus in sich verspürt. Auch wenn ein Mensch in
dem Glauben lebt, einen “freien Willen” und freie Wahlmöglichkeiten zu haben,
weiß er nicht, warum er überhaupt auf diese besondere Art und Weise “will”.
Dies würde der menschlichen Freiheit den Boden unter den Füßen wegziehen
und der Existenz einer unbekannten Macht die Pforte öffnen, die selbst den
Willen des Individuums zu steuern in der Lage zu sein scheint.
Die Studien der Psychoanalyse sind in sich selbst jedoch nicht vollständig,
obwohl sie einen Hinweis darauf geben, wie subtile Persönlichkeitsfaktoren
hinter der Kulisse der Tätigkeiten des Menschen wirken. Der Grund für diesen
Umstand, der den Menschen sowohl zur Aktivität anzutreiben scheint als auch
dazu, die Dinge aus seinem eigenen Blickwinkel zu betrachten und in der von
seinen Instinkten auferlegten Färbung zu beurteilen, ist nämlich subtiler und
verzweigter als das Wirken der Instinkte selbst. Unglücklicherweise sind die
psychologischen Studien des Westens nicht über die sogenannte
“Tiefenpsychologie” hinausgegangen, womit die von Freud, Adler und Jung
verkündeten psychoanalytischen Forschungen gemeint sind, die von deren
Schülern und Bewunderern verbreitet wurden. Es sind die Upanishaden und die
Yoga-Sutras von Patanjali, in denen wir eine tiefgründige Analyse der logischen
Grundlage hinter der Wirkungsweise der menschlichen Instinkte und Triebe in
Personen oder in der äußeren Welt entdecken können. Hinter der
“Psychoanalyse” steht die “Psychologie”, die ein umfangreicheres Feld abdeckt
als jenes, das von der Psychoanalyse anvisiert wird.
Im 1. Kapitel der Yoga-Sutras gibt Patanjali eine kurze und bündige
Zusammenfassung der “allgemeinen Psychologie”, indem er erklärt, daß wahres
Wissen, falsches Wissen, Zweifel, Schlaf und Erinnerung, die “nicht
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schmerzhaften Psychosen” des Geistes sind, womit er ausdrücken will, daß diese
Prozesse des psychischen Organs im Grunde genommen unnatürlich sind. “Die
Natur der menschlichen Wahrnehmung ist die Ursache der Art und Weise, auf die
die menschlichen Instinkte arbeiten”, und was menschliche Wahrnehmung ist,
wird in dem oben zitierten Aphorismus angedeutet. Der entscheidende Punkt ist
der, daß Zuneigungen, Emotionen, Liebeleien, Haß und alle Bewertungen des
Lebens “relativ” zu den Umständen des eigenen Bewußtseins von den Objekten
sind. Um nur einmal den ersten Teil der aphoristischen Verkündigung Patanjalis
aufzugreifen, so ist der Prozeß der menschlichen Wahrnehmung samt der daraus
resultierenden Schlußfolgerungen über die Objekte die Konsequenz einer
Wechselwirkung zwischen dem Subjekt und dem Objekt des Wissens. Die
Instinkte und Triebe haben somit, auch wenn sie als die subtilen inneren und
ursächlichen Faktoren hinter den meisten menschlichen Handlungen und
Neigungen angesehen werden können, selbst eine noch tiefere Ursache. Und
diese tiefere Ursache ist die Struktur des Erkenntnisprozesses selbst. Da dieser
Erkenntnisprozeß das Folgeprodukt einer zwischen dem Subjekt und dem Objekt
vorliegenden wechselseitigen Beziehung ist, kann man sagen, daß hinter dem
Wirken der Triebe und der Instinkte der menschlichen Natur die Kraft des
gesamten Universums steht, was vielleicht der Grund dafür ist, warum die Triebe
so unfreiwillig, unkontrollierbar und ungestüm in ihren Funktionen erscheinen,
denn das Objekt der Erkenntnis ist nichts anderes als das Universum selbst. Die
Auswirkungen all dessen, was in Patanjalis Aphorismen nur angedeutet wird,
können in detaillierter Ausführung in den umfangreichen Forschungen der
Vedanta-Philosophie nachgelesen werden. Patanjali faßt sich sehr kurz und
erklärt nicht, was er anzudeuten versucht. Die Idee ist, daß der gesamte geistige
Prozeß in seinen bewußten, unterbewußten und unbewußten Ebenen eine
komplexe Verwicklung in die Eigenschaften sowohl des Subjekts als auch des
Objekts der Erkenntnis darstellt, so daß sich die Studien einer umfassenden
Psychologie über die bewußten Wirkungsweisen des Geistes hinaus erstrecken.
Zustände des Bewußtseinsverlustes wie etwa der Tiefschlaf sind in diesen
psychologischen Studien ebenfalls enthalten. Und tatsächlich befinden sich selbst
die Psychopathologie und die Parapsychologie nicht außerhalb des Rahmens einer umfassenden Psychologie.


