Zeuge

Aus Yogawiki

Ein Zeuge‏‎ ist jemand, der etwas beobachtet hat, ohne selbst daran beteiligt gewesen zu sein. Ein Zeuge ist jemand, der etwas bemerkt hat und es nachher beschreiben kann.

Zeuge‏‎ - erläutert vom Yoga Standpunkt aus

Zeuge in der spirituellen Praxis

Im Yoga, im Buddhismus und vielen anderen spirituellen Systemen gibt es eine Meditationstechnik, die als Zeugenbewusstsein bezeichnet wird. Sie wird auch als Sakshi Bhav bezeichnet, als Vipassana oder auch als Beobachtungsmeditation oder auch als Achtsamkeit, Achtsamkeitsmeditation.

Es bedeutet, dass du dich zum Zeuge machst von dem, was du erlebst. Anstatt zu sagen, "ich bin emotional", wirst du zum Zeugen der Emotionen, die ablaufen. Anstatt zu sagen, "ich denke", wirst du zum Zeugen des Denkens, das abläuft. Anstatt zu sagen, "ich nehme wahr oder jemand anders beleidigt mich", wirst du zum Zeugen des Wahrnehmens und zum Zeugen der Wirkung der Worte des anderen auf Körper und Psyche.

Dieses Zeugenbewusstsein hilft, die Identifikation zu lösen. Und wenn du die Identifikation löst, fällt es leichter, dich insgesamt zu lösen von Worten, Bildern und Emotionen und so dich selbst zu erfahren als reines Bewusstsein, eins mit der Weltenseele.

Zeuge‏‎ Video

Hier findest du ein Vortragsvideo über Zeuge‏‎:

Einige Informationen zum Thema Zeuge‏‎ in diesem Vortragsvideo. Sukadev spricht hier über Zeuge‏‎ vom spirituellen Gesichtspunkt her.

Viveka Chudamani - Das Selbst als Zeuge der Eigenschaften des Körpers

Das Selbst in Jedem ist Zeuge dessen was geschieht

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 157 von Sukadev Bretz -

Es versteht sich von selbst, dass sich die Seele (Atman) als absolute Wirklichkeit vom Körper verschieden ist. Sie ist Zeuge der jeweiligen Eigenschaften und Zustände des Körpers.

Unterscheidung zwischen Selbst und Nichtselbst

Die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nichtselbst. Wir sind dabei zu erkennen, ich bin nicht der Körper. So sagt er hier „deha“ der Körper. Wir sind „sakshi“ der [[Zeuge, der [[Beobachter. Der Köper mit seinen Eigenschaften, Aufgaben und Aktivitäten „Karma“ und mit seinen Zuständen „avasta“. „ Tat vai lakshanam“ das heißt: du bist verschieden. Er sagt, es ist ganz selbstverständlich, dass wir verschieden sind. Dazu möchte ich dich anregen, das umzusezten.

Du hast einen Körper mit Eigenschaften

Mache dir bewusst, der Körper hat also Eigenschaften, Fähigkeitendharma“. Der Körper hat auch Verpflichtungen und Verantwortung. Natürlich hast du Verantwortungen, wenn dein Körper Kinder in die [[Welt gesetzt hat, hast du Verantwortung gegenüber den Kindern. Dein Körper hat auch bestimmte Fähigkeiten. Der Körper hat ein bestimmtes Karma. Er handelt und er erlebt einiges. Der Körper hat verschiedene Zustände: gesund, krank, aktiv, passiv, müde, wach.

Beobachte den Körper

Das könntest du heute beobachten und überlegen, in welchem Zustand ist der Körper gerade. Irgendwo auf einem Kontinuum zwischen sehr krank und gesund. Wie ist mein Körper jetzt gerade? Wie geht es dem Kopf, den Händen, dem Bauch, wie geht es der Brust, wie geht es den Beinen? Du kannst überlegen, wo ist der Körper und welche Verpflichtungen hat er. Wie ist der Körper gekleidet? Beobachte die verschieden Aufgaben die der Körper hat, die Pflichten, die Zustände und was macht der Köper? Beobachte mal wie geht es deinem Körper, wenn du alles Mögliche mit ihm machst. Wie ist es, wenn du durch die Gegend gehst? Wie ist es, wenn du Dinge wahrnimmst? Beobachte das.

Erkenne das unsterbliche Selbst

So ähnlich wie du gerade beobachten kannst wie sich der Motor deines Autos anfühlt. Genauso wie du beobachten kannst, wie heiß oder kalt dein Smartphone ist. Genauso kannst du den Zustand deiner Kleidung beobachten. So kannst du beobachten: Wie ist dieser Körper? Beobachte wie ist dieser Körper und dann erkenne, ich bin das unsterbliche Selbst, der Atman.