Eine weitreichendere Betrachtung des Lebens und seiner Verwicklungen führt uns dann zum Studium dessen, was als die “politische Struktur” des Landes bezeichnet wird. Man wird sich der ausführenden Organe des Gesetzes bewusst, die von bestimmten Personen repräsentiert werden, die als Oberhaupt der unmittelbaren Gemeinschaft des Dorfes, des Bezirkes oder noch größerer Zuständigkeitsbereiche fungieren. Dieses Wissen und die Bedeutung dieses Wissens für das eigene persönliche und soziale Leben beinhalten die elementaren Prinzipien der bürgerlichen und politischen Atmosphäre, in der man lebt. An dieser Stelle stellt sich die Frage, ob es wirklich notwendig ist, genau über die Gesetze und Regulierungen informiert zu sein, die die tägliche Existenz regieren, da diese im Alltagsleben nicht unmittelbar sichtbar sind. Nichtsdestotrotz kann ihr Einfluss auf das eigene Leben ebenso gewaltig sein, wie der des täglichen Sonnenaufgangs, auch wenn sich die Menschen nicht immer dessen bewusst sein mögen, dass die Sonne täglich auf- und untergeht. Darüber hinaus erwächst ein Bedürfnis danach, herauszufinden, wie sich Traditionen über die Jahrhunderte hin entwickelten, die auf historischen Ereignissen basieren, die in Beziehung zum Leben unserer Vorväter standen, was dem Studium der Geschichte entspricht. All diese Aspekte der Allgemeinbildung formen die “Kultur” der Menschen, wobei sich diese über ihre verschiedenen Manifestationen in Form des menschlichen Denkens, Fühlens und Handelns offenbart. Hiermit erreichen wir die zweite Stufe der Erziehung, die wie alles bisher Genannte mag noch als “elementar” betrachtet werden mag, wobei unter “elementar” nicht “unangemessen”, sondern “fundamental” im Sinne der wesentlichsten Grundlagen des großartigen Erziehungsgebäudes zu verstehen ist.
Nun wollen wir aber die dritte Stufe betreten, in der wir auch das Bedürfnis nach bestimmten anderen Studienaspekten zu empfinden beginnen, die sich auf ihre Weise als wesentlich erweisen, auch wenn sie nicht so wesentlich wie die oben beschriebenen unvermeidbaren Bildungsbereiche sind, die mit der eigenen körperlichen Existenz organisch verbunden waren. Die Bedürfnisse der dritten Stufe werden manchmal als “Zerstreuungen” oder “Vergnügungen” bezeichnet, da sie von den Emotionen der menschlichen Natur angestrebt werden. Hier finden wir die “Künste”, die dazu beitragen, der eigenen Persönlichkeit anhand der Vermittlung von Schönheit eine neue Art der Freude zu bescheren. “Schönheit” ist ein sehr schwer zu erklärendes Phänomen, das jeder aufgrund seiner eigenen Erfahrungen im körperlichen und geistigen Leben kennt und fühlt. Schöne Objekte ziehen die eigene Aufmerksamkeit an und geben einem sogar schon durch ihre bloße Nähe eine Befriedigung, ganz zu schweigen von ihrem tatsächlichen Besitz und Genuss. Für gewöhnlich wird Schönheit als eine Art der Wahrnehmung angesehen, die von bestimmten Anordnungsmustern innerhalb der Form eines Objekts hervorgerufen wird, das man als schön bezeichnet. Obwohl dasselbe Objekt nicht allen Personen unter den gleichen Bedingungen als
schön erscheint, was darauf hindeutet, dass “Schönheit” subjektiv auf wahrgenommene Objekte projiziert wird, gibt es nichtsdestotrotz eine allgemeine Form der Schönheit, die für jedes menschliche Wesen akzeptabel und wahrnehmbar ist. Diese allgemeinen Formen der Schönheit können besonders in die Kategorien Architektur, Bildhauerei, Malerei, Musik, Tanz, Schauspiel und Literatur unterteilt werden. Eine nähere Bekanntschaft mit diesen Quellen der Schönheit bedürfte eines eigenen Studiums dieser Themenbereiche, einem Wissenszweig, der als “Ästhetik” bekannt ist.
Jedenfalls würden wir in einem Zustand der Unwissenheit verbleiben, wenn wir nicht dazu in der Lage wären, tiefer in die ursächlichen Faktoren vorzudringen, die uns überhaupt erst zur Untersuchung solcher Themenbereiche wie “Ästhetik” antreiben und uns solche Studien als Bedürfnis empfinden lassen. Die Liebe zum Schönen, ob nun sichtbar wie in der Architektur, der Bildhauerei und der Malerei, hörbar wie in der Musik oder durch den Intellekt erfahrbar wie in der Literatur, ist grundsätzlich Ausdruck einer Reaktion, die vom menschlichen Geist in Bezug auf die Umstände der äußeren Welt ausgelöst wird, und zwar aufgrund der eigentümlichen Beziehung, die ihn mit diesen Umständen verbindet. Der menschliche Geist als das Subjekt und die äußere Welt als sein Objekt formen einander entsprechende, sich gegenseitig ergänzende Gegenstücke, so dass man in gewisser Weise sagen kann, dass die Wahrnehmung von “Schönheit” in der gleichen Weise entsteht, wie ein runder Stab ein rundes Loch findet, das seiner Größe und Form genau entspricht. “Schönheit” ist demnach die Erfahrung eines Gefühls der Vollständigkeit, das im Erfahrenden erweckt wird, wenn dieser das exakte Gegenstück in der äußeren Welt entdeckt, sei diese Wahrnehmung nun sinnlich oder intellektuell. Die Wahrnehmung von “Schönheit” erweist sich somit als psycho-physischer Zustand, der auf subtile Weise von Faktoren herbeigeführt wird, die der Wechselbeziehung zwischen menschliche (dem Subjekt) und der äußeren Welt (dem Objekt) zugrunde liegen. Diese interessante psychologische Wahrheit kann sogar als die Grundlage von
solch anscheinend selbstlosen Aktivitäten der menschlichen Natur angesehen werden, wie Beschäftigung mit der menschlichen Kultur, Interesse in den Bereichen der Geschichte, Bedürfnis nach Recht und Ordnung innerhalb der Gesellschaft und dergleichen. Der Mensch selbst ist die Grundlage und Ursache all dessen, was er macht, was er braucht und was er als die notwendigen Werte des Lebens erachtet. Mit einem Wort: Der Mensch sieht sich außerhalb seiner selbst und studiert sich selbst, wobei er sich wie in einem Spiegel unter der falschen Vorstellung betrachtet, etwas gänzlich Externes und mit ihm selbst nicht in Verbindung Stehendes zu untersuchen. Und dieses Missverständnis ist die Ursache für das Versagen des modernen Erziehungssystems im Streben um die Verwirklichung der letztendlichen Ziele des Lebens.
Schließlich erkennt der Mensch, dass ein Studium der Prinzipien der “Psychoanalyse” den Lehrplan eines wahren Erziehungssystems sinnvoll ergänzen würde. Das Studium der Psychoanalyse ist im wesentlichen ein Studium der “instinktiven Triebe” der menschlichen Natur, die in einem großen Ausmaß sogar die Funktion der rationalen Kräfte des Menschen bedingen. Die westlichen Psychoanalytiker dachten, dass die wesentlichen Triebe der menschlichen Natur die Instinkte der Nahrungssuche, der Fortpflanzung und der Machtausübung wären. Werden diese Triebe nun von entgegen wirkenden Kräften zurückgedrängt oder frustriert, entweder weil es an geeigneten Mitteln mangelt, um sie zu erfüllen, oder aufgrund der Wirkung von Gesetzen oder Regulierungen, die von der äußeren Gesellschaft erstellt worden sind, dann erheben sich im menschlichen Geist Schutzreaktionen, die als “Abwehrmechanismen” bekannt sind. Mit diesen Mechanismen versucht er, seine Neigungen entweder direkt zu erfüllen, indem er sich die dafür notwendigen Mittel verschafft (und sei dies auch auf rechtswidrige Art, oder indem er den von außen wirkenden Regulierungen und Gesetzen durch subtile Pläne und Tricks trotzt), oder indirekt, indem er sich auf ein niedrigeres Niveau der Befriedigung zurückzieht und sich die nächstbeste, unmittelbar unter der Ebene des begehrten Objektes gelegene und verfügbare Sache sucht. Wenn allerdings auch das Nächstbeste nicht erreichbar ist, kann die Psyche noch weitere Stufen hinabsteigen, bis die Triebe schließlich, falls alle Annäherungs- und Befriedigungsversuche vergeblich sein sollten, auf sich selbst reagieren, indem sie die Befriedigung in sich selbst suchen. Dies wird als Wahnsinn oder psychopathischer Zustand bezeichnet; ein Zustand geistiger Erkrankung, in dem jemand rein in der Vorstellung Genuss empfindet. Das Studium der Psychoanalyse ist sehr wichtig, da es meist die Unwissenheit um die Arbeitsweise der menschlichen Psyche ist, die für die Sorgen, Ängste und Spannungen verantwortlich ist, von denen die Menschen überall gequält werden. Es ist diese Unwissenheit, die den Menschen oftmals aus dem Hinterhalt heraus dazu treibt, seine Gefühle auf andere Personen und Dinge zu projizieren und sich umgekehrt die Eigenschaften anderer Personen und Dinge anzueignen, was nicht gerade als gesunder Geisteszustand betrachtet werden kann. Die Upanishaden erwähnen sogenannte Eshanas oder instinktive Begierden, nämlich jene nach Wohlstand, Sex und Ruhm, die den Trieben der Selbsterhaltung des physischen Organismus, der Fortpflanzung und der Erhaltung des Ego entsprechen. Im Westen haben sich Jung, Freud und Adler ausschließlich dem Studium dieser primären Triebe der menschlichen Natur gewidmet. Es ist unbedingt erforderlich, dass sich Studenten der Psychologie und Sucher auf dem spirituellen Pfad gut mit diesen natürlichen Trieben der menschlichen Natur auskennen, nicht nur, um sich vor den Möglichkeiten, von ihnen besiegt zu werden, zu schützen, sondern auch, um sie für einen höheren und konstruktiveren Zweck zu kanalisieren, wie dies etwa bei strömenden Gewässern der Fall ist, die unkontrolliert ganze Dörfer und Städte überfluten und zerstören können oder aber für die Bewässerung in der Landwirtschaft oder ähnlich nützliche Ziele umgeleitet werden können. Die menschlichen Handlungen sind bei weitem nicht so unpersönlich und selbstlos, wie man sie gerne erscheinen lässt, da ein sorgfältiges Studium des Menschen offenbart, dass alles, was er tut, eine äußerliche Manifestation all jener Bedürfnisse ist, die er aufgrund der Beschaffenheit seines Geistes und Körpers als komplexer lebender Organismus in sich verspürt. Auch wenn ein Mensch in dem Glauben lebt, einen “freien Willen” und freie Wahlmöglichkeiten zu haben, weiß er nicht, warum er überhaupt auf diese besondere Art und Weise “will”. Dies würde der menschlichen Freiheit den Boden unter den Füßen wegziehen und der Existenz einer unbekannten Macht die Pforte öffnen, die selbst den Willen des Individuums zu steuern in der Lage zu sein scheint.
Die Studien der Psychoanalyse sind in sich selbst jedoch nicht vollständig, obwohl sie einen Hinweis darauf geben, wie subtile Persönlichkeitsfaktoren hinter der Kulisse der Tätigkeiten des Menschen wirken. Der Grund für diesen Umstand, der den Menschen sowohl zur Aktivität anzutreiben scheint als auch dazu, die Dinge aus seinem eigenen Blickwinkel zu betrachten und in der von seinen Instinkten auferlegten Färbung zu beurteilen, ist nämlich subtiler und verzweigter als das Wirken der Instinkte selbst. Unglücklicherweise sind die psychologischen Studien des Westens nicht über die sogenannte “Tiefenpsychologie” hinausgegangen, womit die von Freud, Adler und Jung verkündeten psychoanalytischen Forschungen gemeint sind, die von deren Schülern und Bewunderern verbreitet wurden. Es sind die Upanishaden und die Yoga-Sutras von Patanjali, in denen wir eine tiefgründige Analyse der logischen Grundlage hinter der Wirkungsweise der menschlichen Instinkte und Triebe in Personen oder in der äußeren Welt entdecken können. Hinter der “Psychoanalyse” steht die “Psychologie”, die ein umfangreicheres Feld abdeckt als jenes, das von der Psychoanalyse anvisiert wird.
Im 1. Kapitel der Yoga-Sutras gibt Patanjali eine kurze und bündige Zusammenfassung der “allgemeinen Psychologie”, indem er erklärt, dass wahres Wissen, falsches Wissen, Zweifel, Schlaf und Erinnerung, die “nicht schmerzhaften Psychosen” des Geistes sind, womit er ausdrücken will, dass diese Prozesse des psychischen Organs im Grunde genommen unnatürlich sind. “Die Natur der menschlichen Wahrnehmung ist die Ursache der Art und Weise, auf die die menschlichen Instinkte arbeiten”, und was menschliche Wahrnehmung ist, wird in dem oben zitierten Aphorismus angedeutet. Der entscheidende Punkt ist der, dass Zuneigungen, Emotionen, Liebeleien, Hass und alle Bewertungen des Lebens “relativ” zu den Umständen des eigenen Bewusstseins von den Objekten sind. Um nur einmal den ersten Teil der aphoristischen Verkündigung Patanjalis aufzugreifen, so ist der Prozess der menschlichen Wahrnehmung samt der daraus resultierenden Schlussfolgerungen über die Objekte die Konsequenz einer Wechselwirkung zwischen dem Subjekt und dem Objekt des Wissens. Die Instinkte und Triebe haben somit, auch wenn sie als die subtilen inneren und ursächlichen Faktoren hinter den meisten menschlichen Handlungen und Neigungen angesehen werden können, selbst eine noch tiefere Ursache. Und diese tiefere Ursache ist die Struktur des Erkenntnisprozesses selbst. Da dieser Erkenntnisprozess das Folgeprodukt einer zwischen dem Subjekt und dem Objekt vorliegenden wechselseitigen Beziehung ist, kann man sagen, dass hinter dem Wirken der Triebe und der Instinkte der menschlichen Natur die Kraft des gesamten Universums steht, was vielleicht der Grund dafür ist, warum die Triebe so unfreiwillig, unkontrollierbar und ungestüm in ihren Funktionen erscheinen, denn das Objekt der Erkenntnis ist nichts anderes als das Universum selbst. Die Auswirkungen all dessen, was in Patanjalis Aphorismen nur angedeutet wird, können in detaillierter Ausführung in den umfangreichen Forschungen der Vedanta-Philosophie nachgelesen werden. Patanjali fasst sich sehr kurz und erklärt nicht, was er anzudeuten versucht. Die Idee ist, dass der gesamte geistige Prozess in seinen bewussten, unterbewussten und unbewussten Ebenen eine komplexe Verwicklung in die Eigenschaften sowohl des Subjekts als auch des Objekts der Erkenntnis darstellt, so dass sich die Studien einer umfassenden Psychologie über die bewussten Wirkungsweisen des Geistes hinaus erstrecken. Zustände des Bewusstseinsverlustes wie etwa der Tiefschlaf sind in diesen psychologischen Studien ebenfalls enthalten. Und tatsächlich befinden sich selbst die Psychopathologie und die Parapsychologie nicht außerhalb des Rahmens einer umfassenden Psychologie.