Viveka Chudamani - Du bist das Selbst, das alles wahrnimmt und nicht wahrgenommen werden kann

Der Zeuge nimmt die Geschehnisse nur wahr

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 214 von Sukadev Bretz -

„Von dem all diese Dinge wahrgenommen werden, der aber selbst nicht wahrgenommen wird, diesen erkenne durch die allersubtilste Einsicht als das Selbst, den Zeugen.“

Erkenne den der wahrnimmt als Zeugen

So spricht der Guru zum Schüler. Man könnte auch sagen, dass Shankara uns das so sagt. Von dem (yena) all diese Dinge (sarva) wahrgenommen werden (anubhūyante), derjenige (ya), der selbst nicht (na) wahrgenommen wird (anubhuyate). Diesen (tam), erkenne (viddhi) als das Selbst (atmanam), als den Zeugen (Veditri). Das ist Einsicht (Buddhya) und zwar die aller subtilste.

Du bist Bewusstsein und Bewusstsein nimmt wahr

Sehen

Du bist derjenige, der alles wahrnimmt und selbst nicht wahrgenommen werden kann. Mache dir öfters diesen Prozess der Wahrnehmung bewusst. Wenn du siehst, sei dir bewusst, das ist der Prozess des Sehens und du siehst, was wahrgenommen wird. Du hast als Instrument das Auge, vielleicht noch eine Brille vorgeschaltet. Du hast als Instrument die Psyche, die Farben und Formen erzeugt, aber du nimmst es wahr. Ohne, dass du da bist als Bewusstsein, nutzt das ganze Auge nichts und die beste Brille nichts, der beste Film nichts, das beste Smartphone nichts. Du musst da sein. Du bist das, was wahrnimmt.

Hören

Es gibt auch das Beispiel mit den Ohren. Du kannst etwas hören. Du kannst einen Podcast von mir hören. Du bist das Bewusstsein, das hört.

Fühlen

Es gibt das Beispiel mit dem Fühlen. Was du fühlst, die Gefühle sind da. Die Emotionen, die Gedanken sind da, all das, was du wahrnehmen kannst. Der, der wahrnimmt bist du. Das Wahrgenommene bist du nicht und auch nicht das Instrument der Wahrnehmung.

Übe dich von allem zu lösen

Du bist nicht der Baum, den du wahrnimmst, aber du bist auch nicht das Auge, durch das du wahrnimmst. Du bist das unsterbliche Selbst. Du bist nicht die Emotion, die du wahrnimmst und du bist auch nicht das Instrument der Emotionen, die in dir erzeugt werden, du bist das Selbst. Mache das den nächsten Tag noch immer wieder, heute, morgen bis zum nächsten Podcast. Es ist gut diesen Kanal jeweils einen Tag zu hören. Es ist wie ein 1 ½ jähriges Training. Jeden Tag eine Hörsendung. Du wächst in diesem Geist des Vedanta immer mehr.

Erfülle dir den Tag damit, dass du dir bewusst machst: Ich bin der Wahrnehmende. Ich bin nicht das Wahrgenommene. Mache dir das bewusst. Spüre es. Erfahre es. Löse dich immer vom Wahrnehmbaren. Löse dich von den Grenzen. Sei dir bewusst, dass du der Wahrnehmende bist, du bist nicht das Wahrgenommene.

Viveka Chudamani - Das Selbst ist sein eigener Zeuge

Wer bin ich?

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 216 von Sukadev Bretz -

Om Namah Shivaya und herzlich willkommen zu einer Vortragsreihe zum Viveka Chudamani zum Kleinod der Unterscheidung, zum Kronjuwel der Unterscheidung, einem der wichtigsten Texte über Vedanta. Das Werk wird der Shankaracharya Tradition zugeschrieben. Shankaracharya war der große Jnana Yogi.

Unterscheidung zwischen dem Selbst und Nichtselbst

Viveka Chudamani hat Viveka, die Unterscheidungskraft, zum Thema. Die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nichtselbst. Wir sind gerade beim 216. Vers.

Hier spricht Shankara von der Unterscheidung vom Selbst und vom Nichtselbst. Einige dutzende Verse hat Shankara über das Nichtselbst geschrieben. Jetzt schreibt er über das Selbst. Wer bin ich? Der Schüler hat im Viveka Chudamani seinem Guru, seinem Meister die Frage gestellt, wie man überhaupt das Selbst verwirklichen kann. Wenn ich das Selbst verwirkliche, dann bin ich derjenige, der das Selbst verwirklicht. Dann wird das Selbst auch wieder ein Objekt und was ein Objekt ist, kann ich nicht sein. Woher weiß ich wer ich wirklich bin? Wie ist das Selbst verwirklichbar?

Shankara schreibt hier:

asau svasakshiko bhavo yatah svenanubhuyate |
atah param svayam sakshat pratyag-atma na chetarah

Das Selbst ist sein eigener Zeuge, da es nur durch sich selbst wahrgenommen wird. Daher ist das Selbst das höchste Brahman und nichts anderes.

Das Selbst ist der Beobachter von sich selbst

Asau - er - das Selbst - sva-sākṣikaḥ - (ist) sein eigener (Sva) Zeuge (Sakshika). Also das Selbst ist der Beobachter von sich selbst yataḥ - weil (Yatas) bhāvaḥ - er eine Wesenheit (ist, Bhava) svena - von sich selbst (Sva) wahrgenommen werden kann – anubhūyate.