© Divine Life Society
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Version vom 1. Juni 2022, 16:30 Uhr

Der Aufstieg des Geistes - Gib dem Cäsar, was des Cäsars ist, und Gott, was Gottes ist


Der Aufstieg des Geistes - Gib dem Cäsar, was des Cäsars ist, und Gott, was Gottes ist

Es bedarf keiner besonderen Erwähnung, dass das Streben nach Wissen durch Erziehung eine doppelte Funktion zu erfüllen hat, nämlich einerseits die empirischen Fakten und Erfahrungen des Lebens aufzuzeichnen und andererseits mit den Forderungen der absoluten Werte in Einklang zu stehen. Da die zeitlichen Werte untrennbar mit den zeitlosen Werten verbunden sind, muss man den Gesetzen eines jeden Bereiches gerecht werden. “Gib dem Cäsar, was des Cäsars ist, und Gott, was Gottes ist.” Obwohl die Erscheinung nicht mit der Wirklichkeit gleichgesetzt werden kann, ist es klar, dass die Erscheinungswelt mit der Wirklichkeit in einer gewissen Beziehung steht. Obwohl all unsere Pläne und Unternehmungen im Leben in das Phänomen der Vergänglichkeit verwickelt zu sein scheinen, kann man dennoch nicht bestreiten, dass unsere Bemühungen um die Wahrheit, nach der wir streben, eine Bedeutung haben. Empirische Erfahrung zu akzeptieren verlangt gleichzeitig nach der Anerkennung der Tatsache, dass es so etwas wie eine Wirklichkeit geben muss. Unsere Launen und Vorlieben, Hoffnungen und Bestrebungen, Kämpfe und Errungenschaften müssen, wenn auch entfernt, in Beziehung zur Wirklichkeit stehen. Die Widerspiegelung ist nicht das Original, doch deutet sie darauf hin, wie das Original sein könnte, so wie ein Schatten von etwas geworfen wird, das existiert. Der menschliche Geist braucht nicht zu fürchten, dass seine Mühen nur die Verfolgung eines Irrlichts darstellen. Unsere Erziehung und unser Wissen sind ohne Zweifel völlig empirisch, doch können sie nicht mit dem rein Empirischen enden. Sie haben nämlich eine Funktion zu erfüllen, deren Wirkung über sie selbst hinaus reicht, so wie die Medizin, die man einnimmt, um damit eine Krankheit zu heilen.

Die wichtigste Regel der Erziehung sollte es sein, den Wirklichkeitsgrad, der in jedes einzelne Erfahrungsstadium verwoben ist, nicht zu stören. Die Bhagavadgita enthält die Mahnung, dass der Glaube des Unwissenden durch die Wissensvermittlung nicht erschüttert werden darf. Der Standpunkt des Studenten darf auf keiner Stufe der Erziehung ignoriert werden, auch wenn er im Vergleich zu einem höheren Grad der Erkenntnis als unzulänglich erachtet werden mag. Erziehung ähnelt dem kunstvollen Prozess der sich öffnenden Blumenknospe - allmählich und schön. Die Knospe darf auf gar keinen Fall gewaltsam und abrupt geöffnet werden, da sie durch diesen Eingriff nicht zur reifen Blüte werden, sondern zerbricht würde, so dass sie ihrem eigentlichen Zweck nicht mehr dienen kann. Der Lehrer muss hinter dem Studenten im Verborgenen bleiben, obwohl er ihn ständig begleitet. Er darf weder als Vorgesetzter noch als unangenehmer Bestandteil unter den Bausteinen in den Vordergrund treten, die auf jeder einzelnen Stufe die Gefühle, Bestrebungen und Bedürfnisse des Studenten bilden. Die Aufgabe des Lehrers ist in der Tat sehr schwer auszuführen. Jemand, der in der Kunst, durch den Geist des Studenten hindurch zu denken, nicht geschult ist, kann hier nicht erfolgreich sein. Die unmittelbare Realität muss immer zuerst angegangen werden, sei dies nun im sozialen, im erzieherischen oder im philosophischen Bereich. Die sichtbaren Objekte sind stets die konkretesten Dinge und für ein Kind die einzige Realität. Hieraus ergibt sich für die Kindergartenstufe die Notwendigkeit, durch die Darbietung konkreter Beispiele Objekt-Lektionen zu vermitteln. Wenn diese Beispiele für den Anblick und das Gehör angenehm sind, trägt dies zum Erfolg des Erziehungsprozesses bei. Eine Disziplin oder eine Ausbildung muss nicht unbedingt bitter oder unangenehm sein. Sie kann auch süß, liebevoll und erfreulich sein. Die Lehrmethode ist demnach eine Frage der Psychologie. Sie verlangt vom Lehrer nämlich nicht nur, dass er den Zweck der Erziehung auf ihren verschiedenen Stufen kennt, sondern ebenso das Wissen um die verschiedenen Methoden, die für das Lehren auf diesen unterschiedlichen Stufen angewendet werden müssen. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass keine Erfahrungsstufe als völlig falsch oder verkehrt angesehen werden kann, da eine jede in sich einen bestimmten Wirklichkeitsgrad birgt. Jedes Kind ist seiner eigenen Mutter lieb, ganz gleich, wer sie auch immer sein mag und in welchen Bedingungen sie auch immer leben mag.

Aus dieser Überlegung würde folgen, dass die Studien, die heutzutage in den Lehrplänen der Lehrinstitutionen aufgelistet sind, nicht völlig unbrauchbar sind, da sie zu irgendeiner Stufe der Wirklichkeit in Beziehung stehen. Ihr Fehler ist jedoch, dass sich diese Stufen gänzlich auf das Feld der Sinnenerfahrung beschränken und nicht einmal ansatzweise das berühren, was sich jenseits des empirischen Niveaus befindet. Auch wenn eine geringere Wahrheit ebenfalls einen notwendigen Grundzug der Wahrheit darstellt, sollte man sie niemals für die gesamte Wahrheit halten. Die Themenfächer, die in den schulischen Institutionen heute gelehrt werden, sind innerhalb ihres eigenen begrenzten Rahmens ohne Zweifel Wahrheiten. Tatsächlich sind alle Erfahrungen, die auf Wahrnehmungen beruhen, Phasen der Wahrheit, die zum Zeitpunkt der Erfahrung oder der Wahrnehmung nicht geleugnet werden können. Da sie jedoch nicht die gesamte Wahrheit darstellen, bringen sie langfristig unvorhergesehene Probleme mit sich, die den Hintergrund für die Rastlosigkeit und das Unsicherheitsgefühl darstellen, die sich in die Adern des modern erzogenen Individuums einschleichen. Der Nachdruck, der auf die Notwendigkeit der niederen Wahrheit gelegt wird, sollte weder zur Unwissenheit noch zur Vernachlässigung der höheren Wahrheit führen.