Das Selbst ist eine Wesenheit die nur durch sich selbst heraus wahrgenommen werden kann, denn das Selbst ist der Beobachter von sich selbst.

Ataḥ - daher, deshalb (Atas) param - (ist) das Höchste, Absolute (Para) svayam - selbst (Svayam) sākṣāt - leibhaftig, unmittelbar (Sakshat) pratyag-ātmā - die Individualseele ist es nicht. Und auch nicht irgendetwas anderes na ca itarah.

Das Selbst ist kein Objekt

Das wahre Selbst ist das Selbst und dieses Selbst kann nur vom Selbst wahrgenommen werden beziehungsweise der Ausdruck wahrgenommen werden ist auch wieder falsch, denn das Selbst ist ja kein Objekt, deshalb kann es auch nicht wahrgenommen sein. Aber du kannst der Zeuge sein von dem, was du wahrhaftig bist. Es ist schwierig zu beschreiben und du merkst es an den Versen von Shankara, dass er sich auch schwer tut. Was ist das Selbst?

Das Selbst kann nicht wahrgenommen werden. Das Selbst ist kein Objekt. Das Selbst hat keinen Anfang oder Ende, denn wenn es einen Anfang hätte, dann gäbe es jemanden, der den Anfang wahrnehmen würde. Wenn es ein Ende gäbe, dann gäbe es jemanden, der das Ende wahrnimmt und der, der wahrnimmt, ist das Selbst und nicht das Wahrgenommene.

Das Selbst ist Bewusstsein an sich

In diesem Sinne kann das Selbst nicht von der individuellen Seele wahrgenommen werden. Das Selbst ist Bewusstsein an sich und dieses Bewusstsein ist Zeuge, dass das Selbst Bewusstsein ist. Ihr könnt schauen, was der Guru in den nächsten Versen sagt, welche Worte Shankara dem Guru in den Mund legen wird.

Viveka Chudamani - Der Zeuge bleibt unbeeinflusst

Der Zeuge ist von den Dingen die er beobachtet nicht beeinflusst

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 506 von Sukadev Bretz -

Hast du dich vielleicht einmal zur Wahl gestellt? War die Wahl dir wichtig und hast du sie verloren? Jemand anderes wurde gewählt? Wie gehst du damit um.

Lasst uns hören, was Shankara im 506. Vers des Viveka Chudamani dazu sagt:

„Ebenso wird der unveränderliche, unbeteiligte Zeuge nicht von den Dingen beeinflusst, die er beobachtet, so wie die Beschaffenheit eines Raumes nicht die Lampe beeinflusst, die ihn erhellt.“

Du bist der Beobachter - nichts kann dich berühren

Wenn du gekränkt bist, wenn du eine Wahlniederlage hattest, würde Shankara sagen, dass dir das nichts ausmachen muss. Du bist der Beobachter, du bist das Bewusstsein. Auf einer relativen Ebene hast du gute Gründe gehabt dich für die gute Sache einzusetzen, aber in der Tiefe deines Wesens bist du Sein Wissen Glückseligkeit. Der andere, der gewonnen hat, ist auch das höchste Selbst, Sein-Wissen-Glückseligkeit. Vielleicht macht er auf einer relativen Ebene etwas, was du nicht für richtig hältst, aber er oder sie ist trotzdem Sein-Wissen-Glückseligkeit. Shankara hat das Beispiel gebraucht, dass eine Lampe nicht davon beeinflusst wird, wie der Raum ist. Der Raum wird davon beeinflusst, wie die Lampe leuchtet.

Das Relative kommt und geht - Du bist unsterblich

Das Leben auf der Erde wird davon beeinflusst, ob das Sonnenlicht durch die Wolken kommt oder nicht. Aber die Sonne wird davon nicht beeinflusst. In diesem Sinne musst du als wahres Selbst nicht davon beeinflusst werden, ob du eine Wahl gewinnst oder verlierst. Du bist das unsterbliche Selbst. Überbetone die anderen Sachen nicht.

Siehe auch

Weitere Begriffe im Kontext mit Zeuge‏‎

Einige Stichwörter, die vielleicht nur sehr lose in Beziehung stehen mit Zeuge‏‎, aber für dich von Interesse sein könnten, sind unter anterem Zeug‏‎, Zerbrechend‏‎, Zentral‏‎, Ziege‏‎, Zimmermann‏‎, Zischen‏‎.

Zeuge‏‎ Verbesserungsvorschläge und Ergänzungen

Kennst du mehr zum Thema Zeuge‏‎ ? Danke für deine Email an wiki(at)yoga-vidya.de.

Literatur

Seminare

Entspannungstrainer Baustein Seminare

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In der Autogenes Training Kursleiter Ausbildung lernst du Kurse in Entspannung zu konzipieren und Teilnehmer im Autogenen Training anzuleiten.

Autogenes Training nach J.H. Schultz ist e…
Michael Büchel, Roswitha Breitkopf

Zusammenfassung

Das Substantiv Zeuge‏‎ kann gesehen werden im Kontext von Menschsein an sich und kann interpretiert werden vom Standpunkt von Yoga, Meditation, Ayurveda, Spiritualität, humanistische Psychologie..