Die Erforschung der Lage des Menschen im Universum führt uns jedoch an einen Punkt, an dem uns klar wird, wie die rechte Methodik der Erziehung aussehen könnte. Und was ist das Leben anderes als ein fortwährender Lernprozess? Wollte man sich einer ehrlichen Selbsterforschung im Spiegel der Wahrhaftigkeit unterziehen, würde man erkennen, dass man zeitlebens ein Lernender ist! Das von der modernen schulischen Psychologie angewandte gegenwärtige Lehrsystem ist innerhalb seiner Reichweite recht gut - aber eben nur, so weit es reicht. Wie wir beobachtet haben, ist es notwendig, die solideren Manifestationen der Wirklichkeit mit unmittelbarer Priorität zuerst zu berücksichtigen. Die soziale und körperliche Struktur der eigenen Umgebung ist offensichtlich die naheliegendste. Die Lebensbedingungen zwingen zu der Annahme, dass da draußen eine Welt ist mit Bergen, Flüssen, Sonne, Mond und Sternen, Sommer, Winter und Regenzeit als periodisch wiederkehrende Jahreszeiten, wie auch Menschen und Tieren, von denen manche durch Verwandtschaft mit uns verbunden zu sein scheinen und andere wiederum nicht. Dies sei erwähnt, um einen groben Überblick über all jene Vorstellungen zu geben, die wir über die astronomische Welt, die geographischen Merkmale und die sozialen Beziehungen haben, mit denen wir auf irgendeine Weise in Verbindung zu stehen scheinen, auch wenn all diese Dinge im aktiven Bewusstsein des einzelnen nicht sehr ausgeprägt gegenwärtig sein mögen. Da es sich hierbei um die unmittelbar beobachtbaren Fakten handelt, ergäben deren Merkmale natürlicherweise die ersten Themenbereiche, die in die eigenen Studien aufgenommen werden müssten, wenn auch nur in sehr begrenztem Rahmen. Wir könnten sie als das Grundwissen der Astronomie, Geographie, Soziologie und Staatsbürgerkunde bezeichnen, wobei sie als notwendige Ergänzung die moralischen Verpflichtungen gegenüber der Gesellschaft der menschlichen Wesen und der Tierwelt mit einschließen. Und schon betreten wir das Feld der “Ethik”, ein von den Studien untrennbarer Teil, da die ethischen Regeln nicht von den sozialen Verpflichtungen isoliert werden können, in die das eigene Leben verwickelt ist. So kommt es zur natürlichen Entwicklung dahin, dass man sich sowohl der eigenen materiellen Bedürfnisse als auch der Wege bewusst wird, wie man sich diese erfüllen kann, wobei man stets darauf achten sollte, dass auch die anderen Menschen derartige Bedürfnisse haben. Hier säen wir die Samen der “Ökonomie” in ihren tatsächlichen Grundlage. Bis zu diesem Abschnitt des Studienverlaufs kann man unsere Erziehung als “fundamental” und “elementar” ansehen.

Eine weitreichendere Betrachtung des Lebens und seiner Verwicklungen führt uns dann zum Studium dessen, was als die “politische Struktur” des Landes bezeichnet wird. Man wird sich der ausführenden Organe des Gesetzes bewusst, die von bestimmten Personen repräsentiert werden, die als Oberhaupt der unmittelbaren Gemeinschaft des Dorfes, des Bezirkes oder noch größerer Zuständigkeitsbereiche fungieren. Dieses Wissen und die Bedeutung dieses Wissens für das eigene persönliche und soziale Leben beinhalten die elementaren Prinzipien der bürgerlichen und politischen Atmosphäre, in der man lebt. An dieser Stelle stellt sich die Frage, ob es wirklich notwendig ist, genau über die Gesetze und Regulierungen informiert zu sein, die die tägliche Existenz regieren, da diese im Alltagsleben nicht unmittelbar sichtbar sind. Nichtsdestotrotz kann ihr Einfluss auf das eigene Leben ebenso gewaltig sein, wie der des täglichen Sonnenaufgangs, auch wenn sich die Menschen nicht immer dessen bewusst sein mögen, dass die Sonne täglich auf- und untergeht. Darüber hinaus erwächst ein Bedürfnis danach, herauszufinden, wie sich Traditionen über die Jahrhunderte hin entwickelten, die auf historischen Ereignissen basieren, die in Beziehung zum Leben unserer Vorväter standen, was dem Studium der Geschichte entspricht. All diese Aspekte der Allgemeinbildung formen die “Kultur” der Menschen, wobei sich diese über ihre verschiedenen Manifestationen in Form des menschlichen Denkens, Fühlens und Handelns offenbart. Hiermit erreichen wir die zweite Stufe der Erziehung, die wie alles bisher Genannte mag noch als “elementar” betrachtet werden mag, wobei unter “elementar” nicht “unangemessen”, sondern “fundamental” im Sinne der wesentlichsten Grundlagen des großartigen Erziehungsgebäudes zu verstehen ist.

Nun wollen wir aber die dritte Stufe betreten, in der wir auch das Bedürfnis nach bestimmten anderen Studienaspekten zu empfinden beginnen, die sich auf ihre Weise als wesentlich erweisen, auch wenn sie nicht so wesentlich wie die oben beschriebenen unvermeidbaren Bildungsbereiche sind, die mit der eigenen körperlichen Existenz organisch verbunden waren. Die Bedürfnisse der dritten Stufe werden manchmal als “Zerstreuungen” oder “Vergnügungen” bezeichnet, da sie von den Emotionen der menschlichen Natur angestrebt werden. Hier finden wir die “Künste”, die dazu beitragen, der eigenen Persönlichkeit anhand der Vermittlung von Schönheit eine neue Art der Freude zu bescheren. “Schönheit” ist ein sehr schwer zu erklärendes Phänomen, das jeder aufgrund seiner eigenen Erfahrungen im körperlichen und geistigen Leben kennt und fühlt. Schöne Objekte ziehen die eigene Aufmerksamkeit an und geben einem sogar schon durch ihre bloße Nähe eine Befriedigung, ganz zu schweigen von ihrem tatsächlichen Besitz und Genuss. Für gewöhnlich wird Schönheit als eine Art der Wahrnehmung angesehen, die von bestimmten Anordnungsmustern innerhalb der Form eines Objekts hervorgerufen wird, das man als schön bezeichnet. Obwohl dasselbe Objekt nicht allen Personen unter den gleichen Bedingungen als schön erscheint, was darauf hindeutet, dass “Schönheit” subjektiv auf wahrgenommene Objekte projiziert wird, gibt es nichtsdestotrotz eine allgemeine Form der Schönheit, die für jedes menschliche Wesen akzeptabel und wahrnehmbar ist. Diese allgemeinen Formen der Schönheit können besonders in die Kategorien Architektur, Bildhauerei, Malerei, Musik, Tanz, Schauspiel und Literatur unterteilt werden. Eine nähere Bekanntschaft mit diesen Quellen der Schönheit bedürfte eines eigenen Studiums dieser Themenbereiche, einem Wissenszweig, der als “Ästhetik” bekannt ist.

Jedenfalls würden wir in einem Zustand der Unwissenheit verbleiben, wenn wir nicht dazu in der Lage wären, tiefer in die ursächlichen Faktoren vorzudringen, die uns überhaupt erst zur Untersuchung solcher Themenbereiche wie “Ästhetik” antreiben und uns solche Studien als Bedürfnis empfinden lassen. Die Liebe zum Schönen, ob nun sichtbar wie in der Architektur, der Bildhauerei und der Malerei, hörbar wie in der Musik oder durch den Intellekt erfahrbar wie in der Literatur, ist grundsätzlich Ausdruck einer Reaktion, die vom menschlichen Geist in Bezug auf die Umstände der äußeren Welt ausgelöst wird, und zwar aufgrund der eigentümlichen Beziehung, die ihn mit diesen Umständen verbindet. Der menschliche Geist als das Subjekt und die äußere Welt als sein Objekt formen einander entsprechende, sich gegenseitig ergänzende Gegenstücke, so dass man in gewisser Weise sagen kann, dass die Wahrnehmung von “Schönheit” in der gleichen Weise entsteht, wie ein runder Stab ein rundes Loch findet, das seiner Größe und Form genau entspricht. “Schönheit” ist demnach die Erfahrung eines Gefühls der Vollständigkeit, das im Erfahrenden erweckt wird, wenn dieser das exakte Gegenstück in der äußeren Welt entdeckt, sei diese Wahrnehmung nun sinnlich oder intellektuell. Die Wahrnehmung von “Schönheit” erweist sich somit als psycho-physischer Zustand, der auf subtile Weise von Faktoren herbeigeführt wird, die der Wechselbeziehung zwischen menschliche (dem Subjekt) und der äußeren Welt (dem Objekt) zugrunde liegen. Diese interessante psychologische Wahrheit kann sogar als die Grundlage von solch anscheinend selbstlosen Aktivitäten der menschlichen Natur angesehen werden, wie Beschäftigung mit der menschlichen Kultur, Interesse in den Bereichen der Geschichte, Bedürfnis nach Recht und Ordnung innerhalb der Gesellschaft und dergleichen. Der Mensch selbst ist die Grundlage und Ursache all dessen, was er macht, was er braucht und was er als die notwendigen Werte des Lebens erachtet. Mit einem Wort: Der Mensch sieht sich außerhalb seiner selbst und studiert sich selbst, wobei er sich wie in einem Spiegel unter der falschen Vorstellung betrachtet, etwas gänzlich Externes und mit ihm selbst nicht in Verbindung Stehendes zu untersuchen. Und dieses Missverständnis ist die Ursache für das Versagen des modernen Erziehungssystems im Streben um die Verwirklichung der letztendlichen Ziele des Lebens.

Schließlich erkennt der Mensch, dass ein Studium der Prinzipien der “Psychoanalyse” den Lehrplan eines wahren Erziehungssystems sinnvoll ergänzen würde. Das Studium der Psychoanalyse ist im wesentlichen ein Studium der “instinktiven Triebe” der menschlichen Natur, die in einem großen Ausmaß sogar die Funktion der rationalen Kräfte des Menschen bedingen. Die westlichen Psychoanalytiker dachten, dass die wesentlichen Triebe der menschlichen Natur die Instinkte der Nahrungssuche, der Fortpflanzung und der Machtausübung wären. Werden diese Triebe nun von entgegen wirkenden Kräften zurückgedrängt oder frustriert, entweder weil es an geeigneten Mitteln mangelt, um sie zu erfüllen, oder aufgrund der Wirkung von Gesetzen oder Regulierungen, die von der äußeren Gesellschaft erstellt worden sind, dann erheben sich im menschlichen Geist Schutzreaktionen, die als “Abwehrmechanismen” bekannt sind. Mit diesen Mechanismen versucht er, seine Neigungen entweder direkt zu erfüllen, indem er sich die dafür notwendigen Mittel verschafft (und sei dies auch auf rechtswidrige Art, oder indem er den von außen wirkenden Regulierungen und Gesetzen durch subtile Pläne und Tricks trotzt), oder indirekt, indem er sich auf ein niedrigeres Niveau der Befriedigung zurückzieht und sich die nächstbeste, unmittelbar unter der Ebene des begehrten Objektes gelegene und verfügbare Sache sucht. Wenn allerdings auch das Nächstbeste nicht erreichbar ist, kann die Psyche noch weitere Stufen hinabsteigen, bis die Triebe schließlich, falls alle Annäherungs- und Befriedigungsversuche vergeblich sein sollten, auf sich selbst reagieren, indem sie die Befriedigung in sich selbst suchen. Dies wird als Wahnsinn oder psychopathischer Zustand bezeichnet; ein Zustand geistiger Erkrankung, in dem jemand rein in der Vorstellung Genuss empfindet. Das Studium der Psychoanalyse ist sehr wichtig, da es meist die Unwissenheit um die Arbeitsweise der menschlichen Psyche ist, die für die Sorgen, Ängste und Spannungen verantwortlich ist, von denen die Menschen überall gequält werden. Es ist diese Unwissenheit, die den Menschen oftmals aus dem Hinterhalt heraus dazu treibt, seine Gefühle auf andere Personen und Dinge zu projizieren und sich umgekehrt die Eigenschaften anderer Personen und Dinge anzueignen, was nicht gerade als gesunder Geisteszustand betrachtet werden kann. Die Upanishaden erwähnen sogenannte Eshanas oder instinktive Begierden, nämlich jene nach Wohlstand, Sex und Ruhm, die den Trieben der Selbsterhaltung des physischen Organismus, der Fortpflanzung und der Erhaltung des Ego entsprechen. Im Westen haben sich Jung, Freud und Adler ausschließlich dem Studium dieser primären Triebe der menschlichen Natur gewidmet. Es ist unbedingt erforderlich, dass sich Studenten der Psychologie und Sucher auf dem spirituellen Pfad gut mit diesen natürlichen Trieben der menschlichen Natur auskennen, nicht nur, um sich vor den Möglichkeiten, von ihnen besiegt zu werden, zu schützen, sondern auch, um sie für einen höheren und konstruktiveren Zweck zu kanalisieren, wie dies etwa bei strömenden Gewässern der Fall ist, die unkontrolliert ganze Dörfer und Städte überfluten und zerstören können oder aber für die Bewässerung in der Landwirtschaft oder ähnlich nützliche Ziele umgeleitet werden können. Die menschlichen Handlungen sind bei weitem nicht so unpersönlich und selbstlos, wie man sie gerne erscheinen lässt, da ein sorgfältiges Studium des Menschen offenbart, dass alles, was er tut, eine äußerliche Manifestation all jener Bedürfnisse ist, die er aufgrund der Beschaffenheit seines Geistes und Körpers als komplexer lebender Organismus in sich verspürt. Auch wenn ein Mensch in dem Glauben lebt, einen “freien Willen” und freie Wahlmöglichkeiten zu haben, weiß er nicht, warum er überhaupt auf diese besondere Art und Weise “will”. Dies würde der menschlichen Freiheit den Boden unter den Füßen wegziehen und der Existenz einer unbekannten Macht die Pforte öffnen, die selbst den Willen des Individuums zu steuern in der Lage zu sein scheint.

Die Studien der Psychoanalyse sind in sich selbst jedoch nicht vollständig, obwohl sie einen Hinweis darauf geben, wie subtile Persönlichkeitsfaktoren hinter der Kulisse der Tätigkeiten des Menschen wirken. Der Grund für diesen Umstand, der den Menschen sowohl zur Aktivität anzutreiben scheint als auch dazu, die Dinge aus seinem eigenen Blickwinkel zu betrachten und in der von seinen Instinkten auferlegten Färbung zu beurteilen, ist nämlich subtiler und verzweigter als das Wirken der Instinkte selbst. Unglücklicherweise sind die psychologischen Studien des Westens nicht über die sogenannte “Tiefenpsychologie” hinausgegangen, womit die von Freud, Adler und Jung verkündeten psychoanalytischen Forschungen gemeint sind, die von deren Schülern und Bewunderern verbreitet wurden. Es sind die Upanishaden und die Yoga-Sutras von Patanjali, in denen wir eine tiefgründige Analyse der logischen Grundlage hinter der Wirkungsweise der menschlichen Instinkte und Triebe in Personen oder in der äußeren Welt entdecken können. Hinter der “Psychoanalyse” steht die “Psychologie”, die ein umfangreicheres Feld abdeckt als jenes, das von der Psychoanalyse anvisiert wird.

Im 1. Kapitel der Yoga-Sutras gibt Patanjali eine kurze und bündige Zusammenfassung der “allgemeinen Psychologie”, indem er erklärt, dass wahres Wissen, falsches Wissen, Zweifel, Schlaf und Erinnerung, die “nicht schmerzhaften Psychosen” des Geistes sind, womit er ausdrücken will, dass diese Prozesse des psychischen Organs im Grunde genommen unnatürlich sind. “Die Natur der menschlichen Wahrnehmung ist die Ursache der Art und Weise, auf die die menschlichen Instinkte arbeiten”, und was menschliche Wahrnehmung ist, wird in dem oben zitierten Aphorismus angedeutet. Der entscheidende Punkt ist der, dass Zuneigungen, Emotionen, Liebeleien, Hass und alle Bewertungen des Lebens “relativ” zu den Umständen des eigenen Bewusstseins von den Objekten sind. Um nur einmal den ersten Teil der aphoristischen Verkündigung Patanjalis aufzugreifen, so ist der Prozess der menschlichen Wahrnehmung samt der daraus resultierenden Schlussfolgerungen über die Objekte die Konsequenz einer Wechselwirkung zwischen dem Subjekt und dem Objekt des Wissens. Die Instinkte und Triebe haben somit, auch wenn sie als die subtilen inneren und ursächlichen Faktoren hinter den meisten menschlichen Handlungen und Neigungen angesehen werden können, selbst eine noch tiefere Ursache. Und diese tiefere Ursache ist die Struktur des Erkenntnisprozesses selbst. Da dieser Erkenntnisprozess das Folgeprodukt einer zwischen dem Subjekt und dem Objekt vorliegenden wechselseitigen Beziehung ist, kann man sagen, dass hinter dem Wirken der Triebe und der Instinkte der menschlichen Natur die Kraft des gesamten Universums steht, was vielleicht der Grund dafür ist, warum die Triebe so unfreiwillig, unkontrollierbar und ungestüm in ihren Funktionen erscheinen, denn das Objekt der Erkenntnis ist nichts anderes als das Universum selbst. Die Auswirkungen all dessen, was in Patanjalis Aphorismen nur angedeutet wird, können in detaillierter Ausführung in den umfangreichen Forschungen der Vedanta-Philosophie nachgelesen werden. Patanjali fasst sich sehr kurz und erklärt nicht, was er anzudeuten versucht. Die Idee ist, dass der gesamte geistige Prozess in seinen bewussten, unterbewussten und unbewussten Ebenen eine komplexe Verwicklung in die Eigenschaften sowohl des Subjekts als auch des Objekts der Erkenntnis darstellt, so dass sich die Studien einer umfassenden Psychologie über die bewussten Wirkungsweisen des Geistes hinaus erstrecken. Zustände des Bewusstseinsverlustes wie etwa der Tiefschlaf sind in diesen psychologischen Studien ebenfalls enthalten. Und tatsächlich befinden sich selbst die Psychopathologie und die Parapsychologie nicht außerhalb des Rahmens einer umfassenden Psychologie.

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Siehe auch

Literatur

Seminare

Indische Meister

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